Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 1. v. 10. 11. 12. an die Hebräer. [Spaltenumbruch]
als welcher nach diesem vesten Grunde darausdie wahre Gottheit und göttliche Majestät des Meßiä erweiset, ohne sich deshalb einiges Wi- derspruchs zu besorgen. 2. Es befinden sich aber in den angeführten 3. Was den ersten von der Schöpfung 4. Die Redens-Art von Gründung der 5. Die Hände werden GOTT zugeignet 6. So viel vom ersten Stücke, von der a. Der ausdrückliche Davidische und Apo- stolische Text, darinn der Verwandelung zweymal ausdrücklich gedacht wird. Und ob denn auch gleich dabey des Vergehens Meldung geschiehet; so ist doch dieses nach der Verwandelung zu verstehen und zu erklä- ren: nemlich von einem solchen Vergehen, da eine Destruction, oder gäntzliche Auflö- sung des ietzigen Welt-Gebäudes geschehen, aber darauf eine andere und bessere Aufrich- tung vorgehen wird. b. Die Parallel-Stellen bey dem Jesaia c. 65, 17. c. 66, 22. Siehe ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaf- fen u. s. w. Desgleichen 2 Pet. 3, 10-13. da diese Verheissung wiederhohlet wird, und, nachdem v. 10. 11. gedacht worden, wie Himmel und Erden zergehen werden, es heißt: Wir warten aber eines neuen Himmels und ei- ner
Cap. 1. v. 10. 11. 12. an die Hebraͤer. [Spaltenumbruch]
als welcher nach dieſem veſten Grunde darausdie wahre Gottheit und goͤttliche Majeſtaͤt des Meßiaͤ erweiſet, ohne ſich deshalb einiges Wi- derſpruchs zu beſorgen. 2. Es befinden ſich aber in den angefuͤhrten 3. Was den erſten von der Schoͤpfung 4. Die Redens-Art von Gruͤndung der 5. Die Haͤnde werden GOTT zugeignet 6. So viel vom erſten Stuͤcke, von der a. Der ausdruͤckliche Davidiſche und Apo- ſtoliſche Text, darinn der Verwandelung zweymal ausdruͤcklich gedacht wird. Und ob denn auch gleich dabey des Vergehens Meldung geſchiehet; ſo iſt doch dieſes nach der Verwandelung zu verſtehen und zu erklaͤ- ren: nemlich von einem ſolchen Vergehen, da eine Deſtruction, oder gaͤntzliche Aufloͤ- ſung des ietzigen Welt-Gebaͤudes geſchehen, aber darauf eine andere und beſſere Aufrich- tung vorgehen wird. b. Die Parallel-Stellen bey dem Jeſaia c. 65, 17. c. 66, 22. Siehe ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde ſchaf- fen u. ſ. w. Desgleichen 2 Pet. 3, 10-13. da dieſe Verheiſſung wiederhohlet wird, und, nachdem v. 10. 11. gedacht worden, wie Himmel und Erden zergehen werden, es heißt: Wir waꝛten aber eines neuen Himmels und ei- ner
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Desgleichen 2 Pet. 3, 10-13. da<lb/> dieſe Verheiſſung wiederhohlet wird, und,<lb/> nachdem v. 10. 11. gedacht worden, wie Himmel<lb/> und Erden <hi rendition="#fr">zergehen</hi> werden, es heißt: <hi rendition="#fr">Wir<lb/> waꝛten aber eines neuen Himmels und ei-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ner</hi></fw><lb/></item> </list> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [255/0257]
Cap. 1. v. 10. 11. 12. an die Hebraͤer.
als welcher nach dieſem veſten Grunde daraus
die wahre Gottheit und goͤttliche Majeſtaͤt des
Meßiaͤ erweiſet, ohne ſich deshalb einiges Wi-
derſpruchs zu beſorgen.
2. Es befinden ſich aber in den angefuͤhrten
Worten des 102ten Pſalms drey Stuͤcke vom
Meßia: erſtlich, daß er ſey der Schoͤpfer Him-
mels und der Erden: zum andern, daß er
Himmel und Crden durch eine Verwandelung
werde erneuen: und drittens, daß er ſelbſt da-
bey ewiglich ohne alle Veraͤnderung bleibe.
Welche drey Puncte noch ins beſondere zu erlaͤu-
tern ſind.
3. Was den erſten von der Schoͤpfung
betrift, ſo gehet dieſelbe auf die gantze Welt,
davon der Erdboden mit dem dazu gehoͤrigen
ſaͤmtlichen Gewaͤſſern nur der kleineſte Theil iſt,
und alles uͤbrige unter dem Worte Himmel ver-
ſtanden wird. Denn der erſchaffene Himmel
begreift in ſich den gantzen Luft-Kreiß, der von
der Erden und den Gewaͤſſern, bis an die gegend
des Monden reichet, und von da in ſeiner unbe-
ſchreiblichen und unbegreiflichen Hoͤhe, Breite,
und Weite alle groſſe Welt-Coͤrper der Geſtir-
ne, die von erſtaunlicher Groͤſſe ſind, in ſich haͤlt.
Ob nun gleich der Erdboden gegen den alſo be-
ſchaffenen Himmel gar keine proportion hat,
ſondern wol geringer iſt als ein Sand-Koͤrnlein
gegen einen groſſen Berg; ſo wird doch die Be-
nennung der gantzen Welt, wie von den Him-
meln, alſo auch von der Erde mit Recht gema-
chet. Denn es wird damit geſehen auf das
menſchliche Geſchlecht, welches den Erdbo-
den bewohnet, und zu deſſen Unterricht das
Werck der Schoͤpfung beſchrieben worden.
Und da nun ein eintziger Menſch, in Anſehung
deſſen, daß er der Seelen nach ein unſterblicher
Geiſt, und nach dem Ebenbilde GOttes erſchaf-
fen iſt, auch dazu wieder erneuret wird, und auf
eine foͤrmliche Art GOTT erkennen, loben und
verherrlichen kan, und ſolchergeſtalt edler iſt, als
alle uͤbrige Welt-Coͤrper; als welche nur erſt
durch die wuͤrdige Betrachtung, theils auch
wohlgeordneten Gebrauch der Menſchen zum
Lobe GOttes gereichen: ſo iſt dieſes die Urſache,
daß in der Benennung der gantzen Welt, wie
gleich im Anfange der Hiſtorie von der Schoͤpf-
fung, alſo auch an dieſem und vielen andern Oer-
tern der heiligen Schrift, der Erden mit ge-
dacht wird.
4. Die Redens-Art von Gruͤndung der
Erden iſt hergenommen von den Baumeiſtern,
welche zu ihren Gebaͤuden zuvorderſt einen ve-
ſten und unbeweglichen Grund legen. Und da
GOTT bey der Schoͤpfung des Erdbodens
und der gantzen Welt keines davon unterſchie-
denen Grundes gebrauchet hat; ſo wird durch
die Gruͤndung nur dieſes angezeiget, daß GOtt
nach ſeiner Weisheit und Allmacht die Welt in
eine ſolche Ordnung geſetzet habe, nach welcher
ſie bis an ihre von ihm ſelbſt herruͤhrende Ver-
wandelung ihre einmal empfangene Stelle, La-
ge und uͤbrige Beſchaffenheit dem Weſen nach
unveraͤnderlich behaͤlt, nicht anders als ein veſt-
gegruͤndetes Gebaͤude: ſie moͤge nun nach der
alten gemeinen Meinung unbeweglich ſtehen, o-
der nach dem neuen Capernicaniſchen Syſte-
mate ihre beſtaͤndige Bewegung haben. Und
im gedachten Verſtande wird dem Schoͤpfer ei-
ne Gruͤndung nicht allein der Erde, ſondern auch
der gantzen Welt zugeſchrieben Matth. 13, 35. c.
25, 34. Joh. 17, 24. Luc. 11, 50. Cph. 1, 4. Heb.
4, 3. c. 9, 26. 1 Pet. 1, 20. Offenb. 13, 20. c.
17, 8.
5. Die Haͤnde werden GOTT zugeignet
in Anſehung ſeiner wirckſamen Kraft und All-
macht. Und da er vermoͤge derſelben die Him-
mel ausgebreitet und mit unzehligen vielen und
erſtaunlichen groſſen Lichts-Coͤrpern gezieret hat,
ſo heißt es davon: Die Himmel ſind deiner
Haͤnde Werck. Dabey man auch folgende
Oerter zu erwegen hat: Jeſ. 48, 12. 13. alwo
der Sohn GOttes, wie aus dem Contexte, da
er v. 12. heißt der Erloͤſer und der Heilige in
Jſrael, wie auch aus der Offenb. c. 1, 17. c. 22,
13. zu ſehen iſt, alſo ſpricht: Jch bin der Er-
ſte, dazu auch der Letzte. Meine Hand
hat den Erdboden gegruͤndet, und meine
rechte Hand hat den Himmel ausgebreitet:
was ich ruffe, das ſtehet alles da. Siehe
desgleichen Pſ. 8, 4. Pſ. 33, 6. Jeſ. 45, 12. 18.
Jer. 10, 11. 12. Sprichw. 8, 22-31. u. ſ. w. Mit
den Worten κατ᾽ ᾽αρχὰς, Hebr. םינפל wird
geſehen auf den Anfang des erſten Buches Mo-
ſis: Jm Anfang ſchuf GOtt Himmel und
Erden. Denn mit der Schoͤpfung, welcher
keine Ewigkeit kan zugeignet werden, hat alle
Zeit mit allem, was darinnen iſt, ihren erſten
Anfang genommen.
6. So viel vom erſten Stuͤcke, von der
Schoͤpfung der Welt. Das andere gehet auf
die dem Sohne GOttes nicht weniger zugeigne-
te Verwandelung. Jch ſage Verwandelung,
oder Erneuerung. Denn daß keine gaͤntzliche
Vernichtung und Aufhebung der Welt geſche-
hen werde, ſondern nur eine ſolche Verwande-
lung, wodurch, als durch eine Verneuerung, ſie
in einen beſſern Zuſtand, als darinn ſie ietzo iſt, ſoll
geſetzet werden, das erweiſen folgende Gruͤnde:
a. Der ausdruͤckliche Davidiſche und Apo-
ſtoliſche Text, darinn der Verwandelung
zweymal ausdruͤcklich gedacht wird. Und
ob denn auch gleich dabey des Vergehens
Meldung geſchiehet; ſo iſt doch dieſes nach
der Verwandelung zu verſtehen und zu erklaͤ-
ren: nemlich von einem ſolchen Vergehen,
da eine Deſtruction, oder gaͤntzliche Aufloͤ-
ſung des ietzigen Welt-Gebaͤudes geſchehen,
aber darauf eine andere und beſſere Aufrich-
tung vorgehen wird.
b. Die Parallel-Stellen bey dem Jeſaia
c. 65, 17. c. 66, 22. Siehe ich will einen
neuen Himmel und eine neue Erde ſchaf-
fen u. ſ. w. Desgleichen 2 Pet. 3, 10-13. da
dieſe Verheiſſung wiederhohlet wird, und,
nachdem v. 10. 11. gedacht worden, wie Himmel
und Erden zergehen werden, es heißt: Wir
waꝛten aber eines neuen Himmels und ei-
ner
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