8. Die Richtigkeit dieses Scepters, welche keine Krümmen hat, zeiget an die Gerech- tigkeit, nach welcher dieses Reich aufs aller voll- kommneste verwaltet wird. Davon heißt es Ps. 67, 15. Die Völcker freuen sich und jauch- zen, daß du die Leute recht richtest, und regierest die Leute auf Erden Sela.
9. Das Reich selbst worauf das so rich- tige Regiment gehet, ist ausser dem Reiche der Natur alhier das Reich der Gnaden und der Herrlichkeit, sonderlich aber der Herrlichkeit: dahin denn sonderlich gehöret derjenige periodus der letztern Zeiten, da Christus nach zerstöretem Reiche des antichrists und der babylonischen Hu- re sein Reich in einem sehr blühenden und recht sabbatischen Zustande unter allen Völckern auf Erden anrichten wird. Davon es heißt Ps. 39, 1. Der HErr ist König und herrlich geschmü- cket: der HErr ist geschmücket und hat ein Reich angefangen, so weit die Welt ist, und zugerichtet, daß es bleiben soll. Des- gleichen Psalm. 96, 9. 10. Betet an den HErrn im heiligen Schmuck, es fürchte ihn alle Welt. Saget unter den Heyden, daß der HErr König sey, und habe sein Reich, so weit die Welt ist, bereitet, daß es bleiben soll, und richtet die Völcker recht Psalm 97, 1. Der HErr ist König, des freue sich das Erdreich, und seyn frölich die Jnseln, so viel ihr ist. Ps. 99, 1. 4. der HErr ist König - - - im Reich dieses Königs hat man das Recht lieb. Siehe auch Dan. 7, 18. 27. und Offenb. 11, 15. Und der siebende En- gel posaunete, und es wurden grosse Stim- men im Himmel, die sprachen: Es sind die Reiche der Welt unsers HErrn und seines Christus worden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und auf dieses Reich gehet insonderheit die andere Bitte im Ge- bet des HErrn: Dein Reich komme.
10. Die Gerechtigkeit, welche der Sohn GOttes geliebet hat, verstehet man billig von der dem herrlichen Ebenbild anerschaffnen, aber durch den Sünden-Fall verlornen Erb-Gerech- tigkeit, damit wir hätten vor GOtt bestehen können. Diese hat der Sohn GOttes derge- stalt geliebet, daß er sie durch sein Versöhn-Opf- fer und Genugthuung wiedergebracht und uns er- worben hat. Daher er Jer. 23, 6. heißt: der HErr, der unsere Gerechtigkeit ist. 1 Cor. 1, 30. Der uns gemachet ist zur Gerechtig- keit. Jes. 45, 27. in dem wir haben Gerech- tigkeit und Stärcke. c. 53, 11. der durch seine Erkenntniß viele gerecht machet. Rom. 3, 24. 25. 8, 33. 14, 17. Dessen Reich die Gerechtigkeit zum Haupt-Gute hat: als darin- nen wir unser Ehren-Kleid vor GOtt finden Jes. 61, 10. Offenb. 19, 7. 8.
11. Die Ungerechtigkeit, oder das gott- lose Wesen, welches der Sohn GOttes gehasset hat, ist der gantze Stand der Sünden mit sei- ner Schuld und Strafe und mit seinem in dem geistlichen Tode und aller Abgeschiedenheit von GOtt liegenden Seelen-Schaden, als rechten [Spaltenumbruch]
Erb-Schaden. Diesen hasset er nicht nur ins- gemein, weil er seiner wesentlichen Gerechtigkeit und Heiligkeit entgegen stehet, nach Ps. 5, 5. 6. 7. sondern auch dergestalt, daß er ihn durch sein Mittler-Amt aus dem Wege räumet und ihn, als ein Werck des Satans, zerstöret 1 Joh. 3, 8. wie durch seinen vollkommnen Gehorsam zur Ge- nugthuung vor dem Gerichte GOttes; also auch durch die Kraft seines Geistes zur Application in der Wiedergeburt und Erneuerung.
12. Die Wörtlein [nkl`], dia tou~to, dar- um, sind wohl zu mercken, wenn es heißt: Dar- um hat dich, o GOtt, dein GOtt gesalbet u. s. w. Denn damit wird angezeiget, daß, weil der Sohn GOttes, nach vorhergesehenem Fall des menschlichen Geschlechts in dem ewigen Rath des Friedens sich als einen Wiederbringer der Gerechtigkeit und als einen Zerstörer aller Unge- rechtigkeit in der anzunehmenden menschlichen Natur dargestellet, ihn GOtt zur Ausführung solches grossen Wercks der menschlichen Natur nach dergestalt salben wolle, daß auch diese das ihrige dazu kräftig beytragen könte. Was nun zur Zeit Davids noch geschehen solte, das wird nach dem gewöhnlichen Prophetischen Stilo, der Gewißheit wegen, als eine schon geschehene Sache vorgestellet.
13. Die Redens-Art gesalbet mit dem Freuden-Oel, ist hergenommen von dem Ge- brauch der Orientalischen Völcker, welche, da sie in ihren warmen und sehr fruchtbaren Ländern die allerköstlichsten und kräftigsten Oele haben, dieselbe gebrauchten wie zur Stärckung und Er- frischung, auch zum guten Geruch, also auch zur Erweisung sonderbarer Ehre. Und weil diese sonderlich den Königen bey ihrer Einweihung durch die Salbung wiederfahren ist, so haben sie davon den Namen der Gesalbten bekommen: wie wir sonderlich vom David und Salomo, wie auch von den Priestern, theils auch Propheten des alten Testaments, sonderlich dem Elisa, als Vorbildern Christi wissen. Siehe 2 B. Mos. 29, 7. c. 30, 15. 3 B. Mos. 4, 3. 5. 7. c. 8, 1-13. 1 Sam. 16, 13. 2 B. Sam. 5, 1. 1 B. Kön. 1, 39. c. 19, 16.
14. Da nun diese Personen Vorbilder Christi gewesen, so ist Christus gesalbet zu seinem Mittler-Amte, nemlich zum Hohen-Priester, König und Propheten: und führet er von die- ser Salbung den Namen [khyshmh] des Meßiä Ps. 2, 6. Dan. 9, 24. 25. 26. Luc. 4, 18. 21. wel- cher Salbung auch sonst gedacht wird Ps. 89, 21. Jes. 11, 2. c. 42, 1. c. 61, 1. Joh. 1, 42. Ap. Ges. 4, 27. c. 10, 38.
15. Es hatte die leibliche Salbung son- derlich eine dreyfache Kraft: nemlich die Kraft der Stärckung, der Erqvickung und des guten Geruchs. Jn Ansehung dieser dreyfachen Kraft wird der Heilige Geist, sonderlich seinen herrli- chen Gaben nach, mit einem solchen Oel vergli- chen. Und heißt er ein Oel der Freuden, weil alle wahre Fülle der geistlichen Gnaden-Gaben, und insonderheit der geistlichen Freude, auch Stärcke und Kraft, von ihm herkömmt, und der
Aus-
J i 3
Cap. 1. v. 8. 9. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch]
8. Die Richtigkeit dieſes Scepters, welche keine Kruͤmmen hat, zeiget an die Gerech- tigkeit, nach welcher dieſes Reich aufs aller voll- kommneſte verwaltet wird. Davon heißt es Pſ. 67, 15. Die Voͤlcker freuen ſich und jauch- zen, daß du die Leute recht richteſt, und regiereſt die Leute auf Erden Sela.
9. Das Reich ſelbſt worauf das ſo rich- tige Regiment gehet, iſt auſſer dem Reiche der Natur alhier das Reich der Gnaden und der Herrlichkeit, ſonderlich aber der Herrlichkeit: dahin denn ſonderlich gehoͤret derjenige periodus der letztern Zeiten, da Chriſtus nach zerſtoͤretem Reiche des antichriſts und der babyloniſchen Hu- re ſein Reich in einem ſehr bluͤhenden und recht ſabbatiſchen Zuſtande unter allen Voͤlckern auf Erden anrichten wird. Davon es heißt Pſ. 39, 1. Der HErr iſt Koͤnig und herrlich geſchmuͤ- cket: der HErr iſt geſchmuͤcket und hat ein Reich angefangen, ſo weit die Welt iſt, und zugerichtet, daß es bleiben ſoll. Des- gleichen Pſalm. 96, 9. 10. Betet an den HErrn im heiligen Schmuck, es fuͤrchte ihn alle Welt. Saget unter den Heyden, daß der HErr Koͤnig ſey, und habe ſein Reich, ſo weit die Welt iſt, bereitet, daß es bleiben ſoll, und richtet die Voͤlcker recht Pſalm 97, 1. Der HErr iſt Koͤnig, des freue ſich das Erdreich, und ſeyn froͤlich die Jnſeln, ſo viel ihr iſt. Pſ. 99, 1. 4. der HErr iſt Koͤnig ‒ ‒ ‒ im Reich dieſes Koͤnigs hat man das Recht lieb. Siehe auch Dan. 7, 18. 27. und Offenb. 11, 15. Und der ſiebende En- gel poſaunete, und es wurden groſſe Stim- men im Himmel, die ſprachen: Es ſind die Reiche der Welt unſers HErrn und ſeines Chriſtus worden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und auf dieſes Reich gehet inſonderheit die andere Bitte im Ge- bet des HErrn: Dein Reich komme.
10. Die Gerechtigkeit, welche der Sohn GOttes geliebet hat, verſtehet man billig von der dem herrlichen Ebenbild anerſchaffnen, aber durch den Suͤnden-Fall verlornen Erb-Gerech- tigkeit, damit wir haͤtten vor GOtt beſtehen koͤnnen. Dieſe hat der Sohn GOttes derge- ſtalt geliebet, daß er ſie durch ſein Verſoͤhn-Opf- fer und Genugthuung wiedergebracht und uns er- worben hat. Daher er Jer. 23, 6. heißt: der HErr, der unſere Gerechtigkeit iſt. 1 Cor. 1, 30. Der uns gemachet iſt zur Gerechtig- keit. Jeſ. 45, 27. in dem wir haben Gerech- tigkeit und Staͤrcke. c. 53, 11. der durch ſeine Erkenntniß viele gerecht machet. Rom. 3, 24. 25. 8, 33. 14, 17. Deſſen Reich die Gerechtigkeit zum Haupt-Gute hat: als darin- nen wir unſer Ehren-Kleid vor GOtt finden Jeſ. 61, 10. Offenb. 19, 7. 8.
11. Die Ungerechtigkeit, oder das gott- loſe Weſen, welches der Sohn GOttes gehaſſet hat, iſt der gantze Stand der Suͤnden mit ſei- ner Schuld und Strafe und mit ſeinem in dem geiſtlichen Tode und aller Abgeſchiedenheit von GOtt liegenden Seelen-Schaden, als rechten [Spaltenumbruch]
Erb-Schaden. Dieſen haſſet er nicht nur ins- gemein, weil er ſeiner weſentlichen Gerechtigkeit und Heiligkeit entgegen ſtehet, nach Pſ. 5, 5. 6. 7. ſondern auch dergeſtalt, daß er ihn durch ſein Mittler-Amt aus dem Wege raͤumet und ihn, als ein Werck des Satans, zerſtoͤret 1 Joh. 3, 8. wie durch ſeinen vollkommnen Gehorſam zur Ge- nugthuung vor dem Gerichte GOttes; alſo auch durch die Kraft ſeines Geiſtes zur Application in der Wiedergeburt und Erneuerung.
12. Die Woͤrtlein [ןכלע], διὰ του῀το, dar- um, ſind wohl zu mercken, wenn es heißt: Dar- um hat dich, o GOtt, dein GOtt geſalbet u. ſ. w. Denn damit wird angezeiget, daß, weil der Sohn GOttes, nach vorhergeſehenem Fall des menſchlichen Geſchlechts in dem ewigen Rath des Friedens ſich als einen Wiederbringer der Gerechtigkeit und als einen Zerſtoͤrer aller Unge- rechtigkeit in der anzunehmenden menſchlichen Natur dargeſtellet, ihn GOtt zur Ausfuͤhrung ſolches groſſen Wercks der menſchlichen Natur nach dergeſtalt ſalben wolle, daß auch dieſe das ihrige dazu kraͤftig beytragen koͤnte. Was nun zur Zeit Davids noch geſchehen ſolte, das wird nach dem gewoͤhnlichen Prophetiſchen Stilo, der Gewißheit wegen, als eine ſchon geſchehene Sache vorgeſtellet.
13. Die Redens-Art geſalbet mit dem Freuden-Oel, iſt hergenommen von dem Ge- brauch der Orientaliſchen Voͤlcker, welche, da ſie in ihren warmen und ſehr fruchtbaren Laͤndern die allerkoͤſtlichſten und kraͤftigſten Oele haben, dieſelbe gebrauchten wie zur Staͤrckung und Er- friſchung, auch zum guten Geruch, alſo auch zur Erweiſung ſonderbarer Ehre. Und weil dieſe ſonderlich den Koͤnigen bey ihrer Einweihung durch die Salbung wiederfahren iſt, ſo haben ſie davon den Namen der Geſalbten bekommen: wie wir ſonderlich vom David und Salomo, wie auch von den Prieſtern, theils auch Propheten des alten Teſtaments, ſonderlich dem Eliſa, als Vorbildern Chriſti wiſſen. Siehe 2 B. Moſ. 29, 7. c. 30, 15. 3 B. Moſ. 4, 3. 5. 7. c. 8, 1-13. 1 Sam. 16, 13. 2 B. Sam. 5, 1. 1 B. Koͤn. 1, 39. c. 19, 16.
14. Da nun dieſe Perſonen Vorbilder Chriſti geweſen, ſo iſt Chriſtus geſalbet zu ſeinem Mittler-Amte, nemlich zum Hohen-Prieſter, Koͤnig und Propheten: und fuͤhret er von die- ſer Salbung den Namen [חישמה] des Meßiaͤ Pſ. 2, 6. Dan. 9, 24. 25. 26. Luc. 4, 18. 21. wel- cher Salbung auch ſonſt gedacht wird Pſ. 89, 21. Jeſ. 11, 2. c. 42, 1. c. 61, 1. Joh. 1, 42. Ap. Geſ. 4, 27. c. 10, 38.
15. Es hatte die leibliche Salbung ſon- derlich eine dreyfache Kraft: nemlich die Kraft der Staͤrckung, der Erqvickung und des guten Geruchs. Jn Anſehung dieſer dreyfachen Kraft wird der Heilige Geiſt, ſonderlich ſeinen herrli- chen Gaben nach, mit einem ſolchen Oel vergli- chen. Und heißt er ein Oel der Freuden, weil alle wahre Fuͤlle der geiſtlichen Gnaden-Gaben, und inſonderheit der geiſtlichen Freude, auch Staͤrcke und Kraft, von ihm herkoͤmmt, und der
Aus-
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[253/0255]
Cap. 1. v. 8. 9. an die Hebraͤer.
8. Die Richtigkeit dieſes Scepters,
welche keine Kruͤmmen hat, zeiget an die Gerech-
tigkeit, nach welcher dieſes Reich aufs aller voll-
kommneſte verwaltet wird. Davon heißt es Pſ.
67, 15. Die Voͤlcker freuen ſich und jauch-
zen, daß du die Leute recht richteſt, und
regiereſt die Leute auf Erden Sela.
9. Das Reich ſelbſt worauf das ſo rich-
tige Regiment gehet, iſt auſſer dem Reiche der
Natur alhier das Reich der Gnaden und der
Herrlichkeit, ſonderlich aber der Herrlichkeit:
dahin denn ſonderlich gehoͤret derjenige periodus
der letztern Zeiten, da Chriſtus nach zerſtoͤretem
Reiche des antichriſts und der babyloniſchen Hu-
re ſein Reich in einem ſehr bluͤhenden und recht
ſabbatiſchen Zuſtande unter allen Voͤlckern auf
Erden anrichten wird. Davon es heißt Pſ. 39, 1.
Der HErr iſt Koͤnig und herrlich geſchmuͤ-
cket: der HErr iſt geſchmuͤcket und hat ein
Reich angefangen, ſo weit die Welt iſt,
und zugerichtet, daß es bleiben ſoll. Des-
gleichen Pſalm. 96, 9. 10. Betet an den HErrn
im heiligen Schmuck, es fuͤrchte ihn alle
Welt. Saget unter den Heyden, daß der
HErr Koͤnig ſey, und habe ſein Reich, ſo
weit die Welt iſt, bereitet, daß es bleiben
ſoll, und richtet die Voͤlcker recht Pſalm
97, 1. Der HErr iſt Koͤnig, des freue ſich
das Erdreich, und ſeyn froͤlich die Jnſeln,
ſo viel ihr iſt. Pſ. 99, 1. 4. der HErr iſt
Koͤnig ‒ ‒ ‒ im Reich dieſes Koͤnigs hat
man das Recht lieb. Siehe auch Dan. 7, 18.
27. und Offenb. 11, 15. Und der ſiebende En-
gel poſaunete, und es wurden groſſe Stim-
men im Himmel, die ſprachen: Es ſind die
Reiche der Welt unſers HErrn und ſeines
Chriſtus worden, und er wird regieren
von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und auf dieſes
Reich gehet inſonderheit die andere Bitte im Ge-
bet des HErrn: Dein Reich komme.
10. Die Gerechtigkeit, welche der Sohn
GOttes geliebet hat, verſtehet man billig von der
dem herrlichen Ebenbild anerſchaffnen, aber
durch den Suͤnden-Fall verlornen Erb-Gerech-
tigkeit, damit wir haͤtten vor GOtt beſtehen
koͤnnen. Dieſe hat der Sohn GOttes derge-
ſtalt geliebet, daß er ſie durch ſein Verſoͤhn-Opf-
fer und Genugthuung wiedergebracht und uns er-
worben hat. Daher er Jer. 23, 6. heißt: der
HErr, der unſere Gerechtigkeit iſt. 1 Cor.
1, 30. Der uns gemachet iſt zur Gerechtig-
keit. Jeſ. 45, 27. in dem wir haben Gerech-
tigkeit und Staͤrcke. c. 53, 11. der durch
ſeine Erkenntniß viele gerecht machet.
Rom. 3, 24. 25. 8, 33. 14, 17. Deſſen Reich die
Gerechtigkeit zum Haupt-Gute hat: als darin-
nen wir unſer Ehren-Kleid vor GOtt finden
Jeſ. 61, 10. Offenb. 19, 7. 8.
11. Die Ungerechtigkeit, oder das gott-
loſe Weſen, welches der Sohn GOttes gehaſſet
hat, iſt der gantze Stand der Suͤnden mit ſei-
ner Schuld und Strafe und mit ſeinem in dem
geiſtlichen Tode und aller Abgeſchiedenheit von
GOtt liegenden Seelen-Schaden, als rechten
Erb-Schaden. Dieſen haſſet er nicht nur ins-
gemein, weil er ſeiner weſentlichen Gerechtigkeit
und Heiligkeit entgegen ſtehet, nach Pſ. 5, 5. 6. 7.
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Mittler-Amt aus dem Wege raͤumet und ihn,
als ein Werck des Satans, zerſtoͤret 1 Joh. 3, 8.
wie durch ſeinen vollkommnen Gehorſam zur Ge-
nugthuung vor dem Gerichte GOttes; alſo auch
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12. Die Woͤrtlein ןכלע, διὰ του῀το, dar-
um, ſind wohl zu mercken, wenn es heißt: Dar-
um hat dich, o GOtt, dein GOtt geſalbet
u. ſ. w. Denn damit wird angezeiget, daß, weil
der Sohn GOttes, nach vorhergeſehenem Fall
des menſchlichen Geſchlechts in dem ewigen Rath
des Friedens ſich als einen Wiederbringer der
Gerechtigkeit und als einen Zerſtoͤrer aller Unge-
rechtigkeit in der anzunehmenden menſchlichen
Natur dargeſtellet, ihn GOtt zur Ausfuͤhrung
ſolches groſſen Wercks der menſchlichen Natur
nach dergeſtalt ſalben wolle, daß auch dieſe das
ihrige dazu kraͤftig beytragen koͤnte. Was nun
zur Zeit Davids noch geſchehen ſolte, das wird
nach dem gewoͤhnlichen Prophetiſchen Stilo,
der Gewißheit wegen, als eine ſchon geſchehene
Sache vorgeſtellet.
13. Die Redens-Art geſalbet mit dem
Freuden-Oel, iſt hergenommen von dem Ge-
brauch der Orientaliſchen Voͤlcker, welche, da
ſie in ihren warmen und ſehr fruchtbaren Laͤndern
die allerkoͤſtlichſten und kraͤftigſten Oele haben,
dieſelbe gebrauchten wie zur Staͤrckung und Er-
friſchung, auch zum guten Geruch, alſo auch zur
Erweiſung ſonderbarer Ehre. Und weil dieſe
ſonderlich den Koͤnigen bey ihrer Einweihung
durch die Salbung wiederfahren iſt, ſo haben ſie
davon den Namen der Geſalbten bekommen:
wie wir ſonderlich vom David und Salomo, wie
auch von den Prieſtern, theils auch Propheten
des alten Teſtaments, ſonderlich dem Eliſa, als
Vorbildern Chriſti wiſſen. Siehe 2 B. Moſ.
29, 7. c. 30, 15. 3 B. Moſ. 4, 3. 5. 7. c. 8, 1-13.
1 Sam. 16, 13. 2 B. Sam. 5, 1. 1 B. Koͤn. 1, 39.
c. 19, 16.
14. Da nun dieſe Perſonen Vorbilder
Chriſti geweſen, ſo iſt Chriſtus geſalbet zu ſeinem
Mittler-Amte, nemlich zum Hohen-Prieſter,
Koͤnig und Propheten: und fuͤhret er von die-
ſer Salbung den Namen חישמה des Meßiaͤ
Pſ. 2, 6. Dan. 9, 24. 25. 26. Luc. 4, 18. 21. wel-
cher Salbung auch ſonſt gedacht wird Pſ. 89, 21.
Jeſ. 11, 2. c. 42, 1. c. 61, 1. Joh. 1, 42. Ap. Geſ.
4, 27. c. 10, 38.
15. Es hatte die leibliche Salbung ſon-
derlich eine dreyfache Kraft: nemlich die Kraft
der Staͤrckung, der Erqvickung und des guten
Geruchs. Jn Anſehung dieſer dreyfachen Kraft
wird der Heilige Geiſt, ſonderlich ſeinen herrli-
chen Gaben nach, mit einem ſolchen Oel vergli-
chen. Und heißt er ein Oel der Freuden, weil
alle wahre Fuͤlle der geiſtlichen Gnaden-Gaben,
und inſonderheit der geiſtlichen Freude, auch
Staͤrcke und Kraft, von ihm herkoͤmmt, und der
Aus-
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/255>, abgerufen am 27.11.2024.
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