Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Erklärung des Briefes Pauli C. 1. v. 3. [Spaltenumbruch]
sind, und in solchem Stande zur seligen Ge-meinschaft GOttes nicht gelangen können. Jn Ansehung der Unreinigkeit, welche in der Sünden-Schuld lieget, nahm Pilatus Was- ser, da er am Tode Christi keine Schuld ha- ben wolte, und wusch seine Hände und sprach: Jch bin unschuldig (oder rein) an (oder von) dem Blute dieses Gerechten Matth. 27, 24. Und da Paulus an der Sünde der wider- spenstigen Juden zu Corinthus keinen Theil nehmen wolte, sprach er: Euer Blut sey über euer Haupt, ich gehe von nun an rein zu den Heyden. Ap. Ges. 18, 6. Und zu den Aeltesten der Gemeine von Ephesus sagte er: Jch zeuge euch an diesem heutigen Tage, daß ich rein bin von aller Blut. c. 20, 26. b. Die in der Sünden-Schuld liegende Un- reinigkeit ist im alten Testamente durch die vielerley Arten der Levitischen Satzungen, nach welchen einer auf Levitische Art für unrein ge- halten wurde, und der äusserlichen Reinigung gebrauchte, vorgebildet worden: wie wir un- ter andern insonderheit sehen an der Verun- reinigung in Berührung unreiner Thiere und der Todten 3 B. Mos. 10. 4 B. Mos. 5, 2. c. 9, 6. 7. 10. c. 19, 11. 16. 18-22. Siehe auch 3 B. Mos. 21, 1. 11. c. Der Levitischen Unreinigkeit war entgegen gesetzet die Levitische Reinigung, welche durch allerley Opfer, und durch allerhand Bespren- gung und Waschen geschahe. Wie wir in- sonderheit finden in der Materie von gedachter Verunreinigung an den Todten, wie auch in der von den Kindbetterinnen und den Aus- sätzigen u. s. w. 3 B. Mos. 12. 13. 14. Und da unser Heyland kommen war, alles Gesetze zu erfüllen, so sprach er zu jenem curirten Aussä- tzigen: Gehe hin und zeige dich dem Prie- ster, und opfere für deine Reinigung Luc. 5, 14. Daß es aber bey der Levitischen Reini- gung zur Hinwegnehmung der in der Sün- den-Schuld liegenden Unreinigkeit sonderlich auf das Blut-vergiessen, auf die Vergiessung und Besprengung des Bluts angekommen ist, siehet man aus der gantzen Verfassung des Levitischen Gottesdienstes, und aus den Wor- ten Pauli Hebr. 9, 22. 23. Es wird fast al- les mit Blut gereiniget nach dem Gesetz, und ohne Blut-vergiessen geschiehet keine Vergebung u. s. w. Und da nun das Blut im Vorbilde die Kraft der Versöhnung nach 3 B. Mos. 17, 10. 11. hatte, so war gerei- niget werden so viel, als versöhnet werden, die Reinigung eine Versöhnung. Wie denn auch daher die Griechischen Interpretes das Hebräische Wort [rpk] versöhnen unter andern auch durch das Wort katharizein rei- nigen übersetzen. Siehe 2 B. Mos. 29, 36. 37. 30, 10. Jes. 6, 7. d. Da nun aber Christus das Gegenbild ist vom gantzen Levitischen Versöhnungs- und Reinigungs-Wesen; so ist hieraus leichtlich zu erkennen, was es gesaget sey, wenn es heißt: [Spaltenumbruch] Er hat die Reinigung unserer Sünde gemacht durch sich selbst: nemlich es wird damit sein Hohes-Priesterliches Amt be- zeichnet, und angezeiget, daß er uns mit seinem Leiden und Sterben, mit seinem dabey vergos- senen Blute erlöset und versöhnet, und uns al- so die Gerechtigkeit, womit wir vor GOtt be- stehen, und die daher entstehende Vergebung der Sünde, erworben habe. Von solcher Reinigung mit der Application auf die Vergebung der Sünden, und zwar wie er sie nicht durch ein fremdes Opfer, sondern durch sich selbst zu wege gebracht habe, heißt es unten c. 9, 12. 13. 14. Christus ist nicht durch der Böcke und Kälber Blut, son- dern durch sein eigen Blut, einmal in das Heilige eingegangen, und hat eine ewige Erlösung erfunden. Denn so der Ochsen und der Böcke Blut, und die Asche von der Kuh gesprenget, heiliget die Unrei- nen zu der leiblichen Reinigkeit; wie vielmehr wird das Blut Christi, der sich selbst ohne allen Wandel GOtt geopfert hat, unser Gewissen reinigen von den todten Wercken, zu dienen dem lebendi- gen GOtte. Das heißt: Christus hat sich selbst für uns dargegeben, aufdaß er uns erlösete, und reinigte ihm selbst ein Volck zum Eigenthum, das fleißig wäre zu guten Wercken. Tit. 2, 14. desgleichen 1 Joh. 1, 7. Das Blut JEsu Christi, des Sohnes GOttes, machet uns rein von aller Sünde. Welche Reinigung der- gestalt auf die Erlösung und die daher entste- hende Rechtfertigung gehet, daß damit auch auf derselben Zueignung in der Bekehrung, als wircklichen Aenderung des Hertzens, und Ablegung der Sünden gesehen wird. Siehe auch Hebr. 9, 14. 13. Es sind alhier endlich auch folgende a. Diese Worte gehen auf den Stand der Er- höhung Christi, gleichwie die vorhergehenden von dem Stande der Erniedrigung zu ver- stehen sind: als in welchem unser Heyland das Werck der Erlösung, oder die Reinigung von Sünden, vor dem Gerichte GOttes voll- bracht hat. b. Wenn bey dem Stande der Erhöhung nur des Sitzens zur Rechten GOttes gedacht wird, so wird dabey die Auferstehung und Himmelfahrt zum Grunde gesetzet: wie den gläubigen Hebräern schon bekannt war. c. Gleichwie Christus ist auferwecket und aufer- standen, gen Himmel aufgenommen und auf- gefahren: also ist er auch zur Rechten GOttes erhaben und hat sich selbst gesetzet. Er ist auferwecket, aufgenommen und zur Rech- ten GOttes erhaben, nach der menschlichen Natur, durch die Herrlichkeit oder herrliche Macht des Vaters, welche auch des Heiligen Geistes ist. Auferstanden aber und auf- ge-
Erklaͤrung des Briefes Pauli C. 1. v. 3. [Spaltenumbruch]
ſind, und in ſolchem Stande zur ſeligen Ge-meinſchaft GOttes nicht gelangen koͤnnen. Jn Anſehung der Unreinigkeit, welche in der Suͤnden-Schuld lieget, nahm Pilatus Waſ- ſer, da er am Tode Chriſti keine Schuld ha- ben wolte, und wuſch ſeine Haͤnde und ſprach: Jch bin unſchuldig (oder rein) an (oder von) dem Blute dieſes Gerechten Matth. 27, 24. Und da Paulus an der Suͤnde der wider- ſpenſtigen Juden zu Corinthus keinen Theil nehmen wolte, ſprach er: Euer Blut ſey uͤber euer Haupt, ich gehe von nun an rein zu den Heyden. Ap. Geſ. 18, 6. Und zu den Aelteſten der Gemeine von Epheſus ſagte er: Jch zeuge euch an dieſem heutigen Tage, daß ich rein bin von aller Blut. c. 20, 26. b. Die in der Suͤnden-Schuld liegende Un- reinigkeit iſt im alten Teſtamente durch die vielerley Arten der Levitiſchen Satzungen, nach welchen einer auf Levitiſche Art fuͤr unrein ge- halten wurde, und der aͤuſſerlichen Reinigung gebrauchte, vorgebildet worden: wie wir un- ter andern inſonderheit ſehen an der Verun- reinigung in Beruͤhrung unreiner Thiere und der Todten 3 B. Moſ. 10. 4 B. Moſ. 5, 2. c. 9, 6. 7. 10. c. 19, 11. 16. 18-22. Siehe auch 3 B. Moſ. 21, 1. 11. c. Der Levitiſchen Unreinigkeit war entgegen geſetzet die Levitiſche Reinigung, welche durch allerley Opfer, und durch allerhand Beſpren- gung und Waſchen geſchahe. Wie wir in- ſonderheit finden in der Materie von gedachter Verunreinigung an den Todten, wie auch in der von den Kindbetterinnen und den Aus- ſaͤtzigen u. ſ. w. 3 B. Moſ. 12. 13. 14. Und da unſer Heyland kommen war, alles Geſetze zu erfuͤllen, ſo ſprach er zu jenem curirten Ausſaͤ- tzigen: Gehe hin und zeige dich dem Prie- ſter, und opfere fuͤr deine Reinigung Luc. 5, 14. Daß es aber bey der Levitiſchen Reini- gung zur Hinwegnehmung der in der Suͤn- den-Schuld liegenden Unreinigkeit ſonderlich auf das Blut-vergieſſen, auf die Vergieſſung und Beſprengung des Bluts angekommen iſt, ſiehet man aus der gantzen Verfaſſung des Levitiſchen Gottesdienſtes, und aus den Wor- ten Pauli Hebr. 9, 22. 23. Es wird faſt al- les mit Blut gereiniget nach dem Geſetz, und ohne Blut-vergieſſen geſchiehet keine Vergebung u. ſ. w. Und da nun das Blut im Vorbilde die Kraft der Verſoͤhnung nach 3 B. Moſ. 17, 10. 11. hatte, ſo war gerei- niget werden ſo viel, als verſoͤhnet werden, die Reinigung eine Verſoͤhnung. Wie denn auch daher die Griechiſchen Interpretes das Hebraͤiſche Wort [רפכ] verſoͤhnen unter andern auch durch das Wort καϑαρίζειν rei- nigen uͤberſetzen. Siehe 2 B. Moſ. 29, 36. 37. 30, 10. Jeſ. 6, 7. d. Da nun aber Chriſtus das Gegenbild iſt vom gantzen Levitiſchen Verſoͤhnungs- und Reinigungs-Weſen; ſo iſt hieraus leichtlich zu erkennen, was es geſaget ſey, wenn es heißt: [Spaltenumbruch] Er hat die Reinigung unſerer Suͤnde gemacht durch ſich ſelbſt: nemlich es wird damit ſein Hohes-Prieſterliches Amt be- zeichnet, und angezeiget, daß er uns mit ſeinem Leiden und Sterben, mit ſeinem dabey vergoſ- ſenen Blute erloͤſet und verſoͤhnet, und uns al- ſo die Gerechtigkeit, womit wir vor GOtt be- ſtehen, und die daher entſtehende Vergebung der Suͤnde, erworben habe. Von ſolcher Reinigung mit der Application auf die Vergebung der Suͤnden, und zwar wie er ſie nicht durch ein fremdes Opfer, ſondern durch ſich ſelbſt zu wege gebracht habe, heißt es unten c. 9, 12. 13. 14. Chriſtus iſt nicht durch der Boͤcke und Kaͤlber Blut, ſon- dern durch ſein eigen Blut, einmal in das Heilige eingegangen, und hat eine ewige Erloͤſung erfunden. Denn ſo der Ochſen und der Boͤcke Blut, und die Aſche von der Kuh geſprenget, heiliget die Unrei- nen zu der leiblichen Reinigkeit; wie vielmehr wird das Blut Chriſti, der ſich ſelbſt ohne allen Wandel GOtt geopfert hat, unſer Gewiſſen reinigen von den todten Wercken, zu dienen dem lebendi- gen GOtte. Das heißt: Chriſtus hat ſich ſelbſt fuͤr uns dargegeben, aufdaß er uns erloͤſete, und reinigte ihm ſelbſt ein Volck zum Eigenthum, das fleißig waͤre zu guten Wercken. Tit. 2, 14. desgleichen 1 Joh. 1, 7. Das Blut JEſu Chriſti, des Sohnes GOttes, machet uns rein von aller Suͤnde. Welche Reinigung der- geſtalt auf die Erloͤſung und die daher entſte- hende Rechtfertigung gehet, daß damit auch auf derſelben Zueignung in der Bekehrung, als wircklichen Aenderung des Hertzens, und Ablegung der Suͤnden geſehen wird. Siehe auch Hebr. 9, 14. 13. Es ſind alhier endlich auch folgende a. Dieſe Worte gehen auf den Stand der Er- hoͤhung Chriſti, gleichwie die vorhergehenden von dem Stande der Erniedrigung zu ver- ſtehen ſind: als in welchem unſer Heyland das Werck der Erloͤſung, oder die Reinigung von Suͤnden, vor dem Gerichte GOttes voll- bracht hat. b. Wenn bey dem Stande der Erhoͤhung nur des Sitzens zur Rechten GOttes gedacht wird, ſo wird dabey die Auferſtehung und Himmelfahrt zum Grunde geſetzet: wie den glaͤubigen Hebraͤern ſchon bekannt war. c. Gleichwie Chriſtus iſt auferwecket und aufer- ſtanden, gen Himmel aufgenommen und auf- gefahren: alſo iſt er auch zur Rechten GOttes erhaben und hat ſich ſelbſt geſetzet. Er iſt auferwecket, aufgenommen und zur Rech- ten GOttes erhaben, nach der menſchlichen Natur, durch die Herrlichkeit oder herrliche Macht des Vaters, welche auch des Heiligen Geiſtes iſt. Auferſtanden aber und auf- ge-
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Erklaͤrung des Briefes Pauli C. 1. v. 3.
ſind, und in ſolchem Stande zur ſeligen Ge-
meinſchaft GOttes nicht gelangen koͤnnen.
Jn Anſehung der Unreinigkeit, welche in der
Suͤnden-Schuld lieget, nahm Pilatus Waſ-
ſer, da er am Tode Chriſti keine Schuld ha-
ben wolte, und wuſch ſeine Haͤnde und ſprach:
Jch bin unſchuldig (oder rein) an (oder von)
dem Blute dieſes Gerechten Matth. 27, 24.
Und da Paulus an der Suͤnde der wider-
ſpenſtigen Juden zu Corinthus keinen Theil
nehmen wolte, ſprach er: Euer Blut ſey
uͤber euer Haupt, ich gehe von nun an
rein zu den Heyden. Ap. Geſ. 18, 6. Und zu
den Aelteſten der Gemeine von Epheſus ſagte
er: Jch zeuge euch an dieſem heutigen
Tage, daß ich rein bin von aller Blut.
c. 20, 26.
b. Die in der Suͤnden-Schuld liegende Un-
reinigkeit iſt im alten Teſtamente durch die
vielerley Arten der Levitiſchen Satzungen, nach
welchen einer auf Levitiſche Art fuͤr unrein ge-
halten wurde, und der aͤuſſerlichen Reinigung
gebrauchte, vorgebildet worden: wie wir un-
ter andern inſonderheit ſehen an der Verun-
reinigung in Beruͤhrung unreiner Thiere
und der Todten 3 B. Moſ. 10. 4 B. Moſ. 5,
2. c. 9, 6. 7. 10. c. 19, 11. 16. 18-22. Siehe
auch 3 B. Moſ. 21, 1. 11.
c. Der Levitiſchen Unreinigkeit war entgegen
geſetzet die Levitiſche Reinigung, welche durch
allerley Opfer, und durch allerhand Beſpren-
gung und Waſchen geſchahe. Wie wir in-
ſonderheit finden in der Materie von gedachter
Verunreinigung an den Todten, wie auch in
der von den Kindbetterinnen und den Aus-
ſaͤtzigen u. ſ. w. 3 B. Moſ. 12. 13. 14. Und
da unſer Heyland kommen war, alles Geſetze zu
erfuͤllen, ſo ſprach er zu jenem curirten Ausſaͤ-
tzigen: Gehe hin und zeige dich dem Prie-
ſter, und opfere fuͤr deine Reinigung Luc.
5, 14. Daß es aber bey der Levitiſchen Reini-
gung zur Hinwegnehmung der in der Suͤn-
den-Schuld liegenden Unreinigkeit ſonderlich
auf das Blut-vergieſſen, auf die Vergieſſung
und Beſprengung des Bluts angekommen
iſt, ſiehet man aus der gantzen Verfaſſung des
Levitiſchen Gottesdienſtes, und aus den Wor-
ten Pauli Hebr. 9, 22. 23. Es wird faſt al-
les mit Blut gereiniget nach dem Geſetz,
und ohne Blut-vergieſſen geſchiehet
keine Vergebung u. ſ. w. Und da nun das
Blut im Vorbilde die Kraft der Verſoͤhnung
nach 3 B. Moſ. 17, 10. 11. hatte, ſo war gerei-
niget werden ſo viel, als verſoͤhnet werden,
die Reinigung eine Verſoͤhnung. Wie
denn auch daher die Griechiſchen Interpretes
das Hebraͤiſche Wort רפכ verſoͤhnen unter
andern auch durch das Wort καϑαρίζειν rei-
nigen uͤberſetzen. Siehe 2 B. Moſ. 29, 36.
37. 30, 10. Jeſ. 6, 7.
d. Da nun aber Chriſtus das Gegenbild iſt
vom gantzen Levitiſchen Verſoͤhnungs- und
Reinigungs-Weſen; ſo iſt hieraus leichtlich
zu erkennen, was es geſaget ſey, wenn es heißt:
Er hat die Reinigung unſerer Suͤnde
gemacht durch ſich ſelbſt: nemlich es wird
damit ſein Hohes-Prieſterliches Amt be-
zeichnet, und angezeiget, daß er uns mit ſeinem
Leiden und Sterben, mit ſeinem dabey vergoſ-
ſenen Blute erloͤſet und verſoͤhnet, und uns al-
ſo die Gerechtigkeit, womit wir vor GOtt be-
ſtehen, und die daher entſtehende Vergebung
der Suͤnde, erworben habe. Von ſolcher
Reinigung mit der Application auf die
Vergebung der Suͤnden, und zwar wie er
ſie nicht durch ein fremdes Opfer, ſondern
durch ſich ſelbſt zu wege gebracht habe, heißt
es unten c. 9, 12. 13. 14. Chriſtus iſt nicht
durch der Boͤcke und Kaͤlber Blut, ſon-
dern durch ſein eigen Blut, einmal in das
Heilige eingegangen, und hat eine ewige
Erloͤſung erfunden. Denn ſo der Ochſen
und der Boͤcke Blut, und die Aſche von
der Kuh geſprenget, heiliget die Unrei-
nen zu der leiblichen Reinigkeit; wie
vielmehr wird das Blut Chriſti, der ſich
ſelbſt ohne allen Wandel GOtt geopfert
hat, unſer Gewiſſen reinigen von den
todten Wercken, zu dienen dem lebendi-
gen GOtte. Das heißt: Chriſtus hat
ſich ſelbſt fuͤr uns dargegeben, aufdaß er
uns erloͤſete, und reinigte ihm ſelbſt ein
Volck zum Eigenthum, das fleißig waͤre
zu guten Wercken. Tit. 2, 14. desgleichen
1 Joh. 1, 7. Das Blut JEſu Chriſti, des
Sohnes GOttes, machet uns rein von
aller Suͤnde. Welche Reinigung der-
geſtalt auf die Erloͤſung und die daher entſte-
hende Rechtfertigung gehet, daß damit auch
auf derſelben Zueignung in der Bekehrung,
als wircklichen Aenderung des Hertzens,
und Ablegung der Suͤnden geſehen wird.
Siehe auch Hebr. 9, 14.
13. Es ſind alhier endlich auch folgende
Worte noch zu betrachten: Er hat ſich geſetzet
zur Rechten der Majeſtaͤt in der Hoͤhe.
Dabey folgendes zu mercken:
a. Dieſe Worte gehen auf den Stand der Er-
hoͤhung Chriſti, gleichwie die vorhergehenden
von dem Stande der Erniedrigung zu ver-
ſtehen ſind: als in welchem unſer Heyland das
Werck der Erloͤſung, oder die Reinigung von
Suͤnden, vor dem Gerichte GOttes voll-
bracht hat.
b. Wenn bey dem Stande der Erhoͤhung nur
des Sitzens zur Rechten GOttes gedacht
wird, ſo wird dabey die Auferſtehung und
Himmelfahrt zum Grunde geſetzet: wie den
glaͤubigen Hebraͤern ſchon bekannt war.
c. Gleichwie Chriſtus iſt auferwecket und aufer-
ſtanden, gen Himmel aufgenommen und auf-
gefahren: alſo iſt er auch zur Rechten GOttes
erhaben und hat ſich ſelbſt geſetzet. Er iſt
auferwecket, aufgenommen und zur Rech-
ten GOttes erhaben, nach der menſchlichen
Natur, durch die Herrlichkeit oder herrliche
Macht des Vaters, welche auch des Heiligen
Geiſtes iſt. Auferſtanden aber und auf-
ge-
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