Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 1. v. 3. an die Hebräer. [Spaltenumbruch]
achten, daß ihm auch das Werck der Schöpfungzukomme, und dieses mit den vorhergehenden Worten, daß die Welt durch ihn gemachet worden, angezeiget sey, obgleich die Redens- Art, durch ihn, davon ist gebrauchet worden. 7. Gleichwie nun das tragen auf die Er- 8. Das Wort, womit der HErr alle Din- 9. Und daher kömmts, daß auch sonst bey 10. Von dem Reiche der Natur und 11. Die Sünde, welche der Apostel alhier 12. Bey den Worten: er hat die Reini- a. Die Reinigung setzet voraus eine Unrei- nigkeit. Und diese findet sich nicht allein in der Natur, auch Einwohnung und Herrschaft der Sünden, nach welcher wir von Natur un- rein sind, und der Satan selbst ein unreiner Geist heißt: sondern auch in der grossen Sunden-Schuld, nach welcher über uns die Straf-Gerechtigkeit GOttes zur ewigen Verdammniß dergestalt lieget, daß wir ein unreiner und abscheulicher Greuel vor GOtt sind H h 3
Cap. 1. v. 3. an die Hebraͤer. [Spaltenumbruch]
achten, daß ihm auch das Werck der Schoͤpfungzukomme, und dieſes mit den vorhergehenden Worten, daß die Welt durch ihn gemachet worden, angezeiget ſey, obgleich die Redens- Art, durch ihn, davon iſt gebrauchet worden. 7. Gleichwie nun das tragen auf die Er- 8. Das Wort, womit der HErr alle Din- 9. Und daher koͤmmts, daß auch ſonſt bey 10. Von dem Reiche der Natur und 11. Die Suͤnde, welche der Apoſtel alhier 12. Bey den Worten: er hat die Reini- a. Die Reinigung ſetzet voraus eine Unrei- nigkeit. Und dieſe findet ſich nicht allein in der Natur, auch Einwohnung und Herrſchaft der Suͤnden, nach welcher wir von Natur un- rein ſind, und der Satan ſelbſt ein unreiner Geiſt heißt: ſondern auch in der groſſen Sůnden-Schuld, nach welcher uͤber uns die Straf-Gerechtigkeit GOttes zur ewigen Verdammniß dergeſtalt lieget, daß wir ein unreiner und abſcheulicher Greuel vor GOtt ſind H h 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0247" n="245"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 1. v. 3. an die Hebraͤer.</hi></fw><lb/><cb/> achten, daß ihm auch das Werck der <hi rendition="#fr">Schoͤpfung</hi><lb/> zukomme, und dieſes mit den vorhergehenden<lb/> Worten, <hi rendition="#fr">daß die Welt durch ihn gemachet<lb/> worden,</hi> angezeiget ſey, obgleich die Redens-<lb/> Art, <hi rendition="#fr">durch ihn,</hi> davon iſt gebrauchet worden.</p><lb/> <p>7. Gleichwie nun das <hi rendition="#fr">tragen</hi> auf die <hi rendition="#fr">Er-<lb/> haltung</hi> und <hi rendition="#fr">Regierung</hi> nach dem Koͤniglichen<lb/> Amte Chriſti gehet, nach welchem alle Herrſchaft<lb/> auf ſeinen eigenen Schultern lieget Jeſ. 9, 6. und er<lb/> die <hi rendition="#fr">Jſraeliten durch die Wuͤſten getragen<lb/> hatte, wie ein Mann ſeinen Sohn traͤget</hi><lb/> 5 B. Moſ. 1, 31. ja <hi rendition="#fr">wie ein Adler ſeine Jun-<lb/> gen ausfuͤhret und traͤget auf ſeinen Fluͤ-<lb/> geln</hi> c. 32, 11. 2 B. Moſ. 19, 4. alſo iſt dasjenige,<lb/> was getragen und mit dem Worte πάντα, τά<lb/> πάντα bezeichnet wird, <hi rendition="#fr">alles,</hi> was den Namen<lb/> der <hi rendition="#fr">Geſchoͤpfe</hi> GOttes hat. Und da der Sohn<lb/> GOttes uͤber ſolches alles der goͤttlichen Natur<lb/> nach ein HErr iſt: alſo iſt er auch nach der menſch-<lb/> lichen daruͤber zum <hi rendition="#fr">Erben</hi> und <hi rendition="#fr">HErrn</hi> geſetzet,<lb/> nach v. 2. Davon folgende Oerter zu erwegen ſind<lb/> Pſ. 8, 7. u. f. 10, 2. Matth. 28, 18. 1 Cor. 15, 27.<lb/> Col. 1, 16, 17. da es von dem tragen heißt:<lb/><hi rendition="#fr">es beſtehet alles in ihm:</hi> und das alles wird<lb/> in Anſehung der Schoͤpfung und Erhaltung, auch<lb/> Regierung, vorher mit einer <hi rendition="#aq">diſtribution</hi> durch<lb/> ſeine unterſchiedliche Gattungen gefuͤhret, nemlich:<lb/> was im Himmel und auf Erden iſt, das ſichtbare<lb/> und unſichtbare, und darunter die Thronen und<lb/> Herrſchaften, und Fuͤrſtenthuͤmer und Obrigkeit.<lb/> Und ſolchergeſtalt iſt er von einer allmaͤchtigen<lb/> Wirckung, nach welcher <hi rendition="#fr">er alles in allen er-<lb/> fuͤllet,</hi> Eph. 1, 13. <hi rendition="#fr">und alle Dinge ihm unter-<lb/> thaͤnig</hi> machet. Phil. 3, 21.</p><lb/> <p>8. Das <hi rendition="#fr">Wort,</hi> womit der HErr alle Din-<lb/> ge traͤget, heißt ein Wort τῆς δυνάμεως ἀυτου῀,<lb/><hi rendition="#fr">das Wort ſeiner Macht,</hi> oder <hi rendition="#fr">Kraft,</hi> wel-<lb/> ches der ſel. <hi rendition="#aq">Lutherus</hi> gegeben hat: <hi rendition="#fr">ſein kraͤf-<lb/> tiges Wort.</hi> Es iſt demnach das tragen aller<lb/> Dinge ein Werck der Allmacht des Sohnes<lb/> GOttes, nach welcher er alle Dinge erſchaffen<lb/> hat. Und weil der HErr Chriſtus bey dem Erweiſe<lb/> ſeiner Allmacht in den Tagen ſeines Fleiſches auf<lb/> Erden ſich gemeiniglich gewiſſer <hi rendition="#fr">Worte</hi> bedienet<lb/> hat, alſo daß eꝛ mit einem Woꝛte die Teufel ausge-<lb/> trieben Matth. 8, 16. den Wind und das Meer<lb/> ſtille gemachet v. 26. und Todten erwecket Marc.<lb/> 5, 41. auch noch kuͤnftig erwecken wird Joh. 5, 28.<lb/> 1 Theſſ. 4, 16. und daher auch jener Hauptmann<lb/> bat: <hi rendition="#fr">Sprich nur ein Wort, ſo wird mein<lb/> Knecht geſund</hi> Matth 8, 8. ſo ſpricht Paulus:<lb/><hi rendition="#fr">er traͤget alles mit ſeinem kraͤftigen Wor-<lb/> te:</hi> und zeiget damit an, daß er zu ſeiner Herr-<lb/> ſchaft und Regierung keines eintzigen Mittels be-<lb/> duͤrfe, ſondern alles nach und durch ſeinen freyen<lb/> und allmaͤchtigen Willen und Befehl ausrichte,<lb/> und ihm die Wirckung und der Beweis ſeiner All-<lb/> macht ſo leichte ſey, als es einem Menſchen iſt <hi rendition="#fr">ein<lb/> Wort auszuſprechen.</hi></p><lb/> <p>9. Und daher koͤmmts, daß auch ſonſt bey<lb/> der goͤttlichen Erhaltung und Regierung des<lb/><hi rendition="#fr">goͤttlichen Worts</hi> gedacht wird, als: <hi rendition="#fr">der<lb/> Menſch lebet nicht vom Brodte allein, ſon-<lb/> dern von allem, was aus dem Munde des<lb/><cb/> HErrn gehet</hi> 5 B. Moſ. 8, 3. Matth. 4, 4.<lb/><hi rendition="#fr">So er ſpricht, ſo geſchichts, ſo er gebeut,<lb/> ſo ſtehets da</hi> Pſ. 33. 9. <hi rendition="#fr">GOtt ſandte ſein<lb/> Wort und machte ſie geſund.</hi> Pſ. 107, 20.<lb/><hi rendition="#fr">Lobet den HErrn ‒ ‒ ‒ Feuer, Hagel,<lb/> Schnee, und Dampf, und Sturmwinde<lb/> die ſein Wort ausrichten.</hi> Pſ. 148, 8. Es<lb/> ſcheinet mit der Redens-Art, <hi rendition="#fr">alles mit dem<lb/> Worte ſeiner Kraft tragen,</hi> auch ſonderlich<lb/> auf das Werck der Schoͤpfung, davon die Erhal-<lb/> tung gleichſam eine Fortſetzung iſt, geſehen zu ſeyn;<lb/> als davon es ſo oft heißt: <hi rendition="#fr">GOtt ſprach.</hi> Und weil<lb/> das Sprechen GOttes lauter That und Werch<lb/> iſt, ſo iſt daher die Hebraͤiſche Redens-Art ent-<lb/> ſtanden, nach welcher <hi rendition="#fr">Wort ſo</hi> viel heißt, als<lb/><hi rendition="#fr">Werck.</hi> Siehe den Hebraͤiſchen Text 1 B. Moſ.<lb/> 18, 17. 2 B. Moſ. 9, 46. 1 Sam. 14, 12. u. ſ. w.<lb/> daher ſolche Redens-Art auch Luc. 1, 37. vor-<lb/> koͤmmt; als da es heißt: <hi rendition="#fr">bey GOtt iſt kein<lb/> Ding,</hi> πᾶν ῥῆμα, <hi rendition="#fr">unmoͤglich.</hi></p><lb/> <p>10. Von dem <hi rendition="#fr">Reiche der Natur</hi> und<lb/> darinnen von der dem Sohne GOttes zugeeigne-<lb/> ten Schoͤpfung und Erhaltung koͤmmt der Apo-<lb/> ſtel nun auch auf das <hi rendition="#fr">Reich</hi> der <hi rendition="#fr">Gnaden,</hi> und<lb/> darinnen theils auf das <hi rendition="#fr">Mittler-Amt Chriſti,</hi><lb/> theils auf <hi rendition="#fr">den Stand der Erloͤſung,</hi> welcher<lb/> den <hi rendition="#fr">Stand</hi> der <hi rendition="#fr">Erniedrigung</hi> zum Grunde<lb/> hat. Vom <hi rendition="#fr">Mittler Amte</hi> Chriſti, und darin<lb/> von dem <hi rendition="#fr">Hohenprieſterlichen</hi> heißt es: <hi rendition="#fr">er hat<lb/> gemachet die Reinigung unſerer Suͤnde<lb/> durch ſich ſelbſt.</hi> Bey welchen Worten wir zu<lb/> mercken haben erſtlich die <hi rendition="#fr">Suͤnde,</hi> worauf die<lb/> Reinigung gegangen: denn die <hi rendition="#fr">Reinigung</hi> ſelbſt,<lb/> wie er ſolche gemachet durch ſich ſelbſt.</p><lb/> <p>11. Die <hi rendition="#fr">Suͤnde,</hi> welche der Apoſtel alhier<lb/> nennet <hi rendition="#fr">unſere Suͤnde,</hi> iſt die <hi rendition="#fr">Suͤnde deꝛ gantzen<lb/> Welt,</hi> oder des gantzen menſchlichen Geſchlochts,<lb/> davon er alſo redet, daß er ſich und die glaͤubigen<lb/> Hebraͤer mit einſchlieſſet, aber niemand aus-<lb/> ſchlieſſet, auch die nicht, welche aus ihrer Schuld<lb/> verlohren gehen: wie zu ſehen iſt aus fol-<lb/> genden Oertern, da der gantzen Welt, wie<lb/> ſie Chriſtus von Suͤnden gereiniget habe, gedacht<lb/> wird. Joh. 1, 29. c. 3, 16. c. 12, 47. 1 Joh 2, 2.<lb/> auch derer, die da koͤnnen verlohren gehen. Rom.<lb/> 14, 15. 1 Cor. 8, 11, 13. 2 Pet. 11, 1. Und unter dem<lb/> Worte <hi rendition="#fr">Suͤnde</hi> wird verſtanden der gantze<lb/> Stand der Suͤnden, und darinnen ſonderlich der<lb/> Schuld und der Strafe. Denn da unſer Hey-<lb/> land die Schuld mit der Strafe uͤber ſich genom-<lb/> men, ſo hat er damit beydes aufgehoben.</p><lb/> <p>12. Bey den Worten: <hi rendition="#fr">er hat die Reini-<lb/> gung gemacht durch ſich ſelbſt,</hi> nemlich un-<lb/> ſerer Suͤnden, iſt folgendes zu mercken:</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">a.</hi> Die <hi rendition="#fr">Reinigung</hi> ſetzet voraus eine <hi rendition="#fr">Unrei-<lb/> nigkeit.</hi> Und dieſe findet ſich nicht allein in<lb/> der Natur, auch Einwohnung und Herrſchaft<lb/> der Suͤnden, nach welcher wir von Natur un-<lb/> rein ſind, und der Satan ſelbſt ein <hi rendition="#fr">unreiner<lb/> Geiſt</hi> heißt: ſondern auch in der groſſen<lb/><hi rendition="#fr">Sůnden-Schuld,</hi> nach welcher uͤber uns die<lb/> Straf-Gerechtigkeit GOttes zur ewigen<lb/> Verdammniß dergeſtalt lieget, daß wir ein<lb/> unreiner und abſcheulicher Greuel vor GOtt<lb/> <fw place="bottom" type="sig">H h 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ſind</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [245/0247]
Cap. 1. v. 3. an die Hebraͤer.
achten, daß ihm auch das Werck der Schoͤpfung
zukomme, und dieſes mit den vorhergehenden
Worten, daß die Welt durch ihn gemachet
worden, angezeiget ſey, obgleich die Redens-
Art, durch ihn, davon iſt gebrauchet worden.
7. Gleichwie nun das tragen auf die Er-
haltung und Regierung nach dem Koͤniglichen
Amte Chriſti gehet, nach welchem alle Herrſchaft
auf ſeinen eigenen Schultern lieget Jeſ. 9, 6. und er
die Jſraeliten durch die Wuͤſten getragen
hatte, wie ein Mann ſeinen Sohn traͤget
5 B. Moſ. 1, 31. ja wie ein Adler ſeine Jun-
gen ausfuͤhret und traͤget auf ſeinen Fluͤ-
geln c. 32, 11. 2 B. Moſ. 19, 4. alſo iſt dasjenige,
was getragen und mit dem Worte πάντα, τά
πάντα bezeichnet wird, alles, was den Namen
der Geſchoͤpfe GOttes hat. Und da der Sohn
GOttes uͤber ſolches alles der goͤttlichen Natur
nach ein HErr iſt: alſo iſt er auch nach der menſch-
lichen daruͤber zum Erben und HErrn geſetzet,
nach v. 2. Davon folgende Oerter zu erwegen ſind
Pſ. 8, 7. u. f. 10, 2. Matth. 28, 18. 1 Cor. 15, 27.
Col. 1, 16, 17. da es von dem tragen heißt:
es beſtehet alles in ihm: und das alles wird
in Anſehung der Schoͤpfung und Erhaltung, auch
Regierung, vorher mit einer diſtribution durch
ſeine unterſchiedliche Gattungen gefuͤhret, nemlich:
was im Himmel und auf Erden iſt, das ſichtbare
und unſichtbare, und darunter die Thronen und
Herrſchaften, und Fuͤrſtenthuͤmer und Obrigkeit.
Und ſolchergeſtalt iſt er von einer allmaͤchtigen
Wirckung, nach welcher er alles in allen er-
fuͤllet, Eph. 1, 13. und alle Dinge ihm unter-
thaͤnig machet. Phil. 3, 21.
8. Das Wort, womit der HErr alle Din-
ge traͤget, heißt ein Wort τῆς δυνάμεως ἀυτου῀,
das Wort ſeiner Macht, oder Kraft, wel-
ches der ſel. Lutherus gegeben hat: ſein kraͤf-
tiges Wort. Es iſt demnach das tragen aller
Dinge ein Werck der Allmacht des Sohnes
GOttes, nach welcher er alle Dinge erſchaffen
hat. Und weil der HErr Chriſtus bey dem Erweiſe
ſeiner Allmacht in den Tagen ſeines Fleiſches auf
Erden ſich gemeiniglich gewiſſer Worte bedienet
hat, alſo daß eꝛ mit einem Woꝛte die Teufel ausge-
trieben Matth. 8, 16. den Wind und das Meer
ſtille gemachet v. 26. und Todten erwecket Marc.
5, 41. auch noch kuͤnftig erwecken wird Joh. 5, 28.
1 Theſſ. 4, 16. und daher auch jener Hauptmann
bat: Sprich nur ein Wort, ſo wird mein
Knecht geſund Matth 8, 8. ſo ſpricht Paulus:
er traͤget alles mit ſeinem kraͤftigen Wor-
te: und zeiget damit an, daß er zu ſeiner Herr-
ſchaft und Regierung keines eintzigen Mittels be-
duͤrfe, ſondern alles nach und durch ſeinen freyen
und allmaͤchtigen Willen und Befehl ausrichte,
und ihm die Wirckung und der Beweis ſeiner All-
macht ſo leichte ſey, als es einem Menſchen iſt ein
Wort auszuſprechen.
9. Und daher koͤmmts, daß auch ſonſt bey
der goͤttlichen Erhaltung und Regierung des
goͤttlichen Worts gedacht wird, als: der
Menſch lebet nicht vom Brodte allein, ſon-
dern von allem, was aus dem Munde des
HErrn gehet 5 B. Moſ. 8, 3. Matth. 4, 4.
So er ſpricht, ſo geſchichts, ſo er gebeut,
ſo ſtehets da Pſ. 33. 9. GOtt ſandte ſein
Wort und machte ſie geſund. Pſ. 107, 20.
Lobet den HErrn ‒ ‒ ‒ Feuer, Hagel,
Schnee, und Dampf, und Sturmwinde
die ſein Wort ausrichten. Pſ. 148, 8. Es
ſcheinet mit der Redens-Art, alles mit dem
Worte ſeiner Kraft tragen, auch ſonderlich
auf das Werck der Schoͤpfung, davon die Erhal-
tung gleichſam eine Fortſetzung iſt, geſehen zu ſeyn;
als davon es ſo oft heißt: GOtt ſprach. Und weil
das Sprechen GOttes lauter That und Werch
iſt, ſo iſt daher die Hebraͤiſche Redens-Art ent-
ſtanden, nach welcher Wort ſo viel heißt, als
Werck. Siehe den Hebraͤiſchen Text 1 B. Moſ.
18, 17. 2 B. Moſ. 9, 46. 1 Sam. 14, 12. u. ſ. w.
daher ſolche Redens-Art auch Luc. 1, 37. vor-
koͤmmt; als da es heißt: bey GOtt iſt kein
Ding, πᾶν ῥῆμα, unmoͤglich.
10. Von dem Reiche der Natur und
darinnen von der dem Sohne GOttes zugeeigne-
ten Schoͤpfung und Erhaltung koͤmmt der Apo-
ſtel nun auch auf das Reich der Gnaden, und
darinnen theils auf das Mittler-Amt Chriſti,
theils auf den Stand der Erloͤſung, welcher
den Stand der Erniedrigung zum Grunde
hat. Vom Mittler Amte Chriſti, und darin
von dem Hohenprieſterlichen heißt es: er hat
gemachet die Reinigung unſerer Suͤnde
durch ſich ſelbſt. Bey welchen Worten wir zu
mercken haben erſtlich die Suͤnde, worauf die
Reinigung gegangen: denn die Reinigung ſelbſt,
wie er ſolche gemachet durch ſich ſelbſt.
11. Die Suͤnde, welche der Apoſtel alhier
nennet unſere Suͤnde, iſt die Suͤnde deꝛ gantzen
Welt, oder des gantzen menſchlichen Geſchlochts,
davon er alſo redet, daß er ſich und die glaͤubigen
Hebraͤer mit einſchlieſſet, aber niemand aus-
ſchlieſſet, auch die nicht, welche aus ihrer Schuld
verlohren gehen: wie zu ſehen iſt aus fol-
genden Oertern, da der gantzen Welt, wie
ſie Chriſtus von Suͤnden gereiniget habe, gedacht
wird. Joh. 1, 29. c. 3, 16. c. 12, 47. 1 Joh 2, 2.
auch derer, die da koͤnnen verlohren gehen. Rom.
14, 15. 1 Cor. 8, 11, 13. 2 Pet. 11, 1. Und unter dem
Worte Suͤnde wird verſtanden der gantze
Stand der Suͤnden, und darinnen ſonderlich der
Schuld und der Strafe. Denn da unſer Hey-
land die Schuld mit der Strafe uͤber ſich genom-
men, ſo hat er damit beydes aufgehoben.
12. Bey den Worten: er hat die Reini-
gung gemacht durch ſich ſelbſt, nemlich un-
ſerer Suͤnden, iſt folgendes zu mercken:
a. Die Reinigung ſetzet voraus eine Unrei-
nigkeit. Und dieſe findet ſich nicht allein in
der Natur, auch Einwohnung und Herrſchaft
der Suͤnden, nach welcher wir von Natur un-
rein ſind, und der Satan ſelbſt ein unreiner
Geiſt heißt: ſondern auch in der groſſen
Sůnden-Schuld, nach welcher uͤber uns die
Straf-Gerechtigkeit GOttes zur ewigen
Verdammniß dergeſtalt lieget, daß wir ein
unreiner und abſcheulicher Greuel vor GOtt
ſind
H h 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |