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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 1. v. 3. an die Hebräer.
[Spaltenumbruch] achten, daß ihm auch das Werck der Schöpfung
zukomme, und dieses mit den vorhergehenden
Worten, daß die Welt durch ihn gemachet
worden,
angezeiget sey, obgleich die Redens-
Art, durch ihn, davon ist gebrauchet worden.

7. Gleichwie nun das tragen auf die Er-
haltung
und Regierung nach dem Königlichen
Amte Christi gehet, nach welchem alle Herrschaft
auf seinen eigenen Schultern lieget Jes. 9, 6. und er
die Jsraeliten durch die Wüsten getragen
hatte, wie ein Mann seinen Sohn träget

5 B. Mos. 1, 31. ja wie ein Adler seine Jun-
gen ausführet und träget auf seinen Flü-
geln
c. 32, 11. 2 B. Mos. 19, 4. also ist dasjenige,
was getragen und mit dem Worte panta, ta
panta bezeichnet wird, alles, was den Namen
der Geschöpfe GOttes hat. Und da der Sohn
GOttes über solches alles der göttlichen Natur
nach ein HErr ist: also ist er auch nach der mensch-
lichen darüber zum Erben und HErrn gesetzet,
nach v. 2. Davon folgende Oerter zu erwegen sind
Ps. 8, 7. u. f. 10, 2. Matth. 28, 18. 1 Cor. 15, 27.
Col. 1, 16, 17. da es von dem tragen heißt:
es bestehet alles in ihm: und das alles wird
in Ansehung der Schöpfung und Erhaltung, auch
Regierung, vorher mit einer distribution durch
seine unterschiedliche Gattungen geführet, nemlich:
was im Himmel und auf Erden ist, das sichtbare
und unsichtbare, und darunter die Thronen und
Herrschaften, und Fürstenthümer und Obrigkeit.
Und solchergestalt ist er von einer allmächtigen
Wirckung, nach welcher er alles in allen er-
füllet,
Eph. 1, 13. und alle Dinge ihm unter-
thänig
machet. Phil. 3, 21.

8. Das Wort, womit der HErr alle Din-
ge träget, heißt ein Wort tes dunameos autou~,
das Wort seiner Macht, oder Kraft, wel-
ches der sel. Lutherus gegeben hat: sein kräf-
tiges Wort.
Es ist demnach das tragen aller
Dinge ein Werck der Allmacht des Sohnes
GOttes, nach welcher er alle Dinge erschaffen
hat. Und weil der HErr Christus bey dem Erweise
seiner Allmacht in den Tagen seines Fleisches auf
Erden sich gemeiniglich gewisser Worte bedienet
hat, also daß er mit einem Worte die Teufel ausge-
trieben Matth. 8, 16. den Wind und das Meer
stille gemachet v. 26. und Todten erwecket Marc.
5, 41. auch noch künftig erwecken wird Joh. 5, 28.
1 Thess. 4, 16. und daher auch jener Hauptmann
bat: Sprich nur ein Wort, so wird mein
Knecht gesund
Matth 8, 8. so spricht Paulus:
er träget alles mit seinem kräftigen Wor-
te:
und zeiget damit an, daß er zu seiner Herr-
schaft und Regierung keines eintzigen Mittels be-
dürfe, sondern alles nach und durch seinen freyen
und allmächtigen Willen und Befehl ausrichte,
und ihm die Wirckung und der Beweis seiner All-
macht so leichte sey, als es einem Menschen ist ein
Wort auszusprechen.

9. Und daher kömmts, daß auch sonst bey
der göttlichen Erhaltung und Regierung des
göttlichen Worts gedacht wird, als: der
Mensch lebet nicht vom Brodte allein, son-
dern von allem, was aus dem Munde des
[Spaltenumbruch] HErrn gehet
5 B. Mos. 8, 3. Matth. 4, 4.
So er spricht, so geschichts, so er gebeut,
so stehets da
Ps. 33. 9. GOtt sandte sein
Wort und machte sie gesund.
Ps. 107, 20.
Lobet den HErrn - - - Feuer, Hagel,
Schnee, und Dampf, und Sturmwinde
die sein Wort ausrichten.
Ps. 148, 8. Es
scheinet mit der Redens-Art, alles mit dem
Worte seiner Kraft tragen,
auch sonderlich
auf das Werck der Schöpfung, davon die Erhal-
tung gleichsam eine Fortsetzung ist, gesehen zu seyn;
als davon es so oft heißt: GOtt sprach. Und weil
das Sprechen GOttes lauter That und Werch
ist, so ist daher die Hebräische Redens-Art ent-
standen, nach welcher Wort so viel heißt, als
Werck. Siehe den Hebräischen Text 1 B. Mos.
18, 17. 2 B. Mos. 9, 46. 1 Sam. 14, 12. u. s. w.
daher solche Redens-Art auch Luc. 1, 37. vor-
kömmt; als da es heißt: bey GOtt ist kein
Ding,
pan Rema, unmöglich.

10. Von dem Reiche der Natur und
darinnen von der dem Sohne GOttes zugeeigne-
ten Schöpfung und Erhaltung kömmt der Apo-
stel nun auch auf das Reich der Gnaden, und
darinnen theils auf das Mittler-Amt Christi,
theils auf den Stand der Erlösung, welcher
den Stand der Erniedrigung zum Grunde
hat. Vom Mittler Amte Christi, und darin
von dem Hohenpriesterlichen heißt es: er hat
gemachet die Reinigung unserer Sünde
durch sich selbst.
Bey welchen Worten wir zu
mercken haben erstlich die Sünde, worauf die
Reinigung gegangen: denn die Reinigung selbst,
wie er solche gemachet durch sich selbst.

11. Die Sünde, welche der Apostel alhier
nennet unsere Sünde, ist die Sünde der gantzen
Welt,
oder des gantzen menschlichen Geschlochts,
davon er also redet, daß er sich und die gläubigen
Hebräer mit einschliesset, aber niemand aus-
schliesset, auch die nicht, welche aus ihrer Schuld
verlohren gehen: wie zu sehen ist aus fol-
genden Oertern, da der gantzen Welt, wie
sie Christus von Sünden gereiniget habe, gedacht
wird. Joh. 1, 29. c. 3, 16. c. 12, 47. 1 Joh 2, 2.
auch derer, die da können verlohren gehen. Rom.
14, 15. 1 Cor. 8, 11, 13. 2 Pet. 11, 1. Und unter dem
Worte Sünde wird verstanden der gantze
Stand der Sünden, und darinnen sonderlich der
Schuld und der Strafe. Denn da unser Hey-
land die Schuld mit der Strafe über sich genom-
men, so hat er damit beydes aufgehoben.

12. Bey den Worten: er hat die Reini-
gung gemacht durch sich selbst,
nemlich un-
serer Sünden, ist folgendes zu mercken:

a. Die Reinigung setzet voraus eine Unrei-
nigkeit.
Und diese findet sich nicht allein in
der Natur, auch Einwohnung und Herrschaft
der Sünden, nach welcher wir von Natur un-
rein sind, und der Satan selbst ein unreiner
Geist
heißt: sondern auch in der grossen
Sunden-Schuld, nach welcher über uns die
Straf-Gerechtigkeit GOttes zur ewigen
Verdammniß dergestalt lieget, daß wir ein
unreiner und abscheulicher Greuel vor GOtt
sind
H h 3

Cap. 1. v. 3. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch] achten, daß ihm auch das Werck der Schoͤpfung
zukomme, und dieſes mit den vorhergehenden
Worten, daß die Welt durch ihn gemachet
worden,
angezeiget ſey, obgleich die Redens-
Art, durch ihn, davon iſt gebrauchet worden.

7. Gleichwie nun das tragen auf die Er-
haltung
und Regierung nach dem Koͤniglichen
Amte Chriſti gehet, nach welchem alle Herrſchaft
auf ſeinen eigenen Schultern lieget Jeſ. 9, 6. und er
die Jſraeliten durch die Wuͤſten getragen
hatte, wie ein Mann ſeinen Sohn traͤget

5 B. Moſ. 1, 31. ja wie ein Adler ſeine Jun-
gen ausfuͤhret und traͤget auf ſeinen Fluͤ-
geln
c. 32, 11. 2 B. Moſ. 19, 4. alſo iſt dasjenige,
was getragen und mit dem Worte πάντα, τά
πάντα bezeichnet wird, alles, was den Namen
der Geſchoͤpfe GOttes hat. Und da der Sohn
GOttes uͤber ſolches alles der goͤttlichen Natur
nach ein HErr iſt: alſo iſt er auch nach der menſch-
lichen daruͤber zum Erben und HErrn geſetzet,
nach v. 2. Davon folgende Oerter zu erwegen ſind
Pſ. 8, 7. u. f. 10, 2. Matth. 28, 18. 1 Cor. 15, 27.
Col. 1, 16, 17. da es von dem tragen heißt:
es beſtehet alles in ihm: und das alles wird
in Anſehung der Schoͤpfung und Erhaltung, auch
Regierung, vorher mit einer diſtribution durch
ſeine unterſchiedliche Gattungen gefuͤhret, nemlich:
was im Himmel und auf Erden iſt, das ſichtbare
und unſichtbare, und darunter die Thronen und
Herrſchaften, und Fuͤrſtenthuͤmer und Obrigkeit.
Und ſolchergeſtalt iſt er von einer allmaͤchtigen
Wirckung, nach welcher er alles in allen er-
fuͤllet,
Eph. 1, 13. und alle Dinge ihm unter-
thaͤnig
machet. Phil. 3, 21.

8. Das Wort, womit der HErr alle Din-
ge traͤget, heißt ein Wort τῆς δυνάμεως ἀυτου῀,
das Wort ſeiner Macht, oder Kraft, wel-
ches der ſel. Lutherus gegeben hat: ſein kraͤf-
tiges Wort.
Es iſt demnach das tragen aller
Dinge ein Werck der Allmacht des Sohnes
GOttes, nach welcher er alle Dinge erſchaffen
hat. Und weil der HErr Chriſtus bey dem Erweiſe
ſeiner Allmacht in den Tagen ſeines Fleiſches auf
Erden ſich gemeiniglich gewiſſer Worte bedienet
hat, alſo daß eꝛ mit einem Woꝛte die Teufel ausge-
trieben Matth. 8, 16. den Wind und das Meer
ſtille gemachet v. 26. und Todten erwecket Marc.
5, 41. auch noch kuͤnftig erwecken wird Joh. 5, 28.
1 Theſſ. 4, 16. und daher auch jener Hauptmann
bat: Sprich nur ein Wort, ſo wird mein
Knecht geſund
Matth 8, 8. ſo ſpricht Paulus:
er traͤget alles mit ſeinem kraͤftigen Wor-
te:
und zeiget damit an, daß er zu ſeiner Herr-
ſchaft und Regierung keines eintzigen Mittels be-
duͤrfe, ſondern alles nach und durch ſeinen freyen
und allmaͤchtigen Willen und Befehl ausrichte,
und ihm die Wirckung und der Beweis ſeiner All-
macht ſo leichte ſey, als es einem Menſchen iſt ein
Wort auszuſprechen.

9. Und daher koͤmmts, daß auch ſonſt bey
der goͤttlichen Erhaltung und Regierung des
goͤttlichen Worts gedacht wird, als: der
Menſch lebet nicht vom Brodte allein, ſon-
dern von allem, was aus dem Munde des
[Spaltenumbruch] HErrn gehet
5 B. Moſ. 8, 3. Matth. 4, 4.
So er ſpricht, ſo geſchichts, ſo er gebeut,
ſo ſtehets da
Pſ. 33. 9. GOtt ſandte ſein
Wort und machte ſie geſund.
Pſ. 107, 20.
Lobet den HErrn ‒ ‒ ‒ Feuer, Hagel,
Schnee, und Dampf, und Sturmwinde
die ſein Wort ausrichten.
Pſ. 148, 8. Es
ſcheinet mit der Redens-Art, alles mit dem
Worte ſeiner Kraft tragen,
auch ſonderlich
auf das Werck der Schoͤpfung, davon die Erhal-
tung gleichſam eine Fortſetzung iſt, geſehen zu ſeyn;
als davon es ſo oft heißt: GOtt ſprach. Und weil
das Sprechen GOttes lauter That und Werch
iſt, ſo iſt daher die Hebraͤiſche Redens-Art ent-
ſtanden, nach welcher Wort ſo viel heißt, als
Werck. Siehe den Hebraͤiſchen Text 1 B. Moſ.
18, 17. 2 B. Moſ. 9, 46. 1 Sam. 14, 12. u. ſ. w.
daher ſolche Redens-Art auch Luc. 1, 37. vor-
koͤmmt; als da es heißt: bey GOtt iſt kein
Ding,
πᾶν ῥῆμα, unmoͤglich.

10. Von dem Reiche der Natur und
darinnen von der dem Sohne GOttes zugeeigne-
ten Schoͤpfung und Erhaltung koͤmmt der Apo-
ſtel nun auch auf das Reich der Gnaden, und
darinnen theils auf das Mittler-Amt Chriſti,
theils auf den Stand der Erloͤſung, welcher
den Stand der Erniedrigung zum Grunde
hat. Vom Mittler Amte Chriſti, und darin
von dem Hohenprieſterlichen heißt es: er hat
gemachet die Reinigung unſerer Suͤnde
durch ſich ſelbſt.
Bey welchen Worten wir zu
mercken haben erſtlich die Suͤnde, worauf die
Reinigung gegangen: denn die Reinigung ſelbſt,
wie er ſolche gemachet durch ſich ſelbſt.

11. Die Suͤnde, welche der Apoſtel alhier
nennet unſere Suͤnde, iſt die Suͤnde deꝛ gantzen
Welt,
oder des gantzen menſchlichen Geſchlochts,
davon er alſo redet, daß er ſich und die glaͤubigen
Hebraͤer mit einſchlieſſet, aber niemand aus-
ſchlieſſet, auch die nicht, welche aus ihrer Schuld
verlohren gehen: wie zu ſehen iſt aus fol-
genden Oertern, da der gantzen Welt, wie
ſie Chriſtus von Suͤnden gereiniget habe, gedacht
wird. Joh. 1, 29. c. 3, 16. c. 12, 47. 1 Joh 2, 2.
auch derer, die da koͤnnen verlohren gehen. Rom.
14, 15. 1 Cor. 8, 11, 13. 2 Pet. 11, 1. Und unter dem
Worte Suͤnde wird verſtanden der gantze
Stand der Suͤnden, und darinnen ſonderlich der
Schuld und der Strafe. Denn da unſer Hey-
land die Schuld mit der Strafe uͤber ſich genom-
men, ſo hat er damit beydes aufgehoben.

12. Bey den Worten: er hat die Reini-
gung gemacht durch ſich ſelbſt,
nemlich un-
ſerer Suͤnden, iſt folgendes zu mercken:

a. Die Reinigung ſetzet voraus eine Unrei-
nigkeit.
Und dieſe findet ſich nicht allein in
der Natur, auch Einwohnung und Herrſchaft
der Suͤnden, nach welcher wir von Natur un-
rein ſind, und der Satan ſelbſt ein unreiner
Geiſt
heißt: ſondern auch in der groſſen
Sůnden-Schuld, nach welcher uͤber uns die
Straf-Gerechtigkeit GOttes zur ewigen
Verdammniß dergeſtalt lieget, daß wir ein
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ſind
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[245/0247] Cap. 1. v. 3. an die Hebraͤer. achten, daß ihm auch das Werck der Schoͤpfung zukomme, und dieſes mit den vorhergehenden Worten, daß die Welt durch ihn gemachet worden, angezeiget ſey, obgleich die Redens- Art, durch ihn, davon iſt gebrauchet worden. 7. Gleichwie nun das tragen auf die Er- haltung und Regierung nach dem Koͤniglichen Amte Chriſti gehet, nach welchem alle Herrſchaft auf ſeinen eigenen Schultern lieget Jeſ. 9, 6. und er die Jſraeliten durch die Wuͤſten getragen hatte, wie ein Mann ſeinen Sohn traͤget 5 B. Moſ. 1, 31. ja wie ein Adler ſeine Jun- gen ausfuͤhret und traͤget auf ſeinen Fluͤ- geln c. 32, 11. 2 B. Moſ. 19, 4. alſo iſt dasjenige, was getragen und mit dem Worte πάντα, τά πάντα bezeichnet wird, alles, was den Namen der Geſchoͤpfe GOttes hat. Und da der Sohn GOttes uͤber ſolches alles der goͤttlichen Natur nach ein HErr iſt: alſo iſt er auch nach der menſch- lichen daruͤber zum Erben und HErrn geſetzet, nach v. 2. Davon folgende Oerter zu erwegen ſind Pſ. 8, 7. u. f. 10, 2. Matth. 28, 18. 1 Cor. 15, 27. Col. 1, 16, 17. da es von dem tragen heißt: es beſtehet alles in ihm: und das alles wird in Anſehung der Schoͤpfung und Erhaltung, auch Regierung, vorher mit einer diſtribution durch ſeine unterſchiedliche Gattungen gefuͤhret, nemlich: was im Himmel und auf Erden iſt, das ſichtbare und unſichtbare, und darunter die Thronen und Herrſchaften, und Fuͤrſtenthuͤmer und Obrigkeit. Und ſolchergeſtalt iſt er von einer allmaͤchtigen Wirckung, nach welcher er alles in allen er- fuͤllet, Eph. 1, 13. und alle Dinge ihm unter- thaͤnig machet. Phil. 3, 21. 8. Das Wort, womit der HErr alle Din- ge traͤget, heißt ein Wort τῆς δυνάμεως ἀυτου῀, das Wort ſeiner Macht, oder Kraft, wel- ches der ſel. Lutherus gegeben hat: ſein kraͤf- tiges Wort. Es iſt demnach das tragen aller Dinge ein Werck der Allmacht des Sohnes GOttes, nach welcher er alle Dinge erſchaffen hat. Und weil der HErr Chriſtus bey dem Erweiſe ſeiner Allmacht in den Tagen ſeines Fleiſches auf Erden ſich gemeiniglich gewiſſer Worte bedienet hat, alſo daß eꝛ mit einem Woꝛte die Teufel ausge- trieben Matth. 8, 16. den Wind und das Meer ſtille gemachet v. 26. und Todten erwecket Marc. 5, 41. auch noch kuͤnftig erwecken wird Joh. 5, 28. 1 Theſſ. 4, 16. und daher auch jener Hauptmann bat: Sprich nur ein Wort, ſo wird mein Knecht geſund Matth 8, 8. ſo ſpricht Paulus: er traͤget alles mit ſeinem kraͤftigen Wor- te: und zeiget damit an, daß er zu ſeiner Herr- ſchaft und Regierung keines eintzigen Mittels be- duͤrfe, ſondern alles nach und durch ſeinen freyen und allmaͤchtigen Willen und Befehl ausrichte, und ihm die Wirckung und der Beweis ſeiner All- macht ſo leichte ſey, als es einem Menſchen iſt ein Wort auszuſprechen. 9. Und daher koͤmmts, daß auch ſonſt bey der goͤttlichen Erhaltung und Regierung des goͤttlichen Worts gedacht wird, als: der Menſch lebet nicht vom Brodte allein, ſon- dern von allem, was aus dem Munde des HErrn gehet 5 B. Moſ. 8, 3. Matth. 4, 4. So er ſpricht, ſo geſchichts, ſo er gebeut, ſo ſtehets da Pſ. 33. 9. GOtt ſandte ſein Wort und machte ſie geſund. Pſ. 107, 20. Lobet den HErrn ‒ ‒ ‒ Feuer, Hagel, Schnee, und Dampf, und Sturmwinde die ſein Wort ausrichten. Pſ. 148, 8. Es ſcheinet mit der Redens-Art, alles mit dem Worte ſeiner Kraft tragen, auch ſonderlich auf das Werck der Schoͤpfung, davon die Erhal- tung gleichſam eine Fortſetzung iſt, geſehen zu ſeyn; als davon es ſo oft heißt: GOtt ſprach. Und weil das Sprechen GOttes lauter That und Werch iſt, ſo iſt daher die Hebraͤiſche Redens-Art ent- ſtanden, nach welcher Wort ſo viel heißt, als Werck. Siehe den Hebraͤiſchen Text 1 B. Moſ. 18, 17. 2 B. Moſ. 9, 46. 1 Sam. 14, 12. u. ſ. w. daher ſolche Redens-Art auch Luc. 1, 37. vor- koͤmmt; als da es heißt: bey GOtt iſt kein Ding, πᾶν ῥῆμα, unmoͤglich. 10. Von dem Reiche der Natur und darinnen von der dem Sohne GOttes zugeeigne- ten Schoͤpfung und Erhaltung koͤmmt der Apo- ſtel nun auch auf das Reich der Gnaden, und darinnen theils auf das Mittler-Amt Chriſti, theils auf den Stand der Erloͤſung, welcher den Stand der Erniedrigung zum Grunde hat. Vom Mittler Amte Chriſti, und darin von dem Hohenprieſterlichen heißt es: er hat gemachet die Reinigung unſerer Suͤnde durch ſich ſelbſt. Bey welchen Worten wir zu mercken haben erſtlich die Suͤnde, worauf die Reinigung gegangen: denn die Reinigung ſelbſt, wie er ſolche gemachet durch ſich ſelbſt. 11. Die Suͤnde, welche der Apoſtel alhier nennet unſere Suͤnde, iſt die Suͤnde deꝛ gantzen Welt, oder des gantzen menſchlichen Geſchlochts, davon er alſo redet, daß er ſich und die glaͤubigen Hebraͤer mit einſchlieſſet, aber niemand aus- ſchlieſſet, auch die nicht, welche aus ihrer Schuld verlohren gehen: wie zu ſehen iſt aus fol- genden Oertern, da der gantzen Welt, wie ſie Chriſtus von Suͤnden gereiniget habe, gedacht wird. Joh. 1, 29. c. 3, 16. c. 12, 47. 1 Joh 2, 2. auch derer, die da koͤnnen verlohren gehen. Rom. 14, 15. 1 Cor. 8, 11, 13. 2 Pet. 11, 1. Und unter dem Worte Suͤnde wird verſtanden der gantze Stand der Suͤnden, und darinnen ſonderlich der Schuld und der Strafe. Denn da unſer Hey- land die Schuld mit der Strafe uͤber ſich genom- men, ſo hat er damit beydes aufgehoben. 12. Bey den Worten: er hat die Reini- gung gemacht durch ſich ſelbſt, nemlich un- ſerer Suͤnden, iſt folgendes zu mercken: a. Die Reinigung ſetzet voraus eine Unrei- nigkeit. Und dieſe findet ſich nicht allein in der Natur, auch Einwohnung und Herrſchaft der Suͤnden, nach welcher wir von Natur un- rein ſind, und der Satan ſelbſt ein unreiner Geiſt heißt: ſondern auch in der groſſen Sůnden-Schuld, nach welcher uͤber uns die Straf-Gerechtigkeit GOttes zur ewigen Verdammniß dergeſtalt lieget, daß wir ein unreiner und abſcheulicher Greuel vor GOtt ſind H h 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/247>, abgerufen am 23.11.2024.