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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 1. v. 2. 3. an die Hebräber.
[Spaltenumbruch] nen richtigen Verstand zuläßt; so ist sie doch
mehreren Mißverstand unterworfen, Denn
es könte ein ungeübtes Gemüth gedencken,
daß bey der Schöpfung die Wirckung des
Vaters von der Wirckung des Sohnes un-
terschieden sey, ja diese Geschöpfe vom Va-
ter, andere aber vom Sohne herkämen, oder
daß der So hngleichsam ein Gehülfe des Va-
ters gewesen sey; gleichwie bey menschlichen
Verrichtungen, was einem zu schwer ist,
durch mehrere geschiehet. Wenn es nun
hingegen heißt, daß der Vater durch den
Sohn erschaffen habe,
so wird damit an-
gezeiget, daß wegen der Einigkeit des We-
sens die Schöpfung des Vaters auch die
Schöpfung des Sohnes sey.
c. Daß das Wörtlein durch, wenn es von
GOTT und einer göttlichen Person gebrau-
chet wird, notionem caussae efficientis
habe, das ist, so viel sey als von, und auf den
eigentlichen Urheber gehe. Denn in diesem
Verstande lesen wir es von GOTT dem Va-
ter selbst. Man sehe unter andern 1 Cor. 1, 9.
Da es heißt: GOtt ist treu, durch wel-
chen ihr berufen seyd zur Gemeinschaft
seines Sohn es JESU CHristi unsers
HErrn.
Desgleichen 1 Cor. 12, 8. Col. v.
6. Hebr. 2, 10. So finden wir dieses Wört-
lein in gleichem Verstande auch von Christo
Röm. 1, 5. da der Apostel spricht, daß er
durch CHristum, das ist, von CHristo,
Gnad und Apostel-Amt empfangen ha-
be.
Desgleichen Gal. 1, 1.

9. Man hat im übrigen hiebey zu erwegen
die Oerter Psal. 33, 6. Der Himmel ist durch
das
(selbständige) Wort des HErrn gemacht,
und alles sein Heer durch den Geist seines
Mundes.
Joh. 1, 3. Alle Dinge sind durch
dasselbe
(Wort, als den rechten Werck-Mei-
ster Sprichw. 8, 30.) gemachet, und ohne
dasselbe ist nichts gemachet, was gema-
chet ist.
Eph. 3, 9. GOTT hat alle Din-
ge erschaffen durch JEsum Christ.
Col. 1,
16. Durch ihn ist alles erschaffen, das im
Himmel und auf Erden ist, das sichtbare
und unsichtbare, -- es ist alles durch ihn
und zu ihm erschaffen.
Daß aber der Sohn
GOttes selbst der Schöpfer sey, erhellet nicht
allein an sich selbst aus seiner wahren Gottheit
und aus den angeführten Orten; sondern auch
David, und mit ihm. Paulus, schreibet ihm
im 102ten Psalm die Schöpfung ausdrücklich
zu: wie wir hernach v. 10. 11. 12. sehen werden.
Und er selbst, der Sohn GOttes, eignet sich das
grosse Werck der Schöpfung ausdrücklich zu,
wenn er unter andern Jes. 44, 22. also spricht:
Jch bin der HErr, der alles thut, der den
Himmel ausbreitet alleine, und die Erde
weit machet ohne Gehülfen.
c. 45, 18. So
spricht der HErr, der den Himmel geschaf-
fen hat, der GOtt, der die Erde zubereitet
hat
u. s. w. Da der Sohn GOttes im folgen-
den Contexte v. 21. u. f. also fortfähret: Wen-
det euch zu mir, so werdet ihr selig, aller
[Spaltenumbruch] Welt Ende. Denn ich bin GOtt und kei-
ner mehr. Jch schwere bey mir selbst, und
ein Wort der Gerechtigkeit gehet aus mei-
nem Munde, da soll es bey bleiben: Mir
sollen sich alle Knie beugen, und alle Zun-
gen schweren, und sagen, im HErrn habe
ich Gerechtigkeit und Stärcke.
Man con-
ferir
e dabey die Oerter Röm. 14, 10. 11. Phil.
2, 10. Daraus es so viel klärer wird, daß in dem
Orte des Propheten der Meßias selbst von sich
rede.

V. 3.

Welcher, sintemal er ist der Glantz
seiner Herrlichkeit
(apaugasma tes doxes der
Abglantz seiner Herrlichkeit) und das Eben bild
seines Wesens
(kai kharakter tes uposaseos
autou~, das abgedruckte Ebenbild seiner Person)
und träget (erhält und regieret) alle (erschaf-
fene) Dinge mit seinem kräftigen Worte
(womit er auch in den Tagen seines Fleisches so
viel Wunderwercke gethan hat, also daß er sich
keines andern Mittels dazu bedienet hat) und
hat gemacht die Reinigung unserer Sünde

(die Erlösung und Genugthuung, dadurch uns
die verlohrne Gerechtigkeit, Reinigkeit und Un-
schuld vor GOTT erworben ist und zugerech-
net wird) durch sich selbst (also daß er dazu
keines fremden Opfers gebrauchet hat, son-
dern selbst der Hohepriester und das Opfer ge-
worden ist) hat er sich (nachdem solche Reini-
gung oder Erlösung im Stande der Erniedri-
gung vollbracht war, im Stande der Erhö-
hung) gesetzet zu der Rechten der Majestät
(des Vaters) in der Höhe (in dem unerschaf-
nen Himmel der Herrlichkeit.)

Anmerckungen.

1. Es ist dieser Ort sehr wichtig, und kom-
men darinnen drey Haupt-Stücke vor: das
erste von der göttlichen Natur und Person
Christi;
das andere von dem Amte Christi
im Reiche der Natur und der Gnaden; das
Dritte von dem gedoppelten Stande Chri-
sti.
Und da es in der gantzen Lehre von Christo
auf diese drey Puncte ankömmt, so sehen wir,
daß dieselbe nach allen solchen drey Stücken in
diesem Orte enthalten sey. Welches mit meh-
rern gezeiget werden muß.

2. Auf die Person, und dabey auf die gött-
liche Natur
Christi gehen die ersten Worte,
da er genennet wird der Glantz der Herrlichkeit
des Vaters und das Ebenbild seines We-
sens.
Die Herrlichkeit GOttes ist nichts an-
ders, als das Wesen, oder die Natur GOttes,
dazu alle göttliche Eigenschaften und Vollkom-
menheiten mit unendlicher Majestät gehören.
Und da das so majestätische herrliche Wesen
GOttes auch oft mit einem Lichte vergleichen,
oder GOTT solcher seiner Herrlichkeit nach ein
Licht genennet wird 1 Joh. 1, 5. u. s. w. so wird
mit dem Abglantze des Lichts oder der Herr-
lichkeit gesehen auf die Einigkeit des Wesens
bey dem Vater und Sohn; nicht weniger auch
auf die ewige wesentliche Geburt des Sohnes

vom
H h 2
Cap. 1. v. 2. 3. an die Hebraͤber.
[Spaltenumbruch] nen richtigen Verſtand zulaͤßt; ſo iſt ſie doch
mehreren Mißverſtand unterworfen, Denn
es koͤnte ein ungeuͤbtes Gemuͤth gedencken,
daß bey der Schoͤpfung die Wirckung des
Vaters von der Wirckung des Sohnes un-
terſchieden ſey, ja dieſe Geſchoͤpfe vom Va-
ter, andere aber vom Sohne herkaͤmen, oder
daß der So hngleichſam ein Gehuͤlfe des Va-
ters geweſen ſey; gleichwie bey menſchlichen
Verrichtungen, was einem zu ſchwer iſt,
durch mehrere geſchiehet. Wenn es nun
hingegen heißt, daß der Vater durch den
Sohn erſchaffen habe,
ſo wird damit an-
gezeiget, daß wegen der Einigkeit des We-
ſens die Schoͤpfung des Vaters auch die
Schoͤpfung des Sohnes ſey.
c. Daß das Woͤrtlein durch, wenn es von
GOTT und einer goͤttlichen Perſon gebrau-
chet wird, notionem cauſſæ efficientis
habe, das iſt, ſo viel ſey als von, und auf den
eigentlichen Urheber gehe. Denn in dieſem
Verſtande leſen wir es von GOTT dem Va-
ter ſelbſt. Man ſehe unter andern 1 Cor. 1, 9.
Da es heißt: GOtt iſt treu, durch wel-
chen ihr berufen ſeyd zur Gemeinſchaft
ſeines Sohn es JESU CHriſti unſers
HErrn.
Desgleichen 1 Cor. 12, 8. Col. v.
6. Hebr. 2, 10. So finden wir dieſes Woͤrt-
lein in gleichem Verſtande auch von Chriſto
Roͤm. 1, 5. da der Apoſtel ſpricht, daß er
durch CHriſtum, das iſt, von CHriſto,
Gnad und Apoſtel-Amt empfangen ha-
be.
Desgleichen Gal. 1, 1.

9. Man hat im uͤbrigen hiebey zu erwegen
die Oerter Pſal. 33, 6. Der Himmel iſt durch
das
(ſelbſtaͤndige) Wort des HErrn gemacht,
und alles ſein Heer durch den Geiſt ſeines
Mundes.
Joh. 1, 3. Alle Dinge ſind durch
daſſelbe
(Wort, als den rechten Werck-Mei-
ſter Sprichw. 8, 30.) gemachet, und ohne
daſſelbe iſt nichts gemachet, was gema-
chet iſt.
Eph. 3, 9. GOTT hat alle Din-
ge erſchaffen durch JEſum Chriſt.
Col. 1,
16. Durch ihn iſt alles erſchaffen, das im
Himmel und auf Erden iſt, das ſichtbare
und unſichtbare, ‒‒ es iſt alles durch ihn
und zu ihm erſchaffen.
Daß aber der Sohn
GOttes ſelbſt der Schoͤpfer ſey, erhellet nicht
allein an ſich ſelbſt aus ſeiner wahren Gottheit
und aus den angefuͤhrten Orten; ſondern auch
David, und mit ihm. Paulus, ſchreibet ihm
im 102ten Pſalm die Schoͤpfung ausdruͤcklich
zu: wie wir hernach v. 10. 11. 12. ſehen werden.
Und er ſelbſt, der Sohn GOttes, eignet ſich das
groſſe Werck der Schoͤpfung ausdruͤcklich zu,
wenn er unter andern Jeſ. 44, 22. alſo ſpricht:
Jch bin der HErr, der alles thut, der den
Himmel ausbreitet alleine, und die Erde
weit machet ohne Gehuͤlfen.
c. 45, 18. So
ſpricht der HErr, der den Himmel geſchaf-
fen hat, der GOtt, der die Erde zubereitet
hat
u. ſ. w. Da der Sohn GOttes im folgen-
den Contexte v. 21. u. f. alſo fortfaͤhret: Wen-
det euch zu mir, ſo werdet ihr ſelig, aller
[Spaltenumbruch] Welt Ende. Denn ich bin GOtt und kei-
ner mehr. Jch ſchwere bey mir ſelbſt, und
ein Wort der Gerechtigkeit gehet aus mei-
nem Munde, da ſoll es bey bleiben: Mir
ſollen ſich alle Knie beugen, und alle Zun-
gen ſchweren, und ſagen, im HErrn habe
ich Gerechtigkeit und Staͤrcke.
Man con-
ferir
e dabey die Oerter Roͤm. 14, 10. 11. Phil.
2, 10. Daraus es ſo viel klaͤrer wird, daß in dem
Orte des Propheten der Meßias ſelbſt von ſich
rede.

V. 3.

Welcher, ſintemal er iſt der Glantz
ſeiner Herrlichkeit
(ἀπάυγασμα τῆς δόξης der
Abglantz ſeiner Herrlichkeit) und das Eben bild
ſeines Weſens
(καὶ χαρακτὴρ τῆς ὺποςάσεως
ἀυτου῀, das abgedruckte Ebenbild ſeiner Perſon)
und traͤget (erhaͤlt und regieret) alle (erſchaf-
fene) Dinge mit ſeinem kraͤftigen Worte
(womit er auch in den Tagen ſeines Fleiſches ſo
viel Wunderwercke gethan hat, alſo daß er ſich
keines andern Mittels dazu bedienet hat) und
hat gemacht die Reinigung unſerer Suͤnde

(die Erloͤſung und Genugthuung, dadurch uns
die verlohrne Gerechtigkeit, Reinigkeit und Un-
ſchuld vor GOTT erworben iſt und zugerech-
net wird) durch ſich ſelbſt (alſo daß er dazu
keines fremden Opfers gebrauchet hat, ſon-
dern ſelbſt der Hoheprieſter und das Opfer ge-
worden iſt) hat er ſich (nachdem ſolche Reini-
gung oder Erloͤſung im Stande der Erniedri-
gung vollbracht war, im Stande der Erhoͤ-
hung) geſetzet zu der Rechten der Majeſtaͤt
(des Vaters) in der Hoͤhe (in dem unerſchaf-
nen Himmel der Herrlichkeit.)

Anmerckungen.

1. Es iſt dieſer Ort ſehr wichtig, und kom-
men darinnen drey Haupt-Stuͤcke vor: das
erſte von der goͤttlichen Natur und Perſon
Chriſti;
das andere von dem Amte Chriſti
im Reiche der Natur und der Gnaden; das
Dritte von dem gedoppelten Stande Chri-
ſti.
Und da es in der gantzen Lehre von Chriſto
auf dieſe drey Puncte ankoͤmmt, ſo ſehen wir,
daß dieſelbe nach allen ſolchen drey Stuͤcken in
dieſem Orte enthalten ſey. Welches mit meh-
rern gezeiget werden muß.

2. Auf die Perſon, und dabey auf die goͤtt-
liche Natur
Chriſti gehen die erſten Worte,
da er genennet wird der Glantz der Herrlichkeit
des Vaters und das Ebenbild ſeines We-
ſens.
Die Herrlichkeit GOttes iſt nichts an-
ders, als das Weſen, oder die Natur GOttes,
dazu alle goͤttliche Eigenſchaften und Vollkom-
menheiten mit unendlicher Majeſtaͤt gehoͤren.
Und da das ſo majeſtaͤtiſche herrliche Weſen
GOttes auch oft mit einem Lichte vergleichen,
oder GOTT ſolcher ſeiner Herrlichkeit nach ein
Licht genennet wird 1 Joh. 1, 5. u. ſ. w. ſo wird
mit dem Abglantze des Lichts oder der Herr-
lichkeit geſehen auf die Einigkeit des Weſens
bey dem Vater und Sohn; nicht weniger auch
auf die ewige weſentliche Geburt des Sohnes

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[243/0245] Cap. 1. v. 2. 3. an die Hebraͤber. nen richtigen Verſtand zulaͤßt; ſo iſt ſie doch mehreren Mißverſtand unterworfen, Denn es koͤnte ein ungeuͤbtes Gemuͤth gedencken, daß bey der Schoͤpfung die Wirckung des Vaters von der Wirckung des Sohnes un- terſchieden ſey, ja dieſe Geſchoͤpfe vom Va- ter, andere aber vom Sohne herkaͤmen, oder daß der So hngleichſam ein Gehuͤlfe des Va- ters geweſen ſey; gleichwie bey menſchlichen Verrichtungen, was einem zu ſchwer iſt, durch mehrere geſchiehet. Wenn es nun hingegen heißt, daß der Vater durch den Sohn erſchaffen habe, ſo wird damit an- gezeiget, daß wegen der Einigkeit des We- ſens die Schoͤpfung des Vaters auch die Schoͤpfung des Sohnes ſey. c. Daß das Woͤrtlein durch, wenn es von GOTT und einer goͤttlichen Perſon gebrau- chet wird, notionem cauſſæ efficientis habe, das iſt, ſo viel ſey als von, und auf den eigentlichen Urheber gehe. Denn in dieſem Verſtande leſen wir es von GOTT dem Va- ter ſelbſt. Man ſehe unter andern 1 Cor. 1, 9. Da es heißt: GOtt iſt treu, durch wel- chen ihr berufen ſeyd zur Gemeinſchaft ſeines Sohn es JESU CHriſti unſers HErrn. Desgleichen 1 Cor. 12, 8. Col. v. 6. Hebr. 2, 10. So finden wir dieſes Woͤrt- lein in gleichem Verſtande auch von Chriſto Roͤm. 1, 5. da der Apoſtel ſpricht, daß er durch CHriſtum, das iſt, von CHriſto, Gnad und Apoſtel-Amt empfangen ha- be. Desgleichen Gal. 1, 1. 9. Man hat im uͤbrigen hiebey zu erwegen die Oerter Pſal. 33, 6. Der Himmel iſt durch das (ſelbſtaͤndige) Wort des HErrn gemacht, und alles ſein Heer durch den Geiſt ſeines Mundes. Joh. 1, 3. Alle Dinge ſind durch daſſelbe (Wort, als den rechten Werck-Mei- ſter Sprichw. 8, 30.) gemachet, und ohne daſſelbe iſt nichts gemachet, was gema- chet iſt. Eph. 3, 9. GOTT hat alle Din- ge erſchaffen durch JEſum Chriſt. Col. 1, 16. Durch ihn iſt alles erſchaffen, das im Himmel und auf Erden iſt, das ſichtbare und unſichtbare, ‒‒ es iſt alles durch ihn und zu ihm erſchaffen. Daß aber der Sohn GOttes ſelbſt der Schoͤpfer ſey, erhellet nicht allein an ſich ſelbſt aus ſeiner wahren Gottheit und aus den angefuͤhrten Orten; ſondern auch David, und mit ihm. Paulus, ſchreibet ihm im 102ten Pſalm die Schoͤpfung ausdruͤcklich zu: wie wir hernach v. 10. 11. 12. ſehen werden. Und er ſelbſt, der Sohn GOttes, eignet ſich das groſſe Werck der Schoͤpfung ausdruͤcklich zu, wenn er unter andern Jeſ. 44, 22. alſo ſpricht: Jch bin der HErr, der alles thut, der den Himmel ausbreitet alleine, und die Erde weit machet ohne Gehuͤlfen. c. 45, 18. So ſpricht der HErr, der den Himmel geſchaf- fen hat, der GOtt, der die Erde zubereitet hat u. ſ. w. Da der Sohn GOttes im folgen- den Contexte v. 21. u. f. alſo fortfaͤhret: Wen- det euch zu mir, ſo werdet ihr ſelig, aller Welt Ende. Denn ich bin GOtt und kei- ner mehr. Jch ſchwere bey mir ſelbſt, und ein Wort der Gerechtigkeit gehet aus mei- nem Munde, da ſoll es bey bleiben: Mir ſollen ſich alle Knie beugen, und alle Zun- gen ſchweren, und ſagen, im HErrn habe ich Gerechtigkeit und Staͤrcke. Man con- ferire dabey die Oerter Roͤm. 14, 10. 11. Phil. 2, 10. Daraus es ſo viel klaͤrer wird, daß in dem Orte des Propheten der Meßias ſelbſt von ſich rede. V. 3. Welcher, ſintemal er iſt der Glantz ſeiner Herrlichkeit (ἀπάυγασμα τῆς δόξης der Abglantz ſeiner Herrlichkeit) und das Eben bild ſeines Weſens (καὶ χαρακτὴρ τῆς ὺποςάσεως ἀυτου῀, das abgedruckte Ebenbild ſeiner Perſon) und traͤget (erhaͤlt und regieret) alle (erſchaf- fene) Dinge mit ſeinem kraͤftigen Worte (womit er auch in den Tagen ſeines Fleiſches ſo viel Wunderwercke gethan hat, alſo daß er ſich keines andern Mittels dazu bedienet hat) und hat gemacht die Reinigung unſerer Suͤnde (die Erloͤſung und Genugthuung, dadurch uns die verlohrne Gerechtigkeit, Reinigkeit und Un- ſchuld vor GOTT erworben iſt und zugerech- net wird) durch ſich ſelbſt (alſo daß er dazu keines fremden Opfers gebrauchet hat, ſon- dern ſelbſt der Hoheprieſter und das Opfer ge- worden iſt) hat er ſich (nachdem ſolche Reini- gung oder Erloͤſung im Stande der Erniedri- gung vollbracht war, im Stande der Erhoͤ- hung) geſetzet zu der Rechten der Majeſtaͤt (des Vaters) in der Hoͤhe (in dem unerſchaf- nen Himmel der Herrlichkeit.) Anmerckungen. 1. Es iſt dieſer Ort ſehr wichtig, und kom- men darinnen drey Haupt-Stuͤcke vor: das erſte von der goͤttlichen Natur und Perſon Chriſti; das andere von dem Amte Chriſti im Reiche der Natur und der Gnaden; das Dritte von dem gedoppelten Stande Chri- ſti. Und da es in der gantzen Lehre von Chriſto auf dieſe drey Puncte ankoͤmmt, ſo ſehen wir, daß dieſelbe nach allen ſolchen drey Stuͤcken in dieſem Orte enthalten ſey. Welches mit meh- rern gezeiget werden muß. 2. Auf die Perſon, und dabey auf die goͤtt- liche Natur Chriſti gehen die erſten Worte, da er genennet wird der Glantz der Herrlichkeit des Vaters und das Ebenbild ſeines We- ſens. Die Herrlichkeit GOttes iſt nichts an- ders, als das Weſen, oder die Natur GOttes, dazu alle goͤttliche Eigenſchaften und Vollkom- menheiten mit unendlicher Majeſtaͤt gehoͤren. Und da das ſo majeſtaͤtiſche herrliche Weſen GOttes auch oft mit einem Lichte vergleichen, oder GOTT ſolcher ſeiner Herrlichkeit nach ein Licht genennet wird 1 Joh. 1, 5. u. ſ. w. ſo wird mit dem Abglantze des Lichts oder der Herr- lichkeit geſehen auf die Einigkeit des Weſens bey dem Vater und Sohn; nicht weniger auch auf die ewige weſentliche Geburt des Sohnes vom H h 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/245>, abgerufen am 23.11.2024.