[Spaltenumbruch]
alle Hoffnung von seiner Gewinnung fahren las- sen, sondern bey aller Gelegenheit an seiner Be- kehrung fortfahren zu arbeiten.
9. Daß aber die Bekehrung Onesimi rechter Art und recht gründlich gewesen sey, das siehet man daraus, daß ihn Paulus seinen geistlichen Sohn nennet, den er in den Ban- den gezeuget, und also zur rechten neuen Geburt aus GOtt gebracht habe. O wie sehr ist diese innere Bekehrung des Hertzens von der äusser- lichen Besserung, da man ohne dieselbe nur von groben Lastern ablässet, unterschieden! Und wie rar ist sie auch! sonderlich bey solchen Leuten, als Onesimus war.
10. War nun Paulus schon gebunden, so war doch mit ihm das Wort GOttes nicht ge- bunden, wie er spricht 2 Tim. 2, 9. und das be- wies er damit, daß Onesimus zur Zeit seiner Bande durch seinen Dienst von den Stricken des Satans war befreyet worden. Und wie sein gantzes Amt auf eine solche Gewinnung der See- len, die durch die Wiedergeburt geschiehet, sey gerichtet gewesen, das sehe man sonderlich aus 1 Cor. 4, 15. Gal. 4, 19. da er sich als einen geist- lichen Vater und als eine geistliche Mutter zur Erzeugung geistlicher Kinder darstellet.
11. Und eben dieses ist der Haupt-Chara- cter eines rechtschaffenen Lehrers. Wer ein solcher ist, dem wird es auch nicht gar an solcher Frucht seines Amtes fehlen; obgleich die Ver- härtung an manchen Orten bey den Zuhörern grösser ist, als bey andern. Wer aber von ei- ner solchen Gewinnung der Seelen nichts rechts weiß, noch darauf in seinem Amte hauptsäch- lich gehet, der ist, wo nicht ein Wolf, doch nur ein Mietling bey seiner Heerde.
12. Daß Onesimus müsse recht völlig ge- wonnen seyn, daß siehet man, ausser dem nach- folgenden Contexte, auch daraus, daß der Apo- stel in dem zu gleicher Zeit an die gantze Gemeine zu Colossen geschriebenen Briefe c. 4, 7. 8. also von ihm schreibet: Wie es um mich stehet, wird euch kund thun Tychicus - - wel- chen ich zu euch gesandt habe - - samt Onesimo, dem getreuen und lieben Bru- der, welcher von den euern ist. Alles, wie es hier zustehet, werden sie euch kund thnn. Hier sehen wir, daß Paulus bey der Demuth seines Hertzens Onesimum wegen seines rechtschaffenen Zustandes gar einen Bruder nennet, und zwar den getreuen und lieben Bruder. Welcher auch nach seiner Bekeh- rung sich des Zustandes der Kirche Christi zu Rom in brüderlicher Gemeinschaft mit derosel- ben Gliedern also erkundiget hat, daß er den Colossensern davon Nachricht ertheilen konte.
13. Nun hätte zwar Onesimus wol in Rom bleiben können: allein es war doch theils ihme selbst, theils für die Kirche der Colossenser bes- ser, daß er wieder zurück kehrete, und das ge- gebene Aergerniß mit einem gantz geänderten Sinne und Wandel wieder abthäte. Und wird er dazu ohne Zweifel selbst geneiget gewesen, auch [Spaltenumbruch]
von Paulo in solchem Vorsatze nicht wenig be- stärcket worden seyn. Da es denn allerdings geschehen ist, daß er hernach mit seinem Exem- pel vielmehr erbauet hat, als er vorher geärgert hatte. Es war auch das gegebene Aergerniß eben nicht so groß gewesen, wenn man bedach- te, was er als ein heydnischer Knecht gethan hatte. Daß er aber schon vorher solte bekehret gewesen und wieder aus dem Stande der Gna- den durch den Diebstal gefallen seyn, davon fin- det sich keine Spur, und ist auch so viel weniger zu vermuthen, so viel weniger einmal wahrhaf- tig Bekehrte dahin zu verfallen pflegen: ob es gleich nicht unmöglich ist, sondern geschehen kan.
V. 11.
Welcher weiland dir unnütze, nun aber dir und mir wohl nütze ist, den ha- be ich zu dir gesandt.
Anmerckungen.
1. Da onemi heisset, ich bin nützlich, onesimos nützlich, erfreulich, so siehet der Apostel mit diesen Worten auf den Namen Onesimi, und zeiget damit an, daß so wenig er sich vorher seinem Namen gemäß bezeuget, ja seinen Herrn noch dazu in Schaden gebracht ha- be, so sehr werde er sich es lassen angelegen seyn, daß er ihm nun nützlich werde. Welches One- simus, wie ers Paulo versprochen hatte, und es nunmehro auch der Stand seines Christen- thums also mit sich brachte, auch ohne Zweifel in der That wird wahr gemachet haben.
2. O daß manches untreue und unnütze Gesinde dieses vom Onesimo wohl merckte, und das, was vorhin versäumet worden, beyzeiten wieder einbrächte; sonderlich in der Ordnung wahrer Bekehrung zu GOtt, daraus hernach alle wahre Treue und Nutzbarkeit entstehet. Ent- wendet mancher gleich der Herrschaft nichts auf eine so grobe Art, daß man aus der Strafe ent- laufen muß; so ist doch leider unter dem Gesin- de, welches gleichwol auf Christi Namen getau- fet ist, und Christum angehören will, nichts gemeiner, als allerhand Untreue: welcher nicht besser abgeholfen wird, als durch eine wahre Bekehrung zu GOTT.
V. 12.
Du aber wollest ihn, das ist, mein ei- gen Hertz, annehmen.
Anmerckungen.
1. Wer siehet hier nicht die Dringende Lie- be Pauli, und daraus zu gleich das rechtschaffene Wesen Onesimi, wozu er gelanget seyn muß; sonst Paulus gewiß solche gar nachdrückliche Worte von ihm nicht würde gebrauchet haben. Und was hätte Onesimum mehr recommendiren können als dieses?
2. O wie mancher suchet zwar hier und dazu recommendiret zu werden; aber er ist nicht also beschaffen, daß man es mit einer Freudigkeit thun kan. Dannenhero wer von einem rechtschaffnen Manne andern will empfohlen werden, der muß
auch
Erklaͤrung des Briefes Pauli v. 10-12.
[Spaltenumbruch]
alle Hoffnung von ſeiner Gewinnung fahren laſ- ſen, ſondern bey aller Gelegenheit an ſeiner Be- kehrung fortfahren zu arbeiten.
9. Daß aber die Bekehrung Oneſimi rechter Art und recht gruͤndlich geweſen ſey, das ſiehet man daraus, daß ihn Paulus ſeinen geiſtlichen Sohn nennet, den er in den Ban- den gezeuget, und alſo zur rechten neuen Geburt aus GOtt gebracht habe. O wie ſehr iſt dieſe innere Bekehrung des Hertzens von der aͤuſſer- lichen Beſſerung, da man ohne dieſelbe nur von groben Laſtern ablaͤſſet, unterſchieden! Und wie rar iſt ſie auch! ſonderlich bey ſolchen Leuten, als Oneſimus war.
10. War nun Paulus ſchon gebunden, ſo war doch mit ihm das Wort GOttes nicht ge- bunden, wie er ſpricht 2 Tim. 2, 9. und das be- wies er damit, daß Oneſimus zur Zeit ſeiner Bande durch ſeinen Dienſt von den Stricken des Satans war befreyet worden. Und wie ſein gantzes Amt auf eine ſolche Gewinnung der See- len, die durch die Wiedergeburt geſchiehet, ſey gerichtet geweſen, das ſehe man ſonderlich aus 1 Cor. 4, 15. Gal. 4, 19. da er ſich als einen geiſt- lichen Vater und als eine geiſtliche Mutter zur Erzeugung geiſtlicher Kinder darſtellet.
11. Und eben dieſes iſt der Haupt-Chara- cter eines rechtſchaffenen Lehrers. Wer ein ſolcher iſt, dem wird es auch nicht gar an ſolcher Frucht ſeines Amtes fehlen; obgleich die Ver- haͤrtung an manchen Orten bey den Zuhoͤrern groͤſſer iſt, als bey andern. Wer aber von ei- ner ſolchen Gewinnung der Seelen nichts rechts weiß, noch darauf in ſeinem Amte hauptſaͤch- lich gehet, der iſt, wo nicht ein Wolf, doch nur ein Mietling bey ſeiner Heerde.
12. Daß Oneſimus muͤſſe recht voͤllig ge- wonnen ſeyn, daß ſiehet man, auſſer dem nach- folgenden Contexte, auch daraus, daß der Apo- ſtel in dem zu gleicher Zeit an die gantze Gemeine zu Coloſſen geſchriebenen Briefe c. 4, 7. 8. alſo von ihm ſchreibet: Wie es um mich ſtehet, wird euch kund thun Tychicus ‒ ‒ wel- chen ich zu euch geſandt habe ‒ ‒ ſamt Oneſimo, dem getreuen und lieben Bru- der, welcher von den euern iſt. Alles, wie es hier zuſtehet, werden ſie euch kund thnn. Hier ſehen wir, daß Paulus bey der Demuth ſeines Hertzens Oneſimum wegen ſeines rechtſchaffenen Zuſtandes gar einen Bruder nennet, und zwar den getreuen und lieben Bruder. Welcher auch nach ſeiner Bekeh- rung ſich des Zuſtandes der Kirche Chriſti zu Rom in bruͤderlicher Gemeinſchaft mit deroſel- ben Gliedern alſo erkundiget hat, daß er den Coloſſenſern davon Nachricht ertheilen konte.
13. Nun haͤtte zwar Oneſimus wol in Rom bleiben koͤnnen: allein es war doch theils ihme ſelbſt, theils fuͤr die Kirche der Coloſſenſer beſ- ſer, daß er wieder zuruͤck kehrete, und das ge- gebene Aergerniß mit einem gantz geaͤnderten Sinne und Wandel wieder abthaͤte. Und wird er dazu ohne Zweifel ſelbſt geneiget geweſen, auch [Spaltenumbruch]
von Paulo in ſolchem Vorſatze nicht wenig be- ſtaͤrcket worden ſeyn. Da es denn allerdings geſchehen iſt, daß er hernach mit ſeinem Exem- pel vielmehr erbauet hat, als er vorher geaͤrgert hatte. Es war auch das gegebene Aergerniß eben nicht ſo groß geweſen, wenn man bedach- te, was er als ein heydniſcher Knecht gethan hatte. Daß er aber ſchon vorher ſolte bekehret geweſen und wieder aus dem Stande der Gna- den durch den Diebſtal gefallen ſeyn, davon fin- det ſich keine Spur, und iſt auch ſo viel weniger zu vermuthen, ſo viel weniger einmal wahrhaf- tig Bekehrte dahin zu verfallen pflegen: ob es gleich nicht unmoͤglich iſt, ſondern geſchehen kan.
V. 11.
Welcher weiland dir unnuͤtze, nun aber dir und mir wohl nuͤtze iſt, den ha- be ich zu dir geſandt.
Anmerckungen.
1. Da ὄνημι heiſſet, ich bin nuͤtzlich, ὀνἠσιμος nuͤtzlich, erfreulich, ſo ſiehet der Apoſtel mit dieſen Worten auf den Namen Oneſimi, und zeiget damit an, daß ſo wenig er ſich vorher ſeinem Namen gemaͤß bezeuget, ja ſeinen Herrn noch dazu in Schaden gebracht ha- be, ſo ſehr werde er ſich es laſſen angelegen ſeyn, daß er ihm nun nuͤtzlich werde. Welches One- ſimus, wie ers Paulo verſprochen hatte, und es nunmehro auch der Stand ſeines Chriſten- thums alſo mit ſich brachte, auch ohne Zweifel in der That wird wahr gemachet haben.
2. O daß manches untreue und unnuͤtze Geſinde dieſes vom Oneſimo wohl merckte, und das, was vorhin verſaͤumet worden, beyzeiten wieder einbraͤchte; ſonderlich in der Ordnung wahrer Bekehrung zu GOtt, daraus hernach alle wahre Treue und Nutzbarkeit entſtehet. Ent- wendet mancher gleich der Herrſchaft nichts auf eine ſo grobe Art, daß man aus der Strafe ent- laufen muß; ſo iſt doch leider unter dem Geſin- de, welches gleichwol auf Chriſti Namen getau- fet iſt, und Chriſtum angehoͤren will, nichts gemeiner, als allerhand Untreue: welcher nicht beſſer abgeholfen wird, als durch eine wahre Bekehrung zu GOTT.
V. 12.
Du aber wolleſt ihn, das iſt, mein ei- gen Hertz, annehmen.
Anmerckungen.
1. Wer ſiehet hier nicht die Dringende Lie- be Pauli, und daraus zu gleich das rechtſchaffene Weſen Oneſimi, wozu er gelanget ſeyn muß; ſonſt Paulus gewiß ſolche gar nachdruͤckliche Worte von ihm nicht wuͤrde gebrauchet haben. Und was haͤtte Oneſimum mehr recommendiren koͤnnen als dieſes?
2. O wie mancher ſuchet zwar hier und dazu recommendiret zu werden; aber er iſt nicht alſo beſchaffen, daß man es mit einer Freudigkeit thun kan. Dannenhero wer von einem rechtſchaffnen Manne andern will empfohlen werden, der muß
auch
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[228/0230]
Erklaͤrung des Briefes Pauli v. 10-12.
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9. Daß aber die Bekehrung Oneſimi
rechter Art und recht gruͤndlich geweſen ſey,
das ſiehet man daraus, daß ihn Paulus ſeinen
geiſtlichen Sohn nennet, den er in den Ban-
den gezeuget, und alſo zur rechten neuen Geburt
aus GOtt gebracht habe. O wie ſehr iſt dieſe
innere Bekehrung des Hertzens von der aͤuſſer-
lichen Beſſerung, da man ohne dieſelbe nur von
groben Laſtern ablaͤſſet, unterſchieden! Und wie
rar iſt ſie auch! ſonderlich bey ſolchen Leuten,
als Oneſimus war.
10. War nun Paulus ſchon gebunden, ſo
war doch mit ihm das Wort GOttes nicht ge-
bunden, wie er ſpricht 2 Tim. 2, 9. und das be-
wies er damit, daß Oneſimus zur Zeit ſeiner
Bande durch ſeinen Dienſt von den Stricken des
Satans war befreyet worden. Und wie ſein
gantzes Amt auf eine ſolche Gewinnung der See-
len, die durch die Wiedergeburt geſchiehet, ſey
gerichtet geweſen, das ſehe man ſonderlich aus
1 Cor. 4, 15. Gal. 4, 19. da er ſich als einen geiſt-
lichen Vater und als eine geiſtliche Mutter zur
Erzeugung geiſtlicher Kinder darſtellet.
11. Und eben dieſes iſt der Haupt-Chara-
cter eines rechtſchaffenen Lehrers. Wer ein
ſolcher iſt, dem wird es auch nicht gar an ſolcher
Frucht ſeines Amtes fehlen; obgleich die Ver-
haͤrtung an manchen Orten bey den Zuhoͤrern
groͤſſer iſt, als bey andern. Wer aber von ei-
ner ſolchen Gewinnung der Seelen nichts rechts
weiß, noch darauf in ſeinem Amte hauptſaͤch-
lich gehet, der iſt, wo nicht ein Wolf, doch nur
ein Mietling bey ſeiner Heerde.
12. Daß Oneſimus muͤſſe recht voͤllig ge-
wonnen ſeyn, daß ſiehet man, auſſer dem nach-
folgenden Contexte, auch daraus, daß der Apo-
ſtel in dem zu gleicher Zeit an die gantze Gemeine
zu Coloſſen geſchriebenen Briefe c. 4, 7. 8. alſo
von ihm ſchreibet: Wie es um mich ſtehet,
wird euch kund thun Tychicus ‒ ‒ wel-
chen ich zu euch geſandt habe ‒ ‒ ſamt
Oneſimo, dem getreuen und lieben Bru-
der, welcher von den euern iſt. Alles,
wie es hier zuſtehet, werden ſie euch kund
thnn. Hier ſehen wir, daß Paulus bey der
Demuth ſeines Hertzens Oneſimum wegen ſeines
rechtſchaffenen Zuſtandes gar einen Bruder
nennet, und zwar den getreuen und lieben
Bruder. Welcher auch nach ſeiner Bekeh-
rung ſich des Zuſtandes der Kirche Chriſti zu
Rom in bruͤderlicher Gemeinſchaft mit deroſel-
ben Gliedern alſo erkundiget hat, daß er
den Coloſſenſern davon Nachricht ertheilen
konte.
13. Nun haͤtte zwar Oneſimus wol in Rom
bleiben koͤnnen: allein es war doch theils ihme
ſelbſt, theils fuͤr die Kirche der Coloſſenſer beſ-
ſer, daß er wieder zuruͤck kehrete, und das ge-
gebene Aergerniß mit einem gantz geaͤnderten
Sinne und Wandel wieder abthaͤte. Und wird
er dazu ohne Zweifel ſelbſt geneiget geweſen, auch
von Paulo in ſolchem Vorſatze nicht wenig be-
ſtaͤrcket worden ſeyn. Da es denn allerdings
geſchehen iſt, daß er hernach mit ſeinem Exem-
pel vielmehr erbauet hat, als er vorher geaͤrgert
hatte. Es war auch das gegebene Aergerniß
eben nicht ſo groß geweſen, wenn man bedach-
te, was er als ein heydniſcher Knecht gethan
hatte. Daß er aber ſchon vorher ſolte bekehret
geweſen und wieder aus dem Stande der Gna-
den durch den Diebſtal gefallen ſeyn, davon fin-
det ſich keine Spur, und iſt auch ſo viel weniger
zu vermuthen, ſo viel weniger einmal wahrhaf-
tig Bekehrte dahin zu verfallen pflegen: ob es
gleich nicht unmoͤglich iſt, ſondern geſchehen
kan.
V. 11.
Welcher weiland dir unnuͤtze, nun
aber dir und mir wohl nuͤtze iſt, den ha-
be ich zu dir geſandt.
Anmerckungen.
1. Da ὄνημι heiſſet, ich bin nuͤtzlich,
ὀνἠσιμος nuͤtzlich, erfreulich, ſo ſiehet der
Apoſtel mit dieſen Worten auf den Namen
Oneſimi, und zeiget damit an, daß ſo wenig er
ſich vorher ſeinem Namen gemaͤß bezeuget, ja
ſeinen Herrn noch dazu in Schaden gebracht ha-
be, ſo ſehr werde er ſich es laſſen angelegen ſeyn,
daß er ihm nun nuͤtzlich werde. Welches One-
ſimus, wie ers Paulo verſprochen hatte, und
es nunmehro auch der Stand ſeines Chriſten-
thums alſo mit ſich brachte, auch ohne Zweifel in
der That wird wahr gemachet haben.
2. O daß manches untreue und unnuͤtze
Geſinde dieſes vom Oneſimo wohl merckte, und
das, was vorhin verſaͤumet worden, beyzeiten
wieder einbraͤchte; ſonderlich in der Ordnung
wahrer Bekehrung zu GOtt, daraus hernach
alle wahre Treue und Nutzbarkeit entſtehet. Ent-
wendet mancher gleich der Herrſchaft nichts auf
eine ſo grobe Art, daß man aus der Strafe ent-
laufen muß; ſo iſt doch leider unter dem Geſin-
de, welches gleichwol auf Chriſti Namen getau-
fet iſt, und Chriſtum angehoͤren will, nichts
gemeiner, als allerhand Untreue: welcher nicht
beſſer abgeholfen wird, als durch eine wahre
Bekehrung zu GOTT.
V. 12.
Du aber wolleſt ihn, das iſt, mein ei-
gen Hertz, annehmen.
Anmerckungen.
1. Wer ſiehet hier nicht die Dringende Lie-
be Pauli, und daraus zu gleich das rechtſchaffene
Weſen Oneſimi, wozu er gelanget ſeyn muß; ſonſt
Paulus gewiß ſolche gar nachdruͤckliche Worte
von ihm nicht wuͤrde gebrauchet haben. Und was
haͤtte Oneſimum mehr recommendiren koͤnnen
als dieſes?
2. O wie mancher ſuchet zwar hier und dazu
recommendiret zu werden; aber er iſt nicht alſo
beſchaffen, daß man es mit einer Freudigkeit thun
kan. Dannenhero wer von einem rechtſchaffnen
Manne andern will empfohlen werden, der muß
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/230>, abgerufen am 23.11.2024.
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