1. Lehrer haben sich zu ihrer desto mehrern Erweckung zum öftern vorzustellen, was ihnen bey ihrer Ordination öffentlich vorgehalten worden, und wozu sie sich mit freywilliger und schuldiger Bekenntniß und Versprechung ver- bunden haben.
2. Es ist das Lehr-Amt keine solche Fun- ction, darinnen man sich zur Ruhe setzet, son- dern ein Kampf, da es zum Siege viel Strei- tens kostet: wie auch das Christenthum schon insgemein ist.
V. 13.
Jch gebiete dir vor GOtt, (in der Ge- genwart und im Namen GOttes mit solchem Nachdrucke, als thäte es GOtt selbst) der alle Dinge lebendig machet, (der allen lebendi- gen Geschöpfen das Leben gegeben hat 5 B. M. 32, 39. Ap. Ges. 17, 25. der auch die Leiber der Menschen von den Todten wieder erwecken wird, daher man auch in Todes-Gefahr ihm vertrau- en und getrost seyn kan,) und vor Christo JEsu (dem Sohne GOttes, auch selbst wahren GOtt und Menschen) der unter Pontio Pi- lato (dem bekannten Römischen Landpfleger, und zugleich vor dem jüdischen Volcke) bezeu- get hat ein gut Bekenntniß (von seiner Per- son, wie er sey GOTT und Mensch; und von seinem Amte, wie er sey der König der Jüden; mit welchem auch das hohepriesterliche und prophetische Amt verknüpfet war: Siehe davon Matth. 27, 11. Joh. 18, 36. 37. c. 19, 11. womit er uns denn ein Exempel hinterlassen hat, mit der Bekenntniß der Wahrheit bis in den Tod getreu zu seyn, und solche wie mit aller Freudig- keit, also auch mit aller Gelindigkeit, Sanftmuth und Geduld in Liebe abzulegen.)
Anmerckungen.
1. Diese so nachdrückliche und ernstliche Be- zeugung, welche der Apostel im gantzen Briefe mehrmal thut. (Siehe c. 1, 18. c. 3, 11. c. 5, 7. 21.) geschiehet nicht allein um Timothei, sondern auch um der gantzen Gemeine willen, welcher Ti- motheus die apostolische Verordnung vorzuhal- ten hatte, damit er sich darauf beziehen und dem Vorwurf, als wenn er etwas nach seinem eige- nen Kopfe thäte, vorbauen oder abhelfen könte.
2. Wir haben uns das gantze Leben Christi zur Nachfolge vorzustellen 1 Pet. 2, 21. u. f. Denn ob er gleich einen unendlichen Vorzug, als das Haupt, vor seinen Gliedern behält, manches auch, als insonderheit die Wunderthätigkeit, über unsere Nachfolge gehet; so bleibet doch sein al- lerunschuldigstes Leben, sonderlich in dem, wie er sich im Umgange mit Menschen von allerhand Art erwiesen, ein Muster, welchem wir nachzufol- gen schuldig sind, auch durch seine Gnade tüchtig werden.
V. 14.
Daß du haltest das Gebot (V. 11. 12. und was vorhergehet) ohne Flecken untadelich (in aller Lauterkeit ohne Ubertretung) bis auf die Erscheinung unsers HErrn JESU [Spaltenumbruch]
Christi (um dermaleins vor ihm in aller Freu- digkeit mit gutem Gewissen bestehen zu können, ja die Crone der Gerechtigkeit von ihm, als dem Ertz-Hirten, zu empfahen 2 Timoth. 4, 7. 8. 1 Pet. 5, 4.)
Anmerckung.
Der Apostel hat nicht dafür gehalten, als wenn Timotheus die Zukunft Christi erleben würde: sintemal er Cap. 4, 1. u. f. anzeiget, was noch künftig und zuletzt in der Kirchen für arge Zeiten des Abfalls kommen würden. Wie er sich denn auch dieser Redens-Art gebraucht 1 Thess. 3, 13. 5, 23. und darauf im andern Briefe Cap. 2, 1. u. f. anzeiget, daß der Tag des HErrn, noch nicht so bald vorhanden sey. Siehe auch 1 Cor. 1, 8. Es will demnach Paulus nur anzei- gen, wohin es mit unserer Unsträflichkeit angese- hen sey, nemlich auf die Zukunft Christi, um als- denn bestehen zu können vor ihm, als dem Richter der Lebendigen und der Todten. Und also ists dem Verstande nach so viel, als was Johannes saget 1 Epist. 2, 28. Nun Kindlein bleibet bey ihm, aufdaß wir Freudigkeit haben und nicht zuschanden werden vor ihm in seiner Zukunft.
V. 15. 16.
Welche wird zeigen (in der That dar- stellen) zu seiner Zeit (welche er nach seiner Weisheit seiner Macht vorbehalten hat Apost. Gesch. 1, 7. Siehe auch 1 Tim. 2, 6.) der selige (der niemandes bedarf zu seiner allerhöchsten und unendlichen Vollkommenheit, und der allen Gläubigen die Seligkeit mittheilet) und allein gewaltige (von welchem alle Gewaltigen in der Welt ihre Macht und ihr Ansehen haben) der König aller Könige und HErr aller HErren (der da Gewalt hat über der Menschen Königreiche, und giebt sie, wem er will, und er- höhet die Niedrigen zu denselbigen Dan. 4, 14. 32. 5, 19. 21.) der allein Unsterblichkeit hat (von sich selbst, und daher der Lebendige, oder Ewig- lebend heißt mit grossem Nachdrucke, von dem auch die Engel und Seelen der Menschen ihre Un- sterblichkeit haben) der da in einem Lichte (in einer solchen Vollkommenheit, Klarheit und Herrlichkeit, nach welcher er das wesentliche Licht ist 1 Joh. 1, 7. Jac. 1, 17.) wohnet (den Sitz seiner Majestät hat) da niemand (von sich selbst) zukommen kan (es sey denn daß er im Lichte wandele und als ein Kind des Lichts von GOtt selbst dazu geführet werde 2 Pet. 1, 11.) welchen kein Mensch (in seiner blossen Gottheit) gese- hen hat, noch sehen kan (wie er denn daher der Unsichtbare genennet wird Joh. 1, 18. 1 Tim. 1, 17. Joh. 1, 18. 1 Joh. 4, 12. 20. Siehe auch 2 B. Mos. 33, 20.) dem sey Ehre und ewiges Reich (kratos aionion, ewige Stärcke, die seinem Rei- che zukömmt; die sey ihm dergestalt, daß sie von allen Gläubigen aufs herrlichste erkannt und ge- priesen werde.) Amen (das ist gewißlich wahr, nach dem Glauben des Hertzens, und der Bekennt- niß des Mundes.)
Anmerckungen.
1. Es gehet diese Beschreibung auf den
Drey-
S
Cap. 6. v. 12-16. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.
1. Lehrer haben ſich zu ihrer deſto mehrern Erweckung zum oͤftern vorzuſtellen, was ihnen bey ihrer Ordination oͤffentlich vorgehalten worden, und wozu ſie ſich mit freywilliger und ſchuldiger Bekenntniß und Verſprechung ver- bunden haben.
2. Es iſt das Lehr-Amt keine ſolche Fun- ction, darinnen man ſich zur Ruhe ſetzet, ſon- dern ein Kampf, da es zum Siege viel Strei- tens koſtet: wie auch das Chriſtenthum ſchon insgemein iſt.
V. 13.
Jch gebiete dir vor GOtt, (in der Ge- genwart und im Namen GOttes mit ſolchem Nachdrucke, als thaͤte es GOtt ſelbſt) der alle Dinge lebendig machet, (der allen lebendi- gen Geſchoͤpfen das Leben gegeben hat 5 B. M. 32, 39. Ap. Geſ. 17, 25. der auch die Leiber der Menſchen von den Todten wieder erwecken wird, daher man auch in Todes-Gefahr ihm vertrau- en und getroſt ſeyn kan,) und vor Chriſto JEſu (dem Sohne GOttes, auch ſelbſt wahren GOtt und Menſchen) der unter Pontio Pi- lato (dem bekannten Roͤmiſchen Landpfleger, und zugleich vor dem juͤdiſchen Volcke) bezeu- get hat ein gut Bekenntniß (von ſeiner Per- ſon, wie er ſey GOTT und Menſch; und von ſeinem Amte, wie er ſey der Koͤnig der Juͤden; mit welchem auch das hoheprieſterliche und prophetiſche Amt verknuͤpfet war: Siehe davon Matth. 27, 11. Joh. 18, 36. 37. c. 19, 11. womit er uns denn ein Exempel hinterlaſſen hat, mit der Bekenntniß der Wahrheit bis in den Tod getreu zu ſeyn, und ſolche wie mit aller Freudig- keit, alſo auch mit aller Gelindigkeit, Sanftmuth und Geduld in Liebe abzulegen.)
Anmerckungen.
1. Dieſe ſo nachdruͤckliche und ernſtliche Be- zeugung, welche der Apoſtel im gantzen Briefe mehrmal thut. (Siehe c. 1, 18. c. 3, 11. c. 5, 7. 21.) geſchiehet nicht allein um Timothei, ſondern auch um der gantzen Gemeine willen, welcher Ti- motheus die apoſtoliſche Verordnung vorzuhal- ten hatte, damit er ſich darauf beziehen und dem Vorwurf, als wenn er etwas nach ſeinem eige- nen Kopfe thaͤte, vorbauen oder abhelfen koͤnte.
2. Wir haben uns das gantze Leben Chriſti zur Nachfolge vorzuſtellen 1 Pet. 2, 21. u. f. Denn ob er gleich einen unendlichen Vorzug, als das Haupt, vor ſeinen Gliedern behaͤlt, manches auch, als inſonderheit die Wunderthaͤtigkeit, uͤber unſere Nachfolge gehet; ſo bleibet doch ſein al- lerunſchuldigſtes Leben, ſonderlich in dem, wie er ſich im Umgange mit Menſchen von allerhand Art erwieſen, ein Muſter, welchem wir nachzufol- gen ſchuldig ſind, auch durch ſeine Gnade tuͤchtig werden.
V. 14.
Daß du halteſt das Gebot (V. 11. 12. und was vorhergehet) ohne Flecken untadelich (in aller Lauterkeit ohne Ubertretung) bis auf die Erſcheinung unſers HErrn JESU [Spaltenumbruch]
Chriſti (um dermaleins vor ihm in aller Freu- digkeit mit gutem Gewiſſen beſtehen zu koͤnnen, ja die Crone der Gerechtigkeit von ihm, als dem Ertz-Hirten, zu empfahen 2 Timoth. 4, 7. 8. 1 Pet. 5, 4.)
Anmerckung.
Der Apoſtel hat nicht dafuͤr gehalten, als wenn Timotheus die Zukunft Chriſti erleben wuͤrde: ſintemal er Cap. 4, 1. u. f. anzeiget, was noch kuͤnftig und zuletzt in der Kirchen fuͤr arge Zeiten des Abfalls kommen wuͤrden. Wie er ſich denn auch dieſer Redens-Art gebraucht 1 Theſſ. 3, 13. 5, 23. und darauf im andern Briefe Cap. 2, 1. u. f. anzeiget, daß der Tag des HErrn, noch nicht ſo bald vorhanden ſey. Siehe auch 1 Cor. 1, 8. Es will demnach Paulus nur anzei- gen, wohin es mit unſerer Unſtraͤflichkeit angeſe- hen ſey, nemlich auf die Zukunft Chriſti, um als- denn beſtehen zu koͤnnen vor ihm, als dem Richter der Lebendigen und der Todten. Und alſo iſts dem Verſtande nach ſo viel, als was Johannes ſaget 1 Epiſt. 2, 28. Nun Kindlein bleibet bey ihm, aufdaß wir Freudigkeit haben und nicht zuſchanden werden vor ihm in ſeiner Zukunft.
V. 15. 16.
Welche wird zeigen (in der That dar- ſtellen) zu ſeiner Zeit (welche er nach ſeiner Weisheit ſeiner Macht vorbehalten hat Apoſt. Geſch. 1, 7. Siehe auch 1 Tim. 2, 6.) der ſelige (der niemandes bedarf zu ſeiner allerhoͤchſten und unendlichen Vollkommenheit, und der allen Glaͤubigen die Seligkeit mittheilet) und allein gewaltige (von welchem alle Gewaltigen in der Welt ihre Macht und ihr Anſehen haben) der Koͤnig aller Koͤnige und HErr aller HErren (der da Gewalt hat uͤber der Menſchen Koͤnigreiche, und giebt ſie, wem er will, und er- hoͤhet die Niedrigen zu denſelbigen Dan. 4, 14. 32. 5, 19. 21.) der allein Unſterblichkeit hat (von ſich ſelbſt, und daher der Lebendige, oder Ewig- lebend heißt mit groſſem Nachdrucke, von dem auch die Engel und Seelen der Menſchen ihre Un- ſterblichkeit haben) der da in einem Lichte (in einer ſolchen Vollkommenheit, Klarheit und Herrlichkeit, nach welcher er das weſentliche Licht iſt 1 Joh. 1, 7. Jac. 1, 17.) wohnet (den Sitz ſeiner Majeſtaͤt hat) da niemand (von ſich ſelbſt) zukommen kan (es ſey denn daß er im Lichte wandele und als ein Kind des Lichts von GOtt ſelbſt dazu gefuͤhret werde 2 Pet. 1, 11.) welchen kein Menſch (in ſeiner bloſſen Gottheit) geſe- hen hat, noch ſehen kan (wie er denn daher der Unſichtbare genennet wird Joh. 1, 18. 1 Tim. 1, 17. Joh. 1, 18. 1 Joh. 4, 12. 20. Siehe auch 2 B. Moſ. 33, 20.) dem ſey Ehre und ewiges Reich (κράτος ἀιώνιον, ewige Staͤrcke, die ſeinem Rei- che zukoͤmmt; die ſey ihm dergeſtalt, daß ſie von allen Glaͤubigen aufs herrlichſte erkannt und ge- prieſen werde.) Amen (das iſt gewißlich wahr, nach dem Glauben des Hertzens, und der Bekennt- niß des Mundes.)
Anmerckungen.
1. Es gehet dieſe Beſchreibung auf den
Drey-
S
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[137/0139]
Cap. 6. v. 12-16. an den Timotheum.
Anmerckungen.
1. Lehrer haben ſich zu ihrer deſto mehrern
Erweckung zum oͤftern vorzuſtellen, was ihnen
bey ihrer Ordination oͤffentlich vorgehalten
worden, und wozu ſie ſich mit freywilliger und
ſchuldiger Bekenntniß und Verſprechung ver-
bunden haben.
2. Es iſt das Lehr-Amt keine ſolche Fun-
ction, darinnen man ſich zur Ruhe ſetzet, ſon-
dern ein Kampf, da es zum Siege viel Strei-
tens koſtet: wie auch das Chriſtenthum ſchon
insgemein iſt.
V. 13.
Jch gebiete dir vor GOtt, (in der Ge-
genwart und im Namen GOttes mit ſolchem
Nachdrucke, als thaͤte es GOtt ſelbſt) der alle
Dinge lebendig machet, (der allen lebendi-
gen Geſchoͤpfen das Leben gegeben hat 5 B. M.
32, 39. Ap. Geſ. 17, 25. der auch die Leiber der
Menſchen von den Todten wieder erwecken wird,
daher man auch in Todes-Gefahr ihm vertrau-
en und getroſt ſeyn kan,) und vor Chriſto
JEſu (dem Sohne GOttes, auch ſelbſt wahren
GOtt und Menſchen) der unter Pontio Pi-
lato (dem bekannten Roͤmiſchen Landpfleger,
und zugleich vor dem juͤdiſchen Volcke) bezeu-
get hat ein gut Bekenntniß (von ſeiner Per-
ſon, wie er ſey GOTT und Menſch; und von
ſeinem Amte, wie er ſey der Koͤnig der Juͤden;
mit welchem auch das hoheprieſterliche und
prophetiſche Amt verknuͤpfet war: Siehe davon
Matth. 27, 11. Joh. 18, 36. 37. c. 19, 11. womit
er uns denn ein Exempel hinterlaſſen hat, mit
der Bekenntniß der Wahrheit bis in den Tod
getreu zu ſeyn, und ſolche wie mit aller Freudig-
keit, alſo auch mit aller Gelindigkeit, Sanftmuth
und Geduld in Liebe abzulegen.)
Anmerckungen.
1. Dieſe ſo nachdruͤckliche und ernſtliche Be-
zeugung, welche der Apoſtel im gantzen Briefe
mehrmal thut. (Siehe c. 1, 18. c. 3, 11. c. 5, 7. 21.)
geſchiehet nicht allein um Timothei, ſondern
auch um der gantzen Gemeine willen, welcher Ti-
motheus die apoſtoliſche Verordnung vorzuhal-
ten hatte, damit er ſich darauf beziehen und dem
Vorwurf, als wenn er etwas nach ſeinem eige-
nen Kopfe thaͤte, vorbauen oder abhelfen
koͤnte.
2. Wir haben uns das gantze Leben Chriſti
zur Nachfolge vorzuſtellen 1 Pet. 2, 21. u. f.
Denn ob er gleich einen unendlichen Vorzug, als
das Haupt, vor ſeinen Gliedern behaͤlt, manches
auch, als inſonderheit die Wunderthaͤtigkeit, uͤber
unſere Nachfolge gehet; ſo bleibet doch ſein al-
lerunſchuldigſtes Leben, ſonderlich in dem, wie
er ſich im Umgange mit Menſchen von allerhand
Art erwieſen, ein Muſter, welchem wir nachzufol-
gen ſchuldig ſind, auch durch ſeine Gnade tuͤchtig
werden.
V. 14.
Daß du halteſt das Gebot (V. 11. 12.
und was vorhergehet) ohne Flecken untadelich
(in aller Lauterkeit ohne Ubertretung) bis auf
die Erſcheinung unſers HErrn JESU
Chriſti (um dermaleins vor ihm in aller Freu-
digkeit mit gutem Gewiſſen beſtehen zu koͤnnen,
ja die Crone der Gerechtigkeit von ihm, als dem
Ertz-Hirten, zu empfahen 2 Timoth. 4, 7. 8.
1 Pet. 5, 4.)
Anmerckung.
Der Apoſtel hat nicht dafuͤr gehalten,
als wenn Timotheus die Zukunft Chriſti erleben
wuͤrde: ſintemal er Cap. 4, 1. u. f. anzeiget, was
noch kuͤnftig und zuletzt in der Kirchen fuͤr arge
Zeiten des Abfalls kommen wuͤrden. Wie er
ſich denn auch dieſer Redens-Art gebraucht
1 Theſſ. 3, 13. 5, 23. und darauf im andern Briefe
Cap. 2, 1. u. f. anzeiget, daß der Tag des HErrn,
noch nicht ſo bald vorhanden ſey. Siehe auch
1 Cor. 1, 8. Es will demnach Paulus nur anzei-
gen, wohin es mit unſerer Unſtraͤflichkeit angeſe-
hen ſey, nemlich auf die Zukunft Chriſti, um als-
denn beſtehen zu koͤnnen vor ihm, als dem Richter
der Lebendigen und der Todten. Und alſo iſts
dem Verſtande nach ſo viel, als was Johannes
ſaget 1 Epiſt. 2, 28. Nun Kindlein bleibet
bey ihm, aufdaß wir Freudigkeit haben
und nicht zuſchanden werden vor ihm in
ſeiner Zukunft.
V. 15. 16.
Welche wird zeigen (in der That dar-
ſtellen) zu ſeiner Zeit (welche er nach ſeiner
Weisheit ſeiner Macht vorbehalten hat Apoſt.
Geſch. 1, 7. Siehe auch 1 Tim. 2, 6.) der ſelige
(der niemandes bedarf zu ſeiner allerhoͤchſten und
unendlichen Vollkommenheit, und der allen
Glaͤubigen die Seligkeit mittheilet) und allein
gewaltige (von welchem alle Gewaltigen in
der Welt ihre Macht und ihr Anſehen haben)
der Koͤnig aller Koͤnige und HErr aller
HErren (der da Gewalt hat uͤber der Menſchen
Koͤnigreiche, und giebt ſie, wem er will, und er-
hoͤhet die Niedrigen zu denſelbigen Dan. 4, 14. 32.
5, 19. 21.) der allein Unſterblichkeit hat (von
ſich ſelbſt, und daher der Lebendige, oder Ewig-
lebend heißt mit groſſem Nachdrucke, von dem
auch die Engel und Seelen der Menſchen ihre Un-
ſterblichkeit haben) der da in einem Lichte
(in einer ſolchen Vollkommenheit, Klarheit und
Herrlichkeit, nach welcher er das weſentliche Licht
iſt 1 Joh. 1, 7. Jac. 1, 17.) wohnet (den Sitz
ſeiner Majeſtaͤt hat) da niemand (von ſich ſelbſt)
zukommen kan (es ſey denn daß er im Lichte
wandele und als ein Kind des Lichts von GOtt
ſelbſt dazu gefuͤhret werde 2 Pet. 1, 11.) welchen
kein Menſch (in ſeiner bloſſen Gottheit) geſe-
hen hat, noch ſehen kan (wie er denn daher
der Unſichtbare genennet wird Joh. 1, 18. 1 Tim.
1, 17. Joh. 1, 18. 1 Joh. 4, 12. 20. Siehe auch 2 B.
Moſ. 33, 20.) dem ſey Ehre und ewiges Reich
(κράτος ἀιώνιον, ewige Staͤrcke, die ſeinem Rei-
che zukoͤmmt; die ſey ihm dergeſtalt, daß ſie von
allen Glaͤubigen aufs herrlichſte erkannt und ge-
prieſen werde.) Amen (das iſt gewißlich wahr,
nach dem Glauben des Hertzens, und der Bekennt-
niß des Mundes.)
Anmerckungen.
1. Es gehet dieſe Beſchreibung auf den
Drey-
S
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/139>, abgerufen am 23.11.2024.
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