Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Erklärung des ersten Briefes Pauli C. 6. v. 15-19. [Spaltenumbruch]
Drey-Einigen GOTT, und also auch auf denSohn GOttes, sofern er nach seiner ewigen Gottheit mit dem Vater eines Wesens ist und also betrachtet wird: sintemal von GOtt alhier gesaget wird, daß ihn kein Mensch gesehen habe, noch sehen könne. 2. Daß aber diese Beschreibung allerdin- V. 17. 18. 19. Den Reichen von dieser Welt (welche Anmerckungen. 1. Reiche von dieser Welt, und Reiche 2. Die Laster der Reichen von dieser 3. Gleichwie sich zum Geitze nichts besser 4. Reiche Leute versündigen sich gemei- 5. Mit dem Sammlen der Schätze ver- 6. Zwar
Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 6. v. 15-19. [Spaltenumbruch]
Drey-Einigen GOTT, und alſo auch auf denSohn GOttes, ſofern er nach ſeiner ewigen Gottheit mit dem Vater eines Weſens iſt und alſo betrachtet wird: ſintemal von GOtt alhier geſaget wird, daß ihn kein Menſch geſehen habe, noch ſehen koͤnne. 2. Daß aber dieſe Beſchreibung allerdin- V. 17. 18. 19. Den Reichen von dieſer Welt (welche Anmerckungen. 1. Reiche von dieſer Welt, und Reiche 2. Die Laſter der Reichen von dieſer 3. Gleichwie ſich zum Geitze nichts beſſer 4. Reiche Leute verſuͤndigen ſich gemei- 5. Mit dem Sammlen der Schaͤtze ver- 6. Zwar
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Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 6. v. 15-19.
Drey-Einigen GOTT, und alſo auch auf den
Sohn GOttes, ſofern er nach ſeiner ewigen
Gottheit mit dem Vater eines Weſens iſt und
alſo betrachtet wird: ſintemal von GOtt alhier
geſaget wird, daß ihn kein Menſch geſehen habe,
noch ſehen koͤnne.
2. Daß aber dieſe Beſchreibung allerdin-
ge mit auf den Sohn GOttes gehe, iſt offenbar
wie aus ſeiner ewigen Gottheit und aus der Ein-
heit des Weſens mit dem Vater und mit dem
Heiligen Geiſte Joh. 10, 30. 1 Joh. 5, 7. alſo auch
daraus, daß der Sohn GOttes ſeine Erſcheinung
ſelbſt zeigen, oder darſtellen wird. So ſtehet
auch eben das, was alhie von dem Drey-Einigen
GOtt geſaget wird, von dem Sohne GOttes
Offenb. Joh. Cap. 17, 14. 19, 16. da es heißt:
Das Lamm iſt der HErr aller Herren,
und der Koͤnig aller Koͤnige, von dem es Cap.
5, 13. heißt: Lob und Ehr und Preis und
Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit.
V. 17. 18. 19.
Den Reichen von dieſer Welt (welche
dieſer Welt Guͤter haben 1 Joh. 3, 17. und doch
auch Chriſten und alſo auch reich in GOtt ſind,
oder ſeyn wollen) Luc. 12, 21.) gebeut (ſtelle es
vor mit allem Nachdruck und Ernſt; da es zu
Epheſus, der groſſen Handels-Stadt, ſolcher
Reichen viele giebet) daß ſie (nach der Unart rei-
cher Leute, welchen das Gut Muth machet) nicht
ſtoltz ſeyn (und ſich uͤber die Armen erheben,
noch ſich ſonderbare Vorzuͤge heraus nehmen)
auch nicht hoffen (und ſich verlaſſen) auf den
ungewiſſen Reichthum (den ſie heute haben,
morgen verlieren, oder auch wol ſelbſt davon
muͤſſen) ſondern auf den lebendigen (und da-
her auch ewig bleibenden) GOtt, der uns dar-
giebet reichlich (oder doch hinlaͤnglich; wel-
ches denn die Vergnuͤglichkeit fuͤr etwas reichli-
ches haͤlt) allerley (was zu unſers Leibes Nah-
rung und Nothdurft gehoͤret) zu genieſſen (in
der Ordnung wie der ſchuldigen Danckbarkeit
Cap. 4, 3. 4. 5. alſo auch unſerer Arbeit 2 Theſſ.
3, 10. 11. 12. Siehe auch Apoſt. Geſch. 14, 17.
17, 25. Matth. 6, 33.) V. 18. daß ſie gutes thun
(ſonderlich den Armen von ihrem Uberfluſſe)
reich werden an guten Wercken (an allen
uͤbrigen Chriſtlichen Tugenden) gerne geben
(nicht allein geben, ſondern auch gern, und alſo
bald, willig und reichlich geben) V. 19. Schaͤ-
tze ſammlen, ihnen ſelbſt einen guten Grund
aufs zukuͤnftige (Chriſtum ſuchen und behal-
ten, als den rechten Schatz Matth. 6, 21. den
man ſich anſchaffen ſoll Matth. 13, 44. Pſ. 73, 19.
und als den einigen Grund unſers Heyls 1 Cor.
3, 11. Eph. 2, 20. Welcher veſte und unbeweg-
lich iſt und also dem ungewiſſen Reichthum entge-
gen ſtehet. Wer nun dieſen Grund hat und auf
ihn erbauet iſt, der ſtreuet durch die Liebe und
Gutthaͤtigkeit einen ſolchen Samen aus, daraus
das geiſtliche Gewaͤchſe in himmliſchen Guͤtern
ohne alle Verdienſtlichkeit nach der Gnaden-Be-
lohnung GOttes reichlich vermehret wird) daß
ſie ergreifen das ewige Leben (nemlich durch
den Glauben, da ſie es ſonſt bey der Anhaͤnglich-
keit an dem Reichthum verlieren wuͤrden.)
Anmerckungen.
1. Reiche von dieſer Welt, und Reiche
in GOtt Luc. 12, 21. wie ſehr ſind die unterſchie-
den! und wie ſelten findet ſich beydes beyſam-
men!
2. Die Laſter der Reichen von dieſer
Welt ſind ſonderlich dieſe drey: der Geitz mit
vieler, wo nicht offenbarer, doch verborgener Un-
gerechtigkeit, als das gemeine Mittel zum Reich-
thum zu gelangen V. 9. 10. Denn der Stoltz;
da ſich ein Reicher in allen Stuͤcken fuͤr kluͤger,
beſſer und vornehmer haͤlt, als der Arme, ob er
gleich ſonſt aͤuſſerlich ſeines gleichen iſt: daher er
denn auch meynet, daß ihm alles wohl anſtehe,
was er thut und redet. Welcher Stoltz des Ge-
muͤths ſich auch pfleget durch allerhand kuͤhne Un-
ternehmungen, durch Pracht in der Kleidung
und Wohnung; auch nicht ſelten durch Titel-
Sucht, da er nicht Ehre genug haben kan, und,
um andern vorgezogen zu werden, ſich ums Geld
groſſe Ehren-Titel von ſolchen Aemtern, dazu
er doch ungeſchickt iſt, oder dazu er doch wircklich
nicht gelangen kan, erkaufet. Und denn die
vergebliche Hoffnung, oder das eitele Ver-
trauen, das er darauf ſetzet: da er ſich dis und
das vorſetzet, dis und das ſo und ſo anzuſfangen
und hinaus zu fuͤhren; ſich wider dieſen und je-
nen Unfall ſo und ſo zu ſchuͤtzen und zu verwahren.
Ehe er ſichs aber verſiehet, da findet er ſich bey ſei-
nem ungewiſſen Reichthum betrogen.
3. Gleichwie ſich zum Geitze nichts beſſer
ſchicket, als thoͤrichte und ſchaͤdliche, auch
ſchmertzhafte Luͤſte V. 9. 10. alſo giebt das
Wort ungewiß die rechte Bezeichnung des
Reichthums: denn fuͤr das erſte iſt nichts un-
gewiſſer, als das menſchliche Leben ſelbſt, mit
welchem doch alles auf einmal verloren gehet.
Und denn ſind alle zeitliche Dinge uͤberaus vielen
Veraͤnderungen, und dabey dem Verluſt unter-
worfen; wie es die taͤgliche Erfahrung lehret,
was ſonderlich die von Dieberey, Feuers-Brunſt
und Krieges-Unruhen und andern Land-Plagen
herruͤhrende Ungluͤcks-Faͤlle betrift. Und wenn
man meynet, man habe das ſeinige hie und da
noch ſo ſicher ſtehen, oder liegen; ſo kommen doch
ſolche Fuͤlle vor, daß man darum gebracht wird.
Wohl demnach dem, der ſolche Schaͤtze hat und
noch immer mehr ſammlet, die weder die Mot-
ten noch der Roſt freſſen, noch darnach die
Diebe graben Matth. 6, 19. 20. 21. Denn es
bleibet wohl bey dem, was unſer Heyland ſaget:
Wo euer Schatz iſt, da iſt auch euer Hertz
V. 21. Wohl dem, der reich in GOtt iſt
Luc. 12, 21. Der bey ſich ſelbſt eine bleibende
Habe im Himmel hat! Hebr. 10, 34.
4. Reiche Leute verſuͤndigen ſich gemei-
niglich gar ſehr, ſowol bey ihrem geben, als bey
ihrem ſammlen und beſitzen. Welches kuͤrtz-
lich zu erlaͤutern ſeyn wird.
5. Mit dem Sammlen der Schaͤtze ver-
ſuͤndigen ſie ſich nicht allein ins Gemein durch
den Geitz und durch allerhand Ungerechtigkeit,
ſondern auch dadurch, daß ſie ihre Intereſſen oder
Zinſen ohne Ende und ohne Unterſcheid zu neuen
Capitalien ſchlagen und dieſe damit vermehren.
6. Zwar
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