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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefes Pauli C. 6. v. 10. 11. 12.
[Spaltenumbruch] hafteten Menschen sich davon auch leichter über-
zeugen und bekehren lassen; ja sie hören guten
theils auch mit dem Alter auf, da die Natur zu ih-
rer Ausübung ie mehr und mehr entkräftet wird.
Allein der Geitz nimmt gemeiniglich mit dem Al-
ter zu, und weil sich ein Geitziger doch insgemein
aus Geitz vor andern groben Lastern zu hüten und
seine Räncke und Griffe der Ungerechtigkeit auf
eine so verdeckte Art zu treiben pfleget, daß man
ihm zur Uberzeugung nicht wohl beykommen kan;
so ist und bleibet er verstricket, und stirbet gemei-
niglich in einem solchen elenden Zustande seiner
Seelen dahin. Darum auch unser Heyland
selbst saget: Wahrlich, ich sage euch, ein Rei-
cher wird schwerlich ins Reich GOttes
kommen. Und weiter sage ich euch: es ist
leichter, daß ein Cameel durch ein Nadel-
öhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich
GOttes komme.
Matth. 19, 23. 24. Als die
Jünger Christi dieses höreten, sich sehr entsetzten
und sprachen: Wer kan denn selig werden?
sprach der HErr zu ihnen: bey den Menschen
ists unmöglich; aber bey GOtt sind alle
Dinge möglich
V. 25. 26. damit er anzeiget,
wie schwer es zugehe, ob es wol auf GOttes
Seiten möglich bleibe, da denn eine besondere
Gnaden-Kraft GOttes dazu gehöre. Welche
denn noch am ersten anzuschlagen pfleget, wenn
der Fluch schon in diesem Leben zu mancherley
Züchtigung einbricht, und der Mensch sich da-
durch zu GOtt leiten lässet.

7. Es ist aber sonderlich wohl zu mercken,
daß der herrschende Geitz mit dem Glauben an
GOtt so wenig bestehen könne, als andere herr-
schende Sünden: sintemal Paulus ausdrück-
lich saget, daß da einige sich des Geitzes gelüsten
lassen, sie vom Glauben irre gegangen; mit
welchen Worten er anzeiget, wie unvermerckt
es geschehe, nicht anders, als wie ein Reisender
vom rechten Wege abkömmt. Und wie könte
der Glaube mit dem Geitze bestehen, da man mit
thätlicher Verleugnung der Providentz und
Vorsorge GOttes in lauter Bauch- und Geld-
Sorgen lieget, und sich selbst versorgen will; da
man durch Ungerechtigkeit auf so mancherley Art
das gute Gewissen von sich stosset, wie solte man
da am Glauben nicht Schiffbruch leiden? Cap.
1, 19. Paulus setzet die Hurer, Geitzigen und
Abgöttischen u. s. w. zusammen 1 Cor. 5, 11.
und Eph. 5, 5. Colos. 3, 5. spricht er daß der
Geitz sey eine Abgötterey und der Geitzige ein
Götzen-Diener, der nicht Erbe habe am
Reiche GOttes.

8. Gleichwie der Mensch an der Gottselig-
keit und Vergnüglichkeit schon einen Vorschmack
des ewigen Lebens hat: also hat der Geitzige
am Geitze gleichsam schon eine Vorhölle: sinte-
mal er sich selbst so viel Schmertzen machet;
welche so viel empfindlicher sind, so vielmehr sie
das Gemüth angreifen, und zwar theils bey der
Sorge zum Gewinn und zur Bewahrung, auch
Vermehrung; theils bey einigen, geschweige
grossen Verlust, davon doch auch oft die Geitzi-
gen nicht frey bleiben. Hat man doch leider Ex-
empel, daß einige sich bey solchem Verlust aus
[Spaltenumbruch] Unlust und Unruhe ihrer Seelen gar das Leben
genommen haben. Was kan nun wol thörich-
ter
und schädlicher seyn als der Geitz?

V. 11.

Aber du GOttes. Mensch (der du dich
von dem Geiste GOttes regieren lässest, dich auch
durch desselben Trieb dem Dienste GOttes gantz
gewidmet hast, wie die Propheten des alten Te-
stamentes, die also genennet werden 1 Sam. 2,
27. 2 Kön. 1, 9. u. s. w. Siehe auch 2 Tim. 3, 17.)
fleug solches (und gieb damit auch allen übrigen
Aeltesten und Gliedern der Kirche ein gutes Ex-
empel dergleichen zu thun) jage aber nach der
Gerechtigkeit
(welche uns Christus erwor ben,
die das Haupt-Gut ist im Reiche GOttes, dar-
nach wir am meisten zu trachten haben, als dar-
aus auch alle Gerechtigkeit des Lebens, wie eine
Frucht vom Baume, herkömmt Matth. 6, 33.
Röm. 14, 17. 2 Tim. 2, 22. Dieser hat man nach-
zujagen, ob man sie gleich schon ergriffen hat;
damit man ihre Crone erlange, darnach Paulus
seinen Kampf und Lauf gerichtet hatte. 2 Tim. 4,
7. 8.) der Gottseligkeit (welche alle Pflichten
der Liebe, sonderlich die gegen GOtt nach der er-
sten Tafel des Gesetzes, in sich fasset) dem Glau-
ben
(als wodurch die Gerechtigkeit ergriffen und
bewahret wird; der auch zu der Gottseligkeit den
kräftigsten Einfluß giebet) der Liebe (darin-
nen sich die Gottseligkeit gegen uns selbst und den
Nächsten thätig erweiset) der Geduld (der
Beharrung wie in allem Guten, also sonderlich
unter dem Leiden) der Sanftmuth (durch
welche die Geduld in allerley Widerwärtigkeit
sich zu erweisen hat; gleichwie die Ungeduld
durch Zorn und Heftigkeit sich zu äussern pfleget.
Hebr. 12, 14. heißt es: Jaget nach dem Frie-
den gegen [i]edermann, und der Heiligung,
ohne welche niemand wird den HERRN
sehen.
)

V. 12.

Kämpfe den guten Kampf des Glau-
bens
(bleibe im Glauben; und wenn dir dersel-
be zweifelhaft gemachet, oder gar geraubet werden
will, so kämpfe darob und halte ihn vest Ep. Jud.
V. 3. 1 Tim. 1, 18. 2 Tim. 4, 7. Siehe auch 1 Cor.
9, 24. 25. Phil. 3, 14. 2 Tim. 2, 5. insonderheit
Eph. 6, 16. da der Schild des Glaubens vor
andern Stücken der geistlichen Rüstung zum
geistlichen Kampfe sonderlich recommendiret
wird) ergreife das ewige Leben (jage dem
vorgesteckten Ziel also nach, daß du es erreichest
und ergreifest; welches des Glaubens Haupt-
Eigenschaft ist Phil. 3, 12. 14. als der nach dem
Kampfe die Crone empfänget 1 Cor. 9, 24.
2 Tim. 2, 5. 4, 7.) dazu du auch berufen bist
(und zwar also, daß du dem gnädigen Berufe
gläubige und gehorsame Folge geleistet hast) und
bekannt hast ein gut Bekenntniß vor vie-
len Zeugen
(vor den Aeltesten und vor der ver-
sammleten Gemeine, als du in ihrer Gegenwart
von mir zum Evangelisten verordnet bist, und,
damit man sehen und hören möchte, was man an
dir hätte, dein Glaubens-Bekenntniß mit der
Versicherung von deiner Treue öffentlich abge-
leget hast Cap. 4, 14.)

Anmer-

Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 6. v. 10. 11. 12.
[Spaltenumbruch] hafteten Menſchen ſich davon auch leichter uͤber-
zeugen und bekehren laſſen; ja ſie hoͤren guten
theils auch mit dem Alter auf, da die Natur zu ih-
rer Ausuͤbung ie mehr und mehr entkraͤftet wird.
Allein der Geitz nimmt gemeiniglich mit dem Al-
ter zu, und weil ſich ein Geitziger doch insgemein
aus Geitz vor andern groben Laſtern zu huͤten und
ſeine Raͤncke und Griffe der Ungerechtigkeit auf
eine ſo verdeckte Art zu treiben pfleget, daß man
ihm zur Uberzeugung nicht wohl beykommen kan;
ſo iſt und bleibet er verſtricket, und ſtirbet gemei-
niglich in einem ſolchen elenden Zuſtande ſeiner
Seelen dahin. Darum auch unſer Heyland
ſelbſt ſaget: Wahrlich, ich ſage euch, ein Rei-
cher wird ſchwerlich ins Reich GOttes
kommen. Und weiter ſage ich euch: es iſt
leichter, daß ein Cameel durch ein Nadel-
oͤhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich
GOttes komme.
Matth. 19, 23. 24. Als die
Juͤnger Chriſti dieſes hoͤreten, ſich ſehr entſetzten
und ſprachen: Wer kan denn ſelig werden?
ſprach der HErr zu ihnen: bey den Menſchen
iſts unmoͤglich; aber bey GOtt ſind alle
Dinge moͤglich
V. 25. 26. damit er anzeiget,
wie ſchwer es zugehe, ob es wol auf GOttes
Seiten moͤglich bleibe, da denn eine beſondere
Gnaden-Kraft GOttes dazu gehoͤre. Welche
denn noch am erſten anzuſchlagen pfleget, wenn
der Fluch ſchon in dieſem Leben zu mancherley
Zuͤchtigung einbricht, und der Menſch ſich da-
durch zu GOtt leiten laͤſſet.

7. Es iſt aber ſonderlich wohl zu mercken,
daß der herrſchende Geitz mit dem Glauben an
GOtt ſo wenig beſtehen koͤnne, als andere herr-
ſchende Suͤnden: ſintemal Paulus ausdruͤck-
lich ſaget, daß da einige ſich des Geitzes geluͤſten
laſſen, ſie vom Glauben irre gegangen; mit
welchen Worten er anzeiget, wie unvermerckt
es geſchehe, nicht anders, als wie ein Reiſender
vom rechten Wege abkoͤmmt. Und wie koͤnte
der Glaube mit dem Geitze beſtehen, da man mit
thaͤtlicher Verleugnung der Providentz und
Vorſorge GOttes in lauter Bauch- und Geld-
Sorgen lieget, und ſich ſelbſt verſorgen will; da
man durch Ungerechtigkeit auf ſo mancherley Art
das gute Gewiſſen von ſich ſtoſſet, wie ſolte man
da am Glauben nicht Schiffbruch leiden? Cap.
1, 19. Paulus ſetzet die Hurer, Geitzigen und
Abgoͤttiſchen u. ſ. w. zuſammen 1 Cor. 5, 11.
und Eph. 5, 5. Coloſ. 3, 5. ſpricht er daß der
Geitz ſey eine Abgoͤtterey und der Geitzige ein
Goͤtzen-Diener, der nicht Erbe habe am
Reiche GOttes.

8. Gleichwie der Menſch an der Gottſelig-
keit und Vergnuͤglichkeit ſchon einen Vorſchmack
des ewigen Lebens hat: alſo hat der Geitzige
am Geitze gleichſam ſchon eine Vorhoͤlle: ſinte-
mal er ſich ſelbſt ſo viel Schmertzen machet;
welche ſo viel empfindlicher ſind, ſo vielmehr ſie
das Gemuͤth angreifen, und zwar theils bey der
Sorge zum Gewinn und zur Bewahrung, auch
Vermehrung; theils bey einigen, geſchweige
groſſen Verluſt, davon doch auch oft die Geitzi-
gen nicht frey bleiben. Hat man doch leider Ex-
empel, daß einige ſich bey ſolchem Verluſt aus
[Spaltenumbruch] Unluſt und Unruhe ihrer Seelen gar das Leben
genommen haben. Was kan nun wol thoͤrich-
ter
und ſchaͤdlicher ſeyn als der Geitz?

V. 11.

Aber du GOttes. Menſch (der du dich
von dem Geiſte GOttes regieren laͤſſeſt, dich auch
durch deſſelben Trieb dem Dienſte GOttes gantz
gewidmet haſt, wie die Propheten des alten Te-
ſtamentes, die alſo genennet werden 1 Sam. 2,
27. 2 Koͤn. 1, 9. u. ſ. w. Siehe auch 2 Tim. 3, 17.)
fleug ſolches (und gieb damit auch allen uͤbrigen
Aelteſten und Gliedern der Kirche ein gutes Ex-
empel dergleichen zu thun) jage aber nach der
Gerechtigkeit
(welche uns Chriſtus erwor ben,
die das Haupt-Gut iſt im Reiche GOttes, dar-
nach wir am meiſten zu trachten haben, als dar-
aus auch alle Gerechtigkeit des Lebens, wie eine
Frucht vom Baume, herkoͤmmt Matth. 6, 33.
Roͤm. 14, 17. 2 Tim. 2, 22. Dieſer hat man nach-
zujagen, ob man ſie gleich ſchon ergriffen hat;
damit man ihre Crone erlange, darnach Paulus
ſeinen Kampf und Lauf gerichtet hatte. 2 Tim. 4,
7. 8.) der Gottſeligkeit (welche alle Pflichten
der Liebe, ſonderlich die gegen GOtt nach der er-
ſten Tafel des Geſetzes, in ſich faſſet) dem Glau-
ben
(als wodurch die Gerechtigkeit ergriffen und
bewahret wird; der auch zu der Gottſeligkeit den
kraͤftigſten Einfluß giebet) der Liebe (darin-
nen ſich die Gottſeligkeit gegen uns ſelbſt und den
Naͤchſten thaͤtig erweiſet) der Geduld (der
Beharrung wie in allem Guten, alſo ſonderlich
unter dem Leiden) der Sanftmuth (durch
welche die Geduld in allerley Widerwaͤrtigkeit
ſich zu erweiſen hat; gleichwie die Ungeduld
durch Zorn und Heftigkeit ſich zu aͤuſſern pfleget.
Hebr. 12, 14. heißt es: Jaget nach dem Frie-
den gegen [i]edermann, und der Heiligung,
ohne welche niemand wird den HERRN
ſehen.
)

V. 12.

Kaͤmpfe den guten Kampf des Glau-
bens
(bleibe im Glauben; und wenn dir derſel-
be zweifelhaft gemachet, oder gar geraubet werden
will, ſo kaͤmpfe darob und halte ihn veſt Ep. Jud.
V. 3. 1 Tim. 1, 18. 2 Tim. 4, 7. Siehe auch 1 Cor.
9, 24. 25. Phil. 3, 14. 2 Tim. 2, 5. inſonderheit
Eph. 6, 16. da der Schild des Glaubens vor
andern Stuͤcken der geiſtlichen Ruͤſtung zum
geiſtlichen Kampfe ſonderlich recommendiret
wird) ergreife das ewige Leben (jage dem
vorgeſteckten Ziel alſo nach, daß du es erreicheſt
und ergreifeſt; welches des Glaubens Haupt-
Eigenſchaft iſt Phil. 3, 12. 14. als der nach dem
Kampfe die Crone empfaͤnget 1 Cor. 9, 24.
2 Tim. 2, 5. 4, 7.) dazu du auch berufen biſt
(und zwar alſo, daß du dem gnaͤdigen Berufe
glaͤubige und gehorſame Folge geleiſtet haſt) und
bekannt haſt ein gut Bekenntniß vor vie-
len Zeugen
(vor den Aelteſten und vor der ver-
ſammleten Gemeine, als du in ihrer Gegenwart
von mir zum Evangeliſten verordnet biſt, und,
damit man ſehen und hoͤren moͤchte, was man an
dir haͤtte, dein Glaubens-Bekenntniß mit der
Verſicherung von deiner Treue oͤffentlich abge-
leget haſt Cap. 4, 14.)

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[136/0138] Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 6. v. 10. 11. 12. hafteten Menſchen ſich davon auch leichter uͤber- zeugen und bekehren laſſen; ja ſie hoͤren guten theils auch mit dem Alter auf, da die Natur zu ih- rer Ausuͤbung ie mehr und mehr entkraͤftet wird. Allein der Geitz nimmt gemeiniglich mit dem Al- ter zu, und weil ſich ein Geitziger doch insgemein aus Geitz vor andern groben Laſtern zu huͤten und ſeine Raͤncke und Griffe der Ungerechtigkeit auf eine ſo verdeckte Art zu treiben pfleget, daß man ihm zur Uberzeugung nicht wohl beykommen kan; ſo iſt und bleibet er verſtricket, und ſtirbet gemei- niglich in einem ſolchen elenden Zuſtande ſeiner Seelen dahin. Darum auch unſer Heyland ſelbſt ſaget: Wahrlich, ich ſage euch, ein Rei- cher wird ſchwerlich ins Reich GOttes kommen. Und weiter ſage ich euch: es iſt leichter, daß ein Cameel durch ein Nadel- oͤhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich GOttes komme. Matth. 19, 23. 24. Als die Juͤnger Chriſti dieſes hoͤreten, ſich ſehr entſetzten und ſprachen: Wer kan denn ſelig werden? ſprach der HErr zu ihnen: bey den Menſchen iſts unmoͤglich; aber bey GOtt ſind alle Dinge moͤglich V. 25. 26. damit er anzeiget, wie ſchwer es zugehe, ob es wol auf GOttes Seiten moͤglich bleibe, da denn eine beſondere Gnaden-Kraft GOttes dazu gehoͤre. Welche denn noch am erſten anzuſchlagen pfleget, wenn der Fluch ſchon in dieſem Leben zu mancherley Zuͤchtigung einbricht, und der Menſch ſich da- durch zu GOtt leiten laͤſſet. 7. Es iſt aber ſonderlich wohl zu mercken, daß der herrſchende Geitz mit dem Glauben an GOtt ſo wenig beſtehen koͤnne, als andere herr- ſchende Suͤnden: ſintemal Paulus ausdruͤck- lich ſaget, daß da einige ſich des Geitzes geluͤſten laſſen, ſie vom Glauben irre gegangen; mit welchen Worten er anzeiget, wie unvermerckt es geſchehe, nicht anders, als wie ein Reiſender vom rechten Wege abkoͤmmt. Und wie koͤnte der Glaube mit dem Geitze beſtehen, da man mit thaͤtlicher Verleugnung der Providentz und Vorſorge GOttes in lauter Bauch- und Geld- Sorgen lieget, und ſich ſelbſt verſorgen will; da man durch Ungerechtigkeit auf ſo mancherley Art das gute Gewiſſen von ſich ſtoſſet, wie ſolte man da am Glauben nicht Schiffbruch leiden? Cap. 1, 19. Paulus ſetzet die Hurer, Geitzigen und Abgoͤttiſchen u. ſ. w. zuſammen 1 Cor. 5, 11. und Eph. 5, 5. Coloſ. 3, 5. ſpricht er daß der Geitz ſey eine Abgoͤtterey und der Geitzige ein Goͤtzen-Diener, der nicht Erbe habe am Reiche GOttes. 8. Gleichwie der Menſch an der Gottſelig- keit und Vergnuͤglichkeit ſchon einen Vorſchmack des ewigen Lebens hat: alſo hat der Geitzige am Geitze gleichſam ſchon eine Vorhoͤlle: ſinte- mal er ſich ſelbſt ſo viel Schmertzen machet; welche ſo viel empfindlicher ſind, ſo vielmehr ſie das Gemuͤth angreifen, und zwar theils bey der Sorge zum Gewinn und zur Bewahrung, auch Vermehrung; theils bey einigen, geſchweige groſſen Verluſt, davon doch auch oft die Geitzi- gen nicht frey bleiben. Hat man doch leider Ex- empel, daß einige ſich bey ſolchem Verluſt aus Unluſt und Unruhe ihrer Seelen gar das Leben genommen haben. Was kan nun wol thoͤrich- ter und ſchaͤdlicher ſeyn als der Geitz? V. 11. Aber du GOttes. Menſch (der du dich von dem Geiſte GOttes regieren laͤſſeſt, dich auch durch deſſelben Trieb dem Dienſte GOttes gantz gewidmet haſt, wie die Propheten des alten Te- ſtamentes, die alſo genennet werden 1 Sam. 2, 27. 2 Koͤn. 1, 9. u. ſ. w. Siehe auch 2 Tim. 3, 17.) fleug ſolches (und gieb damit auch allen uͤbrigen Aelteſten und Gliedern der Kirche ein gutes Ex- empel dergleichen zu thun) jage aber nach der Gerechtigkeit (welche uns Chriſtus erwor ben, die das Haupt-Gut iſt im Reiche GOttes, dar- nach wir am meiſten zu trachten haben, als dar- aus auch alle Gerechtigkeit des Lebens, wie eine Frucht vom Baume, herkoͤmmt Matth. 6, 33. Roͤm. 14, 17. 2 Tim. 2, 22. Dieſer hat man nach- zujagen, ob man ſie gleich ſchon ergriffen hat; damit man ihre Crone erlange, darnach Paulus ſeinen Kampf und Lauf gerichtet hatte. 2 Tim. 4, 7. 8.) der Gottſeligkeit (welche alle Pflichten der Liebe, ſonderlich die gegen GOtt nach der er- ſten Tafel des Geſetzes, in ſich faſſet) dem Glau- ben (als wodurch die Gerechtigkeit ergriffen und bewahret wird; der auch zu der Gottſeligkeit den kraͤftigſten Einfluß giebet) der Liebe (darin- nen ſich die Gottſeligkeit gegen uns ſelbſt und den Naͤchſten thaͤtig erweiſet) der Geduld (der Beharrung wie in allem Guten, alſo ſonderlich unter dem Leiden) der Sanftmuth (durch welche die Geduld in allerley Widerwaͤrtigkeit ſich zu erweiſen hat; gleichwie die Ungeduld durch Zorn und Heftigkeit ſich zu aͤuſſern pfleget. Hebr. 12, 14. heißt es: Jaget nach dem Frie- den gegen iedermann, und der Heiligung, ohne welche niemand wird den HERRN ſehen.) V. 12. Kaͤmpfe den guten Kampf des Glau- bens (bleibe im Glauben; und wenn dir derſel- be zweifelhaft gemachet, oder gar geraubet werden will, ſo kaͤmpfe darob und halte ihn veſt Ep. Jud. V. 3. 1 Tim. 1, 18. 2 Tim. 4, 7. Siehe auch 1 Cor. 9, 24. 25. Phil. 3, 14. 2 Tim. 2, 5. inſonderheit Eph. 6, 16. da der Schild des Glaubens vor andern Stuͤcken der geiſtlichen Ruͤſtung zum geiſtlichen Kampfe ſonderlich recommendiret wird) ergreife das ewige Leben (jage dem vorgeſteckten Ziel alſo nach, daß du es erreicheſt und ergreifeſt; welches des Glaubens Haupt- Eigenſchaft iſt Phil. 3, 12. 14. als der nach dem Kampfe die Crone empfaͤnget 1 Cor. 9, 24. 2 Tim. 2, 5. 4, 7.) dazu du auch berufen biſt (und zwar alſo, daß du dem gnaͤdigen Berufe glaͤubige und gehorſame Folge geleiſtet haſt) und bekannt haſt ein gut Bekenntniß vor vie- len Zeugen (vor den Aelteſten und vor der ver- ſammleten Gemeine, als du in ihrer Gegenwart von mir zum Evangeliſten verordnet biſt, und, damit man ſehen und hoͤren moͤchte, was man an dir haͤtte, dein Glaubens-Bekenntniß mit der Verſicherung von deiner Treue oͤffentlich abge- leget haſt Cap. 4, 14.) Anmer-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/138>, abgerufen am 23.11.2024.