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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 18-20.
[Spaltenumbruch]
10. Es soll aber die Unterthänigkeit nicht
allein willig, sondern auch geheiliget seyn.
Darum der Apostel dazu setzet in dem HErrn,
damit er auf CHristum siehet: als der das Ge-
heimniß seiner geistlichen Vereinigung mit einer
ieden gläubigen Seele unter dem Bilde der Ehe
vorstellet: wie unter andern sonderlich Eph. 5,
23. u. f. zu sehen ist.
11. Es soll demnach ein Ehe-Weib, damit
ihr die Unterthänigkeit so viel leichter und ange-
nehmer, sie auch geheiliget werde, in ihrem Ehe-
Mann auf CHristum sehen, welchen er in der
Ehe repraesentiret. Der denn auch daher sich
seinem Character, den er von CHristo an sich trä-
get, gemäß bezeugen muß. Thut er es nicht,
so hat er es bey CHristo, als dessen Bild er
gleichsam an sich verunehret, zu verantworten;
das Ehe-Weib aber bekömmt daher doch kei-
ne Freyheit, sich der Unterthänigkeit zu entzie-
hen.
12. Gleichwie nun dieser Beysatz: in dem
HErrn
die Unterthänigkeit und Herrschaft hei-
liget: also nimmt er auch davon hinweg, was
wider den HErrn ist, und wider das gute Ge-
wissen streitet: als in welchen Fällen es allemal
bey der Regel Petri bleibet, daß man GOtt
mehr gehorchen müsse, denn den Men-
schen.
Ap. Gesch. c. 4, 19. 5, 29. Man mag im
übrigen die Worte, in dem HErrn, mit dem
Worte seyd unterthan, oder mit denen, wie
sichs gebühret,
construiren, so kömmt es dem
Verstande nach auf eines an.
V. 19.

Jhr Männer, liebet eure Weiber, und
seyd nicht bitter gegen sie.

Anmerckungen.
1. Es könte zwar das Ansehen haben, als
wäre diese Erinnerung überflüßig; da es ja na-
türlich ist, daß ein Ehe-Mann sein Weib liebet;
sintemal er sie ja aus Liebe sich selbst erwählet hat:
allein diese Erinnerung ist nöthig genug, wie es
folgende Ursachen anzeigen:
a. Manche Ehe ist mit schlechter Liebe auf beyden
Seiten, und sonderlich auf Seiten des Man-
nes, angefangen, wenn seine Wahl nur aus
allerhand Neben-Absichten geschehen ist. Da
denn hernach sich noch mehrere Kaltsinnigkeit
zu finden pfleget. Es mag nun anfangs da-
mit noch so sehr versehen seyn, so ist es doch her-
nach nicht zu ändern, und hat man sich dem-
nach zur aufrichtigen und hertzlichen Liebe um
GOttes und des Gewissens willen zu erwe-
cken, und zu bedencken, daß man auch seinen
Feind, dafür ein Ehe-Gatte den andern nicht
leichtlich halten wird, zu lieben schuldig ist.
b. Manche Ehe ist zwar in Liebe angefangen; aber
die Liebe erkaltet bald; zumal wenn diese und
jene Veranlassung, die doch aber nicht hin-
länglich ist, dazu gegeben wird; als z. E. der
Ehe-Gattin kräncklicher Leib und daher ver-
fallene Gestalt, oder andere Schwachheiten
des Gemüths.
c. Mancher Ehe fehlet es zwar nicht an Liebe;
aber sie ist unordentlich und unmäßig, und
[Spaltenumbruch] dienet auf Seiten des Mannes dazu, daß er
sich seiner Herrschaft begiebet. Es ist dem-
nach wohl zu mercken, daß die Liebe des Ehe-
Mannes nicht weniger im HErrn soll gehei-
liget und erwiesen werden, als die Unterthä-
nigkeit des Ehe-Weibes im HErrn geschehen
soll. Darum saget Paulus Eph. 5, 25. Jhr
Männer liebet cure Weibet, gleichwie
CHristus geliebet hat die Gemeine, und
hat sich selbst für sie gegeben.
2. Es begreifet aber die Liebe alle übrige
Pflichten in sich, als das vernünftige Regiment,
den gebührenden Schutz, hinlängliche und
mögliche Ernährung, genugsame Geduld mit
den Leibes- und Gemüths-Schwachheiten der
Ehe-Gattin, u. s. w. Davon Petrus Ep. 1. c. 3,
7. schreibet: Jhr Männer, wohnet bey eu-
ren Weibern mit Vernunft, und gebet dem
weiblichen, als dem schwächsten Werck-
zeuge, seine Ehre, als auch Mit-Erben der
Gnade des Lebens, auf daß euer Gebet
nicht verhindert werde.
3. Weil der Apostel den Ehe-Männern die
Liebe gegen ihre Ehegatten also anbefiehlet, daß
er solche der Bitterkeit entgegen setzet, so zeiget
er damit an, daß die Männer gar leicht von die-
sem Affecte können versuchet werden, wenn sie
nicht über sich wachen. Denn weil das männ-
liche Geschlecht ohne das insgemein mehr Feuer
bey sich hat, als das weibliche; so kan es gar
leicht geschehen, daß man die männliche Aucto-
rit
ät mit dem Regimente zur Härte mißbrauchet,
und damit entschuldiget zu seyn vermeinet, daß
man diese und jene Schwachheiten an seiner Ehe-
gattin findet: und also gleichsam ein Löwe in sei-
nem Hause ist. Womit aber ein gutes Gewis-
sen und der Friede GOttes in der Seele unmög-
lich bestehen kan.
4. Gleichwie eine Ehegattin nichts mehr
zur unterthänigen Folgsamkeit bewegen kan, als
die Vorstellung, daß ihr Ehe-Mann in der Ehe
CHristum praesentiret: also soll der Mann sich
bey der Versuchung zur Heftigkeit zum öftern
vorstellen, wie CHristus gesinnet sey gegen seine
Gemeine, und mit wie vieler Liebe und Geduld
er ihre Schwachheiten trage, ja was er an ihm
selbst täglich zu tragen habe, wenn er sich auch
gleich bemühet in seinen Wegen zu wandeln.
V. 20.

Jhr Kinder (rechte, oder Stief-Kinder,
und alle, welche als Kinder anzusehen sind) seyd
gehorsam den Eltern in allen Dingen
(wel-
che nicht wider das Gewissen laufen) denn das
ist dem HERRN gefällig
(als der den El-
tern etwas von seinem Character angehänget
hat.)

Anmerckungen.
1. Daß unter dem Namen der Kinder al-
hier auch die Zuhörer und Schüler verstanden
werden, ist aus den ersten Gründen des Cate-
chismi bekannt: gleichwie man aus denselben
weiß, daß auch Lehrer und Praeceptores in ge-
wisser masse an Eltern statt stehen.
2. Der Gehorsam begreifet alhier alle
übrige
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 18-20.
[Spaltenumbruch]
10. Es ſoll aber die Unterthaͤnigkeit nicht
allein willig, ſondern auch geheiliget ſeyn.
Darum der Apoſtel dazu ſetzet in dem HErrn,
damit er auf CHriſtum ſiehet: als der das Ge-
heimniß ſeiner geiſtlichen Vereinigung mit einer
ieden glaͤubigen Seele unter dem Bilde der Ehe
vorſtellet: wie unter andern ſonderlich Eph. 5,
23. u. f. zu ſehen iſt.
11. Es ſoll demnach ein Ehe-Weib, damit
ihr die Unterthaͤnigkeit ſo viel leichter und ange-
nehmer, ſie auch geheiliget werde, in ihrem Ehe-
Mann auf CHriſtum ſehen, welchen er in der
Ehe repræſentiret. Der denn auch daher ſich
ſeinem Character, den er von CHriſto an ſich traͤ-
get, gemaͤß bezeugen muß. Thut er es nicht,
ſo hat er es bey CHriſto, als deſſen Bild er
gleichſam an ſich verunehret, zu verantworten;
das Ehe-Weib aber bekoͤmmt daher doch kei-
ne Freyheit, ſich der Unterthaͤnigkeit zu entzie-
hen.
12. Gleichwie nun dieſer Beyſatz: in dem
HErrn
die Unterthaͤnigkeit und Herrſchaft hei-
liget: alſo nimmt er auch davon hinweg, was
wider den HErrn iſt, und wider das gute Ge-
wiſſen ſtreitet: als in welchen Faͤllen es allemal
bey der Regel Petri bleibet, daß man GOtt
mehr gehorchen muͤſſe, denn den Men-
ſchen.
Ap. Geſch. c. 4, 19. 5, 29. Man mag im
uͤbrigen die Worte, in dem HErrn, mit dem
Worte ſeyd unterthan, oder mit denen, wie
ſichs gebuͤhret,
conſtruiren, ſo koͤmmt es dem
Verſtande nach auf eines an.
V. 19.

Jhr Maͤnner, liebet eure Weiber, und
ſeyd nicht bitter gegen ſie.

Anmerckungen.
1. Es koͤnte zwar das Anſehen haben, als
waͤre dieſe Erinnerung uͤberfluͤßig; da es ja na-
tuͤrlich iſt, daß ein Ehe-Mann ſein Weib liebet;
ſintemal er ſie ja aus Liebe ſich ſelbſt erwaͤhlet hat:
allein dieſe Erinnerung iſt noͤthig genug, wie es
folgende Urſachen anzeigen:
a. Manche Ehe iſt mit ſchlechter Liebe auf beyden
Seiten, und ſonderlich auf Seiten des Man-
nes, angefangen, wenn ſeine Wahl nur aus
allerhand Neben-Abſichten geſchehen iſt. Da
denn hernach ſich noch mehrere Kaltſinnigkeit
zu finden pfleget. Es mag nun anfangs da-
mit noch ſo ſehr verſehen ſeyn, ſo iſt es doch her-
nach nicht zu aͤndern, und hat man ſich dem-
nach zur aufrichtigen und hertzlichen Liebe um
GOttes und des Gewiſſens willen zu erwe-
cken, und zu bedencken, daß man auch ſeinen
Feind, dafuͤr ein Ehe-Gatte den andern nicht
leichtlich halten wird, zu lieben ſchuldig iſt.
b. Manche Ehe iſt zwar in Liebe angefangen; aber
die Liebe erkaltet bald; zumal wenn dieſe und
jene Veranlaſſung, die doch aber nicht hin-
laͤnglich iſt, dazu gegeben wird; als z. E. der
Ehe-Gattin kraͤncklicher Leib und daher ver-
fallene Geſtalt, oder andere Schwachheiten
des Gemuͤths.
c. Mancher Ehe fehlet es zwar nicht an Liebe;
aber ſie iſt unordentlich und unmaͤßig, und
[Spaltenumbruch] dienet auf Seiten des Mannes dazu, daß er
ſich ſeiner Herrſchaft begiebet. Es iſt dem-
nach wohl zu mercken, daß die Liebe des Ehe-
Mannes nicht weniger im HErrn ſoll gehei-
liget und erwieſen werden, als die Unterthaͤ-
nigkeit des Ehe-Weibes im HErrn geſchehen
ſoll. Darum ſaget Paulus Eph. 5, 25. Jhr
Maͤnner liebet cure Weibet, gleichwie
CHriſtus geliebet hat die Gemeine, und
hat ſich ſelbſt fuͤr ſie gegeben.
2. Es begreifet aber die Liebe alle uͤbrige
Pflichten in ſich, als das vernuͤnftige Regiment,
den gebuͤhrenden Schutz, hinlaͤngliche und
moͤgliche Ernaͤhrung, genugſame Geduld mit
den Leibes- und Gemuͤths-Schwachheiten der
Ehe-Gattin, u. ſ. w. Davon Petrus Ep. 1. c. 3,
7. ſchreibet: Jhr Maͤnner, wohnet bey eu-
ren Weibern mit Vernunft, und gebet dem
weiblichen, als dem ſchwaͤchſten Werck-
zeuge, ſeine Ehre, als auch Mit-Erben der
Gnade des Lebens, auf daß euer Gebet
nicht verhindert werde.
3. Weil der Apoſtel den Ehe-Maͤnnern die
Liebe gegen ihre Ehegatten alſo anbefiehlet, daß
er ſolche der Bitterkeit entgegen ſetzet, ſo zeiget
er damit an, daß die Maͤnner gar leicht von die-
ſem Affecte koͤnnen verſuchet werden, wenn ſie
nicht uͤber ſich wachen. Denn weil das maͤnn-
liche Geſchlecht ohne das insgemein mehr Feuer
bey ſich hat, als das weibliche; ſo kan es gar
leicht geſchehen, daß man die maͤnnliche Aucto-
rit
aͤt mit dem Regimente zur Haͤrte mißbrauchet,
und damit entſchuldiget zu ſeyn vermeinet, daß
man dieſe und jene Schwachheiten an ſeiner Ehe-
gattin findet: und alſo gleichſam ein Loͤwe in ſei-
nem Hauſe iſt. Womit aber ein gutes Gewiſ-
ſen und der Friede GOttes in der Seele unmoͤg-
lich beſtehen kan.
4. Gleichwie eine Ehegattin nichts mehr
zur unterthaͤnigen Folgſamkeit bewegen kan, als
die Vorſtellung, daß ihr Ehe-Mann in der Ehe
CHriſtum præſentiret: alſo ſoll der Mann ſich
bey der Verſuchung zur Heftigkeit zum oͤftern
vorſtellen, wie CHriſtus geſinnet ſey gegen ſeine
Gemeine, und mit wie vieler Liebe und Geduld
er ihre Schwachheiten trage, ja was er an ihm
ſelbſt taͤglich zu tragen habe, wenn er ſich auch
gleich bemuͤhet in ſeinen Wegen zu wandeln.
V. 20.

Jhr Kinder (rechte, oder Stief-Kinder,
und alle, welche als Kinder anzuſehen ſind) ſeyd
gehorſam den Eltern in allen Dingen
(wel-
che nicht wider das Gewiſſen laufen) denn das
iſt dem HERRN gefaͤllig
(als der den El-
tern etwas von ſeinem Character angehaͤnget
hat.)

Anmerckungen.
1. Daß unter dem Namen der Kinder al-
hier auch die Zuhoͤrer und Schuͤler verſtanden
werden, iſt aus den erſten Gruͤnden des Cate-
chiſmi bekannt: gleichwie man aus denſelben
weiß, daß auch Lehrer und Præceptores in ge-
wiſſer maſſe an Eltern ſtatt ſtehen.
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[812/0840] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 18-20. 10. Es ſoll aber die Unterthaͤnigkeit nicht allein willig, ſondern auch geheiliget ſeyn. Darum der Apoſtel dazu ſetzet in dem HErrn, damit er auf CHriſtum ſiehet: als der das Ge- heimniß ſeiner geiſtlichen Vereinigung mit einer ieden glaͤubigen Seele unter dem Bilde der Ehe vorſtellet: wie unter andern ſonderlich Eph. 5, 23. u. f. zu ſehen iſt. 11. Es ſoll demnach ein Ehe-Weib, damit ihr die Unterthaͤnigkeit ſo viel leichter und ange- nehmer, ſie auch geheiliget werde, in ihrem Ehe- Mann auf CHriſtum ſehen, welchen er in der Ehe repræſentiret. Der denn auch daher ſich ſeinem Character, den er von CHriſto an ſich traͤ- get, gemaͤß bezeugen muß. Thut er es nicht, ſo hat er es bey CHriſto, als deſſen Bild er gleichſam an ſich verunehret, zu verantworten; das Ehe-Weib aber bekoͤmmt daher doch kei- ne Freyheit, ſich der Unterthaͤnigkeit zu entzie- hen. 12. Gleichwie nun dieſer Beyſatz: in dem HErrn die Unterthaͤnigkeit und Herrſchaft hei- liget: alſo nimmt er auch davon hinweg, was wider den HErrn iſt, und wider das gute Ge- wiſſen ſtreitet: als in welchen Faͤllen es allemal bey der Regel Petri bleibet, daß man GOtt mehr gehorchen muͤſſe, denn den Men- ſchen. Ap. Geſch. c. 4, 19. 5, 29. Man mag im uͤbrigen die Worte, in dem HErrn, mit dem Worte ſeyd unterthan, oder mit denen, wie ſichs gebuͤhret, conſtruiren, ſo koͤmmt es dem Verſtande nach auf eines an. V. 19. Jhr Maͤnner, liebet eure Weiber, und ſeyd nicht bitter gegen ſie. Anmerckungen. 1. Es koͤnte zwar das Anſehen haben, als waͤre dieſe Erinnerung uͤberfluͤßig; da es ja na- tuͤrlich iſt, daß ein Ehe-Mann ſein Weib liebet; ſintemal er ſie ja aus Liebe ſich ſelbſt erwaͤhlet hat: allein dieſe Erinnerung iſt noͤthig genug, wie es folgende Urſachen anzeigen: a. Manche Ehe iſt mit ſchlechter Liebe auf beyden Seiten, und ſonderlich auf Seiten des Man- nes, angefangen, wenn ſeine Wahl nur aus allerhand Neben-Abſichten geſchehen iſt. Da denn hernach ſich noch mehrere Kaltſinnigkeit zu finden pfleget. Es mag nun anfangs da- mit noch ſo ſehr verſehen ſeyn, ſo iſt es doch her- nach nicht zu aͤndern, und hat man ſich dem- nach zur aufrichtigen und hertzlichen Liebe um GOttes und des Gewiſſens willen zu erwe- cken, und zu bedencken, daß man auch ſeinen Feind, dafuͤr ein Ehe-Gatte den andern nicht leichtlich halten wird, zu lieben ſchuldig iſt. b. Manche Ehe iſt zwar in Liebe angefangen; aber die Liebe erkaltet bald; zumal wenn dieſe und jene Veranlaſſung, die doch aber nicht hin- laͤnglich iſt, dazu gegeben wird; als z. E. der Ehe-Gattin kraͤncklicher Leib und daher ver- fallene Geſtalt, oder andere Schwachheiten des Gemuͤths. c. Mancher Ehe fehlet es zwar nicht an Liebe; aber ſie iſt unordentlich und unmaͤßig, und dienet auf Seiten des Mannes dazu, daß er ſich ſeiner Herrſchaft begiebet. Es iſt dem- nach wohl zu mercken, daß die Liebe des Ehe- Mannes nicht weniger im HErrn ſoll gehei- liget und erwieſen werden, als die Unterthaͤ- nigkeit des Ehe-Weibes im HErrn geſchehen ſoll. Darum ſaget Paulus Eph. 5, 25. Jhr Maͤnner liebet cure Weibet, gleichwie CHriſtus geliebet hat die Gemeine, und hat ſich ſelbſt fuͤr ſie gegeben. 2. Es begreifet aber die Liebe alle uͤbrige Pflichten in ſich, als das vernuͤnftige Regiment, den gebuͤhrenden Schutz, hinlaͤngliche und moͤgliche Ernaͤhrung, genugſame Geduld mit den Leibes- und Gemuͤths-Schwachheiten der Ehe-Gattin, u. ſ. w. Davon Petrus Ep. 1. c. 3, 7. ſchreibet: Jhr Maͤnner, wohnet bey eu- ren Weibern mit Vernunft, und gebet dem weiblichen, als dem ſchwaͤchſten Werck- zeuge, ſeine Ehre, als auch Mit-Erben der Gnade des Lebens, auf daß euer Gebet nicht verhindert werde. 3. Weil der Apoſtel den Ehe-Maͤnnern die Liebe gegen ihre Ehegatten alſo anbefiehlet, daß er ſolche der Bitterkeit entgegen ſetzet, ſo zeiget er damit an, daß die Maͤnner gar leicht von die- ſem Affecte koͤnnen verſuchet werden, wenn ſie nicht uͤber ſich wachen. Denn weil das maͤnn- liche Geſchlecht ohne das insgemein mehr Feuer bey ſich hat, als das weibliche; ſo kan es gar leicht geſchehen, daß man die maͤnnliche Aucto- ritaͤt mit dem Regimente zur Haͤrte mißbrauchet, und damit entſchuldiget zu ſeyn vermeinet, daß man dieſe und jene Schwachheiten an ſeiner Ehe- gattin findet: und alſo gleichſam ein Loͤwe in ſei- nem Hauſe iſt. Womit aber ein gutes Gewiſ- ſen und der Friede GOttes in der Seele unmoͤg- lich beſtehen kan. 4. Gleichwie eine Ehegattin nichts mehr zur unterthaͤnigen Folgſamkeit bewegen kan, als die Vorſtellung, daß ihr Ehe-Mann in der Ehe CHriſtum præſentiret: alſo ſoll der Mann ſich bey der Verſuchung zur Heftigkeit zum oͤftern vorſtellen, wie CHriſtus geſinnet ſey gegen ſeine Gemeine, und mit wie vieler Liebe und Geduld er ihre Schwachheiten trage, ja was er an ihm ſelbſt taͤglich zu tragen habe, wenn er ſich auch gleich bemuͤhet in ſeinen Wegen zu wandeln. V. 20. Jhr Kinder (rechte, oder Stief-Kinder, und alle, welche als Kinder anzuſehen ſind) ſeyd gehorſam den Eltern in allen Dingen (wel- che nicht wider das Gewiſſen laufen) denn das iſt dem HERRN gefaͤllig (als der den El- tern etwas von ſeinem Character angehaͤnget hat.) Anmerckungen. 1. Daß unter dem Namen der Kinder al- hier auch die Zuhoͤrer und Schuͤler verſtanden werden, iſt aus den erſten Gruͤnden des Cate- chiſmi bekannt: gleichwie man aus denſelben weiß, daß auch Lehrer und Præceptores in ge- wiſſer maſſe an Eltern ſtatt ſtehen. 2. Der Gehorſam begreifet alhier alle uͤbrige

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 812. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/840>, abgerufen am 24.11.2024.