Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 3, v. 17. 18. an die Colosser. [Spaltenumbruch]
Rom. 14, 23. Was nicht aus dem Glauben gehet, das ist Sünde. 1 Cor. 10, 31. Jhr esset, oder trincket, oder was ihr thut, so thut es alles zu GOt- tes Ehre. Eph. 5, 20. Saget Danck allezeit für alles GOtt und dem Vater, in dem Namen unsers HErrn JEsu CHristi. Und 1 Thess. 5, 18. Seyd danckbar in allen Dingen. Denn das ist der Wille GOttes in CHristo JESU an euch. 8. Wir finden in diesen Oertern eine vierfa- che Art, wie alle Handlungen des Menschen ge- schehen sollen: nemlich 1. im Glauben: 2. im Namen JEsu CHristi: 3. zur Ehre GOt- tes: 4. mit einer Dancksagung. Da sich denn fraget, wie diese Stücke von einander unterschie- den sind? und wie sie bey ihrem Unterscheid alle auf eines gehen und zusammen treffen? Der Glaube gehet auf den Grund aller Wercke, und weiset zugleich an, von wem eigentlich rechte gu- te Wercke gethan werden können, nemlich von wiedergebohrnen und gläubigen Christen, welche aus dem rechten Principio, als der Quelle der Gnaden, handeln, oder doch handeln können. Und weil der Glaube auf CHristum gehet, so bringet er zugleich die rechte Form und GOtt wohlgefällige Beschaffenheit in das Werck, daß es nemlich im Namen CHristi geschiehet, nicht auf unsere eigene Würdigkeit, sondern im Ab- sehen auf CHristi Verdienst, daß sich GOTT das Werck bey seiner Unvollkommenheit um CHristi willen wolle und werde gnädiglich ge- fallen lassen. Und da es des Glaubens Eigen- schaft ist, seine Dependentz von GOTT zu er- kennen, und bey der Erkäntniß der eigenen Un- würdigkeit auf GOTT zu sehen, und mit Ver- läugnung seiner selbst ihn über alles zu erheben, so entstehet daher auch der Zweck aller guten Handlungen, daß sie nemlich zu GOttes Eh- ren gerichtet werden, und in Ansehung der schon empfangenen unzehlbaren Wohlthaten mit Dancksagung geschehen. Daher man siehet, wie nöthig der Glaube zu allen guten Wercken sey. V. 18. Jhr Weiber seyd unterthan euren Anmerckungen. 1. Der Apostel setzet alhier, und in den fol- genden Ermahnungen, das schwächere Theil voran, und erinnert dasselbe seiner Schuldigkeit zuerst: des stärckern gedencket er hernach, und führet sie auf ihre schuldige Pflichten. Gleiche Ordnung hält er Eph. 5, 22. u. f. 2. Die Christliche Religion reguliret, ordnet, heiliget und segnet alle Stände und Societäten des menschlichen Lebens: sintemal sie nebst den Glaubens-Lehren ein vollkommenes Gesetz der Natur in sich hält: als welches sie aufs allerbeste aufkläret. Und eben darinnen hat sie [Spaltenumbruch] einen recht göttlichen Character von ihrer Wahr- heit und vortrefflichkeit. Was die also genann- ten Naturalisten davon haben, ist dagegen nur ein Schatten. 3. Mit den Worten idiois, eigenen, siehet der Apostel darauf, daß ein iegliches Ehe-Weib ihren eigenen, ihr allein zugehörigen Mann, ha- ben soll. Und also stehet dieses Wort der Poly- gamie entgegen: als in welcher ein Weib nicht ihren eigenen Mann behält, sondern einen mit noch einem andern Weibe, wo nicht mit mehrern, gemeinen Mann hat. 4. Die Unterthänigkeit gehet auf eine gute Ordnung, oder Subordination: und also führet sie keine knechtische Unterwerfung mit sich. Denn es muß ja allerdings ein Unterscheid seyn unter einer Haus-Frau und einer Magd. 5. Diese in der Subordination bestehende Unterthänigkeit ist dem Rechte der Natur nach der Schöpfung gemäß. Denn es ist nicht der Mann vom Weibe, sondern das Weib vom Manne, genommen: und zwar also, daß sie aus seiner Seite, oder Mitte des Leibes, isterschaffen worden, zur Anzeigung, daß sie weder über den Mann herrschen soll, als wäre sie sein Haupt; noch daß sie ihm soll zu den Füssen liegen. 6. Ohne diese Subordination könte auch kei- ne Ordnung in der Familie bestehen. Denn wo alle beyde Ehe-Leute zu dem Regimente und An- ordnung gleiche Auctorität hätten, und nicht ei- nes Sinnes wären, so würde der eine verbieten, was der andere geböte, und daher unter dem Ge- sinde und unter den Kindern eine Faction mit der Confusion entstehen. Es muß demnach ein Theil, wenn es den andern auch gleich mit zu rathe zie- het, wie in vielen Dingen billig ist, den Aus- schlag geben. Welches dem Manne zukömmt: wie denn auch GOtt das männliche Geschlecht in der Natur zu dem Ende mit mehrer Auctorität, gemeiniglich auch mit einem grössern Masse des Verstandes begabet hat. 7. Daß es so gar wenige recht wohlgeord- nete und von beyden Seiten vergnügte Ehen gie- bet, kömmt gemeiniglich daher, daß entweder das Ehe-Weib sich der Unterthänigkeit ent- ziehet, oder der Ehe-Mann sein Regiment nicht recht zu führen weiß. 8. Wenn gleich eine Weibes-Person ei- nes höhern Standes sich an einen Mann eines niedrigern Standes verheyrathet; so ist sie ihm doch die Unterthänigkeit schuldig: sintemal sie ja ihren freyen Willen gehabt hat, sich mit ihm in die Ehe zu begeben. Weil aber die Unterthänig- keit in einer solchen Ehe viele Uberwindung zu ko- sten und selten rechter Art zu seyn pfleget, so thut man wohl, wenn man nicht so leichtlich einen solchen Ehe-Bund trifft. 9. Es fasset aber die Unterthänigkeit alle übrige Pflichten rechtschaffener Ehe-Wei- ber alhier in sich: als die sonderlich sind: der Gehorsam mit aller Folgsamkeit, die eheliche Treue und Liebe, und was die Liebe nach ihren 1 Cor. 13, 4. u. f. beschriebenen Eigenschaften noch sonst erfordert. 10. Es K k k k k 2
Cap. 3, v. 17. 18. an die Coloſſer. [Spaltenumbruch]
Rom. 14, 23. Was nicht aus dem Glauben gehet, das iſt Suͤnde. 1 Cor. 10, 31. Jhr eſſet, oder trincket, oder was ihr thut, ſo thut es alles zu GOt- tes Ehre. Eph. 5, 20. Saget Danck allezeit fuͤr alles GOtt und dem Vater, in dem Namen unſers HErrn JEſu CHriſti. Und 1 Theſſ. 5, 18. Seyd danckbar in allen Dingen. Denn das iſt der Wille GOttes in CHriſto JESU an euch. 8. Wir finden in dieſen Oertern eine vierfa- che Art, wie alle Handlungen des Menſchen ge- ſchehen ſollen: nemlich 1. im Glauben: 2. im Namen JEſu CHriſti: 3. zur Ehre GOt- tes: 4. mit einer Danckſagung. Da ſich denn fraget, wie dieſe Stuͤcke von einander unterſchie- den ſind? und wie ſie bey ihrem Unterſcheid alle auf eines gehen und zuſammen treffen? Der Glaube gehet auf den Grund aller Wercke, und weiſet zugleich an, von wem eigentlich rechte gu- te Wercke gethan werden koͤnnen, nemlich von wiedergebohrnen und glaͤubigen Chriſten, welche aus dem rechten Principio, als der Quelle der Gnaden, handeln, oder doch handeln koͤnnen. Und weil der Glaube auf CHriſtum gehet, ſo bringet er zugleich die rechte Form und GOtt wohlgefaͤllige Beſchaffenheit in das Werck, daß es nemlich im Namen CHriſti geſchiehet, nicht auf unſere eigene Wuͤrdigkeit, ſondern im Ab- ſehen auf CHriſti Verdienſt, daß ſich GOTT das Werck bey ſeiner Unvollkommenheit um CHriſti willen wolle und werde gnaͤdiglich ge- fallen laſſen. Und da es des Glaubens Eigen- ſchaft iſt, ſeine Dependentz von GOTT zu er- kennen, und bey der Erkaͤntniß der eigenen Un- wuͤrdigkeit auf GOTT zu ſehen, und mit Ver- laͤugnung ſeiner ſelbſt ihn uͤber alles zu erheben, ſo entſtehet daher auch der Zweck aller guten Handlungen, daß ſie nemlich zu GOttes Eh- ren gerichtet werden, und in Anſehung der ſchon empfangenen unzehlbaren Wohlthaten mit Danckſagung geſchehen. Daher man ſiehet, wie noͤthig der Glaube zu allen guten Wercken ſey. V. 18. Jhr Weiber ſeyd unterthan euren Anmerckungen. 1. Der Apoſtel ſetzet alhier, und in den fol- genden Ermahnungen, das ſchwaͤchere Theil voran, und erinnert daſſelbe ſeiner Schuldigkeit zuerſt: des ſtaͤrckern gedencket er hernach, und fuͤhret ſie auf ihre ſchuldige Pflichten. Gleiche Ordnung haͤlt er Eph. 5, 22. u. f. 2. Die Chriſtliche Religion reguliret, ordnet, heiliget und ſegnet alle Staͤnde und Societaͤten des menſchlichen Lebens: ſintemal ſie nebſt den Glaubens-Lehren ein vollkommenes Geſetz der Natur in ſich haͤlt: als welches ſie aufs allerbeſte aufklaͤret. Und eben darinnen hat ſie [Spaltenumbruch] einen recht goͤttlichen Character von ihrer Wahr- heit und vortrefflichkeit. Was die alſo genann- ten Naturaliſten davon haben, iſt dagegen nur ein Schatten. 3. Mit den Worten ἰδίοις, eigenen, ſiehet der Apoſtel darauf, daß ein iegliches Ehe-Weib ihren eigenen, ihr allein zugehoͤrigen Mann, ha- ben ſoll. Und alſo ſtehet dieſes Wort der Poly- gamie entgegen: als in welcher ein Weib nicht ihren eigenen Mann behaͤlt, ſondern einen mit noch einem andern Weibe, wo nicht mit mehrern, gemeinen Mann hat. 4. Die Unterthaͤnigkeit gehet auf eine gute Ordnung, oder Subordination: und alſo fuͤhret ſie keine knechtiſche Unterwerfung mit ſich. Denn es muß ja allerdings ein Unterſcheid ſeyn unter einer Haus-Frau und einer Magd. 5. Dieſe in der Subordination beſtehende Unterthaͤnigkeit iſt dem Rechte der Natur nach der Schoͤpfung gemaͤß. Denn es iſt nicht der Mann vom Weibe, ſondern das Weib vom Manne, genommen: und zwar alſo, daß ſie aus ſeiner Seite, oder Mitte des Leibes, iſterſchaffen worden, zur Anzeigung, daß ſie weder uͤber den Mann herrſchen ſoll, als waͤre ſie ſein Haupt; noch daß ſie ihm ſoll zu den Fuͤſſen liegen. 6. Ohne dieſe Subordination koͤnte auch kei- ne Ordnung in der Familie beſtehen. Denn wo alle beyde Ehe-Leute zu dem Regimente und An- ordnung gleiche Auctoritaͤt haͤtten, und nicht ei- nes Sinnes waͤren, ſo wuͤrde der eine verbieten, was der andere geboͤte, und daher unter dem Ge- ſinde und unter den Kindern eine Faction mit der Confuſion entſtehen. Es muß demnach ein Theil, wenn es den andern auch gleich mit zu rathe zie- het, wie in vielen Dingen billig iſt, den Aus- ſchlag geben. Welches dem Manne zukoͤmmt: wie denn auch GOtt das maͤnnliche Geſchlecht in der Natur zu dem Ende mit mehrer Auctoritaͤt, gemeiniglich auch mit einem groͤſſern Maſſe des Verſtandes begabet hat. 7. Daß es ſo gar wenige recht wohlgeord- nete und von beyden Seiten vergnuͤgte Ehen gie- bet, koͤmmt gemeiniglich daher, daß entweder das Ehe-Weib ſich der Unterthaͤnigkeit ent- ziehet, oder der Ehe-Mann ſein Regiment nicht recht zu fuͤhren weiß. 8. Wenn gleich eine Weibes-Perſon ei- nes hoͤhern Standes ſich an einen Mann eines niedrigern Standes verheyrathet; ſo iſt ſie ihm doch die Unterthaͤnigkeit ſchuldig: ſintemal ſie ja ihren freyen Willen gehabt hat, ſich mit ihm in die Ehe zu begeben. Weil aber die Unterthaͤnig- keit in einer ſolchen Ehe viele Uberwindung zu ko- ſten und ſelten rechter Art zu ſeyn pfleget, ſo thut man wohl, wenn man nicht ſo leichtlich einen ſolchen Ehe-Bund trifft. 9. Es faſſet aber die Unterthaͤnigkeit alle uͤbrige Pflichten rechtſchaffener Ehe-Wei- ber alhier in ſich: als die ſonderlich ſind: der Gehorſam mit aller Folgſamkeit, die eheliche Treue und Liebe, und was die Liebe nach ihren 1 Cor. 13, 4. u. f. beſchriebenen Eigenſchaften noch ſonſt erfordert. 10. Es K k k k k 2
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Cap. 3, v. 17. 18. an die Coloſſer.
Rom. 14, 23. Was nicht aus dem Glauben
gehet, das iſt Suͤnde.
1 Cor. 10, 31. Jhr eſſet, oder trincket, oder
was ihr thut, ſo thut es alles zu GOt-
tes Ehre.
Eph. 5, 20. Saget Danck allezeit fuͤr alles
GOtt und dem Vater, in dem Namen
unſers HErrn JEſu CHriſti.
Und 1 Theſſ. 5, 18. Seyd danckbar in allen
Dingen. Denn das iſt der Wille GOttes
in CHriſto JESU an euch.
8. Wir finden in dieſen Oertern eine vierfa-
che Art, wie alle Handlungen des Menſchen ge-
ſchehen ſollen: nemlich 1. im Glauben: 2. im
Namen JEſu CHriſti: 3. zur Ehre GOt-
tes: 4. mit einer Danckſagung. Da ſich denn
fraget, wie dieſe Stuͤcke von einander unterſchie-
den ſind? und wie ſie bey ihrem Unterſcheid alle
auf eines gehen und zuſammen treffen? Der
Glaube gehet auf den Grund aller Wercke, und
weiſet zugleich an, von wem eigentlich rechte gu-
te Wercke gethan werden koͤnnen, nemlich von
wiedergebohrnen und glaͤubigen Chriſten,
welche aus dem rechten Principio, als der Quelle
der Gnaden, handeln, oder doch handeln koͤnnen.
Und weil der Glaube auf CHriſtum gehet, ſo
bringet er zugleich die rechte Form und GOtt
wohlgefaͤllige Beſchaffenheit in das Werck, daß
es nemlich im Namen CHriſti geſchiehet, nicht
auf unſere eigene Wuͤrdigkeit, ſondern im Ab-
ſehen auf CHriſti Verdienſt, daß ſich GOTT
das Werck bey ſeiner Unvollkommenheit um
CHriſti willen wolle und werde gnaͤdiglich ge-
fallen laſſen. Und da es des Glaubens Eigen-
ſchaft iſt, ſeine Dependentz von GOTT zu er-
kennen, und bey der Erkaͤntniß der eigenen Un-
wuͤrdigkeit auf GOTT zu ſehen, und mit Ver-
laͤugnung ſeiner ſelbſt ihn uͤber alles zu erheben,
ſo entſtehet daher auch der Zweck aller guten
Handlungen, daß ſie nemlich zu GOttes Eh-
ren gerichtet werden, und in Anſehung der
ſchon empfangenen unzehlbaren Wohlthaten mit
Danckſagung geſchehen. Daher man ſiehet,
wie noͤthig der Glaube zu allen guten Wercken
ſey.
V. 18.
Jhr Weiber ſeyd unterthan euren
(τοι῀ς ἰδίοις, euren eigenen) Maͤnnern in dem
HERRN, wie ſichs gebuͤhret.
Anmerckungen.
1. Der Apoſtel ſetzet alhier, und in den fol-
genden Ermahnungen, das ſchwaͤchere Theil
voran, und erinnert daſſelbe ſeiner Schuldigkeit
zuerſt: des ſtaͤrckern gedencket er hernach, und
fuͤhret ſie auf ihre ſchuldige Pflichten. Gleiche
Ordnung haͤlt er Eph. 5, 22. u. f.
2. Die Chriſtliche Religion reguliret,
ordnet, heiliget und ſegnet alle Staͤnde und
Societaͤten des menſchlichen Lebens: ſintemal
ſie nebſt den Glaubens-Lehren ein vollkommenes
Geſetz der Natur in ſich haͤlt: als welches ſie aufs
allerbeſte aufklaͤret. Und eben darinnen hat ſie
einen recht goͤttlichen Character von ihrer Wahr-
heit und vortrefflichkeit. Was die alſo genann-
ten Naturaliſten davon haben, iſt dagegen nur
ein Schatten.
3. Mit den Worten ἰδίοις, eigenen, ſiehet
der Apoſtel darauf, daß ein iegliches Ehe-Weib
ihren eigenen, ihr allein zugehoͤrigen Mann, ha-
ben ſoll. Und alſo ſtehet dieſes Wort der Poly-
gamie entgegen: als in welcher ein Weib nicht
ihren eigenen Mann behaͤlt, ſondern einen mit
noch einem andern Weibe, wo nicht mit mehrern,
gemeinen Mann hat.
4. Die Unterthaͤnigkeit gehet auf eine
gute Ordnung, oder Subordination: und alſo
fuͤhret ſie keine knechtiſche Unterwerfung mit ſich.
Denn es muß ja allerdings ein Unterſcheid ſeyn
unter einer Haus-Frau und einer Magd.
5. Dieſe in der Subordination beſtehende
Unterthaͤnigkeit iſt dem Rechte der Natur nach
der Schoͤpfung gemaͤß. Denn es iſt nicht der
Mann vom Weibe, ſondern das Weib vom
Manne, genommen: und zwar alſo, daß ſie aus
ſeiner Seite, oder Mitte des Leibes, iſterſchaffen
worden, zur Anzeigung, daß ſie weder uͤber den
Mann herrſchen ſoll, als waͤre ſie ſein Haupt;
noch daß ſie ihm ſoll zu den Fuͤſſen liegen.
6. Ohne dieſe Subordination koͤnte auch kei-
ne Ordnung in der Familie beſtehen. Denn wo
alle beyde Ehe-Leute zu dem Regimente und An-
ordnung gleiche Auctoritaͤt haͤtten, und nicht ei-
nes Sinnes waͤren, ſo wuͤrde der eine verbieten,
was der andere geboͤte, und daher unter dem Ge-
ſinde und unter den Kindern eine Faction mit der
Confuſion entſtehen. Es muß demnach ein Theil,
wenn es den andern auch gleich mit zu rathe zie-
het, wie in vielen Dingen billig iſt, den Aus-
ſchlag geben. Welches dem Manne zukoͤmmt:
wie denn auch GOtt das maͤnnliche Geſchlecht
in der Natur zu dem Ende mit mehrer Auctoritaͤt,
gemeiniglich auch mit einem groͤſſern Maſſe des
Verſtandes begabet hat.
7. Daß es ſo gar wenige recht wohlgeord-
nete und von beyden Seiten vergnuͤgte Ehen gie-
bet, koͤmmt gemeiniglich daher, daß entweder
das Ehe-Weib ſich der Unterthaͤnigkeit ent-
ziehet, oder der Ehe-Mann ſein Regiment nicht
recht zu fuͤhren weiß.
8. Wenn gleich eine Weibes-Perſon ei-
nes hoͤhern Standes ſich an einen Mann eines
niedrigern Standes verheyrathet; ſo iſt ſie ihm
doch die Unterthaͤnigkeit ſchuldig: ſintemal ſie ja
ihren freyen Willen gehabt hat, ſich mit ihm in
die Ehe zu begeben. Weil aber die Unterthaͤnig-
keit in einer ſolchen Ehe viele Uberwindung zu ko-
ſten und ſelten rechter Art zu ſeyn pfleget, ſo thut
man wohl, wenn man nicht ſo leichtlich einen
ſolchen Ehe-Bund trifft.
9. Es faſſet aber die Unterthaͤnigkeit
alle uͤbrige Pflichten rechtſchaffener Ehe-Wei-
ber alhier in ſich: als die ſonderlich ſind: der
Gehorſam mit aller Folgſamkeit, die eheliche
Treue und Liebe, und was die Liebe nach ihren
1 Cor. 13, 4. u. f. beſchriebenen Eigenſchaften
noch ſonſt erfordert.
10. Es
K k k k k 2
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