Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 3, 17. [Spaltenumbruch]
gleichwie keine Worte ohne den Willen und oh-ne die Gedancken können vorgebracht werden: also können auch ohne sie keine Wercke ge- schehen. 3. Etwas im Namen Christi thun se- tzet zuvorderst etwas voraus und zum Grunde, nemlich daß man an Christum glaube, und al- so wiedergebohren und gerecht gemachet sey, folglich in Christo JEsu stehe und erfunden werde. Denn wo dieses nicht zum Grunde lie- get, oder geleget wird, so fodert man es vergeb- lich, daß einer etwas im Namen Christi thun solle. Und was auch einer ohne solchen Grund vermeinet im Namen Christi zu thun, das ist mehr eine Verunehrung, als eine Heiligung die- ses so theuren Namens. 4. Es heißt denn nun im Namen Christi etwas thun, oder reden, es also thun und re- den in dem Stande der Gnaden und in der Furcht GOttes, daß man im Glauben auf das Verdienst Christi sehe, und dafür halte, GOtt werde es sich, unserer Unwürdigkeit und Unvoll- kommenheit ungeachtet, um CHristi willen gnädiglich gefallen lassen. Denn gleichwie wir im Namen Christi mit dem Gläubigen aufsehen auf sein Verdienst und auf seine Verheissung be- ten sollen Joh. 16, 24. 25. so sollen wir auch al- les übrige auf die Art verrichten. 5. Es sollen alle Verrichtungen der Gläu- bigen mit einer Dancksagung gegen GOTT verbunden seyn. Dabey folgendes zu mer- cken ist: a. Der Grund davon ist dieser, daß der Mensch nicht allein die grosse Haupt-Wohlthaten, der Schöpffung, der Erhaltung, der Erlö- sung, und der Heiligung, nebst dem gantzen Gnaden-Stande, von GOtt hat, und dazu von Jugend auf seiner besondern Leitung hat zu geniessen gehabt, sondern auch, daß kein Tag und Stunde hingehet, darinnen er nicht neue Wohlthaten nach Leib und Seele von GOtt empfänget. b. Unsere Schuldigkeit, dieses wohl zu erken- nen, und uns dafür danckbar zu erweisen, zuvorderst mit einem GOttergebenen und Lo- besbegierigen Hertzen; und denn dabey auch mit Worten und Wercken, also daß das gan- tze Leben ein rechtes Danckopfer sey. Dar- um Paulus Hebr. 3, 15. spricht: So lasset uns nun opfern durch ihn das Lob- Opfer GOtt allezeit, das ist, die Frucht der Lippen, die seinen Namen be- kennen. c. Es soll aber die Dancksagung durch Chri- stum gebracht werden. Denn gleichwie wir durch Christum von GOTT alle Gnaden- Gaben empfangen: also muß auch der Danck dafür durch Christum gehen, daß er GOtt, in Ansehung Christi oder seines Versöhn- Opfers, angenehm sey. Es heißt demnach GOtt durch Christum dancken, so viel als nach dem Grunde der zugeeigneten Gerech- tigkeit Christi in seiner Dancksagung also auf Christum sehen, daß man in der gläubigen Zuversicht stehe, es gefalle GOTT aller un- [Spaltenumbruch] ser Dienst und Danck, wenn er bey seiner Lauterkeit auch noch so unvollkommen ist, dennoch um Christi willen wohl, also, daß er es gnädig ansehe. Und also haben wir darin das Gegenbild von den Danck-Opfern des al- ten Testaments: als welche, wie alle ande- re, durch die Priester, als Christi Vorbilder, GOtte gebracht wurden. Und da Christus zur Rechten GOttes uns vertritt, so ist, im Namen Christi beten und dancken, so viel, als sich das mit einer Dancksagung verknüpfte Hohepriesterliche Gebet Christi gläubig zueig- nen, und in solcher Zuversicht, daß es für uns geschehe, und alles unser Thun GOTT an- genehm mache, GOTT anrufen und ihm dancken. Auf welche Art das gantze Chri- stenthum recht evangelisch und freudig wird. Von dem Wörtlein und zwischen den Wor- ten GOtt, Vater, ist schon öfter angezeiget, daß es Erklärungs-weise stehe, und so viel sey, als GOtt der der Vater ist. Siehe, was oben c. 2, 2. von dem Geheimniß des Vaters und des Sohnes gesaget ist. 6. Dieser bisher erläuterte nachdrückliche Verstand dieses Orts ist nun auch getreulich zu appliciren. Dazu diese Anmerckungen die- nen: a. Weil der Mensch auch die geringsten und verächtlichsten Verrichtungen, welche doch aber an sich selbst nöthig und nützlich sind, im Namen Christi mit einer Dancksa- gung gegen GOtt verrichten kan, so werden sie dadurch nicht allein geheiliget, sondern auch dergestalt gleichsam geadelt, daß sie mit zum Gottesdienste werden. b. Daß dieses, alles in dem Namen Christi zu thun, eine allgemeine Regel sey, die auf al- les müsse appliciret werden, also, daß man darnach alles zu prüfen habe, ob es recht, oder unrecht, GOTT gefällig, oder mißfällig, sey, das weiset auch die Verbindung dieser Wor- te mit dem folgenden Context an: als darin- nen Paulus von den Pflichten aller Stände, oder Societäten, handelt, und dazu diese Re- gel zum Grunde leget. c. Was man demnach nicht im Namen JEsu Christi, und mit Dancksagung zur Ehre GOttes thun kan, das ist sündlich und GOTT mißfällig. Von welcher allgemei- nen Regel sich nun gar leicht die Application machen lässet auf alle Spiel- und Lust-Hand- lungen der Welt-Kinder: als welche sich im Namen JEsu Christi unmöglich also verrichten lassen. Wer aber dieses dabey vorgeben wolte, der würde gewiß mit dem so theuren Namen JEsu ein Gespötte treiben, und ihn zum Gespötte setzen. Da man denn billig sagen mag: Es trete ab von der Unge- rechtigkeit, (solcher nicht allein unchristli- chen, sondern auch thörichten Handlungen) wer den Namen Christi nennet. 2 Tim. 2, 19. 7. Jm übrigen sind alhier die parallel-Oer- ter wohl zu mercken, als da sind: Rom.
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 3, 17. [Spaltenumbruch]
gleichwie keine Worte ohne den Willen und oh-ne die Gedancken koͤnnen vorgebracht werden: alſo koͤnnen auch ohne ſie keine Wercke ge- ſchehen. 3. Etwas im Namen Chriſti thun ſe- tzet zuvorderſt etwas voraus und zum Grunde, nemlich daß man an Chriſtum glaube, und al- ſo wiedergebohren und gerecht gemachet ſey, folglich in Chriſto JEſu ſtehe und erfunden werde. Denn wo dieſes nicht zum Grunde lie- get, oder geleget wird, ſo fodert man es vergeb- lich, daß einer etwas im Namen Chriſti thun ſolle. Und was auch einer ohne ſolchen Grund vermeinet im Namen Chriſti zu thun, das iſt mehr eine Verunehrung, als eine Heiligung die- ſes ſo theuren Namens. 4. Es heißt denn nun im Namen Chriſti etwas thun, oder reden, es alſo thun und re- den in dem Stande der Gnaden und in der Furcht GOttes, daß man im Glauben auf das Verdienſt Chriſti ſehe, und dafuͤr halte, GOtt werde es ſich, unſerer Unwuͤrdigkeit und Unvoll- kommenheit ungeachtet, um CHriſti willen gnaͤdiglich gefallen laſſen. Denn gleichwie wir im Namen Chriſti mit dem Glaͤubigen aufſehen auf ſein Verdienſt und auf ſeine Verheiſſung be- ten ſollen Joh. 16, 24. 25. ſo ſollen wir auch al- les uͤbrige auf die Art verrichten. 5. Es ſollen alle Verrichtungen der Glaͤu- bigen mit einer Danckſagung gegen GOTT verbunden ſeyn. Dabey folgendes zu mer- cken iſt: a. Der Grund davon iſt dieſer, daß der Menſch nicht allein die groſſe Haupt-Wohlthaten, der Schoͤpffung, der Erhaltung, der Erloͤ- ſung, und der Heiligung, nebſt dem gantzen Gnaden-Stande, von GOtt hat, und dazu von Jugend auf ſeiner beſondern Leitung hat zu genieſſen gehabt, ſondern auch, daß kein Tag und Stunde hingehet, darinnen er nicht neue Wohlthaten nach Leib und Seele von GOtt empfaͤnget. b. Unſere Schuldigkeit, dieſes wohl zu erken- nen, und uns dafuͤr danckbar zu erweiſen, zuvorderſt mit einem GOttergebenen und Lo- besbegierigen Hertzen; und denn dabey auch mit Worten und Wercken, alſo daß das gan- tze Leben ein rechtes Danckopfer ſey. Dar- um Paulus Hebr. 3, 15. ſpricht: So laſſet uns nun opfern durch ihn das Lob- Opfer GOtt allezeit, das iſt, die Frucht der Lippen, die ſeinen Namen be- kennen. c. Es ſoll aber die Danckſagung durch Chri- ſtum gebracht werden. Denn gleichwie wir durch Chriſtum von GOTT alle Gnaden- Gaben empfangen: alſo muß auch der Danck dafuͤr durch Chriſtum gehen, daß er GOtt, in Anſehung Chriſti oder ſeines Verſoͤhn- Opfers, angenehm ſey. Es heißt demnach GOtt durch Chriſtum dancken, ſo viel als nach dem Grunde der zugeeigneten Gerech- tigkeit Chriſti in ſeiner Danckſagung alſo auf Chriſtum ſehen, daß man in der glaͤubigen Zuverſicht ſtehe, es gefalle GOTT aller un- [Spaltenumbruch] ſer Dienſt und Danck, wenn er bey ſeiner Lauterkeit auch noch ſo unvollkommen iſt, dennoch um Chriſti willen wohl, alſo, daß er es gnaͤdig anſehe. Und alſo haben wir darin das Gegenbild von den Danck-Opfern des al- ten Teſtaments: als welche, wie alle ande- re, durch die Prieſter, als Chriſti Vorbilder, GOtte gebracht wurden. Und da Chriſtus zur Rechten GOttes uns vertritt, ſo iſt, im Namen Chriſti beten und dancken, ſo viel, als ſich das mit einer Danckſagung verknuͤpfte Hoheprieſterliche Gebet Chriſti glaͤubig zueig- nen, und in ſolcher Zuverſicht, daß es fuͤr uns geſchehe, und alles unſer Thun GOTT an- genehm mache, GOTT anrufen und ihm dancken. Auf welche Art das gantze Chri- ſtenthum recht evangeliſch und freudig wird. Von dem Woͤrtlein und zwiſchen den Wor- ten GOtt, Vater, iſt ſchon oͤfter angezeiget, daß es Erklaͤrungs-weiſe ſtehe, und ſo viel ſey, als GOtt der der Vater iſt. Siehe, was oben c. 2, 2. von dem Geheimniß des Vaters und des Sohnes geſaget iſt. 6. Dieſer bisher erlaͤuterte nachdruͤckliche Verſtand dieſes Orts iſt nun auch getreulich zu appliciren. Dazu dieſe Anmerckungen die- nen: a. Weil der Menſch auch die geringſten und veraͤchtlichſten Verrichtungen, welche doch aber an ſich ſelbſt noͤthig und nuͤtzlich ſind, im Namen Chriſti mit einer Danckſa- gung gegen GOtt verrichten kan, ſo werden ſie dadurch nicht allein geheiliget, ſondern auch dergeſtalt gleichſam geadelt, daß ſie mit zum Gottesdienſte werden. b. Daß dieſes, alles in dem Namen Chriſti zu thun, eine allgemeine Regel ſey, die auf al- les muͤſſe appliciret werden, alſo, daß man darnach alles zu pruͤfen habe, ob es recht, oder unrecht, GOTT gefaͤllig, oder mißfaͤllig, ſey, das weiſet auch die Verbindung dieſer Wor- te mit dem folgenden Context an: als darin- nen Paulus von den Pflichten aller Staͤnde, oder Societaͤten, handelt, und dazu dieſe Re- gel zum Grunde leget. c. Was man demnach nicht im Namen JEſu Chriſti, und mit Danckſagung zur Ehre GOttes thun kan, das iſt ſuͤndlich und GOTT mißfaͤllig. Von welcher allgemei- nen Regel ſich nun gar leicht die Application machen laͤſſet auf alle Spiel- und Luſt-Hand- lungen der Welt-Kinder: als welche ſich im Namen JEſu Chriſti unmoͤglich alſo verrichten laſſen. Wer aber dieſes dabey vorgeben wolte, der wuͤrde gewiß mit dem ſo theuren Namen JEſu ein Geſpoͤtte treiben, und ihn zum Geſpoͤtte ſetzen. Da man denn billig ſagen mag: Es trete ab von der Unge- rechtigkeit, (ſolcher nicht allein unchriſtli- chen, ſondern auch thoͤrichten Handlungen) wer den Namen Chriſti nennet. 2 Tim. 2, 19. 7. Jm uͤbrigen ſind alhier die parallel-Oer- ter wohl zu mercken, als da ſind: Rom.
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 3, 17.
gleichwie keine Worte ohne den Willen und oh-
ne die Gedancken koͤnnen vorgebracht werden:
alſo koͤnnen auch ohne ſie keine Wercke ge-
ſchehen.
3. Etwas im Namen Chriſti thun ſe-
tzet zuvorderſt etwas voraus und zum Grunde,
nemlich daß man an Chriſtum glaube, und al-
ſo wiedergebohren und gerecht gemachet ſey,
folglich in Chriſto JEſu ſtehe und erfunden
werde. Denn wo dieſes nicht zum Grunde lie-
get, oder geleget wird, ſo fodert man es vergeb-
lich, daß einer etwas im Namen Chriſti thun
ſolle. Und was auch einer ohne ſolchen Grund
vermeinet im Namen Chriſti zu thun, das iſt
mehr eine Verunehrung, als eine Heiligung die-
ſes ſo theuren Namens.
4. Es heißt denn nun im Namen Chriſti
etwas thun, oder reden, es alſo thun und re-
den in dem Stande der Gnaden und in der
Furcht GOttes, daß man im Glauben auf das
Verdienſt Chriſti ſehe, und dafuͤr halte, GOtt
werde es ſich, unſerer Unwuͤrdigkeit und Unvoll-
kommenheit ungeachtet, um CHriſti willen
gnaͤdiglich gefallen laſſen. Denn gleichwie wir
im Namen Chriſti mit dem Glaͤubigen aufſehen
auf ſein Verdienſt und auf ſeine Verheiſſung be-
ten ſollen Joh. 16, 24. 25. ſo ſollen wir auch al-
les uͤbrige auf die Art verrichten.
5. Es ſollen alle Verrichtungen der Glaͤu-
bigen mit einer Danckſagung gegen GOTT
verbunden ſeyn. Dabey folgendes zu mer-
cken iſt:
a. Der Grund davon iſt dieſer, daß der Menſch
nicht allein die groſſe Haupt-Wohlthaten,
der Schoͤpffung, der Erhaltung, der Erloͤ-
ſung, und der Heiligung, nebſt dem gantzen
Gnaden-Stande, von GOtt hat, und dazu
von Jugend auf ſeiner beſondern Leitung hat
zu genieſſen gehabt, ſondern auch, daß kein
Tag und Stunde hingehet, darinnen er nicht
neue Wohlthaten nach Leib und Seele von
GOtt empfaͤnget.
b. Unſere Schuldigkeit, dieſes wohl zu erken-
nen, und uns dafuͤr danckbar zu erweiſen,
zuvorderſt mit einem GOttergebenen und Lo-
besbegierigen Hertzen; und denn dabey auch
mit Worten und Wercken, alſo daß das gan-
tze Leben ein rechtes Danckopfer ſey. Dar-
um Paulus Hebr. 3, 15. ſpricht: So laſſet
uns nun opfern durch ihn das Lob-
Opfer GOtt allezeit, das iſt, die Frucht
der Lippen, die ſeinen Namen be-
kennen.
c. Es ſoll aber die Danckſagung durch Chri-
ſtum gebracht werden. Denn gleichwie wir
durch Chriſtum von GOTT alle Gnaden-
Gaben empfangen: alſo muß auch der Danck
dafuͤr durch Chriſtum gehen, daß er GOtt,
in Anſehung Chriſti oder ſeines Verſoͤhn-
Opfers, angenehm ſey. Es heißt demnach
GOtt durch Chriſtum dancken, ſo viel als
nach dem Grunde der zugeeigneten Gerech-
tigkeit Chriſti in ſeiner Danckſagung alſo auf
Chriſtum ſehen, daß man in der glaͤubigen
Zuverſicht ſtehe, es gefalle GOTT aller un-
ſer Dienſt und Danck, wenn er bey ſeiner
Lauterkeit auch noch ſo unvollkommen iſt,
dennoch um Chriſti willen wohl, alſo, daß er
es gnaͤdig anſehe. Und alſo haben wir darin
das Gegenbild von den Danck-Opfern des al-
ten Teſtaments: als welche, wie alle ande-
re, durch die Prieſter, als Chriſti Vorbilder,
GOtte gebracht wurden. Und da Chriſtus
zur Rechten GOttes uns vertritt, ſo iſt, im
Namen Chriſti beten und dancken, ſo viel, als
ſich das mit einer Danckſagung verknuͤpfte
Hoheprieſterliche Gebet Chriſti glaͤubig zueig-
nen, und in ſolcher Zuverſicht, daß es fuͤr uns
geſchehe, und alles unſer Thun GOTT an-
genehm mache, GOTT anrufen und ihm
dancken. Auf welche Art das gantze Chri-
ſtenthum recht evangeliſch und freudig wird.
Von dem Woͤrtlein und zwiſchen den Wor-
ten GOtt, Vater, iſt ſchon oͤfter angezeiget,
daß es Erklaͤrungs-weiſe ſtehe, und ſo viel ſey,
als GOtt der der Vater iſt. Siehe, was
oben c. 2, 2. von dem Geheimniß des Vaters
und des Sohnes geſaget iſt.
6. Dieſer bisher erlaͤuterte nachdruͤckliche
Verſtand dieſes Orts iſt nun auch getreulich zu
appliciren. Dazu dieſe Anmerckungen die-
nen:
a. Weil der Menſch auch die geringſten und
veraͤchtlichſten Verrichtungen, welche
doch aber an ſich ſelbſt noͤthig und nuͤtzlich
ſind, im Namen Chriſti mit einer Danckſa-
gung gegen GOtt verrichten kan, ſo werden
ſie dadurch nicht allein geheiliget, ſondern auch
dergeſtalt gleichſam geadelt, daß ſie mit zum
Gottesdienſte werden.
b. Daß dieſes, alles in dem Namen Chriſti zu
thun, eine allgemeine Regel ſey, die auf al-
les muͤſſe appliciret werden, alſo, daß man
darnach alles zu pruͤfen habe, ob es recht, oder
unrecht, GOTT gefaͤllig, oder mißfaͤllig, ſey,
das weiſet auch die Verbindung dieſer Wor-
te mit dem folgenden Context an: als darin-
nen Paulus von den Pflichten aller Staͤnde,
oder Societaͤten, handelt, und dazu dieſe Re-
gel zum Grunde leget.
c. Was man demnach nicht im Namen
JEſu Chriſti, und mit Danckſagung zur
Ehre GOttes thun kan, das iſt ſuͤndlich und
GOTT mißfaͤllig. Von welcher allgemei-
nen Regel ſich nun gar leicht die Application
machen laͤſſet auf alle Spiel- und Luſt-Hand-
lungen der Welt-Kinder: als welche ſich im
Namen JEſu Chriſti unmoͤglich alſo verrichten
laſſen. Wer aber dieſes dabey vorgeben
wolte, der wuͤrde gewiß mit dem ſo theuren
Namen JEſu ein Geſpoͤtte treiben, und ihn
zum Geſpoͤtte ſetzen. Da man denn billig
ſagen mag: Es trete ab von der Unge-
rechtigkeit, (ſolcher nicht allein unchriſtli-
chen, ſondern auch thoͤrichten Handlungen)
wer den Namen Chriſti nennet. 2 Tim.
2, 19.
7. Jm uͤbrigen ſind alhier die parallel-Oer-
ter wohl zu mercken, als da ſind:
Rom.
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