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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 3, 16. 17. an die Colosser.
[Spaltenumbruch] dem HErrn, wohl zu bedencken, und sich da-
durch zu aller Lauterkeit des Zwecks zu erwe-
cken.
8. Es ist bey dieser Materie vom erbauli-
chen Gebrauch der Lieder noch unterschiedliches
wohl zu mercken: und zwar
a. Zur Lehre: daß, da der Mensch aus Leib
und Seele bestehet, bey den Liedern billig bey-
des muß bey einander seyn: wie denn auch
Paulus beydes alhier zusammen füget. Auf
den Affect des Hertzens aber kömmt es am mei-
sten an: sintemal zwar wol das Hertz ohne
Mund, aber nicht der Mund ohne das Hertz
GOtt loben und anbeten kan. Jmgleichen,
daß das Singen mit zum Gebet gehöre, und
daher dazu gleiche Andacht erfodert werde.
b. Zur Bestrafung: daß, da das Singen das
Haupt-Stück des öffentlichen Gottesdienstes
mit ist, es an den meisten Orten so sehr ver-
säumet wird; sintemal leider nichts gemei-
ners ist, als aus einer bösen Gewohnheit zu
spät, wenn die Predigt angehet, dazu kom-
men, und zu frühe wieder hinweg zu gehen.
Da doch, wenn es ein Gottesdienst heissen
soll, derselbe mehr im Singen und Beten,
als in der Anhörung des göttlichen Worts
bestehet. Denn durch sein Wort dienet
GOtt mehr uns, als wir ihm; das Gebet
aber, welches gesangweise verrichtet wird, ist
eigentlich zum Dienste GOttes gerichtet.
c. Zur Erinnerung an die Lehrer der Kir-
chen:
daß, da die wenigsten Gesänge von den
Zuhörern recht verstanden, zum theil auch
nicht einmal recht gesungen werden, sie zu-
weilen Gelegenheit nehmen, dieselbe nach
und nach zu erklären: welches gar füglich in
den Eingängen der Predigten geschehen kan,
und sich auch gar wohl zu ordentlichen Jahr-
gängen schicket. Solche Erklärung und er-
bauliche Einschärfung ist von grossen und recht
reichen Nutzen. Wie denn überhaupt die
Gesänge bey denen, welche nicht lesen können,
und sie nur bloß vom Anhören erlernet haben,
sie aber auch daher nicht recht gefasset zu haben
pflegen, an statt der Bibel sind; und ein Pre-
diger auf ihrem Krancken-Bette mit ihnen
sich gewisser Sätze aus den Gesängen fügli-
cher bedienen kan, als der ihnen unbekanten
Sprüche aus der heiligen Schrift.
d. Zur Ermahnnng, an solche Leute, welche
auf Reisen begriffen sind, da sich das Lobsin-
gen bey solcher Musse am besten thun läßt:
Wie auch an die, welche in ihren Werckstä-
ten sitzen, und unter ihrer Arbeit des Singens
gar wohl abwarten können: aber auch zur
Warnung, daß es nicht aus blosser Gewohn-
heit, und noch vielweniger, mit darzwischen
gesührten ärgerlichen Reden geschehe.
e. Zum Troste für die, welche gerne mit An-
dacht singen und beten, und sich dabey über
öftere Zerstreuung der Gedancken betrü-
ben. Nun hat man zwar solche Zerstreuung
nicht gering zu achten, auch sich ihrer zu ent-
schlagen, so viel möglich ist; wie denn auch
Paulus daher das Wachen, nemlich über
sich selbst, im Singen und Beten erfodert
[Spaltenumbruch] Eoh. 6, 18 man hat doch aber auch dabey das
jenige, was in der Phantasie vorgehet, von
dem, was im Hertzen nach der Willens-
Kraft geschiehet, wohl zu unterscheiden.
Denn bey der Andacht kömmt es eigentlich
darauf an, daß des Menschen Hertz oder
Wille in heiliger Begierde und Aufopferung
zu GOtt gerichtet sey. Es kan aber das Hertz
zu GOtt gerichtet seyn und bleiben, wenn auch
schon die im Haupte befindliche Einbildungs-
Kraft mit fremden Bildern und Gedancken
eingenommen wird: daß man demnach der
Zerstreuung zwar zu wehren, sich aber doch
nicht darüber zu ängstigen, und an der Erhö-
rung des Gebets zu zweifeln hat.
f. Endlich zur Widerlegung, auch zur Be-
strafung des grossen Unfugs im Pabstthum,
da man den Leuten den freyen Gebrauch
des göttlichen Worts
nicht verstattet.
Denn wie kan dieses immermehr damit be-
stehen, daß Paulus fodert, es solle das Wort
GOttes reichlich unter den Christen und in
ihnen wohnen. Wir haben hingegen die
grosse Wohlthat der evangelischen Kirche,
welche wir an dem freyen Gebrauche des
göttlichen Worts haben, mit Danck zu er-
kennen; und es, bey dem übrigen Verfalle
des Christenthums, als einen besondern Segen
anzusehen, daß das edle Buch der heiligen
Schrift in einer Zeit von 40 Jahren in einem
sehr geringen Preise viel häufiger ist gedrucket
und aufgeleget worden, als wol sonst kaum in
200 Jahren mag geschehen seyn. Wie denn
alhier zu Halle in der Cansteinischen Bibel-
Anstalt, laut der davon neulichst edirten Nach-
richt von dem Jahr 1722 bis 1728 und also in
16 Jahren an Bibeln heraus gegeben sind in
groß Duodez in 27 Editionen hundert und
fünf und dreyßig tausend Exemplar, in groß
Octav in 20 Editionen hundert tausend Exem-
plar: am neuen Testament und Psalter in 40
Editionen zweymal hundert tausend Exem-
plar; und am N. Testamente und Psalter von
der kleinen Bibel a parte dreyzehntausend und
fünfhundert Exemplar. Welcher Druck von
Jahr zu Jahr mehr anwächset, da er immer
fortgesetzet wird, und es an Abnahme nicht
fehlet.
V. 17.

Und alles, was ihr thut mit Wor-
ten, oder Wercken, das thut alles in dem
Namen des HErrn JEsu, und dancket
GOtt und dem Vater durch ihn.

Anmerckungen.
1. Hier giebt der Apostel eine allgemeine
Regel, darnach alle Handlungen können und
sollen reguliret und folglich auch geheiliget und
GOtt wohlgefällig gemachet werden. Welche
demnach zuvorderst recht zu verstehen, und denn
auch getreulich zu appliciren ist.
2. Zu den Worten und Wercken gehö-
ren auch die innerlichen Gedancken und Rath-
schlüsse
und Begierden des Menschen. Denn
gleich-
K k k k k
Cap. 3, 16. 17. an die Coloſſer.
[Spaltenumbruch] dem HErrn, wohl zu bedencken, und ſich da-
durch zu aller Lauterkeit des Zwecks zu erwe-
cken.
8. Es iſt bey dieſer Materie vom erbauli-
chen Gebrauch der Lieder noch unterſchiedliches
wohl zu mercken: und zwar
a. Zur Lehre: daß, da der Menſch aus Leib
und Seele beſtehet, bey den Liedern billig bey-
des muß bey einander ſeyn: wie denn auch
Paulus beydes alhier zuſammen fuͤget. Auf
den Affect des Hertzens aber koͤmmt es am mei-
ſten an: ſintemal zwar wol das Hertz ohne
Mund, aber nicht der Mund ohne das Hertz
GOtt loben und anbeten kan. Jmgleichen,
daß das Singen mit zum Gebet gehoͤre, und
daher dazu gleiche Andacht erfodert werde.
b. Zur Beſtrafung: daß, da das Singen das
Haupt-Stuͤck des oͤffentlichen Gottesdienſtes
mit iſt, es an den meiſten Orten ſo ſehr ver-
ſaͤumet wird; ſintemal leider nichts gemei-
ners iſt, als aus einer boͤſen Gewohnheit zu
ſpaͤt, wenn die Predigt angehet, dazu kom-
men, und zu fruͤhe wieder hinweg zu gehen.
Da doch, wenn es ein Gottesdienſt heiſſen
ſoll, derſelbe mehr im Singen und Beten,
als in der Anhoͤrung des goͤttlichen Worts
beſtehet. Denn durch ſein Wort dienet
GOtt mehr uns, als wir ihm; das Gebet
aber, welches geſangweiſe verrichtet wird, iſt
eigentlich zum Dienſte GOttes gerichtet.
c. Zur Erinnerung an die Lehrer der Kir-
chen:
daß, da die wenigſten Geſaͤnge von den
Zuhoͤrern recht verſtanden, zum theil auch
nicht einmal recht geſungen werden, ſie zu-
weilen Gelegenheit nehmen, dieſelbe nach
und nach zu erklaͤren: welches gar fuͤglich in
den Eingaͤngen der Predigten geſchehen kan,
und ſich auch gar wohl zu ordentlichen Jahr-
gaͤngen ſchicket. Solche Erklaͤrung und er-
bauliche Einſchaͤrfung iſt von groſſen und recht
reichen Nutzen. Wie denn uͤberhaupt die
Geſaͤnge bey denen, welche nicht leſen koͤnnen,
und ſie nur bloß vom Anhoͤren erlernet haben,
ſie aber auch daher nicht recht gefaſſet zu haben
pflegen, an ſtatt der Bibel ſind; und ein Pre-
diger auf ihrem Krancken-Bette mit ihnen
ſich gewiſſer Saͤtze aus den Geſaͤngen fuͤgli-
cher bedienen kan, als der ihnen unbekanten
Spruͤche aus der heiligen Schrift.
d. Zur Ermahnnng, an ſolche Leute, welche
auf Reiſen begriffen ſind, da ſich das Lobſin-
gen bey ſolcher Muſſe am beſten thun laͤßt:
Wie auch an die, welche in ihren Werckſtaͤ-
ten ſitzen, und unter ihrer Arbeit des Singens
gar wohl abwarten koͤnnen: aber auch zur
Warnung, daß es nicht aus bloſſer Gewohn-
heit, und noch vielweniger, mit darzwiſchen
geſuͤhrten aͤrgerlichen Reden geſchehe.
e. Zum Troſte fuͤr die, welche gerne mit An-
dacht ſingen und beten, und ſich dabey uͤber
oͤftere Zerſtreuung der Gedancken betruͤ-
ben. Nun hat man zwar ſolche Zerſtreuung
nicht gering zu achten, auch ſich ihrer zu ent-
ſchlagen, ſo viel moͤglich iſt; wie denn auch
Paulus daher das Wachen, nemlich uͤber
ſich ſelbſt, im Singen und Beten erfodert
[Spaltenumbruch] Eoh. 6, 18 man hat doch aber auch dabey das
jenige, was in der Phantaſie vorgehet, von
dem, was im Hertzen nach der Willens-
Kraft geſchiehet, wohl zu unterſcheiden.
Denn bey der Andacht koͤmmt es eigentlich
darauf an, daß des Menſchen Hertz oder
Wille in heiliger Begierde und Aufopferung
zu GOtt gerichtet ſey. Es kan aber das Hertz
zu GOtt gerichtet ſeyn und bleiben, wenn auch
ſchon die im Haupte befindliche Einbildungs-
Kraft mit fremden Bildern und Gedancken
eingenommen wird: daß man demnach der
Zerſtreuung zwar zu wehren, ſich aber doch
nicht daruͤber zu aͤngſtigen, und an der Erhoͤ-
rung des Gebets zu zweifeln hat.
f. Endlich zur Widerlegung, auch zur Be-
ſtrafung des groſſen Unfugs im Pabſtthum,
da man den Leuten den freyen Gebrauch
des goͤttlichen Worts
nicht verſtattet.
Denn wie kan dieſes immermehr damit be-
ſtehen, daß Paulus fodert, es ſolle das Wort
GOttes reichlich unter den Chriſten und in
ihnen wohnen. Wir haben hingegen die
groſſe Wohlthat der evangeliſchen Kirche,
welche wir an dem freyen Gebrauche des
goͤttlichen Worts haben, mit Danck zu er-
kennen; und es, bey dem uͤbrigen Verfalle
des Chriſtenthums, als einen beſondern Segen
anzuſehen, daß das edle Buch der heiligen
Schrift in einer Zeit von 40 Jahren in einem
ſehr geringen Preiſe viel haͤufiger iſt gedrucket
und aufgeleget worden, als wol ſonſt kaum in
200 Jahren mag geſchehen ſeyn. Wie denn
alhier zu Halle in der Canſteiniſchen Bibel-
Anſtalt, laut der davon neulichſt edirten Nach-
richt von dem Jahr 1722 bis 1728 und alſo in
16 Jahren an Bibeln heraus gegeben ſind in
groß Duodez in 27 Editionen hundert und
fuͤnf und dreyßig tauſend Exemplar, in groß
Octav in 20 Editionen hundert tauſend Exem-
plar: am neuen Teſtament und Pſalter in 40
Editionen zweymal hundert tauſend Exem-
plar; und am N. Teſtamente und Pſalter von
der kleinen Bibel a parte dreyzehntauſend und
fuͤnfhundert Exemplar. Welcher Druck von
Jahr zu Jahr mehr anwaͤchſet, da er immer
fortgeſetzet wird, und es an Abnahme nicht
fehlet.
V. 17.

Und alles, was ihr thut mit Wor-
ten, oder Wercken, das thut alles in dem
Namen des HErrn JEſu, und dancket
GOtt und dem Vater durch ihn.

Anmerckungen.
1. Hier giebt der Apoſtel eine allgemeine
Regel, darnach alle Handlungen koͤnnen und
ſollen reguliret und folglich auch geheiliget und
GOtt wohlgefaͤllig gemachet werden. Welche
demnach zuvorderſt recht zu verſtehen, und denn
auch getreulich zu appliciren iſt.
2. Zu den Worten und Wercken gehoͤ-
ren auch die innerlichen Gedancken und Rath-
ſchluͤſſe
und Begierden des Menſchen. Denn
gleich-
K k k k k
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[809/0837] Cap. 3, 16. 17. an die Coloſſer. dem HErrn, wohl zu bedencken, und ſich da- durch zu aller Lauterkeit des Zwecks zu erwe- cken. 8. Es iſt bey dieſer Materie vom erbauli- chen Gebrauch der Lieder noch unterſchiedliches wohl zu mercken: und zwar a. Zur Lehre: daß, da der Menſch aus Leib und Seele beſtehet, bey den Liedern billig bey- des muß bey einander ſeyn: wie denn auch Paulus beydes alhier zuſammen fuͤget. Auf den Affect des Hertzens aber koͤmmt es am mei- ſten an: ſintemal zwar wol das Hertz ohne Mund, aber nicht der Mund ohne das Hertz GOtt loben und anbeten kan. Jmgleichen, daß das Singen mit zum Gebet gehoͤre, und daher dazu gleiche Andacht erfodert werde. b. Zur Beſtrafung: daß, da das Singen das Haupt-Stuͤck des oͤffentlichen Gottesdienſtes mit iſt, es an den meiſten Orten ſo ſehr ver- ſaͤumet wird; ſintemal leider nichts gemei- ners iſt, als aus einer boͤſen Gewohnheit zu ſpaͤt, wenn die Predigt angehet, dazu kom- men, und zu fruͤhe wieder hinweg zu gehen. Da doch, wenn es ein Gottesdienſt heiſſen ſoll, derſelbe mehr im Singen und Beten, als in der Anhoͤrung des goͤttlichen Worts beſtehet. Denn durch ſein Wort dienet GOtt mehr uns, als wir ihm; das Gebet aber, welches geſangweiſe verrichtet wird, iſt eigentlich zum Dienſte GOttes gerichtet. c. Zur Erinnerung an die Lehrer der Kir- chen: daß, da die wenigſten Geſaͤnge von den Zuhoͤrern recht verſtanden, zum theil auch nicht einmal recht geſungen werden, ſie zu- weilen Gelegenheit nehmen, dieſelbe nach und nach zu erklaͤren: welches gar fuͤglich in den Eingaͤngen der Predigten geſchehen kan, und ſich auch gar wohl zu ordentlichen Jahr- gaͤngen ſchicket. Solche Erklaͤrung und er- bauliche Einſchaͤrfung iſt von groſſen und recht reichen Nutzen. Wie denn uͤberhaupt die Geſaͤnge bey denen, welche nicht leſen koͤnnen, und ſie nur bloß vom Anhoͤren erlernet haben, ſie aber auch daher nicht recht gefaſſet zu haben pflegen, an ſtatt der Bibel ſind; und ein Pre- diger auf ihrem Krancken-Bette mit ihnen ſich gewiſſer Saͤtze aus den Geſaͤngen fuͤgli- cher bedienen kan, als der ihnen unbekanten Spruͤche aus der heiligen Schrift. d. Zur Ermahnnng, an ſolche Leute, welche auf Reiſen begriffen ſind, da ſich das Lobſin- gen bey ſolcher Muſſe am beſten thun laͤßt: Wie auch an die, welche in ihren Werckſtaͤ- ten ſitzen, und unter ihrer Arbeit des Singens gar wohl abwarten koͤnnen: aber auch zur Warnung, daß es nicht aus bloſſer Gewohn- heit, und noch vielweniger, mit darzwiſchen geſuͤhrten aͤrgerlichen Reden geſchehe. e. Zum Troſte fuͤr die, welche gerne mit An- dacht ſingen und beten, und ſich dabey uͤber oͤftere Zerſtreuung der Gedancken betruͤ- ben. Nun hat man zwar ſolche Zerſtreuung nicht gering zu achten, auch ſich ihrer zu ent- ſchlagen, ſo viel moͤglich iſt; wie denn auch Paulus daher das Wachen, nemlich uͤber ſich ſelbſt, im Singen und Beten erfodert Eoh. 6, 18 man hat doch aber auch dabey das jenige, was in der Phantaſie vorgehet, von dem, was im Hertzen nach der Willens- Kraft geſchiehet, wohl zu unterſcheiden. Denn bey der Andacht koͤmmt es eigentlich darauf an, daß des Menſchen Hertz oder Wille in heiliger Begierde und Aufopferung zu GOtt gerichtet ſey. Es kan aber das Hertz zu GOtt gerichtet ſeyn und bleiben, wenn auch ſchon die im Haupte befindliche Einbildungs- Kraft mit fremden Bildern und Gedancken eingenommen wird: daß man demnach der Zerſtreuung zwar zu wehren, ſich aber doch nicht daruͤber zu aͤngſtigen, und an der Erhoͤ- rung des Gebets zu zweifeln hat. f. Endlich zur Widerlegung, auch zur Be- ſtrafung des groſſen Unfugs im Pabſtthum, da man den Leuten den freyen Gebrauch des goͤttlichen Worts nicht verſtattet. Denn wie kan dieſes immermehr damit be- ſtehen, daß Paulus fodert, es ſolle das Wort GOttes reichlich unter den Chriſten und in ihnen wohnen. Wir haben hingegen die groſſe Wohlthat der evangeliſchen Kirche, welche wir an dem freyen Gebrauche des goͤttlichen Worts haben, mit Danck zu er- kennen; und es, bey dem uͤbrigen Verfalle des Chriſtenthums, als einen beſondern Segen anzuſehen, daß das edle Buch der heiligen Schrift in einer Zeit von 40 Jahren in einem ſehr geringen Preiſe viel haͤufiger iſt gedrucket und aufgeleget worden, als wol ſonſt kaum in 200 Jahren mag geſchehen ſeyn. Wie denn alhier zu Halle in der Canſteiniſchen Bibel- Anſtalt, laut der davon neulichſt edirten Nach- richt von dem Jahr 1722 bis 1728 und alſo in 16 Jahren an Bibeln heraus gegeben ſind in groß Duodez in 27 Editionen hundert und fuͤnf und dreyßig tauſend Exemplar, in groß Octav in 20 Editionen hundert tauſend Exem- plar: am neuen Teſtament und Pſalter in 40 Editionen zweymal hundert tauſend Exem- plar; und am N. Teſtamente und Pſalter von der kleinen Bibel a parte dreyzehntauſend und fuͤnfhundert Exemplar. Welcher Druck von Jahr zu Jahr mehr anwaͤchſet, da er immer fortgeſetzet wird, und es an Abnahme nicht fehlet. V. 17. Und alles, was ihr thut mit Wor- ten, oder Wercken, das thut alles in dem Namen des HErrn JEſu, und dancket GOtt und dem Vater durch ihn. Anmerckungen. 1. Hier giebt der Apoſtel eine allgemeine Regel, darnach alle Handlungen koͤnnen und ſollen reguliret und folglich auch geheiliget und GOtt wohlgefaͤllig gemachet werden. Welche demnach zuvorderſt recht zu verſtehen, und denn auch getreulich zu appliciren iſt. 2. Zu den Worten und Wercken gehoͤ- ren auch die innerlichen Gedancken und Rath- ſchluͤſſe und Begierden des Menſchen. Denn gleich- K k k k k

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 809. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/837>, abgerufen am 24.11.2024.