Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 20-23. [Spaltenumbruch]
b. Wie CHristus den Satzungen der Welt abgestorben sey? Als welches alhier zum Grunde gesetzet wird. Er ist ihnen also ab- gestorben, oder gestorben, daß er mit seinem Tode, als dem rechten Gegenbilde, sie er- füllet, und durch die Erfüllung abgethan, und gleichsam mit ins Grab genommen hat; welches der Apostel in dem Briefe an die He- bräer ausführlich vorstellet. c. Wie die, Gläubigen mit CHristo den Sa- tzungen abgestorben sind? Das ist da- durch geschehen, daß ihnen der Tod CHristi, als ihr Eigenthum, zur Versöhnung zugerech- net ist: wie es 2 Cor. 5, 16. heißt: Wir hal- ten dafür, daß so einer für sie alle ge- storben ist, so sind sie alle gestorben. Denn da uns CHristus durch seinen vollkom- menen Gehorsam und Versöhnungs-Tod wie vom Fluche des Moral-Gesetzes, also auch vom Joche des Ceremonial-Gesetzes erlöset hat, so wird der, welcher sich CHristum und seine Versöhnung zueignet, solcher Erlösung theilhaftig, und wird demnach aus dem Jo- che der Satzungen in die Evangelische Gewis- sens-Freyheit gesetzet. Da hingegen, wer solchen Satzungen also ergeben bleibet, daß er sie als ein Mittel zu seiner Seligkeit an- siehet, der verlieret damit CHristum und be- giebet sich seiner Versöhnung. Darum Pau- lus Gal. 5, 2. 4. spricht: Siehe, ich Pau- lus, sage euch, wo ihr euch beschneiden lasset, so ist euch CHristus kein nütze. Jhr habet CHristum verlohren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wol- let, ihr seyd von der Gnade gefallen. Wie man hingegen mit CHristo, so bald man ihn im Glauben annimmt, dem Gesetz, so wol dem Fluche, als dem Tode, abstirbet, das zeiget er gar nachdrücklich an mit seinem eigenen Exempel, wenn er c. 2, 20. 21. spricht: Jch bin mit CHristo gecreutziget-Jch werfe nicht weg die Gnade GOTTes. Denn so durch das Gesetz die Gerechtig- keit kömmt, so ist CHristus vergeblich gestorben. 4. Vom andern Stücke heißt es: Was lasset ihr euch denn noch gefangen nehmen, als lebetet ihr noch in der Welt? Dabey zu mercken: a. Daß Lutherus die Worte to dogmatizesthai nicht unfüglich gegeben hat: Was lasset ihr euch mit Satzungen gefangen nehmen. Denn da dogmata alhier sind Ceremonial- Gesetze, oder Satzungen, und solche den Glaubigen also vorgeschrieben wurden, als wäre ihr Gewissen noch damit beschweret und daran gebunden, so war dieses nichts an- ders, als ein gefangen nehmen und eine Füh- rung zur Knechtschaft. b. Das Wort Welt wird alhier nach der vor- hergehenden Redens-Art, da der Satzungen der Welt gedacht ist, verstanden von der vo- rigen Form des Jüdischen äusserlichen Got- tes-Dienstes, wie er vor CHristi Versöh- nungs-Tode war, da das Gewissen noch dar- [Spaltenumbruch] an verbunden war. Und also heißt: Als noch in der Welt leben, alhier so viel, als, noch unter der alten Oeconomie, und unter dem Joche des Mosaischen Ceremonial- Gesetzes stehen, und von der schon gesche- henen Erlösung CHristi nichts wissen. c. Da der Apostel dieses Frageweise vorstellet: Was lasset ihr euch denn noch gefangen nehmen? So zeiget er damit an die grosse Unbilligkeit theils der Jüdischen Gesetz-Leh- rer, die solches suchten, theils der Colosser, wo sie ihnen würden Gehör geben. 5. Bey dem dritten Stücke, da der Apostel einige Worte solcher falschen Lehrer wiederholet, ist eine ellipsis, oder von Paulo mit Fleiß etwas ausgelassen: welches aber aus dem Verstande leichtlich zu ergäntzen ist: wie es denn auch Lutherus ergäntzet hat mit den vorher ge- setzten Worten: Die da sagen. Es zeiget a- ber diese Auslassung bey Paulo den Affect der Mißbilligung an. Die Verbote aber von der Berührung, nemlich der Todten und derglei- chen, und von dem Kosten untersagter Spei- sen, haben ohne Zweifel noch mehrere mit sich geführet, also daß es die falschen Lehrer dabey nicht gelassen haben. 6. Was Paulus alhier vom Joche des Ceremonial-Gesetzes saget, das gilt auch vom Joche der Papistischen Satzungen: da es auch heißt: Diß und das solt du nicht ko- sten, oder essen, diß und das solt du thun, ob es GOTT gleich nicht geboten hat, sondern vielmehr verboten hat. Wohl dem, der in der Evangelischen Freyheit stehet, dieselbe aber auch würdig gebrauchet! V. 22. 23. Welches sich doch alles unter Hän- Anmerckungen. 1. Jn dieser Beschreibung des unnützen und schädlichen Gottes-Dienstes finden wir un- terschiedliche Stücke, welche einen bewegen sol- len, davon abzustehen: erstlich dieses, daß sich solches alles, womit er umgehet, unter Hän- den verzehre, oder durch den stetigen Gebrauch verzehren lasse, das ist, es wären, was man nicht anrühren und essen solle, vergängliche Sachen, welche weder an sich selbst ewiglich daureten, noch auch iemanden zur seligen Ewig- keit beförderlich seyn könten. 2. Zum andern nennet der Apostel solche Dinge Menschen-Gebot und Lehre. Wel- ches auch von den Levitischen Satzungen in so fern zu verstehen ist, in so fern sie wider GOt- tes Willen, als an sich zur Seligkeit nöthig, gefodert, und noch dazu zur Zeit der neuen Oe- conomie der Erlösung CHristi entgegen gesetzet wurden.
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 20-23. [Spaltenumbruch]
b. Wie CHriſtus den Satzungen der Welt abgeſtorben ſey? Als welches alhier zum Grunde geſetzet wird. Er iſt ihnen alſo ab- geſtorben, oder geſtorben, daß er mit ſeinem Tode, als dem rechten Gegenbilde, ſie er- fuͤllet, und durch die Erfuͤllung abgethan, und gleichſam mit ins Grab genommen hat; welches der Apoſtel in dem Briefe an die He- braͤer ausfuͤhrlich vorſtellet. c. Wie die, Glaͤubigen mit CHriſto den Sa- tzungen abgeſtorben ſind? Das iſt da- durch geſchehen, daß ihnen der Tod CHriſti, als ihr Eigenthum, zur Verſoͤhnung zugerech- net iſt: wie es 2 Cor. 5, 16. heißt: Wir hal- ten dafuͤr, daß ſo einer fuͤr ſie alle ge- ſtorben iſt, ſo ſind ſie alle geſtorben. Denn da uns CHriſtus durch ſeinen vollkom- menen Gehorſam und Verſoͤhnungs-Tod wie vom Fluche des Moral-Geſetzes, alſo auch vom Joche des Ceremonial-Geſetzes erloͤſet hat, ſo wird der, welcher ſich CHriſtum und ſeine Verſoͤhnung zueignet, ſolcher Erloͤſung theilhaftig, und wird demnach aus dem Jo- che der Satzungen in die Evangeliſche Gewiſ- ſens-Freyheit geſetzet. Da hingegen, wer ſolchen Satzungen alſo ergeben bleibet, daß er ſie als ein Mittel zu ſeiner Seligkeit an- ſiehet, der verlieret damit CHriſtum und be- giebet ſich ſeiner Verſoͤhnung. Darum Pau- lus Gal. 5, 2. 4. ſpricht: Siehe, ich Pau- lus, ſage euch, wo ihr euch beſchneiden laſſet, ſo iſt euch CHriſtus kein nuͤtze. Jhr habet CHriſtum verlohren, die ihr durch das Geſetz gerecht werden wol- let, ihr ſeyd von der Gnade gefallen. Wie man hingegen mit CHriſto, ſo bald man ihn im Glauben annimmt, dem Geſetz, ſo wol dem Fluche, als dem Tode, abſtirbet, das zeiget er gar nachdruͤcklich an mit ſeinem eigenen Exempel, wenn er c. 2, 20. 21. ſpricht: Jch bin mit CHriſto gecreutziget-Jch werfe nicht weg die Gnade GOTTes. Denn ſo durch das Geſetz die Gerechtig- keit koͤmmt, ſo iſt CHriſtus vergeblich geſtorben. 4. Vom andern Stuͤcke heißt es: Was laſſet ihr euch denn noch gefangen nehmen, als lebetet ihr noch in der Welt? Dabey zu mercken: a. Daß Lutherus die Worte τὸ δογματίζεσϑαι nicht unfuͤglich gegeben hat: Was laſſet ihr euch mit Satzungen gefangen nehmen. Denn da δόγματα alhier ſind Ceremonial- Geſetze, oder Satzungen, und ſolche den Glaubigen alſo vorgeſchrieben wurden, als waͤre ihr Gewiſſen noch damit beſchweret und daran gebunden, ſo war dieſes nichts an- ders, als ein gefangen nehmen und eine Fuͤh- rung zur Knechtſchaft. b. Das Wort Welt wird alhier nach der vor- hergehenden Redens-Art, da der Satzungen der Welt gedacht iſt, verſtanden von der vo- rigen Form des Juͤdiſchen aͤuſſerlichen Got- tes-Dienſtes, wie er vor CHriſti Verſoͤh- nungs-Tode war, da das Gewiſſen noch dar- [Spaltenumbruch] an verbunden war. Und alſo heißt: Als noch in der Welt leben, alhier ſo viel, als, noch unter der alten Oeconomie, und unter dem Joche des Moſaiſchen Ceremonial- Geſetzes ſtehen, und von der ſchon geſche- henen Erloͤſung CHriſti nichts wiſſen. c. Da der Apoſtel dieſes Frageweiſe vorſtellet: Was laſſet ihr euch denn noch gefangen nehmen? So zeiget er damit an die groſſe Unbilligkeit theils der Juͤdiſchen Geſetz-Leh- rer, die ſolches ſuchten, theils der Coloſſer, wo ſie ihnen wuͤrden Gehoͤr geben. 5. Bey dem dritten Stuͤcke, da der Apoſtel einige Worte ſolcher falſchen Lehrer wiederholet, iſt eine ellipſis, oder von Paulo mit Fleiß etwas ausgelaſſen: welches aber aus dem Verſtande leichtlich zu ergaͤntzen iſt: wie es denn auch Lutherus ergaͤntzet hat mit den vorher ge- ſetzten Worten: Die da ſagen. Es zeiget a- ber dieſe Auslaſſung bey Paulo den Affect der Mißbilligung an. Die Verbote aber von der Beruͤhrung, nemlich der Todten und derglei- chen, und von dem Koſten unterſagter Spei- ſen, haben ohne Zweifel noch mehrere mit ſich gefuͤhret, alſo daß es die falſchen Lehrer dabey nicht gelaſſen haben. 6. Was Paulus alhier vom Joche des Ceremonial-Geſetzes ſaget, das gilt auch vom Joche der Papiſtiſchen Satzungen: da es auch heißt: Diß und das ſolt du nicht ko- ſten, oder eſſen, diß und das ſolt du thun, ob es GOTT gleich nicht geboten hat, ſondern vielmehr verboten hat. Wohl dem, der in der Evangeliſchen Freyheit ſtehet, dieſelbe aber auch wuͤrdig gebrauchet! V. 22. 23. Welches ſich doch alles unter Haͤn- Anmerckungen. 1. Jn dieſer Beſchreibung des unnuͤtzen und ſchaͤdlichen Gottes-Dienſtes finden wir un- terſchiedliche Stuͤcke, welche einen bewegen ſol- len, davon abzuſtehen: erſtlich dieſes, daß ſich ſolches alles, womit er umgehet, unter Haͤn- den verzehre, oder durch den ſtetigen Gebrauch verzehren laſſe, das iſt, es waͤren, was man nicht anruͤhren und eſſen ſolle, vergaͤngliche Sachen, welche weder an ſich ſelbſt ewiglich daureten, noch auch iemanden zur ſeligen Ewig- keit befoͤrderlich ſeyn koͤnten. 2. Zum andern nennet der Apoſtel ſolche Dinge Menſchen-Gebot und Lehre. Wel- ches auch von den Levitiſchen Satzungen in ſo fern zu verſtehen iſt, in ſo fern ſie wider GOt- tes Willen, als an ſich zur Seligkeit noͤthig, gefodert, und noch dazu zur Zeit der neuen Oe- conomie der Erloͤſung CHriſti entgegen geſetzet wurden.
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 20-23.
b. Wie CHriſtus den Satzungen der Welt
abgeſtorben ſey? Als welches alhier zum
Grunde geſetzet wird. Er iſt ihnen alſo ab-
geſtorben, oder geſtorben, daß er mit ſeinem
Tode, als dem rechten Gegenbilde, ſie er-
fuͤllet, und durch die Erfuͤllung abgethan,
und gleichſam mit ins Grab genommen hat;
welches der Apoſtel in dem Briefe an die He-
braͤer ausfuͤhrlich vorſtellet.
c. Wie die, Glaͤubigen mit CHriſto den Sa-
tzungen abgeſtorben ſind? Das iſt da-
durch geſchehen, daß ihnen der Tod CHriſti,
als ihr Eigenthum, zur Verſoͤhnung zugerech-
net iſt: wie es 2 Cor. 5, 16. heißt: Wir hal-
ten dafuͤr, daß ſo einer fuͤr ſie alle ge-
ſtorben iſt, ſo ſind ſie alle geſtorben.
Denn da uns CHriſtus durch ſeinen vollkom-
menen Gehorſam und Verſoͤhnungs-Tod wie
vom Fluche des Moral-Geſetzes, alſo auch
vom Joche des Ceremonial-Geſetzes erloͤſet
hat, ſo wird der, welcher ſich CHriſtum und
ſeine Verſoͤhnung zueignet, ſolcher Erloͤſung
theilhaftig, und wird demnach aus dem Jo-
che der Satzungen in die Evangeliſche Gewiſ-
ſens-Freyheit geſetzet. Da hingegen, wer
ſolchen Satzungen alſo ergeben bleibet, daß
er ſie als ein Mittel zu ſeiner Seligkeit an-
ſiehet, der verlieret damit CHriſtum und be-
giebet ſich ſeiner Verſoͤhnung. Darum Pau-
lus Gal. 5, 2. 4. ſpricht: Siehe, ich Pau-
lus, ſage euch, wo ihr euch beſchneiden
laſſet, ſo iſt euch CHriſtus kein nuͤtze.
Jhr habet CHriſtum verlohren, die ihr
durch das Geſetz gerecht werden wol-
let, ihr ſeyd von der Gnade gefallen.
Wie man hingegen mit CHriſto, ſo bald man
ihn im Glauben annimmt, dem Geſetz, ſo
wol dem Fluche, als dem Tode, abſtirbet,
das zeiget er gar nachdruͤcklich an mit ſeinem
eigenen Exempel, wenn er c. 2, 20. 21. ſpricht:
Jch bin mit CHriſto gecreutziget-Jch
werfe nicht weg die Gnade GOTTes.
Denn ſo durch das Geſetz die Gerechtig-
keit koͤmmt, ſo iſt CHriſtus vergeblich
geſtorben.
4. Vom andern Stuͤcke heißt es: Was
laſſet ihr euch denn noch gefangen nehmen,
als lebetet ihr noch in der Welt? Dabey
zu mercken:
a. Daß Lutherus die Worte τὸ δογματίζεσϑαι
nicht unfuͤglich gegeben hat: Was laſſet ihr
euch mit Satzungen gefangen nehmen.
Denn da δόγματα alhier ſind Ceremonial-
Geſetze, oder Satzungen, und ſolche den
Glaubigen alſo vorgeſchrieben wurden, als
waͤre ihr Gewiſſen noch damit beſchweret und
daran gebunden, ſo war dieſes nichts an-
ders, als ein gefangen nehmen und eine Fuͤh-
rung zur Knechtſchaft.
b. Das Wort Welt wird alhier nach der vor-
hergehenden Redens-Art, da der Satzungen
der Welt gedacht iſt, verſtanden von der vo-
rigen Form des Juͤdiſchen aͤuſſerlichen Got-
tes-Dienſtes, wie er vor CHriſti Verſoͤh-
nungs-Tode war, da das Gewiſſen noch dar-
an verbunden war. Und alſo heißt: Als
noch in der Welt leben, alhier ſo viel, als,
noch unter der alten Oeconomie, und unter
dem Joche des Moſaiſchen Ceremonial-
Geſetzes ſtehen, und von der ſchon geſche-
henen Erloͤſung CHriſti nichts wiſſen.
c. Da der Apoſtel dieſes Frageweiſe vorſtellet:
Was laſſet ihr euch denn noch gefangen
nehmen? So zeiget er damit an die groſſe
Unbilligkeit theils der Juͤdiſchen Geſetz-Leh-
rer, die ſolches ſuchten, theils der Coloſſer,
wo ſie ihnen wuͤrden Gehoͤr geben.
5. Bey dem dritten Stuͤcke, da der
Apoſtel einige Worte ſolcher falſchen Lehrer
wiederholet, iſt eine ellipſis, oder von Paulo mit
Fleiß etwas ausgelaſſen: welches aber aus dem
Verſtande leichtlich zu ergaͤntzen iſt: wie es denn
auch Lutherus ergaͤntzet hat mit den vorher ge-
ſetzten Worten: Die da ſagen. Es zeiget a-
ber dieſe Auslaſſung bey Paulo den Affect der
Mißbilligung an. Die Verbote aber von der
Beruͤhrung, nemlich der Todten und derglei-
chen, und von dem Koſten unterſagter Spei-
ſen, haben ohne Zweifel noch mehrere mit ſich
gefuͤhret, alſo daß es die falſchen Lehrer dabey
nicht gelaſſen haben.
6. Was Paulus alhier vom Joche des
Ceremonial-Geſetzes ſaget, das gilt auch vom
Joche der Papiſtiſchen Satzungen: da es
auch heißt: Diß und das ſolt du nicht ko-
ſten, oder eſſen, diß und das ſolt du thun,
ob es GOTT gleich nicht geboten hat, ſondern
vielmehr verboten hat. Wohl dem, der in der
Evangeliſchen Freyheit ſtehet, dieſelbe aber auch
wuͤrdig gebrauchet!
V. 22. 23.
Welches ſich doch alles unter Haͤn-
den verzehret, und iſt Menſchen-Gebot
und Lehre: welche haben den Schein der
Weisheit durch ſelbſt erwehlte Geiſtlich-
keit und Demuth, und dadurch, daß ſie
des Leibes nicht verſchonen, und dem
Fleiſche nicht ſeine Ehre thun zu ſeiner
Nothdurft.
Anmerckungen.
1. Jn dieſer Beſchreibung des unnuͤtzen
und ſchaͤdlichen Gottes-Dienſtes finden wir un-
terſchiedliche Stuͤcke, welche einen bewegen ſol-
len, davon abzuſtehen: erſtlich dieſes, daß ſich
ſolches alles, womit er umgehet, unter Haͤn-
den verzehre, oder durch den ſtetigen Gebrauch
verzehren laſſe, das iſt, es waͤren, was man
nicht anruͤhren und eſſen ſolle, vergaͤngliche
Sachen, welche weder an ſich ſelbſt ewiglich
daureten, noch auch iemanden zur ſeligen Ewig-
keit befoͤrderlich ſeyn koͤnten.
2. Zum andern nennet der Apoſtel ſolche
Dinge Menſchen-Gebot und Lehre. Wel-
ches auch von den Levitiſchen Satzungen in ſo
fern zu verſtehen iſt, in ſo fern ſie wider GOt-
tes Willen, als an ſich zur Seligkeit noͤthig,
gefodert, und noch dazu zur Zeit der neuen Oe-
conomie der Erloͤſung CHriſti entgegen geſetzet
wurden.
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