Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 18. 19. [Spaltenumbruch]
lauter chimaeren, oder alberne und verwor-rene Dinge. Und da die Eigenliebe ohne das bey allen unbekehrten Menschen herrschet; so ist sie bey diesen Leuten so viel stärcker, und so viel schädlicher gewesen, so viel mehr sie in göttliche Dinge ist eingeführet worden. Wie denn kein Stoltz grösser ist, als wenn ein Mensch sich fälschlich einer prophetischen Gabe, oder sonderbarer hoher Einsichten und eines sonderbaren als von GOTT angewie- senen, Weges rühmet: als dabey man sich über alles hinweg setzet, und keine Vorstel- lung annimmt, sich auch wol gar über die hei- lige Schrift erhebet, und, wenn man der- selben klare Aussprüche den Jrrthümern ent- gegen setzet, solches eine Abgötterey nennet, die man mit dem Buchstaben der heiligen Schrift treibe. Das Wort eike, ohne Ur- sache, wird zur Erklärung darzu gesetzet, und damit angezeiget, daß, da ohne das alle Auf- blehung sündlich ist, diese so viel sündlicher sey, da man auch nicht einmal etwas habe, welches auch nur dazu könne gemißbrauchet werden; wie wol sonst geistliche Gnaden- Gaben zu solchem Mißbrauche gezogen wür- den: davor sich Paulus verwahret bezeuget durch die über ihn verhängete hohe Anfech- tungen, wenn er 2 Cor. 12, 7. spricht: Auf daß ich mich der hohen Offenbarung nicht überhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch u. f. 4. Vor diesen also beschriebenen Men- schen solten sich nun die Colosser hüten. Wo- zu gehöret, daß man ihr unlauteres Wesen prü- fe, sich von dem Schein des Rechten und Wah- ren nicht blenden lasse, sondern dagegen bey den vorher von CHristo vorgetragenen Grund- Wahrheiten bleibe, und bey derselben rechten Anwendung das vorgesteckte Ziel, oder das Klei- nod, welches die himmlische Berufung in Chri- sto vorhält, im beständigen Laufe zu erlangen suche, nach Phil. 3, 14. Da hingegen diese verführische Menschen einem CHristum, und damit das rechte Ziel, aus den Augen rücken, und hinter das Licht führen, und doch wollen angesehen seyn, als wüsten sie den Lauf zum Ziel am besten zu dirigiren, und dazu die rechten Ge- setze vorzuschreiben; und daher sich zu Gewis- sens-Richtern aufwerfen. V. 19. Und hält sich nicht an dem Haupt, aus Anmerckungen. 1. Nachdem der Apostel von den falschen Lehrern gesaget hatte, wie sie auf so gefährliche Abwege wären verfallen; so zeiget er darauf an, daß es eben daher gekommen sey, weil sie CHri- stum verlassen hatten. Denn ob sie wol CHri- stum nicht gäntzlich verleugnet haben; sintemal, [Spaltenumbruch] wo sie das gethan hätten, es bey den Colossern keiner Warnung vor solchen Leuten würde ge- brauchet haben: so haben sie ihn doch weder nach seiner Person, noch nach seinem Mittler- Amte recht erkannt und bekannt. Welches wohl zu mercken ist, sonderlich wider das Pabst- thum und wider die Socinianer: da man in ei- nem zwar von der Person CHristi die reine Leh- re hat, aber sein dreyfaches Mittler-Amt im ho- hen Grad verdunckelt und gar verkehret. Daß aber die Socinianer bey Verleugnung des wah- ren Mittler-Amts CHristi auch an der Person CHristi seine wahre Gottheit leugnen, und kaum den Namen der Christen verdienen, ist leider am Tage. 2. Die alhier gebrauchte Redens-Arten sind hergenommen vom menschlichen Leibe, wie er nach der Anatomie und nach seinem na- türlichen Wachsthum betrachtet wird. Da sich denn diese drey Stücke finden: erstlich, wie er mit dem Haupte aufs genaueste also verbun- den ist, daß er sein Wohlseyn von demselben habe: hernach wie er nach allen seinen Glie- dern in der genauesten und vestesten Verbin- dung stehe, auch dadurch ein Glied dem andern wohl zu statten komme; und denn, wie dadurch der Wachsthum überhaupt und in allen Thei- len befordert werde. 3. CHristus ist das Haupt seines geist- lichen Leibes nach seiner gantzen Person, und darinn sonderlich nach der menschlichen Natur; nach welcher er mit seinen Glaubigen so gar ei- nes Wesens ist, daß er sich nicht schämet, diesel- be seine Brüder zu heissen. Hebr. 2, 11. So beweiset er sich auch nach seinem dreyfachen Am- te als das Haupt seines geistlichen Leibes: nach dem Hohenpriesterlichen, da er sie erlöset hat; nach dem Prophetischen, da er sie lehret und in alle Wahrheit leitet; nach dem König- lichen, da er sie beschützet und regieret. Und dieses Haupt ist mit dem Leibe so genau verbun- den, daß es dasselbe auch so gar belebet, in ihm wohnet und wircket: welches von keinem natür- lichen Haupte also kan gesaget werden. 4. Sich an diesem Haupte halten, und zwar kratei~n, veste halten, ist also an ihn glau- ben, daß man ihn im Glauben für sein Haupt nach seiner Person und nach seinem dreyfachen Mittler-Amte recht erkenne, und bey solcher Cr- käntniß alles sein geistliches Leben mit aller geist- lichen Lebens-Kraft von ihm habe, auch mit Verleugnung aller falschen Gerechtigkeit und Verdienste seine Gerechtigkeit und Seligkeit al- lein in ihm suche, finde und geniesse, und also damit von ihm und in ihm erfüllet sey, auch immer mehr durch ihn mit Früchten der Gerech- tigkeit erfüllet werde, nach c. 2, 10. und Phil. 1, 11. Es heißt demnach das Halten alhier nicht allein so viel als veste halten, und sich nicht wieder nehmen lassen, was man hat, sondern auch alleine halten, also daß man nichts da- neben halte, sondern dabey alles andere, was damit nicht bestehen kan, fahren lasse. Und wie ist es auch nur leiblicher Weise möglich, daß, wenn man eine Sache in der Hand hat, welche sie allein gnügsam erfüllet, man noch andere, zumal
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 18. 19. [Spaltenumbruch]
lauter chimæren, oder alberne und verwor-rene Dinge. Und da die Eigenliebe ohne das bey allen unbekehrten Menſchen herrſchet; ſo iſt ſie bey dieſen Leuten ſo viel ſtaͤrcker, und ſo viel ſchaͤdlicher geweſen, ſo viel mehr ſie in goͤttliche Dinge iſt eingefuͤhret worden. Wie denn kein Stoltz groͤſſer iſt, als wenn ein Menſch ſich faͤlſchlich einer prophetiſchen Gabe, oder ſonderbarer hoher Einſichten und eines ſonderbaren als von GOTT angewie- ſenen, Weges ruͤhmet: als dabey man ſich uͤber alles hinweg ſetzet, und keine Vorſtel- lung annimmt, ſich auch wol gar uͤber die hei- lige Schrift erhebet, und, wenn man der- ſelben klare Ausſpruͤche den Jrrthuͤmern ent- gegen ſetzet, ſolches eine Abgoͤtterey nennet, die man mit dem Buchſtaben der heiligen Schrift treibe. Das Wort ἐικῆ, ohne Ur- ſache, wird zur Erklaͤrung darzu geſetzet, und damit angezeiget, daß, da ohne das alle Auf- blehung ſuͤndlich iſt, dieſe ſo viel ſuͤndlicher ſey, da man auch nicht einmal etwas habe, welches auch nur dazu koͤnne gemißbrauchet werden; wie wol ſonſt geiſtliche Gnaden- Gaben zu ſolchem Mißbrauche gezogen wuͤr- den: davor ſich Paulus verwahret bezeuget durch die uͤber ihn verhaͤngete hohe Anfech- tungen, wenn er 2 Cor. 12, 7. ſpricht: Auf daß ich mich der hohen Offenbarung nicht uͤberhebe, iſt mir gegeben ein Pfahl ins Fleiſch u. f. 4. Vor dieſen alſo beſchriebenen Men- ſchen ſolten ſich nun die Coloſſer huͤten. Wo- zu gehoͤret, daß man ihr unlauteres Weſen pruͤ- fe, ſich von dem Schein des Rechten und Wah- ren nicht blenden laſſe, ſondern dagegen bey den vorher von CHriſto vorgetragenen Grund- Wahrheiten bleibe, und bey derſelben rechten Anwendung das vorgeſteckte Ziel, oder das Klei- nod, welches die himmliſche Berufung in Chri- ſto vorhaͤlt, im beſtaͤndigen Laufe zu erlangen ſuche, nach Phil. 3, 14. Da hingegen dieſe verfuͤhriſche Menſchen einem CHriſtum, und damit das rechte Ziel, aus den Augen ruͤcken, und hinter das Licht fuͤhren, und doch wollen angeſehen ſeyn, als wuͤſten ſie den Lauf zum Ziel am beſten zu dirigiren, und dazu die rechten Ge- ſetze vorzuſchreiben; und daher ſich zu Gewiſ- ſens-Richtern aufwerfen. V. 19. Und haͤlt ſich nicht an dem Haupt, aus Anmerckungen. 1. Nachdem der Apoſtel von den falſchen Lehrern geſaget hatte, wie ſie auf ſo gefaͤhrliche Abwege waͤren verfallen; ſo zeiget er darauf an, daß es eben daher gekommen ſey, weil ſie CHri- ſtum verlaſſen hatten. Denn ob ſie wol CHri- ſtum nicht gaͤntzlich verleugnet haben; ſintemal, [Spaltenumbruch] wo ſie das gethan haͤtten, es bey den Coloſſern keiner Warnung vor ſolchen Leuten wuͤrde ge- brauchet haben: ſo haben ſie ihn doch weder nach ſeiner Perſon, noch nach ſeinem Mittler- Amte recht erkannt und bekannt. Welches wohl zu mercken iſt, ſonderlich wider das Pabſt- thum und wider die Socinianer: da man in ei- nem zwar von der Perſon CHriſti die reine Leh- re hat, aber ſein dreyfaches Mittler-Amt im ho- hen Grad verdunckelt und gar verkehret. Daß aber die Socinianer bey Verleugnung des wah- ren Mittler-Amts CHriſti auch an der Perſon CHriſti ſeine wahre Gottheit leugnen, und kaum den Namen der Chriſten verdienen, iſt leider am Tage. 2. Die alhier gebrauchte Redens-Arten ſind hergenommen vom menſchlichen Leibe, wie er nach der Anatomie und nach ſeinem na- tuͤrlichen Wachsthum betrachtet wird. Da ſich denn dieſe drey Stuͤcke finden: erſtlich, wie er mit dem Haupte aufs genaueſte alſo verbun- den iſt, daß er ſein Wohlſeyn von demſelben habe: hernach wie er nach allen ſeinen Glie- dern in der genaueſten und veſteſten Verbin- dung ſtehe, auch dadurch ein Glied dem andern wohl zu ſtatten komme; und denn, wie dadurch der Wachsthum uͤberhaupt und in allen Thei- len befordert werde. 3. CHriſtus iſt das Haupt ſeines geiſt- lichen Leibes nach ſeiner gantzen Perſon, und darinn ſonderlich nach der menſchlichen Natur; nach welcher er mit ſeinen Glaubigen ſo gar ei- nes Weſens iſt, daß er ſich nicht ſchaͤmet, dieſel- be ſeine Bruͤder zu heiſſen. Hebr. 2, 11. So beweiſet er ſich auch nach ſeinem dreyfachen Am- te als das Haupt ſeines geiſtlichen Leibes: nach dem Hohenprieſterlichen, da er ſie erloͤſet hat; nach dem Prophetiſchen, da er ſie lehret und in alle Wahrheit leitet; nach dem Koͤnig- lichen, da er ſie beſchuͤtzet und regieret. Und dieſes Haupt iſt mit dem Leibe ſo genau verbun- den, daß es daſſelbe auch ſo gar belebet, in ihm wohnet und wircket: welches von keinem natuͤr- lichen Haupte alſo kan geſaget werden. 4. Sich an dieſem Haupte halten, und zwar κρατει῀ν, veſte halten, iſt alſo an ihn glau- ben, daß man ihn im Glauben fuͤr ſein Haupt nach ſeiner Perſon und nach ſeinem dreyfachen Mittler-Amte recht erkenne, und bey ſolcher Cr- kaͤntniß alles ſein geiſtliches Leben mit aller geiſt- lichen Lebens-Kraft von ihm habe, auch mit Verleugnung aller falſchen Gerechtigkeit und Verdienſte ſeine Gerechtigkeit und Seligkeit al- lein in ihm ſuche, finde und genieſſe, und alſo damit von ihm und in ihm erfuͤllet ſey, auch immer mehr durch ihn mit Fruͤchten der Gerech- tigkeit erfuͤllet werde, nach c. 2, 10. und Phil. 1, 11. Es heißt demnach das Halten alhier nicht allein ſo viel als veſte halten, und ſich nicht wieder nehmen laſſen, was man hat, ſondern auch alleine halten, alſo daß man nichts da- neben halte, ſondern dabey alles andere, was damit nicht beſtehen kan, fahren laſſe. Und wie iſt es auch nur leiblicher Weiſe moͤglich, daß, wenn man eine Sache in der Hand hat, welche ſie allein gnuͤgſam erfuͤllet, man noch andere, zumal
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 18. 19.
lauter chimæren, oder alberne und verwor-
rene Dinge. Und da die Eigenliebe ohne das
bey allen unbekehrten Menſchen herrſchet; ſo
iſt ſie bey dieſen Leuten ſo viel ſtaͤrcker, und
ſo viel ſchaͤdlicher geweſen, ſo viel mehr ſie
in goͤttliche Dinge iſt eingefuͤhret worden.
Wie denn kein Stoltz groͤſſer iſt, als wenn
ein Menſch ſich faͤlſchlich einer prophetiſchen
Gabe, oder ſonderbarer hoher Einſichten und
eines ſonderbaren als von GOTT angewie-
ſenen, Weges ruͤhmet: als dabey man ſich
uͤber alles hinweg ſetzet, und keine Vorſtel-
lung annimmt, ſich auch wol gar uͤber die hei-
lige Schrift erhebet, und, wenn man der-
ſelben klare Ausſpruͤche den Jrrthuͤmern ent-
gegen ſetzet, ſolches eine Abgoͤtterey nennet,
die man mit dem Buchſtaben der heiligen
Schrift treibe. Das Wort ἐικῆ, ohne Ur-
ſache, wird zur Erklaͤrung darzu geſetzet, und
damit angezeiget, daß, da ohne das alle Auf-
blehung ſuͤndlich iſt, dieſe ſo viel ſuͤndlicher
ſey, da man auch nicht einmal etwas habe,
welches auch nur dazu koͤnne gemißbrauchet
werden; wie wol ſonſt geiſtliche Gnaden-
Gaben zu ſolchem Mißbrauche gezogen wuͤr-
den: davor ſich Paulus verwahret bezeuget
durch die uͤber ihn verhaͤngete hohe Anfech-
tungen, wenn er 2 Cor. 12, 7. ſpricht: Auf
daß ich mich der hohen Offenbarung
nicht uͤberhebe, iſt mir gegeben ein Pfahl
ins Fleiſch u. f.
4. Vor dieſen alſo beſchriebenen Men-
ſchen ſolten ſich nun die Coloſſer huͤten. Wo-
zu gehoͤret, daß man ihr unlauteres Weſen pruͤ-
fe, ſich von dem Schein des Rechten und Wah-
ren nicht blenden laſſe, ſondern dagegen bey
den vorher von CHriſto vorgetragenen Grund-
Wahrheiten bleibe, und bey derſelben rechten
Anwendung das vorgeſteckte Ziel, oder das Klei-
nod, welches die himmliſche Berufung in Chri-
ſto vorhaͤlt, im beſtaͤndigen Laufe zu erlangen
ſuche, nach Phil. 3, 14. Da hingegen dieſe
verfuͤhriſche Menſchen einem CHriſtum, und
damit das rechte Ziel, aus den Augen ruͤcken,
und hinter das Licht fuͤhren, und doch wollen
angeſehen ſeyn, als wuͤſten ſie den Lauf zum Ziel
am beſten zu dirigiren, und dazu die rechten Ge-
ſetze vorzuſchreiben; und daher ſich zu Gewiſ-
ſens-Richtern aufwerfen.
V. 19.
Und haͤlt ſich nicht an dem Haupt, aus
welchem der gantze Leib durch Gelencke
und Fugen (Gr. Bande) Handreichung em-
pfaͤhet, und an einander ſich enthaͤlt, (be-
veſtiget iſt,) und alſo waͤchſet zur goͤttlichen
Groͤſſe.
Anmerckungen.
1. Nachdem der Apoſtel von den falſchen
Lehrern geſaget hatte, wie ſie auf ſo gefaͤhrliche
Abwege waͤren verfallen; ſo zeiget er darauf an,
daß es eben daher gekommen ſey, weil ſie CHri-
ſtum verlaſſen hatten. Denn ob ſie wol CHri-
ſtum nicht gaͤntzlich verleugnet haben; ſintemal,
wo ſie das gethan haͤtten, es bey den Coloſſern
keiner Warnung vor ſolchen Leuten wuͤrde ge-
brauchet haben: ſo haben ſie ihn doch weder
nach ſeiner Perſon, noch nach ſeinem Mittler-
Amte recht erkannt und bekannt. Welches
wohl zu mercken iſt, ſonderlich wider das Pabſt-
thum und wider die Socinianer: da man in ei-
nem zwar von der Perſon CHriſti die reine Leh-
re hat, aber ſein dreyfaches Mittler-Amt im ho-
hen Grad verdunckelt und gar verkehret. Daß
aber die Socinianer bey Verleugnung des wah-
ren Mittler-Amts CHriſti auch an der Perſon
CHriſti ſeine wahre Gottheit leugnen, und kaum
den Namen der Chriſten verdienen, iſt leider am
Tage.
2. Die alhier gebrauchte Redens-Arten
ſind hergenommen vom menſchlichen Leibe,
wie er nach der Anatomie und nach ſeinem na-
tuͤrlichen Wachsthum betrachtet wird. Da
ſich denn dieſe drey Stuͤcke finden: erſtlich, wie
er mit dem Haupte aufs genaueſte alſo verbun-
den iſt, daß er ſein Wohlſeyn von demſelben
habe: hernach wie er nach allen ſeinen Glie-
dern in der genaueſten und veſteſten Verbin-
dung ſtehe, auch dadurch ein Glied dem andern
wohl zu ſtatten komme; und denn, wie dadurch
der Wachsthum uͤberhaupt und in allen Thei-
len befordert werde.
3. CHriſtus iſt das Haupt ſeines geiſt-
lichen Leibes nach ſeiner gantzen Perſon, und
darinn ſonderlich nach der menſchlichen Natur;
nach welcher er mit ſeinen Glaubigen ſo gar ei-
nes Weſens iſt, daß er ſich nicht ſchaͤmet, dieſel-
be ſeine Bruͤder zu heiſſen. Hebr. 2, 11. So
beweiſet er ſich auch nach ſeinem dreyfachen Am-
te als das Haupt ſeines geiſtlichen Leibes: nach
dem Hohenprieſterlichen, da er ſie erloͤſet
hat; nach dem Prophetiſchen, da er ſie lehret
und in alle Wahrheit leitet; nach dem Koͤnig-
lichen, da er ſie beſchuͤtzet und regieret. Und
dieſes Haupt iſt mit dem Leibe ſo genau verbun-
den, daß es daſſelbe auch ſo gar belebet, in ihm
wohnet und wircket: welches von keinem natuͤr-
lichen Haupte alſo kan geſaget werden.
4. Sich an dieſem Haupte halten, und
zwar κρατει῀ν, veſte halten, iſt alſo an ihn glau-
ben, daß man ihn im Glauben fuͤr ſein Haupt
nach ſeiner Perſon und nach ſeinem dreyfachen
Mittler-Amte recht erkenne, und bey ſolcher Cr-
kaͤntniß alles ſein geiſtliches Leben mit aller geiſt-
lichen Lebens-Kraft von ihm habe, auch mit
Verleugnung aller falſchen Gerechtigkeit und
Verdienſte ſeine Gerechtigkeit und Seligkeit al-
lein in ihm ſuche, finde und genieſſe, und
alſo damit von ihm und in ihm erfuͤllet ſey, auch
immer mehr durch ihn mit Fruͤchten der Gerech-
tigkeit erfuͤllet werde, nach c. 2, 10. und Phil.
1, 11. Es heißt demnach das Halten alhier nicht
allein ſo viel als veſte halten, und ſich nicht
wieder nehmen laſſen, was man hat, ſondern
auch alleine halten, alſo daß man nichts da-
neben halte, ſondern dabey alles andere, was
damit nicht beſtehen kan, fahren laſſe. Und
wie iſt es auch nur leiblicher Weiſe moͤglich, daß,
wenn man eine Sache in der Hand hat, welche
ſie allein gnuͤgſam erfuͤllet, man noch andere,
zumal
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