Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 2, v. 18. an die Colosser. [Spaltenumbruch]
auch wol seyn, daß auch einige Jüdische Gesetz-Eiferer selbst mit darauf gefallen sind. 2. Ehe der Verstand dieses Verses erklä- ret wird, ist vorher eines und das andere von der Phraseologie zu erinnern: a. Das Wort katasorasoeuein ist von dem sel. Luthero nicht uneben durch das Ziel verrü- cken übersetzet. Denn es heißt so viel, als machen, daß der, der nach dem Ziel, oder vorgesteckten Kleinod, laufet, dessen verfeh- le, und also umsonst laufe: da hingegen c. 3, 15. brabeuein heißt alles so regieren, daß man das Kleinod erreiche, es einem auch wircklich zugeeignet und ertheilet werde. b. Es ist auch das eigentlich von den Verfüh- rern gebrauchte Wort katabrasoeueto, das nach der Grammatic hätte können gegeben werden, soll nicht verrücken, gar recht übersetzet: lasset nicht verrücken. Denn da die irrigen Lehrer solches in der That bey denen, die ihnen folgten, zu wege brachten, so gehet die Warnung dahin, daß man es nicht dazu soll kommen lassen. c. Das Wort thelon ist mit dem Worte kata- sorasoeueto zu construiren, und heißt es so viel, als aus eigenem Willen, nach seinem Ge- fallen. d. Das Wort threskeia ist zu übersetzen durch Dienst, oder Verehrung: das Wort Geist- lichkeit verdunckelt den sensum. e. Das Wort emsoateuein heißt hochtrabend einher gehen, gleichsam auf Steltzen gehen. Und kan die ellipsis also suppliret werden kat' ekei~na, a- f. Das Wort sarx, Fleisch, heißt bey dem Worte Sinn so viel, als sündliches Ver- derbniß: wie oben v. 11. 3. Nach dieser Erklärung der Redens-Ar- ten haben wir nun zu erwegen, wie der Apostel die falschen Lehrer beschreibet. Da sich denn an ihnen gefunden hat: a. Eine gewisse Verehrung der Engel: und zwar eine solche, da sie aus fleischlich ver- meinter, und vorgegebner sonderbaren De- muth gegen GOTT die heiligen Engel zu Mittels-Personen, oder Vorbitter bey GOTT gemachet, und sie zu dem Ende an- gerufen, und ihnen damit göttliche Ehre er- wiesen haben. Denn also läßt sich das Wort Demuth, da es mit dem Worte der Ver- ehrung, oder des Gottes-Dienstes, con- struiret, und beydes auf die Engel geführet wird, gar füglich verstehen. Wie wir denn wissen, daß man sich im Pabstthum mit dem kahlen Vorwande bey dem abgöttischen Dien- ste der meistentheils selbst gemachten Heiligen behilft, daß man saget, man bediene sich, aus Ehrerbietung gegen die Majestät GOt- tes, ihrer bey GOTT, wie man sich der vor- nehmsten Ministrorum bey den grossen Herren dieser Welt, vor deren Thron man nicht ge- lassen werde, zu bedienen pflege. Es haben sich unter den Jrr-Geistern der ersten Zeiten solche gefunden, welche den heiligen Engeln [Spaltenumbruch] gar die Schöpfung der Welt also zugeschrie- ben, daß sie vermeinet haben, GOTT habe sie dazu gebrauchet. Darauf der Apostel al- hier wol gesehen, und zu dem Ende vorher c. 1, 16. die Schöpfung dem Sohne GOttes zu- geeignet hat. b. Ein falsches Vorgeben sonderbarer tie- fer und hoher Geheimniße in göttlichen Dingen: Dabey sie sich allem Ansehen nach auf besondere commercia und Gespräche mit den Engeln, auch auf Engelische Gesichter und Offenbarungen, berufen haben: wie man weiß, daß es im siebenden Seculo der Ertz- Verführer Muhammed also gemachet habe. Daß solches der Gnosticorum Art gewesen, und daß sie die abgeschmacktesten Dinge und Chimaeren für grosse Geheimnisse ausgegeben haben, das siehet man in den davon noch han- delnden Schriften Irenaei. Daß aber alles ohne Grund gewesen, zeiget Paulus damit an, wenn er spricht: o me eoraken, deß er nie keines gesehen hat. c. Die aus dem Gemüths-Stoltze herrühren- de hochtrabende Worte dieser Jrr-Gei- ster. Darauf gehet das Wort emsoateuon, welches, wie schon angezeiget ist, eigentlich heißt, daher traben, hoch herfahren und gleichsam auf hohen Schuhen, als wie auf Steltzen, gehen. Und da der Apostel dar- auf des innerlichen Gemüths-Stoltzes noch besonders gedencket, so hat er wol ohne Zwei- fel mit dem Worte emsoateuein auf ihren Vor- trag gesehen, daß sie nemlich zu ihren ver- meinten Geheimnissen solche hohe und un- gewöhnliche Worte gebrauchet haben, wel- che den Ungrund und die Thorheit ihrer Din- ge nur verdeckten, die Ungeübten aber in Verwunderung setzten, daß sie meineten, als wenn was sonderbares darhinter wäre; zu- mal wenn sie dieselbe mit einer affectirten par- rhesie und fleischlichen Großmüthigkeit aus- gesprochen haben. Welches gedachter Ire- naeus hin und wieder von den Gnosticis bezeu- get, und sonderlich vieler Orientalischen Phi- losophorum Art war: davon in den nachfol- genden Zeiten auch einige Scriptores pseudo- mystici unterschiedliches angenommen haben. Petrus nennet dieses emsoateuein 2. Ep. c. 2, v. 18. uperogka mataiotetos phtheggesthak, stoltze Worte reden, da nichts hinter ist. Wozu denn auch wol ohne Zweifel die von Paulo Rom. 16, 18. bestrafete khrestolo- gia und eulogia der süssen Worte und prächtigen Reden wird seyn gebrauchet worden. Davor er auch die Corinthier Ep. 1. c. 2, 1. u. f. warnet, und an seinem Exem- pel das Gegentheil bezeuget. d. Der innere Gemüths-Stoltz selbst, als die Quelle des hochtrabenden Vortrages: da sie der Apostel nennet die ohne Sache im fleischlichen Sinne aufgeblasene. Der ungebrochene und herrschende Sinn des Flei- sches war der Grund von allem ihrem ver- kehrten Wesen. Denn wo der in geistliche und göttliche Dinge eingehet, da machet er lau- G g g g g 3
Cap. 2, v. 18. an die Coloſſer. [Spaltenumbruch]
auch wol ſeyn, daß auch einige Juͤdiſche Geſetz-Eiferer ſelbſt mit darauf gefallen ſind. 2. Ehe der Verſtand dieſes Verſes erklaͤ- ret wird, iſt vorher eines und das andere von der Phraſeologie zu erinnern: a. Das Wort κατασορασοέυειν iſt von dem ſel. Luthero nicht uneben durch das Ziel verruͤ- cken uͤberſetzet. Denn es heißt ſo viel, als machen, daß der, der nach dem Ziel, oder vorgeſteckten Kleinod, laufet, deſſen verfeh- le, und alſo umſonſt laufe: da hingegen c. 3, 15. βραβέυειν heißt alles ſo regieren, daß man das Kleinod erreiche, es einem auch wircklich zugeeignet und ertheilet werde. b. Es iſt auch das eigentlich von den Verfuͤh- rern gebrauchte Wort καταβρασοευέτω, das nach der Grammatic haͤtte koͤnnen gegeben werden, ſoll nicht verruͤcken, gar recht uͤberſetzet: laſſet nicht verruͤcken. Denn da die irrigen Lehrer ſolches in der That bey denen, die ihnen folgten, zu wege brachten, ſo gehet die Warnung dahin, daß man es nicht dazu ſoll kommen laſſen. c. Das Wort ϑέλων iſt mit dem Worte κατα- σορασοευέτω zu conſtruiren, und heißt es ſo viel, als aus eigenem Willen, nach ſeinem Ge- fallen. d. Das Wort ϑρησκεία iſt zu uͤberſetzen durch Dienſt, oder Verehrung: das Wort Geiſt- lichkeit verdunckelt den ſenſum. e. Das Wort ἐμσοατέυειν heißt hochtrabend einher gehen, gleichſam auf Steltzen gehen. Und kan die ellipſis alſo ſuppliret werden κατ᾽ ἐκει῀να, ἅ‒ f. Das Wort σάρξ, Fleiſch, heißt bey dem Worte Sinn ſo viel, als ſuͤndliches Ver- derbniß: wie oben v. 11. 3. Nach dieſer Erklaͤrung der Redens-Ar- ten haben wir nun zu erwegen, wie der Apoſtel die falſchen Lehrer beſchreibet. Da ſich denn an ihnen gefunden hat: a. Eine gewiſſe Verehrung der Engel: und zwar eine ſolche, da ſie aus fleiſchlich ver- meinter, und vorgegebner ſonderbaren De- muth gegen GOTT die heiligen Engel zu Mittels-Perſonen, oder Vorbitter bey GOTT gemachet, und ſie zu dem Ende an- gerufen, und ihnen damit goͤttliche Ehre er- wieſen haben. Denn alſo laͤßt ſich das Wort Demuth, da es mit dem Worte der Ver- ehrung, oder des Gottes-Dienſtes, con- ſtruiret, und beydes auf die Engel gefuͤhret wird, gar fuͤglich verſtehen. Wie wir denn wiſſen, daß man ſich im Pabſtthum mit dem kahlen Vorwande bey dem abgoͤttiſchen Dien- ſte der meiſtentheils ſelbſt gemachten Heiligen behilft, daß man ſaget, man bediene ſich, aus Ehrerbietung gegen die Majeſtaͤt GOt- tes, ihrer bey GOTT, wie man ſich der vor- nehmſten Miniſtrorum bey den groſſen Herren dieſer Welt, vor deren Thron man nicht ge- laſſen werde, zu bedienen pflege. Es haben ſich unter den Jrr-Geiſtern der erſten Zeiten ſolche gefunden, welche den heiligen Engeln [Spaltenumbruch] gar die Schoͤpfung der Welt alſo zugeſchrie- ben, daß ſie vermeinet haben, GOTT habe ſie dazu gebrauchet. Darauf der Apoſtel al- hier wol geſehen, und zu dem Ende vorher c. 1, 16. die Schoͤpfung dem Sohne GOttes zu- geeignet hat. b. Ein falſches Vorgeben ſonderbarer tie- fer und hoher Geheimniße in goͤttlichen Dingen: Dabey ſie ſich allem Anſehen nach auf beſondere commercia und Geſpraͤche mit den Engeln, auch auf Engeliſche Geſichter und Offenbarungen, berufen haben: wie man weiß, daß es im ſiebenden Seculo der Ertz- Verfuͤhrer Muhammed alſo gemachet habe. Daß ſolches der Gnoſticorum Art geweſen, und daß ſie die abgeſchmackteſten Dinge und Chimæren fuͤr groſſe Geheimniſſe ausgegeben haben, das ſiehet man in den davon noch han- delnden Schriften Irenæi. Daß aber alles ohne Grund geweſen, zeiget Paulus damit an, wenn er ſpricht: ὁ μὴ ἑώρακεν, deß er nie keines geſehen hat. c. Die aus dem Gemuͤths-Stoltze herruͤhren- de hochtrabende Worte dieſer Jrr-Gei- ſter. Darauf gehet das Wort ἐμσοατέυων, welches, wie ſchon angezeiget iſt, eigentlich heißt, daher traben, hoch herfahren und gleichſam auf hohen Schuhen, als wie auf Steltzen, gehen. Und da der Apoſtel dar- auf des innerlichen Gemuͤths-Stoltzes noch beſonders gedencket, ſo hat er wol ohne Zwei- fel mit dem Worte ἐμσοατέυειν auf ihren Vor- trag geſehen, daß ſie nemlich zu ihren ver- meinten Geheimniſſen ſolche hohe und un- gewoͤhnliche Worte gebrauchet haben, wel- che den Ungrund und die Thorheit ihrer Din- ge nur verdeckten, die Ungeuͤbten aber in Verwunderung ſetzten, daß ſie meineten, als wenn was ſonderbares darhinter waͤre; zu- mal wenn ſie dieſelbe mit einer affectirten par- rheſie und fleiſchlichen Großmuͤthigkeit aus- geſprochen haben. Welches gedachter Ire- næus hin und wieder von den Gnoſticis bezeu- get, und ſonderlich vieler Orientaliſchen Phi- loſophorum Art war: davon in den nachfol- genden Zeiten auch einige Scriptores pſeudo- myſtici unterſchiedliches angenommen haben. Petrus nennet dieſes ἐμσοατέυειν 2. Ep. c. 2, v. 18. ὑπέρογκα ματαιότητος φϑέγγεσϑακ, ſtoltze Worte reden, da nichts hinter iſt. Wozu denn auch wol ohne Zweifel die von Paulo Rom. 16, 18. beſtrafete χρηστολο- γία und ἐυλογία der ſuͤſſen Worte und praͤchtigen Reden wird ſeyn gebrauchet worden. Davor er auch die Corinthier Ep. 1. c. 2, 1. u. f. warnet, und an ſeinem Exem- pel das Gegentheil bezeuget. d. Der innere Gemuͤths-Stoltz ſelbſt, als die Quelle des hochtrabenden Vortrages: da ſie der Apoſtel nennet die ohne Sache im fleiſchlichen Sinne aufgeblaſene. Der ungebrochene und herrſchende Sinn des Flei- ſches war der Grund von allem ihrem ver- kehrten Weſen. Denn wo der in geiſtliche und goͤttliche Dinge eingehet, da machet er lau- G g g g g 3
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Cap. 2, v. 18. an die Coloſſer.
auch wol ſeyn, daß auch einige Juͤdiſche Geſetz-
Eiferer ſelbſt mit darauf gefallen ſind.
2. Ehe der Verſtand dieſes Verſes erklaͤ-
ret wird, iſt vorher eines und das andere von der
Phraſeologie zu erinnern:
a. Das Wort κατασορασοέυειν iſt von dem ſel.
Luthero nicht uneben durch das Ziel verruͤ-
cken uͤberſetzet. Denn es heißt ſo viel, als
machen, daß der, der nach dem Ziel, oder
vorgeſteckten Kleinod, laufet, deſſen verfeh-
le, und alſo umſonſt laufe: da hingegen c.
3, 15. βραβέυειν heißt alles ſo regieren, daß
man das Kleinod erreiche, es einem auch
wircklich zugeeignet und ertheilet werde.
b. Es iſt auch das eigentlich von den Verfuͤh-
rern gebrauchte Wort καταβρασοευέτω, das
nach der Grammatic haͤtte koͤnnen gegeben
werden, ſoll nicht verruͤcken, gar recht
uͤberſetzet: laſſet nicht verruͤcken. Denn
da die irrigen Lehrer ſolches in der That bey
denen, die ihnen folgten, zu wege brachten,
ſo gehet die Warnung dahin, daß man es nicht
dazu ſoll kommen laſſen.
c. Das Wort ϑέλων iſt mit dem Worte κατα-
σορασοευέτω zu conſtruiren, und heißt es ſo viel,
als aus eigenem Willen, nach ſeinem Ge-
fallen.
d. Das Wort ϑρησκεία iſt zu uͤberſetzen durch
Dienſt, oder Verehrung: das Wort Geiſt-
lichkeit verdunckelt den ſenſum.
e. Das Wort ἐμσοατέυειν heißt hochtrabend
einher gehen, gleichſam auf Steltzen gehen.
Und kan die ellipſis alſo ſuppliret werden κατ᾽
ἐκει῀να, ἅ‒
f. Das Wort σάρξ, Fleiſch, heißt bey dem
Worte Sinn ſo viel, als ſuͤndliches Ver-
derbniß: wie oben v. 11.
3. Nach dieſer Erklaͤrung der Redens-Ar-
ten haben wir nun zu erwegen, wie der Apoſtel
die falſchen Lehrer beſchreibet. Da ſich denn
an ihnen gefunden hat:
a. Eine gewiſſe Verehrung der Engel:
und zwar eine ſolche, da ſie aus fleiſchlich ver-
meinter, und vorgegebner ſonderbaren De-
muth gegen GOTT die heiligen Engel zu
Mittels-Perſonen, oder Vorbitter bey
GOTT gemachet, und ſie zu dem Ende an-
gerufen, und ihnen damit goͤttliche Ehre er-
wieſen haben. Denn alſo laͤßt ſich das Wort
Demuth, da es mit dem Worte der Ver-
ehrung, oder des Gottes-Dienſtes, con-
ſtruiret, und beydes auf die Engel gefuͤhret
wird, gar fuͤglich verſtehen. Wie wir denn
wiſſen, daß man ſich im Pabſtthum mit dem
kahlen Vorwande bey dem abgoͤttiſchen Dien-
ſte der meiſtentheils ſelbſt gemachten Heiligen
behilft, daß man ſaget, man bediene ſich,
aus Ehrerbietung gegen die Majeſtaͤt GOt-
tes, ihrer bey GOTT, wie man ſich der vor-
nehmſten Miniſtrorum bey den groſſen Herren
dieſer Welt, vor deren Thron man nicht ge-
laſſen werde, zu bedienen pflege. Es haben
ſich unter den Jrr-Geiſtern der erſten Zeiten
ſolche gefunden, welche den heiligen Engeln
gar die Schoͤpfung der Welt alſo zugeſchrie-
ben, daß ſie vermeinet haben, GOTT habe
ſie dazu gebrauchet. Darauf der Apoſtel al-
hier wol geſehen, und zu dem Ende vorher c.
1, 16. die Schoͤpfung dem Sohne GOttes zu-
geeignet hat.
b. Ein falſches Vorgeben ſonderbarer tie-
fer und hoher Geheimniße in goͤttlichen
Dingen: Dabey ſie ſich allem Anſehen nach
auf beſondere commercia und Geſpraͤche mit
den Engeln, auch auf Engeliſche Geſichter
und Offenbarungen, berufen haben: wie man
weiß, daß es im ſiebenden Seculo der Ertz-
Verfuͤhrer Muhammed alſo gemachet habe.
Daß ſolches der Gnoſticorum Art geweſen,
und daß ſie die abgeſchmackteſten Dinge und
Chimæren fuͤr groſſe Geheimniſſe ausgegeben
haben, das ſiehet man in den davon noch han-
delnden Schriften Irenæi. Daß aber alles
ohne Grund geweſen, zeiget Paulus damit
an, wenn er ſpricht: ὁ μὴ ἑώρακεν, deß er
nie keines geſehen hat.
c. Die aus dem Gemuͤths-Stoltze herruͤhren-
de hochtrabende Worte dieſer Jrr-Gei-
ſter. Darauf gehet das Wort ἐμσοατέυων,
welches, wie ſchon angezeiget iſt, eigentlich
heißt, daher traben, hoch herfahren und
gleichſam auf hohen Schuhen, als wie auf
Steltzen, gehen. Und da der Apoſtel dar-
auf des innerlichen Gemuͤths-Stoltzes noch
beſonders gedencket, ſo hat er wol ohne Zwei-
fel mit dem Worte ἐμσοατέυειν auf ihren Vor-
trag geſehen, daß ſie nemlich zu ihren ver-
meinten Geheimniſſen ſolche hohe und un-
gewoͤhnliche Worte gebrauchet haben, wel-
che den Ungrund und die Thorheit ihrer Din-
ge nur verdeckten, die Ungeuͤbten aber in
Verwunderung ſetzten, daß ſie meineten, als
wenn was ſonderbares darhinter waͤre; zu-
mal wenn ſie dieſelbe mit einer affectirten par-
rheſie und fleiſchlichen Großmuͤthigkeit aus-
geſprochen haben. Welches gedachter Ire-
næus hin und wieder von den Gnoſticis bezeu-
get, und ſonderlich vieler Orientaliſchen Phi-
loſophorum Art war: davon in den nachfol-
genden Zeiten auch einige Scriptores pſeudo-
myſtici unterſchiedliches angenommen haben.
Petrus nennet dieſes ἐμσοατέυειν 2. Ep. c. 2,
v. 18. ὑπέρογκα ματαιότητος φϑέγγεσϑακ,
ſtoltze Worte reden, da nichts hinter
iſt. Wozu denn auch wol ohne Zweifel die
von Paulo Rom. 16, 18. beſtrafete χρηστολο-
γία und ἐυλογία der ſuͤſſen Worte und
praͤchtigen Reden wird ſeyn gebrauchet
worden. Davor er auch die Corinthier Ep.
1. c. 2, 1. u. f. warnet, und an ſeinem Exem-
pel das Gegentheil bezeuget.
d. Der innere Gemuͤths-Stoltz ſelbſt, als
die Quelle des hochtrabenden Vortrages: da
ſie der Apoſtel nennet die ohne Sache im
fleiſchlichen Sinne aufgeblaſene. Der
ungebrochene und herrſchende Sinn des Flei-
ſches war der Grund von allem ihrem ver-
kehrten Weſen. Denn wo der in geiſtliche
und goͤttliche Dinge eingehet, da machet er
lau-
G g g g g 3
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