Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 2, 12. 13. [Spaltenumbruch]
sto durch den Glauben wären begraben undauferstanden d. Es ist durch den Glauben mit CHristo begraben und auferstanden seyn, so viel, als sich nicht allein den Tod und die Aufer- stehung CHristi im Glauben zur Gerechtigkeit und Seligkeit zueignen, sondern auch, in An- sehung solcher glaubigen Zueignung, also in Christo erfunden werden, daß man vor dem Gerichte GOttes mit Zurechnung des Löse- Gelds Christi angesehen werde, als habe man für seine eigne Sünde selbst also verdienstli- cher Weise genug thun können, daß man zur Bezeugung solcher geschehenen Genugthuung wieder sey auferwecket worden, und zwar zum seligen und ewigen Leben. Darum Paulus 2 Cor. 5, 15. spricht: Wir halten dafür, daß so einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben: Und folglich, daß da ei- ner für alle auferstanden ist, so sind sie alle auferstanden. Dieses zeiget der Apostel an mit den verbis compositis suntaphentes sune- gerthete, ihr seyd mit begraben, mit auf- erstanden. Welche Art von Christo und seinen Gläubigen zu reden eine von den für- nehmsten Characteribus des Paulinischen styli ist: dadurch er die Leser auf die innigste Gemeinschaft mit Christo führet, und anzei- get, wie sie, als Glieder, ihrem Haupte im Stande der Erniedrigung und Erhöhung sol- len gleich werden. e. Daß diese durch den Glauben bereits gesche- hene Zueignung des Todes und der Auferste- hung Christi sey vermehret, bestätiget und versiegelt worden durch die heilige Taufe. Denn damit der Glaube auch etwas sichtba- res hätte, so hat unser Heiland die heiligen Sacramenta, als kräftige Gnaden-Mittel und Gnaden-Siegel eingesetzet, und darin- nen sich nach seinem Mittler-Amte dem Glauben also vorgestellet, daß er das, was er in der Verheissung ergreiffet, sich durch den Gebrauch der Sacramenta so viel inniger und eigentlicher zueigne. Darum Paulus Rom. 6, 4. spricht: Wieviel unser getaufet sind, die sind in Christi Tod getaufet. Und Gal. 3, 17. Wieviel euer getaufet sind, die haben Christum angezogen. 10. Die alhier vor andern wohl zu mer- ckende Haupt-Lehre ist diese, daß die heilige Taufe sey eingesetzet an statt der Beschnei- dung. Dieses ist in dem bisher erklärten Texte gantz offenbar. Denn nachdem der Apostel der Beschneidung gedacht hat, und zwar der geistli- chen, der Beschneidung Christi, so erkläret er dieses selbst darauf unmittelbar also, daß er es von der Theilnehmung an dem Tode und an der Auferstehung Christi, welche durch die Taufe geschehen war, saget: und damit die Gläubigen wie von der leiblichen Beschneidung abführet, also auf die heilige Taufe weiset. Und eben die- ses erwiese die Apostolische praxis, da die Apo- stel, vermöge der besondern Einsetzung Christi, die Gläubigen mit Zurücksetzung der Beschnei- dung im Namen des dreyeinigen GOttes tau- [Spaltenumbruch] feten. Und gleichwie Paulus von der heiligen Taufe saget: wieviel euer getaufet sind, die haben Christum angezogen. Gal. 3, 17. also spricht er hingegen von der Beschneidung cap. 5, 2. Siehe, ich Paulus sage euch, wo ihr euch Beschneiden lasset, so ist euch Chri- stus kein nütze. V. 13. Und er hat euch auch mit ihm leben- Anmerckungen. 1. Es hält dieser Vers eine mehrere Er- läuterung in sich von dem, was der Apostel vor- her gesaget hat. Denn weil es eine Sache von grossem Gewichte ist, Paulo auch das Hertz da- von aus eigner Erfahrung voll war, so stellet er dieselbe alhier mit mehrern vor, doch mit einer mercklichen Veränderung. 2. Es liegen darinn diese zwey Stücke: erstlich der Colosser ihr voriger Zustand; und denn der neue Gnaden-Stand im Reiche Christi. Den vorigen Zustand benennet er von der Sünde. Und nachdem er vorher die Versetzung in den Stand der Gnaden hatte die geistliche Beschneidung, oder die Beschnei- dung Christi genennet; so nennet er alhier den Stand der verderbten Natur dagegen die Vorhaut des Fleisches, und also erläutert er damit, was er von der Sünde gesetzet hatte. Denn unbeschnitten seyn, oder die Vorhaut haben, ist unbekehret seyn. Und also heist das Wort Fleisch alhier so viel als das sündliche Verderben, wie v. 11. Man conferire hiebey Jer. 9, 26. Alle Heiden haben unbeschnit- tene Vorhaut, aber das gantze Haus Jsrael hat ein unbeschnitten Hertz. Also auch Ap. Gesch. 7, 51. Jhr Unbeschnittene an Her- tzen und Ohren. Todt seyn in Sünden und in der Vorhaut des Fleisches ist derge- stalt im geistlichen Tode liegen, daß man dabey dem ewigen Tode zur Strafe unterworfen sey. 3. Die Lebendigmachung gehet auf die Wiedergeburt, aber nicht allein, sondern da- bey fürnehmlich mit auf die Rechtfertigung. Denn gleichwie in Sünden todt seyn nicht al- lein von dem geistlichen Unvermögen, sondern auch von der Schuld und Strafe der Sünden zu verstehen ist: also gehet die Lebendigma- chung nicht allein auf die Anzündung des Glau- bens, als des neuen Lebens und Lichts in der Seele, sondern auch auf der Sünden Verge- bung, welche wir in der Ordnung des empfan- genen geistlichen Lebens überkommen. 4. Und dieses heißt denn mit Christo le- bendig werden, dieweil, in der Ordnung der Wiedergeburt, Christi Auferstehung auch wird der Gläubigen Auferstehung, nemlich eis di- kaiosin, zur Rechtfertigung Rom. 4, 25. Da Christi durch den Tod erworbene Gerechtig- keit in der Zueignung ihre eigene wird, also daß, wie Christus, ihr Haupt, durch die Auferweckung von
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, 12. 13. [Spaltenumbruch]
ſto durch den Glauben waͤren begraben undauferſtanden d. Es iſt durch den Glauben mit CHriſto begraben und auferſtanden ſeyn, ſo viel, als ſich nicht allein den Tod und die Aufer- ſtehung CHriſti im Glauben zur Gerechtigkeit und Seligkeit zueignen, ſondern auch, in An- ſehung ſolcher glaubigen Zueignung, alſo in Chriſto erfunden werden, daß man vor dem Gerichte GOttes mit Zurechnung des Loͤſe- Gelds Chriſti angeſehen werde, als habe man fuͤr ſeine eigne Suͤnde ſelbſt alſo verdienſtli- cher Weiſe genug thun koͤnnen, daß man zur Bezeugung ſolcher geſchehenen Genugthuung wieder ſey auferwecket worden, und zwar zum ſeligen und ewigen Leben. Darum Paulus 2 Cor. 5, 15. ſpricht: Wir halten dafuͤr, daß ſo einer fuͤr alle geſtorben iſt, ſo ſind ſie alle geſtorben: Und folglich, daß da ei- ner fuͤr alle auferſtanden iſt, ſo ſind ſie alle auferſtanden. Dieſes zeiget der Apoſtel an mit den verbis compoſitis συνταφέντες συνη- γέρϑητε, ihr ſeyd mit begraben, mit auf- erſtanden. Welche Art von Chriſto und ſeinen Glaͤubigen zu reden eine von den fuͤr- nehmſten Characteribus des Pauliniſchen ſtyli iſt: dadurch er die Leſer auf die innigſte Gemeinſchaft mit Chriſto fuͤhret, und anzei- get, wie ſie, als Glieder, ihrem Haupte im Stande der Erniedrigung und Erhoͤhung ſol- len gleich werden. e. Daß dieſe durch den Glauben bereits geſche- hene Zueignung des Todes und der Auferſte- hung Chriſti ſey vermehret, beſtaͤtiget und verſiegelt worden durch die heilige Taufe. Denn damit der Glaube auch etwas ſichtba- res haͤtte, ſo hat unſer Heiland die heiligen Sacramenta, als kraͤftige Gnaden-Mittel und Gnaden-Siegel eingeſetzet, und darin- nen ſich nach ſeinem Mittler-Amte dem Glauben alſo vorgeſtellet, daß er das, was er in der Verheiſſung ergreiffet, ſich durch den Gebrauch der Sacramenta ſo viel inniger und eigentlicher zueigne. Darum Paulus Rom. 6, 4. ſpricht: Wieviel unſer getaufet ſind, die ſind in Chriſti Tod getaufet. Und Gal. 3, 17. Wieviel euer getaufet ſind, die haben Chriſtum angezogen. 10. Die alhier vor andern wohl zu mer- ckende Haupt-Lehre iſt dieſe, daß die heilige Taufe ſey eingeſetzet an ſtatt der Beſchnei- dung. Dieſes iſt in dem bisher erklaͤrten Texte gantz offenbar. Denn nachdem der Apoſtel der Beſchneidung gedacht hat, und zwar der geiſtli- chen, der Beſchneidung Chriſti, ſo erklaͤret er dieſes ſelbſt darauf unmittelbar alſo, daß er es von der Theilnehmung an dem Tode und an der Auferſtehung Chriſti, welche durch die Taufe geſchehen war, ſaget: und damit die Glaͤubigen wie von der leiblichen Beſchneidung abfuͤhret, alſo auf die heilige Taufe weiſet. Und eben die- ſes erwieſe die Apoſtoliſche praxis, da die Apo- ſtel, vermoͤge der beſondern Einſetzung Chriſti, die Glaͤubigen mit Zuruͤckſetzung der Beſchnei- dung im Namen des dreyeinigen GOttes tau- [Spaltenumbruch] feten. Und gleichwie Paulus von der heiligen Taufe ſaget: wieviel euer getaufet ſind, die haben Chriſtum angezogen. Gal. 3, 17. alſo ſpricht er hingegen von der Beſchneidung cap. 5, 2. Siehe, ich Paulus ſage euch, wo ihr euch Beſchneiden laſſet, ſo iſt euch Chri- ſtus kein nuͤtze. V. 13. Und er hat euch auch mit ihm leben- Anmerckungen. 1. Es haͤlt dieſer Vers eine mehrere Er- laͤuterung in ſich von dem, was der Apoſtel vor- her geſaget hat. Denn weil es eine Sache von groſſem Gewichte iſt, Paulo auch das Hertz da- von aus eigner Erfahrung voll war, ſo ſtellet er dieſelbe alhier mit mehrern vor, doch mit einer mercklichen Veraͤnderung. 2. Es liegen darinn dieſe zwey Stuͤcke: erſtlich der Coloſſer ihr voriger Zuſtand; und denn der neue Gnaden-Stand im Reiche Chriſti. Den vorigen Zuſtand benennet er von der Suͤnde. Und nachdem er vorher die Verſetzung in den Stand der Gnaden hatte die geiſtliche Beſchneidung, oder die Beſchnei- dung Chriſti genennet; ſo nennet er alhier den Stand der verderbten Natur dagegen die Vorhaut des Fleiſches, und alſo erlaͤutert er damit, was er von der Suͤnde geſetzet hatte. Denn unbeſchnitten ſeyn, oder die Vorhaut haben, iſt unbekehret ſeyn. Und alſo heiſt das Wort Fleiſch alhier ſo viel als das ſuͤndliche Verderben, wie v. 11. Man conferire hiebey Jer. 9, 26. Alle Heiden haben unbeſchnit- tene Vorhaut, aber das gantze Haus Jſrael hat ein unbeſchnitten Hertz. Alſo auch Ap. Geſch. 7, 51. Jhr Unbeſchnittene an Her- tzen und Ohren. Todt ſeyn in Suͤnden und in der Vorhaut des Fleiſches iſt derge- ſtalt im geiſtlichen Tode liegen, daß man dabey dem ewigen Tode zur Strafe unterworfen ſey. 3. Die Lebendigmachung gehet auf die Wiedergeburt, aber nicht allein, ſondern da- bey fuͤrnehmlich mit auf die Rechtfertigung. Denn gleichwie in Suͤnden todt ſeyn nicht al- lein von dem geiſtlichen Unvermoͤgen, ſondern auch von der Schuld und Strafe der Suͤnden zu verſtehen iſt: alſo gehet die Lebendigma- chung nicht allein auf die Anzuͤndung des Glau- bens, als des neuen Lebens und Lichts in der Seele, ſondern auch auf der Suͤnden Verge- bung, welche wir in der Ordnung des empfan- genen geiſtlichen Lebens uͤberkommen. 4. Und dieſes heißt denn mit Chriſto le- bendig werden, dieweil, in der Ordnung der Wiedergeburt, Chriſti Auferſtehung auch wird der Glaͤubigen Auferſtehung, nemlich εἰς δι- καίωσιν, zur Rechtfertigung Rom. 4, 25. Da Chriſti durch den Tod erworbene Gerechtig- keit in der Zueignung ihre eigene wird, alſo daß, wie Chriſtus, ihr Haupt, durch die Auferweckung von
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, 12. 13.
ſto durch den Glauben waͤren begraben und
auferſtanden
d. Es iſt durch den Glauben mit CHriſto
begraben und auferſtanden ſeyn, ſo viel,
als ſich nicht allein den Tod und die Aufer-
ſtehung CHriſti im Glauben zur Gerechtigkeit
und Seligkeit zueignen, ſondern auch, in An-
ſehung ſolcher glaubigen Zueignung, alſo in
Chriſto erfunden werden, daß man vor dem
Gerichte GOttes mit Zurechnung des Loͤſe-
Gelds Chriſti angeſehen werde, als habe man
fuͤr ſeine eigne Suͤnde ſelbſt alſo verdienſtli-
cher Weiſe genug thun koͤnnen, daß man zur
Bezeugung ſolcher geſchehenen Genugthuung
wieder ſey auferwecket worden, und zwar zum
ſeligen und ewigen Leben. Darum Paulus
2 Cor. 5, 15. ſpricht: Wir halten dafuͤr,
daß ſo einer fuͤr alle geſtorben iſt, ſo ſind
ſie alle geſtorben: Und folglich, daß da ei-
ner fuͤr alle auferſtanden iſt, ſo ſind ſie alle
auferſtanden. Dieſes zeiget der Apoſtel an
mit den verbis compoſitis συνταφέντες συνη-
γέρϑητε, ihr ſeyd mit begraben, mit auf-
erſtanden. Welche Art von Chriſto und
ſeinen Glaͤubigen zu reden eine von den fuͤr-
nehmſten Characteribus des Pauliniſchen
ſtyli iſt: dadurch er die Leſer auf die innigſte
Gemeinſchaft mit Chriſto fuͤhret, und anzei-
get, wie ſie, als Glieder, ihrem Haupte im
Stande der Erniedrigung und Erhoͤhung ſol-
len gleich werden.
e. Daß dieſe durch den Glauben bereits geſche-
hene Zueignung des Todes und der Auferſte-
hung Chriſti ſey vermehret, beſtaͤtiget und
verſiegelt worden durch die heilige Taufe.
Denn damit der Glaube auch etwas ſichtba-
res haͤtte, ſo hat unſer Heiland die heiligen
Sacramenta, als kraͤftige Gnaden-Mittel
und Gnaden-Siegel eingeſetzet, und darin-
nen ſich nach ſeinem Mittler-Amte dem
Glauben alſo vorgeſtellet, daß er das, was er
in der Verheiſſung ergreiffet, ſich durch den
Gebrauch der Sacramenta ſo viel inniger und
eigentlicher zueigne. Darum Paulus Rom.
6, 4. ſpricht: Wieviel unſer getaufet ſind,
die ſind in Chriſti Tod getaufet. Und
Gal. 3, 17. Wieviel euer getaufet ſind,
die haben Chriſtum angezogen.
10. Die alhier vor andern wohl zu mer-
ckende Haupt-Lehre iſt dieſe, daß die heilige
Taufe ſey eingeſetzet an ſtatt der Beſchnei-
dung. Dieſes iſt in dem bisher erklaͤrten Texte
gantz offenbar. Denn nachdem der Apoſtel der
Beſchneidung gedacht hat, und zwar der geiſtli-
chen, der Beſchneidung Chriſti, ſo erklaͤret er
dieſes ſelbſt darauf unmittelbar alſo, daß er es
von der Theilnehmung an dem Tode und an der
Auferſtehung Chriſti, welche durch die Taufe
geſchehen war, ſaget: und damit die Glaͤubigen
wie von der leiblichen Beſchneidung abfuͤhret,
alſo auf die heilige Taufe weiſet. Und eben die-
ſes erwieſe die Apoſtoliſche praxis, da die Apo-
ſtel, vermoͤge der beſondern Einſetzung Chriſti,
die Glaͤubigen mit Zuruͤckſetzung der Beſchnei-
dung im Namen des dreyeinigen GOttes tau-
feten. Und gleichwie Paulus von der heiligen
Taufe ſaget: wieviel euer getaufet ſind,
die haben Chriſtum angezogen. Gal. 3, 17.
alſo ſpricht er hingegen von der Beſchneidung
cap. 5, 2. Siehe, ich Paulus ſage euch, wo
ihr euch Beſchneiden laſſet, ſo iſt euch Chri-
ſtus kein nuͤtze.
V. 13.
Und er hat euch auch mit ihm leben-
dig gemachet, da ihr todt waret in den
Suͤnden, und in der Vorhaut eures Flei-
ſches, und hat uns geſchencket alle Suͤnde.
Anmerckungen.
1. Es haͤlt dieſer Vers eine mehrere Er-
laͤuterung in ſich von dem, was der Apoſtel vor-
her geſaget hat. Denn weil es eine Sache von
groſſem Gewichte iſt, Paulo auch das Hertz da-
von aus eigner Erfahrung voll war, ſo ſtellet er
dieſelbe alhier mit mehrern vor, doch mit einer
mercklichen Veraͤnderung.
2. Es liegen darinn dieſe zwey Stuͤcke:
erſtlich der Coloſſer ihr voriger Zuſtand; und
denn der neue Gnaden-Stand im Reiche
Chriſti. Den vorigen Zuſtand benennet er
von der Suͤnde. Und nachdem er vorher die
Verſetzung in den Stand der Gnaden hatte die
geiſtliche Beſchneidung, oder die Beſchnei-
dung Chriſti genennet; ſo nennet er alhier
den Stand der verderbten Natur dagegen die
Vorhaut des Fleiſches, und alſo erlaͤutert er
damit, was er von der Suͤnde geſetzet hatte.
Denn unbeſchnitten ſeyn, oder die Vorhaut
haben, iſt unbekehret ſeyn. Und alſo heiſt das
Wort Fleiſch alhier ſo viel als das ſuͤndliche
Verderben, wie v. 11. Man conferire hiebey
Jer. 9, 26. Alle Heiden haben unbeſchnit-
tene Vorhaut, aber das gantze Haus Jſrael
hat ein unbeſchnitten Hertz. Alſo auch Ap.
Geſch. 7, 51. Jhr Unbeſchnittene an Her-
tzen und Ohren. Todt ſeyn in Suͤnden
und in der Vorhaut des Fleiſches iſt derge-
ſtalt im geiſtlichen Tode liegen, daß man dabey
dem ewigen Tode zur Strafe unterworfen ſey.
3. Die Lebendigmachung gehet auf die
Wiedergeburt, aber nicht allein, ſondern da-
bey fuͤrnehmlich mit auf die Rechtfertigung.
Denn gleichwie in Suͤnden todt ſeyn nicht al-
lein von dem geiſtlichen Unvermoͤgen, ſondern
auch von der Schuld und Strafe der Suͤnden
zu verſtehen iſt: alſo gehet die Lebendigma-
chung nicht allein auf die Anzuͤndung des Glau-
bens, als des neuen Lebens und Lichts in der
Seele, ſondern auch auf der Suͤnden Verge-
bung, welche wir in der Ordnung des empfan-
genen geiſtlichen Lebens uͤberkommen.
4. Und dieſes heißt denn mit Chriſto le-
bendig werden, dieweil, in der Ordnung der
Wiedergeburt, Chriſti Auferſtehung auch wird
der Glaͤubigen Auferſtehung, nemlich εἰς δι-
καίωσιν, zur Rechtfertigung Rom. 4, 25. Da
Chriſti durch den Tod erworbene Gerechtig-
keit in der Zueignung ihre eigene wird, alſo daß,
wie Chriſtus, ihr Haupt, durch die Auferweckung
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