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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 14.
[Spaltenumbruch] bung der Sünden mit zu verstehen ist. Da-
von sonderlich die Texte handeln Rom. 3, 21.
u. f. 2 Cor. 5, 21. Gal. 2, 16. u. f.
d. Was diese Rechtfertigung noch sonst
mit sich führe,
oder unmittelbar und unzer-
trennlich nach sich ziehe? Das sind alle übri-
ge Heils-Güter,
als da sonderlich sind die
Kindschaft GOttes, der Friede in und mit
GOTT, die Freyheit des Gewissens, die
Freude in dem Heiligen Geiste u. s. w.
e. Wie wir dieses hohe Gut der Gerech-
tigkeit CHristi mit den übrigen Heils-
Gütern haben?
Wir haben es dergestalt,
daß wir desselben geniessen und recht froh wer-
den, und folglich in dessen Besitzung schon
selig sind; ob gleich die Seligkeit noch ver-
borgen und sehr unvollkommen ist, und ihrer
Fülle nach noch erst muß zu ihrer Vollendung
und rechten Offenbarung kommen. Und da-
bey ist wohl zu mercken, daß es heißt: Wir
haben die Erlösung, und Vergebung
der Sünden in ihm, in CHristo;

und also nicht allein von ihm, also daß wir
ausser ihm blieben, sondern in ihm, in der
seligen Vereinigung und Gemeinschaft mit
ihm. Und also wird mit solcher, Paulo
ohne das so sehr gewöhnlichen, Redens-Art,
in CHristo, wir haben es in CHristo,
auf den Glauben gesehen, durch welchen wir
CHristum ergreifen, uns zueignen, mit ihm
auch vereiniget, und also vor dem Gerichte
GOttes in ihm erfundenwerden. Daher es
denn nicht fehlen kan, daß sein Verdienst,
da es um unsert willen geschehen ist, uns nicht
zur Gerechtigkeit und zur Vergebung der
Sünden, folglich auch zu aller Seligkeit sol-
te zu statten kommen.
f; Warum die Erlösung CHristi mit der
Vergebung der Sünden zusammen gese-
tzet sey?
Nicht als wenn es einerley wäre, son-
dern weil die Vergebung der Sünden unmit-
telbar aus der Erlösung fliesset, und weil der
Apostel dabey das Wort ekhomen wir haben
gebrauchet hat. Denn die Erlösung können
wir nicht anders haben, als in Ansehung der
Vergebung der Sünden. Den Parallel-
Ort haben wir Ephes. 1, 7. An, oder in,
welchem
(CHristo) wir haben die Er-
lösung durch sein Blut, nemlich die Ver-
gebung der Sünden, nach dem Reich-
thum seiner Gnade.
5. Die Ordnung, worinnen wir der Er-
lösung zur Vergebung der Sünden theilhaftig
werden, ist die wahre Bekehrung, welche al-
hier beschrieben wird nach ihrem termino, a quo,
wovon, und ad quem, wozu wir bekehret
werden,
mit dem dabey gesetzten gedoppelten
Worte, womit die Art der Bekehrung bezeich-
net wird.
a. Terminus, a quo, wovon wir bekehret wer-
den, und worinnen wir uns von Natur befin-
den, ist die Gewalt der Finsterniß: da wir
zu mercken haben
a. Die Finsterniß, damit benennet wird
der gantze Stand der Sünden, dessen
[Spaltenumbruch] alhier mit solchem Worte gedacht wird im
Gegensatze auf das vorhergehende Wort
Licht, Erbtheil der Heiligen im Lichte.
Diese Finsterniß hält in sich nach dem
Verstande Blindheit, Unwissenheit
und Jrrthümer
in geistlichen Dingen;
nach dem Willen den geistlichen Tod
mit der Ermangelung aller geistlichen
Kräfte: nicht weniger auch die böse Lust-
Begierde,
als die herrschende Erb-Sün-
de mit allen wircklichen Sünden, und al-
so die darinnen liegende Feindschaft wi-
der GOTT und Abkehr von GOTT,
und folglich ist diese Finsterniß das Reich
des Satans und dasjenige geistliche Ver-
derben des Menschen, welches zum ewi-
gen Verderben führet. Welcher Zustand
uns am allernachdrücklichsten beschrieben
wird Eph. 4, 17. 18. da es heißt: So sa-
ge ich nun und zeuge in dem HErrn,
daß ihr nicht mehr wandelt, wie die
andern Heiden wandeln in der Eitel-
keit ihres Sinnes; welcher Verstand
verfinstert ist, und sind entfremdet
von dem Leben, das aus GOTT ist,
durch die Unwissenheit, so in ihnen
ist durch die Blindheit ihres Her-
tzens, welche ruchloß sind
u. f.
ro. Durch die Obrigkeit hat zwar der selige
Lutherus die Macht und Herrschaft
verstanden: es schicket sich aber dieses
Wort nicht gar füglich, und ist es deutli-
cher, wenn das Wort exousia durch
Macht, oder Gewalt und Herrschaft
übersetzet wird. Es wird damit angezei-
get, wie sehr der Mensch unter der Sün-
de von Natur verstricket und gefangen ge-
halten werde. Denn gleichwie auch nach
den weltlichen Rechten ein Delinquent, der
das Leben verwircket hat, wenn die Ge-
richte seiner habhaft werden, in einen sol-
chen Stand kömmt, da die leibliche Fin-
sterniß mit der Gefangenschaft, oder mit
den Ketten und Banden verknüpfet ist;
sintemal man solche Leute selten am hellen
Lichte des Tages sitzen lässet: also findet
sich auch bey dem Stande der geistlichen
Finsterniß eine solche Gefangenschaft, da
eine iede herrschende Sünde eine Kette ist,
die einen in der Sclaverey des Teufels ge-
bunden hält. Siehe 2 Tim. 2, 24. 26.
Und also wird mit dem Worte der Macht
oder Gewalt angezeiget, daß sich kein
Mensch aus eignen Kräften aus der Fin-
sterniß an das wahre Licht und aus der
Knechtschaft der Sünden in die geistliche
Freyheit bringen könne.
b. Terminus ad quem, wozu wir durch die Be-
kehrung kommen, ist das Reich des Soh-
nes Gottes.
Welcher alhier heißt der
Sohn der Liebe, das ist, welchen GOTT
nicht allein also wesentlich und unendlich lie-
bet, daß er in ihm, als dem Abglantze seiner
Herrlichkeit und dem Ebenbilde seines We-
sens Hebr. 1, 3. Col. 1, 16. mit allem Wohl-
gefal-
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 14.
[Spaltenumbruch] bung der Suͤnden mit zu verſtehen iſt. Da-
von ſonderlich die Texte handeln Rom. 3, 21.
u. f. 2 Cor. 5, 21. Gal. 2, 16. u. f.
d. Was dieſe Rechtfertigung noch ſonſt
mit ſich fuͤhre,
oder unmittelbar und unzer-
trennlich nach ſich ziehe? Das ſind alle uͤbri-
ge Heils-Guͤter,
als da ſonderlich ſind die
Kindſchaft GOttes, der Friede in und mit
GOTT, die Freyheit des Gewiſſens, die
Freude in dem Heiligen Geiſte u. ſ. w.
e. Wie wir dieſes hohe Gut der Gerech-
tigkeit CHriſti mit den uͤbrigen Heils-
Guͤtern haben?
Wir haben es dergeſtalt,
daß wir deſſelben genieſſen und recht froh wer-
den, und folglich in deſſen Beſitzung ſchon
ſelig ſind; ob gleich die Seligkeit noch ver-
borgen und ſehr unvollkommen iſt, und ihrer
Fuͤlle nach noch erſt muß zu ihrer Vollendung
und rechten Offenbarung kommen. Und da-
bey iſt wohl zu mercken, daß es heißt: Wir
haben die Erloͤſung, und Vergebung
der Suͤnden in ihm, in CHriſto;

und alſo nicht allein von ihm, alſo daß wir
auſſer ihm blieben, ſondern in ihm, in der
ſeligen Vereinigung und Gemeinſchaft mit
ihm. Und alſo wird mit ſolcher, Paulo
ohne das ſo ſehr gewoͤhnlichen, Redens-Art,
in CHriſto, wir haben es in CHriſto,
auf den Glauben geſehen, durch welchen wir
CHriſtum ergreifen, uns zueignen, mit ihm
auch vereiniget, und alſo vor dem Gerichte
GOttes in ihm erfundenwerden. Daher es
denn nicht fehlen kan, daß ſein Verdienſt,
da es um unſert willen geſchehen iſt, uns nicht
zur Gerechtigkeit und zur Vergebung der
Suͤnden, folglich auch zu aller Seligkeit ſol-
te zu ſtatten kommen.
f; Warum die Erloͤſung CHriſti mit der
Vergebung der Suͤnden zuſammen geſe-
tzet ſey?
Nicht als wenn es einerley waͤre, ſon-
dern weil die Vergebung der Suͤnden unmit-
telbar aus der Erloͤſung flieſſet, und weil der
Apoſtel dabey das Wort ἔχομεν wir haben
gebrauchet hat. Denn die Erloͤſung koͤnnen
wir nicht anders haben, als in Anſehung der
Vergebung der Suͤnden. Den Parallel-
Ort haben wir Epheſ. 1, 7. An, oder in,
welchem
(CHriſto) wir haben die Er-
loͤſung durch ſein Blut, nemlich die Ver-
gebung der Suͤnden, nach dem Reich-
thum ſeiner Gnade.
5. Die Ordnung, worinnen wir der Er-
loͤſung zur Vergebung der Suͤnden theilhaftig
werden, iſt die wahre Bekehrung, welche al-
hier beſchrieben wird nach ihrem termino, a quo,
wovon, und ad quem, wozu wir bekehret
werden,
mit dem dabey geſetzten gedoppelten
Worte, womit die Art der Bekehrung bezeich-
net wird.
a. Terminus, a quo, wovon wir bekehret wer-
den, und worinnen wir uns von Natur befin-
den, iſt die Gewalt der Finſterniß: da wir
zu mercken haben
α. Die Finſterniß, damit benennet wird
der gantze Stand der Suͤnden, deſſen
[Spaltenumbruch] alhier mit ſolchem Worte gedacht wird im
Gegenſatze auf das vorhergehende Wort
Licht, Erbtheil der Heiligen im Lichte.
Dieſe Finſterniß haͤlt in ſich nach dem
Verſtande Blindheit, Unwiſſenheit
und Jrrthuͤmer
in geiſtlichen Dingen;
nach dem Willen den geiſtlichen Tod
mit der Ermangelung aller geiſtlichen
Kraͤfte: nicht weniger auch die boͤſe Luſt-
Begierde,
als die herrſchende Erb-Suͤn-
de mit allen wircklichen Suͤnden, und al-
ſo die darinnen liegende Feindſchaft wi-
der GOTT und Abkehr von GOTT,
und folglich iſt dieſe Finſterniß das Reich
des Satans und dasjenige geiſtliche Ver-
derben des Menſchen, welches zum ewi-
gen Verderben fuͤhret. Welcher Zuſtand
uns am allernachdruͤcklichſten beſchrieben
wird Eph. 4, 17. 18. da es heißt: So ſa-
ge ich nun und zeuge in dem HErrn,
daß ihr nicht mehr wandelt, wie die
andern Heiden wandeln in der Eitel-
keit ihres Sinnes; welcher Verſtand
verfinſtert iſt, und ſind entfremdet
von dem Leben, das aus GOTT iſt,
durch die Unwiſſenheit, ſo in ihnen
iſt durch die Blindheit ihres Her-
tzens, welche ruchloß ſind
u. f.
ρο. Durch die Obrigkeit hat zwar der ſelige
Lutherus die Macht und Herrſchaft
verſtanden: es ſchicket ſich aber dieſes
Wort nicht gar fuͤglich, und iſt es deutli-
cher, wenn das Wort ἑξουσία durch
Macht, oder Gewalt und Herrſchaft
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get, wie ſehr der Menſch unter der Suͤn-
de von Natur verſtricket und gefangen ge-
halten werde. Denn gleichwie auch nach
den weltlichen Rechten ein Delinquent, der
das Leben verwircket hat, wenn die Ge-
richte ſeiner habhaft werden, in einen ſol-
chen Stand koͤmmt, da die leibliche Fin-
ſterniß mit der Gefangenſchaft, oder mit
den Ketten und Banden verknuͤpfet iſt;
ſintemal man ſolche Leute ſelten am hellen
Lichte des Tages ſitzen laͤſſet: alſo findet
ſich auch bey dem Stande der geiſtlichen
Finſterniß eine ſolche Gefangenſchaft, da
eine iede herrſchende Suͤnde eine Kette iſt,
die einen in der Sclaverey des Teufels ge-
bunden haͤlt. Siehe 2 Tim. 2, 24. 26.
Und alſo wird mit dem Worte der Macht
oder Gewalt angezeiget, daß ſich kein
Menſch aus eignen Kraͤften aus der Fin-
ſterniß an das wahre Licht und aus der
Knechtſchaft der Suͤnden in die geiſtliche
Freyheit bringen koͤnne.
b. Terminus ad quem, wozu wir durch die Be-
kehrung kommen, iſt das Reich des Soh-
nes Gottes.
Welcher alhier heißt der
Sohn der Liebe, das iſt, welchen GOTT
nicht allein alſo weſentlich und unendlich lie-
bet, daß er in ihm, als dem Abglantze ſeiner
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[754/0782] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 14. bung der Suͤnden mit zu verſtehen iſt. Da- von ſonderlich die Texte handeln Rom. 3, 21. u. f. 2 Cor. 5, 21. Gal. 2, 16. u. f. d. Was dieſe Rechtfertigung noch ſonſt mit ſich fuͤhre, oder unmittelbar und unzer- trennlich nach ſich ziehe? Das ſind alle uͤbri- ge Heils-Guͤter, als da ſonderlich ſind die Kindſchaft GOttes, der Friede in und mit GOTT, die Freyheit des Gewiſſens, die Freude in dem Heiligen Geiſte u. ſ. w. e. Wie wir dieſes hohe Gut der Gerech- tigkeit CHriſti mit den uͤbrigen Heils- Guͤtern haben? Wir haben es dergeſtalt, daß wir deſſelben genieſſen und recht froh wer- den, und folglich in deſſen Beſitzung ſchon ſelig ſind; ob gleich die Seligkeit noch ver- borgen und ſehr unvollkommen iſt, und ihrer Fuͤlle nach noch erſt muß zu ihrer Vollendung und rechten Offenbarung kommen. Und da- bey iſt wohl zu mercken, daß es heißt: Wir haben die Erloͤſung, und Vergebung der Suͤnden in ihm, in CHriſto; und alſo nicht allein von ihm, alſo daß wir auſſer ihm blieben, ſondern in ihm, in der ſeligen Vereinigung und Gemeinſchaft mit ihm. Und alſo wird mit ſolcher, Paulo ohne das ſo ſehr gewoͤhnlichen, Redens-Art, in CHriſto, wir haben es in CHriſto, auf den Glauben geſehen, durch welchen wir CHriſtum ergreifen, uns zueignen, mit ihm auch vereiniget, und alſo vor dem Gerichte GOttes in ihm erfundenwerden. Daher es denn nicht fehlen kan, daß ſein Verdienſt, da es um unſert willen geſchehen iſt, uns nicht zur Gerechtigkeit und zur Vergebung der Suͤnden, folglich auch zu aller Seligkeit ſol- te zu ſtatten kommen. f; Warum die Erloͤſung CHriſti mit der Vergebung der Suͤnden zuſammen geſe- tzet ſey? Nicht als wenn es einerley waͤre, ſon- dern weil die Vergebung der Suͤnden unmit- telbar aus der Erloͤſung flieſſet, und weil der Apoſtel dabey das Wort ἔχομεν wir haben gebrauchet hat. Denn die Erloͤſung koͤnnen wir nicht anders haben, als in Anſehung der Vergebung der Suͤnden. Den Parallel- Ort haben wir Epheſ. 1, 7. An, oder in, welchem (CHriſto) wir haben die Er- loͤſung durch ſein Blut, nemlich die Ver- gebung der Suͤnden, nach dem Reich- thum ſeiner Gnade. 5. Die Ordnung, worinnen wir der Er- loͤſung zur Vergebung der Suͤnden theilhaftig werden, iſt die wahre Bekehrung, welche al- hier beſchrieben wird nach ihrem termino, a quo, wovon, und ad quem, wozu wir bekehret werden, mit dem dabey geſetzten gedoppelten Worte, womit die Art der Bekehrung bezeich- net wird. a. Terminus, a quo, wovon wir bekehret wer- den, und worinnen wir uns von Natur befin- den, iſt die Gewalt der Finſterniß: da wir zu mercken haben α. Die Finſterniß, damit benennet wird der gantze Stand der Suͤnden, deſſen alhier mit ſolchem Worte gedacht wird im Gegenſatze auf das vorhergehende Wort Licht, Erbtheil der Heiligen im Lichte. Dieſe Finſterniß haͤlt in ſich nach dem Verſtande Blindheit, Unwiſſenheit und Jrrthuͤmer in geiſtlichen Dingen; nach dem Willen den geiſtlichen Tod mit der Ermangelung aller geiſtlichen Kraͤfte: nicht weniger auch die boͤſe Luſt- Begierde, als die herrſchende Erb-Suͤn- de mit allen wircklichen Suͤnden, und al- ſo die darinnen liegende Feindſchaft wi- der GOTT und Abkehr von GOTT, und folglich iſt dieſe Finſterniß das Reich des Satans und dasjenige geiſtliche Ver- derben des Menſchen, welches zum ewi- gen Verderben fuͤhret. Welcher Zuſtand uns am allernachdruͤcklichſten beſchrieben wird Eph. 4, 17. 18. da es heißt: So ſa- ge ich nun und zeuge in dem HErrn, daß ihr nicht mehr wandelt, wie die andern Heiden wandeln in der Eitel- keit ihres Sinnes; welcher Verſtand verfinſtert iſt, und ſind entfremdet von dem Leben, das aus GOTT iſt, durch die Unwiſſenheit, ſo in ihnen iſt durch die Blindheit ihres Her- tzens, welche ruchloß ſind u. f. ρο. Durch die Obrigkeit hat zwar der ſelige Lutherus die Macht und Herrſchaft verſtanden: es ſchicket ſich aber dieſes Wort nicht gar fuͤglich, und iſt es deutli- cher, wenn das Wort ἑξουσία durch Macht, oder Gewalt und Herrſchaft uͤberſetzet wird. Es wird damit angezei- get, wie ſehr der Menſch unter der Suͤn- de von Natur verſtricket und gefangen ge- halten werde. Denn gleichwie auch nach den weltlichen Rechten ein Delinquent, der das Leben verwircket hat, wenn die Ge- richte ſeiner habhaft werden, in einen ſol- chen Stand koͤmmt, da die leibliche Fin- ſterniß mit der Gefangenſchaft, oder mit den Ketten und Banden verknuͤpfet iſt; ſintemal man ſolche Leute ſelten am hellen Lichte des Tages ſitzen laͤſſet: alſo findet ſich auch bey dem Stande der geiſtlichen Finſterniß eine ſolche Gefangenſchaft, da eine iede herrſchende Suͤnde eine Kette iſt, die einen in der Sclaverey des Teufels ge- bunden haͤlt. Siehe 2 Tim. 2, 24. 26. Und alſo wird mit dem Worte der Macht oder Gewalt angezeiget, daß ſich kein Menſch aus eignen Kraͤften aus der Fin- ſterniß an das wahre Licht und aus der Knechtſchaft der Suͤnden in die geiſtliche Freyheit bringen koͤnne. b. Terminus ad quem, wozu wir durch die Be- kehrung kommen, iſt das Reich des Soh- nes Gottes. Welcher alhier heißt der Sohn der Liebe, das iſt, welchen GOTT nicht allein alſo weſentlich und unendlich lie- bet, daß er in ihm, als dem Abglantze ſeiner Herrlichkeit und dem Ebenbilde ſeines We- ſens Hebr. 1, 3. Col. 1, 16. mit allem Wohl- gefal-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 754. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/782>, abgerufen am 24.11.2024.