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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 4, 9-13. an die Philipper.
[Spaltenumbruch]
V. 9.

Welches ihr auch gelernet, und em-
pfangen und gehöret, und gesehen habt an
mir, das thut, so wird der HErr des Frie-
dens mit euch seyn.

Anmerckungen.
1. Nachdem der Apostel die Christliche
Sitten- oder Tugend-Lehre in einen kurtzen Be-
griff vorher zusammen gefasset hat, so stellet er den
Philippern sein Exempel vor Augen, und führet
sie dabey auf ihren ersten löblichen Anfang.
Welches beydes ihnen denn zum fernern und be-
standigern Fortgange eine gar gute Aufmunte-
rung geben konte.
2. Wir sehen alhier das Bild eines recht-
schafnen Lehrers,
welches ist, also lehren,
daß man die Lehre auch in allen Stücken mit sei-
nem eigenen Exempel beweise. Daher Paulus
auch vorhin c. 3, 17. mit aller Freudigkeit schrei-
ben konte: Folget mir, lieben Brüder, und
sehet auf die, die also wandeln, wie ihr uns
habt zum Fürbilde.
3. Nicht weniger finden wir hier die Eigen-
schaften guter Zuhörer: welche sind: Hö-
ren, lernen, empfangen,
auf das Exempel des
guten Lehrers sehen, und demselben in würck-
licher Ausübung des gehörten nachfolgen.
4. Daß der Apostel das empfangen zu
dem lernen setzet, damit zeiget er ein solches ler-
nen an, da man alles recht und wohl fasset, es in
einem feinen guten Hertzen aufnimmt, und darin-
nen bewahret.
5. Wenn er aber des hörens darauf noch
insonderheit wieder gedencket, so scheinet er sol-
ches von dem gehöreten und empfangenen ersten
Unterricht zu unterscheiden, und dadurch alles
übrige, was sie aus Pauli Munde bey so man-
cher Gelegenheit besonders vernommen hatten,
zu verstehen. So mag der Apostel mit diesen
von ihm gehöreten Dingen auch wohl auf das
sehen, was die Philipper von ihm, wie es ihm
anderswo vor und nachher, ehe sie durch seinen
Dienst zu CHristo waren gebracht worden, er-
gangen sey, und wie er sich in allen Stück en da-
bey verhalten habe. Welches alles ihnen nicht
weniger zur guten Nachfolge dienen konte.
6. Daß GOtt, als der GOtt des Frie-
dens, mit einem sey,
dazu gehöret eine gewisse
Ordnung des Heils, in welcher man sich muß
finden lassen. Auf diese hatte der Apostel die
Philipper aufs neue in diesem gantzen Briefe ge-
wiesen. Welche Anweisung er ihnen nun mit
der Versicherung von dem fernern gnädigen
Beystande GOttes anpreiset. Daher bey ei-
nem jeden Leser die Prüfung nöthig ist, ob er sich
bey der Zueignung der Heils-Schätze auch in der
Heils-Ordnung befinde.
V. 10.

Jch bin aber höchlich erfreuet in dem
HErrn, daß ihr wieder seyd wacker wor-
den
(gleichsam zur Fruchtbringung und Darrei-
chung in der Liebe wieder hervor gegrünet) für
[Spaltenumbruch] mich zu sorgen
(und mir durch Epaphroditum
gewisse Lebens-Mittel zuzuschicken v. 18.) wie-
wol ihr alle wege gesorget habet, aber die
Zeit hats nicht wollen leiden
(sonderlich da es
euch an Gelegenheit gefehlet, die Beysteuer zu
übermachen, ihr auch sonst daran seyd verhindert
worden.)

Anmerckungen.

1. Man siehet alher die Pflicht der Zuhö-
rer,
wie sie für den Unterhalt ihrer Lehrer sorgen
sollen; wie man sich auch der unschuldig Ge-
fangenen an andern Orten, so viel möglich, an-
nehmen solle.

2. Ob es schon, dem andern, sonderlich
den Lehrern, gutes zu thun, eine schuldige Lie-
bes-Pflicht ist: so erfodert sie doch bey dem, wel-
chem sie geleistet wird, eine danckbare Erkantlich-
keit; und zwar eine solche, da man alles auf
GOtt führet: wie Paulus alhier thut, und sol-
ches damit bezeuget, daß er spricht: er sey dar-
über höchlich erfreuet in dem HERRN!

Und also erfreuete er sich nicht so wol über die Ga-
be an sich selbst, als über die Liebe der Geber und
über die göttliche Vorsorge, welche sich darin-
nen gegen ihn hervor that, und ihm erquicklich
war, und die Gabe so viel angenehmer machete:
wie er im folgenden selbst bezeuget, wenn er al-
so fortfähret:

V. 11-13.

Nicht sage ich das (daß ich über euer Ge-
schenck höchlich sey erfreuet worden des Man-
gels halben
(als welchen ich zu ertragen wohl
gewohnet bin, und mich daher, wenn er wo-
durch ersetzet wird, darüber an sich selbst nicht
eben so sehr freue) denn ich habe gelernet,
bey welchen ich bin
(mit dem, darin ich mich
befinde) mir genügen zu lassen. Jch kan
niedrig seyn
(und Mangel leiden, welches der
geniedrigten und gebeugeten ihre Gewohnheit
ist) und kan hoch seyn (periss euein, einen
Uberfluß, oder mehr haben, als ich zur äussersten
Nothdurft gebrauche) ich bin in allen Dingen
(en panti, scilicet kairo, zu ieder Zeit) und bey
allen
(en pasi, in allen Stücken) geschickt
(durch lange Erfahrung so abgerichtet) beyde
satt seyn
(von mehrern Vorrathe zu leben) und
hungern, beyde übrig haben und Mangel
leiden.
(1 Cor. 4, 11. 2 Cor. 11, 27.) Jch ver-
mag alles, durch den, der mich mächtig
machet, Christus.

Anmerckungen.
1. Ein Apostel des HErrn des Himmels
und der Erden seyn, und in seinem Apostel-Am-
te grosse und viele Wunder thun, und doch so viel
Noth und Mangel leiden, daß man weder durch
die göttliche Vorsorge davor gäntzlich bewahret
bleibet, noch sich durch einen wunderthätigen
Weg ausser solchen Zustand setzet, das gehöret
zum Geheimnisse des Creutzes.
2. Gleichwie sich darinnen, daß GOTT
solches über seine Knechte und Kinder verhen-
get, eine Gleichheit findet mit dem Stande der
Er-
A a a a a
Cap. 4, 9-13. an die Philipper.
[Spaltenumbruch]
V. 9.

Welches ihr auch gelernet, und em-
pfangen und gehoͤret, und geſehen habt an
mir, das thut, ſo wird der HErr des Frie-
dens mit euch ſeyn.

Anmerckungen.
1. Nachdem der Apoſtel die Chriſtliche
Sitten- oder Tugend-Lehre in einen kurtzen Be-
griff vorher zuſammen gefaſſet hat, ſo ſtellet er den
Philippern ſein Exempel vor Augen, und fuͤhret
ſie dabey auf ihren erſten loͤblichen Anfang.
Welches beydes ihnen denn zum fernern und be-
ſtandigern Fortgange eine gar gute Aufmunte-
rung geben konte.
2. Wir ſehen alhier das Bild eines recht-
ſchafnen Lehrers,
welches iſt, alſo lehren,
daß man die Lehre auch in allen Stuͤcken mit ſei-
nem eigenen Exempel beweiſe. Daher Paulus
auch vorhin c. 3, 17. mit aller Freudigkeit ſchrei-
ben konte: Folget mir, lieben Bruͤder, und
ſehet auf die, die alſo wandeln, wie ihr uns
habt zum Fuͤrbilde.
3. Nicht weniger finden wir hier die Eigen-
ſchaften guter Zuhoͤrer: welche ſind: Hoͤ-
ren, lernen, empfangen,
auf das Exempel des
guten Lehrers ſehen, und demſelben in wuͤrck-
licher Ausuͤbung des gehoͤrten nachfolgen.
4. Daß der Apoſtel das empfangen zu
dem lernen ſetzet, damit zeiget er ein ſolches ler-
nen an, da man alles recht und wohl faſſet, es in
einem feinen guten Hertzen aufnimmt, und darin-
nen bewahret.
5. Wenn er aber des hoͤrens darauf noch
inſonderheit wieder gedencket, ſo ſcheinet er ſol-
ches von dem gehoͤreten und empfangenen erſten
Unterricht zu unterſcheiden, und dadurch alles
uͤbrige, was ſie aus Pauli Munde bey ſo man-
cher Gelegenheit beſonders vernommen hatten,
zu verſtehen. So mag der Apoſtel mit dieſen
von ihm gehoͤreten Dingen auch wohl auf das
ſehen, was die Philipper von ihm, wie es ihm
anderswo vor und nachher, ehe ſie durch ſeinen
Dienſt zu CHriſto waren gebracht worden, er-
gangen ſey, und wie er ſich in allen Stuͤck en da-
bey verhalten habe. Welches alles ihnen nicht
weniger zur guten Nachfolge dienen konte.
6. Daß GOtt, als der GOtt des Frie-
dens, mit einem ſey,
dazu gehoͤret eine gewiſſe
Ordnung des Heils, in welcher man ſich muß
finden laſſen. Auf dieſe hatte der Apoſtel die
Philipper aufs neue in dieſem gantzen Briefe ge-
wieſen. Welche Anweiſung er ihnen nun mit
der Verſicherung von dem fernern gnaͤdigen
Beyſtande GOttes anpreiſet. Daher bey ei-
nem jeden Leſer die Pruͤfung noͤthig iſt, ob er ſich
bey der Zueignung der Heils-Schaͤtze auch in der
Heils-Ordnung befinde.
V. 10.

Jch bin aber hoͤchlich erfreuet in dem
HErrn, daß ihr wieder ſeyd wacker wor-
den
(gleichſam zur Fruchtbringung und Darrei-
chung in der Liebe wieder hervor gegruͤnet) fuͤr
[Spaltenumbruch] mich zu ſorgen
(und mir durch Epaphroditum
gewiſſe Lebens-Mittel zuzuſchicken v. 18.) wie-
wol ihr alle wege geſorget habet, aber die
Zeit hats nicht wollen leiden
(ſonderlich da es
euch an Gelegenheit gefehlet, die Beyſteuer zu
uͤbermachen, ihr auch ſonſt daran ſeyd verhindert
worden.)

Anmerckungen.

1. Man ſiehet alher die Pflicht der Zuhoͤ-
rer,
wie ſie fuͤr den Unterhalt ihrer Lehrer ſorgen
ſollen; wie man ſich auch der unſchuldig Ge-
fangenen an andern Orten, ſo viel moͤglich, an-
nehmen ſolle.

2. Ob es ſchon, dem andern, ſonderlich
den Lehrern, gutes zu thun, eine ſchuldige Lie-
bes-Pflicht iſt: ſo erfodert ſie doch bey dem, wel-
chem ſie geleiſtet wird, eine danckbare Erkantlich-
keit; und zwar eine ſolche, da man alles auf
GOtt fuͤhret: wie Paulus alhier thut, und ſol-
ches damit bezeuget, daß er ſpricht: er ſey dar-
uͤber hoͤchlich erfreuet in dem HERRN!

Und alſo erfreuete er ſich nicht ſo wol uͤber die Ga-
be an ſich ſelbſt, als uͤber die Liebe der Geber und
uͤber die goͤttliche Vorſorge, welche ſich darin-
nen gegen ihn hervor that, und ihm erquicklich
war, und die Gabe ſo viel angenehmer machete:
wie er im folgenden ſelbſt bezeuget, wenn er al-
ſo fortfaͤhret:

V. 11-13.

Nicht ſage ich das (daß ich uͤber euer Ge-
ſchenck hoͤchlich ſey erfreuet worden des Man-
gels halben
(als welchen ich zu ertragen wohl
gewohnet bin, und mich daher, wenn er wo-
durch erſetzet wird, daruͤber an ſich ſelbſt nicht
eben ſo ſehr freue) denn ich habe gelernet,
bey welchen ich bin
(mit dem, darin ich mich
befinde) mir genuͤgen zu laſſen. Jch kan
niedrig ſeyn
(und Mangel leiden, welches der
geniedrigten und gebeugeten ihre Gewohnheit
iſt) und kan hoch ſeyn (περισσ έυειν, einen
Uberfluß, oder mehr haben, als ich zur aͤuſſerſten
Nothdurft gebrauche) ich bin in allen Dingen
(ἐν παντὶ, ſcilicet καιρῷ, zu ieder Zeit) und bey
allen
(ἐν πᾶσι, in allen Stuͤcken) geſchickt
(durch lange Erfahrung ſo abgerichtet) beyde
ſatt ſeyn
(von mehrern Vorrathe zu leben) und
hungern, beyde uͤbrig haben und Mangel
leiden.
(1 Cor. 4, 11. 2 Cor. 11, 27.) Jch ver-
mag alles, durch den, der mich maͤchtig
machet, Chriſtus.

Anmerckungen.
1. Ein Apoſtel des HErrn des Himmels
und der Erden ſeyn, und in ſeinem Apoſtel-Am-
te groſſe und viele Wunder thun, und doch ſo viel
Noth und Mangel leiden, daß man weder durch
die goͤttliche Vorſorge davor gaͤntzlich bewahret
bleibet, noch ſich durch einen wunderthaͤtigen
Weg auſſer ſolchen Zuſtand ſetzet, das gehoͤret
zum Geheimniſſe des Creutzes.
2. Gleichwie ſich darinnen, daß GOTT
ſolches uͤber ſeine Knechte und Kinder verhen-
get, eine Gleichheit findet mit dem Stande der
Er-
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[737/0765] Cap. 4, 9-13. an die Philipper. V. 9. Welches ihr auch gelernet, und em- pfangen und gehoͤret, und geſehen habt an mir, das thut, ſo wird der HErr des Frie- dens mit euch ſeyn. Anmerckungen. 1. Nachdem der Apoſtel die Chriſtliche Sitten- oder Tugend-Lehre in einen kurtzen Be- griff vorher zuſammen gefaſſet hat, ſo ſtellet er den Philippern ſein Exempel vor Augen, und fuͤhret ſie dabey auf ihren erſten loͤblichen Anfang. Welches beydes ihnen denn zum fernern und be- ſtandigern Fortgange eine gar gute Aufmunte- rung geben konte. 2. Wir ſehen alhier das Bild eines recht- ſchafnen Lehrers, welches iſt, alſo lehren, daß man die Lehre auch in allen Stuͤcken mit ſei- nem eigenen Exempel beweiſe. Daher Paulus auch vorhin c. 3, 17. mit aller Freudigkeit ſchrei- ben konte: Folget mir, lieben Bruͤder, und ſehet auf die, die alſo wandeln, wie ihr uns habt zum Fuͤrbilde. 3. Nicht weniger finden wir hier die Eigen- ſchaften guter Zuhoͤrer: welche ſind: Hoͤ- ren, lernen, empfangen, auf das Exempel des guten Lehrers ſehen, und demſelben in wuͤrck- licher Ausuͤbung des gehoͤrten nachfolgen. 4. Daß der Apoſtel das empfangen zu dem lernen ſetzet, damit zeiget er ein ſolches ler- nen an, da man alles recht und wohl faſſet, es in einem feinen guten Hertzen aufnimmt, und darin- nen bewahret. 5. Wenn er aber des hoͤrens darauf noch inſonderheit wieder gedencket, ſo ſcheinet er ſol- ches von dem gehoͤreten und empfangenen erſten Unterricht zu unterſcheiden, und dadurch alles uͤbrige, was ſie aus Pauli Munde bey ſo man- cher Gelegenheit beſonders vernommen hatten, zu verſtehen. So mag der Apoſtel mit dieſen von ihm gehoͤreten Dingen auch wohl auf das ſehen, was die Philipper von ihm, wie es ihm anderswo vor und nachher, ehe ſie durch ſeinen Dienſt zu CHriſto waren gebracht worden, er- gangen ſey, und wie er ſich in allen Stuͤck en da- bey verhalten habe. Welches alles ihnen nicht weniger zur guten Nachfolge dienen konte. 6. Daß GOtt, als der GOtt des Frie- dens, mit einem ſey, dazu gehoͤret eine gewiſſe Ordnung des Heils, in welcher man ſich muß finden laſſen. Auf dieſe hatte der Apoſtel die Philipper aufs neue in dieſem gantzen Briefe ge- wieſen. Welche Anweiſung er ihnen nun mit der Verſicherung von dem fernern gnaͤdigen Beyſtande GOttes anpreiſet. Daher bey ei- nem jeden Leſer die Pruͤfung noͤthig iſt, ob er ſich bey der Zueignung der Heils-Schaͤtze auch in der Heils-Ordnung befinde. V. 10. Jch bin aber hoͤchlich erfreuet in dem HErrn, daß ihr wieder ſeyd wacker wor- den (gleichſam zur Fruchtbringung und Darrei- chung in der Liebe wieder hervor gegruͤnet) fuͤr mich zu ſorgen (und mir durch Epaphroditum gewiſſe Lebens-Mittel zuzuſchicken v. 18.) wie- wol ihr alle wege geſorget habet, aber die Zeit hats nicht wollen leiden (ſonderlich da es euch an Gelegenheit gefehlet, die Beyſteuer zu uͤbermachen, ihr auch ſonſt daran ſeyd verhindert worden.) Anmerckungen. 1. Man ſiehet alher die Pflicht der Zuhoͤ- rer, wie ſie fuͤr den Unterhalt ihrer Lehrer ſorgen ſollen; wie man ſich auch der unſchuldig Ge- fangenen an andern Orten, ſo viel moͤglich, an- nehmen ſolle. 2. Ob es ſchon, dem andern, ſonderlich den Lehrern, gutes zu thun, eine ſchuldige Lie- bes-Pflicht iſt: ſo erfodert ſie doch bey dem, wel- chem ſie geleiſtet wird, eine danckbare Erkantlich- keit; und zwar eine ſolche, da man alles auf GOtt fuͤhret: wie Paulus alhier thut, und ſol- ches damit bezeuget, daß er ſpricht: er ſey dar- uͤber hoͤchlich erfreuet in dem HERRN! Und alſo erfreuete er ſich nicht ſo wol uͤber die Ga- be an ſich ſelbſt, als uͤber die Liebe der Geber und uͤber die goͤttliche Vorſorge, welche ſich darin- nen gegen ihn hervor that, und ihm erquicklich war, und die Gabe ſo viel angenehmer machete: wie er im folgenden ſelbſt bezeuget, wenn er al- ſo fortfaͤhret: V. 11-13. Nicht ſage ich das (daß ich uͤber euer Ge- ſchenck hoͤchlich ſey erfreuet worden des Man- gels halben (als welchen ich zu ertragen wohl gewohnet bin, und mich daher, wenn er wo- durch erſetzet wird, daruͤber an ſich ſelbſt nicht eben ſo ſehr freue) denn ich habe gelernet, bey welchen ich bin (mit dem, darin ich mich befinde) mir genuͤgen zu laſſen. Jch kan niedrig ſeyn (und Mangel leiden, welches der geniedrigten und gebeugeten ihre Gewohnheit iſt) und kan hoch ſeyn (περισσ έυειν, einen Uberfluß, oder mehr haben, als ich zur aͤuſſerſten Nothdurft gebrauche) ich bin in allen Dingen (ἐν παντὶ, ſcilicet καιρῷ, zu ieder Zeit) und bey allen (ἐν πᾶσι, in allen Stuͤcken) geſchickt (durch lange Erfahrung ſo abgerichtet) beyde ſatt ſeyn (von mehrern Vorrathe zu leben) und hungern, beyde uͤbrig haben und Mangel leiden. (1 Cor. 4, 11. 2 Cor. 11, 27.) Jch ver- mag alles, durch den, der mich maͤchtig machet, Chriſtus. Anmerckungen. 1. Ein Apoſtel des HErrn des Himmels und der Erden ſeyn, und in ſeinem Apoſtel-Am- te groſſe und viele Wunder thun, und doch ſo viel Noth und Mangel leiden, daß man weder durch die goͤttliche Vorſorge davor gaͤntzlich bewahret bleibet, noch ſich durch einen wunderthaͤtigen Weg auſſer ſolchen Zuſtand ſetzet, das gehoͤret zum Geheimniſſe des Creutzes. 2. Gleichwie ſich darinnen, daß GOTT ſolches uͤber ſeine Knechte und Kinder verhen- get, eine Gleichheit findet mit dem Stande der Er- A a a a a

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 737. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/765>, abgerufen am 24.11.2024.