Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 4, 24. 25. [Spaltenumbruch]
Gemüths nennet. Rom. 12, 2. heißt es verän-dert werden durch Verneurung des Sin- nes. Wodurch denn die rechte aphtharsia, das unvergängliche Wesen, zuwege gebracht wird. V. 24. Und ziehet den neuen Menschen an, der Anmerckungen. 1. Es kommen alhier 4. Stücke zu betrach- ten vor: a. der neue Mensch: b. woher er komme: c. worinnen er bestehe: und d. wie er anzuziehen sey. 2. Was der neue Mensch sey, ist schon zuvor bey dem, was vom alten gesaget ist, mit angezeiget, nemlich es ist die neue geistliche Natur, welche wir von Christo in der Wieder- geburt bekommen; welcher neue Mensch in seinen Kräften und Neigungen dem alten gantz entge- gen stehet. 3. Dieser neue Mensch ist das Ebenbild GOttes; welches GOtt dem Menschen bey der ersten Schöpfung mit anerschaffen hat, und zu welchem der Mensch durch die Wiedergeburt, als durch eine neue Schöpfung, wieder gelan- get Psalm 51, 12. Eph. 2, 10. 15. also, daß er da- her eine neue Creatur wird 2 Cor. 5, 17. Gal. 6, 15. Und darum wird von dem neuen Men- schen gesaget, daß er erschaffen sey, nicht allein von GOtt, sondern auch kata ton theon, nach GOtt, nach dessen Wesen, davon er ein Ab- druck seyn soll, also, daß sich eine grosse Aehn- lichkeit zwischen der Natur GOttes und des Menschen befinde. 4. Worinnen der neue nach GOtt er- schafne Mensch bestehe, zeiget der Apostel an mit den Worten: Gerechtigkeit und Heilig- keit: darunter die Weisheit mit verstanden und der rechte Seelen-Schmuck angezeiget wird, welchen der Mensch im Stande der Unschuld an sich gehabt hat, und durch die Wiedergeburt und Erneurung wieder bekömmt. Daher man das Ebenbild GOttes, oder alles Gute, was der Mensch daran gehabt hat, justitiam originalem, die anerschafne Erb-Gerechtigkeit zu nennen pfle- get, welche nebst der Heiligkeit alle Tugenden mit der zu derselben Ausübung gehörigen Kraft in sich hielte. 5. Zu den Worten Gerechtigkeit und Heiligkeit ist das Wort Wahrheit gesetzet, um damit anzuzeigen, daß es sey eine Gerechtig- keit und Heiligkeit der Wahrheit, das ist, rechtschaffen, wie es der selige Lutherus gar wohl gegeben hat. Und wird damit zugleich zurück gesehen auf eben dasselbe Wort, welches v. 21. von Christo gesetzet worden, daß in ihm ein rechtschafnes Wesen sey, mit der Anzei- gung, daß wir das, was wir in Adam ge- habt und verlohren haben, in Christo wieder finden, und in der Ordnung der Wiedergeburt und Erneurung wieder annehmen. 6. Dieser nun also beschaffener neue Mensch soll angezogen werden wie ein rechtes [Spaltenumbruch] Ehren-Kleid, damit wir so vielmehr vor GOtt bestehen, so viel mehr es ein Gnaden-Ge- schenck GOttes ist, welches uns Christus erwor- ben, und seinen Haupt-Schmuck im Glauben an der zugerechneten Gerechtigkeit Christi hat. Denn obgleich auch die innere Lebens-Gerech- tigkeit durch die Wiedergeburt in uns angeho- ben und durch die Erneurung vermehret wird, so ist dieses alles doch unvollkommen, und hat die von Christo uns erworbene und im Glauben er- griffene und zugerechnete Gerechtigkeit zum Grunde, und findet in dieser vor GOtt seine rechte Gültigkeit. Und von diesem Haupt- Schmucke heißt es Off. 7, 14. Sie haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider helle gemachet im Blute des Lammes. Und c. 19, 7. 8. Die Hochzeit des Lammes ist kommen, und sein Weib hat sich berei- tet, und es ward ihr gegeben, sich anzu- thun mit reiner und schöner Seide, die Seide aber ist die Gerechtigkeit der Heili- gen. Siehe auch Jes. 51, 10. 7. Zwar ist ein anders der neue Mensch, ein anders JEsus: jedoch da wir den neuen Menschen von JEsu haben, und in ihm finden, so ist eine so genaue Verwandschaft mit dem neuen Menschen und mit JEsu, daß es wie von jenem, also auch von diesem heisset, ihn anzie- hen. Ziehet an den HErrn JEsum Christ Rom. 3, 14. und Gal. 3, 27. Wieviel euer getaufet sind, die haben Christum angezo- gen. 8. Jm übrigen haben wir hiebey auch noch mit wenigen den parallel-Ort Col. 3, 9. 10. zu er- wegen; was Eph. 4, 23. gesaget ist, erneuert euch im Geist des Gemüths, das stehet Col. 3, 10. von dem neuen Menschen, daß er ver- neuert oder immer mehr verkläret wird. Und da Eph. 4. der neue Mensch gesetzet wird in rechtschafner Gerechtigkeit und Heiligkeit, mit ausgelassener darunter verstandenen Mel- dung der Weisheit: so wird hingegen Col. 3, 10. mit Auslassung der darunter mit verstande- nen Gerechtigkeit und Heiligkeit nur der Weis- heit, oder der seligmachenden Erkäntniß gedacht, daß wir dazu erneuert werden. Jn beyden Or- ten aber werden wir geführet auf die erste und neue Schöpffung. Und was Eph. 4. stehet von des alten Menschen seinen Lüsten, dadurch er sich in Jrrthum verdirbet, das wird Col. 3, 9. von den Wercken oder Geschäften des alten Men- schen erkläret. 9. Was der Apostel von dem alten und neuen Menschen überhaupt gesaget hat, das zei- get er in dem folgenden Context von beyden mit mehrern und Stückweise an, mit der Anweisung, wie in diesem und jenem Stücke der alte Mensch solle ausgezogen und der neue angezogen werden. V. 25. Darum leget die Lügen ab, und redet keit
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, 24. 25. [Spaltenumbruch]
Gemuͤths nennet. Rom. 12, 2. heißt es veraͤn-dert werden durch Verneurung des Sin- nes. Wodurch denn die rechte ἀφϑαρσία, das unvergaͤngliche Weſen, zuwege gebracht wird. V. 24. Und ziehet den neuen Menſchen an, der Anmerckungen. 1. Es kommen alhier 4. Stuͤcke zu betrach- ten vor: a. der neue Menſch: b. woher er komme: c. worinnen er beſtehe: und d. wie er anzuziehen ſey. 2. Was der neue Menſch ſey, iſt ſchon zuvor bey dem, was vom alten geſaget iſt, mit angezeiget, nemlich es iſt die neue geiſtliche Natur, welche wir von Chriſto in der Wieder- geburt bekommen; welcher neue Menſch in ſeinen Kraͤften und Neigungen dem alten gantz entge- gen ſtehet. 3. Dieſer neue Menſch iſt das Ebenbild GOttes; welches GOtt dem Menſchen bey der erſten Schoͤpfung mit anerſchaffen hat, und zu welchem der Menſch durch die Wiedergeburt, als durch eine neue Schoͤpfung, wieder gelan- get Pſalm 51, 12. Eph. 2, 10. 15. alſo, daß er da- her eine neue Creatur wird 2 Cor. 5, 17. Gal. 6, 15. Und darum wird von dem neuen Men- ſchen geſaget, daß er erſchaffen ſey, nicht allein von GOtt, ſondern auch κατὰ τὸν ϑεὸν, nach GOtt, nach deſſen Weſen, davon er ein Ab- druck ſeyn ſoll, alſo, daß ſich eine groſſe Aehn- lichkeit zwiſchen der Natur GOttes und des Menſchen befinde. 4. Worinnen der neue nach GOtt er- ſchafne Menſch beſtehe, zeiget der Apoſtel an mit den Worten: Gerechtigkeit und Heilig- keit: darunter die Weisheit mit verſtanden und der rechte Seelen-Schmuck angezeiget wird, welchen der Menſch im Stande der Unſchuld an ſich gehabt hat, und durch die Wiedergeburt und Erneurung wieder bekoͤmmt. Daher man das Ebenbild GOttes, oder alles Gute, was der Menſch daran gehabt hat, juſtitiam originalem, die anerſchafne Erb-Gerechtigkeit zu nennen pfle- get, welche nebſt der Heiligkeit alle Tugenden mit der zu derſelben Ausuͤbung gehoͤrigen Kraft in ſich hielte. 5. Zu den Worten Gerechtigkeit und Heiligkeit iſt das Wort Wahrheit geſetzet, um damit anzuzeigen, daß es ſey eine Gerechtig- keit und Heiligkeit der Wahrheit, das iſt, rechtſchaffen, wie es der ſelige Lutherus gar wohl gegeben hat. Und wird damit zugleich zuruͤck geſehen auf eben daſſelbe Wort, welches v. 21. von Chriſto geſetzet worden, daß in ihm ein rechtſchafnes Weſen ſey, mit der Anzei- gung, daß wir das, was wir in Adam ge- habt und verlohren haben, in Chriſto wieder finden, und in der Ordnung der Wiedergeburt und Erneurung wieder annehmen. 6. Dieſer nun alſo beſchaffener neue Menſch ſoll angezogen werden wie ein rechtes [Spaltenumbruch] Ehren-Kleid, damit wir ſo vielmehr vor GOtt beſtehen, ſo viel mehr es ein Gnaden-Ge- ſchenck GOttes iſt, welches uns Chriſtus erwor- ben, und ſeinen Haupt-Schmuck im Glauben an der zugerechneten Gerechtigkeit Chriſti hat. Denn obgleich auch die innere Lebens-Gerech- tigkeit durch die Wiedergeburt in uns angeho- ben und durch die Erneurung vermehret wird, ſo iſt dieſes alles doch unvollkommen, und hat die von Chriſto uns erworbene und im Glauben er- griffene und zugerechnete Gerechtigkeit zum Grunde, und findet in dieſer vor GOtt ſeine rechte Guͤltigkeit. Und von dieſem Haupt- Schmucke heißt es Off. 7, 14. Sie haben ihre Kleider gewaſchen und haben ihre Kleider helle gemachet im Blute des Lammes. Und c. 19, 7. 8. Die Hochzeit des Lammes iſt kommen, und ſein Weib hat ſich berei- tet, und es ward ihr gegeben, ſich anzu- thun mit reiner und ſchoͤner Seide, die Seide aber iſt die Gerechtigkeit der Heili- gen. Siehe auch Jeſ. 51, 10. 7. Zwar iſt ein anders der neue Menſch, ein anders JEſus: jedoch da wir den neuen Menſchen von JEſu haben, und in ihm finden, ſo iſt eine ſo genaue Verwandſchaft mit dem neuen Menſchen und mit JEſu, daß es wie von jenem, alſo auch von dieſem heiſſet, ihn anzie- hen. Ziehet an den HErrn JEſum Chriſt Rom. 3, 14. und Gal. 3, 27. Wieviel euer getaufet ſind, die haben Chriſtum angezo- gen. 8. Jm uͤbrigen haben wir hiebey auch noch mit wenigen den parallel-Ort Col. 3, 9. 10. zu er- wegen; was Eph. 4, 23. geſaget iſt, erneuert euch im Geiſt des Gemuͤths, das ſtehet Col. 3, 10. von dem neuen Menſchen, daß er ver- neuert oder immer mehr verklaͤret wird. Und da Eph. 4. der neue Menſch geſetzet wird in rechtſchafner Gerechtigkeit und Heiligkeit, mit ausgelaſſener darunter verſtandenen Mel- dung der Weisheit: ſo wird hingegen Col. 3, 10. mit Auslaſſung der darunter mit verſtande- nen Gerechtigkeit und Heiligkeit nur der Weis- heit, oder der ſeligmachenden Erkaͤntniß gedacht, daß wir dazu erneuert werden. Jn beyden Or- ten aber werden wir gefuͤhret auf die erſte und neue Schoͤpffung. Und was Eph. 4. ſtehet von des alten Menſchen ſeinen Luͤſten, dadurch er ſich in Jrrthum verdirbet, das wird Col. 3, 9. von den Wercken oder Geſchaͤften des alten Men- ſchen erklaͤret. 9. Was der Apoſtel von dem alten und neuen Menſchen uͤberhaupt geſaget hat, das zei- get er in dem folgenden Context von beyden mit mehrern und Stuͤckweiſe an, mit der Anweiſung, wie in dieſem und jenem Stuͤcke der alte Menſch ſolle ausgezogen und der neue angezogen werden. V. 25. Darum leget die Luͤgen ab, und redet keit
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, 24. 25.
Gemuͤths nennet. Rom. 12, 2. heißt es veraͤn-
dert werden durch Verneurung des Sin-
nes. Wodurch denn die rechte ἀφϑαρσία,
das unvergaͤngliche Weſen, zuwege gebracht
wird.
V. 24.
Und ziehet den neuen Menſchen an, der
nach GOtt geſchaffen iſt in rechtſchafner
Gerechtigkeit und Heiligkeit.
Anmerckungen.
1. Es kommen alhier 4. Stuͤcke zu betrach-
ten vor: a. der neue Menſch: b. woher er
komme: c. worinnen er beſtehe: und d. wie
er anzuziehen ſey.
2. Was der neue Menſch ſey, iſt ſchon
zuvor bey dem, was vom alten geſaget iſt, mit
angezeiget, nemlich es iſt die neue geiſtliche
Natur, welche wir von Chriſto in der Wieder-
geburt bekommen; welcher neue Menſch in ſeinen
Kraͤften und Neigungen dem alten gantz entge-
gen ſtehet.
3. Dieſer neue Menſch iſt das Ebenbild
GOttes; welches GOtt dem Menſchen bey
der erſten Schoͤpfung mit anerſchaffen hat, und
zu welchem der Menſch durch die Wiedergeburt,
als durch eine neue Schoͤpfung, wieder gelan-
get Pſalm 51, 12. Eph. 2, 10. 15. alſo, daß er da-
her eine neue Creatur wird 2 Cor. 5, 17. Gal.
6, 15. Und darum wird von dem neuen Men-
ſchen geſaget, daß er erſchaffen ſey, nicht allein
von GOtt, ſondern auch κατὰ τὸν ϑεὸν, nach
GOtt, nach deſſen Weſen, davon er ein Ab-
druck ſeyn ſoll, alſo, daß ſich eine groſſe Aehn-
lichkeit zwiſchen der Natur GOttes und des
Menſchen befinde.
4. Worinnen der neue nach GOtt er-
ſchafne Menſch beſtehe, zeiget der Apoſtel an
mit den Worten: Gerechtigkeit und Heilig-
keit: darunter die Weisheit mit verſtanden
und der rechte Seelen-Schmuck angezeiget wird,
welchen der Menſch im Stande der Unſchuld an
ſich gehabt hat, und durch die Wiedergeburt und
Erneurung wieder bekoͤmmt. Daher man das
Ebenbild GOttes, oder alles Gute, was der
Menſch daran gehabt hat, juſtitiam originalem,
die anerſchafne Erb-Gerechtigkeit zu nennen pfle-
get, welche nebſt der Heiligkeit alle Tugenden
mit der zu derſelben Ausuͤbung gehoͤrigen Kraft
in ſich hielte.
5. Zu den Worten Gerechtigkeit und
Heiligkeit iſt das Wort Wahrheit geſetzet,
um damit anzuzeigen, daß es ſey eine Gerechtig-
keit und Heiligkeit der Wahrheit, das iſt,
rechtſchaffen, wie es der ſelige Lutherus gar
wohl gegeben hat. Und wird damit zugleich
zuruͤck geſehen auf eben daſſelbe Wort, welches
v. 21. von Chriſto geſetzet worden, daß in ihm
ein rechtſchafnes Weſen ſey, mit der Anzei-
gung, daß wir das, was wir in Adam ge-
habt und verlohren haben, in Chriſto wieder
finden, und in der Ordnung der Wiedergeburt
und Erneurung wieder annehmen.
6. Dieſer nun alſo beſchaffener neue
Menſch ſoll angezogen werden wie ein rechtes
Ehren-Kleid, damit wir ſo vielmehr vor
GOtt beſtehen, ſo viel mehr es ein Gnaden-Ge-
ſchenck GOttes iſt, welches uns Chriſtus erwor-
ben, und ſeinen Haupt-Schmuck im Glauben
an der zugerechneten Gerechtigkeit Chriſti hat.
Denn obgleich auch die innere Lebens-Gerech-
tigkeit durch die Wiedergeburt in uns angeho-
ben und durch die Erneurung vermehret wird, ſo
iſt dieſes alles doch unvollkommen, und hat die
von Chriſto uns erworbene und im Glauben er-
griffene und zugerechnete Gerechtigkeit zum
Grunde, und findet in dieſer vor GOtt ſeine
rechte Guͤltigkeit. Und von dieſem Haupt-
Schmucke heißt es Off. 7, 14. Sie haben ihre
Kleider gewaſchen und haben ihre Kleider
helle gemachet im Blute des Lammes.
Und c. 19, 7. 8. Die Hochzeit des Lammes
iſt kommen, und ſein Weib hat ſich berei-
tet, und es ward ihr gegeben, ſich anzu-
thun mit reiner und ſchoͤner Seide, die
Seide aber iſt die Gerechtigkeit der Heili-
gen. Siehe auch Jeſ. 51, 10.
7. Zwar iſt ein anders der neue Menſch,
ein anders JEſus: jedoch da wir den neuen
Menſchen von JEſu haben, und in ihm finden,
ſo iſt eine ſo genaue Verwandſchaft mit dem
neuen Menſchen und mit JEſu, daß es wie von
jenem, alſo auch von dieſem heiſſet, ihn anzie-
hen. Ziehet an den HErrn JEſum Chriſt
Rom. 3, 14. und Gal. 3, 27. Wieviel euer
getaufet ſind, die haben Chriſtum angezo-
gen.
8. Jm uͤbrigen haben wir hiebey auch noch
mit wenigen den parallel-Ort Col. 3, 9. 10. zu er-
wegen; was Eph. 4, 23. geſaget iſt, erneuert
euch im Geiſt des Gemuͤths, das ſtehet Col.
3, 10. von dem neuen Menſchen, daß er ver-
neuert oder immer mehr verklaͤret wird. Und
da Eph. 4. der neue Menſch geſetzet wird in
rechtſchafner Gerechtigkeit und Heiligkeit,
mit ausgelaſſener darunter verſtandenen Mel-
dung der Weisheit: ſo wird hingegen Col. 3,
10. mit Auslaſſung der darunter mit verſtande-
nen Gerechtigkeit und Heiligkeit nur der Weis-
heit, oder der ſeligmachenden Erkaͤntniß gedacht,
daß wir dazu erneuert werden. Jn beyden Or-
ten aber werden wir gefuͤhret auf die erſte und
neue Schoͤpffung. Und was Eph. 4. ſtehet von
des alten Menſchen ſeinen Luͤſten, dadurch er ſich
in Jrrthum verdirbet, das wird Col. 3, 9. von
den Wercken oder Geſchaͤften des alten Men-
ſchen erklaͤret.
9. Was der Apoſtel von dem alten und
neuen Menſchen uͤberhaupt geſaget hat, das zei-
get er in dem folgenden Context von beyden mit
mehrern und Stuͤckweiſe an, mit der Anweiſung,
wie in dieſem und jenem Stuͤcke der alte Menſch
ſolle ausgezogen und der neue angezogen
werden.
V. 25.
Darum leget die Luͤgen ab, und redet
die Wahrheit, ein ieglicher mit ſeinem
Nechſten, ſintemal wir unter einander
Glieder ſind (als welchen daher die Aufrichtig-
keit
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