Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Erklärung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 19. 20.
[Spaltenumbruch]
5. Und da diese drey ersten Worte eigent-
lich nur mit dem Wörtlein eis emas, an uns,
construiret werden, so zeiget er darauf an, zu
welchem an uns gethanen Wercke GOtt solche
überschwängliche Grösse seiner Kraft beweise,
nemlich zum Wercke des Glaubens. Da er denn
das Wort piseuontas dazu setzet, und dieses mit
den folgenden Worten construiret: tous piseuon-
tas kata ten energeian tou kratous tes iskhuos
a'utou, en energesen &c. Da er nun hätte sagen
können: Wir glauben kata ten iskhun autou,
nach seiner Stärcke, so setzet er das Wort
kratos vorher, und da es sonst hätte heissen sol-
len: kata to kratos tes iskhuos, nach der
Macht seiner Stärcke, oder nach der Stärcke sei-
nes Vermögens, so giebet er beyden Worten
noch einen grössern Nachdruck, wenn er das
Wort energeian, die Wirckung vorher setzet, und
spricht: kata ten energeian tou kratous tes
iskhuos autou, nach der Wirckung seiner
mächtigen Stärcke,
anzuzeigen, daß die gött-
liche Kraft und Stärcke zur Anzündung des
Glaubens in ihre rechte Wirckung trete.
6. Diesem sechsfachen Nachdrucke giebet
der Apostel darauf noch ein neues und das grösse-
ste Gewichte, wenn er die an den Menschen bey
der Bekehrung und Schenckung des Glaubens
erwiesene Kraft erläutert mit dem herrlichen Ex-
empel des durch eine unendliche Kraft nach der
menschlichen Natur aus den Todten erweckten
und zur Rechten GOttes erhabenen Sohnes
GOttes, wenn er spricht: Welche (mächtige
Stärcke) er gewircket hat in CHristo, da er ihn
von den Todten erwecket hat, und gesetzet zu
seiner Rechten im Himmel, und hat alle Dinge
unter seine Füsse gethan.
7. Da nun der vielfache Nachdruck dieses
Orts kürtzlich erwogen ist; so haben wir nun da-
hin zu sehen, wie er der Erkäntniß und der Aus-
übung nach wohl anzulegen sey. Es liegen dar-
innen, und fliessen daraus unter andern sonderlich
folgende Lehren:
a. Daß die menschliche Natur durch den
Sünden-Fall äusserst u. so gar verderbt
sey, daß sie sich zur Seligkeit im allerge-
ringsten nicht selbst helfen könne, son-
dern daß es dißfalls alles auf die kräfti-
ge Gnaden-Wirckung GOttes ankom-
me;
daß auch dem menschlichen Geschlecht
nicht anders habe geholfen werden können,
als durch das Mittler-Amt des Sohnes GOt-
tes, nach welchem er sich selbst für dasselbe zur
Versöhnung in den Tod gegeben, aber zur
Versicherung von der Gültigkeit dieses Todes
wieder auferwecket worden und auferstanden
sey. Daß aber der Sohn GOttes, gleichwie
er durch die herrliche Kraft des Vaters erwe-
cket worden, also auch durch seine eigne Kraft
auferstanden sey, erhellet a. aus seiner wah-
ren Gottheit, nach welcher die Erweckungs-
Kraft des Vaters auch seine eigne ist: ro. aus
diesen Stellen der heiligen Schrift Joh. 2, 19.
u. f. 10, 17. 18. 11, 25. g. aus dem Wunder-
Werck der erweckten Todten; als wodurch
er seine Macht über den Tod bewiesen hat:
von welcher es d. heißt: Jch habe die Schlüs-
[Spaltenumbruch] sel der Höllen und des Todes.
Offenb.
1, 18.
b. Daß nicht allein das Reich der Natur,
sondern auch das Reich der Gnaden, ein
Reich der Allmacht GOttes sey:
sintemal
GOTT in diesem bey der Erweckung des
Glaubens eine solche unendliche Macht und
Kraft beweiset.
c. Daß die Anzündung des Glaubens eine
rechte geistliche Erweckung,
und sich zum
Glauben bringen lassen, und würcklich anfan-
gen zu glauben, eine rechte geistliche Aufer-
stehung sey:
darum der Apostel anzeiget, daß
in der Wirckung des Glaubens eben dieselbe
göttliche Kraft bewiesen sey, welche sich in der
Auferweckung CHristi hervor gethan. Das
heißt denn nach c. 2, 5. 6. zwar todt gewe-
sen, aber mit CHristo lebendig gemacht,
mit ihm auferwecket und samt ihm ins
himmlische Wesen versetzet seyn.
Siehe
auch Col. 3, 1.
d. Daß die geistliche Erweckung, wodurch
der Mensch zum Glauben gebracht wird, eine
mehrere und nachdrücklichere Wirckung
der göttlichen Kraft erfodere, als die
leibliche Erweckung der Todten.
Denn
da der HErr JEsus die leiblichen Todten, z.
E. den Lazarum, mit einem Worte auferwe-
cket hat: so hat er gegen die geistlich todte
Juden etliche Jahre hindurch gantze Reden
gehalten, und sie dennoch aus ihrem geistlichen
Tode nicht erwecken können, da sie sich nicht
haben erwecken lassen. Da aber andere gleich-
wol erwecket und zum Glauben gebracht wor-
den, so ist daraus eben die Grösse der göttli-
chen Kraft, welche Paulus mit so vielen Wor-
ten beschreibet, zu erkennen.
e. Daß die Gnade und Kraft, womit GOtt
die Bekehrung des Menschen wircket, zwar
an sich selbst unendlich sey, und sich aufs
kräftigste äussere: allein daß sie deßwe-
gen doch dem Menschen die Freyheit zum
Widerstande lasse, und ihn keines we-
ges zwinge.
Denn wofern dieses wäre, so
könte ihr niemand widerstehen. Wo ihr aber
niemand widerstehen könte, gleichwie ihr der
todte Cörper zur Lebendigmachung nicht wi-
derstehen kan; so würden wir vor der Wider-
stehung nicht so nachdrücklich gewarnet wer-
den, und so wäre die Bekehrung nicht ein sol-
ches sonderbares Werck GOttes, wie es
Paulus mit so vielen Worten beschrieben
hat.
f. Daß wir also alhier diejenige Evangeli-
sche Lehre gegründet finden, welche in
der Mitten stehet zwischen den beyden
Haupt-Jrrthümern der
Pelagianer und
Socinianer von den zur Bekehrung, oder zum
Glauben hinlänglichen Natur-Kräften: und
derer, welche ein
absolutum decretum, und
Vermöge desselben eine solche Gnaden-Wir-
ckung statuiren, welcher der Mensch nicht wi-
derstehen könne. Denn gleichwie von diesem
das Gegentheil aus diesem Texte erhellet, so
ist aus demselben auch nicht weniger zu erken-
nen, wie gar unvermögend der Mensch in
geist-
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 19. 20.
[Spaltenumbruch]
5. Und da dieſe drey erſten Worte eigent-
lich nur mit dem Woͤrtlein εἰς ἡμᾶς, an uns,
conſtruiret werden, ſo zeiget er darauf an, zu
welchem an uns gethanen Wercke GOtt ſolche
uͤberſchwaͤngliche Groͤſſe ſeiner Kraft beweiſe,
nemlich zum Wercke des Glaubens. Da er denn
das Wort πιςεύοντας dazu ſetzet, und dieſes mit
den folgenden Worten conſtruiret: τοὺς πιςεύον-
τας κατὰ τὴν ἐνέργειαν τοῦ κράτους τῆς ἰσχύος
α᾽υτοῦ, ἣν ἐνήργησεν &c. Da er nun haͤtte ſagen
koͤnnen: Wir glauben κατὰ τὴν ἰσχὺν ἀυτοῦ,
nach ſeiner Staͤrcke, ſo ſetzet er das Wort
κράτος vorher, und da es ſonſt haͤtte heiſſen ſol-
len: κατὰ τὸ κράτος τῆς ἰσχύος, nach der
Macht ſeiner Staͤrcke, oder nach der Staͤrcke ſei-
nes Vermoͤgens, ſo giebet er beyden Worten
noch einen groͤſſern Nachdruck, wenn er das
Wort ἐνέργειαν, die Wirckung vorher ſetzet, und
ſpricht: κατὰ τὴν ἐνέργειαν τοῦ κράτους τῆς
ἰσχύος ἀυτοῦ, nach der Wirckung ſeiner
maͤchtigen Staͤrcke,
anzuzeigen, daß die goͤtt-
liche Kraft und Staͤrcke zur Anzuͤndung des
Glaubens in ihre rechte Wirckung trete.
6. Dieſem ſechsfachen Nachdrucke giebet
der Apoſtel darauf noch ein neues und das groͤſſe-
ſte Gewichte, wenn er die an den Menſchen bey
der Bekehrung und Schenckung des Glaubens
erwieſene Kraft erlaͤutert mit dem herrlichen Ex-
empel des durch eine unendliche Kraft nach der
menſchlichen Natur aus den Todten erweckten
und zur Rechten GOttes erhabenen Sohnes
GOttes, wenn er ſpricht: Welche (maͤchtige
Staͤrcke) er gewircket hat in CHriſto, da er ihn
von den Todten erwecket hat, und geſetzet zu
ſeiner Rechten im Himmel, und hat alle Dinge
unter ſeine Fuͤſſe gethan.
7. Da nun der vielfache Nachdruck dieſes
Orts kuͤrtzlich erwogen iſt; ſo haben wir nun da-
hin zu ſehen, wie er der Erkaͤntniß und der Aus-
uͤbung nach wohl anzulegen ſey. Es liegen dar-
innen, und flieſſen daraus unter andern ſonderlich
folgende Lehren:
a. Daß die menſchliche Natur durch den
Suͤnden-Fall aͤuſſerſt u. ſo gar verderbt
ſey, daß ſie ſich zur Seligkeit im allerge-
ringſten nicht ſelbſt helfen koͤnne, ſon-
dern daß es dißfalls alles auf die kraͤfti-
ge Gnaden-Wirckung GOttes ankom-
me;
daß auch dem menſchlichen Geſchlecht
nicht anders habe geholfen werden koͤnnen,
als durch das Mittler-Amt des Sohnes GOt-
tes, nach welchem er ſich ſelbſt fuͤr daſſelbe zur
Verſoͤhnung in den Tod gegeben, aber zur
Verſicherung von der Guͤltigkeit dieſes Todes
wieder auferwecket worden und auferſtanden
ſey. Daß aber der Sohn GOttes, gleichwie
er durch die herrliche Kraft des Vaters erwe-
cket worden, alſo auch durch ſeine eigne Kraft
auferſtanden ſey, erhellet α. aus ſeiner wah-
ren Gottheit, nach welcher die Erweckungs-
Kraft des Vaters auch ſeine eigne iſt: ρο. aus
dieſen Stellen der heiligen Schrift Joh. 2, 19.
u. f. 10, 17. 18. 11, 25. γ. aus dem Wunder-
Werck der erweckten Todten; als wodurch
er ſeine Macht uͤber den Tod bewieſen hat:
von welcher es δ. heißt: Jch habe die Schluͤſ-
[Spaltenumbruch] ſel der Hoͤllen und des Todes.
Offenb.
1, 18.
b. Daß nicht allein das Reich der Natur,
ſondern auch das Reich der Gnaden, ein
Reich der Allmacht GOttes ſey:
ſintemal
GOTT in dieſem bey der Erweckung des
Glaubens eine ſolche unendliche Macht und
Kraft beweiſet.
c. Daß die Anzuͤndung des Glaubens eine
rechte geiſtliche Erweckung,
und ſich zum
Glauben bringen laſſen, und wuͤrcklich anfan-
gen zu glauben, eine rechte geiſtliche Aufer-
ſtehung ſey:
darum der Apoſtel anzeiget, daß
in der Wirckung des Glaubens eben dieſelbe
goͤttliche Kraft bewieſen ſey, welche ſich in der
Auferweckung CHriſti hervor gethan. Das
heißt denn nach c. 2, 5. 6. zwar todt gewe-
ſen, aber mit CHriſto lebendig gemacht,
mit ihm auferwecket und ſamt ihm ins
himmliſche Weſen verſetzet ſeyn.
Siehe
auch Col. 3, 1.
d. Daß die geiſtliche Erweckung, wodurch
der Menſch zum Glauben gebracht wird, eine
mehrere und nachdruͤcklichere Wirckung
der goͤttlichen Kraft erfodere, als die
leibliche Erweckung der Todten.
Denn
da der HErr JEſus die leiblichen Todten, z.
E. den Lazarum, mit einem Worte auferwe-
cket hat: ſo hat er gegen die geiſtlich todte
Juden etliche Jahre hindurch gantze Reden
gehalten, und ſie dennoch aus ihrem geiſtlichen
Tode nicht erwecken koͤnnen, da ſie ſich nicht
haben erwecken laſſen. Da aber andere gleich-
wol erwecket und zum Glauben gebracht wor-
den, ſo iſt daraus eben die Groͤſſe der goͤttli-
chen Kraft, welche Paulus mit ſo vielen Wor-
ten beſchreibet, zu erkennen.
e. Daß die Gnade und Kraft, womit GOtt
die Bekehrung des Menſchen wircket, zwar
an ſich ſelbſt unendlich ſey, und ſich aufs
kraͤftigſte aͤuſſere: allein daß ſie deßwe-
gen doch dem Menſchen die Freyheit zum
Widerſtande laſſe, und ihn keines we-
ges zwinge.
Denn wofern dieſes waͤre, ſo
koͤnte ihr niemand widerſtehen. Wo ihr aber
niemand widerſtehen koͤnte, gleichwie ihr der
todte Coͤrper zur Lebendigmachung nicht wi-
derſtehen kan; ſo wuͤrden wir vor der Wider-
ſtehung nicht ſo nachdruͤcklich gewarnet wer-
den, und ſo waͤre die Bekehrung nicht ein ſol-
ches ſonderbares Werck GOttes, wie es
Paulus mit ſo vielen Worten beſchrieben
hat.
f. Daß wir alſo alhier diejenige Evangeli-
ſche Lehre gegruͤndet finden, welche in
der Mitten ſtehet zwiſchen den beyden
Haupt-Jrrthuͤmern der
Pelagianer und
Socinianer von den zur Bekehrung, oder zum
Glauben hinlaͤnglichen Natur-Kraͤften: und
derer, welche ein
abſolutum decretum, und
Vermoͤge deſſelben eine ſolche Gnaden-Wir-
ckung ſtatuiren, welcher der Menſch nicht wi-
derſtehen koͤnne. Denn gleichwie von dieſem
das Gegentheil aus dieſem Texte erhellet, ſo
iſt aus demſelben auch nicht weniger zu erken-
nen, wie gar unvermoͤgend der Menſch in
geiſt-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0636" n="608"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Erkla&#x0364;rung des Briefs Pauli <hi rendition="#et">Cap. 1, v. 19. 20.</hi></hi> </fw><lb/>
              <cb/>
              <list>
                <item>5. Und da die&#x017F;e drey er&#x017F;ten Worte eigent-<lb/>
lich nur mit dem Wo&#x0364;rtlein &#x03B5;&#x1F30;&#x03C2; &#x1F21;&#x03BC;&#x1FB6;&#x03C2;, <hi rendition="#fr">an uns,</hi><lb/><hi rendition="#aq">con&#x017F;truir</hi>et werden, &#x017F;o zeiget er darauf an, zu<lb/>
welchem an uns gethanen Wercke GOtt &#x017F;olche<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;chwa&#x0364;ngliche Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;einer Kraft bewei&#x017F;e,<lb/>
nemlich zum Wercke des Glaubens. Da er denn<lb/>
das Wort &#x03C0;&#x03B9;&#x03C2;&#x03B5;&#x03CD;&#x03BF;&#x03BD;&#x03C4;&#x03B1;&#x03C2; dazu &#x017F;etzet, und die&#x017F;es mit<lb/>
den folgenden Worten <hi rendition="#aq">con&#x017F;truir</hi>et: &#x03C4;&#x03BF;&#x1F7A;&#x03C2; &#x03C0;&#x03B9;&#x03C2;&#x03B5;&#x03CD;&#x03BF;&#x03BD;-<lb/>
&#x03C4;&#x03B1;&#x03C2; &#x03BA;&#x03B1;&#x03C4;&#x1F70; &#x03C4;&#x1F74;&#x03BD; &#x1F10;&#x03BD;&#x03AD;&#x03C1;&#x03B3;&#x03B5;&#x03B9;&#x03B1;&#x03BD; &#x03C4;&#x03BF;&#x1FE6; &#x03BA;&#x03C1;&#x03AC;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C5;&#x03C2; &#x03C4;&#x1FC6;&#x03C2; &#x1F30;&#x03C3;&#x03C7;&#x03CD;&#x03BF;&#x03C2;<lb/>
&#x03B1;&#x1FBD;&#x03C5;&#x03C4;&#x03BF;&#x1FE6;, &#x1F23;&#x03BD; &#x1F10;&#x03BD;&#x03AE;&#x03C1;&#x03B3;&#x03B7;&#x03C3;&#x03B5;&#x03BD; <hi rendition="#aq">&amp;c.</hi> Da er nun ha&#x0364;tte &#x017F;agen<lb/>
ko&#x0364;nnen: <hi rendition="#fr">Wir glauben</hi> &#x03BA;&#x03B1;&#x03C4;&#x1F70; &#x03C4;&#x1F74;&#x03BD; &#x1F30;&#x03C3;&#x03C7;&#x1F7A;&#x03BD; &#x1F00;&#x03C5;&#x03C4;&#x03BF;&#x1FE6;,<lb/><hi rendition="#fr">nach &#x017F;einer Sta&#x0364;rcke,</hi> &#x017F;o &#x017F;etzet er das Wort<lb/>
&#x03BA;&#x03C1;&#x03AC;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C2; vorher, und da es &#x017F;on&#x017F;t ha&#x0364;tte hei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ol-<lb/>
len: &#x03BA;&#x03B1;&#x03C4;&#x1F70; &#x03C4;&#x1F78; &#x03BA;&#x03C1;&#x03AC;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C2; &#x03C4;&#x1FC6;&#x03C2; &#x1F30;&#x03C3;&#x03C7;&#x03CD;&#x03BF;&#x03C2;, nach der<lb/>
Macht &#x017F;einer Sta&#x0364;rcke, oder nach der Sta&#x0364;rcke &#x017F;ei-<lb/>
nes Vermo&#x0364;gens, &#x017F;o giebet er beyden Worten<lb/>
noch einen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Nachdruck, wenn er das<lb/>
Wort &#x1F10;&#x03BD;&#x03AD;&#x03C1;&#x03B3;&#x03B5;&#x03B9;&#x03B1;&#x03BD;, die Wirckung vorher &#x017F;etzet, und<lb/>
&#x017F;pricht: &#x03BA;&#x03B1;&#x03C4;&#x1F70; &#x03C4;&#x1F74;&#x03BD; &#x1F10;&#x03BD;&#x03AD;&#x03C1;&#x03B3;&#x03B5;&#x03B9;&#x03B1;&#x03BD; &#x03C4;&#x03BF;&#x1FE6; &#x03BA;&#x03C1;&#x03AC;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C5;&#x03C2; &#x03C4;&#x1FC6;&#x03C2;<lb/>
&#x1F30;&#x03C3;&#x03C7;&#x03CD;&#x03BF;&#x03C2; &#x1F00;&#x03C5;&#x03C4;&#x03BF;&#x1FE6;, <hi rendition="#fr">nach der Wirckung &#x017F;einer<lb/>
ma&#x0364;chtigen Sta&#x0364;rcke,</hi> anzuzeigen, daß die go&#x0364;tt-<lb/>
liche Kraft und Sta&#x0364;rcke zur Anzu&#x0364;ndung des<lb/>
Glaubens in ihre rechte Wirckung trete.</item><lb/>
                <item>6. Die&#x017F;em &#x017F;echsfachen Nachdrucke giebet<lb/>
der Apo&#x017F;tel darauf noch ein neues und das gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
&#x017F;te Gewichte, wenn er die an den Men&#x017F;chen bey<lb/>
der Bekehrung und Schenckung des Glaubens<lb/>
erwie&#x017F;ene Kraft erla&#x0364;utert mit dem herrlichen Ex-<lb/>
empel des durch eine unendliche Kraft nach der<lb/>
men&#x017F;chlichen Natur aus den Todten erweckten<lb/>
und zur Rechten GOttes erhabenen Sohnes<lb/>
GOttes, wenn er &#x017F;pricht: Welche (ma&#x0364;chtige<lb/>
Sta&#x0364;rcke) er gewircket hat in CHri&#x017F;to, da er ihn<lb/>
von den Todten erwecket hat, und ge&#x017F;etzet zu<lb/>
&#x017F;einer Rechten im Himmel, und hat alle Dinge<lb/>
unter &#x017F;eine Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gethan.</item><lb/>
                <item>7. Da nun der vielfache Nachdruck die&#x017F;es<lb/>
Orts ku&#x0364;rtzlich erwogen i&#x017F;t; &#x017F;o haben wir nun da-<lb/>
hin zu &#x017F;ehen, wie er der Erka&#x0364;ntniß und der Aus-<lb/>
u&#x0364;bung nach wohl anzulegen &#x017F;ey. Es liegen dar-<lb/>
innen, und flie&#x017F;&#x017F;en daraus unter andern &#x017F;onderlich<lb/>
folgende <hi rendition="#fr">Lehren:</hi><lb/><list><item><hi rendition="#aq">a.</hi><hi rendition="#fr">Daß die men&#x017F;chliche Natur durch den<lb/>
Su&#x0364;nden-Fall a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t u. &#x017F;o gar verderbt<lb/>
&#x017F;ey, daß &#x017F;ie &#x017F;ich zur Seligkeit im allerge-<lb/>
ring&#x017F;ten nicht &#x017F;elb&#x017F;t helfen ko&#x0364;nne, &#x017F;on-<lb/>
dern daß es dißfalls alles auf die kra&#x0364;fti-<lb/>
ge Gnaden-Wirckung GOttes ankom-<lb/>
me;</hi> daß auch dem men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlecht<lb/>
nicht anders habe geholfen werden ko&#x0364;nnen,<lb/>
als durch das Mittler-Amt des Sohnes GOt-<lb/>
tes, nach welchem er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r da&#x017F;&#x017F;elbe zur<lb/>
Ver&#x017F;o&#x0364;hnung in den Tod gegeben, aber zur<lb/>
Ver&#x017F;icherung von der Gu&#x0364;ltigkeit die&#x017F;es Todes<lb/>
wieder auferwecket worden und aufer&#x017F;tanden<lb/>
&#x017F;ey. Daß aber der Sohn GOttes, gleichwie<lb/>
er durch die herrliche Kraft des Vaters erwe-<lb/>
cket worden, al&#x017F;o auch durch &#x017F;eine eigne Kraft<lb/>
aufer&#x017F;tanden &#x017F;ey, erhellet &#x03B1;. aus &#x017F;einer wah-<lb/>
ren Gottheit, nach welcher die Erweckungs-<lb/>
Kraft des Vaters auch &#x017F;eine eigne i&#x017F;t: &#x03C1;&#x03BF;. aus<lb/>
die&#x017F;en Stellen der heiligen Schrift Joh. 2, 19.<lb/>
u. f. 10, 17. 18. 11, 25. &#x03B3;. aus dem Wunder-<lb/>
Werck der erweckten Todten; als wodurch<lb/>
er &#x017F;eine Macht u&#x0364;ber den Tod bewie&#x017F;en hat:<lb/>
von welcher es &#x03B4;. heißt: <hi rendition="#fr">Jch habe die Schlu&#x0364;&#x017F;-<lb/><cb/>
&#x017F;el der Ho&#x0364;llen und des Todes.</hi> Offenb.<lb/>
1, 18.</item><lb/><item><hi rendition="#aq">b.</hi><hi rendition="#fr">Daß nicht allein das Reich der Natur,<lb/>
&#x017F;ondern auch das Reich der Gnaden, ein<lb/>
Reich der Allmacht GOttes &#x017F;ey:</hi> &#x017F;intemal<lb/>
GOTT in die&#x017F;em bey der Erweckung des<lb/>
Glaubens eine &#x017F;olche unendliche Macht und<lb/>
Kraft bewei&#x017F;et.</item><lb/><item><hi rendition="#aq">c.</hi><hi rendition="#fr">Daß die Anzu&#x0364;ndung des Glaubens eine<lb/>
rechte gei&#x017F;tliche Erweckung,</hi> und &#x017F;ich zum<lb/>
Glauben bringen la&#x017F;&#x017F;en, und wu&#x0364;rcklich anfan-<lb/>
gen zu glauben, eine rechte gei&#x017F;tliche <hi rendition="#fr">Aufer-<lb/>
&#x017F;tehung &#x017F;ey:</hi> darum der Apo&#x017F;tel anzeiget, daß<lb/>
in der Wirckung des Glaubens eben die&#x017F;elbe<lb/>
go&#x0364;ttliche Kraft bewie&#x017F;en &#x017F;ey, welche &#x017F;ich in der<lb/>
Auferweckung CHri&#x017F;ti hervor gethan. Das<lb/>
heißt denn nach c. 2, 5. 6. <hi rendition="#fr">zwar todt gewe-<lb/>
&#x017F;en, aber mit CHri&#x017F;to lebendig gemacht,<lb/>
mit ihm auferwecket und &#x017F;amt ihm ins<lb/>
himmli&#x017F;che We&#x017F;en ver&#x017F;etzet &#x017F;eyn.</hi> Siehe<lb/>
auch Col. 3, 1.</item><lb/><item><hi rendition="#aq">d.</hi><hi rendition="#fr">Daß die gei&#x017F;tliche Erweckung,</hi> wodurch<lb/>
der Men&#x017F;ch zum Glauben gebracht wird, <hi rendition="#fr">eine<lb/>
mehrere und nachdru&#x0364;cklichere Wirckung<lb/>
der go&#x0364;ttlichen Kraft erfodere, als die<lb/>
leibliche Erweckung der Todten.</hi> Denn<lb/>
da der HErr JE&#x017F;us die leiblichen Todten, z.<lb/>
E. den Lazarum, mit einem Worte auferwe-<lb/>
cket hat: &#x017F;o hat er gegen die gei&#x017F;tlich todte<lb/>
Juden etliche Jahre hindurch gantze Reden<lb/>
gehalten, und &#x017F;ie dennoch aus ihrem gei&#x017F;tlichen<lb/>
Tode nicht erwecken ko&#x0364;nnen, da &#x017F;ie &#x017F;ich nicht<lb/>
haben erwecken la&#x017F;&#x017F;en. Da aber andere gleich-<lb/>
wol erwecket und zum Glauben gebracht wor-<lb/>
den, &#x017F;o i&#x017F;t daraus eben die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der go&#x0364;ttli-<lb/>
chen Kraft, welche Paulus mit &#x017F;o vielen Wor-<lb/>
ten be&#x017F;chreibet, zu erkennen.</item><lb/><item><hi rendition="#aq">e.</hi><hi rendition="#fr">Daß die Gnade und Kraft,</hi> womit GOtt<lb/>
die Bekehrung des Men&#x017F;chen wircket, <hi rendition="#fr">zwar<lb/>
an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t unendlich &#x017F;ey, und &#x017F;ich aufs<lb/>
kra&#x0364;ftig&#x017F;te a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere: allein daß &#x017F;ie deßwe-<lb/>
gen doch dem Men&#x017F;chen die Freyheit zum<lb/>
Wider&#x017F;tande la&#x017F;&#x017F;e, und ihn keines we-<lb/>
ges zwinge.</hi> Denn wofern die&#x017F;es wa&#x0364;re, &#x017F;o<lb/>
ko&#x0364;nte ihr niemand wider&#x017F;tehen. Wo ihr aber<lb/>
niemand wider&#x017F;tehen ko&#x0364;nte, gleichwie ihr der<lb/>
todte Co&#x0364;rper zur Lebendigmachung nicht wi-<lb/>
der&#x017F;tehen kan; &#x017F;o wu&#x0364;rden wir vor der Wider-<lb/>
&#x017F;tehung nicht &#x017F;o nachdru&#x0364;cklich gewarnet wer-<lb/>
den, und &#x017F;o wa&#x0364;re die Bekehrung nicht ein &#x017F;ol-<lb/>
ches &#x017F;onderbares Werck GOttes, wie es<lb/>
Paulus mit &#x017F;o vielen Worten be&#x017F;chrieben<lb/>
hat.</item><lb/><item><hi rendition="#aq">f.</hi><hi rendition="#fr">Daß wir al&#x017F;o alhier diejenige Evangeli-<lb/>
&#x017F;che Lehre gegru&#x0364;ndet finden, welche in<lb/>
der Mitten &#x017F;tehet zwi&#x017F;chen den beyden<lb/>
Haupt-Jrrthu&#x0364;mern der</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pelagian</hi></hi><hi rendition="#fr">er und</hi><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Socinian</hi></hi><hi rendition="#fr">er</hi> von den zur Bekehrung, oder zum<lb/>
Glauben hinla&#x0364;nglichen Natur-Kra&#x0364;ften: <hi rendition="#fr">und<lb/>
derer, welche ein</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ab&#x017F;olutum decretum,</hi></hi> und<lb/>
Vermo&#x0364;ge de&#x017F;&#x017F;elben eine &#x017F;olche Gnaden-Wir-<lb/>
ckung <hi rendition="#aq">&#x017F;tatuir</hi>en, welcher der Men&#x017F;ch nicht wi-<lb/>
der&#x017F;tehen ko&#x0364;nne. Denn gleichwie von die&#x017F;em<lb/>
das Gegentheil aus die&#x017F;em Texte erhellet, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t aus dem&#x017F;elben auch nicht weniger zu erken-<lb/>
nen, wie gar unvermo&#x0364;gend der Men&#x017F;ch in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gei&#x017F;t-</fw><lb/></item></list></item>
              </list>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[608/0636] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 19. 20. 5. Und da dieſe drey erſten Worte eigent- lich nur mit dem Woͤrtlein εἰς ἡμᾶς, an uns, conſtruiret werden, ſo zeiget er darauf an, zu welchem an uns gethanen Wercke GOtt ſolche uͤberſchwaͤngliche Groͤſſe ſeiner Kraft beweiſe, nemlich zum Wercke des Glaubens. Da er denn das Wort πιςεύοντας dazu ſetzet, und dieſes mit den folgenden Worten conſtruiret: τοὺς πιςεύον- τας κατὰ τὴν ἐνέργειαν τοῦ κράτους τῆς ἰσχύος α᾽υτοῦ, ἣν ἐνήργησεν &c. Da er nun haͤtte ſagen koͤnnen: Wir glauben κατὰ τὴν ἰσχὺν ἀυτοῦ, nach ſeiner Staͤrcke, ſo ſetzet er das Wort κράτος vorher, und da es ſonſt haͤtte heiſſen ſol- len: κατὰ τὸ κράτος τῆς ἰσχύος, nach der Macht ſeiner Staͤrcke, oder nach der Staͤrcke ſei- nes Vermoͤgens, ſo giebet er beyden Worten noch einen groͤſſern Nachdruck, wenn er das Wort ἐνέργειαν, die Wirckung vorher ſetzet, und ſpricht: κατὰ τὴν ἐνέργειαν τοῦ κράτους τῆς ἰσχύος ἀυτοῦ, nach der Wirckung ſeiner maͤchtigen Staͤrcke, anzuzeigen, daß die goͤtt- liche Kraft und Staͤrcke zur Anzuͤndung des Glaubens in ihre rechte Wirckung trete. 6. Dieſem ſechsfachen Nachdrucke giebet der Apoſtel darauf noch ein neues und das groͤſſe- ſte Gewichte, wenn er die an den Menſchen bey der Bekehrung und Schenckung des Glaubens erwieſene Kraft erlaͤutert mit dem herrlichen Ex- empel des durch eine unendliche Kraft nach der menſchlichen Natur aus den Todten erweckten und zur Rechten GOttes erhabenen Sohnes GOttes, wenn er ſpricht: Welche (maͤchtige Staͤrcke) er gewircket hat in CHriſto, da er ihn von den Todten erwecket hat, und geſetzet zu ſeiner Rechten im Himmel, und hat alle Dinge unter ſeine Fuͤſſe gethan. 7. Da nun der vielfache Nachdruck dieſes Orts kuͤrtzlich erwogen iſt; ſo haben wir nun da- hin zu ſehen, wie er der Erkaͤntniß und der Aus- uͤbung nach wohl anzulegen ſey. Es liegen dar- innen, und flieſſen daraus unter andern ſonderlich folgende Lehren: a. Daß die menſchliche Natur durch den Suͤnden-Fall aͤuſſerſt u. ſo gar verderbt ſey, daß ſie ſich zur Seligkeit im allerge- ringſten nicht ſelbſt helfen koͤnne, ſon- dern daß es dißfalls alles auf die kraͤfti- ge Gnaden-Wirckung GOttes ankom- me; daß auch dem menſchlichen Geſchlecht nicht anders habe geholfen werden koͤnnen, als durch das Mittler-Amt des Sohnes GOt- tes, nach welchem er ſich ſelbſt fuͤr daſſelbe zur Verſoͤhnung in den Tod gegeben, aber zur Verſicherung von der Guͤltigkeit dieſes Todes wieder auferwecket worden und auferſtanden ſey. Daß aber der Sohn GOttes, gleichwie er durch die herrliche Kraft des Vaters erwe- cket worden, alſo auch durch ſeine eigne Kraft auferſtanden ſey, erhellet α. aus ſeiner wah- ren Gottheit, nach welcher die Erweckungs- Kraft des Vaters auch ſeine eigne iſt: ρο. aus dieſen Stellen der heiligen Schrift Joh. 2, 19. u. f. 10, 17. 18. 11, 25. γ. aus dem Wunder- Werck der erweckten Todten; als wodurch er ſeine Macht uͤber den Tod bewieſen hat: von welcher es δ. heißt: Jch habe die Schluͤſ- ſel der Hoͤllen und des Todes. Offenb. 1, 18. b. Daß nicht allein das Reich der Natur, ſondern auch das Reich der Gnaden, ein Reich der Allmacht GOttes ſey: ſintemal GOTT in dieſem bey der Erweckung des Glaubens eine ſolche unendliche Macht und Kraft beweiſet. c. Daß die Anzuͤndung des Glaubens eine rechte geiſtliche Erweckung, und ſich zum Glauben bringen laſſen, und wuͤrcklich anfan- gen zu glauben, eine rechte geiſtliche Aufer- ſtehung ſey: darum der Apoſtel anzeiget, daß in der Wirckung des Glaubens eben dieſelbe goͤttliche Kraft bewieſen ſey, welche ſich in der Auferweckung CHriſti hervor gethan. Das heißt denn nach c. 2, 5. 6. zwar todt gewe- ſen, aber mit CHriſto lebendig gemacht, mit ihm auferwecket und ſamt ihm ins himmliſche Weſen verſetzet ſeyn. Siehe auch Col. 3, 1. d. Daß die geiſtliche Erweckung, wodurch der Menſch zum Glauben gebracht wird, eine mehrere und nachdruͤcklichere Wirckung der goͤttlichen Kraft erfodere, als die leibliche Erweckung der Todten. Denn da der HErr JEſus die leiblichen Todten, z. E. den Lazarum, mit einem Worte auferwe- cket hat: ſo hat er gegen die geiſtlich todte Juden etliche Jahre hindurch gantze Reden gehalten, und ſie dennoch aus ihrem geiſtlichen Tode nicht erwecken koͤnnen, da ſie ſich nicht haben erwecken laſſen. Da aber andere gleich- wol erwecket und zum Glauben gebracht wor- den, ſo iſt daraus eben die Groͤſſe der goͤttli- chen Kraft, welche Paulus mit ſo vielen Wor- ten beſchreibet, zu erkennen. e. Daß die Gnade und Kraft, womit GOtt die Bekehrung des Menſchen wircket, zwar an ſich ſelbſt unendlich ſey, und ſich aufs kraͤftigſte aͤuſſere: allein daß ſie deßwe- gen doch dem Menſchen die Freyheit zum Widerſtande laſſe, und ihn keines we- ges zwinge. Denn wofern dieſes waͤre, ſo koͤnte ihr niemand widerſtehen. Wo ihr aber niemand widerſtehen koͤnte, gleichwie ihr der todte Coͤrper zur Lebendigmachung nicht wi- derſtehen kan; ſo wuͤrden wir vor der Wider- ſtehung nicht ſo nachdruͤcklich gewarnet wer- den, und ſo waͤre die Bekehrung nicht ein ſol- ches ſonderbares Werck GOttes, wie es Paulus mit ſo vielen Worten beſchrieben hat. f. Daß wir alſo alhier diejenige Evangeli- ſche Lehre gegruͤndet finden, welche in der Mitten ſtehet zwiſchen den beyden Haupt-Jrrthuͤmern der Pelagianer und Socinianer von den zur Bekehrung, oder zum Glauben hinlaͤnglichen Natur-Kraͤften: und derer, welche ein abſolutum decretum, und Vermoͤge deſſelben eine ſolche Gnaden-Wir- ckung ſtatuiren, welcher der Menſch nicht wi- derſtehen koͤnne. Denn gleichwie von dieſem das Gegentheil aus dieſem Texte erhellet, ſo iſt aus demſelben auch nicht weniger zu erken- nen, wie gar unvermoͤgend der Menſch in geiſt-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/636
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/636>, abgerufen am 24.11.2024.