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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 1, v. 13. an die Epheser.
[Spaltenumbruch] te des Verses wiederholet wird; da der Vers,
wenn die ersten Wörtlein in der Mitte nicht wä-
ren wiederholet worden, also zu übersetzen wä-
re: Jn welchem auch ihr, nachdem ihr
das Wort der Wahrheit, das Evange-
lium von eurer Seligkeit gehöret habet,
und glaubig worden, versiegelt worden
seyd mit dem Heiligen Geiste der Verheis-
sung.
Da nun aber die Wörtlein wiederho-
let sind, so kan man die Wiederholung eines
theils dem besondern Affect Pauli, andern theils
auch den darzwischen gesetzten Worten zuschrei-
ben, als um derer willen, damit die Constru-
ction
mit dem Sinne so viel deutlicher seyn
möchte, die repetition geschehen. Und also
würde die Ubersetzung diese seyn müssen: Jn
welchem auch ihr, nachdem ihr gehöret
habet das Wort der Wahrheit, das Ev-
angelium von eurer Seligkeit; in welchem,

sage ich, auch ihr, da ihr glaubig worden
seyd, versiegelt worden
u. s. w.
3. Am einfältigsten aber ist es wol, wenn
man die ersten Worte: en o kai umei~s, in wel-
chem auch ihr
mit der nicht ungewöhnlichen
ellipsi des Worts seyd verstehet. Denn nach-
dem der Apostel bisher gezeiget hat, wozu die
glaubigen Juden gelanget, was sie in CHristo
geworden, wie sie in ihm erwehlet v. 4. ange-
nehm gemacht v. 6. die Erlösung durch sein Blut
hätten zur Vergebung der Sünden v. 7. und
zur Erbschaft gekommen v. 11. und wie ihr Glau-
be in der Hoffnung in ihm ruhe v. 12. so spricht
er darauf v. 13. en o kai umei~s, in welchem auch
ihr,
nemlich seyd, seyd erwehlet, seyd ange-
nehm gemacht, seyd zum Erbtheil gebracht u.
s. f. Da denn nun der gantze Vers gantz un-
gezwungen also zu übersetzen ist: Jn welchem
auch ihr seyd, nachdem ihr das Wort der
Wahrheit, das Evangelium von eurer
Seligkeit gehöret habet: in welchem, da
ihr glaubig worden seyd, ihr auch versie-
gelt seyd mit dem Heiligen Geiste der Ver-
heissung.
4. Ob man nun die Wörter en o überse-
tze in welchem, oder durch welchen, das
ist gleich viel: doch ist das erstere nachdrückli-
cher. Denn es zeiget viel deutlicher die Ord-
nung an, in welcher wir zur Seligkeit kommen,
nemlich es geschehe dergestalt durch Christum,
daß wir in ihm durch den Glauben erfunden
werden. Wie denn die Redens-Art in Chri-
sto, in dem HErrn,
ohne das zu den beson-
dern und emphatischen Characteribus des Pauli-
nischen stili gehöret.
5. Die Worte: das Wort der Wahr-
heit
werden gar füglich erläutert durch die da-
bey gesetzte: das Evangelium von eurer
Seligkeit.
Denn das Wort der Wahr-
heit
heißt alhier so viel, als die Lehre, der
gantze Rath GOttes von dem Grunde und von
der Ordnung des Heils, darinnen es auf lauter
Gnade und Wahrheit, die durch CHristum, die
ewige selbstständige Wahrheit, worden ist Joh.
1, 17. ankömmt, darinnen auch alles auf Wahr-
heit, oder auf ein rechtschaffnes Wesen gehet.
Eph. 4, 21. und zwar also, daß es dem Schat-
[Spaltenumbruch] tenwercke des Alten Testaments entgegen gese-
tzet ist. Gegen welche Wahrheit alles, was die
Philosophie wahres und gutes hat, ist wie das
Monden-Licht gegen den hellen Sonnenschein.
Und ob zwar alles Wahrheit ist, worauf das
Gesetz gehet; so sind doch die allertheuersten
Wahrheiten eigentlich im Evangelio enthalten,
bestehen in den Glaubens-Geheimnissen, und
gehen auf lauter Seligkeit und Wohlthaten;
da hingegen die Wahrheiten des Gesetzes auf
lauter Liebes-Pflichten gehen. Darum das
Evangelium mit dem so lieblichen Bey-Worte
ein Evangelium, oder fröliche Botschaft der
Seligkeit
genennet wird.
6. Dieses Wort nun hatten sie gehöret,
da die Gnade der Berufung an sie gekommen
war. Sie hatten es aber dergestalt gehöret,
daß sie dem himmlischen Berufe Platz gegeben,
daß sie sich, wie der Lydia geschehen Actor. 16.
bey dem Gehör das Hertz aufthun lassen; und
also war ihre aoke zur upakoe, das Gehör
zum Glauben
geworden: Darum auch das
hören der kräftigen Wirckung nach durch Glau-
ben
erkläret wird. Sie hatten sich wiederge-
bären lassen aus dem Worte GOttes, als aus
einem lebendigen Samen 1 Pet. 1, 23. Jac. 1, 18.
Wie denn auch, wo GOttes Wort nicht also
gehöret wird, es nicht recht gehöret wird sondern
auf einen bösen und böse bleibenden Acker fällt.
7. Das Wort versiegeln ist hergenom-
men von Contracten, Verschreibungen und
Bündnissen, welche zur Bestärckung ihrer Gül-
tigkeit nicht nur pflegen von den Contrahenten,
oder ihren Gevollmächtigten, eigenhändig un-
terschrieben, sondern auch mit aufgedrucktem
Pitschaft versiegelt zu werden. Die geist-
liche Versiegelung ist demnach eine solche
Bekräftigung und Bestärckung des Gnaden-
Bundes mit GOTT, und der Kindschaft mit
dem damit verknüpften Gnaden-Geschenck der
Gerechtigkeit CHristi und der Vergebung der
Sünden, dadurch man versichert wird, daß
man wircklich im Stande der Gnaden stehe und
ein Erbe des ewigen Lebens sey. Vermöge die-
ser Versiegelung konte Paulus 2 Timoth. 1, 12.
schreiben: Jch weiß, an wen ich glaube,
und bin gewiß, daß er mir meine Beyla-
ge bewahren wird bis an jenen Tag.
8. Diese Versiegelung wird GOTT al-
so zugeschrieben, daß sie durch den Heiligen
Geist
geschiehet. Denn da dieser CHristum
verkläret Joh. 16, 14. und zur Verklärung Chri-
sti den Glauben, als ein geistliches Leben und
Licht, an CHristum in der Wiedergeburt an-
gezündet hat, so setzet er die damit in der Seele
angefangene Gnaden-Wirckungen also fort, daß
man darinnen durch wircklichen, ob gleich noch
unvollkommnen, Besitz die Heils-Güter, als
den geistlichen Frieden in und mit GOTT, die
Freyheit des Gewissens, die Freude im Heili-
gen Geiste, und sonderlich die Kindschaft Got-
tes mit der Versicherung von der künftigen gros-
sen Erbschaft des ewigen Lebens empfindet.
Welche glaubige Empfindung und Versiche-
rung
die Versiegelung genennet wird. Da-
von man auch nachzulesen hat 2 Cor. 1, 21. 22.
5, 5.
G g g g 2
Cap. 1, v. 13. an die Epheſer.
[Spaltenumbruch] te des Verſes wiederholet wird; da der Vers,
wenn die erſten Woͤrtlein in der Mitte nicht waͤ-
ren wiederholet worden, alſo zu uͤberſetzen waͤ-
re: Jn welchem auch ihr, nachdem ihr
das Wort der Wahrheit, das Evange-
lium von eurer Seligkeit gehoͤret habet,
und glaubig worden, verſiegelt worden
ſeyd mit dem Heiligen Geiſte der Verheiſ-
ſung.
Da nun aber die Woͤrtlein wiederho-
let ſind, ſo kan man die Wiederholung eines
theils dem beſondern Affect Pauli, andern theils
auch den darzwiſchen geſetzten Worten zuſchrei-
ben, als um derer willen, damit die Conſtru-
ction
mit dem Sinne ſo viel deutlicher ſeyn
moͤchte, die repetition geſchehen. Und alſo
wuͤrde die Uberſetzung dieſe ſeyn muͤſſen: Jn
welchem auch ihr, nachdem ihr gehoͤret
habet das Wort der Wahrheit, das Ev-
angelium von eurer Seligkeit; in welchem,

ſage ich, auch ihr, da ihr glaubig worden
ſeyd, verſiegelt worden
u. ſ. w.
3. Am einfaͤltigſten aber iſt es wol, wenn
man die erſten Worte: ἐν ᾧ καὶ ὑμει῀ς, in wel-
chem auch ihr
mit der nicht ungewoͤhnlichen
ellipſi des Worts ſeyd verſtehet. Denn nach-
dem der Apoſtel bisher gezeiget hat, wozu die
glaubigen Juden gelanget, was ſie in CHriſto
geworden, wie ſie in ihm erwehlet v. 4. ange-
nehm gemacht v. 6. die Erloͤſung durch ſein Blut
haͤtten zur Vergebung der Suͤnden v. 7. und
zur Erbſchaft gekommen v. 11. und wie ihr Glau-
be in der Hoffnung in ihm ruhe v. 12. ſo ſpricht
er darauf v. 13. ἐν ᾧ καὶ ὑμει῀ς, in welchem auch
ihr,
nemlich ſeyd, ſeyd erwehlet, ſeyd ange-
nehm gemacht, ſeyd zum Erbtheil gebracht u.
ſ. f. Da denn nun der gantze Vers gantz un-
gezwungen alſo zu uͤberſetzen iſt: Jn welchem
auch ihr ſeyd, nachdem ihr das Wort der
Wahrheit, das Evangelium von eurer
Seligkeit gehoͤret habet: in welchem, da
ihr glaubig worden ſeyd, ihr auch verſie-
gelt ſeyd mit dem Heiligen Geiſte der Ver-
heiſſung.
4. Ob man nun die Woͤrter ἐν ᾧ uͤberſe-
tze in welchem, oder durch welchen, das
iſt gleich viel: doch iſt das erſtere nachdruͤckli-
cher. Denn es zeiget viel deutlicher die Ord-
nung an, in welcher wir zur Seligkeit kommen,
nemlich es geſchehe dergeſtalt durch Chriſtum,
daß wir in ihm durch den Glauben erfunden
werden. Wie denn die Redens-Art in Chri-
ſto, in dem HErrn,
ohne das zu den beſon-
dern und emphatiſchen Characteribus des Pauli-
niſchen ſtili gehoͤret.
5. Die Worte: das Wort der Wahr-
heit
werden gar fuͤglich erlaͤutert durch die da-
bey geſetzte: das Evangelium von eurer
Seligkeit.
Denn das Wort der Wahr-
heit
heißt alhier ſo viel, als die Lehre, der
gantze Rath GOttes von dem Grunde und von
der Ordnung des Heils, darinnen es auf lauter
Gnade und Wahrheit, die durch CHriſtum, die
ewige ſelbſtſtaͤndige Wahrheit, worden iſt Joh.
1, 17. ankoͤmmt, darinnen auch alles auf Wahr-
heit, oder auf ein rechtſchaffnes Weſen gehet.
Eph. 4, 21. und zwar alſo, daß es dem Schat-
[Spaltenumbruch] tenwercke des Alten Teſtaments entgegen geſe-
tzet iſt. Gegen welche Wahrheit alles, was die
Philoſophie wahres und gutes hat, iſt wie das
Monden-Licht gegen den hellen Sonnenſchein.
Und ob zwar alles Wahrheit iſt, worauf das
Geſetz gehet; ſo ſind doch die allertheuerſten
Wahrheiten eigentlich im Evangelio enthalten,
beſtehen in den Glaubens-Geheimniſſen, und
gehen auf lauter Seligkeit und Wohlthaten;
da hingegen die Wahrheiten des Geſetzes auf
lauter Liebes-Pflichten gehen. Darum das
Evangelium mit dem ſo lieblichen Bey-Worte
ein Evangelium, oder froͤliche Botſchaft der
Seligkeit
genennet wird.
6. Dieſes Wort nun hatten ſie gehoͤret,
da die Gnade der Berufung an ſie gekommen
war. Sie hatten es aber dergeſtalt gehoͤret,
daß ſie dem himmliſchen Berufe Platz gegeben,
daß ſie ſich, wie der Lydia geſchehen Actor. 16.
bey dem Gehoͤr das Hertz aufthun laſſen; und
alſo war ihre ἀοκὴ zur ὑπακοῇ, das Gehoͤr
zum Glauben
geworden: Darum auch das
hoͤren der kraͤftigen Wirckung nach durch Glau-
ben
erklaͤret wird. Sie hatten ſich wiederge-
baͤren laſſen aus dem Worte GOttes, als aus
einem lebendigen Samen 1 Pet. 1, 23. Jac. 1, 18.
Wie denn auch, wo GOttes Wort nicht alſo
gehoͤret wird, es nicht recht gehoͤret wird ſondern
auf einen boͤſen und boͤſe bleibenden Acker faͤllt.
7. Das Wort verſiegeln iſt hergenom-
men von Contracten, Verſchreibungen und
Buͤndniſſen, welche zur Beſtaͤrckung ihrer Guͤl-
tigkeit nicht nur pflegen von den Contrahenten,
oder ihren Gevollmaͤchtigten, eigenhaͤndig un-
terſchrieben, ſondern auch mit aufgedrucktem
Pitſchaft verſiegelt zu werden. Die geiſt-
liche Verſiegelung iſt demnach eine ſolche
Bekraͤftigung und Beſtaͤrckung des Gnaden-
Bundes mit GOTT, und der Kindſchaft mit
dem damit verknuͤpften Gnaden-Geſchenck der
Gerechtigkeit CHriſti und der Vergebung der
Suͤnden, dadurch man verſichert wird, daß
man wircklich im Stande der Gnaden ſtehe und
ein Erbe des ewigen Lebens ſey. Vermoͤge die-
ſer Verſiegelung konte Paulus 2 Timoth. 1, 12.
ſchreiben: Jch weiß, an wen ich glaube,
und bin gewiß, daß er mir meine Beyla-
ge bewahren wird bis an jenen Tag.
8. Dieſe Verſiegelung wird GOTT al-
ſo zugeſchrieben, daß ſie durch den Heiligen
Geiſt
geſchiehet. Denn da dieſer CHriſtum
verklaͤret Joh. 16, 14. und zur Verklaͤrung Chri-
ſti den Glauben, als ein geiſtliches Leben und
Licht, an CHriſtum in der Wiedergeburt an-
gezuͤndet hat, ſo ſetzet er die damit in der Seele
angefangene Gnaden-Wirckungen alſo fort, daß
man darinnen durch wircklichen, ob gleich noch
unvollkommnen, Beſitz die Heils-Guͤter, als
den geiſtlichen Frieden in und mit GOTT, die
Freyheit des Gewiſſens, die Freude im Heili-
gen Geiſte, und ſonderlich die Kindſchaft Got-
tes mit der Verſicherung von der kuͤnftigen groſ-
ſen Erbſchaft des ewigen Lebens empfindet.
Welche glaubige Empfindung und Verſiche-
rung
die Verſiegelung genennet wird. Da-
von man auch nachzuleſen hat 2 Cor. 1, 21. 22.
5, 5.
G g g g 2
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[603/0631] Cap. 1, v. 13. an die Epheſer. te des Verſes wiederholet wird; da der Vers, wenn die erſten Woͤrtlein in der Mitte nicht waͤ- ren wiederholet worden, alſo zu uͤberſetzen waͤ- re: Jn welchem auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evange- lium von eurer Seligkeit gehoͤret habet, und glaubig worden, verſiegelt worden ſeyd mit dem Heiligen Geiſte der Verheiſ- ſung. Da nun aber die Woͤrtlein wiederho- let ſind, ſo kan man die Wiederholung eines theils dem beſondern Affect Pauli, andern theils auch den darzwiſchen geſetzten Worten zuſchrei- ben, als um derer willen, damit die Conſtru- ction mit dem Sinne ſo viel deutlicher ſeyn moͤchte, die repetition geſchehen. Und alſo wuͤrde die Uberſetzung dieſe ſeyn muͤſſen: Jn welchem auch ihr, nachdem ihr gehoͤret habet das Wort der Wahrheit, das Ev- angelium von eurer Seligkeit; in welchem, ſage ich, auch ihr, da ihr glaubig worden ſeyd, verſiegelt worden u. ſ. w. 3. Am einfaͤltigſten aber iſt es wol, wenn man die erſten Worte: ἐν ᾧ καὶ ὑμει῀ς, in wel- chem auch ihr mit der nicht ungewoͤhnlichen ellipſi des Worts ſeyd verſtehet. Denn nach- dem der Apoſtel bisher gezeiget hat, wozu die glaubigen Juden gelanget, was ſie in CHriſto geworden, wie ſie in ihm erwehlet v. 4. ange- nehm gemacht v. 6. die Erloͤſung durch ſein Blut haͤtten zur Vergebung der Suͤnden v. 7. und zur Erbſchaft gekommen v. 11. und wie ihr Glau- be in der Hoffnung in ihm ruhe v. 12. ſo ſpricht er darauf v. 13. ἐν ᾧ καὶ ὑμει῀ς, in welchem auch ihr, nemlich ſeyd, ſeyd erwehlet, ſeyd ange- nehm gemacht, ſeyd zum Erbtheil gebracht u. ſ. f. Da denn nun der gantze Vers gantz un- gezwungen alſo zu uͤberſetzen iſt: Jn welchem auch ihr ſeyd, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium von eurer Seligkeit gehoͤret habet: in welchem, da ihr glaubig worden ſeyd, ihr auch verſie- gelt ſeyd mit dem Heiligen Geiſte der Ver- heiſſung. 4. Ob man nun die Woͤrter ἐν ᾧ uͤberſe- tze in welchem, oder durch welchen, das iſt gleich viel: doch iſt das erſtere nachdruͤckli- cher. Denn es zeiget viel deutlicher die Ord- nung an, in welcher wir zur Seligkeit kommen, nemlich es geſchehe dergeſtalt durch Chriſtum, daß wir in ihm durch den Glauben erfunden werden. Wie denn die Redens-Art in Chri- ſto, in dem HErrn, ohne das zu den beſon- dern und emphatiſchen Characteribus des Pauli- niſchen ſtili gehoͤret. 5. Die Worte: das Wort der Wahr- heit werden gar fuͤglich erlaͤutert durch die da- bey geſetzte: das Evangelium von eurer Seligkeit. Denn das Wort der Wahr- heit heißt alhier ſo viel, als die Lehre, der gantze Rath GOttes von dem Grunde und von der Ordnung des Heils, darinnen es auf lauter Gnade und Wahrheit, die durch CHriſtum, die ewige ſelbſtſtaͤndige Wahrheit, worden iſt Joh. 1, 17. ankoͤmmt, darinnen auch alles auf Wahr- heit, oder auf ein rechtſchaffnes Weſen gehet. Eph. 4, 21. und zwar alſo, daß es dem Schat- tenwercke des Alten Teſtaments entgegen geſe- tzet iſt. Gegen welche Wahrheit alles, was die Philoſophie wahres und gutes hat, iſt wie das Monden-Licht gegen den hellen Sonnenſchein. Und ob zwar alles Wahrheit iſt, worauf das Geſetz gehet; ſo ſind doch die allertheuerſten Wahrheiten eigentlich im Evangelio enthalten, beſtehen in den Glaubens-Geheimniſſen, und gehen auf lauter Seligkeit und Wohlthaten; da hingegen die Wahrheiten des Geſetzes auf lauter Liebes-Pflichten gehen. Darum das Evangelium mit dem ſo lieblichen Bey-Worte ein Evangelium, oder froͤliche Botſchaft der Seligkeit genennet wird. 6. Dieſes Wort nun hatten ſie gehoͤret, da die Gnade der Berufung an ſie gekommen war. Sie hatten es aber dergeſtalt gehoͤret, daß ſie dem himmliſchen Berufe Platz gegeben, daß ſie ſich, wie der Lydia geſchehen Actor. 16. bey dem Gehoͤr das Hertz aufthun laſſen; und alſo war ihre ἀοκὴ zur ὑπακοῇ, das Gehoͤr zum Glauben geworden: Darum auch das hoͤren der kraͤftigen Wirckung nach durch Glau- ben erklaͤret wird. Sie hatten ſich wiederge- baͤren laſſen aus dem Worte GOttes, als aus einem lebendigen Samen 1 Pet. 1, 23. Jac. 1, 18. Wie denn auch, wo GOttes Wort nicht alſo gehoͤret wird, es nicht recht gehoͤret wird ſondern auf einen boͤſen und boͤſe bleibenden Acker faͤllt. 7. Das Wort verſiegeln iſt hergenom- men von Contracten, Verſchreibungen und Buͤndniſſen, welche zur Beſtaͤrckung ihrer Guͤl- tigkeit nicht nur pflegen von den Contrahenten, oder ihren Gevollmaͤchtigten, eigenhaͤndig un- terſchrieben, ſondern auch mit aufgedrucktem Pitſchaft verſiegelt zu werden. Die geiſt- liche Verſiegelung iſt demnach eine ſolche Bekraͤftigung und Beſtaͤrckung des Gnaden- Bundes mit GOTT, und der Kindſchaft mit dem damit verknuͤpften Gnaden-Geſchenck der Gerechtigkeit CHriſti und der Vergebung der Suͤnden, dadurch man verſichert wird, daß man wircklich im Stande der Gnaden ſtehe und ein Erbe des ewigen Lebens ſey. Vermoͤge die- ſer Verſiegelung konte Paulus 2 Timoth. 1, 12. ſchreiben: Jch weiß, an wen ich glaube, und bin gewiß, daß er mir meine Beyla- ge bewahren wird bis an jenen Tag. 8. Dieſe Verſiegelung wird GOTT al- ſo zugeſchrieben, daß ſie durch den Heiligen Geiſt geſchiehet. Denn da dieſer CHriſtum verklaͤret Joh. 16, 14. und zur Verklaͤrung Chri- ſti den Glauben, als ein geiſtliches Leben und Licht, an CHriſtum in der Wiedergeburt an- gezuͤndet hat, ſo ſetzet er die damit in der Seele angefangene Gnaden-Wirckungen alſo fort, daß man darinnen durch wircklichen, ob gleich noch unvollkommnen, Beſitz die Heils-Guͤter, als den geiſtlichen Frieden in und mit GOTT, die Freyheit des Gewiſſens, die Freude im Heili- gen Geiſte, und ſonderlich die Kindſchaft Got- tes mit der Verſicherung von der kuͤnftigen groſ- ſen Erbſchaft des ewigen Lebens empfindet. Welche glaubige Empfindung und Verſiche- rung die Verſiegelung genennet wird. Da- von man auch nachzuleſen hat 2 Cor. 1, 21. 22. 5, 5. G g g g 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/631>, abgerufen am 24.11.2024.