Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 12. 13. [Spaltenumbruch]
che, in Ansehung des gewissen Schlusses, wel-chen GOTT in der Ordnung des vorher ge- sehenen beharrlichen Glaubens an CHristum davon gemachet hat. Wie denn auch iemand in der Welt unter Menschen zum Erben kan ein- gesetzet seyn, ehe er noch da ist und die Erbschaft antrit. Und also erläutert der Apostel damit dasjenige, was er vorher v. 5. von der Verord- nung zur Kindschaft gesaget hat: sintemal er eine solche Kindschaft verstehet, welche nicht allein das Recht, sondern auch den Besitz der Erbschaft bey sich hat. Rom. 8, 29. wird diese Erbschaft ausgedrucket mit den Worten: gleich seyn dem Ebenbilde des Sohnes GOttes: welches nach Vers 17. so viel ist, als ein Erbe GOttes und Mit-Erbe CHristi seyn, und das, was er nach der menschlichen Natur überkom- men hat, in gewisser Masse auch erlangen. 2. Thess. 2, 13. heißt es zur Seligkeit erwehlet seyn. 5. Der Zweck auf Seiten GOttes wird angezeiget mit den Worten: Auf daß wir et- was seyn zu Lobe seiner Herrlichkeit. Das Wort etwas stehet nicht im Griechischen, son- dern es heißt: Auf daß wir seyn zu Lob sei- ner Herrlichkeit. Es sollen die Auserwehl- ten gantz und gar zur Verherrlichung des Na- mens GOttes gereichen, also daß sie doxan, die Herrlichkeit GOttes selbst in und an sich haben, und in solcher die Herrlichkeit GOttes so viel mehr erkennen, und solche ihre mit vollkomm- ner Erfahrung verknüpfte Erkäntniß, unter ei- nem immerwährenden Hallelujah, eis epainon, zum Lobe solcher Herrlichkeit, oder des herrli- chen GOttes anwenden. Und also kömmt die Erwehlung aus dem principio der Gnade, hat ihren Grund in CHristo, wie er durch den Glauben ergriffen ist, und findet ihr Ende zum Lobe GOttes in der Seligkeit. 6. Wenn aber der Apostel bey diesen letz- tern Worten setzet: tous proelpikotas en to Khriso, die wir zuvor auf CHristum hof- fen, oder vielmehr gehoffet haben; so fiehet er damit auf die Jüdische Nation, welche vor den Heiden das Licht der göttlichen Offenba- rung gehabt, dessen nun alle diejenigen, wel- che sich mit den gläubigen Jüden zum Glauben an CHristum bringen lassen, theilhaftig wür- den. Denn von den Jüden redet er alhier al- so, daß er sie von den Glaubigen aus den Hei- den, und diese von ihnen in den nachfolgenden Worten unterscheidet; und also von ihnen bey- derseits anzeiget, daß sie zum gemeinschaftlichen Genuß der Gnade GOttes in CHristo gelanget wären. 7. Daß er aber an statt des Worts glau- ben das Wort hoffen brauchet, das thut er deßwegen, daß es im Alten Testament der von CHristo gegebnen Verheissung wegen bey dem Glauben sonderlich auf die Hoffnung der Er- füllung, die nunmehro schon geschehen war, ankam. Daß auch hoffen nach der Hebräi- schen Mund-Art so viel sey, als glauben, oder den Glauben in sich hält, ist ausser der Sache selbst und aus andern Schrift-Stellen gnug klar. Man sehe Matth. 12, 21. Act. 26, 6. 7. [Spaltenumbruch] Rom. 15, 12. Coloss. 1, 23. 1 Timoth. 6, 17. u. s. w. 8. Daß es aber heißt gehoffet haben en to Khriso, in CHristo, damit wird angezei- get, daß CHristus nicht allein das Object, oder das geistliche Augenmaß und der Zweck, son- dern auch der Grund unsers Glaubens und un- serer Hoffnung sey, auf welchen beydes derge- stalt gerichtet ist, daß es auch auf ihm unbe- weglich ruhet, und in ihm, als in seinem rech- ten Element, seine beständige Nahrung hat. 9. Ob nun gleich der Apostel dasjenige, was er bisher von der Erlösung und Erwehlung gesaget hat, sonderlich auf die glaubigen Juden appliciret, und im nachfolgenden Text erst auf die glaubigen Heiden kömmt: so ist doch leicht- lich zu erachten, daß es auch allerdings in so- fern mit auf die Heiden gehet, als GOTT al- len einerley Weg zur Seligkeit in CHristo vor- geleget hat. Denn haben sie alle einen CHri- stum, eine Erlösung, einen Glauben und eine oder einerley Seligkeit, so müssen sie auch alle einerley Erwehlung haben. V. 13. Durch welchen (en o in welchem allge- Anmerckungen. 1. Nach dem der Apostel, vermöge seines Zwecks, welcher war, von der gleichmäßigen Gemeinschaft der Juden und Heiden an CHri- sto und dem Reiche GOttes zu handeln, bisher vorgestellet hat, was den Juden, welche sich zum Glauben bringen lassen, in CHristo für ein grosses Heil wiederfahren, und mit dem Wört- lein uns und wir eigentlich auf die glaubigen Juden gesehen: so kömmt er nun auch auf die Heiden, und insonderheit auf die aus ihnen glaubig gewordene Ephesier. Daher er denn von diesem Vers an das Wörtlein uns und wir in das ihr, euch und euer verwandelt, und angezeiget, wie daß sie mit den glaubigen Ju- den gleichen Eingang in das Gnaden-Reich CHristi zum Genuß aller Heils-Güter überkom- men hätten. 2. Die erstern Worte en o kai umei~s, in welchem auch ihr, scheinen einige Dunckel- heit, der Construction nach, zu haben, weil darauf das Wort akousantes stehet, und es in der Mit- te
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 12. 13. [Spaltenumbruch]
che, in Anſehung des gewiſſen Schluſſes, wel-chen GOTT in der Ordnung des vorher ge- ſehenen beharrlichen Glaubens an CHriſtum davon gemachet hat. Wie denn auch iemand in der Welt unter Menſchen zum Erben kan ein- geſetzet ſeyn, ehe er noch da iſt und die Erbſchaft antrit. Und alſo erlaͤutert der Apoſtel damit dasjenige, was er vorher v. 5. von der Verord- nung zur Kindſchaft geſaget hat: ſintemal er eine ſolche Kindſchaft verſtehet, welche nicht allein das Recht, ſondern auch den Beſitz der Erbſchaft bey ſich hat. Rom. 8, 29. wird dieſe Erbſchaft ausgedrucket mit den Worten: gleich ſeyn dem Ebenbilde des Sohnes GOttes: welches nach Vers 17. ſo viel iſt, als ein Erbe GOttes und Mit-Erbe CHriſti ſeyn, und das, was er nach der menſchlichen Natur uͤberkom- men hat, in gewiſſer Maſſe auch erlangen. 2. Theſſ. 2, 13. heißt es zur Seligkeit erwehlet ſeyn. 5. Der Zweck auf Seiten GOttes wird angezeiget mit den Worten: Auf daß wir et- was ſeyn zu Lobe ſeiner Herrlichkeit. Das Wort etwas ſtehet nicht im Griechiſchen, ſon- dern es heißt: Auf daß wir ſeyn zu Lob ſei- ner Herrlichkeit. Es ſollen die Auserwehl- ten gantz und gar zur Verherrlichung des Na- mens GOttes gereichen, alſo daß ſie δόξαν, die Herrlichkeit GOttes ſelbſt in und an ſich haben, und in ſolcher die Herrlichkeit GOttes ſo viel mehr erkennen, und ſolche ihre mit vollkomm- ner Erfahrung verknuͤpfte Erkaͤntniß, unter ei- nem immerwaͤhrenden Hallelujah, εἰς ἔπαινον, zum Lobe ſolcher Herrlichkeit, oder des herrli- chen GOttes anwenden. Und alſo koͤmmt die Erwehlung aus dem principio der Gnade, hat ihren Grund in CHriſto, wie er durch den Glauben ergriffen iſt, und findet ihr Ende zum Lobe GOttes in der Seligkeit. 6. Wenn aber der Apoſtel bey dieſen letz- tern Worten ſetzet: τοὺς προηλπικότας ἐν τῷ Χριςῷ, die wir zuvor auf CHriſtum hof- fen, oder vielmehr gehoffet haben; ſo fiehet er damit auf die Juͤdiſche Nation, welche vor den Heiden das Licht der goͤttlichen Offenba- rung gehabt, deſſen nun alle diejenigen, wel- che ſich mit den glaͤubigen Juͤden zum Glauben an CHriſtum bringen laſſen, theilhaftig wuͤr- den. Denn von den Juͤden redet er alhier al- ſo, daß er ſie von den Glaubigen aus den Hei- den, und dieſe von ihnen in den nachfolgenden Worten unterſcheidet; und alſo von ihnen bey- derſeits anzeiget, daß ſie zum gemeinſchaftlichen Genuß der Gnade GOttes in CHriſto gelanget waͤren. 7. Daß er aber an ſtatt des Worts glau- ben das Wort hoffen brauchet, das thut er deßwegen, daß es im Alten Teſtament der von CHriſto gegebnen Verheiſſung wegen bey dem Glauben ſonderlich auf die Hoffnung der Er- fuͤllung, die nunmehro ſchon geſchehen war, ankam. Daß auch hoffen nach der Hebraͤi- ſchen Mund-Art ſo viel ſey, als glauben, oder den Glauben in ſich haͤlt, iſt auſſer der Sache ſelbſt und aus andern Schrift-Stellen gnug klar. Man ſehe Matth. 12, 21. Act. 26, 6. 7. [Spaltenumbruch] Rom. 15, 12. Coloſſ. 1, 23. 1 Timoth. 6, 17. u. ſ. w. 8. Daß es aber heißt gehoffet haben ἐν τῷ Χριςῷ, in CHriſto, damit wird angezei- get, daß CHriſtus nicht allein das Object, oder das geiſtliche Augenmaß und der Zweck, ſon- dern auch der Grund unſers Glaubens und un- ſerer Hoffnung ſey, auf welchen beydes derge- ſtalt gerichtet iſt, daß es auch auf ihm unbe- weglich ruhet, und in ihm, als in ſeinem rech- ten Element, ſeine beſtaͤndige Nahrung hat. 9. Ob nun gleich der Apoſtel dasjenige, was er bisher von der Erloͤſung und Erwehlung geſaget hat, ſonderlich auf die glaubigen Juden appliciret, und im nachfolgenden Text erſt auf die glaubigen Heiden koͤmmt: ſo iſt doch leicht- lich zu erachten, daß es auch allerdings in ſo- fern mit auf die Heiden gehet, als GOTT al- len einerley Weg zur Seligkeit in CHriſto vor- geleget hat. Denn haben ſie alle einen CHri- ſtum, eine Erloͤſung, einen Glauben und eine oder einerley Seligkeit, ſo muͤſſen ſie auch alle einerley Erwehlung haben. V. 13. Durch welchen (ἐν ᾧ in welchem allge- Anmerckungen. 1. Nach dem der Apoſtel, vermoͤge ſeines Zwecks, welcher war, von der gleichmaͤßigen Gemeinſchaft der Juden und Heiden an CHri- ſto und dem Reiche GOttes zu handeln, bisher vorgeſtellet hat, was den Juden, welche ſich zum Glauben bringen laſſen, in CHriſto fuͤr ein groſſes Heil wiederfahren, und mit dem Woͤrt- lein uns und wir eigentlich auf die glaubigen Juden geſehen: ſo koͤmmt er nun auch auf die Heiden, und inſonderheit auf die aus ihnen glaubig gewordene Epheſier. Daher er denn von dieſem Vers an das Woͤrtlein uns und wir in das ihr, euch und euer verwandelt, und angezeiget, wie daß ſie mit den glaubigen Ju- den gleichen Eingang in das Gnaden-Reich CHriſti zum Genuß aller Heils-Guͤter uͤberkom- men haͤtten. 2. Die erſtern Worte ἐν ᾧ καὶ ὑμει῀ς, in welchem auch ihr, ſcheinen einige Dunckel- heit, der Conſtruction nach, zu haben, weil darauf das Wort ἀκούσαντες ſtehet, und es in der Mit- te
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 12. 13.
che, in Anſehung des gewiſſen Schluſſes, wel-
chen GOTT in der Ordnung des vorher ge-
ſehenen beharrlichen Glaubens an CHriſtum
davon gemachet hat. Wie denn auch iemand
in der Welt unter Menſchen zum Erben kan ein-
geſetzet ſeyn, ehe er noch da iſt und die Erbſchaft
antrit. Und alſo erlaͤutert der Apoſtel damit
dasjenige, was er vorher v. 5. von der Verord-
nung zur Kindſchaft geſaget hat: ſintemal
er eine ſolche Kindſchaft verſtehet, welche nicht
allein das Recht, ſondern auch den Beſitz der
Erbſchaft bey ſich hat. Rom. 8, 29. wird dieſe
Erbſchaft ausgedrucket mit den Worten: gleich
ſeyn dem Ebenbilde des Sohnes GOttes:
welches nach Vers 17. ſo viel iſt, als ein Erbe
GOttes und Mit-Erbe CHriſti ſeyn, und das,
was er nach der menſchlichen Natur uͤberkom-
men hat, in gewiſſer Maſſe auch erlangen. 2.
Theſſ. 2, 13. heißt es zur Seligkeit erwehlet
ſeyn.
5. Der Zweck auf Seiten GOttes wird
angezeiget mit den Worten: Auf daß wir et-
was ſeyn zu Lobe ſeiner Herrlichkeit. Das
Wort etwas ſtehet nicht im Griechiſchen, ſon-
dern es heißt: Auf daß wir ſeyn zu Lob ſei-
ner Herrlichkeit. Es ſollen die Auserwehl-
ten gantz und gar zur Verherrlichung des Na-
mens GOttes gereichen, alſo daß ſie δόξαν, die
Herrlichkeit GOttes ſelbſt in und an ſich haben,
und in ſolcher die Herrlichkeit GOttes ſo viel
mehr erkennen, und ſolche ihre mit vollkomm-
ner Erfahrung verknuͤpfte Erkaͤntniß, unter ei-
nem immerwaͤhrenden Hallelujah, εἰς ἔπαινον,
zum Lobe ſolcher Herrlichkeit, oder des herrli-
chen GOttes anwenden. Und alſo koͤmmt die
Erwehlung aus dem principio der Gnade, hat
ihren Grund in CHriſto, wie er durch den
Glauben ergriffen iſt, und findet ihr Ende zum
Lobe GOttes in der Seligkeit.
6. Wenn aber der Apoſtel bey dieſen letz-
tern Worten ſetzet: τοὺς προηλπικότας ἐν τῷ
Χριςῷ, die wir zuvor auf CHriſtum hof-
fen, oder vielmehr gehoffet haben; ſo fiehet
er damit auf die Juͤdiſche Nation, welche vor
den Heiden das Licht der goͤttlichen Offenba-
rung gehabt, deſſen nun alle diejenigen, wel-
che ſich mit den glaͤubigen Juͤden zum Glauben
an CHriſtum bringen laſſen, theilhaftig wuͤr-
den. Denn von den Juͤden redet er alhier al-
ſo, daß er ſie von den Glaubigen aus den Hei-
den, und dieſe von ihnen in den nachfolgenden
Worten unterſcheidet; und alſo von ihnen bey-
derſeits anzeiget, daß ſie zum gemeinſchaftlichen
Genuß der Gnade GOttes in CHriſto gelanget
waͤren.
7. Daß er aber an ſtatt des Worts glau-
ben das Wort hoffen brauchet, das thut er
deßwegen, daß es im Alten Teſtament der von
CHriſto gegebnen Verheiſſung wegen bey dem
Glauben ſonderlich auf die Hoffnung der Er-
fuͤllung, die nunmehro ſchon geſchehen war,
ankam. Daß auch hoffen nach der Hebraͤi-
ſchen Mund-Art ſo viel ſey, als glauben, oder
den Glauben in ſich haͤlt, iſt auſſer der Sache
ſelbſt und aus andern Schrift-Stellen gnug
klar. Man ſehe Matth. 12, 21. Act. 26, 6. 7.
Rom. 15, 12. Coloſſ. 1, 23. 1 Timoth. 6, 17. u.
ſ. w.
8. Daß es aber heißt gehoffet haben ἐν
τῷ Χριςῷ, in CHriſto, damit wird angezei-
get, daß CHriſtus nicht allein das Object, oder
das geiſtliche Augenmaß und der Zweck, ſon-
dern auch der Grund unſers Glaubens und un-
ſerer Hoffnung ſey, auf welchen beydes derge-
ſtalt gerichtet iſt, daß es auch auf ihm unbe-
weglich ruhet, und in ihm, als in ſeinem rech-
ten Element, ſeine beſtaͤndige Nahrung hat.
9. Ob nun gleich der Apoſtel dasjenige,
was er bisher von der Erloͤſung und Erwehlung
geſaget hat, ſonderlich auf die glaubigen Juden
appliciret, und im nachfolgenden Text erſt auf
die glaubigen Heiden koͤmmt: ſo iſt doch leicht-
lich zu erachten, daß es auch allerdings in ſo-
fern mit auf die Heiden gehet, als GOTT al-
len einerley Weg zur Seligkeit in CHriſto vor-
geleget hat. Denn haben ſie alle einen CHri-
ſtum, eine Erloͤſung, einen Glauben und eine
oder einerley Seligkeit, ſo muͤſſen ſie auch alle
einerley Erwehlung haben.
V. 13.
Durch welchen (ἐν ᾧ in welchem allge-
meinen Welt-Heilande, JEſu CHriſto) auch
ihr (die ihr zuvor Heiden geweſen,) gehoͤret
(und im Glauben angenommen) habet das
Wort der Wahrheit, (von der Gnade und
Wahrheit, die durch JEſum CHriſtum wor-
den iſt, Joh. 1, 17.) nemlich das Evange-
lium von eurer Seligkeit, durch welchen
ihr auch, da ihr glaubetet, (nachdem ihr
glaubig worden ſeyd, zur Beveſtigung in der
Hoffnung der verheiſſenen Seligkeit,) verſie-
gelt (und alſo in eine rechte Gewißheit verſe-
tzet) worden ſeyd mit dem Heiligen Geiſt
der Verheiſſung, (der gleichwie mit ſeinen
Gaben zur Verklaͤrung CHriſti ſelbſt verheiſſen
iſt, alſo auch noch von den zu erfuͤllenden Ver-
heiſſungen der Bewahrung zum ewigen Leben
das Hertz kraͤftigſt uͤberzeuget.)
Anmerckungen.
1. Nach dem der Apoſtel, vermoͤge ſeines
Zwecks, welcher war, von der gleichmaͤßigen
Gemeinſchaft der Juden und Heiden an CHri-
ſto und dem Reiche GOttes zu handeln, bisher
vorgeſtellet hat, was den Juden, welche ſich
zum Glauben bringen laſſen, in CHriſto fuͤr ein
groſſes Heil wiederfahren, und mit dem Woͤrt-
lein uns und wir eigentlich auf die glaubigen
Juden geſehen: ſo koͤmmt er nun auch auf die
Heiden, und inſonderheit auf die aus ihnen
glaubig gewordene Epheſier. Daher er denn
von dieſem Vers an das Woͤrtlein uns und wir
in das ihr, euch und euer verwandelt, und
angezeiget, wie daß ſie mit den glaubigen Ju-
den gleichen Eingang in das Gnaden-Reich
CHriſti zum Genuß aller Heils-Guͤter uͤberkom-
men haͤtten.
2. Die erſtern Worte ἐν ᾧ καὶ ὑμει῀ς, in
welchem auch ihr, ſcheinen einige Dunckel-
heit, der Conſtruction nach, zu haben, weil darauf
das Wort ἀκούσαντες ſtehet, und es in der Mit-
te
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