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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 8-10.
[Spaltenumbruch] niemals ohne die wahre Veränderung und Be-
kehrung des Willens geschiehet. Jn dieser
Ordnung wird einem CHristus also zur göttli-
chen Weisheit, daß man selbst in ihm weise und
recht klug wird. 1 Cor. 1, 24. 30. 2, 6. 7. Joh.
17, 3. Daß der Reichthum der Gnade reichlich
wiederfahren, gehet auf die kräftige Wirckung
des Glaubens, die er hernach v. 19. 20. mit
mehrern Worten beschreibet; wie denn auch die
Gnade sich nach der damaligen Oeconomie zu-
gleich in allerley ausserordentlichen Gnaden-
Gaben hervorthat.
7. Jn dem folgenden zeiget der Apostel an,
wie die Glaubigen zu ihrem Glauben und himm-
lischer Weisheit gelanget sind, nemlich durch
die Offenbarung und Predigt des Evangelii:
davon er also fortfähret:
V. 9. 10.

Und hat uns wissen lassen das Ge-
heimniß seines Willens,
(von der Erlösung
CHristi und der daher zu nehmenden Seligkeit,)
nach seinem Wohlgefallen, (als welches ein
solches Geheimniß ist, dadurch sein vollkom-
mener, recht gnädiger und guter Wille kund
worden,) und hat dasselbe hervor gebracht
durch ihn,
(Gr. welches Wohlgefallen, oder
die Vollziehung desselben er sich selbst, oder in
ihm, in CHristo, vorgesetzet hat.) V. 10.
Daß es geprediget würde (Gr. zur Errich-
tung der Oeconomie,) da die Zeit erfüllet
war, auf daß alle Dinge zusammen gefas-
set würden in CHristo,
(unter ihn, als ein
Haupt, gebracht würden,) beyde das im Him-
mel und auf Erden ist,
(Engel und Men-
schen,) durch ihn selbst.

Anmerckungen.
1. Wir finden alhier von der Offenbarung
des göttlichen Willens vier Stücke wohl zu
unterscheiden: das erste ist das Principium, o-
der der Grund, nach welchem sie geschehen:
das andere die Kundmachung selbst: das drit-
te die dadurch angerichtete neue Oeconomie:
das vierte der Zweck, auch der Jnnhalt der-
selben.
2. Der Grund von allen ist das gnädi-
ge Wohlgefallen GOttes,
welchem der A-
postel vorhin einen rechten Reichthum der Gna-
de zugeschrieben hat. Und von diesem so wohl-
gefälligen Willen, (nemlich die Menschen durch
CHristum erlösen zu lassen,) sagt er: GOTT
habe ihn bey sich selbst sich vorgesetzet:
wo-
mit desselben Vestigkeit und Gewißheit angezei-
get wird. Und da der Apostel das Wort pro-
etheto gebrauchet, so ist damit zu conferiren,
was hin und wieder von der prothesi, von dem
Fürsatze GOttes, nemlich alle diejenigen, wel-
che an CHristum, den allgemeinen Welt-Hei-
land, glauben würden, selig zu machen, gesa-
get wird, nemlich Rom. 8, 28. 9, 11. Ephes. 3,
11. 2 Tim. 1, 9. Das Wort auto mag man
lesen en auto, bey sich selbst, oder en anto,
in ihm, nemlich in CHristo, sintemal es dem
Verstande nach auf eines hinaus lauft, da der
Vater, was er sich bey sich selbst vorgesetzet hat,
[Spaltenumbruch] in CHristo hat vorgesetzet, und was in diesem
geschehen ist, das hat auch der Vater in und
bey sich selbst gethan. Es ist demnach Lutheri
Ubersetzung alhier zu verbessern, da er gesetzet
hat: Und hat dasselbe hervor gebracht
durch ihn.
3. Was nun nach diesem Grunde des gött-
lichen Wohlgefallens und Vorsatzes geschehen,
ist die Kundmachung des Geheimnisses seines
Willens. Welche Kundmachung das Ge-
heimniß selbst, nemlich die Menschwerdung und
Erlösung CHristi, wie sie wircklich geschehen
ist, voraus setzet, und darinnen bestehet, daß
GOTT dasselbe theils durch seinen Sohn
selbst, theils durch seine Apostel verkündigen
lassen.
4. Durch diese Verkündigung wurde nun
eine neue Oeconomie des Gnaden-Bundes
aufgerichtet, und zwar eben zu der Zeit, wel-
che GOTT vorher dazu bestimmet hatte, son-
derlich bey dem Daniel 9, 24. Mit welchem
Worte der Oeconomie, oder Haushaltung, an-
gezeiget wird, daß die Kirche GOttes gleich-
sam GOttes Haus sey, worinnen er seine un-
terschiedliche Haushaltung nach dem Unterscheid
der Zeit hat. Und ob nun gleich die Verkün-
digung des Willens GOttes auf den gantzen
Rath GOttes, und also auch auf das Gesetze
gehet, Paulus dasselbe auch alle wege auf eine
gehörige Art mündlich und schriftlich mit ein-
geschärfet hat; so wird doch alhier, da das Wort
Geheimniß gebrauchet wird, eigentlich auf
diejenigen Glaubens-Lehren gesehen, welche
zum Evangelio gehören: als welche durch die
in CHristo aufgerichtete neue Oeconomie des
Gnaden-Bundes bey der Erfüllung zu einer viel
herrlichern Aufklärung gekommen sind, als sie
vorhin in den Verheissungen und Vorbildern
gehabt haben. Und da dieses solche Lehren sind,
welche die ihr selbst gelassene Vernunft nicht er-
dencken können, und, nachdem sie offenbaret
worden, eine solche Vortreflichkeit in sich ha-
ben, daß sie einen zur rechten Weisheit und
Klugheit bringen; so hat man darinnen einen
recht göttlichen Character von der Wahrheit
der Christlichen Religion
zu erkennen. Es
sind hiebey folgende Schriftstellen zu conferi-
ren Rom. 16, 25. 1 Cor. 2, 8. Eph. 3, 9. Col. 1,
26. 1 Tim. 3, 16. 2 Tim. 1, 9. Tit. 1, 2. 3. 1
Pet. 1, 20.
5. Der Zweck von dem geoffenbarten Ge-
heimniß der vollendeten Erlösung war die Zu-
sammenfassung aller Dinge in CHristo:

da im Griechischen ein solches Wort stehet,
welches so viel heisset, als alles wieder unter
ein Haupt bringen:
dessen Nachdruck dieser
ist. Der Schöpfung nach dependirete alles
von GOTT, als dem einigen HErrn. Durch
den Sünden-Fall aber ist nicht allein eine gros-
se Anzahl der Engel, sondern auch das gantze
menschliche Geschlecht von GOTT abgefallen,
und dadurch aus seiner Subordination und De-
penden
tz von GOTT abgetreten, und durch
die Sünde rebellisch worden. Damit nun al-
les wieder unter das Regiment GOttes, als
des einigen Hauptes, gebracht werden möchte,
so
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 8-10.
[Spaltenumbruch] niemals ohne die wahre Veraͤnderung und Be-
kehrung des Willens geſchiehet. Jn dieſer
Ordnung wird einem CHriſtus alſo zur goͤttli-
chen Weisheit, daß man ſelbſt in ihm weiſe und
recht klug wird. 1 Cor. 1, 24. 30. 2, 6. 7. Joh.
17, 3. Daß der Reichthum der Gnade reichlich
wiederfahren, gehet auf die kraͤftige Wirckung
des Glaubens, die er hernach v. 19. 20. mit
mehrern Worten beſchreibet; wie denn auch die
Gnade ſich nach der damaligen Oeconomie zu-
gleich in allerley auſſerordentlichen Gnaden-
Gaben hervorthat.
7. Jn dem folgenden zeiget der Apoſtel an,
wie die Glaubigen zu ihrem Glauben und himm-
liſcher Weisheit gelanget ſind, nemlich durch
die Offenbarung und Predigt des Evangelii:
davon er alſo fortfaͤhret:
V. 9. 10.

Und hat uns wiſſen laſſen das Ge-
heimniß ſeines Willens,
(von der Erloͤſung
CHriſti und der daher zu nehmenden Seligkeit,)
nach ſeinem Wohlgefallen, (als welches ein
ſolches Geheimniß iſt, dadurch ſein vollkom-
mener, recht gnaͤdiger und guter Wille kund
worden,) und hat daſſelbe hervor gebracht
durch ihn,
(Gr. welches Wohlgefallen, oder
die Vollziehung deſſelben er ſich ſelbſt, oder in
ihm, in CHriſto, vorgeſetzet hat.) V. 10.
Daß es geprediget wuͤrde (Gr. zur Errich-
tung der Oeconomie,) da die Zeit erfuͤllet
war, auf daß alle Dinge zuſammen gefaſ-
ſet wuͤrden in CHriſto,
(unter ihn, als ein
Haupt, gebracht wuͤrden,) beyde das im Him-
mel und auf Erden iſt,
(Engel und Men-
ſchen,) durch ihn ſelbſt.

Anmerckungen.
1. Wir finden alhier von der Offenbarung
des goͤttlichen Willens vier Stuͤcke wohl zu
unterſcheiden: das erſte iſt das Principium, o-
der der Grund, nach welchem ſie geſchehen:
das andere die Kundmachung ſelbſt: das drit-
te die dadurch angerichtete neue Oeconomie:
das vierte der Zweck, auch der Jnnhalt der-
ſelben.
2. Der Grund von allen iſt das gnaͤdi-
ge Wohlgefallen GOttes,
welchem der A-
poſtel vorhin einen rechten Reichthum der Gna-
de zugeſchrieben hat. Und von dieſem ſo wohl-
gefaͤlligen Willen, (nemlich die Menſchen durch
CHriſtum erloͤſen zu laſſen,) ſagt er: GOTT
habe ihn bey ſich ſelbſt ſich vorgeſetzet:
wo-
mit deſſelben Veſtigkeit und Gewißheit angezei-
get wird. Und da der Apoſtel das Wort προ-
έϑετο gebrauchet, ſo iſt damit zu conferiren,
was hin und wieder von der protheſi, von dem
Fuͤrſatze GOttes, nemlich alle diejenigen, wel-
che an CHriſtum, den allgemeinen Welt-Hei-
land, glauben wuͤrden, ſelig zu machen, geſa-
get wird, nemlich Rom. 8, 28. 9, 11. Epheſ. 3,
11. 2 Tim. 1, 9. Das Wort ἀυτῷ mag man
leſen ἐν ἁυτῷ, bey ſich ſelbſt, oder ἐν ἀντῶ,
in ihm, nemlich in CHriſto, ſintemal es dem
Verſtande nach auf eines hinaus lauft, da der
Vater, was er ſich bey ſich ſelbſt vorgeſetzet hat,
[Spaltenumbruch] in CHriſto hat vorgeſetzet, und was in dieſem
geſchehen iſt, das hat auch der Vater in und
bey ſich ſelbſt gethan. Es iſt demnach Lutheri
Uberſetzung alhier zu verbeſſern, da er geſetzet
hat: Und hat daſſelbe hervor gebracht
durch ihn.
3. Was nun nach dieſem Grunde des goͤtt-
lichen Wohlgefallens und Vorſatzes geſchehen,
iſt die Kundmachung des Geheimniſſes ſeines
Willens. Welche Kundmachung das Ge-
heimniß ſelbſt, nemlich die Menſchwerdung und
Erloͤſung CHriſti, wie ſie wircklich geſchehen
iſt, voraus ſetzet, und darinnen beſtehet, daß
GOTT daſſelbe theils durch ſeinen Sohn
ſelbſt, theils durch ſeine Apoſtel verkuͤndigen
laſſen.
4. Durch dieſe Verkuͤndigung wurde nun
eine neue Oeconomie des Gnaden-Bundes
aufgerichtet, und zwar eben zu der Zeit, wel-
che GOTT vorher dazu beſtimmet hatte, ſon-
derlich bey dem Daniel 9, 24. Mit welchem
Worte der Oeconomie, oder Haushaltung, an-
gezeiget wird, daß die Kirche GOttes gleich-
ſam GOttes Haus ſey, worinnen er ſeine un-
terſchiedliche Haushaltung nach dem Unterſcheid
der Zeit hat. Und ob nun gleich die Verkuͤn-
digung des Willens GOttes auf den gantzen
Rath GOttes, und alſo auch auf das Geſetze
gehet, Paulus daſſelbe auch alle wege auf eine
gehoͤrige Art muͤndlich und ſchriftlich mit ein-
geſchaͤrfet hat; ſo wird doch alhier, da das Wort
Geheimniß gebrauchet wird, eigentlich auf
diejenigen Glaubens-Lehren geſehen, welche
zum Evangelio gehoͤren: als welche durch die
in CHriſto aufgerichtete neue Oeconomie des
Gnaden-Bundes bey der Erfuͤllung zu einer viel
herrlichern Aufklaͤrung gekommen ſind, als ſie
vorhin in den Verheiſſungen und Vorbildern
gehabt haben. Und da dieſes ſolche Lehren ſind,
welche die ihr ſelbſt gelaſſene Vernunft nicht er-
dencken koͤnnen, und, nachdem ſie offenbaret
worden, eine ſolche Vortreflichkeit in ſich ha-
ben, daß ſie einen zur rechten Weisheit und
Klugheit bringen; ſo hat man darinnen einen
recht goͤttlichen Character von der Wahrheit
der Chriſtlichen Religion
zu erkennen. Es
ſind hiebey folgende Schriftſtellen zu conferi-
ren Rom. 16, 25. 1 Cor. 2, 8. Eph. 3, 9. Col. 1,
26. 1 Tim. 3, 16. 2 Tim. 1, 9. Tit. 1, 2. 3. 1
Pet. 1, 20.
5. Der Zweck von dem geoffenbarten Ge-
heimniß der vollendeten Erloͤſung war die Zu-
ſammenfaſſung aller Dinge in CHriſto:

da im Griechiſchen ein ſolches Wort ſtehet,
welches ſo viel heiſſet, als alles wieder unter
ein Haupt bringen:
deſſen Nachdruck dieſer
iſt. Der Schoͤpfung nach dependirete alles
von GOTT, als dem einigen HErrn. Durch
den Suͤnden-Fall aber iſt nicht allein eine groſ-
ſe Anzahl der Engel, ſondern auch das gantze
menſchliche Geſchlecht von GOTT abgefallen,
und dadurch aus ſeiner Subordination und De-
penden
tz von GOTT abgetreten, und durch
die Suͤnde rebelliſch worden. Damit nun al-
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[600/0628] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 8-10. niemals ohne die wahre Veraͤnderung und Be- kehrung des Willens geſchiehet. Jn dieſer Ordnung wird einem CHriſtus alſo zur goͤttli- chen Weisheit, daß man ſelbſt in ihm weiſe und recht klug wird. 1 Cor. 1, 24. 30. 2, 6. 7. Joh. 17, 3. Daß der Reichthum der Gnade reichlich wiederfahren, gehet auf die kraͤftige Wirckung des Glaubens, die er hernach v. 19. 20. mit mehrern Worten beſchreibet; wie denn auch die Gnade ſich nach der damaligen Oeconomie zu- gleich in allerley auſſerordentlichen Gnaden- Gaben hervorthat. 7. Jn dem folgenden zeiget der Apoſtel an, wie die Glaubigen zu ihrem Glauben und himm- liſcher Weisheit gelanget ſind, nemlich durch die Offenbarung und Predigt des Evangelii: davon er alſo fortfaͤhret: V. 9. 10. Und hat uns wiſſen laſſen das Ge- heimniß ſeines Willens, (von der Erloͤſung CHriſti und der daher zu nehmenden Seligkeit,) nach ſeinem Wohlgefallen, (als welches ein ſolches Geheimniß iſt, dadurch ſein vollkom- mener, recht gnaͤdiger und guter Wille kund worden,) und hat daſſelbe hervor gebracht durch ihn, (Gr. welches Wohlgefallen, oder die Vollziehung deſſelben er ſich ſelbſt, oder in ihm, in CHriſto, vorgeſetzet hat.) V. 10. Daß es geprediget wuͤrde (Gr. zur Errich- tung der Oeconomie,) da die Zeit erfuͤllet war, auf daß alle Dinge zuſammen gefaſ- ſet wuͤrden in CHriſto, (unter ihn, als ein Haupt, gebracht wuͤrden,) beyde das im Him- mel und auf Erden iſt, (Engel und Men- ſchen,) durch ihn ſelbſt. Anmerckungen. 1. Wir finden alhier von der Offenbarung des goͤttlichen Willens vier Stuͤcke wohl zu unterſcheiden: das erſte iſt das Principium, o- der der Grund, nach welchem ſie geſchehen: das andere die Kundmachung ſelbſt: das drit- te die dadurch angerichtete neue Oeconomie: das vierte der Zweck, auch der Jnnhalt der- ſelben. 2. Der Grund von allen iſt das gnaͤdi- ge Wohlgefallen GOttes, welchem der A- poſtel vorhin einen rechten Reichthum der Gna- de zugeſchrieben hat. Und von dieſem ſo wohl- gefaͤlligen Willen, (nemlich die Menſchen durch CHriſtum erloͤſen zu laſſen,) ſagt er: GOTT habe ihn bey ſich ſelbſt ſich vorgeſetzet: wo- mit deſſelben Veſtigkeit und Gewißheit angezei- get wird. Und da der Apoſtel das Wort προ- έϑετο gebrauchet, ſo iſt damit zu conferiren, was hin und wieder von der protheſi, von dem Fuͤrſatze GOttes, nemlich alle diejenigen, wel- che an CHriſtum, den allgemeinen Welt-Hei- land, glauben wuͤrden, ſelig zu machen, geſa- get wird, nemlich Rom. 8, 28. 9, 11. Epheſ. 3, 11. 2 Tim. 1, 9. Das Wort ἀυτῷ mag man leſen ἐν ἁυτῷ, bey ſich ſelbſt, oder ἐν ἀντῶ, in ihm, nemlich in CHriſto, ſintemal es dem Verſtande nach auf eines hinaus lauft, da der Vater, was er ſich bey ſich ſelbſt vorgeſetzet hat, in CHriſto hat vorgeſetzet, und was in dieſem geſchehen iſt, das hat auch der Vater in und bey ſich ſelbſt gethan. Es iſt demnach Lutheri Uberſetzung alhier zu verbeſſern, da er geſetzet hat: Und hat daſſelbe hervor gebracht durch ihn. 3. Was nun nach dieſem Grunde des goͤtt- lichen Wohlgefallens und Vorſatzes geſchehen, iſt die Kundmachung des Geheimniſſes ſeines Willens. Welche Kundmachung das Ge- heimniß ſelbſt, nemlich die Menſchwerdung und Erloͤſung CHriſti, wie ſie wircklich geſchehen iſt, voraus ſetzet, und darinnen beſtehet, daß GOTT daſſelbe theils durch ſeinen Sohn ſelbſt, theils durch ſeine Apoſtel verkuͤndigen laſſen. 4. Durch dieſe Verkuͤndigung wurde nun eine neue Oeconomie des Gnaden-Bundes aufgerichtet, und zwar eben zu der Zeit, wel- che GOTT vorher dazu beſtimmet hatte, ſon- derlich bey dem Daniel 9, 24. Mit welchem Worte der Oeconomie, oder Haushaltung, an- gezeiget wird, daß die Kirche GOttes gleich- ſam GOttes Haus ſey, worinnen er ſeine un- terſchiedliche Haushaltung nach dem Unterſcheid der Zeit hat. Und ob nun gleich die Verkuͤn- digung des Willens GOttes auf den gantzen Rath GOttes, und alſo auch auf das Geſetze gehet, Paulus daſſelbe auch alle wege auf eine gehoͤrige Art muͤndlich und ſchriftlich mit ein- geſchaͤrfet hat; ſo wird doch alhier, da das Wort Geheimniß gebrauchet wird, eigentlich auf diejenigen Glaubens-Lehren geſehen, welche zum Evangelio gehoͤren: als welche durch die in CHriſto aufgerichtete neue Oeconomie des Gnaden-Bundes bey der Erfuͤllung zu einer viel herrlichern Aufklaͤrung gekommen ſind, als ſie vorhin in den Verheiſſungen und Vorbildern gehabt haben. Und da dieſes ſolche Lehren ſind, welche die ihr ſelbſt gelaſſene Vernunft nicht er- dencken koͤnnen, und, nachdem ſie offenbaret worden, eine ſolche Vortreflichkeit in ſich ha- ben, daß ſie einen zur rechten Weisheit und Klugheit bringen; ſo hat man darinnen einen recht goͤttlichen Character von der Wahrheit der Chriſtlichen Religion zu erkennen. Es ſind hiebey folgende Schriftſtellen zu conferi- ren Rom. 16, 25. 1 Cor. 2, 8. Eph. 3, 9. Col. 1, 26. 1 Tim. 3, 16. 2 Tim. 1, 9. Tit. 1, 2. 3. 1 Pet. 1, 20. 5. Der Zweck von dem geoffenbarten Ge- heimniß der vollendeten Erloͤſung war die Zu- ſammenfaſſung aller Dinge in CHriſto: da im Griechiſchen ein ſolches Wort ſtehet, welches ſo viel heiſſet, als alles wieder unter ein Haupt bringen: deſſen Nachdruck dieſer iſt. Der Schoͤpfung nach dependirete alles von GOTT, als dem einigen HErrn. Durch den Suͤnden-Fall aber iſt nicht allein eine groſ- ſe Anzahl der Engel, ſondern auch das gantze menſchliche Geſchlecht von GOTT abgefallen, und dadurch aus ſeiner Subordination und De- pendentz von GOTT abgetreten, und durch die Suͤnde rebelliſch worden. Damit nun al- les wieder unter das Regiment GOttes, als des einigen Hauptes, gebracht werden moͤchte, ſo

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/628>, abgerufen am 24.11.2024.