Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 6, v. 8-10. [Spaltenumbruch]
viel säet! Wehe hingegen dem, der übel, unddoch auch zugleich reichlich säet. 3. Welch ein schändlicher Selbst-Betrug ist es nicht, immer aufs Fleisch säen, oder den sündlichen Lüsten des Fleisches in beständiger Ausübung folgen; und sich doch einbilden, daß man das ewige Leben erndten werde, und dazu das Verdienst CHristi mißbrauchen. Es ist und bleibet die allertheuerste Wahrheit, daß uns CHristus das ewige Leben erworben und verdie- net habe: aber zum Eingange in dasselbe gehöret doch die Ordnung, daß man auf den Geist säe, nach welchem man aus GOTT gebohren ist. Joh. 6. 4. Man siehet aus diesem Spruche auch den Grund, oder die eigentliche Ordnung, nach welcher ein Unterscheid seyn wird unter den Stufen der Verdammniß und der Selig- keit: nemlich nachdem man viel säet, erndtet man vieles, es sey Gutes, oder Böses. Denn in welchem das Eben-Bild GOttes in einem grös- sern Masse ist wieder angerichtet worden, in dem- selben kan es auch so viel herrlicher wieder hervor leuchten: gleichwie hingegen auch die Larve des Satans so viel abscheulicher seyn wird, so viel ärger sie durch Häufung der Sünden gewor- den ist. 5. Daß aber zu den guten Wercken sonder- lich auch die Leiden, die man um CHristi willen übernommen hat, gehören, zeiget die Sache selbst, da die darinnen bewiesene Standhaftigkeit und Treue des Glaubens, der Geduld und der Liebe gegen die Feinde, rechte Haupt-Wercke sind, und viele andere in sich fassen. Und diß ists, wel- ches unser Heiland auch ausdrücklich versichert Matth. 5, 10. 11. 12. Und daß es bey der Gna- den-Belohnung nicht auf die Grösse, sondern auf die innere Güte, oder Aufrichtigkeit der Wercke, ob gleich auch diese unvollkommen ist, ankomme, siehet man Matth. 10, 42. da es heißt: Wer dieser Geringsten einen nur mit einem Becher kaltes Wassers träncket, in eines Jüngers Namen, wahrlich, ich sage euch, es wird ihm nicht unbelohnet blei- ben. Siehe auch Matth. 25, 40. V. 9. Lasset uns aber Gutes thun (wie in der Anmerckungen. 1. Paulus ermahnet die Galater also, daß er sich selbst mit einschliesset, wenn er spricht: Lasset uns Gutes thun u. s. w. Wenn ein Lehrer nun Paulo also nachspricht, so muß er es auch im Paulinischen Sinne thun, daß er seiner Gemeine auch wie Paulus würcklich mit einem guten Exempel vorgehe. 2. Es geschiehet nichts leichter, als daß man der beständigen Ausübung einer Christen- Pflicht müde wird; sonderlich wenn einem da- bey manche Hinderungen in den Weg geleget werden, auch mancher Verdruß daher entstehet. Aber da soll man immer gedencken, me ekkakomen, lasset uns nicht müde werden. Jst doch die Erndte desto grösser, ie beschwerlicher die Saat- Zeit geworden ist. So ist uns auch die Behar- rung bis ans Ende aufs sorgfältigste anbefohlen Matth. 10, 22. Luc. 8, 15. Rom. 2, 7. Hebr. 10, 36. Offenb. 2, 10. da hingegen, wo man er- müdet und abläßt, verlieret man den versproche- chenen Gnaden-Lohn. 3 Joh. v. 8. 3. Ein anders ists, lohnsüchtig seyn, und die Belohnung aus Verdiensten bey GOTT su- chen, welches der Gläubigen Art gar nicht ist: ein anders, sich den Gnaden-Lohn nach seiner Gewißheit, Grösse und Beständigkeit, zur Auf- munterung dienen lassen, um sich im Dienste GOttes so viel getreuer zu erweisen. 4. Das Wort ekluomenoi kan auf das Wort therisomen, wir werden erndten, also ge- zogen werden, daß damit aufs neue das me ekkakei~n, nicht müde werden, eingeschärfet werde: in welchem Verstande denn das me ekluomenoi, als eine Bedingung, in welcher Ord- nung man zu erndten habe, stehet. Es kan aber auch diß letztere Wort auf die Art der Erndte selbst gehen, daß nemlich dieselbe wie ohne Be- schwerlichkeit, also ohne alles Ende seyn werde. Derer Stücke keines man von der leiblichen Erndte sagen kan. Von der ewigen und über- aus wichtigen künftigen Herrlichkeit siehe 2 Cor. 4, 17. 18. V. 10. Als wir denn nun Zeit haben (Gr. dar- Anmerckungen. 1. Dieses gantze zeitliche Leben ist die Zeit der Saat. Und in demselben findet sich oft die- se und jene besondere Gelegenheit, dieses und je- nes gar bequemes Mittel und Vermögen, dem andern zu dienen: welches man denn nicht aus der Acht lassen und versäumen soll; sintemal es einen besondern Winck und Beruf Gutes zu thun mit sich führet. Hingegen kömmt manch- mal
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 6, v. 8-10. [Spaltenumbruch]
viel ſaͤet! Wehe hingegen dem, der uͤbel, unddoch auch zugleich reichlich ſaͤet. 3. Welch ein ſchaͤndlicher Selbſt-Betrug iſt es nicht, immer aufs Fleiſch ſaͤen, oder den ſuͤndlichen Luͤſten des Fleiſches in beſtaͤndiger Ausuͤbung folgen; und ſich doch einbilden, daß man das ewige Leben erndten werde, und dazu das Verdienſt CHriſti mißbrauchen. Es iſt und bleibet die allertheuerſte Wahrheit, daß uns CHriſtus das ewige Leben erworben und verdie- net habe: aber zum Eingange in daſſelbe gehoͤret doch die Ordnung, daß man auf den Geiſt ſaͤe, nach welchem man aus GOTT gebohren iſt. Joh. 6. 4. Man ſiehet aus dieſem Spruche auch den Grund, oder die eigentliche Ordnung, nach welcher ein Unterſcheid ſeyn wird unter den Stufen der Verdammniß und der Selig- keit: nemlich nachdem man viel ſaͤet, erndtet man vieles, es ſey Gutes, oder Boͤſes. Denn in welchem das Eben-Bild GOttes in einem groͤſ- ſern Maſſe iſt wieder angerichtet worden, in dem- ſelben kan es auch ſo viel herrlicher wieder hervor leuchten: gleichwie hingegen auch die Larve des Satans ſo viel abſcheulicher ſeyn wird, ſo viel aͤrger ſie durch Haͤufung der Suͤnden gewor- den iſt. 5. Daß aber zu den guten Wercken ſonder- lich auch die Leiden, die man um CHriſti willen uͤbernommen hat, gehoͤren, zeiget die Sache ſelbſt, da die darinnen bewieſene Standhaftigkeit und Treue des Glaubens, der Geduld und der Liebe gegen die Feinde, rechte Haupt-Wercke ſind, und viele andere in ſich faſſen. Und diß iſts, wel- ches unſer Heiland auch ausdruͤcklich verſichert Matth. 5, 10. 11. 12. Und daß es bey der Gna- den-Belohnung nicht auf die Groͤſſe, ſondern auf die innere Guͤte, oder Aufrichtigkeit der Wercke, ob gleich auch dieſe unvollkommen iſt, ankomme, ſiehet man Matth. 10, 42. da es heißt: Wer dieſer Geringſten einen nur mit einem Becher kaltes Waſſers traͤncket, in eines Juͤngers Namen, wahrlich, ich ſage euch, es wird ihm nicht unbelohnet blei- ben. Siehe auch Matth. 25, 40. V. 9. Laſſet uns aber Gutes thun (wie in der Anmerckungen. 1. Paulus ermahnet die Galater alſo, daß er ſich ſelbſt mit einſchlieſſet, wenn er ſpricht: Laſſet uns Gutes thun u. ſ. w. Wenn ein Lehrer nun Paulo alſo nachſpricht, ſo muß er es auch im Pauliniſchen Sinne thun, daß er ſeiner Gemeine auch wie Paulus wuͤrcklich mit einem guten Exempel vorgehe. 2. Es geſchiehet nichts leichter, als daß man der beſtaͤndigen Ausuͤbung einer Chriſten- Pflicht muͤde wird; ſonderlich wenn einem da- bey manche Hinderungen in den Weg geleget werden, auch mancher Verdruß daher entſtehet. Aber da ſoll man immer gedencken, μὴ ἐκκακῶμεν, laſſet uns nicht muͤde werden. Jſt doch die Erndte deſto groͤſſer, ie beſchwerlicher die Saat- Zeit geworden iſt. So iſt uns auch die Behar- rung bis ans Ende aufs ſorgfaͤltigſte anbefohlen Matth. 10, 22. Luc. 8, 15. Rom. 2, 7. Hebr. 10, 36. Offenb. 2, 10. da hingegen, wo man er- muͤdet und ablaͤßt, verlieret man den verſproche- chenen Gnaden-Lohn. 3 Joh. v. 8. 3. Ein anders iſts, lohnſuͤchtig ſeyn, und die Belohnung aus Verdienſten bey GOTT ſu- chen, welches der Glaͤubigen Art gar nicht iſt: ein anders, ſich den Gnaden-Lohn nach ſeiner Gewißheit, Groͤſſe und Beſtaͤndigkeit, zur Auf- munterung dienen laſſen, um ſich im Dienſte GOttes ſo viel getreuer zu erweiſen. 4. Das Wort ἐκλυόμενοι kan auf das Wort ϑερίσομεν, wir werden erndten, alſo ge- zogen werden, daß damit aufs neue das μὴ ἐκκακει῀ν, nicht muͤde werden, eingeſchaͤrfet werde: in welchem Verſtande denn das μὴ ἐκλυόμενοι, als eine Bedingung, in welcher Ord- nung man zu erndten habe, ſtehet. Es kan aber auch diß letztere Wort auf die Art der Erndte ſelbſt gehen, daß nemlich dieſelbe wie ohne Be- ſchwerlichkeit, alſo ohne alles Ende ſeyn werde. Derer Stuͤcke keines man von der leiblichen Erndte ſagen kan. Von der ewigen und uͤber- aus wichtigen kuͤnftigen Herrlichkeit ſiehe 2 Cor. 4, 17. 18. V. 10. Als wir denn nun Zeit haben (Gr. dar- Anmerckungen. 1. Dieſes gantze zeitliche Leben iſt die Zeit der Saat. Und in demſelben findet ſich oft die- ſe und jene beſondere Gelegenheit, dieſes und je- nes gar bequemes Mittel und Vermoͤgen, dem andern zu dienen: welches man denn nicht aus der Acht laſſen und verſaͤumen ſoll; ſintemal es einen beſondern Winck und Beruf Gutes zu thun mit ſich fuͤhret. Hingegen koͤmmt manch- mal
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 6, v. 8-10.
viel ſaͤet! Wehe hingegen dem, der uͤbel, und
doch auch zugleich reichlich ſaͤet.
3. Welch ein ſchaͤndlicher Selbſt-Betrug
iſt es nicht, immer aufs Fleiſch ſaͤen, oder den
ſuͤndlichen Luͤſten des Fleiſches in beſtaͤndiger
Ausuͤbung folgen; und ſich doch einbilden, daß
man das ewige Leben erndten werde, und dazu
das Verdienſt CHriſti mißbrauchen. Es iſt und
bleibet die allertheuerſte Wahrheit, daß uns
CHriſtus das ewige Leben erworben und verdie-
net habe: aber zum Eingange in daſſelbe gehoͤret
doch die Ordnung, daß man auf den Geiſt ſaͤe,
nach welchem man aus GOTT gebohren iſt.
Joh. 6.
4. Man ſiehet aus dieſem Spruche auch
den Grund, oder die eigentliche Ordnung, nach
welcher ein Unterſcheid ſeyn wird unter den
Stufen der Verdammniß und der Selig-
keit: nemlich nachdem man viel ſaͤet, erndtet man
vieles, es ſey Gutes, oder Boͤſes. Denn in
welchem das Eben-Bild GOttes in einem groͤſ-
ſern Maſſe iſt wieder angerichtet worden, in dem-
ſelben kan es auch ſo viel herrlicher wieder hervor
leuchten: gleichwie hingegen auch die Larve des
Satans ſo viel abſcheulicher ſeyn wird, ſo viel
aͤrger ſie durch Haͤufung der Suͤnden gewor-
den iſt.
5. Daß aber zu den guten Wercken ſonder-
lich auch die Leiden, die man um CHriſti willen
uͤbernommen hat, gehoͤren, zeiget die Sache ſelbſt,
da die darinnen bewieſene Standhaftigkeit und
Treue des Glaubens, der Geduld und der Liebe
gegen die Feinde, rechte Haupt-Wercke ſind,
und viele andere in ſich faſſen. Und diß iſts, wel-
ches unſer Heiland auch ausdruͤcklich verſichert
Matth. 5, 10. 11. 12. Und daß es bey der Gna-
den-Belohnung nicht auf die Groͤſſe, ſondern
auf die innere Guͤte, oder Aufrichtigkeit der
Wercke, ob gleich auch dieſe unvollkommen iſt,
ankomme, ſiehet man Matth. 10, 42. da es
heißt: Wer dieſer Geringſten einen nur mit
einem Becher kaltes Waſſers traͤncket, in
eines Juͤngers Namen, wahrlich, ich ſage
euch, es wird ihm nicht unbelohnet blei-
ben. Siehe auch Matth. 25, 40.
V. 9.
Laſſet uns aber Gutes thun (wie in der
Gutthaͤtigkeit gegen die Lehrer und alle Duͤrfti-
gen inſonderheit, alſo auch insgemein nach allen
unſern uns obliegenden Pflichten:) und nicht
muͤde werden (daß wir uns lieſſen durch etwas
Boͤſes, ſo uns daruͤber begegnet, und Verdruß
machet, davon abſchrecken. Siehe dergleichen
Ermahnung 2 Theſſ. 3, 13. wie auch ſonſt den
Gebrauch des alhier ſtehenden Worts ἐκκακει῀ν,
Luc. 18, 1. 2 Cor. 4, 1. 16. Eph. 3, 13.) denn zu
ſeiner Zeit (wo nicht ſo bald, doch einmal gewiß
genug, muß doch ein Acker-Mann mit ſeiner
Saat der rechten Zeit zur Erndte erwarten Jac.
5, 7. 8.) werden wir auch (die Frucht unſe-
rer Arbeit) erndten, ohne aufhoͤren (μὴ ἐκ-
λυόμενοι, ohne alle Ermuͤdung, vielmehr mit al-
ler Freudigkeit: wie denn auch die Erndte ewig
ſeyn wird.)
Anmerckungen.
1. Paulus ermahnet die Galater alſo, daß
er ſich ſelbſt mit einſchlieſſet, wenn er ſpricht:
Laſſet uns Gutes thun u. ſ. w. Wenn ein
Lehrer nun Paulo alſo nachſpricht, ſo muß er es
auch im Pauliniſchen Sinne thun, daß er ſeiner
Gemeine auch wie Paulus wuͤrcklich mit einem
guten Exempel vorgehe.
2. Es geſchiehet nichts leichter, als daß
man der beſtaͤndigen Ausuͤbung einer Chriſten-
Pflicht muͤde wird; ſonderlich wenn einem da-
bey manche Hinderungen in den Weg geleget
werden, auch mancher Verdruß daher entſtehet.
Aber da ſoll man immer gedencken, μὴ ἐκκακῶμεν,
laſſet uns nicht muͤde werden. Jſt doch die
Erndte deſto groͤſſer, ie beſchwerlicher die Saat-
Zeit geworden iſt. So iſt uns auch die Behar-
rung bis ans Ende aufs ſorgfaͤltigſte anbefohlen
Matth. 10, 22. Luc. 8, 15. Rom. 2, 7. Hebr.
10, 36. Offenb. 2, 10. da hingegen, wo man er-
muͤdet und ablaͤßt, verlieret man den verſproche-
chenen Gnaden-Lohn. 3 Joh. v. 8.
3. Ein anders iſts, lohnſuͤchtig ſeyn, und
die Belohnung aus Verdienſten bey GOTT ſu-
chen, welches der Glaͤubigen Art gar nicht iſt:
ein anders, ſich den Gnaden-Lohn nach ſeiner
Gewißheit, Groͤſſe und Beſtaͤndigkeit, zur Auf-
munterung dienen laſſen, um ſich im Dienſte
GOttes ſo viel getreuer zu erweiſen.
4. Das Wort ἐκλυόμενοι kan auf das
Wort ϑερίσομεν, wir werden erndten, alſo ge-
zogen werden, daß damit aufs neue das μὴ
ἐκκακει῀ν, nicht muͤde werden, eingeſchaͤrfet
werde: in welchem Verſtande denn das μὴ
ἐκλυόμενοι, als eine Bedingung, in welcher Ord-
nung man zu erndten habe, ſtehet. Es kan aber
auch diß letztere Wort auf die Art der Erndte
ſelbſt gehen, daß nemlich dieſelbe wie ohne Be-
ſchwerlichkeit, alſo ohne alles Ende ſeyn werde.
Derer Stuͤcke keines man von der leiblichen
Erndte ſagen kan. Von der ewigen und uͤber-
aus wichtigen kuͤnftigen Herrlichkeit ſiehe 2 Cor.
4, 17. 18.
V. 10.
Als wir denn nun Zeit haben (Gr. dar-
um denn, da wir die rechte gelegene Zeit haben:)
ſo laſſet uns Gutes thun (inſonderheit mit
Wercken der Liebe) an iedermann (auch an den
Unglaͤubigen und an unſern Feinden) allermeiſt
aber an des Glaubens Genoſſen (εἰς τοὺς
οἰκείους τῆς πίςεως, an den Haus-Genoſſen des
Glaubens, die mit zu der Gemeine GOttes, als
deſſen Hauſe, gehoͤren.)
Anmerckungen.
1. Dieſes gantze zeitliche Leben iſt die Zeit
der Saat. Und in demſelben findet ſich oft die-
ſe und jene beſondere Gelegenheit, dieſes und je-
nes gar bequemes Mittel und Vermoͤgen, dem
andern zu dienen: welches man denn nicht aus
der Acht laſſen und verſaͤumen ſoll; ſintemal es
einen beſondern Winck und Beruf Gutes zu
thun mit ſich fuͤhret. Hingegen koͤmmt manch-
mal
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