Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 4, 28. 29. [Spaltenumbruch]
setzliche Gerechtigkeit stunde, beschreibet, undhernach von dem glaubigen und geistlichen Jsrael nach dem Vorbilde Jsaacs v. 29. spricht: Das ist ein (rechter) Jüde, der inwendig verbor- gen ist, und die Beschneidung des Her- tzens ist eine Beschneidung, die im Geist und nicht im Buchstaben geschiehet, wel- ches Lob ist nicht aus Menschen, sondern aus GOtt. 2. Hernach ist alhier zu mercken der Ort V. 29. Aber gleichwie zu der Zeit, der nach Anmerckungen. 1. Jm 1 B. Mos. 21, 9. stehet zwar nichts mehr, als daß Jsmael, der Sohn der Aegyptischen Magd, Hagar, ein Spötter gewe- sen. Es muß aber diese Verspottung viel zu sa- gen gehabt haben, weil Sara dadurch bewogen [Spaltenumbruch] ward, den Abraham zu bitten, daß er doch die Magd mit ihrem Sohne möchte aus der Fa- milie verstossen. Welches gewiß eine gar harte Forderung war, die dem Abraham daher auch sehr nahe ging; und daraus man siehet, daß die Hagar an dem Muthwillen ihres Sohnes muß Theil genommen, ja daß sie ihn wohl selbst dazu verleitet habe. Beydes wird dadurch bekräfti- get, daß Paulus die Verspottung eine Ver- folgung nennet: welche nicht wol allein von dem Sohne hat herrühren können, sondern da- bey die Mutter wol das meiste gethan hat. 2. Woher diese Feindschaft entstanden, das ist leichtlich zu erachten, und lässet sich auch nicht undeutlich aus den Worten der Sara er- kennen, wenn sie zu Abraham gesagt: Treibe diese Magd aus mit ihrem Sohne, denn dieser Magd Sohn soll nicht erben mit meinem Sohn Jsaac. 1 B. Mos. 21, 10. Es hat nemlich die Hagar aus dem Grunde und Recht der ersten Geburt, so ihr Sohn erlanget, auch die Succession in die Güter Abrahams oder die Erbschaft desselben mit gewöhnlichen Vor- zügen gesuchet, sich auch darauf die Rechnung gemachet, auch wol ihrem Sohne dieses derge- stalt in den Kopf gesetzet, daß er sich darüber nicht allein mit der Mutter erhaben, sondern auch so wol der Sara, als dem noch gar zarten Jsaac manches Hertzeleid zugefüget. Wozu denn, wie vermuthlich, manche von dem vie- len Gesinde des Abrahams (als der schon eine gute Zeit vorher dreyhundert und achtzehen Mann bewafnen konte Gen. 14, 14.) wol vieles mögen mit beygetragen haben. Denn da die Hagar ihren Sohn Jsmael bey dem Alter Abra- hams für dessen eigentlichen Erben und künftigen Besitzer aller seiner Güter ausgegeben; so ist leichtlich zu erachten, daß ihrer viele ihme als ih- rem künftigen Herrn, wie auch seiner Mutter ungebührlich angehangen haben, und in der weitläuftigen Familie solche Factiones entstan- den, darunter die Sara mit Jsaac vieles zu lei- den gehabt hat. 3. Wie nun, was die Application dieser Geschicht betrifft, die fleischlich gesinneten Jü- den die Christen verfolget haben, ist aus der Hi- storie der Evangelisten und Apostel bekannt. Denn wie sie es mit Christo selbst gemachet hat- ten, so verfuhren sie auch mit seinen Gliedern. Und davon war Paulus selbst nach seinem vorigen Zustande unter betrübtem Andencken ein leben- diger Zeuge. 4. Welche Kirche die andere in Glaubens- Sachen drücket und verfolget, die ist nicht die wahre und apostolische, sondern sie ist apostatisch, Jsmaelitisch und Cainitisch: daher sie auch we- der in der wahren Kindschaft GOttes stehet, noch zum Erbe des ewigen Lebens gelanget. Und also ist der bittere Geist der Verfolgung im Papstthum ein gewisser Character einer fal- schen apostatischen Kirche. 5. Es ist die papistische Kirche der feind- seligen Jüdischen auch darinnen gleich, daß sie, wie diese die Seligkeit nicht durch den Glauben an Christum, sondern aus den Wercken des Gesetzes, ja gar aus blossen und recht abergläu- bi-
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, 28. 29. [Spaltenumbruch]
ſetzliche Gerechtigkeit ſtunde, beſchreibet, undhernach von dem glaubigen und geiſtlichen Jſrael nach dem Vorbilde Jſaacs v. 29. ſpricht: Das iſt ein (rechter) Juͤde, der inwendig verbor- gen iſt, und die Beſchneidung des Her- tzens iſt eine Beſchneidung, die im Geiſt und nicht im Buchſtaben geſchiehet, wel- ches Lob iſt nicht aus Menſchen, ſondern aus GOtt. 2. Hernach iſt alhier zu mercken der Ort V. 29. Aber gleichwie zu der Zeit, der nach Anmerckungen. 1. Jm 1 B. Moſ. 21, 9. ſtehet zwar nichts mehr, als daß Jſmael, der Sohn der Aegyptiſchen Magd, Hagar, ein Spoͤtter gewe- ſen. Es muß aber dieſe Verſpottung viel zu ſa- gen gehabt haben, weil Sara dadurch bewogen [Spaltenumbruch] ward, den Abraham zu bitten, daß er doch die Magd mit ihrem Sohne moͤchte aus der Fa- milie verſtoſſen. Welches gewiß eine gar harte Forderung war, die dem Abraham daher auch ſehr nahe ging; und daraus man ſiehet, daß die Hagar an dem Muthwillen ihres Sohnes muß Theil genommen, ja daß ſie ihn wohl ſelbſt dazu verleitet habe. Beydes wird dadurch bekraͤfti- get, daß Paulus die Verſpottung eine Ver- folgung nennet: welche nicht wol allein von dem Sohne hat herruͤhren koͤnnen, ſondern da- bey die Mutter wol das meiſte gethan hat. 2. Woher dieſe Feindſchaft entſtanden, das iſt leichtlich zu erachten, und laͤſſet ſich auch nicht undeutlich aus den Worten der Sara er- kennen, wenn ſie zu Abraham geſagt: Treibe dieſe Magd aus mit ihrem Sohne, denn dieſer Magd Sohn ſoll nicht erben mit meinem Sohn Jſaac. 1 B. Moſ. 21, 10. Es hat nemlich die Hagar aus dem Grunde und Recht der erſten Geburt, ſo ihr Sohn erlanget, auch die Succeſſion in die Guͤter Abrahams oder die Erbſchaft deſſelben mit gewoͤhnlichen Vor- zuͤgen geſuchet, ſich auch darauf die Rechnung gemachet, auch wol ihrem Sohne dieſes derge- ſtalt in den Kopf geſetzet, daß er ſich daruͤber nicht allein mit der Mutter erhaben, ſondern auch ſo wol der Sara, als dem noch gar zarten Jſaac manches Hertzeleid zugefuͤget. Wozu denn, wie vermuthlich, manche von dem vie- len Geſinde des Abrahams (als der ſchon eine gute Zeit vorher dreyhundert und achtzehen Mann bewafnen konte Gen. 14, 14.) wol vieles moͤgen mit beygetragen haben. Denn da die Hagar ihren Sohn Jſmael bey dem Alter Abra- hams fuͤr deſſen eigentlichen Erben und kuͤnftigen Beſitzer aller ſeiner Guͤter ausgegeben; ſo iſt leichtlich zu erachten, daß ihrer viele ihme als ih- rem kuͤnftigen Herrn, wie auch ſeiner Mutter ungebuͤhrlich angehangen haben, und in der weitlaͤuftigen Familie ſolche Factiones entſtan- den, darunter die Sara mit Jſaac vieles zu lei- den gehabt hat. 3. Wie nun, was die Application dieſer Geſchicht betrifft, die fleiſchlich geſinneten Juͤ- den die Chriſten verfolget haben, iſt aus der Hi- ſtorie der Evangeliſten und Apoſtel bekannt. Denn wie ſie es mit Chriſto ſelbſt gemachet hat- ten, ſo verfuhren ſie auch mit ſeinen Gliedern. Und davon war Paulus ſelbſt nach ſeinem vorigen Zuſtande unter betruͤbtem Andencken ein leben- diger Zeuge. 4. Welche Kirche die andere in Glaubens- Sachen druͤcket und verfolget, die iſt nicht die wahre und apoſtoliſche, ſondern ſie iſt apoſtatiſch, Jſmaelitiſch und Cainitiſch: daher ſie auch we- der in der wahren Kindſchaft GOttes ſtehet, noch zum Erbe des ewigen Lebens gelanget. Und alſo iſt der bittere Geiſt der Verfolgung im Papſtthum ein gewiſſer Character einer fal- ſchen apoſtatiſchen Kirche. 5. Es iſt die papiſtiſche Kirche der feind- ſeligen Juͤdiſchen auch darinnen gleich, daß ſie, wie dieſe die Seligkeit nicht durch den Glauben an Chriſtum, ſondern aus den Wercken des Geſetzes, ja gar aus bloſſen und recht aberglaͤu- bi-
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, 28. 29.
ſetzliche Gerechtigkeit ſtunde, beſchreibet, und
hernach von dem glaubigen und geiſtlichen Jſrael
nach dem Vorbilde Jſaacs v. 29. ſpricht: Das
iſt ein (rechter) Juͤde, der inwendig verbor-
gen iſt, und die Beſchneidung des Her-
tzens iſt eine Beſchneidung, die im Geiſt
und nicht im Buchſtaben geſchiehet, wel-
ches Lob iſt nicht aus Menſchen, ſondern
aus GOtt.
2. Hernach iſt alhier zu mercken der Ort
c. 9, 6. 7. 8. Es ſind nicht alle (wahre,
glaͤubige und alſo geiſtliche Jſraeliten, die nach
dem Jſrael oder Jacob geſinnet ſind) die von
Jſrael ſind (oder, wie von Abraham und Jſaac,
alſo auch von Jacob der bloſſen Natur nach her-
ſtammen.) Auch nicht alle, die Abrahams
(auf den ſich die Juden ſo ſehr beriefen Matth.
3, 9. Joh. 8, 33. 39.) Samen ſind, ſind dar-
um auch Kinder (nemlich ſolche, die nach der
Verheiſſung gebohren, und daher allein fuͤr Er-
ben gerechnet worden, als dergleichen Jſmael
mit ſeinen Nachkommen nicht war) ſondern (es
hieß nach der beſondern Verheiſſung) in Jſaac
ſoll dir der Same genennet werden (und
ſoll Jſaac ein Vorbild ſeyn von denen, welche
aus den Evangeliſchen Gnaden-Verheiſſungen
wiedergebohren werden und Chriſtum, den
Jſaac auch auf eine beſondere Art vorbildete,
zu ihrem Heilande und Seligmacher anneh-
men.) Das iſt, nicht ſind das GOttes
(aͤchte und rechte) Kinder, die nach dem Flei-
ſche Kinder ſind (oder von Abraham, Jſaac
und Jacob herſtammen) ſondern die Kinder
der Verheiſſung (die, wie Jſaac aus der
verheiſſenen uͤbernatuͤrlichen Kraft natuͤr-
licher weiſe gebohren worden, alſo aus dem
uͤbernatuͤrlichen Evangelio wiedergebohren
ſind) werden fuͤr (den rechten) Samen (der
die eigentliche Kindſchaft nebſt der geiſtlichen und
himmlichen Erbſchaft hat) gerechnet.
V. 29.
Aber gleichwie zu der Zeit, der nach
dem Fleiſch (auf eine ſolche bloß natuͤrliche Art,
daß die Natur nicht erſt aus einer beſondern
Verheiſſung zum Kinder-Zeugen eine beſondere
Kraft empfangen hatte) gebohren war (Jſ-
mael ſamt ſeiner Mutter, der Hagar, ſelbſt in
des Vaters Hauſe) verfolgete (alſo, daß die
Spott-Reden auch allerhand Druck mit ſich ge-
fuͤhret) den, der nach dem Geiſt (den Jſaac,
der nach der beſondern Verheiſſung) gebohren
war (und daher die geiſtlichen Gnaden- und
Bundes-Kinder GOttes repræſentiret) alſo
gehet es ietzt auch (daß die fleiſchliche Juden-
ſchaft, die in dem Sinne der Hagar und Jſma-
els ſtehet, das geiſtliche Jſrael, die Chriſtliche
Kirche, auf allerhand Art verfolget, und die Hei-
den mit dazu aufbringet.)
Anmerckungen.
1. Jm 1 B. Moſ. 21, 9. ſtehet zwar
nichts mehr, als daß Jſmael, der Sohn der
Aegyptiſchen Magd, Hagar, ein Spoͤtter gewe-
ſen. Es muß aber dieſe Verſpottung viel zu ſa-
gen gehabt haben, weil Sara dadurch bewogen
ward, den Abraham zu bitten, daß er doch die
Magd mit ihrem Sohne moͤchte aus der Fa-
milie verſtoſſen. Welches gewiß eine gar harte
Forderung war, die dem Abraham daher auch
ſehr nahe ging; und daraus man ſiehet, daß die
Hagar an dem Muthwillen ihres Sohnes muß
Theil genommen, ja daß ſie ihn wohl ſelbſt dazu
verleitet habe. Beydes wird dadurch bekraͤfti-
get, daß Paulus die Verſpottung eine Ver-
folgung nennet: welche nicht wol allein von
dem Sohne hat herruͤhren koͤnnen, ſondern da-
bey die Mutter wol das meiſte gethan hat.
2. Woher dieſe Feindſchaft entſtanden,
das iſt leichtlich zu erachten, und laͤſſet ſich auch
nicht undeutlich aus den Worten der Sara er-
kennen, wenn ſie zu Abraham geſagt: Treibe
dieſe Magd aus mit ihrem Sohne, denn
dieſer Magd Sohn ſoll nicht erben mit
meinem Sohn Jſaac. 1 B. Moſ. 21, 10.
Es hat nemlich die Hagar aus dem Grunde und
Recht der erſten Geburt, ſo ihr Sohn erlanget,
auch die Succeſſion in die Guͤter Abrahams oder
die Erbſchaft deſſelben mit gewoͤhnlichen Vor-
zuͤgen geſuchet, ſich auch darauf die Rechnung
gemachet, auch wol ihrem Sohne dieſes derge-
ſtalt in den Kopf geſetzet, daß er ſich daruͤber
nicht allein mit der Mutter erhaben, ſondern
auch ſo wol der Sara, als dem noch gar zarten
Jſaac manches Hertzeleid zugefuͤget. Wozu
denn, wie vermuthlich, manche von dem vie-
len Geſinde des Abrahams (als der ſchon eine
gute Zeit vorher dreyhundert und achtzehen
Mann bewafnen konte Gen. 14, 14.) wol vieles
moͤgen mit beygetragen haben. Denn da die
Hagar ihren Sohn Jſmael bey dem Alter Abra-
hams fuͤr deſſen eigentlichen Erben und kuͤnftigen
Beſitzer aller ſeiner Guͤter ausgegeben; ſo iſt
leichtlich zu erachten, daß ihrer viele ihme als ih-
rem kuͤnftigen Herrn, wie auch ſeiner Mutter
ungebuͤhrlich angehangen haben, und in der
weitlaͤuftigen Familie ſolche Factiones entſtan-
den, darunter die Sara mit Jſaac vieles zu lei-
den gehabt hat.
3. Wie nun, was die Application dieſer
Geſchicht betrifft, die fleiſchlich geſinneten Juͤ-
den die Chriſten verfolget haben, iſt aus der Hi-
ſtorie der Evangeliſten und Apoſtel bekannt.
Denn wie ſie es mit Chriſto ſelbſt gemachet hat-
ten, ſo verfuhren ſie auch mit ſeinen Gliedern.
Und davon war Paulus ſelbſt nach ſeinem vorigen
Zuſtande unter betruͤbtem Andencken ein leben-
diger Zeuge.
4. Welche Kirche die andere in Glaubens-
Sachen druͤcket und verfolget, die iſt nicht die
wahre und apoſtoliſche, ſondern ſie iſt apoſtatiſch,
Jſmaelitiſch und Cainitiſch: daher ſie auch we-
der in der wahren Kindſchaft GOttes ſtehet,
noch zum Erbe des ewigen Lebens gelanget.
Und alſo iſt der bittere Geiſt der Verfolgung im
Papſtthum ein gewiſſer Character einer fal-
ſchen apoſtatiſchen Kirche.
5. Es iſt die papiſtiſche Kirche der feind-
ſeligen Juͤdiſchen auch darinnen gleich, daß ſie,
wie dieſe die Seligkeit nicht durch den Glauben
an Chriſtum, ſondern aus den Wercken des
Geſetzes, ja gar aus bloſſen und recht aberglaͤu-
bi-
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