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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 4, 27. 28. an die Galater.
[Spaltenumbruch] folgung wider die Christen aufgebracht haben,
sehr verspottet und bedränget worden: aber sie
hat doch für alle ihre Kinder die volle evangeli-
sche Freyheit und Kindschaft, und mit dersel-
ben die Erbschaft aller himmlischen Heils-Gü-
ter erhalten. Welche Stücke der Verglei-
chung auch von Paulo selbst zum theil in den
letztern Versen dieses Capitels angeführet
werden.
V. 27.

Denn es stehet geschrieben (bey dem
Jesaia c. 54, 1. da die Weissagung von der Kirche
des neuen Testaments mit solchen Worten, wel-
che von der Familie des Abrahams und darinnen
von der Sara und Hagar, und ihren Kindern
hergenommen sind, vorgestellet wird; daß
demnach diese Apostolische Application die Pro-
phetische, in gleichem von dem Heiligen Geiste
intendirten geheimen Verstande, zum Grunde
hat:) Sey frölich, du unfruchtbare, die
du nicht gebierest
(o du unter dem Bilde der
so lange unfruchtbaren Sara vorgestellete Christ-
liche Kirche, die du dem ersten Ansehen nach ei-
nem unfruchtbaren Weibe gleich, und gegen die
jüdische gar gering und verachtet seyn wirst: aber
gleichwie die Sara über der Verheissung bey der
Erfüllung sehr frölich worden; so auch du) sey
frölich und brich hervor
(vor Freuden brich
aus in lauter Lob GOttes) die du nicht
schwanger bist, und rufe
(jauchze vor geistli-
chem guten Muthe Hebr. Siehe auch Jes. 14,
7. 44, 23. 49, 13. 55, 12. Psalm 98, 4. Fer-
ner Jes. 10, 30. 12, 6. Jer. 5, 8. Psal. 104, 15.)
Denn die Einsame (die eine solche ist in Anse-
hung ihrer ersten Unfruchtbarkeit) hat (mit der
Zeit, und ehe sie sichs selbst versiehet) vielmehr
(geistliche) Kinder (die aus den Evangelischen
Gnaden-Verheissungen wiedergebohren sind)
denn die den Mann hat (die jüdische Kirche,
welche, wie die Hagar den Abraham hatte und
von ihm einen Sohn gebahr, der sich ausbreite-
te, aber doch nicht so starck und so gesegnet als der
Anfangs unfruchtbaren Sara ihr Sohn, der
Jsaac: und daher, da diese ein Bild ist von der
Christlichen Kirche, sie mit ihrem Sohne ist eine
Figur der Jüdischen, nicht zwar überhaupt, son-
dern so fern sie nur nach der Natur und ausser
Christo betrachtet wird, und die Seligkeit nicht
Figur der Jüdischen, nicht zwar überhaupt, son-
dern so fern sie nur nach der Natur und ausser
Christo betrachtet wird, und die Seligkeit nicht
in Christo und dessen Evangelio, sondern im Ge-
setze suchet; aber, wie nach der innerlichen Gü-
te, also auch nach der äusserlichen Menge der
Kinder, oder geistlichen Glieder von der christ-
lichen Kirche sehr übertroffen wird.)

Anmerckungen.
1. Daß Hagar so fruchtbarer Natur
war, das war ein Bild von dem, wie einer aus
bloß natürlicher Geburt konte ein Glied des jü-
dischen Volckes werden. Wie sich denn die
meisten Juden nur auf ihre äusserliche Abstam-
mung von Abraham berufen und dabey auf das
Bundes-Zeichen der Beschneidung, ohne auf
die Wiedergeburt aus GOtt zu sehen, verlassen
haben. Matth. 3, 9. Joh. 8, 33. 39.
[Spaltenumbruch]
2. Die Unfruchtbarkeit der Sara aber
zeigete an, wie daß die natürlichen Kräfte keines
weges dazu hinreichen, daß man ein währes Kind
GOttes sey, und GOtt im Geiste und in der
Wahrheit diene: sondern daß dazu eine be-
sondere übernatürliche Kraft GOttes, die aus
der Verheissung, oder aus dem Evangelio durch
den Glauben an Christum komme, erfodert
werde: gleichwie die Sara aus einer durch den
Glauben angenommenen Verheissung zwar die
natürliche Kraft zu gebähren, aber doch auf ei-
ne übernatürliche Art, empfing.
3. Wahre Knechte und Kinder GOttes
haben keine grössere Freude auf dieser Welt, als
wenn sie sehen, daß die wahre Kirche GOttes
mit vielen solchen wahren Gliedern vermehret
wird, die aus GOtt gebohren sind: gleichwie
hingegen diejenigen, so nur blosse äusserliche
Glieder der Kirche sind, und dabey im Geiste
und Orden der alten jüdischen Pharisäer stehen,
und also gleichsam nur Hagarener, oder der
Magd Söhne sind, es ihre Freude seyn lassen,
wenn sie durch ihren falschen Religions-Eifer
können ihre Secte ausbreiten und Proselyten
machen: wie man sonderlich am Papstthum
siehet.
4. Obgleich die Anzahl der rechtschafnen
Glieder der wahren Kirche geringe ist in Verglei-
chung gegen die unächten und andere ausser der
Kirchen, also, daß es daher auch heißt, daß
wenig selig werden, und die Pforte zum Leben
enge und der Weg schmal sey, darauf wenige
wandeln, und daher die Gläubigen eine kleine
Heerde
genennet werden Matth. 7, 14. Luc. 12,
32. 13, 23. 24. so ist doch der Gläubigen an
sich selbst eine sehr grosse Anzahl, ja fast unzähli-
ge Menge. Wie denn auch daher in der Of-
fenbarung Johannis dieselbe in grossen Schaa-
ren vorgestellet werden, sonderlich c. 19. 1. sqq.
Siehe auch c. 7, 4. 9.
V. 28.

Wir aber (die wir aus Juden und Heiden
das Evangelium angenommen haben samt allen
übrigen solchen Gläubigen) lieben Brüder
(dazu ich also euch Galater auch zehle, in Anse-
hung dessen, daß ihr zu Christo bekehret worden
seyd, theils auch noch im Glauben an ihn stehet,
oder auch auf diese meine Vorstellung euch zu ihm
wieder werdet bringen lassen) sind Jsaac nach
(kata Isaak`, nach Jsaac anzusehen, und also)
der Verheissung Kinder, (das ist, sind Kin-
der und Erben des neuen Bundes, aus dem Ev-
angelio zur Freyheit vom Fluche und Joche des
Gesetzes wiedergebohren.)

Anmerckungen.

1. Es sind hierbey, ja bey dem gantzen
vorhergehenden Context, zwo Stellen aus dem
Briefe an die Römer, zur Erläuterung unter
einander, zu conferiren: erstlich der Cap. 2.
da der Apostel zuvorderst v. 17. u. f. die äusserli-
che Judenschaft, wie sie ausser Christo nach dem
Vorbilde Jsmaels in der Knechtschaft bey dem
verkehrten Eifer für das Gesetz und für die ge-

setz-
Z z z 3
Cap. 4, 27. 28. an die Galater.
[Spaltenumbruch] folgung wider die Chriſten aufgebracht haben,
ſehr verſpottet und bedraͤnget worden: aber ſie
hat doch fuͤr alle ihre Kinder die volle evangeli-
ſche Freyheit und Kindſchaft, und mit derſel-
ben die Erbſchaft aller himmliſchen Heils-Guͤ-
ter erhalten. Welche Stuͤcke der Verglei-
chung auch von Paulo ſelbſt zum theil in den
letztern Verſen dieſes Capitels angefuͤhret
werden.
V. 27.

Denn es ſtehet geſchrieben (bey dem
Jeſaia c. 54, 1. da die Weiſſagung von der Kirche
des neuen Teſtaments mit ſolchen Worten, wel-
che von der Familie des Abrahams und darinnen
von der Sara und Hagar, und ihren Kindern
hergenommen ſind, vorgeſtellet wird; daß
demnach dieſe Apoſtoliſche Application die Pro-
phetiſche, in gleichem von dem Heiligen Geiſte
intendirten geheimen Verſtande, zum Grunde
hat:) Sey froͤlich, du unfruchtbare, die
du nicht gebiereſt
(o du unter dem Bilde der
ſo lange unfruchtbaren Sara vorgeſtellete Chriſt-
liche Kirche, die du dem erſten Anſehen nach ei-
nem unfruchtbaren Weibe gleich, und gegen die
juͤdiſche gar gering und verachtet ſeyn wirſt: aber
gleichwie die Sara uͤber der Verheiſſung bey der
Erfuͤllung ſehr froͤlich worden; ſo auch du) ſey
froͤlich und brich hervor
(vor Freuden brich
aus in lauter Lob GOttes) die du nicht
ſchwanger biſt, und rufe
(jauchze vor geiſtli-
chem guten Muthe Hebr. Siehe auch Jeſ. 14,
7. 44, 23. 49, 13. 55, 12. Pſalm 98, 4. Fer-
ner Jeſ. 10, 30. 12, 6. Jer. 5, 8. Pſal. 104, 15.)
Denn die Einſame (die eine ſolche iſt in Anſe-
hung ihrer erſten Unfruchtbarkeit) hat (mit der
Zeit, und ehe ſie ſichs ſelbſt verſiehet) vielmehr
(geiſtliche) Kinder (die aus den Evangeliſchen
Gnaden-Verheiſſungen wiedergebohren ſind)
denn die den Mann hat (die juͤdiſche Kirche,
welche, wie die Hagar den Abraham hatte und
von ihm einen Sohn gebahr, der ſich ausbreite-
te, aber doch nicht ſo ſtarck und ſo geſegnet als der
Anfangs unfruchtbaren Sara ihr Sohn, der
Jſaac: und daher, da dieſe ein Bild iſt von der
Chriſtlichen Kirche, ſie mit ihrem Sohne iſt eine
Figur der Juͤdiſchen, nicht zwar uͤberhaupt, ſon-
dern ſo fern ſie nur nach der Natur und auſſer
Chriſto betrachtet wird, und die Seligkeit nicht
Figur der Juͤdiſchen, nicht zwar uͤberhaupt, ſon-
dern ſo fern ſie nur nach der Natur und auſſer
Chriſto betrachtet wird, und die Seligkeit nicht
in Chriſto und deſſen Evangelio, ſondern im Ge-
ſetze ſuchet; aber, wie nach der innerlichen Guͤ-
te, alſo auch nach der aͤuſſerlichen Menge der
Kinder, oder geiſtlichen Glieder von der chriſt-
lichen Kirche ſehr uͤbertroffen wird.)

Anmerckungen.
1. Daß Hagar ſo fruchtbarer Natur
war, das war ein Bild von dem, wie einer aus
bloß natuͤrlicher Geburt konte ein Glied des juͤ-
diſchen Volckes werden. Wie ſich denn die
meiſten Juden nur auf ihre aͤuſſerliche Abſtam-
mung von Abraham berufen und dabey auf das
Bundes-Zeichen der Beſchneidung, ohne auf
die Wiedergeburt aus GOtt zu ſehen, verlaſſen
haben. Matth. 3, 9. Joh. 8, 33. 39.
[Spaltenumbruch]
2. Die Unfruchtbarkeit der Sara aber
zeigete an, wie daß die natuͤrlichen Kraͤfte keines
weges dazu hinreichen, daß man ein waͤhres Kind
GOttes ſey, und GOtt im Geiſte und in der
Wahrheit diene: ſondern daß dazu eine be-
ſondere uͤbernatuͤrliche Kraft GOttes, die aus
der Verheiſſung, oder aus dem Evangelio durch
den Glauben an Chriſtum komme, erfodert
werde: gleichwie die Sara aus einer durch den
Glauben angenommenen Verheiſſung zwar die
natuͤrliche Kraft zu gebaͤhren, aber doch auf ei-
ne uͤbernatuͤrliche Art, empfing.
3. Wahre Knechte und Kinder GOttes
haben keine groͤſſere Freude auf dieſer Welt, als
wenn ſie ſehen, daß die wahre Kirche GOttes
mit vielen ſolchen wahren Gliedern vermehret
wird, die aus GOtt gebohren ſind: gleichwie
hingegen diejenigen, ſo nur bloſſe aͤuſſerliche
Glieder der Kirche ſind, und dabey im Geiſte
und Orden der alten juͤdiſchen Phariſaͤer ſtehen,
und alſo gleichſam nur Hagarener, oder der
Magd Soͤhne ſind, es ihre Freude ſeyn laſſen,
wenn ſie durch ihren falſchen Religions-Eifer
koͤnnen ihre Secte ausbreiten und Proſelyten
machen: wie man ſonderlich am Papſtthum
ſiehet.
4. Obgleich die Anzahl der rechtſchafnen
Glieder der wahren Kirche geringe iſt in Verglei-
chung gegen die unaͤchten und andere auſſer der
Kirchen, alſo, daß es daher auch heißt, daß
wenig ſelig werden, und die Pforte zum Leben
enge und der Weg ſchmal ſey, darauf wenige
wandeln, und daher die Glaͤubigen eine kleine
Heerde
genennet werden Matth. 7, 14. Luc. 12,
32. 13, 23. 24. ſo iſt doch der Glaͤubigen an
ſich ſelbſt eine ſehr groſſe Anzahl, ja faſt unzaͤhli-
ge Menge. Wie denn auch daher in der Of-
fenbarung Johannis dieſelbe in groſſen Schaa-
ren vorgeſtellet werden, ſonderlich c. 19. 1. ſqq.
Siehe auch c. 7, 4. 9.
V. 28.

Wir aber (die wir aus Juden und Heiden
das Evangelium angenommen haben ſamt allen
uͤbrigen ſolchen Glaͤubigen) lieben Bruͤder
(dazu ich alſo euch Galater auch zehle, in Anſe-
hung deſſen, daß ihr zu Chriſto bekehret worden
ſeyd, theils auch noch im Glauben an ihn ſtehet,
oder auch auf dieſe meine Vorſtellung euch zu ihm
wieder werdet bringen laſſen) ſind Jſaac nach
(κατὰ Ἰσαακ`, nach Jſaac anzuſehen, und alſo)
der Verheiſſung Kinder, (das iſt, ſind Kin-
der und Erben des neuen Bundes, aus dem Ev-
angelio zur Freyheit vom Fluche und Joche des
Geſetzes wiedergebohren.)

Anmerckungen.

1. Es ſind hierbey, ja bey dem gantzen
vorhergehenden Context, zwo Stellen aus dem
Briefe an die Roͤmer, zur Erlaͤuterung unter
einander, zu conferiren: erſtlich der Cap. 2.
da der Apoſtel zuvorderſt v. 17. u. f. die aͤuſſerli-
che Judenſchaft, wie ſie auſſer Chriſto nach dem
Vorbilde Jſmaels in der Knechtſchaft bey dem
verkehrten Eifer fuͤr das Geſetz und fuͤr die ge-

ſetz-
Z z z 3
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[549/0577] Cap. 4, 27. 28. an die Galater. folgung wider die Chriſten aufgebracht haben, ſehr verſpottet und bedraͤnget worden: aber ſie hat doch fuͤr alle ihre Kinder die volle evangeli- ſche Freyheit und Kindſchaft, und mit derſel- ben die Erbſchaft aller himmliſchen Heils-Guͤ- ter erhalten. Welche Stuͤcke der Verglei- chung auch von Paulo ſelbſt zum theil in den letztern Verſen dieſes Capitels angefuͤhret werden. V. 27. Denn es ſtehet geſchrieben (bey dem Jeſaia c. 54, 1. da die Weiſſagung von der Kirche des neuen Teſtaments mit ſolchen Worten, wel- che von der Familie des Abrahams und darinnen von der Sara und Hagar, und ihren Kindern hergenommen ſind, vorgeſtellet wird; daß demnach dieſe Apoſtoliſche Application die Pro- phetiſche, in gleichem von dem Heiligen Geiſte intendirten geheimen Verſtande, zum Grunde hat:) Sey froͤlich, du unfruchtbare, die du nicht gebiereſt (o du unter dem Bilde der ſo lange unfruchtbaren Sara vorgeſtellete Chriſt- liche Kirche, die du dem erſten Anſehen nach ei- nem unfruchtbaren Weibe gleich, und gegen die juͤdiſche gar gering und verachtet ſeyn wirſt: aber gleichwie die Sara uͤber der Verheiſſung bey der Erfuͤllung ſehr froͤlich worden; ſo auch du) ſey froͤlich und brich hervor (vor Freuden brich aus in lauter Lob GOttes) die du nicht ſchwanger biſt, und rufe (jauchze vor geiſtli- chem guten Muthe Hebr. Siehe auch Jeſ. 14, 7. 44, 23. 49, 13. 55, 12. Pſalm 98, 4. Fer- ner Jeſ. 10, 30. 12, 6. Jer. 5, 8. Pſal. 104, 15.) Denn die Einſame (die eine ſolche iſt in Anſe- hung ihrer erſten Unfruchtbarkeit) hat (mit der Zeit, und ehe ſie ſichs ſelbſt verſiehet) vielmehr (geiſtliche) Kinder (die aus den Evangeliſchen Gnaden-Verheiſſungen wiedergebohren ſind) denn die den Mann hat (die juͤdiſche Kirche, welche, wie die Hagar den Abraham hatte und von ihm einen Sohn gebahr, der ſich ausbreite- te, aber doch nicht ſo ſtarck und ſo geſegnet als der Anfangs unfruchtbaren Sara ihr Sohn, der Jſaac: und daher, da dieſe ein Bild iſt von der Chriſtlichen Kirche, ſie mit ihrem Sohne iſt eine Figur der Juͤdiſchen, nicht zwar uͤberhaupt, ſon- dern ſo fern ſie nur nach der Natur und auſſer Chriſto betrachtet wird, und die Seligkeit nicht Figur der Juͤdiſchen, nicht zwar uͤberhaupt, ſon- dern ſo fern ſie nur nach der Natur und auſſer Chriſto betrachtet wird, und die Seligkeit nicht in Chriſto und deſſen Evangelio, ſondern im Ge- ſetze ſuchet; aber, wie nach der innerlichen Guͤ- te, alſo auch nach der aͤuſſerlichen Menge der Kinder, oder geiſtlichen Glieder von der chriſt- lichen Kirche ſehr uͤbertroffen wird.) Anmerckungen. 1. Daß Hagar ſo fruchtbarer Natur war, das war ein Bild von dem, wie einer aus bloß natuͤrlicher Geburt konte ein Glied des juͤ- diſchen Volckes werden. Wie ſich denn die meiſten Juden nur auf ihre aͤuſſerliche Abſtam- mung von Abraham berufen und dabey auf das Bundes-Zeichen der Beſchneidung, ohne auf die Wiedergeburt aus GOtt zu ſehen, verlaſſen haben. Matth. 3, 9. Joh. 8, 33. 39. 2. Die Unfruchtbarkeit der Sara aber zeigete an, wie daß die natuͤrlichen Kraͤfte keines weges dazu hinreichen, daß man ein waͤhres Kind GOttes ſey, und GOtt im Geiſte und in der Wahrheit diene: ſondern daß dazu eine be- ſondere uͤbernatuͤrliche Kraft GOttes, die aus der Verheiſſung, oder aus dem Evangelio durch den Glauben an Chriſtum komme, erfodert werde: gleichwie die Sara aus einer durch den Glauben angenommenen Verheiſſung zwar die natuͤrliche Kraft zu gebaͤhren, aber doch auf ei- ne uͤbernatuͤrliche Art, empfing. 3. Wahre Knechte und Kinder GOttes haben keine groͤſſere Freude auf dieſer Welt, als wenn ſie ſehen, daß die wahre Kirche GOttes mit vielen ſolchen wahren Gliedern vermehret wird, die aus GOtt gebohren ſind: gleichwie hingegen diejenigen, ſo nur bloſſe aͤuſſerliche Glieder der Kirche ſind, und dabey im Geiſte und Orden der alten juͤdiſchen Phariſaͤer ſtehen, und alſo gleichſam nur Hagarener, oder der Magd Soͤhne ſind, es ihre Freude ſeyn laſſen, wenn ſie durch ihren falſchen Religions-Eifer koͤnnen ihre Secte ausbreiten und Proſelyten machen: wie man ſonderlich am Papſtthum ſiehet. 4. Obgleich die Anzahl der rechtſchafnen Glieder der wahren Kirche geringe iſt in Verglei- chung gegen die unaͤchten und andere auſſer der Kirchen, alſo, daß es daher auch heißt, daß wenig ſelig werden, und die Pforte zum Leben enge und der Weg ſchmal ſey, darauf wenige wandeln, und daher die Glaͤubigen eine kleine Heerde genennet werden Matth. 7, 14. Luc. 12, 32. 13, 23. 24. ſo iſt doch der Glaͤubigen an ſich ſelbſt eine ſehr groſſe Anzahl, ja faſt unzaͤhli- ge Menge. Wie denn auch daher in der Of- fenbarung Johannis dieſelbe in groſſen Schaa- ren vorgeſtellet werden, ſonderlich c. 19. 1. ſqq. Siehe auch c. 7, 4. 9. V. 28. Wir aber (die wir aus Juden und Heiden das Evangelium angenommen haben ſamt allen uͤbrigen ſolchen Glaͤubigen) lieben Bruͤder (dazu ich alſo euch Galater auch zehle, in Anſe- hung deſſen, daß ihr zu Chriſto bekehret worden ſeyd, theils auch noch im Glauben an ihn ſtehet, oder auch auf dieſe meine Vorſtellung euch zu ihm wieder werdet bringen laſſen) ſind Jſaac nach (κατὰ Ἰσαακ`, nach Jſaac anzuſehen, und alſo) der Verheiſſung Kinder, (das iſt, ſind Kin- der und Erben des neuen Bundes, aus dem Ev- angelio zur Freyheit vom Fluche und Joche des Geſetzes wiedergebohren.) Anmerckungen. 1. Es ſind hierbey, ja bey dem gantzen vorhergehenden Context, zwo Stellen aus dem Briefe an die Roͤmer, zur Erlaͤuterung unter einander, zu conferiren: erſtlich der Cap. 2. da der Apoſtel zuvorderſt v. 17. u. f. die aͤuſſerli- che Judenſchaft, wie ſie auſſer Chriſto nach dem Vorbilde Jſmaels in der Knechtſchaft bey dem verkehrten Eifer fuͤr das Geſetz und fuͤr die ge- ſetz- Z z z 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/577>, abgerufen am 24.11.2024.