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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 4, v. 4-6. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]
6. Mit den Worten: welcher ist das
Ebenbild GOttes,
wird zuvorderst gesehen
auf die Einigkeit des Wesens, welches der Sohn
GOttes mit dem Vater hat Joh. 10, 30. 1 Joh.
5, 7. und denn dabey auf die ewige Geburt, und
die persönliche unterschiedene Eigenschaft des
Sohnes vom Vater; als nach welcher er ist der
ewige Abglantz seiner Herrlichkeit, ewiges
Licht
vom ewigen Lichte. Von welcher Herr-
lichkeit erstlich die menschliche Natur, und denn
das von Christo, als wahren GOtt-Mensch, ver-
richtete Werck der Erlösung, und also auch das
Evangelium die rechte doxan, oder Klarheit
und Herrlichkeit hat. Und nach dem Grunde
dieses im ewigen, wesentlichen und dabey selbst-
ständigen, oder persönlichen Abglantze beste-
henden Ebenbildes sagte der Sohn GOttes auch
in angenommener menschlichen Natur: Phi-
lippe, wer mich siehet, der siehet den Va-
ter-Glaubet mir, daß ich im Vater
bin, und der Vater in mir ist
etc. Joh. 14,
9. sqq. Siehe auch Col. 1, 15. Hebr. 1, 3.
Darum wer diese Haupt-Lehre von Christo,
daß er als der ewige und wesentliche Sohn GOt-
tes auch das Ebenbild des Vaters ist, nicht er-
kennet, der erkennet so viel weniger die rechte
Klarheit des Evangelii.
V. 5.

Denn wir predigen nicht uns selbst
(wie manche falsche Lehrer thun, denen es nur
um sich selbst zu thun ist, und also damit das helle
Licht des Evangelii weder selbst erkennen, noch
es bey andern anzünden, sondern vielmehr dessen
Verdunckelung und die Verblendung des Sa-
tans mit verursachen. So machen wir es nicht,
und also sind wir auch, da wir keinesweges das
Wort verfälschen v. 2. nicht Ursache an iemands
Blindheit) sondern JEsum Christum (den
nach seiner menschlichen Natur gesalbeten) daß
er sey
(wie das wesentliche Ebenbild GOttes,
also auch) der HErr (der grosse mit dem Va-
ter und dem Heiligen Geiste einige Jehovah, und
dabey im Wercke der Wiederbringung, davon
er heißt JEsus, der Heiland, oder Seligmacher,
sey CHristus, der Meßias, oder Gesalbete, und
also der HErr unsers Glaubens und Gewissens)
wir aber eure Knechte (in Ansehung der
Treue und der Dienste, die wir euch leisten)
um Christi willen (der uns dazu verordnet hat,
daß wir ihn durch das Evangelium in euch ver-
klären sollen. Siehe 1 Cor. 3, 5. sqq. 22. 23.
4, 1. 2 Cor. 5, 20. Jmgleichen 2 Cor. 1, 24.
da es heißt: Nicht daß wir HErren sind
über euren Glauben, sondern wir sind Ge-
hülfen
etc.)

Anmerckungen.

1. Sich selbst predigen heißt im Predi-
gen sich selbst suchen, und den Vortrag dahin
richten, daß man den bösen Zweck seiner eignen
Ehre, seiner eignen Auctorität und seines eignen
Nutzens erhalten möge. Welches der Miet-
linge Art ist. Daher denn GOttes Wort,
welches sie ohne das nicht einmal in rechter Lau-
terkeit erkennen, auf mancherley Art verfälschet
[Spaltenumbruch] wird. Und gleichwie sie sich selbst (im accusa-
tivo
) predigen, so thun sie nichts weniger, als daß
sie sich selbst (im Dativo) predigen solten, nem-
lich also, daß sie, dasjenige, was sie noch in eini-
ger Richtigkeit vortragen, auch sich selbst zur
Ausübung liessen gesaget seyn. Hingegen ie we-
niger einer sich selbst prediget (im Accusativo)
und je lauterer er dagegen Christum verkündiget,
je mehr prediget er sich selbst (im Dativo) zu sei-
ner eignen Pflicht. Denn er weiß wohl, daß,
da er sein eignes Ohr zunechst an seinem eignen
Munde hat, er auch sein eigener und allernech-
ster Zuhörer sey. Und was er demnach von an-
dern Zuhörern fodert, das thut er zuvorderst
selbst. Welches denn auch im Vortrage die
beste und richtigste parrhesie giebt.

2. Diejenigen, welche sich selbst wie Herren
über anderer Glauben und Gewissen darstellen,
an statt dessen, daß sie ihnen Christum, als den
einigen HErrn, predigen solten, die geben sich
auch gemeiniglich für ihre Knechte dahin; aber
gar nicht in dem Paulinischen, sondern diesem
Verstande, daß sie sich um ihres eignen Nutzens
willen von den Menschen beherrschen lassen, also
zu reden, wie sie es gerne hören wollen. Und
also sind sie die frechesten Herren, und die ver-
kehrtesten Knechte, Menschen- und Sünden-
Knechte.

V. 6.

Denn (um zu zeigen, daß wir nicht uns
selbst, sondern CHristum, als den HErrn predi-
gen, und woher wir solche Tüchtigkeit haben)
GOtt, der da (im Anfange der natürlichen
Schöpfung aller Dinge) hieß das Licht aus
der Finsterniß hervor leuchten
(da er sprach:
Es werde Licht! und es ward Licht.
1 B. M. 1, 3. auch Sonne, Mond und das
übrige Gestirn am Himmel setzte v. 16. sqq.) der
hat einen hellen Schein in unser
(von Na-
tur geistlicher Weise finsteres und todtes) Hertz
gegeben
(und uns also zu Kindern des Lichts ge-
machet) daß durch uns (oder unsern Dienst
bey andern) entstünde die Erleuchtung von
der Erkäntniß der Klarheit GOttes in
dem
(nicht zugedeckten, sondern beständig auf-
gedeckten) Angesichte (gantzen Person und
Mittler-Amte) Christi (gleichwie die Herrlich-
keit GOttes ehemals ihren Abglantz an dem An-
gesichte Mosis gezeiget hat.)

Anmerckungen.
1. Wir finden allhier eine Vergleichung
der ersten und andern, oder geistlichen
Gchöpfung,
sonderlich in Ansehung des her-
vorgebrachten Lichts. Denn gleichwie die
wässerichte und daher mit dem Namen der
Wasser Gen. 1, 2. benennete Materie, daraus
das grosse Welt-Gebäude hernach gebauet
wurde, finster war, und GOTT sprach: Es
werde Licht, und es ward Licht:
also
läßt er auch in unsern finstern Hertzen das Licht
seiner seligmachenden Erkentniß angezündet wer-
den, den Tag anbrechen, und den Morgen-
Stern, ja die Sonne der Gerechtigkeit selbst,
Christum JEsum, aufgehen. 2 Pet. 1, 19. Und
da-
B b b
Cap. 4, v. 4-6. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]
6. Mit den Worten: welcher iſt das
Ebenbild GOttes,
wird zuvorderſt geſehen
auf die Einigkeit des Weſens, welches der Sohn
GOttes mit dem Vater hat Joh. 10, 30. 1 Joh.
5, 7. und denn dabey auf die ewige Geburt, und
die perſoͤnliche unterſchiedene Eigenſchaft des
Sohnes vom Vater; als nach welcher er iſt der
ewige Abglantz ſeiner Herrlichkeit, ewiges
Licht
vom ewigen Lichte. Von welcher Herr-
lichkeit erſtlich die menſchliche Natur, und denn
das von Chriſto, als wahren GOtt-Menſch, ver-
richtete Werck der Erloͤſung, und alſo auch das
Evangelium die rechte δόξαν, oder Klarheit
und Herrlichkeit hat. Und nach dem Grunde
dieſes im ewigen, weſentlichen und dabey ſelbſt-
ſtaͤndigen, oder perſoͤnlichen Abglantze beſte-
henden Ebenbildes ſagte der Sohn GOttes auch
in angenommener menſchlichen Natur: Phi-
lippe, wer mich ſiehet, der ſiehet den Va-
ter-Glaubet mir, daß ich im Vater
bin, und der Vater in mir iſt
ꝛc. Joh. 14,
9. ſqq. Siehe auch Col. 1, 15. Hebr. 1, 3.
Darum wer dieſe Haupt-Lehre von Chriſto,
daß er als der ewige und weſentliche Sohn GOt-
tes auch das Ebenbild des Vaters iſt, nicht er-
kennet, der erkennet ſo viel weniger die rechte
Klarheit des Evangelii.
V. 5.

Denn wir predigen nicht uns ſelbſt
(wie manche falſche Lehrer thun, denen es nur
um ſich ſelbſt zu thun iſt, und alſo damit das helle
Licht des Evangelii weder ſelbſt erkennen, noch
es bey andern anzuͤnden, ſondern vielmehr deſſen
Verdunckelung und die Verblendung des Sa-
tans mit verurſachen. So machen wir es nicht,
und alſo ſind wir auch, da wir keinesweges das
Wort verfaͤlſchen v. 2. nicht Urſache an iemands
Blindheit) ſondern JEſum Chriſtum (den
nach ſeiner menſchlichen Natur geſalbeten) daß
er ſey
(wie das weſentliche Ebenbild GOttes,
alſo auch) der HErr (der groſſe mit dem Va-
ter und dem Heiligen Geiſte einige Jehovah, und
dabey im Wercke der Wiederbringung, davon
er heißt JEſus, der Heiland, oder Seligmacher,
ſey CHriſtus, der Meßias, oder Geſalbete, und
alſo der HErr unſers Glaubens und Gewiſſens)
wir aber eure Knechte (in Anſehung der
Treue und der Dienſte, die wir euch leiſten)
um Chriſti willen (der uns dazu verordnet hat,
daß wir ihn durch das Evangelium in euch ver-
klaͤren ſollen. Siehe 1 Cor. 3, 5. ſqq. 22. 23.
4, 1. 2 Cor. 5, 20. Jmgleichen 2 Cor. 1, 24.
da es heißt: Nicht daß wir HErren ſind
uͤber euren Glauben, ſondern wir ſind Ge-
huͤlfen
ꝛc.)

Anmerckungen.

1. Sich ſelbſt predigen heißt im Predi-
gen ſich ſelbſt ſuchen, und den Vortrag dahin
richten, daß man den boͤſen Zweck ſeiner eignen
Ehre, ſeiner eignen Auctoritaͤt und ſeines eignen
Nutzens erhalten moͤge. Welches der Miet-
linge Art iſt. Daher denn GOttes Wort,
welches ſie ohne das nicht einmal in rechter Lau-
terkeit erkennen, auf mancherley Art verfaͤlſchet
[Spaltenumbruch] wird. Und gleichwie ſie ſich ſelbſt (im accuſa-
tivo
) predigen, ſo thun ſie nichts weniger, als daß
ſie ſich ſelbſt (im Dativo) predigen ſolten, nem-
lich alſo, daß ſie, dasjenige, was ſie noch in eini-
ger Richtigkeit vortragen, auch ſich ſelbſt zur
Ausuͤbung lieſſen geſaget ſeyn. Hingegen ie we-
niger einer ſich ſelbſt prediget (im Accuſativo)
und je lauterer er dagegen Chriſtum verkuͤndiget,
je mehr prediget er ſich ſelbſt (im Dativo) zu ſei-
ner eignen Pflicht. Denn er weiß wohl, daß,
da er ſein eignes Ohr zunechſt an ſeinem eignen
Munde hat, er auch ſein eigener und allernech-
ſter Zuhoͤrer ſey. Und was er demnach von an-
dern Zuhoͤrern fodert, das thut er zuvorderſt
ſelbſt. Welches denn auch im Vortrage die
beſte und richtigſte parrheſie giebt.

2. Diejenigen, welche ſich ſelbſt wie Herren
uͤber anderer Glauben und Gewiſſen darſtellen,
an ſtatt deſſen, daß ſie ihnen Chriſtum, als den
einigen HErrn, predigen ſolten, die geben ſich
auch gemeiniglich fuͤr ihre Knechte dahin; aber
gar nicht in dem Pauliniſchen, ſondern dieſem
Verſtande, daß ſie ſich um ihres eignen Nutzens
willen von den Menſchen beherrſchen laſſen, alſo
zu reden, wie ſie es gerne hoͤren wollen. Und
alſo ſind ſie die frecheſten Herren, und die ver-
kehrteſten Knechte, Menſchen- und Suͤnden-
Knechte.

V. 6.

Denn (um zu zeigen, daß wir nicht uns
ſelbſt, ſondern CHriſtum, als den HErrn predi-
gen, und woher wir ſolche Tuͤchtigkeit haben)
GOtt, der da (im Anfange der natuͤrlichen
Schoͤpfung aller Dinge) hieß das Licht aus
der Finſterniß hervor leuchten
(da er ſprach:
Es werde Licht! und es ward Licht.
1 B. M. 1, 3. auch Sonne, Mond und das
uͤbrige Geſtirn am Himmel ſetzte v. 16. ſqq.) der
hat einen hellen Schein in unſer
(von Na-
tur geiſtlicher Weiſe finſteres und todtes) Hertz
gegeben
(und uns alſo zu Kindern des Lichts ge-
machet) daß durch uns (oder unſern Dienſt
bey andern) entſtuͤnde die Erleuchtung von
der Erkaͤntniß der Klarheit GOttes in
dem
(nicht zugedeckten, ſondern beſtaͤndig auf-
gedeckten) Angeſichte (gantzen Perſon und
Mittler-Amte) Chriſti (gleichwie die Herrlich-
keit GOttes ehemals ihren Abglantz an dem An-
geſichte Moſis gezeiget hat.)

Anmerckungen.
1. Wir finden allhier eine Vergleichung
der erſten und andern, oder geiſtlichen
Gchoͤpfung,
ſonderlich in Anſehung des her-
vorgebrachten Lichts. Denn gleichwie die
waͤſſerichte und daher mit dem Namen der
Waſſer Gen. 1, 2. benennete Materie, daraus
das groſſe Welt-Gebaͤude hernach gebauet
wurde, finſter war, und GOTT ſprach: Es
werde Licht, und es ward Licht:
alſo
laͤßt er auch in unſern finſtern Hertzen das Licht
ſeiner ſeligmachenden Erkentniß angezuͤndet wer-
den, den Tag anbrechen, und den Morgen-
Stern, ja die Sonne der Gerechtigkeit ſelbſt,
Chriſtum JEſum, aufgehen. 2 Pet. 1, 19. Und
da-
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[377/0405] Cap. 4, v. 4-6. an die Corinthier. 6. Mit den Worten: welcher iſt das Ebenbild GOttes, wird zuvorderſt geſehen auf die Einigkeit des Weſens, welches der Sohn GOttes mit dem Vater hat Joh. 10, 30. 1 Joh. 5, 7. und denn dabey auf die ewige Geburt, und die perſoͤnliche unterſchiedene Eigenſchaft des Sohnes vom Vater; als nach welcher er iſt der ewige Abglantz ſeiner Herrlichkeit, ewiges Licht vom ewigen Lichte. Von welcher Herr- lichkeit erſtlich die menſchliche Natur, und denn das von Chriſto, als wahren GOtt-Menſch, ver- richtete Werck der Erloͤſung, und alſo auch das Evangelium die rechte δόξαν, oder Klarheit und Herrlichkeit hat. Und nach dem Grunde dieſes im ewigen, weſentlichen und dabey ſelbſt- ſtaͤndigen, oder perſoͤnlichen Abglantze beſte- henden Ebenbildes ſagte der Sohn GOttes auch in angenommener menſchlichen Natur: Phi- lippe, wer mich ſiehet, der ſiehet den Va- ter-Glaubet mir, daß ich im Vater bin, und der Vater in mir iſt ꝛc. Joh. 14, 9. ſqq. Siehe auch Col. 1, 15. Hebr. 1, 3. Darum wer dieſe Haupt-Lehre von Chriſto, daß er als der ewige und weſentliche Sohn GOt- tes auch das Ebenbild des Vaters iſt, nicht er- kennet, der erkennet ſo viel weniger die rechte Klarheit des Evangelii. V. 5. Denn wir predigen nicht uns ſelbſt (wie manche falſche Lehrer thun, denen es nur um ſich ſelbſt zu thun iſt, und alſo damit das helle Licht des Evangelii weder ſelbſt erkennen, noch es bey andern anzuͤnden, ſondern vielmehr deſſen Verdunckelung und die Verblendung des Sa- tans mit verurſachen. So machen wir es nicht, und alſo ſind wir auch, da wir keinesweges das Wort verfaͤlſchen v. 2. nicht Urſache an iemands Blindheit) ſondern JEſum Chriſtum (den nach ſeiner menſchlichen Natur geſalbeten) daß er ſey (wie das weſentliche Ebenbild GOttes, alſo auch) der HErr (der groſſe mit dem Va- ter und dem Heiligen Geiſte einige Jehovah, und dabey im Wercke der Wiederbringung, davon er heißt JEſus, der Heiland, oder Seligmacher, ſey CHriſtus, der Meßias, oder Geſalbete, und alſo der HErr unſers Glaubens und Gewiſſens) wir aber eure Knechte (in Anſehung der Treue und der Dienſte, die wir euch leiſten) um Chriſti willen (der uns dazu verordnet hat, daß wir ihn durch das Evangelium in euch ver- klaͤren ſollen. Siehe 1 Cor. 3, 5. ſqq. 22. 23. 4, 1. 2 Cor. 5, 20. Jmgleichen 2 Cor. 1, 24. da es heißt: Nicht daß wir HErren ſind uͤber euren Glauben, ſondern wir ſind Ge- huͤlfen ꝛc.) Anmerckungen. 1. Sich ſelbſt predigen heißt im Predi- gen ſich ſelbſt ſuchen, und den Vortrag dahin richten, daß man den boͤſen Zweck ſeiner eignen Ehre, ſeiner eignen Auctoritaͤt und ſeines eignen Nutzens erhalten moͤge. Welches der Miet- linge Art iſt. Daher denn GOttes Wort, welches ſie ohne das nicht einmal in rechter Lau- terkeit erkennen, auf mancherley Art verfaͤlſchet wird. Und gleichwie ſie ſich ſelbſt (im accuſa- tivo) predigen, ſo thun ſie nichts weniger, als daß ſie ſich ſelbſt (im Dativo) predigen ſolten, nem- lich alſo, daß ſie, dasjenige, was ſie noch in eini- ger Richtigkeit vortragen, auch ſich ſelbſt zur Ausuͤbung lieſſen geſaget ſeyn. Hingegen ie we- niger einer ſich ſelbſt prediget (im Accuſativo) und je lauterer er dagegen Chriſtum verkuͤndiget, je mehr prediget er ſich ſelbſt (im Dativo) zu ſei- ner eignen Pflicht. Denn er weiß wohl, daß, da er ſein eignes Ohr zunechſt an ſeinem eignen Munde hat, er auch ſein eigener und allernech- ſter Zuhoͤrer ſey. Und was er demnach von an- dern Zuhoͤrern fodert, das thut er zuvorderſt ſelbſt. Welches denn auch im Vortrage die beſte und richtigſte parrheſie giebt. 2. Diejenigen, welche ſich ſelbſt wie Herren uͤber anderer Glauben und Gewiſſen darſtellen, an ſtatt deſſen, daß ſie ihnen Chriſtum, als den einigen HErrn, predigen ſolten, die geben ſich auch gemeiniglich fuͤr ihre Knechte dahin; aber gar nicht in dem Pauliniſchen, ſondern dieſem Verſtande, daß ſie ſich um ihres eignen Nutzens willen von den Menſchen beherrſchen laſſen, alſo zu reden, wie ſie es gerne hoͤren wollen. Und alſo ſind ſie die frecheſten Herren, und die ver- kehrteſten Knechte, Menſchen- und Suͤnden- Knechte. V. 6. Denn (um zu zeigen, daß wir nicht uns ſelbſt, ſondern CHriſtum, als den HErrn predi- gen, und woher wir ſolche Tuͤchtigkeit haben) GOtt, der da (im Anfange der natuͤrlichen Schoͤpfung aller Dinge) hieß das Licht aus der Finſterniß hervor leuchten (da er ſprach: Es werde Licht! und es ward Licht. 1 B. M. 1, 3. auch Sonne, Mond und das uͤbrige Geſtirn am Himmel ſetzte v. 16. ſqq.) der hat einen hellen Schein in unſer (von Na- tur geiſtlicher Weiſe finſteres und todtes) Hertz gegeben (und uns alſo zu Kindern des Lichts ge- machet) daß durch uns (oder unſern Dienſt bey andern) entſtuͤnde die Erleuchtung von der Erkaͤntniß der Klarheit GOttes in dem (nicht zugedeckten, ſondern beſtaͤndig auf- gedeckten) Angeſichte (gantzen Perſon und Mittler-Amte) Chriſti (gleichwie die Herrlich- keit GOttes ehemals ihren Abglantz an dem An- geſichte Moſis gezeiget hat.) Anmerckungen. 1. Wir finden allhier eine Vergleichung der erſten und andern, oder geiſtlichen Gchoͤpfung, ſonderlich in Anſehung des her- vorgebrachten Lichts. Denn gleichwie die waͤſſerichte und daher mit dem Namen der Waſſer Gen. 1, 2. benennete Materie, daraus das groſſe Welt-Gebaͤude hernach gebauet wurde, finſter war, und GOTT ſprach: Es werde Licht, und es ward Licht: alſo laͤßt er auch in unſern finſtern Hertzen das Licht ſeiner ſeligmachenden Erkentniß angezuͤndet wer- den, den Tag anbrechen, und den Morgen- Stern, ja die Sonne der Gerechtigkeit ſelbſt, Chriſtum JEſum, aufgehen. 2 Pet. 1, 19. Und da- B b b

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/405>, abgerufen am 24.11.2024.