Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 3, v. 3-6.
[Spaltenumbruch] das steinerne Hertz wegnehmen aus eurem
Leibe, und euch ein fleischern Hertz geben.

Und noch nachdrücklicher cap. 36, 25. 26. Jch
will rein Wasser über euch sprengen,
(sie-
he die Verheissung der Oeconomie des Evange-
lii,) daß ihr rein werdet von aller eurer
Unreinigkeit: und ich will euch ein neu
Hertz und einen neuen Geist in euch geben,
und will das steinerne Hertz aus eurem
Fleisch wegnehmen, und euch ein fleischern
Hertz geben. Jch will meinen Geist in
euch geben, und
(siehe, was es sey, das
Gesetz ins Hertz schreiben,) will solche Leu-
te aus euch machen, die in meinen Gebo-
ten wandeln, und meine Rechte halten,
und darnach thun.
Siehe Hebr. 8, 19.
10, 16.
15. Jm übrigen ist bey diesem schönen Or-
te Pauli noch zu mercken, daß darinn ein deut-
liches Zeugniß von dem Geheimnisse der Drey-
Einigkeit
in der hochgelobten Gottheit lieget.
Denn darinnen wird der lebendige GOTT,
das ist, der Vater, von CHristo und dem Hei-
ligen Geiste
unterschieden, wenn es heißt, daß
die Corinthier ein Brief CHristi worden, be-
schrieben von dem Geiste des lebendigen Got-
tes.
V. 4.

Ein solch Vertrauen aber, (daß ihr
durch unsern Dienst zu einem lebendigen Briefe
CHristi worden seyd,) haben wir durch
CHristum,
(der mir das Apostel-Amt aufge-
tragen, und mich dazu gesalbet, mir auch Ti-
motheum zum Gehülfen gegeben hat,) zu
GOtt,
(und halten uns in Demuth versi-
chert, daß sich GOtt um CHristi willen un-
sern nach aller Treue geleisteten Dienst und den
dadurch erhaltenen Segen gnädiglich gefallen
lasse.

V. 5.

Nicht (sage ich solches, nemlich daß ihr
durch uns zum Briefe CHristi zubereitet wor-
den,) daß wir tüchtig sind von uns selber
etwas zu dencken,
(zu erfinden, zu rathen,
zu beschliessen und vorzunehmen im Apostel-Am-
te und im Christenthum,) als von uns sel-
ber,
(aus unsern eignen Kräften: Da zwar
sonst was wir thun, wir selbst thun, aber doch
nicht von uns selbst, sondern aus einem höhern
und bessern principio,) sondern daß wir
tüchtig,
(und dabey auch treu sind,) das ist
von GOTT.

Anmerckungen.

1. Hiemit setzet der Apostel die menschliche
Natur, wenn sie auch gleich mit aller Kunst und
Geschicklichkeit, auch mit Witz und Verstan-
de, noch so sehr geschmücket ist, (wie sie an
Paulo sonderlich war,) aufs tiefste herunter,
damit er sie durch die Gnade desto mehr erhebe
und GOTT darunter verherrliche: als welches
geschiehet, wenn wir nichts sind, GOtt aber
auch bey uns und unsern Verrichtungen alles
[Spaltenumbruch] ist und bleibet. Das heißt: Ohne mich kön-
net ihr nichts thun.
Joh. 15, 5. Und Phil.
2, 13. GOTT ists, der in euch wircket,
beyde das Wollen und das Vollbringen,
nach SEJNEM Wohlgefallen.
Dar-
aus wir sehen, wie alle wahre Tüchtigkeit, so
wol die, welche zum Lehr-Amte, als die, wel-
che zum Christenthum insgemein nöthig ist, al-
lein von GOTT komme.

2. Es ist aber wohl zu mercken, daß man
diese geistliche Tüchtigkeit nicht anders erlan-
gen könne, als in der Ordnung der wahren Be-
kehrung und Salbung; und daß sie also auch
niemand habe, als ein Wiedergebohrner.
Ein solcher war Paulus; und in solcher Ord-
nung hatte er seine geistliche Tüchtigkeit erlan-
get. Und das bezeuget auch unser Heiland,
wenn er Joh. 15, 5. spricht: Ohne mich kön-
net ihr nichts thun:
Dabey er zugleich an-
zeiget, wie man auch nicht ohne ihn und ausser
ihn seyn, sondern in der seligen Vereinigung mit
ihm stehen soll; wenn er saget: Bleibet in mir
und ich in euch. Gleichwie der Rebe kan
keine Frucht bringen von ihm selber, er
bleibe denn am Weinstocke: also auch ihr
nicht, ihr bleibet denn an mir. Jch bin
der Weinstock, ihr seyd die Reben. Wer
in mir bleibet, und ich in ihm, der brin-
get viel Frucht.
Es ist demnach ein bloß
menschliches Gedicht, da einige, die sich selbst
verrathen, daß sie noch unbekehrt sind, von ei-
ner solchen ordentlichen Amts-Gnade reden,
durch welche auch ein fleischlich Gesinneter zum
Dienste des Geistes recht geistlich tüchtig seyn
soll.

V. 6.

Welcher uns tüchtig gemacht hat, das
Amt zu führen des Neuen Testaments,

(darinnen der Gnaden-Bund ohne Levitische
Ceremonien in der Realität der Erfüllung Platz
hat,) nicht des Buchstabens, (des Gesetzes,
so in Buchstaben verfasset war, und dabey das
Joch des Levitischen Gottes-Dienstes mit sich
führete,) sondern des Geistes, (als wodurch
der Heilige Geist kräftig wircket, und CHri-
stum verkläret.) Denn der Buchstabe (das
in Buchstaben verfassete Gesetz,) tödtet, (ent-
decket uns unsern geistlichen Tod im Stande
der uns beherrschenden Sünde, und kündiget
uns auch den ewigen Fluch an:) aber der Geist
(der Heilige Geist durch das Evangelium,)
machet lebendig, (schencket uns in der Wie-
dergeburt das geistliche Leben, und dabey die
geistlichen Kräfte zum neuen innerlichen und äus-
serlichen Wandel.

Anmerckungen.
1. Um das neue Testament vom alten
recht zu unterscheiden, so muß man zuvorderst
mercken, worauf so wol das alte, als das neue
Testament gegangen; da man denn so viel deut-
licher siehet, was eigentlich ein Testament, und
was das alte und das neue Testament sey.
2. Das Testament, so fern es als der
Bund GOttes mit den Menschen überhaupt be-
trach-
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 3, v. 3-6.
[Spaltenumbruch] das ſteinerne Hertz wegnehmen aus eurem
Leibe, und euch ein fleiſchern Hertz geben.

Und noch nachdruͤcklicher cap. 36, 25. 26. Jch
will rein Waſſer uͤber euch ſprengen,
(ſie-
he die Verheiſſung der Oeconomie des Evange-
lii,) daß ihr rein werdet von aller eurer
Unreinigkeit: und ich will euch ein neu
Hertz und einen neuen Geiſt in euch geben,
und will das ſteinerne Hertz aus eurem
Fleiſch wegnehmen, und euch ein fleiſchern
Hertz geben. Jch will meinen Geiſt in
euch geben, und
(ſiehe, was es ſey, das
Geſetz ins Hertz ſchreiben,) will ſolche Leu-
te aus euch machen, die in meinen Gebo-
ten wandeln, und meine Rechte halten,
und darnach thun.
Siehe Hebr. 8, 19.
10, 16.
15. Jm uͤbrigen iſt bey dieſem ſchoͤnen Or-
te Pauli noch zu mercken, daß darinn ein deut-
liches Zeugniß von dem Geheimniſſe der Drey-
Einigkeit
in der hochgelobten Gottheit lieget.
Denn darinnen wird der lebendige GOTT,
das iſt, der Vater, von CHriſto und dem Hei-
ligen Geiſte
unterſchieden, wenn es heißt, daß
die Corinthier ein Brief CHriſti worden, be-
ſchrieben von dem Geiſte des lebendigen Got-
tes.
V. 4.

Ein ſolch Vertrauen aber, (daß ihr
durch unſern Dienſt zu einem lebendigen Briefe
CHriſti worden ſeyd,) haben wir durch
CHriſtum,
(der mir das Apoſtel-Amt aufge-
tragen, und mich dazu geſalbet, mir auch Ti-
motheum zum Gehuͤlfen gegeben hat,) zu
GOtt,
(und halten uns in Demuth verſi-
chert, daß ſich GOtt um CHriſti willen un-
ſern nach aller Treue geleiſteten Dienſt und den
dadurch erhaltenen Segen gnaͤdiglich gefallen
laſſe.

V. 5.

Nicht (ſage ich ſolches, nemlich daß ihr
durch uns zum Briefe CHriſti zubereitet wor-
den,) daß wir tuͤchtig ſind von uns ſelber
etwas zu dencken,
(zu erfinden, zu rathen,
zu beſchlieſſen und vorzunehmen im Apoſtel-Am-
te und im Chriſtenthum,) als von uns ſel-
ber,
(aus unſern eignen Kraͤften: Da zwar
ſonſt was wir thun, wir ſelbſt thun, aber doch
nicht von uns ſelbſt, ſondern aus einem hoͤhern
und beſſern principio,) ſondern daß wir
tuͤchtig,
(und dabey auch treu ſind,) das iſt
von GOTT.

Anmerckungen.

1. Hiemit ſetzet der Apoſtel die menſchliche
Natur, wenn ſie auch gleich mit aller Kunſt und
Geſchicklichkeit, auch mit Witz und Verſtan-
de, noch ſo ſehr geſchmuͤcket iſt, (wie ſie an
Paulo ſonderlich war,) aufs tiefſte herunter,
damit er ſie durch die Gnade deſto mehr erhebe
und GOTT darunter verherrliche: als welches
geſchiehet, wenn wir nichts ſind, GOtt aber
auch bey uns und unſern Verrichtungen alles
[Spaltenumbruch] iſt und bleibet. Das heißt: Ohne mich koͤn-
net ihr nichts thun.
Joh. 15, 5. Und Phil.
2, 13. GOTT iſts, der in euch wircket,
beyde das Wollen und das Vollbringen,
nach SEJNEM Wohlgefallen.
Dar-
aus wir ſehen, wie alle wahre Tuͤchtigkeit, ſo
wol die, welche zum Lehr-Amte, als die, wel-
che zum Chriſtenthum insgemein noͤthig iſt, al-
lein von GOTT komme.

2. Es iſt aber wohl zu mercken, daß man
dieſe geiſtliche Tuͤchtigkeit nicht anders erlan-
gen koͤnne, als in der Ordnung der wahren Be-
kehrung und Salbung; und daß ſie alſo auch
niemand habe, als ein Wiedergebohrner.
Ein ſolcher war Paulus; und in ſolcher Ord-
nung hatte er ſeine geiſtliche Tuͤchtigkeit erlan-
get. Und das bezeuget auch unſer Heiland,
wenn er Joh. 15, 5. ſpricht: Ohne mich koͤn-
net ihr nichts thun:
Dabey er zugleich an-
zeiget, wie man auch nicht ohne ihn und auſſer
ihn ſeyn, ſondern in der ſeligen Vereinigung mit
ihm ſtehen ſoll; wenn er ſaget: Bleibet in mir
und ich in euch. Gleichwie der Rebe kan
keine Frucht bringen von ihm ſelber, er
bleibe denn am Weinſtocke: alſo auch ihr
nicht, ihr bleibet denn an mir. Jch bin
der Weinſtock, ihr ſeyd die Reben. Wer
in mir bleibet, und ich in ihm, der brin-
get viel Frucht.
Es iſt demnach ein bloß
menſchliches Gedicht, da einige, die ſich ſelbſt
verrathen, daß ſie noch unbekehrt ſind, von ei-
ner ſolchen ordentlichen Amts-Gnade reden,
durch welche auch ein fleiſchlich Geſinneter zum
Dienſte des Geiſtes recht geiſtlich tuͤchtig ſeyn
ſoll.

V. 6.

Welcher uns tuͤchtig gemacht hat, das
Amt zu fuͤhren des Neuen Teſtaments,

(darinnen der Gnaden-Bund ohne Levitiſche
Ceremonien in der Realitaͤt der Erfuͤllung Platz
hat,) nicht des Buchſtabens, (des Geſetzes,
ſo in Buchſtaben verfaſſet war, und dabey das
Joch des Levitiſchen Gottes-Dienſtes mit ſich
fuͤhrete,) ſondern des Geiſtes, (als wodurch
der Heilige Geiſt kraͤftig wircket, und CHri-
ſtum verklaͤret.) Denn der Buchſtabe (das
in Buchſtaben verfaſſete Geſetz,) toͤdtet, (ent-
decket uns unſern geiſtlichen Tod im Stande
der uns beherrſchenden Suͤnde, und kuͤndiget
uns auch den ewigen Fluch an:) aber der Geiſt
(der Heilige Geiſt durch das Evangelium,)
machet lebendig, (ſchencket uns in der Wie-
dergeburt das geiſtliche Leben, und dabey die
geiſtlichen Kraͤfte zum neuen innerlichen und aͤuſ-
ſerlichen Wandel.

Anmerckungen.
1. Um das neue Teſtament vom alten
recht zu unterſcheiden, ſo muß man zuvorderſt
mercken, worauf ſo wol das alte, als das neue
Teſtament gegangen; da man denn ſo viel deut-
licher ſiehet, was eigentlich ein Teſtament, und
was das alte und das neue Teſtament ſey.
2. Das Teſtament, ſo fern es als der
Bund GOttes mit den Menſchen uͤberhaupt be-
trach-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0394" n="366"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erkla&#x0364;rung des er&#x017F;ten Briefs Pauli <hi rendition="#et">Cap. 3, v. 3-6.</hi></hi></fw><lb/><cb/><hi rendition="#fr">das &#x017F;teinerne Hertz wegnehmen aus eurem<lb/>
Leibe, und euch ein flei&#x017F;chern Hertz geben.</hi><lb/>
Und noch nachdru&#x0364;cklicher cap. 36, 25. 26. <hi rendition="#fr">Jch<lb/>
will rein Wa&#x017F;&#x017F;er u&#x0364;ber euch &#x017F;prengen,</hi> (&#x017F;ie-<lb/>
he die Verhei&#x017F;&#x017F;ung der <hi rendition="#aq">Oeconomi</hi>e des Evange-<lb/>
lii,) <hi rendition="#fr">daß ihr rein werdet von aller eurer<lb/>
Unreinigkeit: und ich will euch ein neu<lb/>
Hertz und einen neuen Gei&#x017F;t in euch geben,<lb/>
und will das &#x017F;teinerne Hertz aus eurem<lb/>
Flei&#x017F;ch wegnehmen, und euch ein flei&#x017F;chern<lb/>
Hertz geben. Jch will meinen Gei&#x017F;t in<lb/>
euch geben, und</hi> (&#x017F;iehe, was es &#x017F;ey, das<lb/>
Ge&#x017F;etz ins Hertz &#x017F;chreiben,) <hi rendition="#fr">will &#x017F;olche Leu-<lb/>
te aus euch machen, die in meinen Gebo-<lb/>
ten wandeln, und meine Rechte halten,<lb/>
und darnach thun.</hi> Siehe Hebr. 8, 19.<lb/>
10, 16.</item><lb/>
                <item>15. Jm u&#x0364;brigen i&#x017F;t bey die&#x017F;em &#x017F;cho&#x0364;nen Or-<lb/>
te Pauli noch zu mercken, daß darinn ein deut-<lb/>
liches Zeugniß von dem Geheimni&#x017F;&#x017F;e der <hi rendition="#fr">Drey-<lb/>
Einigkeit</hi> in der hochgelobten Gottheit lieget.<lb/>
Denn darinnen wird der <hi rendition="#fr">lebendige GOTT,</hi><lb/>
das i&#x017F;t, der <hi rendition="#fr">Vater,</hi> von <hi rendition="#fr">CHri&#x017F;to</hi> und dem <hi rendition="#fr">Hei-<lb/>
ligen Gei&#x017F;te</hi> unter&#x017F;chieden, wenn es heißt, daß<lb/>
die Corinthier ein Brief <hi rendition="#fr">CHri&#x017F;ti</hi> worden, be-<lb/>
&#x017F;chrieben von dem <hi rendition="#fr">Gei&#x017F;te</hi> des lebendigen <hi rendition="#fr">Got-<lb/>
tes.</hi></item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 4.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Ein &#x017F;olch Vertrauen aber,</hi> (daß ihr<lb/>
durch un&#x017F;ern Dien&#x017F;t zu einem lebendigen Briefe<lb/>
CHri&#x017F;ti worden &#x017F;eyd,) <hi rendition="#fr">haben wir durch<lb/>
CHri&#x017F;tum,</hi> (der mir das Apo&#x017F;tel-Amt aufge-<lb/>
tragen, und mich dazu ge&#x017F;albet, mir auch Ti-<lb/>
motheum zum Gehu&#x0364;lfen gegeben hat,) <hi rendition="#fr">zu<lb/>
GOtt,</hi> (und halten uns in Demuth ver&#x017F;i-<lb/>
chert, daß &#x017F;ich GOtt um CHri&#x017F;ti willen un-<lb/>
&#x017F;ern nach aller Treue gelei&#x017F;teten Dien&#x017F;t und den<lb/>
dadurch erhaltenen Segen gna&#x0364;diglich gefallen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 5.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Nicht</hi> (&#x017F;age ich &#x017F;olches, nemlich daß ihr<lb/>
durch uns zum Briefe CHri&#x017F;ti zubereitet wor-<lb/>
den,) <hi rendition="#fr">daß wir tu&#x0364;chtig &#x017F;ind von uns &#x017F;elber<lb/>
etwas zu dencken,</hi> (zu erfinden, zu rathen,<lb/>
zu be&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en und vorzunehmen im Apo&#x017F;tel-Am-<lb/>
te und im Chri&#x017F;tenthum,) <hi rendition="#fr">als von uns &#x017F;el-<lb/>
ber,</hi> (aus un&#x017F;ern eignen Kra&#x0364;ften: Da zwar<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t was wir thun, wir &#x017F;elb&#x017F;t thun, aber doch<lb/>
nicht von uns &#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;ondern aus einem ho&#x0364;hern<lb/>
und be&#x017F;&#x017F;ern <hi rendition="#aq">principio,</hi>) <hi rendition="#fr">&#x017F;ondern daß wir<lb/>
tu&#x0364;chtig,</hi> (und dabey auch treu &#x017F;ind,) <hi rendition="#fr">das i&#x017F;t<lb/>
von GOTT.</hi></p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <p>1. Hiemit &#x017F;etzet der Apo&#x017F;tel die men&#x017F;chliche<lb/>
Natur, wenn &#x017F;ie auch gleich mit aller Kun&#x017F;t und<lb/>
Ge&#x017F;chicklichkeit, auch mit Witz und Ver&#x017F;tan-<lb/>
de, noch &#x017F;o &#x017F;ehr ge&#x017F;chmu&#x0364;cket i&#x017F;t, (wie &#x017F;ie an<lb/>
Paulo &#x017F;onderlich war,) aufs tief&#x017F;te herunter,<lb/>
damit er &#x017F;ie durch die Gnade de&#x017F;to mehr erhebe<lb/>
und GOTT darunter verherrliche: als welches<lb/>
ge&#x017F;chiehet, wenn wir nichts &#x017F;ind, GOtt aber<lb/>
auch bey uns und un&#x017F;ern Verrichtungen alles<lb/><cb/>
i&#x017F;t und bleibet. Das heißt: <hi rendition="#fr">Ohne mich ko&#x0364;n-<lb/>
net ihr nichts thun.</hi> Joh. 15, 5. Und Phil.<lb/>
2, 13. <hi rendition="#fr">GOTT i&#x017F;ts, der in euch wircket,<lb/>
beyde das Wollen und das Vollbringen,<lb/>
nach SEJNEM Wohlgefallen.</hi> Dar-<lb/>
aus wir &#x017F;ehen, wie alle wahre Tu&#x0364;chtigkeit, &#x017F;o<lb/>
wol die, welche zum Lehr-Amte, als die, wel-<lb/>
che zum Chri&#x017F;tenthum insgemein no&#x0364;thig i&#x017F;t, al-<lb/>
lein von GOTT komme.</p><lb/>
              <p>2. Es i&#x017F;t aber wohl zu mercken, daß man<lb/>
die&#x017F;e gei&#x017F;tliche <hi rendition="#fr">Tu&#x0364;chtigkeit</hi> nicht anders erlan-<lb/>
gen ko&#x0364;nne, als in der Ordnung der wahren Be-<lb/>
kehrung und Salbung; und daß &#x017F;ie al&#x017F;o auch<lb/>
niemand habe, als ein <hi rendition="#fr">Wiedergebohrner.</hi><lb/>
Ein &#x017F;olcher war Paulus; und in &#x017F;olcher Ord-<lb/>
nung hatte er &#x017F;eine gei&#x017F;tliche Tu&#x0364;chtigkeit erlan-<lb/>
get. Und das bezeuget auch un&#x017F;er Heiland,<lb/>
wenn er Joh. 15, 5. &#x017F;pricht: <hi rendition="#fr">Ohne mich ko&#x0364;n-<lb/>
net ihr nichts thun:</hi> Dabey er zugleich an-<lb/>
zeiget, wie man auch nicht ohne ihn und au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
ihn &#x017F;eyn, &#x017F;ondern in der &#x017F;eligen Vereinigung mit<lb/>
ihm &#x017F;tehen &#x017F;oll; wenn er &#x017F;aget: <hi rendition="#fr">Bleibet in mir<lb/>
und ich in euch. Gleichwie der Rebe kan<lb/>
keine Frucht bringen von ihm &#x017F;elber, er<lb/>
bleibe denn am Wein&#x017F;tocke: al&#x017F;o auch ihr<lb/>
nicht, ihr bleibet denn an mir. Jch bin<lb/>
der Wein&#x017F;tock, ihr &#x017F;eyd die Reben. Wer<lb/>
in mir bleibet, und ich in ihm, der brin-<lb/>
get viel Frucht.</hi> Es i&#x017F;t demnach ein bloß<lb/>
men&#x017F;chliches Gedicht, da einige, die &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
verrathen, daß &#x017F;ie noch unbekehrt &#x017F;ind, von ei-<lb/>
ner &#x017F;olchen ordentlichen <hi rendition="#fr">Amts-Gnade</hi> reden,<lb/>
durch welche auch ein flei&#x017F;chlich Ge&#x017F;inneter zum<lb/>
Dien&#x017F;te des Gei&#x017F;tes recht gei&#x017F;tlich tu&#x0364;chtig &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;oll.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 6.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Welcher uns tu&#x0364;chtig gemacht hat, das<lb/>
Amt zu fu&#x0364;hren des Neuen Te&#x017F;taments,</hi><lb/>
(darinnen der Gnaden-Bund ohne Leviti&#x017F;che<lb/>
Ceremonien in der <hi rendition="#aq">Realit</hi>a&#x0364;t der Erfu&#x0364;llung Platz<lb/>
hat,) <hi rendition="#fr">nicht des Buch&#x017F;tabens,</hi> (des Ge&#x017F;etzes,<lb/>
&#x017F;o in Buch&#x017F;taben verfa&#x017F;&#x017F;et war, und dabey das<lb/>
Joch des Leviti&#x017F;chen Gottes-Dien&#x017F;tes mit &#x017F;ich<lb/>
fu&#x0364;hrete,) <hi rendition="#fr">&#x017F;ondern des Gei&#x017F;tes,</hi> (als wodurch<lb/>
der Heilige Gei&#x017F;t kra&#x0364;ftig wircket, und CHri-<lb/>
&#x017F;tum verkla&#x0364;ret.) <hi rendition="#fr">Denn der Buch&#x017F;tabe</hi> (das<lb/>
in Buch&#x017F;taben verfa&#x017F;&#x017F;ete Ge&#x017F;etz,) <hi rendition="#fr">to&#x0364;dtet,</hi> (ent-<lb/>
decket uns un&#x017F;ern gei&#x017F;tlichen Tod im Stande<lb/>
der uns beherr&#x017F;chenden Su&#x0364;nde, und ku&#x0364;ndiget<lb/>
uns auch den ewigen Fluch an:) <hi rendition="#fr">aber der Gei&#x017F;t</hi><lb/>
(der Heilige Gei&#x017F;t durch das Evangelium,)<lb/><hi rendition="#fr">machet lebendig,</hi> (&#x017F;chencket uns in der Wie-<lb/>
dergeburt das gei&#x017F;tliche Leben, und dabey die<lb/>
gei&#x017F;tlichen Kra&#x0364;fte zum neuen innerlichen und a&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erlichen Wandel.</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item>1. Um das <hi rendition="#fr">neue Te&#x017F;tament</hi> vom <hi rendition="#fr">alten</hi><lb/>
recht zu unter&#x017F;cheiden, &#x017F;o muß man zuvorder&#x017F;t<lb/>
mercken, worauf &#x017F;o wol das alte, als das neue<lb/>
Te&#x017F;tament gegangen; da man denn &#x017F;o viel deut-<lb/>
licher &#x017F;iehet, was eigentlich ein Te&#x017F;tament, und<lb/>
was das alte und das neue Te&#x017F;tament &#x017F;ey.</item><lb/>
                <item>2. Das <hi rendition="#fr">Te&#x017F;tament,</hi> &#x017F;o fern es als der<lb/>
Bund GOttes mit den Men&#x017F;chen u&#x0364;berhaupt be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">trach-</fw><lb/></item>
              </list>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[366/0394] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 3, v. 3-6. das ſteinerne Hertz wegnehmen aus eurem Leibe, und euch ein fleiſchern Hertz geben. Und noch nachdruͤcklicher cap. 36, 25. 26. Jch will rein Waſſer uͤber euch ſprengen, (ſie- he die Verheiſſung der Oeconomie des Evange- lii,) daß ihr rein werdet von aller eurer Unreinigkeit: und ich will euch ein neu Hertz und einen neuen Geiſt in euch geben, und will das ſteinerne Hertz aus eurem Fleiſch wegnehmen, und euch ein fleiſchern Hertz geben. Jch will meinen Geiſt in euch geben, und (ſiehe, was es ſey, das Geſetz ins Hertz ſchreiben,) will ſolche Leu- te aus euch machen, die in meinen Gebo- ten wandeln, und meine Rechte halten, und darnach thun. Siehe Hebr. 8, 19. 10, 16. 15. Jm uͤbrigen iſt bey dieſem ſchoͤnen Or- te Pauli noch zu mercken, daß darinn ein deut- liches Zeugniß von dem Geheimniſſe der Drey- Einigkeit in der hochgelobten Gottheit lieget. Denn darinnen wird der lebendige GOTT, das iſt, der Vater, von CHriſto und dem Hei- ligen Geiſte unterſchieden, wenn es heißt, daß die Corinthier ein Brief CHriſti worden, be- ſchrieben von dem Geiſte des lebendigen Got- tes. V. 4. Ein ſolch Vertrauen aber, (daß ihr durch unſern Dienſt zu einem lebendigen Briefe CHriſti worden ſeyd,) haben wir durch CHriſtum, (der mir das Apoſtel-Amt aufge- tragen, und mich dazu geſalbet, mir auch Ti- motheum zum Gehuͤlfen gegeben hat,) zu GOtt, (und halten uns in Demuth verſi- chert, daß ſich GOtt um CHriſti willen un- ſern nach aller Treue geleiſteten Dienſt und den dadurch erhaltenen Segen gnaͤdiglich gefallen laſſe. V. 5. Nicht (ſage ich ſolches, nemlich daß ihr durch uns zum Briefe CHriſti zubereitet wor- den,) daß wir tuͤchtig ſind von uns ſelber etwas zu dencken, (zu erfinden, zu rathen, zu beſchlieſſen und vorzunehmen im Apoſtel-Am- te und im Chriſtenthum,) als von uns ſel- ber, (aus unſern eignen Kraͤften: Da zwar ſonſt was wir thun, wir ſelbſt thun, aber doch nicht von uns ſelbſt, ſondern aus einem hoͤhern und beſſern principio,) ſondern daß wir tuͤchtig, (und dabey auch treu ſind,) das iſt von GOTT. Anmerckungen. 1. Hiemit ſetzet der Apoſtel die menſchliche Natur, wenn ſie auch gleich mit aller Kunſt und Geſchicklichkeit, auch mit Witz und Verſtan- de, noch ſo ſehr geſchmuͤcket iſt, (wie ſie an Paulo ſonderlich war,) aufs tiefſte herunter, damit er ſie durch die Gnade deſto mehr erhebe und GOTT darunter verherrliche: als welches geſchiehet, wenn wir nichts ſind, GOtt aber auch bey uns und unſern Verrichtungen alles iſt und bleibet. Das heißt: Ohne mich koͤn- net ihr nichts thun. Joh. 15, 5. Und Phil. 2, 13. GOTT iſts, der in euch wircket, beyde das Wollen und das Vollbringen, nach SEJNEM Wohlgefallen. Dar- aus wir ſehen, wie alle wahre Tuͤchtigkeit, ſo wol die, welche zum Lehr-Amte, als die, wel- che zum Chriſtenthum insgemein noͤthig iſt, al- lein von GOTT komme. 2. Es iſt aber wohl zu mercken, daß man dieſe geiſtliche Tuͤchtigkeit nicht anders erlan- gen koͤnne, als in der Ordnung der wahren Be- kehrung und Salbung; und daß ſie alſo auch niemand habe, als ein Wiedergebohrner. Ein ſolcher war Paulus; und in ſolcher Ord- nung hatte er ſeine geiſtliche Tuͤchtigkeit erlan- get. Und das bezeuget auch unſer Heiland, wenn er Joh. 15, 5. ſpricht: Ohne mich koͤn- net ihr nichts thun: Dabey er zugleich an- zeiget, wie man auch nicht ohne ihn und auſſer ihn ſeyn, ſondern in der ſeligen Vereinigung mit ihm ſtehen ſoll; wenn er ſaget: Bleibet in mir und ich in euch. Gleichwie der Rebe kan keine Frucht bringen von ihm ſelber, er bleibe denn am Weinſtocke: alſo auch ihr nicht, ihr bleibet denn an mir. Jch bin der Weinſtock, ihr ſeyd die Reben. Wer in mir bleibet, und ich in ihm, der brin- get viel Frucht. Es iſt demnach ein bloß menſchliches Gedicht, da einige, die ſich ſelbſt verrathen, daß ſie noch unbekehrt ſind, von ei- ner ſolchen ordentlichen Amts-Gnade reden, durch welche auch ein fleiſchlich Geſinneter zum Dienſte des Geiſtes recht geiſtlich tuͤchtig ſeyn ſoll. V. 6. Welcher uns tuͤchtig gemacht hat, das Amt zu fuͤhren des Neuen Teſtaments, (darinnen der Gnaden-Bund ohne Levitiſche Ceremonien in der Realitaͤt der Erfuͤllung Platz hat,) nicht des Buchſtabens, (des Geſetzes, ſo in Buchſtaben verfaſſet war, und dabey das Joch des Levitiſchen Gottes-Dienſtes mit ſich fuͤhrete,) ſondern des Geiſtes, (als wodurch der Heilige Geiſt kraͤftig wircket, und CHri- ſtum verklaͤret.) Denn der Buchſtabe (das in Buchſtaben verfaſſete Geſetz,) toͤdtet, (ent- decket uns unſern geiſtlichen Tod im Stande der uns beherrſchenden Suͤnde, und kuͤndiget uns auch den ewigen Fluch an:) aber der Geiſt (der Heilige Geiſt durch das Evangelium,) machet lebendig, (ſchencket uns in der Wie- dergeburt das geiſtliche Leben, und dabey die geiſtlichen Kraͤfte zum neuen innerlichen und aͤuſ- ſerlichen Wandel. Anmerckungen. 1. Um das neue Teſtament vom alten recht zu unterſcheiden, ſo muß man zuvorderſt mercken, worauf ſo wol das alte, als das neue Teſtament gegangen; da man denn ſo viel deut- licher ſiehet, was eigentlich ein Teſtament, und was das alte und das neue Teſtament ſey. 2. Das Teſtament, ſo fern es als der Bund GOttes mit den Menſchen uͤberhaupt be- trach-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/394
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/394>, abgerufen am 28.11.2024.