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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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in die Briefe des Apostels Pauli.
Das andere Capitel.
Von
Den vierzehen Briefen Pauli.

Jnnhalt.


[Spaltenumbruch]

Pauli Briefe sind ein unschätzbares Kleinod §. I.
Und werden füglich eingetheilet in die erstern, mittlern
und letztern §. II.

Die erstern sind diese sechse: die beyde an die Thessalo-
nicher, an die Corinthier, an die Galater und Rö-
mer §. III.

Die mittlern sind diese viere: an den Philemonem, an
die Colosser, an die Philipper und Hebräer §. IV.

Die letztern diese viere: die an den Titum, an die Ephe-
sier und an den Timotheum §. V.

Sind aber nicht nach der chronologischen Ordnung gese-
tzet §. VI.

Sind von göttlicher auctorität, und auch gleich anfangs
also aufgenommen §. VII.

Aber die Original-Schriften sind schon vorlängst nicht mehr
vorhanden, doch ohne Nachtheil der Wahrheit §. VIII.
[Spaltenumbruch]
Der Haupt-Jnnhalt darinnen ist: Alles und in al-
len CHristus
§. IX.

Daher der Apostel die Worte so viel mal gebrauchet:
JEsus CHristus, unser HErr §. X.

Als den er allewege recht groß machet, wie er denn ist §. XI.
Und uns ihn anpreiset in der Ordnung der Gemeinschaft
mit ihm §. XII. XIII. XIV. XV.

Also daß er auf die beyden Haupt-Wohlthaten, der
Rechtfertigung und Heiligung führet §. XVI XVII.

Es sind aber die schweresten unter den Episteln die an die
Römer und Hebräer §. XVIII.

Zum Beschluß wird die richtigste Methode zur würdigen
Lesung der Briefe Pauli angewiesen §. XIX.

Und darauf eine chronologische Tabelle von dem Leben
und von den Briefen Pauli angehänget §. XX.

§. I.

[Spaltenumbruch]

PAuli Briefe sind gewiß ein rechtes
Kleinod, und von uns Teutschen
so viel höher zu achten, so viel ge-
wisser es wol ist, daß ihre Mitthei-
lung und Ausbreitung ein gar vie-
les dazu beygetragen, daß die uralte Teutsche
Nation, wie zuvor gedacht, schon im ersten und
andern Seculo nach CHristi Geburt, mit dem
Lichte des Evangelii ist bestrahlet worden. Denn
ob es gleich damit noch damals nicht zu einer sol-
chen allgemeinen Bekäntniß gekommen, daß das
abgöttische Heydenthum dadurch gar aufgehöret
hätte; welches auch in Orient und anderwärtig
nicht so fort geschehen ist: so hat GOtt doch hin
und wieder unter den Völckern Teutschlandes
seine Kirchlein im verborgnen, obwol nicht ohne
Druck und Leiden, gehabt: bis daß in den
mittlern Seculis nach und nach zwar eine allge-
meine, aber leider sehr unlautere, Bekäntniß, wie
sie das finstere und abergläubische Pabstthum mit
sich brachte, erfolget ist.

§. II. Es lassen sich aber die Briefe Pau-
li, ausser dem, daß man sie in die vier grös-
sere,
an die Römer, Corinthier und Hebrä-
er,
und in die übrigen zehn kleinere unterschei-
den kan, gar füglich eintheilen in die erstern,
mittlern
und letztern. Jn die erstern, wel-
che der Apostel vor seiner ersten zu Rom gehab-
ten Gesangenschaft geschrieben. Jn die mitt-
lern,
welche zu Rom und sonst in Jtalien zur
Zeit gedachter Captivität gestellet worden. Und
denn in die letztern, welche er theils ausser Jta-
lien auf der letztern Reise, theils zu Rom in
den letzten Banden verfertiget hat.

§. III. Die erstern Briefe sind diese
sechse: die beyden an die Thessalonicher,
die beyden an die Corinthier, der an die
Galater,
der doch aber zwischen dem ersten und
dem andern an die Corinthier zu setzen ist; und
denn der an die Römer. Welche sechs Episteln
zwischen den Jahren 52 und 57. nach CHristi
[Spaltenumbruch] Geburt geschrieben sind: und zwar drey zu
Corinthen, die an die Thessalonicher, und
die an die Römer. Zwo zu Ephesus, die
erste an die Corinthier, und die an die Galater.
Eine in Macedonien, die andere an die Co-
rinthier.
Wie unten bey diesen Briefen gantz
deutlich soll gezeiget werden.

§. IV. Die mittlern Briefe, welche
der Apostel in Jtalien in und nach seiner ersten
Gefangenschaft geschrieben, sind diese viere:
der an den Philemonem, und an die Colosser,
wie auch der an die Philipper und Hebräer.
Welchen letztern er gestellt, da er zwar aus den
Banden loß war, aber sich doch noch in Jtalien
an einem nicht benannten Orte aufhielte. Sie-
he Hebr. 13, 23. 24.

§. V. Die letztern Briefe sind diese
viere. Der erste an den Timotheum, den
der Apostel, als er von Ephesus nach Macedo-
nien gegangen war, von da an ihn zurück ge-
schrieben. 1 Tim. 1, 3. Der an den Titum,
welcher auch aus Macedonien an ihn nach Creta
gesand, um gleiche Zeit, nemlich im Jahr
CHristi 65. und denn endlich der an die Ephe-
sier
und der andere an den Timotheum, nicht
lange vor seinem Ende, im Jahr CHristi 67.

§. VI. Nach dieser Chronologischen Ord-
nung
solten nun zwar die Paulinischen Briefe
also in der heiligen Bibel nach einander folgen,
wie sie geschrieben worden: allein man hat viel-
mehr erstlich auf die Grösse, und denn auch
darauf gesehen, ob sie gantzen Gemeinen, oder
einzeln Personen, zugeeignet worden: und da-
her stehen die drey, an die Römer und an die Co-
rinthier,
voran, und folgen die an den Timo-
theum, Titum
und Philemonem zuletzt: und
hinten her endlich die Epistel an die Hebräer,
weil es einigen, da sie Pauli Namen nicht im
Anfange führet, noch ungewiß geschienen, ob sie
von ihm herrühre. Welches doch aber gewiß ge-
nug ist: wie wir an seinem Orte sehen werden.

§. VII.
B 2
in die Briefe des Apoſtels Pauli.
Das andere Capitel.
Von
Den vierzehen Briefen Pauli.

Jnnhalt.


[Spaltenumbruch]

Pauli Briefe ſind ein unſchaͤtzbares Kleinod §. I.
Und werden fuͤglich eingetheilet in die erſtern, mittlern
und letztern §. II.

Die erſtern ſind dieſe ſechſe: die beyde an die Theſſalo-
nicher, an die Corinthier, an die Galater und Roͤ-
mer §. III.

Die mittlern ſind dieſe viere: an den Philemonem, an
die Coloſſer, an die Philipper und Hebraͤer §. IV.

Die letztern dieſe viere: die an den Titum, an die Ephe-
ſier und an den Timotheum §. V.

Sind aber nicht nach der chronologiſchen Ordnung geſe-
tzet §. VI.

Sind von goͤttlicher auctoritaͤt, und auch gleich anfangs
alſo aufgenommen §. VII.

Aber die Original-Schriften ſind ſchon vorlaͤngſt nicht mehr
vorhanden, doch ohne Nachtheil der Wahrheit §. VIII.
[Spaltenumbruch]
Der Haupt-Jnnhalt darinnen iſt: Alles und in al-
len CHriſtus
§. IX.

Daher der Apoſtel die Worte ſo viel mal gebrauchet:
JEſus CHriſtus, unſer HErr §. X.

Als den er allewege recht groß machet, wie er denn iſt §. XI.
Und uns ihn anpreiſet in der Ordnung der Gemeinſchaft
mit ihm §. XII. XIII. XIV. XV.

Alſo daß er auf die beyden Haupt-Wohlthaten, der
Rechtfertigung und Heiligung fuͤhret §. XVI XVII.

Es ſind aber die ſchwereſten unter den Epiſteln die an die
Roͤmer und Hebraͤer §. XVIII.

Zum Beſchluß wird die richtigſte Methode zur wuͤrdigen
Leſung der Briefe Pauli angewieſen §. XIX.

Und darauf eine chronologiſche Tabelle von dem Leben
und von den Briefen Pauli angehaͤnget §. XX.

§. I.

[Spaltenumbruch]

PAuli Briefe ſind gewiß ein rechtes
Kleinod, und von uns Teutſchen
ſo viel hoͤher zu achten, ſo viel ge-
wiſſer es wol iſt, daß ihre Mitthei-
lung und Ausbreitung ein gar vie-
les dazu beygetragen, daß die uralte Teutſche
Nation, wie zuvor gedacht, ſchon im erſten und
andern Seculo nach CHriſti Geburt, mit dem
Lichte des Evangelii iſt beſtrahlet worden. Denn
ob es gleich damit noch damals nicht zu einer ſol-
chen allgemeinen Bekaͤntniß gekommen, daß das
abgoͤttiſche Heydenthum dadurch gar aufgehoͤret
haͤtte; welches auch in Orient und anderwaͤrtig
nicht ſo fort geſchehen iſt: ſo hat GOtt doch hin
und wieder unter den Voͤlckern Teutſchlandes
ſeine Kirchlein im verborgnen, obwol nicht ohne
Druck und Leiden, gehabt: bis daß in den
mittlern Seculis nach und nach zwar eine allge-
meine, aber leider ſehr unlautere, Bekaͤntniß, wie
ſie das finſtere und aberglaͤubiſche Pabſtthum mit
ſich brachte, erfolget iſt.

§. II. Es laſſen ſich aber die Briefe Pau-
li, auſſer dem, daß man ſie in die vier groͤſ-
ſere,
an die Roͤmer, Corinthier und Hebraͤ-
er,
und in die uͤbrigen zehn kleinere unterſchei-
den kan, gar fuͤglich eintheilen in die erſtern,
mittlern
und letztern. Jn die erſtern, wel-
che der Apoſtel vor ſeiner erſten zu Rom gehab-
ten Geſangenſchaft geſchrieben. Jn die mitt-
lern,
welche zu Rom und ſonſt in Jtalien zur
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denn in die letztern, welche er theils auſſer Jta-
lien auf der letztern Reiſe, theils zu Rom in
den letzten Banden verfertiget hat.

§. III. Die erſtern Briefe ſind dieſe
ſechſe: die beyden an die Theſſalonicher,
die beyden an die Corinthier, der an die
Galater,
der doch aber zwiſchen dem erſten und
dem andern an die Corinthier zu ſetzen iſt; und
denn der an die Roͤmer. Welche ſechs Epiſteln
zwiſchen den Jahren 52 und 57. nach CHriſti
[Spaltenumbruch] Geburt geſchrieben ſind: und zwar drey zu
Corinthen, die an die Theſſalonicher, und
die an die Roͤmer. Zwo zu Epheſus, die
erſte an die Corinthier, und die an die Galater.
Eine in Macedonien, die andere an die Co-
rinthier.
Wie unten bey dieſen Briefen gantz
deutlich ſoll gezeiget werden.

§. IV. Die mittlern Briefe, welche
der Apoſtel in Jtalien in und nach ſeiner erſten
Gefangenſchaft geſchrieben, ſind dieſe viere:
der an den Philemonem, und an die Coloſſer,
wie auch der an die Philipper und Hebraͤer.
Welchen letztern er geſtellt, da er zwar aus den
Banden loß war, aber ſich doch noch in Jtalien
an einem nicht benannten Orte aufhielte. Sie-
he Hebr. 13, 23. 24.

§. V. Die letztern Briefe ſind dieſe
viere. Der erſte an den Timotheum, den
der Apoſtel, als er von Epheſus nach Macedo-
nien gegangen war, von da an ihn zuruͤck ge-
ſchrieben. 1 Tim. 1, 3. Der an den Titum,
welcher auch aus Macedonien an ihn nach Creta
geſand, um gleiche Zeit, nemlich im Jahr
CHriſti 65. und denn endlich der an die Ephe-
ſier
und der andere an den Timotheum, nicht
lange vor ſeinem Ende, im Jahr CHriſti 67.

§. VI. Nach dieſer Chronologiſchen Ord-
nung
ſolten nun zwar die Pauliniſchen Briefe
alſo in der heiligen Bibel nach einander folgen,
wie ſie geſchrieben worden: allein man hat viel-
mehr erſtlich auf die Groͤſſe, und denn auch
darauf geſehen, ob ſie gantzen Gemeinen, oder
einzeln Perſonen, zugeeignet worden: und da-
her ſtehen die drey, an die Roͤmer und an die Co-
rinthier,
voran, und folgen die an den Timo-
theum, Titum
und Philemonem zuletzt: und
hinten her endlich die Epiſtel an die Hebraͤer,
weil es einigen, da ſie Pauli Namen nicht im
Anfange fuͤhret, noch ungewiß geſchienen, ob ſie
von ihm herruͤhre. Welches doch aber gewiß ge-
nug iſt: wie wir an ſeinem Orte ſehen werden.

§. VII.
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[11/0039] in die Briefe des Apoſtels Pauli. Das andere Capitel. Von Den vierzehen Briefen Pauli. Jnnhalt. Pauli Briefe ſind ein unſchaͤtzbares Kleinod §. I. Und werden fuͤglich eingetheilet in die erſtern, mittlern und letztern §. II. Die erſtern ſind dieſe ſechſe: die beyde an die Theſſalo- nicher, an die Corinthier, an die Galater und Roͤ- mer §. III. Die mittlern ſind dieſe viere: an den Philemonem, an die Coloſſer, an die Philipper und Hebraͤer §. IV. Die letztern dieſe viere: die an den Titum, an die Ephe- ſier und an den Timotheum §. V. Sind aber nicht nach der chronologiſchen Ordnung geſe- tzet §. VI. Sind von goͤttlicher auctoritaͤt, und auch gleich anfangs alſo aufgenommen §. VII. Aber die Original-Schriften ſind ſchon vorlaͤngſt nicht mehr vorhanden, doch ohne Nachtheil der Wahrheit §. VIII. Der Haupt-Jnnhalt darinnen iſt: Alles und in al- len CHriſtus §. IX. Daher der Apoſtel die Worte ſo viel mal gebrauchet: JEſus CHriſtus, unſer HErr §. X. Als den er allewege recht groß machet, wie er denn iſt §. XI. Und uns ihn anpreiſet in der Ordnung der Gemeinſchaft mit ihm §. XII. XIII. XIV. XV. Alſo daß er auf die beyden Haupt-Wohlthaten, der Rechtfertigung und Heiligung fuͤhret §. XVI XVII. Es ſind aber die ſchwereſten unter den Epiſteln die an die Roͤmer und Hebraͤer §. XVIII. Zum Beſchluß wird die richtigſte Methode zur wuͤrdigen Leſung der Briefe Pauli angewieſen §. XIX. Und darauf eine chronologiſche Tabelle von dem Leben und von den Briefen Pauli angehaͤnget §. XX. §. I. PAuli Briefe ſind gewiß ein rechtes Kleinod, und von uns Teutſchen ſo viel hoͤher zu achten, ſo viel ge- wiſſer es wol iſt, daß ihre Mitthei- lung und Ausbreitung ein gar vie- les dazu beygetragen, daß die uralte Teutſche Nation, wie zuvor gedacht, ſchon im erſten und andern Seculo nach CHriſti Geburt, mit dem Lichte des Evangelii iſt beſtrahlet worden. Denn ob es gleich damit noch damals nicht zu einer ſol- chen allgemeinen Bekaͤntniß gekommen, daß das abgoͤttiſche Heydenthum dadurch gar aufgehoͤret haͤtte; welches auch in Orient und anderwaͤrtig nicht ſo fort geſchehen iſt: ſo hat GOtt doch hin und wieder unter den Voͤlckern Teutſchlandes ſeine Kirchlein im verborgnen, obwol nicht ohne Druck und Leiden, gehabt: bis daß in den mittlern Seculis nach und nach zwar eine allge- meine, aber leider ſehr unlautere, Bekaͤntniß, wie ſie das finſtere und aberglaͤubiſche Pabſtthum mit ſich brachte, erfolget iſt. §. II. Es laſſen ſich aber die Briefe Pau- li, auſſer dem, daß man ſie in die vier groͤſ- ſere, an die Roͤmer, Corinthier und Hebraͤ- er, und in die uͤbrigen zehn kleinere unterſchei- den kan, gar fuͤglich eintheilen in die erſtern, mittlern und letztern. Jn die erſtern, wel- che der Apoſtel vor ſeiner erſten zu Rom gehab- ten Geſangenſchaft geſchrieben. Jn die mitt- lern, welche zu Rom und ſonſt in Jtalien zur Zeit gedachter Captivitaͤt geſtellet worden. Und denn in die letztern, welche er theils auſſer Jta- lien auf der letztern Reiſe, theils zu Rom in den letzten Banden verfertiget hat. §. III. Die erſtern Briefe ſind dieſe ſechſe: die beyden an die Theſſalonicher, die beyden an die Corinthier, der an die Galater, der doch aber zwiſchen dem erſten und dem andern an die Corinthier zu ſetzen iſt; und denn der an die Roͤmer. Welche ſechs Epiſteln zwiſchen den Jahren 52 und 57. nach CHriſti Geburt geſchrieben ſind: und zwar drey zu Corinthen, die an die Theſſalonicher, und die an die Roͤmer. Zwo zu Epheſus, die erſte an die Corinthier, und die an die Galater. Eine in Macedonien, die andere an die Co- rinthier. Wie unten bey dieſen Briefen gantz deutlich ſoll gezeiget werden. §. IV. Die mittlern Briefe, welche der Apoſtel in Jtalien in und nach ſeiner erſten Gefangenſchaft geſchrieben, ſind dieſe viere: der an den Philemonem, und an die Coloſſer, wie auch der an die Philipper und Hebraͤer. Welchen letztern er geſtellt, da er zwar aus den Banden loß war, aber ſich doch noch in Jtalien an einem nicht benannten Orte aufhielte. Sie- he Hebr. 13, 23. 24. §. V. Die letztern Briefe ſind dieſe viere. Der erſte an den Timotheum, den der Apoſtel, als er von Epheſus nach Macedo- nien gegangen war, von da an ihn zuruͤck ge- ſchrieben. 1 Tim. 1, 3. Der an den Titum, welcher auch aus Macedonien an ihn nach Creta geſand, um gleiche Zeit, nemlich im Jahr CHriſti 65. und denn endlich der an die Ephe- ſier und der andere an den Timotheum, nicht lange vor ſeinem Ende, im Jahr CHriſti 67. §. VI. Nach dieſer Chronologiſchen Ord- nung ſolten nun zwar die Pauliniſchen Briefe alſo in der heiligen Bibel nach einander folgen, wie ſie geſchrieben worden: allein man hat viel- mehr erſtlich auf die Groͤſſe, und denn auch darauf geſehen, ob ſie gantzen Gemeinen, oder einzeln Perſonen, zugeeignet worden: und da- her ſtehen die drey, an die Roͤmer und an die Co- rinthier, voran, und folgen die an den Timo- theum, Titum und Philemonem zuletzt: und hinten her endlich die Epiſtel an die Hebraͤer, weil es einigen, da ſie Pauli Namen nicht im Anfange fuͤhret, noch ungewiß geſchienen, ob ſie von ihm herruͤhre. Welches doch aber gewiß ge- nug iſt: wie wir an ſeinem Orte ſehen werden. §. VII. B 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/39>, abgerufen am 28.03.2024.