Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 16, v. 19-22. [Spaltenumbruch]
stes, des Glaubens und der Liebe (die Gemei-nen in Asia (nebst der hiesigen zu Ephesus, alle übrige, welche in dieser mit dem Namen Asiens benannten Gegend befindlich sind: als unter welchen sich Paulus bisher zum öftern hat fin- den lassen; die denn, wenn von eurer Corinthi- schen sehr bekannten Gemeine geredet worden, mir einen Gruß an euch bestellet haben.) Es grüsset euch sehr Aquilas und Priscilla (welche von Rom nach Corinthen gekommen waren, und die daselbst Paulum, da er gleiches Handwercks mit ihnen war, aufgenommen hat- ten, hernach aber mit ihm von dannen nach Ephesus gereiset waren, und sich daselbst itzo aufhielten Act. 18, 2. 3. 18. 26. Siehe von ih- nen ein mehrers über Röm. 16, 3.) samt der Gemeine in ihrem Hause (wie denn die Ge- meine zu Ephesus, da sie zu einem solchen gros- sen Gebäude, welches alle gefaßt hätte, nicht gelangen können, in unterschiedlichen Privat- Häusern ihre Zusammenkünfte gehalten: welche Paulus von einem Orte zum andern ohn Zwei- fel besuchet hat. V. 20. Es grüssen euch alle (übrige) Brüder Anmerckung. Dieses geschahe sonderlich bey den Zusam- V. 21. Jch Paulus grüsse euch mit meiner Anmerckungen. 1. Hieraus erhellet, daß Paulus diesen 2. Die drey folgenden Verse hat der Apo- V. 22. Wo jemand den HErrn JEsum Anmerckungen. 1. Es ist dieses ein sonderlicher Beschluß des Briefes, der mit einem harten Fluche ge- schiehet: welcher doch auch mit einem gedoppel- ten Segens-Wunsche begleitet wird, also, daß sich die Application des Gesetzes und des Evan- gelii am Ende dieses Briefes bey einander findet. Es muß es der Apostel nöthig gefunden haben, der so vielen Unordnungen und eigensinnigen Köpfe wegen, sonderlich um derer willen, wel- che sich zu Lehrern unter ihnen aufgeworfen, und ihme, dem Apostel, zuwider waren, (wie man aus dem andern Briefe siehet) ein so nach- drückliches Final zu machen. 2. Die Worte, den HErrn JEsum Christum lieb haben, oder nicht lieb haben, stehen alhier in solchem Nachdrucke, wie die von der Liebe gegen GOTT, Deut. 6, 5. Matth. 22, 37. doch nach einem evangelischen Sinne, nach welchem die Liebe rechtschaffen und GOtt gefällig seyn kan, ob sie gleich nicht vollkommen ist. Jm Nachdrucke aber kömmt es bey der Lie- be hauptsächlich mit auf den Glauben an. Denn gleichwie der Glaube an JEsum CHri- stum durch die Liebe thätig ist: also wo keine Liebe ist, da ist auch kein Glaube. Wer aber an JESUM nicht glaubet, wird verdammet Marc. 16, 16. und Joh. 3, 18. Wer nicht glau- bet, der ist schon gerichtet, denn er glau- bet nicht an den Namen des eingebohrnen Sohnes GOttes. 3. Und wie es hier heißt: Wo iemand den HErrn JEsum Christ nicht lieb hat, der sey verfluchet: also heisset es hingegen Eph. 6, 24. von der den Glauben zum Grunde habenden Liebe: Gnade sey mit allen, die da lieb haben unsern HErrn JEsum Christ unverrückt. Amen. 4. Der mit dem Worte anathema bezeich- nete Fluch gehet auf eine solche Absonderung von GOtt, nach welcher der Mensch mit Ver- lust der ewigen Seligkeit verdammet wird. Und da ein glaub- und liebloser Mensch schon ausser der seligen Gemeinschaft mit GOTT in einem unseligen Zustande stehet, so ist es denn auch kein Wunder, wenn er in demselben dahin fäh- ret, und der über ihm schon liegende Zorn Got- tes über ihm bleibet nach Joh. 3, 36. Wie denn aus dem angedroheten Fluche leichtlich zu erkennen ist, daß der Apostel von einem solchen Man-
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 16, v. 19-22. [Spaltenumbruch]
ſtes, des Glaubens und der Liebe (die Gemei-nen in Aſia (nebſt der hieſigen zu Epheſus, alle uͤbrige, welche in dieſer mit dem Namen Aſiens benannten Gegend befindlich ſind: als unter welchen ſich Paulus bisher zum oͤftern hat fin- den laſſen; die denn, wenn von eurer Corinthi- ſchen ſehr bekannten Gemeine geredet worden, mir einen Gruß an euch beſtellet haben.) Es gruͤſſet euch ſehr Aquilas und Priſcilla (welche von Rom nach Corinthen gekommen waren, und die daſelbſt Paulum, da er gleiches Handwercks mit ihnen war, aufgenommen hat- ten, hernach aber mit ihm von dannen nach Epheſus gereiſet waren, und ſich daſelbſt itzo aufhielten Act. 18, 2. 3. 18. 26. Siehe von ih- nen ein mehrers uͤber Roͤm. 16, 3.) ſamt der Gemeine in ihrem Hauſe (wie denn die Ge- meine zu Epheſus, da ſie zu einem ſolchen groſ- ſen Gebaͤude, welches alle gefaßt haͤtte, nicht gelangen koͤnnen, in unterſchiedlichen Privat- Haͤuſern ihre Zuſammenkuͤnfte gehalten: welche Paulus von einem Orte zum andern ohn Zwei- fel beſuchet hat. V. 20. Es gruͤſſen euch alle (uͤbrige) Bruͤder Anmerckung. Dieſes geſchahe ſonderlich bey den Zuſam- V. 21. Jch Paulus gruͤſſe euch mit meiner Anmerckungen. 1. Hieraus erhellet, daß Paulus dieſen 2. Die drey folgenden Verſe hat der Apo- V. 22. Wo jemand den HErrn JEſum Anmerckungen. 1. Es iſt dieſes ein ſonderlicher Beſchluß des Briefes, der mit einem harten Fluche ge- ſchiehet: welcher doch auch mit einem gedoppel- ten Segens-Wunſche begleitet wird, alſo, daß ſich die Application des Geſetzes und des Evan- gelii am Ende dieſes Briefes bey einander findet. Es muß es der Apoſtel noͤthig gefunden haben, der ſo vielen Unordnungen und eigenſinnigen Koͤpfe wegen, ſonderlich um derer willen, wel- che ſich zu Lehrern unter ihnen aufgeworfen, und ihme, dem Apoſtel, zuwider waren, (wie man aus dem andern Briefe ſiehet) ein ſo nach- druͤckliches Final zu machen. 2. Die Worte, den HErrn JEſum Chriſtum lieb haben, oder nicht lieb haben, ſtehen alhier in ſolchem Nachdrucke, wie die von der Liebe gegen GOTT, Deut. 6, 5. Matth. 22, 37. doch nach einem evangeliſchen Sinne, nach welchem die Liebe rechtſchaffen und GOtt gefaͤllig ſeyn kan, ob ſie gleich nicht vollkommen iſt. Jm Nachdrucke aber koͤmmt es bey der Lie- be hauptſaͤchlich mit auf den Glauben an. Denn gleichwie der Glaube an JEſum CHri- ſtum durch die Liebe thaͤtig iſt: alſo wo keine Liebe iſt, da iſt auch kein Glaube. Wer aber an JESUM nicht glaubet, wird verdammet Marc. 16, 16. und Joh. 3, 18. Wer nicht glau- bet, der iſt ſchon gerichtet, denn er glau- bet nicht an den Namen des eingebohrnen Sohnes GOttes. 3. Und wie es hier heißt: Wo iemand den HErrn JEſum Chriſt nicht lieb hat, der ſey verfluchet: alſo heiſſet es hingegen Eph. 6, 24. von der den Glauben zum Grunde habenden Liebe: Gnade ſey mit allen, die da lieb haben unſern HErrn JEſum Chriſt unverruͤckt. Amen. 4. Der mit dem Worte anathema bezeich- nete Fluch gehet auf eine ſolche Abſonderung von GOtt, nach welcher der Menſch mit Ver- luſt der ewigen Seligkeit verdammet wird. Und da ein glaub- und liebloſer Menſch ſchon auſſer der ſeligen Gemeinſchaft mit GOTT in einem unſeligen Zuſtande ſtehet, ſo iſt es denn auch kein Wunder, wenn er in demſelben dahin faͤh- ret, und der uͤber ihm ſchon liegende Zorn Got- tes uͤber ihm bleibet nach Joh. 3, 36. Wie denn aus dem angedroheten Fluche leichtlich zu erkennen iſt, daß der Apoſtel von einem ſolchen Man-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0370" n="342"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli <hi rendition="#et">Cap. 16, v. 19-22.</hi></hi></fw><lb/><cb/> ſtes, des Glaubens und der Liebe (<hi rendition="#fr">die Gemei-<lb/> nen in Aſia</hi> (nebſt der hieſigen zu Epheſus, alle<lb/> uͤbrige, welche in dieſer mit dem Namen Aſiens<lb/> benannten Gegend befindlich ſind: als unter<lb/> welchen ſich Paulus bisher zum oͤftern hat fin-<lb/> den laſſen; die denn, wenn von eurer Corinthi-<lb/> ſchen ſehr bekannten <choice><sic>Gǝmeine</sic><corr>Gemeine</corr></choice> geredet worden,<lb/> mir einen Gruß an euch beſtellet haben.) <hi rendition="#fr">Es<lb/> gruͤſſet euch ſehr Aquilas und Priſcilla</hi><lb/> (welche von Rom nach Corinthen gekommen<lb/> waren, und die daſelbſt Paulum, da er gleiches<lb/> Handwercks mit ihnen war, aufgenommen hat-<lb/> ten, hernach aber mit ihm von dannen nach<lb/> Epheſus gereiſet waren, und ſich daſelbſt itzo<lb/> aufhielten <hi rendition="#aq">Act.</hi> 18, 2. 3. 18. 26. Siehe von ih-<lb/> nen ein mehrers uͤber Roͤm. 16, 3.) <hi rendition="#fr">ſamt der<lb/> Gemeine in ihrem Hauſe</hi> (wie denn die Ge-<lb/> meine zu Epheſus, da ſie zu einem ſolchen groſ-<lb/> ſen Gebaͤude, welches alle gefaßt haͤtte, nicht<lb/> gelangen koͤnnen, in unterſchiedlichen Privat-<lb/> Haͤuſern ihre Zuſammenkuͤnfte gehalten: welche<lb/> Paulus von einem Orte zum andern ohn Zwei-<lb/> fel beſuchet hat.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 20.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Es gruͤſſen euch alle</hi> (uͤbrige) <hi rendition="#fr">Bruͤder</hi><lb/> (und Schweſtern, welche auch in andern Haͤu-<lb/> ſern ihre Verſammlungen gehalten haben)<lb/><hi rendition="#fr">gruͤſſet euch unter einander mit dem heili-<lb/> gen Kuß.</hi></p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/> <p>Dieſes geſchahe ſonderlich bey den Zuſam-<lb/> menkuͤnften, und bey dem Gebrauch des heiligen<lb/> Abendmahls, oder in den dazu angeſtelleten<lb/> Liebes-Mahlen, zur Bezeugung einer ungefaͤrb-<lb/> ten thaͤtigen Liebe unter einander; und wurde<lb/> ſolche Gewohnheit in der Heiligung gefuͤhret,<lb/> funde auch eigentlich nur ſtatt zwiſchen den Per-<lb/> ſonen von einerley Geſchlechte: wie denn Pau-<lb/> lus auch nur von einem <hi rendition="#fr">heiligen Kuß</hi> redet.<lb/> Man ſehe dergleichen Roͤm. 16, 16. 2 Cor. 13,<lb/> 12. 1 Theſſ. 5, 16. 1 Petr. 5, 14.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 21.</head><lb/> <p> <hi rendition="#fr">Jch Paulus gruͤſſe euch mit meiner<lb/> Hand.</hi> </p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <p>1. Hieraus erhellet, daß Paulus dieſen<lb/> Brief, wie auch die uͤbrigen, zumal die laͤngern,<lb/> einem getreuen Schreiber in die Feder <hi rendition="#aq">dictir</hi>et,<lb/> und ihn hernach mit ſeiner den Gemeinen nicht<lb/> unbekanten Hand alſo unterſchrieben habe, daß<lb/> er den Segens-Wunſch ſelbſt hinzu geſetzet hat.<lb/> Dieſes erhellet noch deutlicher aus dem Be-<lb/> ſchluß des Briefes an die Roͤmer, allwo ſich<lb/> der <hi rendition="#aq">Amanuenſis Tertius,</hi> v. 22. ſelbſt meldet und<lb/> ſpricht: <hi rendition="#fr">Jch</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tertius</hi></hi> <hi rendition="#fr">gruͤſſe euch, der ich die-<lb/> ſen Brief geſchrieben habe in dem HErrn.</hi><lb/> Man ſehe hievon auch Col. 4, 8. da es heißt:<lb/><hi rendition="#fr">Mein Gruß mit meiner Paulus Hand.</hi><lb/> Und 2 Theſſ. 3, 17. <hi rendition="#fr">der Gruß mit meiner<lb/> Hand Pauli: das iſt das Zeichen in allen<lb/> Briefen, alſo ſchreibe ich.</hi> Nur den Brief<lb/><cb/> an die Galater hatte der Apoſtel, um ſie, da ſie<lb/> durch die falſchen Apoſtel ſo irre gemacht waren,<lb/> ſo viel mehr zu uͤberzeugen, mit eigner Hand ge-<lb/> ſchrieben; davon es c. 6, 11. heißt: <hi rendition="#fr">Sehet,<lb/> mit wie vielen Worten habe ich euch ge-<lb/> ſchrieben mit eigner Hand.</hi></p><lb/> <p>2. Die drey folgenden Verſe hat der Apo-<lb/> ſtel ohne Zweifel mit eigner Hand ſelbſt dazu<lb/> geſetzet: wie ſie denn auch ſehr nachdruͤcklich<lb/> ſind.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 22.</head><lb/> <p> <hi rendition="#fr">Wo jemand den HErrn JEſum<lb/> Chriſt nicht lieb hat, der ſey</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Anathema Ma-<lb/> ran atha.</hi> </hi> </p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Es iſt dieſes ein ſonderlicher Beſchluß<lb/> des Briefes, der mit einem harten Fluche ge-<lb/> ſchiehet: welcher doch auch mit einem gedoppel-<lb/> ten Segens-Wunſche begleitet wird, alſo, daß<lb/> ſich die <hi rendition="#aq">Application</hi> des Geſetzes und des Evan-<lb/> gelii am Ende dieſes Briefes bey einander findet.<lb/> Es muß es der Apoſtel noͤthig gefunden haben,<lb/> der ſo vielen Unordnungen und eigenſinnigen<lb/> Koͤpfe wegen, ſonderlich um derer willen, wel-<lb/> che ſich zu Lehrern unter ihnen aufgeworfen,<lb/> und ihme, dem Apoſtel, zuwider waren, (wie<lb/> man aus dem andern Briefe ſiehet) ein ſo nach-<lb/> druͤckliches <hi rendition="#aq">Final</hi> zu machen.</item><lb/> <item>2. Die Worte, den <hi rendition="#fr">HErrn JEſum<lb/> Chriſtum lieb haben,</hi> oder <hi rendition="#fr">nicht lieb haben,</hi><lb/> ſtehen alhier in ſolchem Nachdrucke, wie die von<lb/> der Liebe gegen GOTT, Deut. 6, 5. Matth.<lb/> 22, 37. doch nach einem evangeliſchen Sinne,<lb/> nach welchem die Liebe rechtſchaffen und GOtt<lb/> gefaͤllig ſeyn kan, ob ſie gleich nicht vollkommen<lb/> iſt. Jm Nachdrucke aber koͤmmt es bey der Lie-<lb/> be hauptſaͤchlich mit auf den <hi rendition="#fr">Glauben</hi> an.<lb/> Denn gleichwie der Glaube an JEſum CHri-<lb/> ſtum durch die Liebe thaͤtig iſt: alſo wo keine<lb/> Liebe iſt, da iſt auch kein Glaube. Wer aber<lb/> an JESUM nicht glaubet, wird verdammet<lb/> Marc. 16, 16. und Joh. 3, 18. <hi rendition="#fr">Wer nicht glau-<lb/> bet, der iſt ſchon gerichtet, denn er glau-<lb/> bet nicht an den Namen des eingebohrnen<lb/> Sohnes GOttes.</hi></item><lb/> <item>3. Und wie es hier heißt: <hi rendition="#fr">Wo iemand<lb/> den HErrn JEſum Chriſt nicht lieb hat,<lb/> der ſey verfluchet:</hi> alſo heiſſet es hingegen<lb/> Eph. 6, 24. von der den Glauben zum Grunde<lb/> habenden Liebe: <hi rendition="#fr">Gnade ſey mit allen, die da<lb/> lieb haben unſern HErrn JEſum Chriſt<lb/> unverruͤckt. Amen.</hi></item><lb/> <item>4. Der mit dem Worte anathema bezeich-<lb/> nete Fluch gehet auf eine ſolche Abſonderung<lb/> von GOtt, nach welcher der Menſch mit Ver-<lb/> luſt der ewigen Seligkeit verdammet wird. Und<lb/> da ein glaub- und liebloſer Menſch ſchon auſſer<lb/> der ſeligen Gemeinſchaft mit GOTT in einem<lb/> unſeligen Zuſtande ſtehet, ſo iſt es denn auch<lb/> kein Wunder, wenn er in demſelben dahin faͤh-<lb/> ret, und der uͤber ihm ſchon liegende Zorn Got-<lb/> tes uͤber ihm bleibet nach Joh. 3, 36. Wie<lb/> denn aus dem angedroheten Fluche leichtlich zu<lb/> erkennen iſt, daß der Apoſtel von einem ſolchen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Man-</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [342/0370]
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 16, v. 19-22.
ſtes, des Glaubens und der Liebe (die Gemei-
nen in Aſia (nebſt der hieſigen zu Epheſus, alle
uͤbrige, welche in dieſer mit dem Namen Aſiens
benannten Gegend befindlich ſind: als unter
welchen ſich Paulus bisher zum oͤftern hat fin-
den laſſen; die denn, wenn von eurer Corinthi-
ſchen ſehr bekannten Gemeine geredet worden,
mir einen Gruß an euch beſtellet haben.) Es
gruͤſſet euch ſehr Aquilas und Priſcilla
(welche von Rom nach Corinthen gekommen
waren, und die daſelbſt Paulum, da er gleiches
Handwercks mit ihnen war, aufgenommen hat-
ten, hernach aber mit ihm von dannen nach
Epheſus gereiſet waren, und ſich daſelbſt itzo
aufhielten Act. 18, 2. 3. 18. 26. Siehe von ih-
nen ein mehrers uͤber Roͤm. 16, 3.) ſamt der
Gemeine in ihrem Hauſe (wie denn die Ge-
meine zu Epheſus, da ſie zu einem ſolchen groſ-
ſen Gebaͤude, welches alle gefaßt haͤtte, nicht
gelangen koͤnnen, in unterſchiedlichen Privat-
Haͤuſern ihre Zuſammenkuͤnfte gehalten: welche
Paulus von einem Orte zum andern ohn Zwei-
fel beſuchet hat.
V. 20.
Es gruͤſſen euch alle (uͤbrige) Bruͤder
(und Schweſtern, welche auch in andern Haͤu-
ſern ihre Verſammlungen gehalten haben)
gruͤſſet euch unter einander mit dem heili-
gen Kuß.
Anmerckung.
Dieſes geſchahe ſonderlich bey den Zuſam-
menkuͤnften, und bey dem Gebrauch des heiligen
Abendmahls, oder in den dazu angeſtelleten
Liebes-Mahlen, zur Bezeugung einer ungefaͤrb-
ten thaͤtigen Liebe unter einander; und wurde
ſolche Gewohnheit in der Heiligung gefuͤhret,
funde auch eigentlich nur ſtatt zwiſchen den Per-
ſonen von einerley Geſchlechte: wie denn Pau-
lus auch nur von einem heiligen Kuß redet.
Man ſehe dergleichen Roͤm. 16, 16. 2 Cor. 13,
12. 1 Theſſ. 5, 16. 1 Petr. 5, 14.
V. 21.
Jch Paulus gruͤſſe euch mit meiner
Hand.
Anmerckungen.
1. Hieraus erhellet, daß Paulus dieſen
Brief, wie auch die uͤbrigen, zumal die laͤngern,
einem getreuen Schreiber in die Feder dictiret,
und ihn hernach mit ſeiner den Gemeinen nicht
unbekanten Hand alſo unterſchrieben habe, daß
er den Segens-Wunſch ſelbſt hinzu geſetzet hat.
Dieſes erhellet noch deutlicher aus dem Be-
ſchluß des Briefes an die Roͤmer, allwo ſich
der Amanuenſis Tertius, v. 22. ſelbſt meldet und
ſpricht: Jch Tertius gruͤſſe euch, der ich die-
ſen Brief geſchrieben habe in dem HErrn.
Man ſehe hievon auch Col. 4, 8. da es heißt:
Mein Gruß mit meiner Paulus Hand.
Und 2 Theſſ. 3, 17. der Gruß mit meiner
Hand Pauli: das iſt das Zeichen in allen
Briefen, alſo ſchreibe ich. Nur den Brief
an die Galater hatte der Apoſtel, um ſie, da ſie
durch die falſchen Apoſtel ſo irre gemacht waren,
ſo viel mehr zu uͤberzeugen, mit eigner Hand ge-
ſchrieben; davon es c. 6, 11. heißt: Sehet,
mit wie vielen Worten habe ich euch ge-
ſchrieben mit eigner Hand.
2. Die drey folgenden Verſe hat der Apo-
ſtel ohne Zweifel mit eigner Hand ſelbſt dazu
geſetzet: wie ſie denn auch ſehr nachdruͤcklich
ſind.
V. 22.
Wo jemand den HErrn JEſum
Chriſt nicht lieb hat, der ſey Anathema Ma-
ran atha.
Anmerckungen.
1. Es iſt dieſes ein ſonderlicher Beſchluß
des Briefes, der mit einem harten Fluche ge-
ſchiehet: welcher doch auch mit einem gedoppel-
ten Segens-Wunſche begleitet wird, alſo, daß
ſich die Application des Geſetzes und des Evan-
gelii am Ende dieſes Briefes bey einander findet.
Es muß es der Apoſtel noͤthig gefunden haben,
der ſo vielen Unordnungen und eigenſinnigen
Koͤpfe wegen, ſonderlich um derer willen, wel-
che ſich zu Lehrern unter ihnen aufgeworfen,
und ihme, dem Apoſtel, zuwider waren, (wie
man aus dem andern Briefe ſiehet) ein ſo nach-
druͤckliches Final zu machen.
2. Die Worte, den HErrn JEſum
Chriſtum lieb haben, oder nicht lieb haben,
ſtehen alhier in ſolchem Nachdrucke, wie die von
der Liebe gegen GOTT, Deut. 6, 5. Matth.
22, 37. doch nach einem evangeliſchen Sinne,
nach welchem die Liebe rechtſchaffen und GOtt
gefaͤllig ſeyn kan, ob ſie gleich nicht vollkommen
iſt. Jm Nachdrucke aber koͤmmt es bey der Lie-
be hauptſaͤchlich mit auf den Glauben an.
Denn gleichwie der Glaube an JEſum CHri-
ſtum durch die Liebe thaͤtig iſt: alſo wo keine
Liebe iſt, da iſt auch kein Glaube. Wer aber
an JESUM nicht glaubet, wird verdammet
Marc. 16, 16. und Joh. 3, 18. Wer nicht glau-
bet, der iſt ſchon gerichtet, denn er glau-
bet nicht an den Namen des eingebohrnen
Sohnes GOttes.
3. Und wie es hier heißt: Wo iemand
den HErrn JEſum Chriſt nicht lieb hat,
der ſey verfluchet: alſo heiſſet es hingegen
Eph. 6, 24. von der den Glauben zum Grunde
habenden Liebe: Gnade ſey mit allen, die da
lieb haben unſern HErrn JEſum Chriſt
unverruͤckt. Amen.
4. Der mit dem Worte anathema bezeich-
nete Fluch gehet auf eine ſolche Abſonderung
von GOtt, nach welcher der Menſch mit Ver-
luſt der ewigen Seligkeit verdammet wird. Und
da ein glaub- und liebloſer Menſch ſchon auſſer
der ſeligen Gemeinſchaft mit GOTT in einem
unſeligen Zuſtande ſtehet, ſo iſt es denn auch
kein Wunder, wenn er in demſelben dahin faͤh-
ret, und der uͤber ihm ſchon liegende Zorn Got-
tes uͤber ihm bleibet nach Joh. 3, 36. Wie
denn aus dem angedroheten Fluche leichtlich zu
erkennen iſt, daß der Apoſtel von einem ſolchen
Man-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |