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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 16, v. 22-24. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] Mangel der Liebe redet, welcher nicht allein
mit einem Unglauben und mit einer rechten
Feindseligkeit verknüpfet ist, sondern auch der
in beharrlicher Unbußfertigkeit bis an das Ende
des Lebens anhält.
5. Die Worte maran atha, (nicht ma-
haram motha,) sind Syro-Chaldäisch, und
um ihres Nachdrucks willen, mit welchem sie
auch in den Synagogen der Juden üblich gewe-
sen zu seyn scheinen, also gebrauchet worden.
Und da Maran heißt der HErr, oder unser
HErr;
und atha, er kömmt; so wird damit
auf die Zukunft des HErrn zum jüngsten
Gerichte
gesehen, da er, als der gerechte Rich-
ter des gantzen menschlichen Geschlechts den
Fluch und den Segen ertheilen wird, nachdem
er einen ieden findet. Denn wenn des Men-
schen Sohn kommen wird in seiner Herr-
lichkeit und alle heilige Engel mit ihm,
denn wird er sitzen auf dem Stuhl seiner
Herrlichkeit - - Da wird denn der Kö-
nig sagen zu denen zu seiner Rechten: Kom-
met her, ihr Gesegneten meines Vaters
etc. Warlich, ich sage euch, was ihr ge-
than habet einem unter diesen meinen ge-
ringsten Brüdern, das habt ihr mir ge-
than,
(und also eure Liebe gegen mich auch
durch die Bruder-Liebe erwiesen.) Denn
wird er auch sagen zu denen zur Lincken:
Gehet hin von mir ihr Verfluchten in das
ewige Feuer etc. Warlich ich sage euch,
was ihr nicht gethan habt einem unter die-
sen Geringsten, das habt ihr mir auch
nicht gethan,
(und also habet ihr mit eurer
Lieblosigkeit gegen meine Glieder dieselbe auch
gegen mich erwiesen; daher ihr unter dem Flu-
che bleibet.
6. Darum mag man alhier wohl sagen:
Küsset (mit einer glaubigen Huldigung und
liebreichen Aufopferung) den Sohn, daß er
nicht zürne, und ihr umkommet auf dem
Wege. Denn sein Zorn wird bald an-
brennen, Aber wohl allen, die auf ihn
trauen.
Psalm. 2, 12.
V. 23.

Die (dem Fluche entgegen gesetzte und
lauter Segen mit sich führende) Gnade des
HErrn JEsu CHristi,
(welche er uns der-
gestalt erworben hat, daß er sie uns in der Ord-
nung der wahren Bekehrung und Erneuerung
schencket, und in uns vermehret, also daß sie
sich in uns mit herrlichen Gnaden-Gaben, Ge-
rechtigkeit, Freyheit, Friede, und Freude in
dem Heiligen Geist reichlich hervor thut und be-
[Spaltenumbruch] zeuget,) sey (ferner, wie sie von Anfange eu-
res Glaubens an ihn, mit euch gewesen ist,)
mit euch, (dergestalt, daß sie sich in euch, auch
zur Verherrlichung seines Namens bey andern,
kräftig erweise.)

Anmerckungen.

Gnade! Gnade! Darauf kömmt bey
der Wiederbringung der Sünder alles an: als
welche zur Vergebung der Sünde und zur Aus-
heilung und Genesung unserer verderbten Na-
tur schlechterdinge nöthig ist. Ein ieder Leser
prüfe sich demnach, wie es disfals um ihn ste-
he, und ob er unter andern auch die Lesung und
Erwegung dieses Briefes, und einer ieden Ma-
terie darinn, sonderlich der Haupt-Stücke, zur
willigen Annehmung, würdigen Anlegung,
und billigen Vermehrung der Gnade GOttes
recht habe dienen lassen, um der künftigen Un-
gnade, oder dem Fluche, nach v. 22. zu ent-
gehen.

2. Da Paulus diesen Brief nicht allein
für die Corinthier, sondern auch für uns ge-
schrieben hat, so hat sich ein ieder Leser diesen
Segens-Wunsch insonderheit zuzueignen, nicht
anders, als sagte Paulus: Die Gnade des
HErrn JEsu CHristi sey mit dir
N. und
mit dir
N. zur Bekehrung, oder zur Stär-
ckung.

V. 24.

Meine Liebe sey (und ist) mit euch
allen,
(denn wie sie gegen euch alle gerichtet
ist, also ist und bleibet sie auch mit und bey euch
allen, ob ich schon abwesend bin; sie wircket
auch mit euch im Glauben am Wercke des
HErrn,) in CHristo JESU, (als dem
wahren Grunde meiner Liebe gegen euch und der
Gemeinschaft, die wir unter einander haben.
Jch versichere euch aber zuletzt von meiner Lie-
be noch ins besondere, damit ihr so viel weni-
ger zweifeln möget, daß die in diesem Briefe
geführte Bestrafung auch aus einer wahren Lie-
be zu CHristo und zu euch herkommen; nach der
Art und Pflicht eines rechtschaffnen Lehrers,
der alles, auch wenn er strafet, in der Liebe thun
soll, nach v. 14.

Anmerckung.

Die Unterschrift rühret nicht her von Pau-
lo, sondern ist schon vor Alters von den Schreibern
dazu gesetzet worden. Wie denn auch dieser
Brief nicht zu Philippen, sondern zu E-
phesus geschrieben, als oben er-
wiesen ist.

Histori-
Cap. 16, v. 22-24. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] Mangel der Liebe redet, welcher nicht allein
mit einem Unglauben und mit einer rechten
Feindſeligkeit verknuͤpfet iſt, ſondern auch der
in beharrlicher Unbußfertigkeit bis an das Ende
des Lebens anhaͤlt.
5. Die Worte maran atha, (nicht ma-
haram motha,) ſind Syro-Chaldaͤiſch, und
um ihres Nachdrucks willen, mit welchem ſie
auch in den Synagogen der Juden uͤblich gewe-
ſen zu ſeyn ſcheinen, alſo gebrauchet worden.
Und da Maran heißt der HErr, oder unſer
HErr;
und atha, er koͤmmt; ſo wird damit
auf die Zukunft des HErrn zum juͤngſten
Gerichte
geſehen, da er, als der gerechte Rich-
ter des gantzen menſchlichen Geſchlechts den
Fluch und den Segen ertheilen wird, nachdem
er einen ieden findet. Denn wenn des Men-
ſchen Sohn kommen wird in ſeiner Herr-
lichkeit und alle heilige Engel mit ihm,
denn wird er ſitzen auf dem Stuhl ſeiner
Herrlichkeit ‒ ‒ Da wird denn der Koͤ-
nig ſagen zu denen zu ſeiner Rechten: Kom-
met her, ihr Geſegneten meines Vaters
ꝛc. Warlich, ich ſage euch, was ihr ge-
than habet einem unter dieſen meinen ge-
ringſten Bruͤdern, das habt ihr mir ge-
than,
(und alſo eure Liebe gegen mich auch
durch die Bruder-Liebe erwieſen.) Denn
wird er auch ſagen zu denen zur Lincken:
Gehet hin von mir ihr Verfluchten in das
ewige Feuer ꝛc. Warlich ich ſage euch,
was ihr nicht gethan habt einem unter die-
ſen Geringſten, das habt ihr mir auch
nicht gethan,
(und alſo habet ihr mit eurer
Liebloſigkeit gegen meine Glieder dieſelbe auch
gegen mich erwieſen; daher ihr unter dem Flu-
che bleibet.
6. Darum mag man alhier wohl ſagen:
Kuͤſſet (mit einer glaubigen Huldigung und
liebreichen Aufopferung) den Sohn, daß er
nicht zuͤrne, und ihr umkommet auf dem
Wege. Denn ſein Zorn wird bald an-
brennen, Aber wohl allen, die auf ihn
trauen.
Pſalm. 2, 12.
V. 23.

Die (dem Fluche entgegen geſetzte und
lauter Segen mit ſich fuͤhrende) Gnade des
HErrn JEſu CHriſti,
(welche er uns der-
geſtalt erworben hat, daß er ſie uns in der Ord-
nung der wahren Bekehrung und Erneuerung
ſchencket, und in uns vermehret, alſo daß ſie
ſich in uns mit herrlichen Gnaden-Gaben, Ge-
rechtigkeit, Freyheit, Friede, und Freude in
dem Heiligen Geiſt reichlich hervor thut und be-
[Spaltenumbruch] zeuget,) ſey (ferner, wie ſie von Anfange eu-
res Glaubens an ihn, mit euch geweſen iſt,)
mit euch, (dergeſtalt, daß ſie ſich in euch, auch
zur Verherrlichung ſeines Namens bey andern,
kraͤftig erweiſe.)

Anmerckungen.

Gnade! Gnade! Darauf koͤmmt bey
der Wiederbringung der Suͤnder alles an: als
welche zur Vergebung der Suͤnde und zur Aus-
heilung und Geneſung unſerer verderbten Na-
tur ſchlechterdinge noͤthig iſt. Ein ieder Leſer
pruͤfe ſich demnach, wie es disfals um ihn ſte-
he, und ob er unter andern auch die Leſung und
Erwegung dieſes Briefes, und einer ieden Ma-
terie darinn, ſonderlich der Haupt-Stuͤcke, zur
willigen Annehmung, wuͤrdigen Anlegung,
und billigen Vermehrung der Gnade GOttes
recht habe dienen laſſen, um der kuͤnftigen Un-
gnade, oder dem Fluche, nach v. 22. zu ent-
gehen.

2. Da Paulus dieſen Brief nicht allein
fuͤr die Corinthier, ſondern auch fuͤr uns ge-
ſchrieben hat, ſo hat ſich ein ieder Leſer dieſen
Segens-Wunſch inſonderheit zuzueignen, nicht
anders, als ſagte Paulus: Die Gnade des
HErrn JEſu CHriſti ſey mit dir
N. und
mit dir
N. zur Bekehrung, oder zur Staͤr-
ckung.

V. 24.

Meine Liebe ſey (und iſt) mit euch
allen,
(denn wie ſie gegen euch alle gerichtet
iſt, alſo iſt und bleibet ſie auch mit und bey euch
allen, ob ich ſchon abweſend bin; ſie wircket
auch mit euch im Glauben am Wercke des
HErrn,) in CHriſto JESU, (als dem
wahren Grunde meiner Liebe gegen euch und der
Gemeinſchaft, die wir unter einander haben.
Jch verſichere euch aber zuletzt von meiner Lie-
be noch ins beſondere, damit ihr ſo viel weni-
ger zweifeln moͤget, daß die in dieſem Briefe
gefuͤhrte Beſtrafung auch aus einer wahren Lie-
be zu CHriſto und zu euch herkommen; nach der
Art und Pflicht eines rechtſchaffnen Lehrers,
der alles, auch wenn er ſtrafet, in der Liebe thun
ſoll, nach v. 14.

Anmerckung.

Die Unterſchrift ruͤhret nicht her von Pau-
lo, ſondern iſt ſchon vor Alters von den Schreibern
dazu geſetzet worden. Wie denn auch dieſer
Brief nicht zu Philippen, ſondern zu E-
pheſus geſchrieben, als oben er-
wieſen iſt.

Hiſtori-
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[343/0371] Cap. 16, v. 22-24. an die Corinthier. Mangel der Liebe redet, welcher nicht allein mit einem Unglauben und mit einer rechten Feindſeligkeit verknuͤpfet iſt, ſondern auch der in beharrlicher Unbußfertigkeit bis an das Ende des Lebens anhaͤlt. 5. Die Worte maran atha, (nicht ma- haram motha,) ſind Syro-Chaldaͤiſch, und um ihres Nachdrucks willen, mit welchem ſie auch in den Synagogen der Juden uͤblich gewe- ſen zu ſeyn ſcheinen, alſo gebrauchet worden. Und da Maran heißt der HErr, oder unſer HErr; und atha, er koͤmmt; ſo wird damit auf die Zukunft des HErrn zum juͤngſten Gerichte geſehen, da er, als der gerechte Rich- ter des gantzen menſchlichen Geſchlechts den Fluch und den Segen ertheilen wird, nachdem er einen ieden findet. Denn wenn des Men- ſchen Sohn kommen wird in ſeiner Herr- lichkeit und alle heilige Engel mit ihm, denn wird er ſitzen auf dem Stuhl ſeiner Herrlichkeit ‒ ‒ Da wird denn der Koͤ- nig ſagen zu denen zu ſeiner Rechten: Kom- met her, ihr Geſegneten meines Vaters ꝛc. Warlich, ich ſage euch, was ihr ge- than habet einem unter dieſen meinen ge- ringſten Bruͤdern, das habt ihr mir ge- than, (und alſo eure Liebe gegen mich auch durch die Bruder-Liebe erwieſen.) Denn wird er auch ſagen zu denen zur Lincken: Gehet hin von mir ihr Verfluchten in das ewige Feuer ꝛc. Warlich ich ſage euch, was ihr nicht gethan habt einem unter die- ſen Geringſten, das habt ihr mir auch nicht gethan, (und alſo habet ihr mit eurer Liebloſigkeit gegen meine Glieder dieſelbe auch gegen mich erwieſen; daher ihr unter dem Flu- che bleibet. 6. Darum mag man alhier wohl ſagen: Kuͤſſet (mit einer glaubigen Huldigung und liebreichen Aufopferung) den Sohn, daß er nicht zuͤrne, und ihr umkommet auf dem Wege. Denn ſein Zorn wird bald an- brennen, Aber wohl allen, die auf ihn trauen. Pſalm. 2, 12. V. 23. Die (dem Fluche entgegen geſetzte und lauter Segen mit ſich fuͤhrende) Gnade des HErrn JEſu CHriſti, (welche er uns der- geſtalt erworben hat, daß er ſie uns in der Ord- nung der wahren Bekehrung und Erneuerung ſchencket, und in uns vermehret, alſo daß ſie ſich in uns mit herrlichen Gnaden-Gaben, Ge- rechtigkeit, Freyheit, Friede, und Freude in dem Heiligen Geiſt reichlich hervor thut und be- zeuget,) ſey (ferner, wie ſie von Anfange eu- res Glaubens an ihn, mit euch geweſen iſt,) mit euch, (dergeſtalt, daß ſie ſich in euch, auch zur Verherrlichung ſeines Namens bey andern, kraͤftig erweiſe.) Anmerckungen. Gnade! Gnade! Darauf koͤmmt bey der Wiederbringung der Suͤnder alles an: als welche zur Vergebung der Suͤnde und zur Aus- heilung und Geneſung unſerer verderbten Na- tur ſchlechterdinge noͤthig iſt. Ein ieder Leſer pruͤfe ſich demnach, wie es disfals um ihn ſte- he, und ob er unter andern auch die Leſung und Erwegung dieſes Briefes, und einer ieden Ma- terie darinn, ſonderlich der Haupt-Stuͤcke, zur willigen Annehmung, wuͤrdigen Anlegung, und billigen Vermehrung der Gnade GOttes recht habe dienen laſſen, um der kuͤnftigen Un- gnade, oder dem Fluche, nach v. 22. zu ent- gehen. 2. Da Paulus dieſen Brief nicht allein fuͤr die Corinthier, ſondern auch fuͤr uns ge- ſchrieben hat, ſo hat ſich ein ieder Leſer dieſen Segens-Wunſch inſonderheit zuzueignen, nicht anders, als ſagte Paulus: Die Gnade des HErrn JEſu CHriſti ſey mit dir N. und mit dir N. zur Bekehrung, oder zur Staͤr- ckung. V. 24. Meine Liebe ſey (und iſt) mit euch allen, (denn wie ſie gegen euch alle gerichtet iſt, alſo iſt und bleibet ſie auch mit und bey euch allen, ob ich ſchon abweſend bin; ſie wircket auch mit euch im Glauben am Wercke des HErrn,) in CHriſto JESU, (als dem wahren Grunde meiner Liebe gegen euch und der Gemeinſchaft, die wir unter einander haben. Jch verſichere euch aber zuletzt von meiner Lie- be noch ins beſondere, damit ihr ſo viel weni- ger zweifeln moͤget, daß die in dieſem Briefe gefuͤhrte Beſtrafung auch aus einer wahren Lie- be zu CHriſto und zu euch herkommen; nach der Art und Pflicht eines rechtſchaffnen Lehrers, der alles, auch wenn er ſtrafet, in der Liebe thun ſoll, nach v. 14. Anmerckung. Die Unterſchrift ruͤhret nicht her von Pau- lo, ſondern iſt ſchon vor Alters von den Schreibern dazu geſetzet worden. Wie denn auch dieſer Brief nicht zu Philippen, ſondern zu E- pheſus geſchrieben, als oben er- wieſen iſt. Hiſtori-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/371>, abgerufen am 24.11.2024.