Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 15, v. 19. 20. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
söhnungs-Tod gerichteten Glauben die uns da-durch erworbene Gerechtigkeit desto freudiger ergreifen und alles Heil zueignen möchten. Auch sagte Petrus Ep. 1. c. 1, v. 2. nachdem er der Be- sprengung des Bluts, und also damit auch des Todes CHristi, gedacht hatte, daß GOTT die, an welche er schrieb, durch die Auferste- hung CHristi von den Todten zu einer lebendi- gen Hoffnung wiedergebohren habe, oder daß die durch die Wiedergeburt in ihnen erzeugete Hoffnung durch die Auferstehung CHristi erst zu ihrem rechten Leben und zu ihrer rechten Kraft gekommen sey. 5. Bey der Redens-Art, elpikotes esmen en Khristo, ist zu mercken, was anderwärtig von den Worten der Glaube, glauben, und von der gantzen Redens-Art, an CHristum glau- ben, ist erinnert worden: nemlich es sehe der Glaube CHristum an, nicht allein als das Obje- ctum, oder den, auf welchen er gerichtet ist, son- dern auch als das Fundamentum, den Grund, worauf er sich bauet, und worauf er gantz unbe- weglich und sicher ruhet; und darauf gehe die unterschiedene Construction mit den Praepositio- nibus eis und en; daß man nemlich Glaube eis Khriston, das ist, sein glaubiges Verlangen, oder seinen geistlichen Hunger und Durst, auf ihn rich- te; und auch en Khristo, oder epi to Khristo, das ist, mit der gläubigen Zuversicht in CHristo, als in einem unbeweglichen Grunde, ruhe, und in ihm, als in seinem rechten Elemente, seine geistliche Nahrung suche und finde. Eben diese unter- schiedene Construction haben wir auch von der Hoffnung. Denn gleichwie es alhier heißt elpizein en Khristo, hoffen in Christo; welches man auch Matth. 12, 21. Rom. 15, 12. 1 Tim. 4, 10. findet: also stehet hingegen 2 Cor. 1, 10. 1 Tim. 5, 5. 1 Pet. 3, 5. elpizein hoffen eis und epi Theon, auf GOtt, oder CHristum. Denn da die Hoff- nung in einer so gar genauen Verwandschaft mit dem Glauben stehet, so findet sich bey ihr auch beydes: sie gehet auf GOTT, und ist gleichsam wie ein Fern-Glas, dadurch man aus der Zeit in die Ewigkeit siehet, nach Rom. 8, 24. 25. sie ruhet aber auch schon in GOTT; sintemal sie seiner schon in diesem Leben geniesset. 6. Weil der Apostel in diesem Contexte der Hoffnung und des Glaubens zusammen ge- dencket, und sie doch bey ihrer gar genauen Uber- einstimmung in einem mercklichen Unterscheide stehen, so haben wir denselben alhier zu erwegen. Er bestehet sonderlich in drey Stücken: a. Jn der Ordnung: nach welcher der Glaube eher ist, als die Hoffnung: sintemal die Hoff- nung gleichsam die Tochter des Glaubens ist, und mit der Liebe zugleich gebohren wird. Denn man nicht eher das ewige Leben hoffen kan, als bis man es den Verheissungen GOt- tes gewiß zutrauet, daß es uns solle und werde zu theil werden. So bald doch aber der Glau- be angezündet ist, so bald ist auch die Hoff- nung da, also daß sie mit dem Glauben, in dem Glauben, und von dem Glauben ent- stehet. b. Jn der Sache, womit es der Glaube und die [Spaltenumbruch] Hoffnung zu thun haben: der Glaube gehet auf die Verheissung und den verheissenden GOTT: die Hoffnung auf die verheissene Sache. Der Glaube hat es nicht allein mit zukünftigen, sondern auch mit gegenwärtigen Dingen zu thun; aber die Hoffnung eigent- lich nur mit zukünftigen. Der Glaube hat vor sich alle in dem Worte GOttes geoffen- bahrete Geheimnisse: aber die Hoffnung nur die Verheissungen. c. Jn der eigentlichen Beschaffenheit. Denn der Glaube eignet sich sonderlich das Versöhn- Opfer CHristi zur Gerechtigkeit zu: die Hoff- nung aber bestehet in der Erwartung alles Heils, welches die schon im Glauben zuge- eignete Gerechtigkeit CHristi nach sich zie- het. 7. Jm übrigen finden wir in diesen Wor- ten Pauli noch einen herrlichen Character von der Wahrheit und Vortrefflichkeit der Christlichen Religion, welcher darinnen bestehet, daß sie die aller glückseligsten Leute machet unter al- len. Denn sind die, welche dieselbe entweder gar nicht, oder doch nicht recht annehmen, und daher weder Glauben, noch Hoffnung zu GOTT haben, die allerelendesten unter allen Men- schen; so sind hingegen die, welche darinnen wohl gegründet sind, die allerseligsten: zu- mal da sie schon in diesem Leben zum Vorschma- cke der Seligkeit gelangen. V. 20. Nun aber (es ist demnach gewiß, daß da) Anmerckungen. 1. Die Redens-Art, der Erstling un- ter denen, die da schlafen, ist hergenommen aus dem Levitischen Gottes-Dienste des alten Testaments von der ersten Garbe, welche vor der Erndte dem HErrn von dem Priester im Tempel muste dargebracht werden. Davon es 3 B. Mos. 23, 10. 11. heißt: Wenn ihr ins Land kommet, das ich euch geben werde, und werdet es erndten, so sollt ihr eine Garbe der Erstlinge euer Erndte zu dem Priester bringen: da soll die Garbe gewe- bet werden vor dem HERRN, das von euch angenehm sey. Siehe davon ein meh- rers 5 B. Mos. 26, 2. u. f. 2. Gleichwie nun dadurch, daß GOtt die Erstlinge von der Erndte geopfert wurden, die völlige Einsammlung aller Feld-Früchte von GOTT gesegnet, oder zum gesegneten freyen Genuß dargegeben wurde: also ist die Auferste- hung CHristi, als des Haupts, in Betrachtung seines geistlichen Leibes anzusehen: nemlich es ist durch seine Auferstehung, dadurch die Gültigkeit seines Versöhnungs-Todes bestätiget worden, der Grund geleget zu der seligen Auferstehung aller S s 2
Cap. 15, v. 19. 20. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
ſoͤhnungs-Tod gerichteten Glauben die uns da-durch erworbene Gerechtigkeit deſto freudiger ergreifen und alles Heil zueignen moͤchten. Auch ſagte Petrus Ep. 1. c. 1, v. 2. nachdem er der Be- ſprengung des Bluts, und alſo damit auch des Todes CHriſti, gedacht hatte, daß GOTT die, an welche er ſchrieb, durch die Auferſte- hung CHriſti von den Todten zu einer lebendi- gen Hoffnung wiedergebohren habe, oder daß die durch die Wiedergeburt in ihnen erzeugete Hoffnung durch die Auferſtehung CHriſti erſt zu ihrem rechten Leben und zu ihrer rechten Kraft gekommen ſey. 5. Bey der Redens-Art, ἠλπικότες ἐσμὲν ἐν Χριϛῷ, iſt zu mercken, was anderwaͤrtig von den Worten der Glaube, glauben, und von der gantzen Redens-Art, an CHriſtum glau- ben, iſt erinnert worden: nemlich es ſehe der Glaube CHriſtum an, nicht allein als das Obje- ctum, oder den, auf welchen er gerichtet iſt, ſon- dern auch als das Fundamentum, den Grund, worauf er ſich bauet, und worauf er gantz unbe- weglich und ſicher ruhet; und darauf gehe die unterſchiedene Conſtruction mit den Præpoſitio- nibus εἰς und ἐν; daß man nemlich Glaube εἰς Χριϛὸν, das iſt, ſein glaubiges Verlangen, oder ſeinen geiſtlichen Hunger und Durſt, auf ihn rich- te; und auch ἐν Χριϛῷ, oder ἐπὶ τῷ Χριϛῷ, das iſt, mit der glaͤubigen Zuverſicht in CHriſto, als in einem unbeweglichen Grunde, ruhe, und in ihm, als in ſeinem rechten Elemente, ſeine geiſtliche Nahrung ſuche und finde. Eben dieſe unter- ſchiedene Conſtruction haben wir auch von der Hoffnung. Denn gleichwie es alhier heißt ἐλπίζειν ἐν Χριϛῷ, hoffen in Chriſto; welches man auch Matth. 12, 21. Rom. 15, 12. 1 Tim. 4, 10. findet: alſo ſtehet hingegen 2 Cor. 1, 10. 1 Tim. 5, 5. 1 Pet. 3, 5. ἐλπίζειν hoffen εἰς und ἐπὶ Θεὸν, auf GOtt, oder CHriſtum. Denn da die Hoff- nung in einer ſo gar genauen Verwandſchaft mit dem Glauben ſtehet, ſo findet ſich bey ihr auch beydes: ſie gehet auf GOTT, und iſt gleichſam wie ein Fern-Glas, dadurch man aus der Zeit in die Ewigkeit ſiehet, nach Rom. 8, 24. 25. ſie ruhet aber auch ſchon in GOTT; ſintemal ſie ſeiner ſchon in dieſem Leben genieſſet. 6. Weil der Apoſtel in dieſem Contexte der Hoffnung und des Glaubens zuſammen ge- dencket, und ſie doch bey ihrer gar genauen Uber- einſtimmung in einem mercklichen Unterſcheide ſtehen, ſo haben wir denſelben alhier zu erwegen. Er beſtehet ſonderlich in drey Stuͤcken: a. Jn der Ordnung: nach welcher der Glaube eher iſt, als die Hoffnung: ſintemal die Hoff- nung gleichſam die Tochter des Glaubens iſt, und mit der Liebe zugleich gebohren wird. Denn man nicht eher das ewige Leben hoffen kan, als bis man es den Verheiſſungen GOt- tes gewiß zutrauet, daß es uns ſolle und werde zu theil werden. So bald doch aber der Glau- be angezuͤndet iſt, ſo bald iſt auch die Hoff- nung da, alſo daß ſie mit dem Glauben, in dem Glauben, und von dem Glauben ent- ſtehet. b. Jn der Sache, womit es der Glaube und die [Spaltenumbruch] Hoffnung zu thun haben: der Glaube gehet auf die Verheiſſung und den verheiſſenden GOTT: die Hoffnung auf die verheiſſene Sache. Der Glaube hat es nicht allein mit zukuͤnftigen, ſondern auch mit gegenwaͤrtigen Dingen zu thun; aber die Hoffnung eigent- lich nur mit zukuͤnftigen. Der Glaube hat vor ſich alle in dem Worte GOttes geoffen- bahrete Geheimniſſe: aber die Hoffnung nur die Verheiſſungen. c. Jn der eigentlichen Beſchaffenheit. Denn der Glaube eignet ſich ſonderlich das Verſoͤhn- Opfer CHriſti zur Gerechtigkeit zu: die Hoff- nung aber beſtehet in der Erwartung alles Heils, welches die ſchon im Glauben zuge- eignete Gerechtigkeit CHriſti nach ſich zie- het. 7. Jm uͤbrigen finden wir in dieſen Wor- ten Pauli noch einen herrlichen Character von der Wahrheit und Vortrefflichkeit der Chriſtlichen Religion, welcher darinnen beſtehet, daß ſie die aller gluͤckſeligſten Leute machet unter al- len. Denn ſind die, welche dieſelbe entweder gar nicht, oder doch nicht recht annehmen, und daher weder Glauben, noch Hoffnung zu GOTT haben, die allerelendeſten unter allen Men- ſchen; ſo ſind hingegen die, welche darinnen wohl gegruͤndet ſind, die allerſeligſten: zu- mal da ſie ſchon in dieſem Leben zum Vorſchma- cke der Seligkeit gelangen. V. 20. Nun aber (es iſt demnach gewiß, daß da) Anmerckungen. 1. Die Redens-Art, der Erſtling un- ter denen, die da ſchlafen, iſt hergenommen aus dem Levitiſchen Gottes-Dienſte des alten Teſtaments von der erſten Garbe, welche vor der Erndte dem HErrn von dem Prieſter im Tempel muſte dargebracht werden. Davon es 3 B. Moſ. 23, 10. 11. heißt: Wenn ihr ins Land kommet, das ich euch geben werde, und werdet es erndten, ſo ſollt ihr eine Garbe der Erſtlinge euer Erndte zu dem Prieſter bringen: da ſoll die Garbe gewe- bet werden vor dem HERRN, das von euch angenehm ſey. Siehe davon ein meh- rers 5 B. Moſ. 26, 2. u. f. 2. Gleichwie nun dadurch, daß GOtt die Erſtlinge von der Erndte geopfert wurden, die voͤllige Einſammlung aller Feld-Fruͤchte von GOTT geſegnet, oder zum geſegneten freyen Genuß dargegeben wurde: alſo iſt die Auferſte- hung CHriſti, als des Haupts, in Betrachtung ſeines geiſtlichen Leibes anzuſehen: nemlich es iſt durch ſeine Auferſtehung, dadurch die Guͤltigkeit ſeines Verſoͤhnungs-Todes beſtaͤtiget worden, der Grund geleget zu der ſeligen Auferſtehung aller S s 2
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Cap. 15, v. 19. 20. an die Corinthier.
ſoͤhnungs-Tod gerichteten Glauben die uns da-
durch erworbene Gerechtigkeit deſto freudiger
ergreifen und alles Heil zueignen moͤchten. Auch
ſagte Petrus Ep. 1. c. 1, v. 2. nachdem er der Be-
ſprengung des Bluts, und alſo damit auch
des Todes CHriſti, gedacht hatte, daß GOTT
die, an welche er ſchrieb, durch die Auferſte-
hung CHriſti von den Todten zu einer lebendi-
gen Hoffnung wiedergebohren habe, oder daß
die durch die Wiedergeburt in ihnen erzeugete
Hoffnung durch die Auferſtehung CHriſti erſt
zu ihrem rechten Leben und zu ihrer rechten Kraft
gekommen ſey.
5. Bey der Redens-Art, ἠλπικότες ἐσμὲν
ἐν Χριϛῷ, iſt zu mercken, was anderwaͤrtig von
den Worten der Glaube, glauben, und von
der gantzen Redens-Art, an CHriſtum glau-
ben, iſt erinnert worden: nemlich es ſehe der
Glaube CHriſtum an, nicht allein als das Obje-
ctum, oder den, auf welchen er gerichtet iſt, ſon-
dern auch als das Fundamentum, den Grund,
worauf er ſich bauet, und worauf er gantz unbe-
weglich und ſicher ruhet; und darauf gehe die
unterſchiedene Conſtruction mit den Præpoſitio-
nibus εἰς und ἐν; daß man nemlich Glaube εἰς
Χριϛὸν, das iſt, ſein glaubiges Verlangen, oder
ſeinen geiſtlichen Hunger und Durſt, auf ihn rich-
te; und auch ἐν Χριϛῷ, oder ἐπὶ τῷ Χριϛῷ, das iſt,
mit der glaͤubigen Zuverſicht in CHriſto, als in
einem unbeweglichen Grunde, ruhe, und in ihm,
als in ſeinem rechten Elemente, ſeine geiſtliche
Nahrung ſuche und finde. Eben dieſe unter-
ſchiedene Conſtruction haben wir auch von der
Hoffnung. Denn gleichwie es alhier heißt
ἐλπίζειν ἐν Χριϛῷ, hoffen in Chriſto; welches man
auch Matth. 12, 21. Rom. 15, 12. 1 Tim. 4, 10.
findet: alſo ſtehet hingegen 2 Cor. 1, 10. 1 Tim.
5, 5. 1 Pet. 3, 5. ἐλπίζειν hoffen εἰς und ἐπὶ Θεὸν,
auf GOtt, oder CHriſtum. Denn da die Hoff-
nung in einer ſo gar genauen Verwandſchaft mit
dem Glauben ſtehet, ſo findet ſich bey ihr auch
beydes: ſie gehet auf GOTT, und iſt gleichſam
wie ein Fern-Glas, dadurch man aus der Zeit in
die Ewigkeit ſiehet, nach Rom. 8, 24. 25. ſie
ruhet aber auch ſchon in GOTT; ſintemal ſie
ſeiner ſchon in dieſem Leben genieſſet.
6. Weil der Apoſtel in dieſem Contexte der
Hoffnung und des Glaubens zuſammen ge-
dencket, und ſie doch bey ihrer gar genauen Uber-
einſtimmung in einem mercklichen Unterſcheide
ſtehen, ſo haben wir denſelben alhier zu erwegen.
Er beſtehet ſonderlich in drey Stuͤcken:
a. Jn der Ordnung: nach welcher der Glaube
eher iſt, als die Hoffnung: ſintemal die Hoff-
nung gleichſam die Tochter des Glaubens iſt,
und mit der Liebe zugleich gebohren wird.
Denn man nicht eher das ewige Leben hoffen
kan, als bis man es den Verheiſſungen GOt-
tes gewiß zutrauet, daß es uns ſolle und werde
zu theil werden. So bald doch aber der Glau-
be angezuͤndet iſt, ſo bald iſt auch die Hoff-
nung da, alſo daß ſie mit dem Glauben, in
dem Glauben, und von dem Glauben ent-
ſtehet.
b. Jn der Sache, womit es der Glaube und die
Hoffnung zu thun haben: der Glaube gehet
auf die Verheiſſung und den verheiſſenden
GOTT: die Hoffnung auf die verheiſſene
Sache. Der Glaube hat es nicht allein mit
zukuͤnftigen, ſondern auch mit gegenwaͤrtigen
Dingen zu thun; aber die Hoffnung eigent-
lich nur mit zukuͤnftigen. Der Glaube hat
vor ſich alle in dem Worte GOttes geoffen-
bahrete Geheimniſſe: aber die Hoffnung nur
die Verheiſſungen.
c. Jn der eigentlichen Beſchaffenheit. Denn
der Glaube eignet ſich ſonderlich das Verſoͤhn-
Opfer CHriſti zur Gerechtigkeit zu: die Hoff-
nung aber beſtehet in der Erwartung alles
Heils, welches die ſchon im Glauben zuge-
eignete Gerechtigkeit CHriſti nach ſich zie-
het.
7. Jm uͤbrigen finden wir in dieſen Wor-
ten Pauli noch einen herrlichen Character von der
Wahrheit und Vortrefflichkeit der Chriſtlichen
Religion, welcher darinnen beſtehet, daß ſie die
aller gluͤckſeligſten Leute machet unter al-
len. Denn ſind die, welche dieſelbe entweder
gar nicht, oder doch nicht recht annehmen, und
daher weder Glauben, noch Hoffnung zu GOTT
haben, die allerelendeſten unter allen Men-
ſchen; ſo ſind hingegen die, welche darinnen
wohl gegruͤndet ſind, die allerſeligſten: zu-
mal da ſie ſchon in dieſem Leben zum Vorſchma-
cke der Seligkeit gelangen.
V. 20.
Nun aber (es iſt demnach gewiß, daß da)
iſt CHriſtus auferſtanden von den Tod-
ten, und der Erſtling worden unter de-
nen, die da ſchlafen (alſo daß, was an ihm,
als dem Haupte, geſchehen iſt, ſeinem gantzen
myſtiſchen Leibe wiederfahren wird.)
Anmerckungen.
1. Die Redens-Art, der Erſtling un-
ter denen, die da ſchlafen, iſt hergenommen
aus dem Levitiſchen Gottes-Dienſte des alten
Teſtaments von der erſten Garbe, welche
vor der Erndte dem HErrn von dem Prieſter im
Tempel muſte dargebracht werden. Davon es
3 B. Moſ. 23, 10. 11. heißt: Wenn ihr ins
Land kommet, das ich euch geben werde,
und werdet es erndten, ſo ſollt ihr eine
Garbe der Erſtlinge euer Erndte zu dem
Prieſter bringen: da ſoll die Garbe gewe-
bet werden vor dem HERRN, das von
euch angenehm ſey. Siehe davon ein meh-
rers 5 B. Moſ. 26, 2. u. f.
2. Gleichwie nun dadurch, daß GOtt die
Erſtlinge von der Erndte geopfert wurden, die
voͤllige Einſammlung aller Feld-Fruͤchte von
GOTT geſegnet, oder zum geſegneten freyen
Genuß dargegeben wurde: alſo iſt die Auferſte-
hung CHriſti, als des Haupts, in Betrachtung
ſeines geiſtlichen Leibes anzuſehen: nemlich es iſt
durch ſeine Auferſtehung, dadurch die Guͤltigkeit
ſeines Verſoͤhnungs-Todes beſtaͤtiget worden,
der Grund geleget zu der ſeligen Auferſtehung
aller
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