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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 7, v. 32-34.
[Spaltenumbruch] könte, sondern nur eine Gelegenheit ist, daß
man bey wenigern Hinderungen seiner Seele
kan recht wahrnehmen.

V. 33.

Wer aber freyet, der sorget, was die
Welt
(häusliche Geschäfte in der Welt) an-
gehöret, wie er dem Weibe gefalle,
(zwar
in allen billigen, aber doch auch solchen Dingen,
welche manche Zerstreuung mit sich führen, und
das Anhangen an GOtt zwar an sich nicht auf-
heben, aber doch schwerer machen.)

Anmerckungen.
1. Daß die Redens-Art: Der sorget,
was die Welt angehet,
alhier nicht genom-
men werde von dem eitlen und sündlichen We-
sen, oder dem argen Lauf dieser Welt und der
Welt-Kinder, das ist auch daraus offenbar,
weil ja auch Christliche Eheleute nicht der Welt,
sondern GOTT leben und dienen. Es heisset
demnach Welt alhier so viel, als weltliche, o-
der äusserliche Geschäfte, welche auf Speise und
Tranck, auf Kleidung und Wohnung gerichtet
sind: als deren Besorgung eine ledige Person
größten theils überhaben ist.
2. Damit man desto besser verstehe, was
zu der Gefälligkeit eines Mannes gegen sein
Weib gehöre, so hat man zuvorderst zu mer-
cken, was derselben als ein gedoppeltes extre-
mum
auf beyden Seiten entgegen stehe: nem-
lich auf der einen dieses, wenn man sich nicht
allein hart und unfreundlich gegen sie bezeiget,
sondern auch alle Last des Haus-Wesens und
der Kinder-Zucht auf ihr fast allein liegen läßt,
dazu auch ihr nicht einmal nach seinem Vermö-
gen anschaffet, was zu beyden nöthig ist, wie
manche unchristliche, und dabey recht unver-
nünftige Ehe-Männer thun. Auf der andern
Seite,
wenn man mit unordentlicher und un-
mäßiger Liebe an seinem Weibe hanget, ihrem
unordentlichen Wesen, da sie manches in der
Haushaltung und Kleidung entweder nicht recht
in acht nimmt, oder zur Ubermasse anwendet,
in allem nachsiehet, sich auch wol gar von der-
selben beherrschen lässet, um sich ihr nur wohl-
gefällig zu bezeigen: wie auch manche Ehe-
Männer thun, und es sonderlich im Anfange
der Ehe versehen: daher denn der Fortgang ent-
weder gar nicht, oder doch sehr schwerlich wieder
zu verbessern ist.
3. Zwischen diesen beyden gar bekanten
Abwegen stehet die Mittel-Strasse und wird
erhalten, wenn der Mann eines theils das Re-
giment behält, dieses aber andern theils also
führet, wie nebst seinem, als des Haupts, Vor-
zuge, die Christliche Klugheit, Liebe und Ge-
duld nach allen ihren Pflichten es erfordern:
wie es denn bey einer vergnügten Ehe sonderlich
auf den Mann ankömmt, daß er seine Ehegat-
tin recht zu regieren wisse. Denn ob gleich in
manchen unglücklichen Ehen das Weib allein
die Schuld träget: so wird sich doch in noch meh-
rern befinden, daß die Schuld dem grössesten
Theile nach darum an dem Manne liege, weil
er nemlich sein Weib nicht recht zu regieren weiß:
[Spaltenumbruch] zumal wenn er selbst ein Knecht von seinen ihn
beherrschenden fleischlichen Affecten ist. Wie
denn auch die Schuld der nicht wohl getroffenen
Wahl auf des Mannes Seiten stehet.
V. 34.

Es ist ein Unterscheid zwischen einem
Weibe und einer Jungfrauen. Welche
nicht freyet, die sorget, was den HErrn
angehöret, daß sie heilig sey, beide am Lei-
be und auch am Geiste,
(fürnemlich am Gei-
ste; als davon auch die Heiligung des Leibes
dependiret:) die aber freyet, die sorget,
was die Welt
(weltliche Geschäfte in häus-
lichen Dingen,) angehöret, wie sie dem Man-
ne gefalle.

Anmerckungen.
1. Die Heiligung des Leibes bestehet in
dem rechten Gebrauch der Gabe der Enthal-
tung. Und ob nun gleich eine solche Heiligung
des Leibes in dem Ehestande nicht statt findet;
so folget doch keines weges daraus, daß der E-
hestand an sich selbst unheilig sey; sintemal er
ja sonst sündlich seyn müste: welchem Jrrthum
der Apostel im gantzen Capitel widerspricht:
sintemal den Reinen alles, was an sich selbst
nicht unrein und verwerflich ist, rein ist, und
von ihnen im Glauben an CHristum und durchs
Gebet geheiliget wird, GOtt auch im übrigen
mit ihren Mängeln Geduld träget.
2. Gleichwie die Heiligung des Leibes
auch in der Ehe Platz hat; so ist so viel weniger
die Heiligung des Gemüths davon getrennet.
Ja in dieser bringen es Christliche Eheleute oft
weiter, als ledige Personen: nemlich aus der
Ursache, daß sie wegen der ihnen vorkommen-
den vielen Beschwerlichkeiten viel mehrere Ge-
legenheit haben, ihren Glauben, ihre Liebe, Ge-
duld, Gelassenheit und andere Christliche Tu-
genden zu üben, als ausser der Ehe. Erwei-
sen sie sich nun darinn treu, so beweisen sie da-
mit eine grössere Stärcke des Geistes, als Un-
verehlichte, welche zu solchen Proben nicht ein-
mal die Gelegenheit haben, und, wenn sie eben
dieselben darlegen solten, wol schlechter damit
bestehen möchten. Und solcher gestalt können
und pflegen sie es in der Heiligung weiter zu
bringen, als Unverehlichte. Welche Beschaf-
fenheit es auch hat mit Leuten von einsamen und
sehr mühsamen Leben. Denn wenn dieser, der
Mühsame, zum Exempel ein Kaufmann, ein
Verwalter zeitlicher Güter, ein Richter, ein
Advocat u. s. w. in allen seinen Verrichtungen,
aller Versuchungen ungeachtet, durch GOttes
Gnade, in genauer Wahrnehmung seiner selbst
ein gutes Gewissen bewahret, so ist dieses weit
ein mehrers, als was ein anderer in seinem ein-
samen Leben beweiset.
3. Was es für eine Beschaffenheit haben
müsse mit der Besorgung weltlicher oder zum
natürlichen Leben gehöriger Dinge, und mit
der dem Manne zu erweisenden Gefälligkeit, ist
aus den Anmerckungen über den 33. Vers zu er-
sehen. GOTT und zugleich auch dem Weibe
und dem Manne gefallen, kan gar wohl zusam-
men

Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 7, v. 32-34.
[Spaltenumbruch] koͤnte, ſondern nur eine Gelegenheit iſt, daß
man bey wenigern Hinderungen ſeiner Seele
kan recht wahrnehmen.

V. 33.

Wer aber freyet, der ſorget, was die
Welt
(haͤusliche Geſchaͤfte in der Welt) an-
gehoͤret, wie er dem Weibe gefalle,
(zwar
in allen billigen, aber doch auch ſolchen Dingen,
welche manche Zerſtreuung mit ſich fuͤhren, und
das Anhangen an GOtt zwar an ſich nicht auf-
heben, aber doch ſchwerer machen.)

Anmerckungen.
1. Daß die Redens-Art: Der ſorget,
was die Welt angehet,
alhier nicht genom-
men werde von dem eitlen und ſuͤndlichen We-
ſen, oder dem argen Lauf dieſer Welt und der
Welt-Kinder, das iſt auch daraus offenbar,
weil ja auch Chriſtliche Eheleute nicht der Welt,
ſondern GOTT leben und dienen. Es heiſſet
demnach Welt alhier ſo viel, als weltliche, o-
der aͤuſſerliche Geſchaͤfte, welche auf Speiſe und
Tranck, auf Kleidung und Wohnung gerichtet
ſind: als deren Beſorgung eine ledige Perſon
groͤßten theils uͤberhaben iſt.
2. Damit man deſto beſſer verſtehe, was
zu der Gefaͤlligkeit eines Mannes gegen ſein
Weib gehoͤre, ſo hat man zuvorderſt zu mer-
cken, was derſelben als ein gedoppeltes extre-
mum
auf beyden Seiten entgegen ſtehe: nem-
lich auf der einen dieſes, wenn man ſich nicht
allein hart und unfreundlich gegen ſie bezeiget,
ſondern auch alle Laſt des Haus-Weſens und
der Kinder-Zucht auf ihr faſt allein liegen laͤßt,
dazu auch ihr nicht einmal nach ſeinem Vermoͤ-
gen anſchaffet, was zu beyden noͤthig iſt, wie
manche unchriſtliche, und dabey recht unver-
nuͤnftige Ehe-Maͤnner thun. Auf der andern
Seite,
wenn man mit unordentlicher und un-
maͤßiger Liebe an ſeinem Weibe hanget, ihrem
unordentlichen Weſen, da ſie manches in der
Haushaltung und Kleidung entweder nicht recht
in acht nimmt, oder zur Ubermaſſe anwendet,
in allem nachſiehet, ſich auch wol gar von der-
ſelben beherrſchen laͤſſet, um ſich ihr nur wohl-
gefaͤllig zu bezeigen: wie auch manche Ehe-
Maͤnner thun, und es ſonderlich im Anfange
der Ehe verſehen: daher denn der Fortgang ent-
weder gar nicht, oder doch ſehr ſchwerlich wieder
zu verbeſſern iſt.
3. Zwiſchen dieſen beyden gar bekanten
Abwegen ſtehet die Mittel-Straſſe und wird
erhalten, wenn der Mann eines theils das Re-
giment behaͤlt, dieſes aber andern theils alſo
fuͤhret, wie nebſt ſeinem, als des Haupts, Vor-
zuge, die Chriſtliche Klugheit, Liebe und Ge-
duld nach allen ihren Pflichten es erfordern:
wie es denn bey einer vergnuͤgten Ehe ſonderlich
auf den Mann ankoͤmmt, daß er ſeine Ehegat-
tin recht zu regieren wiſſe. Denn ob gleich in
manchen ungluͤcklichen Ehen das Weib allein
die Schuld traͤget: ſo wird ſich doch in noch meh-
rern befinden, daß die Schuld dem groͤſſeſten
Theile nach darum an dem Manne liege, weil
er nemlich ſein Weib nicht recht zu regieren weiß:
[Spaltenumbruch] zumal wenn er ſelbſt ein Knecht von ſeinen ihn
beherrſchenden fleiſchlichen Affecten iſt. Wie
denn auch die Schuld der nicht wohl getroffenen
Wahl auf des Mannes Seiten ſtehet.
V. 34.

Es iſt ein Unterſcheid zwiſchen einem
Weibe und einer Jungfrauen. Welche
nicht freyet, die ſorget, was den HErrn
angehoͤret, daß ſie heilig ſey, beide am Lei-
be und auch am Geiſte,
(fuͤrnemlich am Gei-
ſte; als davon auch die Heiligung des Leibes
dependiret:) die aber freyet, die ſorget,
was die Welt
(weltliche Geſchaͤfte in haͤus-
lichen Dingen,) angehoͤret, wie ſie dem Man-
ne gefalle.

Anmerckungen.
1. Die Heiligung des Leibes beſtehet in
dem rechten Gebrauch der Gabe der Enthal-
tung. Und ob nun gleich eine ſolche Heiligung
des Leibes in dem Eheſtande nicht ſtatt findet;
ſo folget doch keines weges daraus, daß der E-
heſtand an ſich ſelbſt unheilig ſey; ſintemal er
ja ſonſt ſuͤndlich ſeyn muͤſte: welchem Jrrthum
der Apoſtel im gantzen Capitel widerſpricht:
ſintemal den Reinen alles, was an ſich ſelbſt
nicht unrein und verwerflich iſt, rein iſt, und
von ihnen im Glauben an CHriſtum und durchs
Gebet geheiliget wird, GOtt auch im uͤbrigen
mit ihren Maͤngeln Geduld traͤget.
2. Gleichwie die Heiligung des Leibes
auch in der Ehe Platz hat; ſo iſt ſo viel weniger
die Heiligung des Gemuͤths davon getrennet.
Ja in dieſer bringen es Chriſtliche Eheleute oft
weiter, als ledige Perſonen: nemlich aus der
Urſache, daß ſie wegen der ihnen vorkommen-
den vielen Beſchwerlichkeiten viel mehrere Ge-
legenheit haben, ihren Glauben, ihre Liebe, Ge-
duld, Gelaſſenheit und andere Chriſtliche Tu-
genden zu uͤben, als auſſer der Ehe. Erwei-
ſen ſie ſich nun darinn treu, ſo beweiſen ſie da-
mit eine groͤſſere Staͤrcke des Geiſtes, als Un-
verehlichte, welche zu ſolchen Proben nicht ein-
mal die Gelegenheit haben, und, wenn ſie eben
dieſelben darlegen ſolten, wol ſchlechter damit
beſtehen moͤchten. Und ſolcher geſtalt koͤnnen
und pflegen ſie es in der Heiligung weiter zu
bringen, als Unverehlichte. Welche Beſchaf-
fenheit es auch hat mit Leuten von einſamen und
ſehr muͤhſamen Leben. Denn wenn dieſer, der
Muͤhſame, zum Exempel ein Kaufmann, ein
Verwalter zeitlicher Guͤter, ein Richter, ein
Advocat u. ſ. w. in allen ſeinen Verrichtungen,
aller Verſuchungen ungeachtet, durch GOttes
Gnade, in genauer Wahrnehmung ſeiner ſelbſt
ein gutes Gewiſſen bewahret, ſo iſt dieſes weit
ein mehrers, als was ein anderer in ſeinem ein-
ſamen Leben beweiſet.
3. Was es fuͤr eine Beſchaffenheit haben
muͤſſe mit der Beſorgung weltlicher oder zum
natuͤrlichen Leben gehoͤriger Dinge, und mit
der dem Manne zu erweiſenden Gefaͤlligkeit, iſt
aus den Anmerckungen uͤber den 33. Vers zu er-
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[244/0272] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 7, v. 32-34. koͤnte, ſondern nur eine Gelegenheit iſt, daß man bey wenigern Hinderungen ſeiner Seele kan recht wahrnehmen. V. 33. Wer aber freyet, der ſorget, was die Welt (haͤusliche Geſchaͤfte in der Welt) an- gehoͤret, wie er dem Weibe gefalle, (zwar in allen billigen, aber doch auch ſolchen Dingen, welche manche Zerſtreuung mit ſich fuͤhren, und das Anhangen an GOtt zwar an ſich nicht auf- heben, aber doch ſchwerer machen.) Anmerckungen. 1. Daß die Redens-Art: Der ſorget, was die Welt angehet, alhier nicht genom- men werde von dem eitlen und ſuͤndlichen We- ſen, oder dem argen Lauf dieſer Welt und der Welt-Kinder, das iſt auch daraus offenbar, weil ja auch Chriſtliche Eheleute nicht der Welt, ſondern GOTT leben und dienen. Es heiſſet demnach Welt alhier ſo viel, als weltliche, o- der aͤuſſerliche Geſchaͤfte, welche auf Speiſe und Tranck, auf Kleidung und Wohnung gerichtet ſind: als deren Beſorgung eine ledige Perſon groͤßten theils uͤberhaben iſt. 2. Damit man deſto beſſer verſtehe, was zu der Gefaͤlligkeit eines Mannes gegen ſein Weib gehoͤre, ſo hat man zuvorderſt zu mer- cken, was derſelben als ein gedoppeltes extre- mum auf beyden Seiten entgegen ſtehe: nem- lich auf der einen dieſes, wenn man ſich nicht allein hart und unfreundlich gegen ſie bezeiget, ſondern auch alle Laſt des Haus-Weſens und der Kinder-Zucht auf ihr faſt allein liegen laͤßt, dazu auch ihr nicht einmal nach ſeinem Vermoͤ- gen anſchaffet, was zu beyden noͤthig iſt, wie manche unchriſtliche, und dabey recht unver- nuͤnftige Ehe-Maͤnner thun. Auf der andern Seite, wenn man mit unordentlicher und un- maͤßiger Liebe an ſeinem Weibe hanget, ihrem unordentlichen Weſen, da ſie manches in der Haushaltung und Kleidung entweder nicht recht in acht nimmt, oder zur Ubermaſſe anwendet, in allem nachſiehet, ſich auch wol gar von der- ſelben beherrſchen laͤſſet, um ſich ihr nur wohl- gefaͤllig zu bezeigen: wie auch manche Ehe- Maͤnner thun, und es ſonderlich im Anfange der Ehe verſehen: daher denn der Fortgang ent- weder gar nicht, oder doch ſehr ſchwerlich wieder zu verbeſſern iſt. 3. Zwiſchen dieſen beyden gar bekanten Abwegen ſtehet die Mittel-Straſſe und wird erhalten, wenn der Mann eines theils das Re- giment behaͤlt, dieſes aber andern theils alſo fuͤhret, wie nebſt ſeinem, als des Haupts, Vor- zuge, die Chriſtliche Klugheit, Liebe und Ge- duld nach allen ihren Pflichten es erfordern: wie es denn bey einer vergnuͤgten Ehe ſonderlich auf den Mann ankoͤmmt, daß er ſeine Ehegat- tin recht zu regieren wiſſe. Denn ob gleich in manchen ungluͤcklichen Ehen das Weib allein die Schuld traͤget: ſo wird ſich doch in noch meh- rern befinden, daß die Schuld dem groͤſſeſten Theile nach darum an dem Manne liege, weil er nemlich ſein Weib nicht recht zu regieren weiß: zumal wenn er ſelbſt ein Knecht von ſeinen ihn beherrſchenden fleiſchlichen Affecten iſt. Wie denn auch die Schuld der nicht wohl getroffenen Wahl auf des Mannes Seiten ſtehet. V. 34. Es iſt ein Unterſcheid zwiſchen einem Weibe und einer Jungfrauen. Welche nicht freyet, die ſorget, was den HErrn angehoͤret, daß ſie heilig ſey, beide am Lei- be und auch am Geiſte, (fuͤrnemlich am Gei- ſte; als davon auch die Heiligung des Leibes dependiret:) die aber freyet, die ſorget, was die Welt (weltliche Geſchaͤfte in haͤus- lichen Dingen,) angehoͤret, wie ſie dem Man- ne gefalle. Anmerckungen. 1. Die Heiligung des Leibes beſtehet in dem rechten Gebrauch der Gabe der Enthal- tung. Und ob nun gleich eine ſolche Heiligung des Leibes in dem Eheſtande nicht ſtatt findet; ſo folget doch keines weges daraus, daß der E- heſtand an ſich ſelbſt unheilig ſey; ſintemal er ja ſonſt ſuͤndlich ſeyn muͤſte: welchem Jrrthum der Apoſtel im gantzen Capitel widerſpricht: ſintemal den Reinen alles, was an ſich ſelbſt nicht unrein und verwerflich iſt, rein iſt, und von ihnen im Glauben an CHriſtum und durchs Gebet geheiliget wird, GOtt auch im uͤbrigen mit ihren Maͤngeln Geduld traͤget. 2. Gleichwie die Heiligung des Leibes auch in der Ehe Platz hat; ſo iſt ſo viel weniger die Heiligung des Gemuͤths davon getrennet. Ja in dieſer bringen es Chriſtliche Eheleute oft weiter, als ledige Perſonen: nemlich aus der Urſache, daß ſie wegen der ihnen vorkommen- den vielen Beſchwerlichkeiten viel mehrere Ge- legenheit haben, ihren Glauben, ihre Liebe, Ge- duld, Gelaſſenheit und andere Chriſtliche Tu- genden zu uͤben, als auſſer der Ehe. Erwei- ſen ſie ſich nun darinn treu, ſo beweiſen ſie da- mit eine groͤſſere Staͤrcke des Geiſtes, als Un- verehlichte, welche zu ſolchen Proben nicht ein- mal die Gelegenheit haben, und, wenn ſie eben dieſelben darlegen ſolten, wol ſchlechter damit beſtehen moͤchten. Und ſolcher geſtalt koͤnnen und pflegen ſie es in der Heiligung weiter zu bringen, als Unverehlichte. Welche Beſchaf- fenheit es auch hat mit Leuten von einſamen und ſehr muͤhſamen Leben. Denn wenn dieſer, der Muͤhſame, zum Exempel ein Kaufmann, ein Verwalter zeitlicher Guͤter, ein Richter, ein Advocat u. ſ. w. in allen ſeinen Verrichtungen, aller Verſuchungen ungeachtet, durch GOttes Gnade, in genauer Wahrnehmung ſeiner ſelbſt ein gutes Gewiſſen bewahret, ſo iſt dieſes weit ein mehrers, als was ein anderer in ſeinem ein- ſamen Leben beweiſet. 3. Was es fuͤr eine Beſchaffenheit haben muͤſſe mit der Beſorgung weltlicher oder zum natuͤrlichen Leben gehoͤriger Dinge, und mit der dem Manne zu erweiſenden Gefaͤlligkeit, iſt aus den Anmerckungen uͤber den 33. Vers zu er- ſehen. GOTT und zugleich auch dem Weibe und dem Manne gefallen, kan gar wohl zuſam- men

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/272>, abgerufen am 26.11.2024.