Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 7, v. 31. 32. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
der mit Wercken, das thut alles in demNamen des HErrn JEsu, und dancket GOTT und dem Vater durch ihn. Da es nun aber einem noch unbekehrten Menschen an diesem Haupt-Stücke des rechten Zwecks bey dem Genusse der Creaturen fehlet, und er an statt dessen nur sich selbst, oder seine eigene herrschende Lust, seine eigne Ehre und seinen ei- gnen Nutzen zum Ziel vor sich hat: so ist es drittens auch hieraus offenbar, daß der Ge- brauch der Creatur bey ihm nichts als ein schnö- der Mißbrauch und eine beständige Sünde sey. Welche Betrachtung uns den grossen Un- terscheid zwischen Gottseligen und Gottlosen so viel mehr anweiset, so viel gemeiner das Vor- urtheil ist, daß man meinet, es könne ein Gott- loser bey der Versäumung der geistlichen Güter dennoch einen guten Haushalter über die zeitli- chen abgeben. Denn ob gleich bey ihm in so fern eine gute Haushaltung statt findet, als man sie im Gegensatze gegen eine unverständi- ge, untreue und verschwenderische Oeconomie betrachtet; so hat sie doch die rechte Güte nicht, die sie nach den angezeigten Haupt-Eigenschaf- ten haben soll. Jmgleichen erkennet man dar- aus, wie sehr das Reich der Gnaden dem Rei- che der Natur zu seiner Rectification zu statten komme. 6. Jm übrigen ist zur Erläuterung dessen, was bisher vorgetragen, noch wohl zu mercken, was für ein Unterscheid sey zwischen den Latei- nischen Wörtern uti und frui. Uti, gebrau- chen, heißt eigentlich eine Sache zu einem ge- wissen Zweck anwenden: Frui, aber einer Sa- che geniessen, oder nach dem Lateinischen Ur- sprunge des Worts, recht froh werden, also daß man darinn, als in dem erhaltenen Zwecke ruhet. Nun sind zeitliche Dinge also beschaf- fen, daß man soll illis uti, sich ihrer zu dem zu- vor angezeigten höhern Zweck gebrauchen: GOTT aber und göttliche Dinge sind von der Vortreflichkeit, daß man soll und kan illis frui, ihrer geniessen und recht froh werden, und also darinnen mit seiner Seelen ruhen, und volle Vergnügung finden. Der Mensch aber ist von Natur so verderbt, daß er diese Ordnung um- kehret: das ist mundo & rebus caducis vult frui, der Welt und der dazu gehörigen vergänglichen Dinge will er also geniessen, daß er ihrer recht froh werde, und darinnen, als in seinem Zwe- cke und höchsten Gute ruhe: Hingegen aber Deo & rebus divinis vult uti, GOTTes und göttlicher Dinge will er hiezu gar nicht haben; als darinn er keinen Geschmack und keine Ru- he findet, weil er sie nicht recht suchet: hingegen aber, was er von GOTT und göttlichen Din- gen zuläßt, das ist nur ein solches uti, oder ein solcher usus, den er zum Zweck seines leiblichen Unterhalts anwendet. Welches man sonder- lich an fleischlich gesinneten Lehrern siehet, wel- che, wie Paulus 1 Tim. 6, 5. schreibet, da meinen, Gottseligkeit sey ein Gewerbe: und die sich der Religion und ihres Amtes nur zum Vortheil ihres Bauchs bedienen. Rom. 16, 15. Phil. 3, 19. Und wie mancher Haus-Vater und Ackers-Mann würde nicht auch den äusser- [Spaltenumbruch] lichen Gottes-Dienst versäumen, wenn er nicht gedächte, es möchte ihm solches einen Unsegen in seiner Nahrung bringen, daß demnach da- bey der Zweck nicht auf seine Seele, sondern nur auf den Leib gerichtet ist. Und dis ists, was Augustinus saget de Civitate Dei L. XV. c. 7. Boni ad hoc utuntur mundo, ut fruantur Deo. Mali contra, ut fruantur mundo, uti volunt Deo. 7. Wie aber das Schema dieser Welt vergehet, davon siehe 1 Joh. 2, 16. 17. Jac. 1, 11. 4, 14. Daß nicht vom Wesen der Welt und desselben gäntzlichen Vernichtung die Rede sey, zeiget das Wort Schema, die Gestalt, an; wie auch das verbum paragei; als welches nur von einer Veränderung kan verstanden werden. Von dieser aber haben wir oben gehandelt Rom. 8, 19. u. f. und werden davon 2 Pet. 3, 10-13. Heb. 1, 11. 12. ein mehrers finden. V. 32. Jch wolte aber, daß ihr ohne (solche) Anmerckungen. 1. Ach! wie viel Ledige sorgen nicht, was 2. Wer im ledigen Stande GOtt recht könte, H h 2
Cap. 7, v. 31. 32. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
der mit Wercken, das thut alles in demNamen des HErrn JEſu, und dancket GOTT und dem Vater durch ihn. Da es nun aber einem noch unbekehrten Menſchen an dieſem Haupt-Stuͤcke des rechten Zwecks bey dem Genuſſe der Creaturen fehlet, und er an ſtatt deſſen nur ſich ſelbſt, oder ſeine eigene herrſchende Luſt, ſeine eigne Ehre und ſeinen ei- gnen Nutzen zum Ziel vor ſich hat: ſo iſt es drittens auch hieraus offenbar, daß der Ge- brauch der Creatur bey ihm nichts als ein ſchnoͤ- der Mißbrauch und eine beſtaͤndige Suͤnde ſey. Welche Betrachtung uns den groſſen Un- terſcheid zwiſchen Gottſeligen und Gottloſen ſo viel mehr anweiſet, ſo viel gemeiner das Vor- urtheil iſt, daß man meinet, es koͤnne ein Gott- loſer bey der Verſaͤumung der geiſtlichen Guͤter dennoch einen guten Haushalter uͤber die zeitli- chen abgeben. Denn ob gleich bey ihm in ſo fern eine gute Haushaltung ſtatt findet, als man ſie im Gegenſatze gegen eine unverſtaͤndi- ge, untreue und verſchwenderiſche Oeconomie betrachtet; ſo hat ſie doch die rechte Guͤte nicht, die ſie nach den angezeigten Haupt-Eigenſchaf- ten haben ſoll. Jmgleichen erkennet man dar- aus, wie ſehr das Reich der Gnaden dem Rei- che der Natur zu ſeiner Rectification zu ſtatten komme. 6. Jm uͤbrigen iſt zur Erlaͤuterung deſſen, was bisher vorgetragen, noch wohl zu mercken, was fuͤr ein Unterſcheid ſey zwiſchen den Latei- niſchen Woͤrtern uti und frui. Uti, gebrau- chen, heißt eigentlich eine Sache zu einem ge- wiſſen Zweck anwenden: Frui, aber einer Sa- che genieſſen, oder nach dem Lateiniſchen Ur- ſprunge des Worts, recht froh werden, alſo daß man darinn, als in dem erhaltenen Zwecke ruhet. Nun ſind zeitliche Dinge alſo beſchaf- fen, daß man ſoll illis uti, ſich ihrer zu dem zu- vor angezeigten hoͤhern Zweck gebrauchen: GOTT aber und goͤttliche Dinge ſind von der Vortreflichkeit, daß man ſoll und kan illis frui, ihrer genieſſen und recht froh werden, und alſo darinnen mit ſeiner Seelen ruhen, und volle Vergnuͤgung finden. Der Menſch aber iſt von Natur ſo verderbt, daß er dieſe Ordnung um- kehret: das iſt mundo & rebus caducis vult frui, der Welt und der dazu gehoͤrigen vergaͤnglichen Dinge will er alſo genieſſen, daß er ihrer recht froh werde, und darinnen, als in ſeinem Zwe- cke und hoͤchſten Gute ruhe: Hingegen aber Deo & rebus divinis vult uti, GOTTes und goͤttlicher Dinge will er hiezu gar nicht haben; als darinn er keinen Geſchmack und keine Ru- he findet, weil er ſie nicht recht ſuchet: hingegen aber, was er von GOTT und goͤttlichen Din- gen zulaͤßt, das iſt nur ein ſolches uti, oder ein ſolcher uſus, den er zum Zweck ſeines leiblichen Unterhalts anwendet. Welches man ſonder- lich an fleiſchlich geſinneten Lehrern ſiehet, wel- che, wie Paulus 1 Tim. 6, 5. ſchreibet, da meinen, Gottſeligkeit ſey ein Gewerbe: und die ſich der Religion und ihres Amtes nur zum Vortheil ihres Bauchs bedienen. Rom. 16, 15. Phil. 3, 19. Und wie mancher Haus-Vater und Ackers-Mann wuͤrde nicht auch den aͤuſſer- [Spaltenumbruch] lichen Gottes-Dienſt verſaͤumen, wenn er nicht gedaͤchte, es moͤchte ihm ſolches einen Unſegen in ſeiner Nahrung bringen, daß demnach da- bey der Zweck nicht auf ſeine Seele, ſondern nur auf den Leib gerichtet iſt. Und dis iſts, was Auguſtinus ſaget de Civitate Dei L. XV. c. 7. Boni ad hoc utuntur mundo, ut fruantur Deo. Mali contra, ut fruantur mundo, uti volunt Deo. 7. Wie aber das Schema dieſer Welt vergehet, davon ſiehe 1 Joh. 2, 16. 17. Jac. 1, 11. 4, 14. Daß nicht vom Weſen der Welt und deſſelben gaͤntzlichen Vernichtung die Rede ſey, zeiget das Wort Schema, die Geſtalt, an; wie auch das verbum παράγει; als welches nur von einer Veraͤnderung kan verſtanden werden. Von dieſer aber haben wir oben gehandelt Rom. 8, 19. u. f. und werden davon 2 Pet. 3, 10-13. Heb. 1, 11. 12. ein mehrers finden. V. 32. Jch wolte aber, daß ihr ohne (ſolche) Anmerckungen. 1. Ach! wie viel Ledige ſorgen nicht, was 2. Wer im ledigen Stande GOtt recht koͤnte, H h 2
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Denn wie viel ſind nicht, die eben deß-<lb/> wegen, damit ſie der Welt deſto beſſer dienen<lb/> koͤnnen, ledig bleiben, weil ſie erachten, daß<lb/> ſie bey einer zu erhaltenden Familie nicht viel<lb/> wuͤrden auf ihr Wohlleben nach der Welt wen-<lb/> den koͤnnen. Andere leben zwar in einem ledi-<lb/> gen Stande, aber dabey, wo nicht in offenba-<lb/> ren Suͤnden, doch in heimlichen und auch in<lb/> gar groben; oder liegen im geiſtlichen Tode, ent-<lb/> fremdet von dem Leben, das aus GOTT iſt.<lb/> Welches ſonderlich ſo viele tauſende im Pabſt-<lb/> thum trifft.</p><lb/> <p>2. Wer im ledigen Stande GOtt recht<lb/> gefallen will, der gehe ja von aller Gefaͤlligkeit<lb/> an ſich ſelbſt, und ſonderlich von der falſchen<lb/> Meinung aus, da er gedencket, er gefalle GOtt<lb/> wohl um ſeines ledigen Standes willen: ſin-<lb/> temal dieſer keine Urſache iſt, welche uns das<lb/> Wohlgefallen GOttes an uns zuwege bringen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">H h 2</fw><fw place="bottom" type="catch">koͤnte,</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [243/0271]
Cap. 7, v. 31. 32. an die Corinthier.
der mit Wercken, das thut alles in dem
Namen des HErrn JEſu, und dancket
GOTT und dem Vater durch ihn. Da
es nun aber einem noch unbekehrten Menſchen
an dieſem Haupt-Stuͤcke des rechten Zwecks
bey dem Genuſſe der Creaturen fehlet, und er
an ſtatt deſſen nur ſich ſelbſt, oder ſeine eigene
herrſchende Luſt, ſeine eigne Ehre und ſeinen ei-
gnen Nutzen zum Ziel vor ſich hat: ſo iſt es
drittens auch hieraus offenbar, daß der Ge-
brauch der Creatur bey ihm nichts als ein ſchnoͤ-
der Mißbrauch und eine beſtaͤndige Suͤnde
ſey. Welche Betrachtung uns den groſſen Un-
terſcheid zwiſchen Gottſeligen und Gottloſen ſo
viel mehr anweiſet, ſo viel gemeiner das Vor-
urtheil iſt, daß man meinet, es koͤnne ein Gott-
loſer bey der Verſaͤumung der geiſtlichen Guͤter
dennoch einen guten Haushalter uͤber die zeitli-
chen abgeben. Denn ob gleich bey ihm in ſo
fern eine gute Haushaltung ſtatt findet, als
man ſie im Gegenſatze gegen eine unverſtaͤndi-
ge, untreue und verſchwenderiſche Oeconomie
betrachtet; ſo hat ſie doch die rechte Guͤte nicht,
die ſie nach den angezeigten Haupt-Eigenſchaf-
ten haben ſoll. Jmgleichen erkennet man dar-
aus, wie ſehr das Reich der Gnaden dem Rei-
che der Natur zu ſeiner Rectification zu ſtatten
komme.
6. Jm uͤbrigen iſt zur Erlaͤuterung deſſen,
was bisher vorgetragen, noch wohl zu mercken,
was fuͤr ein Unterſcheid ſey zwiſchen den Latei-
niſchen Woͤrtern uti und frui. Uti, gebrau-
chen, heißt eigentlich eine Sache zu einem ge-
wiſſen Zweck anwenden: Frui, aber einer Sa-
che genieſſen, oder nach dem Lateiniſchen Ur-
ſprunge des Worts, recht froh werden, alſo
daß man darinn, als in dem erhaltenen Zwecke
ruhet. Nun ſind zeitliche Dinge alſo beſchaf-
fen, daß man ſoll illis uti, ſich ihrer zu dem zu-
vor angezeigten hoͤhern Zweck gebrauchen:
GOTT aber und goͤttliche Dinge ſind von der
Vortreflichkeit, daß man ſoll und kan illis frui,
ihrer genieſſen und recht froh werden, und alſo
darinnen mit ſeiner Seelen ruhen, und volle
Vergnuͤgung finden. Der Menſch aber iſt von
Natur ſo verderbt, daß er dieſe Ordnung um-
kehret: das iſt mundo & rebus caducis vult frui,
der Welt und der dazu gehoͤrigen vergaͤnglichen
Dinge will er alſo genieſſen, daß er ihrer recht
froh werde, und darinnen, als in ſeinem Zwe-
cke und hoͤchſten Gute ruhe: Hingegen aber
Deo & rebus divinis vult uti, GOTTes und
goͤttlicher Dinge will er hiezu gar nicht haben;
als darinn er keinen Geſchmack und keine Ru-
he findet, weil er ſie nicht recht ſuchet: hingegen
aber, was er von GOTT und goͤttlichen Din-
gen zulaͤßt, das iſt nur ein ſolches uti, oder ein
ſolcher uſus, den er zum Zweck ſeines leiblichen
Unterhalts anwendet. Welches man ſonder-
lich an fleiſchlich geſinneten Lehrern ſiehet, wel-
che, wie Paulus 1 Tim. 6, 5. ſchreibet, da
meinen, Gottſeligkeit ſey ein Gewerbe: und
die ſich der Religion und ihres Amtes nur zum
Vortheil ihres Bauchs bedienen. Rom. 16, 15.
Phil. 3, 19. Und wie mancher Haus-Vater
und Ackers-Mann wuͤrde nicht auch den aͤuſſer-
lichen Gottes-Dienſt verſaͤumen, wenn er nicht
gedaͤchte, es moͤchte ihm ſolches einen Unſegen
in ſeiner Nahrung bringen, daß demnach da-
bey der Zweck nicht auf ſeine Seele, ſondern
nur auf den Leib gerichtet iſt. Und dis iſts, was
Auguſtinus ſaget de Civitate Dei L. XV. c. 7.
Boni ad hoc utuntur mundo, ut fruantur Deo.
Mali contra, ut fruantur mundo, uti volunt
Deo.
7. Wie aber das Schema dieſer Welt
vergehet, davon ſiehe 1 Joh. 2, 16. 17. Jac. 1,
11. 4, 14. Daß nicht vom Weſen der Welt
und deſſelben gaͤntzlichen Vernichtung die Rede
ſey, zeiget das Wort Schema, die Geſtalt, an;
wie auch das verbum παράγει; als welches nur
von einer Veraͤnderung kan verſtanden werden.
Von dieſer aber haben wir oben gehandelt Rom.
8, 19. u. f. und werden davon 2 Pet. 3, 10-13. Heb.
1, 11. 12. ein mehrers finden.
V. 32.
Jch wolte aber, daß ihr ohne (ſolche)
Sorge waͤret, (die euch, wo ihr nicht wohl
eurer wahrnehmet, von der Gemeinſchaft mit
GOTT, oder doch von dem Wachsthum dar-
innen leichtlich kan abhalten; alſo daß ihr gegen
die himmliſche Berufung zum getreuen Fort-
gange ſagen moͤchtet: Jch habe ein Weib,
oder Mann genommen, darum kan ich
nicht kommen.) Wer ledig iſt, (und ſei-
nen ledigen Stand in der Furcht GOttes recht
gebrauchet, auch darinn die Gabe der Enthal-
tung hat,) der ſorget, (mit viel wenigerer
Verhinderung,) was den HErrn angehoͤ-
ret, wie er dem HErrn gefalle, (ſeinen
Willen immer lauterer erkennen, auch immer ge-
getreuer vollbringen, und in dieſer Ordnung
durch den Glauben immer tiefer in die ſelige
Gemeinſchaft mit ihm eingehen moͤge. Siehe
dergleichen von den gottſeligen und rechten Witt-
wen Luc. 2, 36. 37. 1 Tim. 5, 5.)
Anmerckungen.
1. Ach! wie viel Ledige ſorgen nicht, was
den HErrn angehoͤret, und wie ſie dem HErrn
gefallen moͤgen. Welches ihnen zur Pruͤfung
dienet. Denn wie viel ſind nicht, die eben deß-
wegen, damit ſie der Welt deſto beſſer dienen
koͤnnen, ledig bleiben, weil ſie erachten, daß
ſie bey einer zu erhaltenden Familie nicht viel
wuͤrden auf ihr Wohlleben nach der Welt wen-
den koͤnnen. Andere leben zwar in einem ledi-
gen Stande, aber dabey, wo nicht in offenba-
ren Suͤnden, doch in heimlichen und auch in
gar groben; oder liegen im geiſtlichen Tode, ent-
fremdet von dem Leben, das aus GOTT iſt.
Welches ſonderlich ſo viele tauſende im Pabſt-
thum trifft.
2. Wer im ledigen Stande GOtt recht
gefallen will, der gehe ja von aller Gefaͤlligkeit
an ſich ſelbſt, und ſonderlich von der falſchen
Meinung aus, da er gedencket, er gefalle GOtt
wohl um ſeines ledigen Standes willen: ſin-
temal dieſer keine Urſache iſt, welche uns das
Wohlgefallen GOttes an uns zuwege bringen
koͤnte,
H h 2
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