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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Vorrede, oder Vorbericht
[Spaltenumbruch] als welches eine von den aufs al-
lerreichlichste in den Schriften des
alten Testaments vorgetragenen/
und daher auch der alten Jüdischen
Kirche bekanntesten Glaubens-Leh-
ren ist: wie ich bereits im andern
Tomo Caussae Dei wider die heutigen
blinden Jüden mit mehrern ausge-
führet habe. Dazu kömmt ein
ziemlicher schon von mehrern Jah-
ren her gesammleter Vorrath mei-
ner eigenen geringen meditationum.
Den Anfang werde ich nach GOt-
tes Willen über die 5. Bücher Mosis
machen/ und/ so ich lebe/ unter
der guten Hand meines GOttes/
nach diesem einen mäßigen Band/
unter dem Titul des Mosaischen
Lichts
und Rechts, ediren. Ob
ich werde fortfahren können und
sollen/ das stehet bey GOTT/
dem HErrn meines Lebens. Soll
es nicht geschehen/ so kan und wird
er einen andern dazu erwecken:
wie denn mein werthester Collega
und Schwieger-Sohn/ der Herr
Professor, Johann Jacob Rambach,
nach GOttes Willen/ so er lebet/
dazu nicht ungeneiget ist. Will er
mich selbst aber beym längern Le-
ben/ und bey der bißherigen be-
ständigen Gesundheit/ gnädiglich er-
halten/ und mich dem siebenzigsten
Jahre so nahe kommen lassen/ als
ich dem sechszigsten bin/ so kan
durch GOttes Gnade noch man-
ches möglich seyn.

§. XV.

Uber das will ich bey dieser
Gelegenheit meinen vorlängst schon
gehabten Wunsch eröffnen/ oder
wiederholen/ welcher auf eine neue
Lateinische Version der heiligen Schrift/
sonderlich des alten Testaments/ ge-
het. Davon ich erst nachfolgen-
des voraussetzen muß. Es ist de-
nen der Hebräischen Sprache Kun-
digen bekannt:

[Spaltenumbruch]
1. Daß viele Hebräische einzele
Worte sind/ welche einen solchen
Nachdruck in sich haben/ der sich
weder in der Lateinischen/ noch in
einer andern Sprache/ also aus-
drücken läßt.
2. Daß sich dieses auch in einigen
gantzen Redens-Arten also be-
sindet.
3. Daß manche Redens-Arten
zwar von keiner sonderbaren em-
phasi,
aber eigentlich nur bey den
Hebraeern gebräuchlich sind/ und
Hebraismi genennet werden/ die
sich in keiner andern Sprache also
geben lassen/ und dannenhero
durch Latinismos müssen exprimi-
r
et werden/ wenn die Version recht
seyn soll.
4. Daß manche Wörter und Re-
dens-Arten/ auch gantze Oerter
sind/ welche sich auf einen gewissen
Jüdischen/ oder Heidnischen ritum
beziehen/ und ohne denselben nicht
wohl können verstanden werden.
5. Daß auch zuweilen einige Hebrä-
ische Sprichwörter vorkommen/
welche in keiner andern Sprache
also lauten/ oder bekannt sind.
6. Daß einige Oerter so schwer sind/
daß man zu keiner rechten Gewiß-
heit des Verstandes kommen kan/
sondern bey der Wahrscheinlichkeit
muß stehen bleiben. Welches doch
aber den Glaubens-Lehren und
Lebens-Regeln/ als die deutlich
und reichlich genug da liegen/
keinen Nachtheil bringet.
7. Daß einige Oerter zwar nicht
schwer sind/ aber doch auf mehr/
als einerley Art nicht unfüglich
also können verstanden werden/
daß es disfalls auf die Wahl des
Lesers/ oder Auslegers/ nach sei-
ner Einsicht/ ankömmt.
8. Daß solche Paronomasien/ oder
dergleichen figürliche Worte vor-
kommen/ da eines sich auf das an-
dere/ theils dem Laute/ theils der
Bedeu-

Vorrede, oder Vorbericht
[Spaltenumbruch] als welches eine von den aufs al-
lerreichlichſte in den Schriften des
alten Teſtaments vorgetragenen/
und daher auch der alten Juͤdiſchen
Kirche bekannteſten Glaubens-Leh-
ren iſt: wie ich bereits im andern
Tomo Cauſſæ Dei wider die heutigen
blinden Juͤden mit mehrern ausge-
fuͤhret habe. Dazu koͤmmt ein
ziemlicher ſchon von mehrern Jah-
ren her geſammleter Vorrath mei-
ner eigenen geringen meditationum.
Den Anfang werde ich nach GOt-
tes Willen uͤber die 5. Buͤcher Moſis
machen/ und/ ſo ich lebe/ unter
der guten Hand meines GOttes/
nach dieſem einen maͤßigen Band/
unter dem Titul des Moſaiſchen
Lichts
und Rechts, ediren. Ob
ich werde fortfahren koͤnnen und
ſollen/ das ſtehet bey GOTT/
dem HErrn meines Lebens. Soll
es nicht geſchehen/ ſo kan und wird
er einen andern dazu erwecken:
wie denn mein wertheſter Collega
und Schwieger-Sohn/ der Herr
Profeſſor, Johann Jacob Rambach,
nach GOttes Willen/ ſo er lebet/
dazu nicht ungeneiget iſt. Will er
mich ſelbſt aber beym laͤngern Le-
ben/ und bey der bißherigen be-
ſtaͤndigen Geſundheit/ gnaͤdiglich er-
halten/ und mich dem ſiebenzigſten
Jahre ſo nahe kommen laſſen/ als
ich dem ſechszigſten bin/ ſo kan
durch GOttes Gnade noch man-
ches moͤglich ſeyn.

§. XV.

Uber das will ich bey dieſer
Gelegenheit meinen vorlaͤngſt ſchon
gehabten Wunſch eroͤffnen/ oder
wiederholen/ welcher auf eine neue
Lateiniſche Verſion der heiligen Schrift/
ſonderlich des alten Teſtaments/ ge-
het. Davon ich erſt nachfolgen-
des vorausſetzen muß. Es iſt de-
nen der Hebraͤiſchen Sprache Kun-
digen bekannt:

[Spaltenumbruch]
1. Daß viele Hebraͤiſche einzele
Worte ſind/ welche einen ſolchen
Nachdruck in ſich haben/ der ſich
weder in der Lateiniſchen/ noch in
einer andern Sprache/ alſo aus-
druͤcken laͤßt.
2. Daß ſich dieſes auch in einigen
gantzen Redens-Arten alſo be-
ſindet.
3. Daß manche Redens-Arten
zwar von keiner ſonderbaren em-
phaſi,
aber eigentlich nur bey den
Hebræern gebraͤuchlich ſind/ und
Hebraiſmi genennet werden/ die
ſich in keiner andern Sprache alſo
geben laſſen/ und dannenhero
durch Latiniſmos muͤſſen exprimi-
r
et werden/ wenn die Verſion recht
ſeyn ſoll.
4. Daß manche Woͤrter und Re-
dens-Arten/ auch gantze Oerter
ſind/ welche ſich auf einen gewiſſen
Juͤdiſchen/ oder Heidniſchen ritum
beziehen/ und ohne denſelben nicht
wohl koͤnnen verſtanden werden.
5. Daß auch zuweilen einige Hebraͤ-
iſche Sprichwoͤrter vorkommen/
welche in keiner andern Sprache
alſo lauten/ oder bekannt ſind.
6. Daß einige Oerter ſo ſchwer ſind/
daß man zu keiner rechten Gewiß-
heit des Verſtandes kommen kan/
ſondern bey der Wahrſcheinlichkeit
muß ſtehen bleiben. Welches doch
aber den Glaubens-Lehren und
Lebens-Regeln/ als die deutlich
und reichlich genug da liegen/
keinen Nachtheil bringet.
7. Daß einige Oerter zwar nicht
ſchwer ſind/ aber doch auf mehr/
als einerley Art nicht unfuͤglich
alſo koͤnnen verſtanden werden/
daß es disfalls auf die Wahl des
Leſers/ oder Auslegers/ nach ſei-
ner Einſicht/ ankoͤmmt.
8. Daß ſolche Paronomaſien/ oder
dergleichen figuͤrliche Worte vor-
kommen/ da eines ſich auf das an-
dere/ theils dem Laute/ theils der
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[0024] Vorrede, oder Vorbericht als welches eine von den aufs al- lerreichlichſte in den Schriften des alten Teſtaments vorgetragenen/ und daher auch der alten Juͤdiſchen Kirche bekannteſten Glaubens-Leh- ren iſt: wie ich bereits im andern Tomo Cauſſæ Dei wider die heutigen blinden Juͤden mit mehrern ausge- fuͤhret habe. Dazu koͤmmt ein ziemlicher ſchon von mehrern Jah- ren her geſammleter Vorrath mei- ner eigenen geringen meditationum. Den Anfang werde ich nach GOt- tes Willen uͤber die 5. Buͤcher Moſis machen/ und/ ſo ich lebe/ unter der guten Hand meines GOttes/ nach dieſem einen maͤßigen Band/ unter dem Titul des Moſaiſchen Lichts und Rechts, ediren. Ob ich werde fortfahren koͤnnen und ſollen/ das ſtehet bey GOTT/ dem HErrn meines Lebens. Soll es nicht geſchehen/ ſo kan und wird er einen andern dazu erwecken: wie denn mein wertheſter Collega und Schwieger-Sohn/ der Herr Profeſſor, Johann Jacob Rambach, nach GOttes Willen/ ſo er lebet/ dazu nicht ungeneiget iſt. Will er mich ſelbſt aber beym laͤngern Le- ben/ und bey der bißherigen be- ſtaͤndigen Geſundheit/ gnaͤdiglich er- halten/ und mich dem ſiebenzigſten Jahre ſo nahe kommen laſſen/ als ich dem ſechszigſten bin/ ſo kan durch GOttes Gnade noch man- ches moͤglich ſeyn. §. XV. Uber das will ich bey dieſer Gelegenheit meinen vorlaͤngſt ſchon gehabten Wunſch eroͤffnen/ oder wiederholen/ welcher auf eine neue Lateiniſche Verſion der heiligen Schrift/ ſonderlich des alten Teſtaments/ ge- het. Davon ich erſt nachfolgen- des vorausſetzen muß. Es iſt de- nen der Hebraͤiſchen Sprache Kun- digen bekannt: 1. Daß viele Hebraͤiſche einzele Worte ſind/ welche einen ſolchen Nachdruck in ſich haben/ der ſich weder in der Lateiniſchen/ noch in einer andern Sprache/ alſo aus- druͤcken laͤßt. 2. Daß ſich dieſes auch in einigen gantzen Redens-Arten alſo be- ſindet. 3. Daß manche Redens-Arten zwar von keiner ſonderbaren em- phaſi, aber eigentlich nur bey den Hebræern gebraͤuchlich ſind/ und Hebraiſmi genennet werden/ die ſich in keiner andern Sprache alſo geben laſſen/ und dannenhero durch Latiniſmos muͤſſen exprimi- ret werden/ wenn die Verſion recht ſeyn ſoll. 4. Daß manche Woͤrter und Re- dens-Arten/ auch gantze Oerter ſind/ welche ſich auf einen gewiſſen Juͤdiſchen/ oder Heidniſchen ritum beziehen/ und ohne denſelben nicht wohl koͤnnen verſtanden werden. 5. Daß auch zuweilen einige Hebraͤ- iſche Sprichwoͤrter vorkommen/ welche in keiner andern Sprache alſo lauten/ oder bekannt ſind. 6. Daß einige Oerter ſo ſchwer ſind/ daß man zu keiner rechten Gewiß- heit des Verſtandes kommen kan/ ſondern bey der Wahrſcheinlichkeit muß ſtehen bleiben. Welches doch aber den Glaubens-Lehren und Lebens-Regeln/ als die deutlich und reichlich genug da liegen/ keinen Nachtheil bringet. 7. Daß einige Oerter zwar nicht ſchwer ſind/ aber doch auf mehr/ als einerley Art nicht unfuͤglich alſo koͤnnen verſtanden werden/ daß es disfalls auf die Wahl des Leſers/ oder Auslegers/ nach ſei- ner Einſicht/ ankoͤmmt. 8. Daß ſolche Paronomaſien/ oder dergleichen figuͤrliche Worte vor- kommen/ da eines ſich auf das an- dere/ theils dem Laute/ theils der Bedeu-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/24>, abgerufen am 25.11.2024.