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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 14, v. 4-8.
[Spaltenumbruch] Freyheit wohl gefallen: gleichwie er auch die
Schwächern träget.

V. 4.

Wer bist du (Schwächerer, oder Stär-
ckerer, sonderlich du Stärckerer,) daß du ei-
nen fremden Knecht
(oiketen, Hausknecht,
Haus-Genossen,) richtest,
(ungütig beur-
theilest, als meine er es mit CHristo nicht auf-
richtig, und werde wol gar wieder abfallen und
ins Judenthum gehen. Du bist ja nicht Herr
von der Kirche Christi, als dem Hause oder der
Haushaltung GOttes: darum überlaß das Ur-
theil dem Haus-HErrn über seine Haus-Ge-
nossen, und bleibe dabey fein in der Liebe.) Er
stehet oder fället
(wenn er nicht recht thut,)
seinem HErrn, (mit dem hat er es im Ge-
wissen zu thun, und nicht mit dir,) er mag a-
ber wohl aufgerichtet werden,
(Gr. er wird
aber wohl bestehen, oder bevestiget werden.)
Denn GOTT kan ihn wohl aufrichten,
(im Stande erhalten und noch mehr bevestigen;
gleichwie kein Zweifel ist, daß er, was er kan,
auch thun wolle. Siehe auch Jac. 4, 12.)

V. 5.

Einer (nemlich der Schwächere, der
gläubige Jude, der in der Christlichen Freyheit
noch nicht genugsam bevestiget ist,) hält einen
Tag vor den andern
(einen heiliger als den
andern, das ist, er gehet noch auf die Jüdische
Feyertage, und hält sie heiliger, als andere Ta-
ge Gal. 4, 10. 11. Col. 2, 16.) der andere a-
ber
(der Stärckere, oder der aus dem Heiden-
thum Bekehrter,) hält alle Tage gleich.
Ein ieglicher sey in seiner Meinung gewiß.

(Es ist genug, wenn man auf beyden Seiten
nichts thut, als wovon man im Gewissen über-
zeuget ist, daß es recht sey. Und ob auch gleich
des Schwächern Gewissen irret, so irret es doch
nur in einer solchen Sache, welche ihm GOtt
nach dem Mangel mehrer Erkäntniß nicht zur
Sünde rechnen wird.)

V. 6.

Welcher auf die Tage hält, (nach Jü-
discher Art darunter einen Unterscheid machet,)
der thuts dem HErrn, (thut es nicht aus
eigener Wahl, sondern aus dem Triebe seines
Gewissens, um des HErrn willen, weil der den
Unterscheid geboten hat; da jener die Aufhe-
bung solches Gebots noch nicht erkennet,) und
welcher nichts drauf hält,
(alle Tage gleich
achtet,) der thuts auch dem HErrn,) in
Ansehung dessen, daß er sein Gewissen davon
frey gemacht, wenn er vor dem im Judenthum
gestanden; oder ihn, da er aus dem Heiden-
thum berufen worden, daran nicht verbunden
hat.) Welcher isset (allerley Speise,) der
isset dem HErrn,
(auf dessen Urtheil lässet er
es ankommen, in der Versicherung, daß er
nach der Christlichen Freyheit recht thut:) denn
er dancket GOTT,
(so wol für diese Freyheit,
als auch für die Speise selbst, und geniesset sie
also dem HERRN zu Lobe mit Dancksagung.
1 Corinth. 10, 31. 1 Timoth. 4, 3.) Wel-
[Spaltenumbruch] cher nicht
(allerley ohne Unterscheid) isset,
(sondern sich von den im Ceremonial-Gesetze
verbotenen Speisen enthält,) der isset dem
HErrn nicht,
(enthält sich davon um des
HErrn willen, um nicht wider sein Verbot zu
handeln,) und dancket GOtt (eben so wol
für dasjenige, so ergeniesset. 1 Cor. 10, 31.)

V. 7.

Denn (um zu wissen, daß ein ieglicher,
was er thut, dem HErrn, oder um des HErrn
willen thun und alles sein Thun und Lassen nach
seinem Wohlgefallen einrichten müsse, so ist zu
mercken, daß) unser keiner (er sey starck, o-
der schwach,) lebet ihm selber, (hat von
Rechts wegen sich selbst oder seinen eignen Wil-
len zum Grunde, und seine eigne Ehre zum
Zweck seines Lebens und aller darinnen vorkom-
menden Handelungen zu setzen,) unser keiner
stirbet ihm selber,
(also daß es im Tode mit
ihm aus wäre, und er daher nicht auch sein ster-
ben nach seinem Willen müste geschehen, und
zu seinen Ehren gerichtet seyn lassen. Denn
wir sind ja nicht von uns selbst und indepen-
dent,
können also auch nicht unsere eigene Her-
ren seyn, die alles nur nach ihrem eignen Wil-
len einzurichten hätten.)

V. 8.

Leben wir (Gr. denn wenn wir leben,)
so leben wir dem HERRN, (als seine
Knechte, und als Unterthanen seines Reichs,
die ihm zu seinem Dienste stehen, und in dem-
selben alles nach seinem heiligen Willen und
nach seinen Ehren einzurichten, aufs höchste ver-
bunden sind:) sterben wir, so sterben wir
dem HERRN,
(schlafen in seinem Namen
ein, in der Versicherung, daß wir ewig mit
und vor ihm leben werden: daher wir ihn denn
auch billig mit und in unserm Tode zu preisen
haben, wenn wir nach seinem Willen sterben.)
Darum wir leben oder sterben, so sind
wir des HERRN,
(ein solches Eigenthum,
das ihm im Leben und Tode gäntzlich aufgeopfert
seyn und bleiben muß.)

Anmerckungen.

1. Es ist dieses, daß wir nicht uns selbst,
sondern allein dem HErrn CHristo zu leben und
zu sterben haben, eine von den rechten Haupt-
Regeln des Christenthums. Welche wir dem-
nach bey allem unserm Vorhaben und Hande-
lungen wohl in acht zu nehmen, und darnach
wir alles unser Thun und Lassen wohl zu prüfen
haben.

2. Diese Glaubens- und Lebens-Regul
uns desto besser zur Ausübung vorzustellen, kön-
nen wir dabey folgende Parallel-Stellen wohl
erwegen; als: Matth. 6, 24. Niemand kan
zweyen Herrn dienen etc.
1 Cor. 3, 16. Wis-
set ihr nicht, daß ihr GOTTES Tempel
seyd etc.
v. 23. Jhr seyd Christi. 1 Cor. 6, 19.
20. Wisset ihr nicht, daß euer Leib ein
Tempel des Heiligen Geistes ist, der in
euch ist, welchen ihr habt von GOtt, und
seyd nicht euer selbst. Denn ihr seyd theuer

erkau-

Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 14, v. 4-8.
[Spaltenumbruch] Freyheit wohl gefallen: gleichwie er auch die
Schwaͤchern traͤget.

V. 4.

Wer biſt du (Schwaͤcherer, oder Staͤr-
ckerer, ſonderlich du Staͤrckerer,) daß du ei-
nen fremden Knecht
(ὀικέτην, Hausknecht,
Haus-Genoſſen,) richteſt,
(unguͤtig beur-
theileſt, als meine er es mit CHriſto nicht auf-
richtig, und werde wol gar wieder abfallen und
ins Judenthum gehen. Du biſt ja nicht Herr
von der Kirche Chriſti, als dem Hauſe oder der
Haushaltung GOttes: darum uͤberlaß das Ur-
theil dem Haus-HErrn uͤber ſeine Haus-Ge-
noſſen, und bleibe dabey fein in der Liebe.) Er
ſtehet oder faͤllet
(wenn er nicht recht thut,)
ſeinem HErrn, (mit dem hat er es im Ge-
wiſſen zu thun, und nicht mit dir,) er mag a-
ber wohl aufgerichtet werden,
(Gr. er wird
aber wohl beſtehen, oder beveſtiget werden.)
Denn GOTT kan ihn wohl aufrichten,
(im Stande erhalten und noch mehr beveſtigen;
gleichwie kein Zweifel iſt, daß er, was er kan,
auch thun wolle. Siehe auch Jac. 4, 12.)

V. 5.

Einer (nemlich der Schwaͤchere, der
glaͤubige Jude, der in der Chriſtlichen Freyheit
noch nicht genugſam beveſtiget iſt,) haͤlt einen
Tag vor den andern
(einen heiliger als den
andern, das iſt, er gehet noch auf die Juͤdiſche
Feyertage, und haͤlt ſie heiliger, als andere Ta-
ge Gal. 4, 10. 11. Col. 2, 16.) der andere a-
ber
(der Staͤrckere, oder der aus dem Heiden-
thum Bekehrter,) haͤlt alle Tage gleich.
Ein ieglicher ſey in ſeiner Meinung gewiß.

(Es iſt genug, wenn man auf beyden Seiten
nichts thut, als wovon man im Gewiſſen uͤber-
zeuget iſt, daß es recht ſey. Und ob auch gleich
des Schwaͤchern Gewiſſen irret, ſo irret es doch
nur in einer ſolchen Sache, welche ihm GOtt
nach dem Mangel mehrer Erkaͤntniß nicht zur
Suͤnde rechnen wird.)

V. 6.

Welcher auf die Tage haͤlt, (nach Juͤ-
diſcher Art darunter einen Unterſcheid machet,)
der thuts dem HErrn, (thut es nicht aus
eigener Wahl, ſondern aus dem Triebe ſeines
Gewiſſens, um des HErrn willen, weil der den
Unterſcheid geboten hat; da jener die Aufhe-
bung ſolches Gebots noch nicht erkennet,) und
welcher nichts drauf haͤlt,
(alle Tage gleich
achtet,) der thuts auch dem HErrn,) in
Anſehung deſſen, daß er ſein Gewiſſen davon
frey gemacht, wenn er vor dem im Judenthum
geſtanden; oder ihn, da er aus dem Heiden-
thum berufen worden, daran nicht verbunden
hat.) Welcher iſſet (allerley Speiſe,) der
iſſet dem HErrn,
(auf deſſen Urtheil laͤſſet er
es ankommen, in der Verſicherung, daß er
nach der Chriſtlichen Freyheit recht thut:) denn
er dancket GOTT,
(ſo wol fuͤr dieſe Freyheit,
als auch fuͤr die Speiſe ſelbſt, und genieſſet ſie
alſo dem HERRN zu Lobe mit Danckſagung.
1 Corinth. 10, 31. 1 Timoth. 4, 3.) Wel-
[Spaltenumbruch] cher nicht
(allerley ohne Unterſcheid) iſſet,
(ſondern ſich von den im Ceremonial-Geſetze
verbotenen Speiſen enthaͤlt,) der iſſet dem
HErrn nicht,
(enthaͤlt ſich davon um des
HErrn willen, um nicht wider ſein Verbot zu
handeln,) und dancket GOtt (eben ſo wol
fuͤr dasjenige, ſo ergenieſſet. 1 Cor. 10, 31.)

V. 7.

Denn (um zu wiſſen, daß ein ieglicher,
was er thut, dem HErrn, oder um des HErrn
willen thun und alles ſein Thun und Laſſen nach
ſeinem Wohlgefallen einrichten muͤſſe, ſo iſt zu
mercken, daß) unſer keiner (er ſey ſtarck, o-
der ſchwach,) lebet ihm ſelber, (hat von
Rechts wegen ſich ſelbſt oder ſeinen eignen Wil-
len zum Grunde, und ſeine eigne Ehre zum
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menden Handelungen zu ſetzen,) unſer keiner
ſtirbet ihm ſelber,
(alſo daß es im Tode mit
ihm aus waͤre, und er daher nicht auch ſein ſter-
ben nach ſeinem Willen muͤſte geſchehen, und
zu ſeinen Ehren gerichtet ſeyn laſſen. Denn
wir ſind ja nicht von uns ſelbſt und indepen-
dent,
koͤnnen alſo auch nicht unſere eigene Her-
ren ſeyn, die alles nur nach ihrem eignen Wil-
len einzurichten haͤtten.)

V. 8.

Leben wir (Gr. denn wenn wir leben,)
ſo leben wir dem HERRN, (als ſeine
Knechte, und als Unterthanen ſeines Reichs,
die ihm zu ſeinem Dienſte ſtehen, und in dem-
ſelben alles nach ſeinem heiligen Willen und
nach ſeinen Ehren einzurichten, aufs hoͤchſte ver-
bunden ſind:) ſterben wir, ſo ſterben wir
dem HERRN,
(ſchlafen in ſeinem Namen
ein, in der Verſicherung, daß wir ewig mit
und vor ihm leben werden: daher wir ihn denn
auch billig mit und in unſerm Tode zu preiſen
haben, wenn wir nach ſeinem Willen ſterben.)
Darum wir leben oder ſterben, ſo ſind
wir des HERRN,
(ein ſolches Eigenthum,
das ihm im Leben und Tode gaͤntzlich aufgeopfert
ſeyn und bleiben muß.)

Anmerckungen.

1. Es iſt dieſes, daß wir nicht uns ſelbſt,
ſondern allein dem HErrn CHriſto zu leben und
zu ſterben haben, eine von den rechten Haupt-
Regeln des Chriſtenthums. Welche wir dem-
nach bey allem unſerm Vorhaben und Hande-
lungen wohl in acht zu nehmen, und darnach
wir alles unſer Thun und Laſſen wohl zu pruͤfen
haben.

2. Dieſe Glaubens- und Lebens-Regul
uns deſto beſſer zur Ausuͤbung vorzuſtellen, koͤn-
nen wir dabey folgende Parallel-Stellen wohl
erwegen; als: Matth. 6, 24. Niemand kan
zweyen Herrn dienen ꝛc.
1 Cor. 3, 16. Wiſ-
ſet ihr nicht, daß ihr GOTTES Tempel
ſeyd ꝛc.
v. 23. Jhr ſeyd Chriſti. 1 Cor. 6, 19.
20. Wiſſet ihr nicht, daß euer Leib ein
Tempel des Heiligen Geiſtes iſt, der in
euch iſt, welchen ihr habt von GOtt, und
ſeyd nicht euer ſelbſt. Denn ihr ſeyd theuer

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[160/0188] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 14, v. 4-8. Freyheit wohl gefallen: gleichwie er auch die Schwaͤchern traͤget. V. 4. Wer biſt du (Schwaͤcherer, oder Staͤr- ckerer, ſonderlich du Staͤrckerer,) daß du ei- nen fremden Knecht (ὀικέτην, Hausknecht, Haus-Genoſſen,) richteſt, (unguͤtig beur- theileſt, als meine er es mit CHriſto nicht auf- richtig, und werde wol gar wieder abfallen und ins Judenthum gehen. Du biſt ja nicht Herr von der Kirche Chriſti, als dem Hauſe oder der Haushaltung GOttes: darum uͤberlaß das Ur- theil dem Haus-HErrn uͤber ſeine Haus-Ge- noſſen, und bleibe dabey fein in der Liebe.) Er ſtehet oder faͤllet (wenn er nicht recht thut,) ſeinem HErrn, (mit dem hat er es im Ge- wiſſen zu thun, und nicht mit dir,) er mag a- ber wohl aufgerichtet werden, (Gr. er wird aber wohl beſtehen, oder beveſtiget werden.) Denn GOTT kan ihn wohl aufrichten, (im Stande erhalten und noch mehr beveſtigen; gleichwie kein Zweifel iſt, daß er, was er kan, auch thun wolle. Siehe auch Jac. 4, 12.) V. 5. Einer (nemlich der Schwaͤchere, der glaͤubige Jude, der in der Chriſtlichen Freyheit noch nicht genugſam beveſtiget iſt,) haͤlt einen Tag vor den andern (einen heiliger als den andern, das iſt, er gehet noch auf die Juͤdiſche Feyertage, und haͤlt ſie heiliger, als andere Ta- ge Gal. 4, 10. 11. Col. 2, 16.) der andere a- ber (der Staͤrckere, oder der aus dem Heiden- thum Bekehrter,) haͤlt alle Tage gleich. Ein ieglicher ſey in ſeiner Meinung gewiß. (Es iſt genug, wenn man auf beyden Seiten nichts thut, als wovon man im Gewiſſen uͤber- zeuget iſt, daß es recht ſey. Und ob auch gleich des Schwaͤchern Gewiſſen irret, ſo irret es doch nur in einer ſolchen Sache, welche ihm GOtt nach dem Mangel mehrer Erkaͤntniß nicht zur Suͤnde rechnen wird.) V. 6. Welcher auf die Tage haͤlt, (nach Juͤ- diſcher Art darunter einen Unterſcheid machet,) der thuts dem HErrn, (thut es nicht aus eigener Wahl, ſondern aus dem Triebe ſeines Gewiſſens, um des HErrn willen, weil der den Unterſcheid geboten hat; da jener die Aufhe- bung ſolches Gebots noch nicht erkennet,) und welcher nichts drauf haͤlt, (alle Tage gleich achtet,) der thuts auch dem HErrn,) in Anſehung deſſen, daß er ſein Gewiſſen davon frey gemacht, wenn er vor dem im Judenthum geſtanden; oder ihn, da er aus dem Heiden- thum berufen worden, daran nicht verbunden hat.) Welcher iſſet (allerley Speiſe,) der iſſet dem HErrn, (auf deſſen Urtheil laͤſſet er es ankommen, in der Verſicherung, daß er nach der Chriſtlichen Freyheit recht thut:) denn er dancket GOTT, (ſo wol fuͤr dieſe Freyheit, als auch fuͤr die Speiſe ſelbſt, und genieſſet ſie alſo dem HERRN zu Lobe mit Danckſagung. 1 Corinth. 10, 31. 1 Timoth. 4, 3.) Wel- cher nicht (allerley ohne Unterſcheid) iſſet, (ſondern ſich von den im Ceremonial-Geſetze verbotenen Speiſen enthaͤlt,) der iſſet dem HErrn nicht, (enthaͤlt ſich davon um des HErrn willen, um nicht wider ſein Verbot zu handeln,) und dancket GOtt (eben ſo wol fuͤr dasjenige, ſo ergenieſſet. 1 Cor. 10, 31.) V. 7. Denn (um zu wiſſen, daß ein ieglicher, was er thut, dem HErrn, oder um des HErrn willen thun und alles ſein Thun und Laſſen nach ſeinem Wohlgefallen einrichten muͤſſe, ſo iſt zu mercken, daß) unſer keiner (er ſey ſtarck, o- der ſchwach,) lebet ihm ſelber, (hat von Rechts wegen ſich ſelbſt oder ſeinen eignen Wil- len zum Grunde, und ſeine eigne Ehre zum Zweck ſeines Lebens und aller darinnen vorkom- menden Handelungen zu ſetzen,) unſer keiner ſtirbet ihm ſelber, (alſo daß es im Tode mit ihm aus waͤre, und er daher nicht auch ſein ſter- ben nach ſeinem Willen muͤſte geſchehen, und zu ſeinen Ehren gerichtet ſeyn laſſen. Denn wir ſind ja nicht von uns ſelbſt und indepen- dent, koͤnnen alſo auch nicht unſere eigene Her- ren ſeyn, die alles nur nach ihrem eignen Wil- len einzurichten haͤtten.) V. 8. Leben wir (Gr. denn wenn wir leben,) ſo leben wir dem HERRN, (als ſeine Knechte, und als Unterthanen ſeines Reichs, die ihm zu ſeinem Dienſte ſtehen, und in dem- ſelben alles nach ſeinem heiligen Willen und nach ſeinen Ehren einzurichten, aufs hoͤchſte ver- bunden ſind:) ſterben wir, ſo ſterben wir dem HERRN, (ſchlafen in ſeinem Namen ein, in der Verſicherung, daß wir ewig mit und vor ihm leben werden: daher wir ihn denn auch billig mit und in unſerm Tode zu preiſen haben, wenn wir nach ſeinem Willen ſterben.) Darum wir leben oder ſterben, ſo ſind wir des HERRN, (ein ſolches Eigenthum, das ihm im Leben und Tode gaͤntzlich aufgeopfert ſeyn und bleiben muß.) Anmerckungen. 1. Es iſt dieſes, daß wir nicht uns ſelbſt, ſondern allein dem HErrn CHriſto zu leben und zu ſterben haben, eine von den rechten Haupt- Regeln des Chriſtenthums. Welche wir dem- nach bey allem unſerm Vorhaben und Hande- lungen wohl in acht zu nehmen, und darnach wir alles unſer Thun und Laſſen wohl zu pruͤfen haben. 2. Dieſe Glaubens- und Lebens-Regul uns deſto beſſer zur Ausuͤbung vorzuſtellen, koͤn- nen wir dabey folgende Parallel-Stellen wohl erwegen; als: Matth. 6, 24. Niemand kan zweyen Herrn dienen ꝛc. 1 Cor. 3, 16. Wiſ- ſet ihr nicht, daß ihr GOTTES Tempel ſeyd ꝛc. v. 23. Jhr ſeyd Chriſti. 1 Cor. 6, 19. 20. Wiſſet ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geiſtes iſt, der in euch iſt, welchen ihr habt von GOtt, und ſeyd nicht euer ſelbſt. Denn ihr ſeyd theuer erkau-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/188>, abgerufen am 24.11.2024.