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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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an den Leser.
[Spaltenumbruch] ziemlichen Vorrath an den dazu ge-
hörigen Büchern besitze/ aus densel-
ben auch schon bey jüngeren Jahren
manches Gutes gefasset habe/ und
sie noch jetzo gerne nachschlage. Al-
lein die eigene Meditation ist doch in
allen meinen studiis immer mein
Haupt-Werck gewesen: wie man
auch in meinen übrigen geringen
Schriften finden wird/ daß ich eine
jede Materie aus solchen principiis,
welche ich in eigener Untersuchung
für richtig und wohlgegründet be-
funden habe/ und in einer solchen
Ordnung/ in welcher sie nach ihren
Stücken natürlich zusammen han-
get/ deducire; auch/ wo ich es mit
dem elencho zu thun gehabt/ daher
allewege zeige/ wie es theils an den
principiis, oder/ wo ja diese an sich
selbst richtig sind/ an der richtigen
Folge/ fehle. Wenn ich denn
solcher gestalt auf die Sache selbst
gesehen habe; so halte ich es für
überflüßig/ meine Schriften erst mit
vielen allegatis (die ich doch bey an-
dern/ die auch ihre besondere Ursa-
chen dazu mögen gehabt haben/ gar
nicht verwerffe) dabey auszu-
schmücken. Denn ob mir gleich
solches bey gedachten subsidiis
nicht schwer würde gewesen seyn:
so müßte ich es doch nur denen zu
gefallen thun/ die nur diejenigen
Schriften/ welche mit solchen cita-
tis
angefüllet sind/ allein für gelehrt
halten. Weil ich aber von der wah-
ren Theologischen Gelehrsamkeit
gantz anderer Meinung bin/ auch
durch GOttes Gnade nichts weni-
ger jemals gesuchet habe/ als von
andern wofür gehalten zu werden/
so habe ich mich daran so viel weni-
ger gekehret.

§. VII.

Jch lege demnach der Evange-
lischen Kirche ein solches Werck dar/
welches durch und durch meist aus
[Spaltenumbruch] eigener Meditation geflossen/ und/
wie ich hoffe/ seinem Titul/ wel-
chem ich ihm vom Lichte und Rech-
te,
auch von der richtigen und er-
baulichen
Erklärung/ gegeben habe/
gemäß ist. Das Licht aber und
Recht ist nicht mein/ sondern GOt-
tes/ der uns solches in den Aposto-
lischen Schriften vorgestellet hat.
Denn gleichwie der Hohepriester
des alten Testaments das Licht
und Recht vorbildungs-weise an
den köstlichsten Edelgesteinen auf
seinem herrlichen Brust-Schilde
führete 2 B. Mosis XXVIII, 15.
u. f. so haben wir dasselbe/ dem Ge-
genbilde und dem rechtem Wesen
nach/ in CHristo, an seiner Per-
son und an seinem Amte/ und/ un-
ter andern Theilen der heiligen
Schrift/ sonderlich an den kräfti-
gen Zeugnissen in den Apostolischen
Briefen.
Und da es bey den gött-
lichen Wahrheiten der geoffenbahr-
ten Religion ankömmt auf die Ge-
heimnisse/ oder Glaubens-Lehren,
und Lebens-Pflichten; so haben
wir in jenen das Licht, und in die-
sen das Recht: und an beyden ge-
wiß ein solches vollkommenes syste-
ma
des Lichts und Rechts, dagegen
alles nach dem Sünden-Fall übrig
gebliebene Natur-Licht und Recht
nur ein Schatten-Werck ist. Und
was könte auch unserer menschli-
chen Natur/ um sie wieder zu ih-
rem anerschaffnen hohen Adel zu
bringen/ gemässer seyn/ als ein sol-
ches Licht und Recht! Denn da
unsere unsterbliche Seele haupt-
sächlich aus den beyden wesentli-
chen Haupt-Kräften/ dem fähi-
gem Verstande und freyen Willen,
bestehet/ so wird unser durch die
Sünde verfinsterter Verstand
durch das Licht wieder aufgeklä-
ret/ und der todte und unvermö-
gende Wille durch das Recht,
welches mit dem Lichte von leben-

dig-
b

an den Leſer.
[Spaltenumbruch] ziemlichen Vorrath an den dazu ge-
hoͤrigen Buͤchern beſitze/ aus denſel-
ben auch ſchon bey juͤngeren Jahren
manches Gutes gefaſſet habe/ und
ſie noch jetzo gerne nachſchlage. Al-
lein die eigene Meditation iſt doch in
allen meinen ſtudiis immer mein
Haupt-Werck geweſen: wie man
auch in meinen uͤbrigen geringen
Schriften finden wird/ daß ich eine
jede Materie aus ſolchen principiis,
welche ich in eigener Unterſuchung
fuͤr richtig und wohlgegruͤndet be-
funden habe/ und in einer ſolchen
Ordnung/ in welcher ſie nach ihren
Stuͤcken natuͤrlich zuſammen han-
get/ deducire; auch/ wo ich es mit
dem elencho zu thun gehabt/ daher
allewege zeige/ wie es theils an den
principiis, oder/ wo ja dieſe an ſich
ſelbſt richtig ſind/ an der richtigen
Folge/ fehle. Wenn ich denn
ſolcher geſtalt auf die Sache ſelbſt
geſehen habe; ſo halte ich es fuͤr
uͤberfluͤßig/ meine Schriften erſt mit
vielen allegatis (die ich doch bey an-
dern/ die auch ihre beſondere Urſa-
chen dazu moͤgen gehabt haben/ gar
nicht verwerffe) dabey auszu-
ſchmuͤcken. Denn ob mir gleich
ſolches bey gedachten ſubſidiis
nicht ſchwer wuͤrde geweſen ſeyn:
ſo muͤßte ich es doch nur denen zu
gefallen thun/ die nur diejenigen
Schriften/ welche mit ſolchen cita-
tis
angefuͤllet ſind/ allein fuͤr gelehrt
halten. Weil ich aber von der wah-
ren Theologiſchen Gelehrſamkeit
gantz anderer Meinung bin/ auch
durch GOttes Gnade nichts weni-
ger jemals geſuchet habe/ als von
andern wofuͤr gehalten zu werden/
ſo habe ich mich daran ſo viel weni-
ger gekehret.

§. VII.

Jch lege demnach der Evange-
liſchen Kirche ein ſolches Werck dar/
welches durch und durch meiſt aus
[Spaltenumbruch] eigener Meditation gefloſſen/ und/
wie ich hoffe/ ſeinem Titul/ wel-
chem ich ihm vom Lichte und Rech-
te,
auch von der richtigen und er-
baulichen
Erklaͤrung/ gegeben habe/
gemaͤß iſt. Das Licht aber und
Recht iſt nicht mein/ ſondern GOt-
tes/ der uns ſolches in den Apoſto-
liſchen Schriften vorgeſtellet hat.
Denn gleichwie der Hoheprieſter
des alten Teſtaments das Licht
und Recht vorbildungs-weiſe an
den koͤſtlichſten Edelgeſteinen auf
ſeinem herrlichen Bruſt-Schilde
fuͤhrete 2 B. Moſis XXVIII, 15.
u. f. ſo haben wir daſſelbe/ dem Ge-
genbilde und dem rechtem Weſen
nach/ in CHriſto, an ſeiner Per-
ſon und an ſeinem Amte/ und/ un-
ter andern Theilen der heiligen
Schrift/ ſonderlich an den kraͤfti-
gen Zeugniſſen in den Apoſtoliſchen
Briefen.
Und da es bey den goͤtt-
lichen Wahrheiten der geoffenbahr-
ten Religion ankoͤmmt auf die Ge-
heimniſſe/ oder Glaubens-Lehren,
und Lebens-Pflichten; ſo haben
wir in jenen das Licht, und in die-
ſen das Recht: und an beyden ge-
wiß ein ſolches vollkommenes ſyſte-
ma
des Lichts und Rechts, dagegen
alles nach dem Suͤnden-Fall uͤbrig
gebliebene Natur-Licht und Recht
nur ein Schatten-Werck iſt. Und
was koͤnte auch unſerer menſchli-
chen Natur/ um ſie wieder zu ih-
rem anerſchaffnen hohen Adel zu
bringen/ gemaͤſſer ſeyn/ als ein ſol-
ches Licht und Recht! Denn da
unſere unſterbliche Seele haupt-
ſaͤchlich aus den beyden weſentli-
chen Haupt-Kraͤften/ dem faͤhi-
gem Verſtande und freyen Willen,
beſtehet/ ſo wird unſer durch die
Suͤnde verfinſterter Verſtand
durch das Licht wieder aufgeklaͤ-
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welches mit dem Lichte von leben-

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[0017] an den Leſer. ziemlichen Vorrath an den dazu ge- hoͤrigen Buͤchern beſitze/ aus denſel- ben auch ſchon bey juͤngeren Jahren manches Gutes gefaſſet habe/ und ſie noch jetzo gerne nachſchlage. Al- lein die eigene Meditation iſt doch in allen meinen ſtudiis immer mein Haupt-Werck geweſen: wie man auch in meinen uͤbrigen geringen Schriften finden wird/ daß ich eine jede Materie aus ſolchen principiis, welche ich in eigener Unterſuchung fuͤr richtig und wohlgegruͤndet be- funden habe/ und in einer ſolchen Ordnung/ in welcher ſie nach ihren Stuͤcken natuͤrlich zuſammen han- get/ deducire; auch/ wo ich es mit dem elencho zu thun gehabt/ daher allewege zeige/ wie es theils an den principiis, oder/ wo ja dieſe an ſich ſelbſt richtig ſind/ an der richtigen Folge/ fehle. Wenn ich denn ſolcher geſtalt auf die Sache ſelbſt geſehen habe; ſo halte ich es fuͤr uͤberfluͤßig/ meine Schriften erſt mit vielen allegatis (die ich doch bey an- dern/ die auch ihre beſondere Urſa- chen dazu moͤgen gehabt haben/ gar nicht verwerffe) dabey auszu- ſchmuͤcken. Denn ob mir gleich ſolches bey gedachten ſubſidiis nicht ſchwer wuͤrde geweſen ſeyn: ſo muͤßte ich es doch nur denen zu gefallen thun/ die nur diejenigen Schriften/ welche mit ſolchen cita- tis angefuͤllet ſind/ allein fuͤr gelehrt halten. Weil ich aber von der wah- ren Theologiſchen Gelehrſamkeit gantz anderer Meinung bin/ auch durch GOttes Gnade nichts weni- ger jemals geſuchet habe/ als von andern wofuͤr gehalten zu werden/ ſo habe ich mich daran ſo viel weni- ger gekehret. §. VII. Jch lege demnach der Evange- liſchen Kirche ein ſolches Werck dar/ welches durch und durch meiſt aus eigener Meditation gefloſſen/ und/ wie ich hoffe/ ſeinem Titul/ wel- chem ich ihm vom Lichte und Rech- te, auch von der richtigen und er- baulichen Erklaͤrung/ gegeben habe/ gemaͤß iſt. Das Licht aber und Recht iſt nicht mein/ ſondern GOt- tes/ der uns ſolches in den Apoſto- liſchen Schriften vorgeſtellet hat. Denn gleichwie der Hoheprieſter des alten Teſtaments das Licht und Recht vorbildungs-weiſe an den koͤſtlichſten Edelgeſteinen auf ſeinem herrlichen Bruſt-Schilde fuͤhrete 2 B. Moſis XXVIII, 15. u. f. ſo haben wir daſſelbe/ dem Ge- genbilde und dem rechtem Weſen nach/ in CHriſto, an ſeiner Per- ſon und an ſeinem Amte/ und/ un- ter andern Theilen der heiligen Schrift/ ſonderlich an den kraͤfti- gen Zeugniſſen in den Apoſtoliſchen Briefen. Und da es bey den goͤtt- lichen Wahrheiten der geoffenbahr- ten Religion ankoͤmmt auf die Ge- heimniſſe/ oder Glaubens-Lehren, und Lebens-Pflichten; ſo haben wir in jenen das Licht, und in die- ſen das Recht: und an beyden ge- wiß ein ſolches vollkommenes ſyſte- ma des Lichts und Rechts, dagegen alles nach dem Suͤnden-Fall uͤbrig gebliebene Natur-Licht und Recht nur ein Schatten-Werck iſt. Und was koͤnte auch unſerer menſchli- chen Natur/ um ſie wieder zu ih- rem anerſchaffnen hohen Adel zu bringen/ gemaͤſſer ſeyn/ als ein ſol- ches Licht und Recht! Denn da unſere unſterbliche Seele haupt- ſaͤchlich aus den beyden weſentli- chen Haupt-Kraͤften/ dem faͤhi- gem Verſtande und freyen Willen, beſtehet/ ſo wird unſer durch die Suͤnde verfinſterter Verſtand durch das Licht wieder aufgeklaͤ- ret/ und der todte und unvermoͤ- gende Wille durch das Recht, welches mit dem Lichte von leben- dig- b

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/17>, abgerufen am 28.03.2024.