Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 7, v. 1. 2. 3. an die Römer. [Spaltenumbruch]
worden, und zur Gnade gekommen; und wiediese Veränderung und Versetzung aus dem Stande unter dem Gesetze in den Stand der Gnaden der Heiligung so gar nicht entge- gen stehe, daß dieselbe vielmehr dadurch befor- dert werde. 3. Dieses vorzustellen, setzet der Apostel v. 1. erstlich die Regel, wie lange das Gesetz ei- nen unter seiner Herrschaft halte. Und diese Regel erläutert er v. 2. 3. mit dem Exempel des besondern Gesetzes von der leiblichen Ehe. Darauf denn v. 5. und 6. die Application erfol- [Spaltenumbruch] get auf die geschehene Versetzung aus dem Stan- de unter dem Gesetze in den Stand unter der Gna- de bey Christo: welche denn mit solchen Worten geschiehet, die von dem Bilde der Ehe herge- nommen sind. 4. Und davon nimmt der Apostel Gele- genheit ferner von dem Stande unter dem Ge- setze zu handeln, von dem siebenden Vers an, bis ans Ende des Capitels: welche Connexion wohl zu mercken ist, um zu erkennen, von welcher Art Menschen daselbst geredet werde. Doch hie- ven hernach ein mehrers. Das siebende Capitel. Darinnen der Stand unter dem Gesetze also beschrieben wird/ daß man siehet/ wie so gar keine Kräfte ein Unwiedergebohrner habe/ sich von der Sünden Schuld und Herrschaft/ die er aus dem Gesetze und der vorlauffenden Gnade erkennet/ los zu machen/ und in die wahre Freyheit zu setzen. V. 1. [Spaltenumbruch]
WJsset ihr nicht, lieben Brü- V. 2. 3. Denn (dieses mit einem Exempel vom Ehe- Anmerckungen. 1. Der Apostel siehet eigentlich auf das schon angeführte erste Grund-Gesetze von der Ehe 1 B. Mos. 2, 24. Und auf eben dieses Ge- setze beziehet er sich auch fast mit eben solchen Worten zum Beschluß der Abhandlung von der Ehe und den Ehe-Scheidungen 1 Cor. 7, 39. wie unser Heiland selbst thut Matth. 19, 4-6. 2. Daß aber der Apostel nur von dem Weibe alhier setzet, daß sie an das Ehe-Gesetz, oder durch dieses an den Ehe-Mann, auf die Zeit seines Lebens gebunden sey, nicht aber, daß ein Ehe-Mann dadurch eben so vest an sein Ehe- Weib gebunden; kömmt daher, weil er in der application unter dem Bilde des Ehe-Weibes den Zustand der Gläubigen unter dem Gesetz, oder ohne das Gesetz, vorstellen wolte. 3. An sich selbst aber gehet das Gesetz mit seiner Verbindlichkeit nicht weniger auf den Mann, als auf das Weib, daß er nemlich durch das schon im Paradiese gegebene Ehe- und Natur-Gesetz an sein Weib, auf die Zeit ihres Lebens, gebunden sey. Wie denn darinn des Mannes, als der Haupt-Person, wie auch in andern Gesetzen, die auf beyderley Geschlecht gehen, gebräuchlich ist, ausdrücklich gedacht wird, wenn es heißt: Darum wird (und soll) ein Mann seinen Vater und Mutter verlassen, urd an seinem Weibe hangen, (nemlich auf die Zeit ihres Lebens, und zwar an sie allein; als ohne welchen Verstand dieses Gebot fast ohne alle Verbindlichkeit wäre) und sie beyde, oder oi doo, die zweene, und also nicht mehrere, wie L 3
Cap. 7, v. 1. 2. 3. an die Roͤmer. [Spaltenumbruch]
worden, und zur Gnade gekommen; und wiedieſe Veraͤnderung und Verſetzung aus dem Stande unter dem Geſetze in den Stand der Gnaden der Heiligung ſo gar nicht entge- gen ſtehe, daß dieſelbe vielmehr dadurch befor- dert werde. 3. Dieſes vorzuſtellen, ſetzet der Apoſtel v. 1. erſtlich die Regel, wie lange das Geſetz ei- nen unter ſeiner Herrſchaft halte. Und dieſe Regel erlaͤutert er v. 2. 3. mit dem Exempel des beſondern Geſetzes von der leiblichen Ehe. Darauf denn v. 5. und 6. die Application erfol- [Spaltenumbruch] get auf die geſchehene Verſetzung aus dem Stan- de unter dem Geſetze in den Stand unter der Gna- de bey Chriſto: welche denn mit ſolchen Worten geſchiehet, die von dem Bilde der Ehe herge- nommen ſind. 4. Und davon nimmt der Apoſtel Gele- genheit ferner von dem Stande unter dem Ge- ſetze zu handeln, von dem ſiebenden Vers an, bis ans Ende des Capitels: welche Connexion wohl zu mercken iſt, um zu erkennen, von welcher Art Menſchen daſelbſt geredet werde. Doch hie- ven hernach ein mehrers. Das ſiebende Capitel. Darinnen der Stand unter dem Geſetze alſo beſchrieben wird/ daß man ſiehet/ wie ſo gar keine Kraͤfte ein Unwiedergebohrner habe/ ſich von der Suͤnden Schuld und Herrſchaft/ die er aus dem Geſetze und der vorlauffenden Gnade erkennet/ los zu machen/ und in die wahre Freyheit zu ſetzen. V. 1. [Spaltenumbruch]
WJſſet ihr nicht, lieben Bruͤ- V. 2. 3. Denn (dieſes mit einem Exempel vom Ehe- Anmerckungen. 1. Der Apoſtel ſiehet eigentlich auf das ſchon angefuͤhrte erſte Grund-Geſetze von der Ehe 1 B. Moſ. 2, 24. Und auf eben dieſes Ge- ſetze beziehet er ſich auch faſt mit eben ſolchen Worten zum Beſchluß der Abhandlung von der Ehe und den Ehe-Scheidungen 1 Cor. 7, 39. wie unſer Heiland ſelbſt thut Matth. 19, 4-6. 2. Daß aber der Apoſtel nur von dem Weibe alhier ſetzet, daß ſie an das Ehe-Geſetz, oder durch dieſes an den Ehe-Mann, auf die Zeit ſeines Lebens gebunden ſey, nicht aber, daß ein Ehe-Mann dadurch eben ſo veſt an ſein Ehe- Weib gebunden; koͤmmt daher, weil er in der application unter dem Bilde des Ehe-Weibes den Zuſtand der Glaͤubigen unter dem Geſetz, oder ohne das Geſetz, vorſtellen wolte. 3. An ſich ſelbſt aber gehet das Geſetz mit ſeiner Verbindlichkeit nicht weniger auf den Mann, als auf das Weib, daß er nemlich durch das ſchon im Paradieſe gegebene Ehe- und Natur-Geſetz an ſein Weib, auf die Zeit ihres Lebens, gebunden ſey. Wie denn darinn des Mannes, als der Haupt-Perſon, wie auch in andern Geſetzen, die auf beyderley Geſchlecht gehen, gebraͤuchlich iſt, ausdruͤcklich gedacht wird, wenn es heißt: Darum wird (und ſoll) ein Mann ſeinen Vater und Mutter verlaſſen, urd an ſeinem Weibe hangen, (nemlich auf die Zeit ihres Lebens, und zwar an ſie allein; als ohne welchen Verſtand dieſes Gebot faſt ohne alle Verbindlichkeit waͤre) und ſie beyde, oder ὁι δώο, die zweene, und alſo nicht mehrere, wie L 3
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Cap. 7, v. 1. 2. 3. an die Roͤmer.
worden, und zur Gnade gekommen; und wie
dieſe Veraͤnderung und Verſetzung aus dem
Stande unter dem Geſetze in den Stand
der Gnaden der Heiligung ſo gar nicht entge-
gen ſtehe, daß dieſelbe vielmehr dadurch befor-
dert werde.
3. Dieſes vorzuſtellen, ſetzet der Apoſtel
v. 1. erſtlich die Regel, wie lange das Geſetz ei-
nen unter ſeiner Herrſchaft halte. Und dieſe
Regel erlaͤutert er v. 2. 3. mit dem Exempel
des beſondern Geſetzes von der leiblichen Ehe.
Darauf denn v. 5. und 6. die Application erfol-
get auf die geſchehene Verſetzung aus dem Stan-
de unter dem Geſetze in den Stand unter der Gna-
de bey Chriſto: welche denn mit ſolchen Worten
geſchiehet, die von dem Bilde der Ehe herge-
nommen ſind.
4. Und davon nimmt der Apoſtel Gele-
genheit ferner von dem Stande unter dem Ge-
ſetze zu handeln, von dem ſiebenden Vers an, bis
ans Ende des Capitels: welche Connexion wohl
zu mercken iſt, um zu erkennen, von welcher Art
Menſchen daſelbſt geredet werde. Doch hie-
ven hernach ein mehrers.
Das ſiebende Capitel.
Darinnen der Stand unter dem Geſetze alſo beſchrieben wird/
daß man ſiehet/ wie ſo gar keine Kraͤfte ein Unwiedergebohrner habe/
ſich von der Suͤnden Schuld und Herrſchaft/ die er aus dem Geſetze
und der vorlauffenden Gnade erkennet/ los zu machen/ und
in die wahre Freyheit zu ſetzen.
V. 1.
WJſſet ihr nicht, lieben Bruͤ-
der, (ich halte mich verſichert,
ihr wiſſet es gar wohl, ihr, die
ihr mit mir GOtt zum liebrei-
chen Vater habet, und mit mir
in gleichem Rechte der Kindſchaft ſtehet.) denn
ich rede mit denen, die das Geſetz wiſſen
(mit denen aus den Juͤden zu Rom zu Chriſto
Bekehrten: als welche anfangs die meiſten
der Chriſtlichen Gemeine daſelbſt waren: wie-
wol auch die Heyden, wenn ſie die Chriſtliche
Religion annahmen, vom Geſetze unterrichtet
wurden, und alſo in ſo fern alhier mit gemeinet
ſind:) daß das Geſetz herrſchet uͤber den
Menſchen, ſo lange er lebet (ſintemal es ihm
nicht auf eine und die andere kurtze Zeit, ſondern
auf ſein gantzes Leben gegeben iſt, und er eher
von der Verbindung nicht frey wird, als bis der
leibliche Tod dazu koͤmmt, und ihn auſſer den
Stand ſetzet, worinnen ihm das Geſetz gegeben
war, oder auch den hinwegnimmt, an welchen
ihn das Geſetz zu gewiſſen Pflichten verbunden
hatte.)
V. 2. 3.
Denn (dieſes mit einem Exempel vom Ehe-
Geſetze zu erlaͤutern) ein Weib, das unter
dem Manne iſt, dieweil der Mann lebet,
iſt ſie verbunden an das Geſetz (an das erſte
und Haupt-Ehe-Geſetz Gen. 2, 21.) ſo aber der
Mann ſtirbt, ſo iſt ſie loß vom Geſetz, das
den Mann betrifft. v. 3. Wo ſie nun bey
einem andern Manne (in der Ehe) lebet,
wird ſie eine Ehebrecherin geheiſſen (wie ſie
es denn auch iſt; nemlich nach dem Grunde, daß
das Weib ihrem Manne auf die Zeit ſeines Le-
bens allein anhangen ſoll, aber auſſer ihm ſich
noch an einen andern henget, oder ihn gar ver-
laͤßt; und, obgleich das eheliche Band zwiſchen
ihr und ihrem noch lebenden Ehe-Mann noch
dauret, ſie doch ſich ehelich zu einem andern Ehe-
Mann haͤlt.) So aber der Mann ſtirbet,
iſt ſie frey von dem (Ehe-) Geſetze, daß ſie
nicht eine Ehebrecherin iſt, wo ſie bey ei-
nem andern Manne iſt.
Anmerckungen.
1. Der Apoſtel ſiehet eigentlich auf das
ſchon angefuͤhrte erſte Grund-Geſetze von der
Ehe 1 B. Moſ. 2, 24. Und auf eben dieſes Ge-
ſetze beziehet er ſich auch faſt mit eben ſolchen
Worten zum Beſchluß der Abhandlung von der
Ehe und den Ehe-Scheidungen 1 Cor. 7, 39.
wie unſer Heiland ſelbſt thut Matth. 19, 4-6.
2. Daß aber der Apoſtel nur von dem
Weibe alhier ſetzet, daß ſie an das Ehe-Geſetz,
oder durch dieſes an den Ehe-Mann, auf die
Zeit ſeines Lebens gebunden ſey, nicht aber, daß
ein Ehe-Mann dadurch eben ſo veſt an ſein Ehe-
Weib gebunden; koͤmmt daher, weil er in der
application unter dem Bilde des Ehe-Weibes
den Zuſtand der Glaͤubigen unter dem Geſetz,
oder ohne das Geſetz, vorſtellen wolte.
3. An ſich ſelbſt aber gehet das Geſetz mit
ſeiner Verbindlichkeit nicht weniger auf den
Mann, als auf das Weib, daß er nemlich
durch das ſchon im Paradieſe gegebene Ehe- und
Natur-Geſetz an ſein Weib, auf die Zeit ihres
Lebens, gebunden ſey. Wie denn darinn
des Mannes, als der Haupt-Perſon, wie auch
in andern Geſetzen, die auf beyderley Geſchlecht
gehen, gebraͤuchlich iſt, ausdruͤcklich gedacht wird,
wenn es heißt: Darum wird (und ſoll) ein
Mann ſeinen Vater und Mutter verlaſſen,
urd an ſeinem Weibe hangen, (nemlich auf
die Zeit ihres Lebens, und zwar an ſie allein; als
ohne welchen Verſtand dieſes Gebot faſt ohne
alle Verbindlichkeit waͤre) und ſie beyde, oder
ὁι δώο, die zweene, und alſo nicht mehrere,
wie
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