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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 6, v. 22. 23.
[Spaltenumbruch] was er thut, um seines Vortheils willen thut;
aber so blind ist, daß er seinen grössesten Scha-
den für einen Nutzen ansiehet) welcher (bösen
Wercke) ihr euch ietzt schämet (wie denn die
Eigenschaft der wahrhaftig Bekehrten diese ist,
daß sie sich ihrer vorigen Sünde vor GOtt und
Menschen schämen, und durch solche Schaam
sich auch so viel mehr von dem fernern Sünden-
Dienst zurück halten lassen: Dahingegen die
Ruchlosen und dabey unbußfertigen nicht selten
ihre Sünden auch wol gar mit einem lügenhaf-
ten Zusatze andern zu erzehlen, und sich dersel-
ben zu rühmen pflegen; wenn sie nemlich von
solcher Art sind, daß man sich keiner weltlichen
Strafe, und, wegen der gemeinen Gewohnheit
unter andern groben Sündern, keiner äusserli-
chen Schande zu befürchten hat) denn das En-
de desselbigen
(ekeinon, derselbigen, nemlich
bösen Wercke) ist der (ewige) Tod (welcher
nach dem zeitlichen auf den geistlichen Tod, der
sich in solchen heillosen Wercken hervor gethan
hat, erfolget. Siehe c. 1, 32. Die GOttes
Gerechtigkeit wissen, daß, die solches thun, des
Todes würdig sind. Ferner c. 8, 6. 13. Denn
daß alhier der leibliche Tod nicht gemeinet wer-
de, siehet man auch daraus, daß ja auch die
Knechte der Gerechtigkeit des leiblichen Todes
sterben.)

Anmerckungen.
1. Jn diesen Worten ist erstlich eine Frage,
aber ohne ausdrückliche Antwort; da die Ant-
wort schon mit in der Frage lieget: Und denn ist
darin ein Beweis von dem, was mit der Frage
bejahet worden.
2. Die Frage ist: Was hattet ihr zu
der Zeit für Frucht
(nemlich von den Wercken
oder Dingen) eph' [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]is, welcher, oder welcher
wegen, ihr euch ietzt schämet? womit denn
angezeiget wird, daß die Frucht böser Wercke
sich in solchem Schaden und in solcher Schande
geäussert habe, deren man sich ietzo nach der Be-
kehrung billig schämen müsse.
3. Da nun solcher gestalt in der Frage
schon die Antwort von dem grossen Schaden und
der Schande lag, und also die Frage bereits ei-
nen Ausspruch in sich hielt, so bestätiget der Apo-
stei denselben mit den letztern Worten; da er
spricht: denn das Ende desselbigen (ekeinon,
derselbigen, nemlich bösen Wercke, eph' [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]is,
welcher wegen ihr euch ietzo schämet) ist der
Tod
(nemlich bey denen, welche unbekehret
bleiben. Womit denn der Apostel in thesi re-
det.
V. 22.

Nun ihr aber seyd von der Sünde
(derselben Schuld, Strafe und Herrschaft nach)
frey und GOttes Knechte worden (und
also, nachdem euch der Sohn GOttes recht frey
gemachet Joh. 8, 36. zu dem rechten Adel eu-
rer Seelen gelanget) habet ihr eure Frucht,
daß ihr heilig werdet
(und also das durch die
Sünde verlohrne herrliche Ebenbild GOttes
Röm. 3, 23. in euch immer völliger wieder ange-
richtet werde 2 Cor. 3, 18.) das Ende aber ist
[Spaltenumbruch] das ewige Leben
(welches uns, da alles gute,
was wir gewircket haben, ohne das ein Werck
der Gnade und dazu unvollkommen ist, aus Gna-
den geschencket wird: Hingegen aber der ewige
Tod durch des Menschen eigne und herrschende
Sünden wohl verdienet ist.)

V. 23.

Denn der Tod ist der Sünden Sold
(gerechte Belohnung: welches so fort der erste
Mensch erfuhr, als der durch die Sünde in den
geistlichen Tod verfiel, und dadurch auch die
Strafe des zeitlichen und ewigen Todes über sich
zog: auch verursachete, daß durch die erste
Sünde seines Abfalls von GOtt der Tod in die
Welt kam, und zu allen Menschen hindurch
drang c. 5, 12. nach der göttlichen Bedrohung:
Du wirst des Todes sterben. Welches To-
des-Urtheil denn an allen vollzogen wird, wel-
che unter der Herrschaft, und also auch unter der
Schuld und Strafe der Sünde verbleiben) aber
die Gabe GOttes
(die Gnaden-Gabe der Er-
lösung c. 5, 15-17. wenn sie zu der Heiligung
wohl angewendet wird, v. 14.) ist (ihrem Er-
folg und ihrer Frucht nach) das ewige Leben
in Christo JEsu unserm HErrn
(welches
seinen Grund nicht in unserm Verdienste, son-
dern allein in Christo hat, und also ein Gnaden-
Lohn ist: gleichwie ein grosser Herr dem, der
ihm zwar aus Schuldigkeit, aber doch mit beson-
derer Treue, gedienet hat, eine besondere Gnade
zu erweisen pfleget.

Anmerckungen.
1. Das Wort opsonia stehet in plurali, und
zeiget die mehrere Arten des Todes und der
Strafen an. Und da es eigentlich von der
Speise und vom Geld, so den Kriegs-Knechten,
jenes auch andern Knechten für ihre Arbeit gege-
ben wurde, gebrauchet wird, so ist die Sünde
gleichsam der Koch, der eine solche Speise, dar-
an man sich den ewigen Tod isset, zu wege brin-
get: sie ist wie des Soldaten Arbeit im Streit,
welche einen solchen unglücklichen Lohn nach sich
ziehet: gleichwie man siehet, daß gar oft der
leibliche Tod das Ende ist von aller Krieges-Ex-
pedition.
2. Jm übrigen ist alhier der Zusammen-
hang der bisher abgehandelten Materie mit dem,
was nun im siebenden Capitel, sonderlich in
desselben sechs erstern Versen folget, wohl zu
mercken. Der Apostel hatte c. 6, v. 14. gesaget,
die Sünde werde über die gläubigen Rö-
mer nicht herrschen können, weil sie nicht
unter dem Gesetze wären, sondern unter
der Gnade.
Und damit dieses, nicht mehr
unter dem Gesetz, sondern unter der Gna-
de seyn,
nicht könte und möchte zum muthwilli-
gen Sünden-Dienste gemißbrauchet werden;
hatte er den zu solchem Mißbrauch v. 15. gemach-
ten Einwurf, v. 16. sqq. mit mehrern beantwor-
tet, und gezeiget, wie das der Stand der Gnade
auf die wahre Heiligung führe. Damit nun
dieses so viel mehr erkant werde, so fähret er cap.
7, 1-6. fort hievon also zu handeln, daß er zeiget,
daß und wie die Gläubigen vom Gesetze befreyet
wor-

Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 6, v. 22. 23.
[Spaltenumbruch] was er thut, um ſeines Vortheils willen thut;
aber ſo blind iſt, daß er ſeinen groͤſſeſten Scha-
den fuͤr einen Nutzen anſiehet) welcher (boͤſen
Wercke) ihr euch ietzt ſchaͤmet (wie denn die
Eigenſchaft der wahrhaftig Bekehrten dieſe iſt,
daß ſie ſich ihrer vorigen Suͤnde vor GOtt und
Menſchen ſchaͤmen, und durch ſolche Schaam
ſich auch ſo viel mehr von dem fernern Suͤnden-
Dienſt zuruͤck halten laſſen: Dahingegen die
Ruchloſen und dabey unbußfertigen nicht ſelten
ihre Suͤnden auch wol gar mit einem luͤgenhaf-
ten Zuſatze andern zu erzehlen, und ſich derſel-
ben zu ruͤhmen pflegen; wenn ſie nemlich von
ſolcher Art ſind, daß man ſich keiner weltlichen
Strafe, und, wegen der gemeinen Gewohnheit
unter andern groben Suͤndern, keiner aͤuſſerli-
chen Schande zu befuͤrchten hat) denn das En-
de deſſelbigen
(εκείνων, derſelbigen, nemlich
boͤſen Wercke) iſt der (ewige) Tod (welcher
nach dem zeitlichen auf den geiſtlichen Tod, der
ſich in ſolchen heilloſen Wercken hervor gethan
hat, erfolget. Siehe c. 1, 32. Die GOttes
Gerechtigkeit wiſſen, daß, die ſolches thun, des
Todes wuͤrdig ſind. Ferner c. 8, 6. 13. Denn
daß alhier der leibliche Tod nicht gemeinet wer-
de, ſiehet man auch daraus, daß ja auch die
Knechte der Gerechtigkeit des leiblichen Todes
ſterben.)

Anmerckungen.
1. Jn dieſen Worten iſt erſtlich eine Frage,
aber ohne ausdruͤckliche Antwort; da die Ant-
wort ſchon mit in der Frage lieget: Und denn iſt
darin ein Beweis von dem, was mit der Frage
bejahet worden.
2. Die Frage iſt: Was hattet ihr zu
der Zeit fuͤr Frucht
(nemlich von den Wercken
oder Dingen) έφ᾽ [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ις, welcher, oder welcher
wegen, ihr euch ietzt ſchaͤmet? womit denn
angezeiget wird, daß die Frucht boͤſer Wercke
ſich in ſolchem Schaden und in ſolcher Schande
geaͤuſſert habe, deren man ſich ietzo nach der Be-
kehrung billig ſchaͤmen muͤſſe.
3. Da nun ſolcher geſtalt in der Frage
ſchon die Antwort von dem groſſen Schaden und
der Schande lag, und alſo die Frage bereits ei-
nen Ausſpruch in ſich hielt, ſo beſtaͤtiget der Apo-
ſtei denſelben mit den letztern Worten; da er
ſpricht: denn das Ende deſſelbigen (ἐκείνων,
derſelbigen, nemlich boͤſen Wercke, ἐφ᾽ [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ις,
welcher wegen ihr euch ietzo ſchaͤmet) iſt der
Tod
(nemlich bey denen, welche unbekehret
bleiben. Womit denn der Apoſtel in theſi re-
det.
V. 22.

Nun ihr aber ſeyd von der Suͤnde
(derſelben Schuld, Strafe und Herrſchaft nach)
frey und GOttes Knechte worden (und
alſo, nachdem euch der Sohn GOttes recht frey
gemachet Joh. 8, 36. zu dem rechten Adel eu-
rer Seelen gelanget) habet ihr eure Frucht,
daß ihr heilig werdet
(und alſo das durch die
Suͤnde verlohrne herrliche Ebenbild GOttes
Roͤm. 3, 23. in euch immer voͤlliger wieder ange-
richtet werde 2 Cor. 3, 18.) das Ende aber iſt
[Spaltenumbruch] das ewige Leben
(welches uns, da alles gute,
was wir gewircket haben, ohne das ein Werck
der Gnade und dazu unvollkommen iſt, aus Gna-
den geſchencket wird: Hingegen aber der ewige
Tod durch des Menſchen eigne und herrſchende
Suͤnden wohl verdienet iſt.)

V. 23.

Denn der Tod iſt der Suͤnden Sold
(gerechte Belohnung: welches ſo fort der erſte
Menſch erfuhr, als der durch die Suͤnde in den
geiſtlichen Tod verfiel, und dadurch auch die
Strafe des zeitlichen und ewigen Todes uͤber ſich
zog: auch verurſachete, daß durch die erſte
Suͤnde ſeines Abfalls von GOtt der Tod in die
Welt kam, und zu allen Menſchen hindurch
drang c. 5, 12. nach der goͤttlichen Bedrohung:
Du wirſt des Todes ſterben. Welches To-
des-Urtheil denn an allen vollzogen wird, wel-
che unter der Herrſchaft, und alſo auch unter der
Schuld und Strafe der Suͤnde verbleiben) aber
die Gabe GOttes
(die Gnaden-Gabe der Er-
loͤſung c. 5, 15-17. wenn ſie zu der Heiligung
wohl angewendet wird, v. 14.) iſt (ihrem Er-
folg und ihrer Frucht nach) das ewige Leben
in Chriſto JEſu unſerm HErrn
(welches
ſeinen Grund nicht in unſerm Verdienſte, ſon-
dern allein in Chriſto hat, und alſo ein Gnaden-
Lohn iſt: gleichwie ein groſſer Herr dem, der
ihm zwar aus Schuldigkeit, aber doch mit beſon-
derer Treue, gedienet hat, eine beſondere Gnade
zu erweiſen pfleget.

Anmerckungen.
1. Das Wort όψώνια ſtehet in plurali, und
zeiget die mehrere Arten des Todes und der
Strafen an. Und da es eigentlich von der
Speiſe und vom Geld, ſo den Kriegs-Knechten,
jenes auch andern Knechten fuͤr ihre Arbeit gege-
ben wurde, gebrauchet wird, ſo iſt die Suͤnde
gleichſam der Koch, der eine ſolche Speiſe, dar-
an man ſich den ewigen Tod iſſet, zu wege brin-
get: ſie iſt wie des Soldaten Arbeit im Streit,
welche einen ſolchen ungluͤcklichen Lohn nach ſich
ziehet: gleichwie man ſiehet, daß gar oft der
leibliche Tod das Ende iſt von aller Krieges-Ex-
pedition.
2. Jm uͤbrigen iſt alhier der Zuſammen-
hang der bisher abgehandelten Materie mit dem,
was nun im ſiebenden Capitel, ſonderlich in
deſſelben ſechs erſtern Verſen folget, wohl zu
mercken. Der Apoſtel hatte c. 6, v. 14. geſaget,
die Suͤnde werde uͤber die glaͤubigen Roͤ-
mer nicht herrſchen koͤnnen, weil ſie nicht
unter dem Geſetze waͤren, ſondern unter
der Gnade.
Und damit dieſes, nicht mehr
unter dem Geſetz, ſondern unter der Gna-
de ſeyn,
nicht koͤnte und moͤchte zum muthwilli-
gen Suͤnden-Dienſte gemißbrauchet werden;
hatte er den zu ſolchem Mißbrauch v. 15. gemach-
ten Einwurf, v. 16. ſqq. mit mehrern beantwor-
tet, und gezeiget, wie das der Stand der Gnade
auf die wahre Heiligung fuͤhre. Damit nun
dieſes ſo viel mehr erkant werde, ſo faͤhret er cap.
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daß und wie die Glaͤubigen vom Geſetze befreyet
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[84/0112] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 6, v. 22. 23. was er thut, um ſeines Vortheils willen thut; aber ſo blind iſt, daß er ſeinen groͤſſeſten Scha- den fuͤr einen Nutzen anſiehet) welcher (boͤſen Wercke) ihr euch ietzt ſchaͤmet (wie denn die Eigenſchaft der wahrhaftig Bekehrten dieſe iſt, daß ſie ſich ihrer vorigen Suͤnde vor GOtt und Menſchen ſchaͤmen, und durch ſolche Schaam ſich auch ſo viel mehr von dem fernern Suͤnden- Dienſt zuruͤck halten laſſen: Dahingegen die Ruchloſen und dabey unbußfertigen nicht ſelten ihre Suͤnden auch wol gar mit einem luͤgenhaf- ten Zuſatze andern zu erzehlen, und ſich derſel- ben zu ruͤhmen pflegen; wenn ſie nemlich von ſolcher Art ſind, daß man ſich keiner weltlichen Strafe, und, wegen der gemeinen Gewohnheit unter andern groben Suͤndern, keiner aͤuſſerli- chen Schande zu befuͤrchten hat) denn das En- de deſſelbigen (εκείνων, derſelbigen, nemlich boͤſen Wercke) iſt der (ewige) Tod (welcher nach dem zeitlichen auf den geiſtlichen Tod, der ſich in ſolchen heilloſen Wercken hervor gethan hat, erfolget. Siehe c. 1, 32. Die GOttes Gerechtigkeit wiſſen, daß, die ſolches thun, des Todes wuͤrdig ſind. Ferner c. 8, 6. 13. Denn daß alhier der leibliche Tod nicht gemeinet wer- de, ſiehet man auch daraus, daß ja auch die Knechte der Gerechtigkeit des leiblichen Todes ſterben.) Anmerckungen. 1. Jn dieſen Worten iſt erſtlich eine Frage, aber ohne ausdruͤckliche Antwort; da die Ant- wort ſchon mit in der Frage lieget: Und denn iſt darin ein Beweis von dem, was mit der Frage bejahet worden. 2. Die Frage iſt: Was hattet ihr zu der Zeit fuͤr Frucht (nemlich von den Wercken oder Dingen) έφ᾽ _ ις, welcher, oder welcher wegen, ihr euch ietzt ſchaͤmet? womit denn angezeiget wird, daß die Frucht boͤſer Wercke ſich in ſolchem Schaden und in ſolcher Schande geaͤuſſert habe, deren man ſich ietzo nach der Be- kehrung billig ſchaͤmen muͤſſe. 3. Da nun ſolcher geſtalt in der Frage ſchon die Antwort von dem groſſen Schaden und der Schande lag, und alſo die Frage bereits ei- nen Ausſpruch in ſich hielt, ſo beſtaͤtiget der Apo- ſtei denſelben mit den letztern Worten; da er ſpricht: denn das Ende deſſelbigen (ἐκείνων, derſelbigen, nemlich boͤſen Wercke, ἐφ᾽ _ ις, welcher wegen ihr euch ietzo ſchaͤmet) iſt der Tod (nemlich bey denen, welche unbekehret bleiben. Womit denn der Apoſtel in theſi re- det. V. 22. Nun ihr aber ſeyd von der Suͤnde (derſelben Schuld, Strafe und Herrſchaft nach) frey und GOttes Knechte worden (und alſo, nachdem euch der Sohn GOttes recht frey gemachet Joh. 8, 36. zu dem rechten Adel eu- rer Seelen gelanget) habet ihr eure Frucht, daß ihr heilig werdet (und alſo das durch die Suͤnde verlohrne herrliche Ebenbild GOttes Roͤm. 3, 23. in euch immer voͤlliger wieder ange- richtet werde 2 Cor. 3, 18.) das Ende aber iſt das ewige Leben (welches uns, da alles gute, was wir gewircket haben, ohne das ein Werck der Gnade und dazu unvollkommen iſt, aus Gna- den geſchencket wird: Hingegen aber der ewige Tod durch des Menſchen eigne und herrſchende Suͤnden wohl verdienet iſt.) V. 23. Denn der Tod iſt der Suͤnden Sold (gerechte Belohnung: welches ſo fort der erſte Menſch erfuhr, als der durch die Suͤnde in den geiſtlichen Tod verfiel, und dadurch auch die Strafe des zeitlichen und ewigen Todes uͤber ſich zog: auch verurſachete, daß durch die erſte Suͤnde ſeines Abfalls von GOtt der Tod in die Welt kam, und zu allen Menſchen hindurch drang c. 5, 12. nach der goͤttlichen Bedrohung: Du wirſt des Todes ſterben. Welches To- des-Urtheil denn an allen vollzogen wird, wel- che unter der Herrſchaft, und alſo auch unter der Schuld und Strafe der Suͤnde verbleiben) aber die Gabe GOttes (die Gnaden-Gabe der Er- loͤſung c. 5, 15-17. wenn ſie zu der Heiligung wohl angewendet wird, v. 14.) iſt (ihrem Er- folg und ihrer Frucht nach) das ewige Leben in Chriſto JEſu unſerm HErrn (welches ſeinen Grund nicht in unſerm Verdienſte, ſon- dern allein in Chriſto hat, und alſo ein Gnaden- Lohn iſt: gleichwie ein groſſer Herr dem, der ihm zwar aus Schuldigkeit, aber doch mit beſon- derer Treue, gedienet hat, eine beſondere Gnade zu erweiſen pfleget. Anmerckungen. 1. Das Wort όψώνια ſtehet in plurali, und zeiget die mehrere Arten des Todes und der Strafen an. Und da es eigentlich von der Speiſe und vom Geld, ſo den Kriegs-Knechten, jenes auch andern Knechten fuͤr ihre Arbeit gege- ben wurde, gebrauchet wird, ſo iſt die Suͤnde gleichſam der Koch, der eine ſolche Speiſe, dar- an man ſich den ewigen Tod iſſet, zu wege brin- get: ſie iſt wie des Soldaten Arbeit im Streit, welche einen ſolchen ungluͤcklichen Lohn nach ſich ziehet: gleichwie man ſiehet, daß gar oft der leibliche Tod das Ende iſt von aller Krieges-Ex- pedition. 2. Jm uͤbrigen iſt alhier der Zuſammen- hang der bisher abgehandelten Materie mit dem, was nun im ſiebenden Capitel, ſonderlich in deſſelben ſechs erſtern Verſen folget, wohl zu mercken. Der Apoſtel hatte c. 6, v. 14. geſaget, die Suͤnde werde uͤber die glaͤubigen Roͤ- mer nicht herrſchen koͤnnen, weil ſie nicht unter dem Geſetze waͤren, ſondern unter der Gnade. Und damit dieſes, nicht mehr unter dem Geſetz, ſondern unter der Gna- de ſeyn, nicht koͤnte und moͤchte zum muthwilli- gen Suͤnden-Dienſte gemißbrauchet werden; hatte er den zu ſolchem Mißbrauch v. 15. gemach- ten Einwurf, v. 16. ſqq. mit mehrern beantwor- tet, und gezeiget, wie das der Stand der Gnade auf die wahre Heiligung fuͤhre. Damit nun dieſes ſo viel mehr erkant werde, ſo faͤhret er cap. 7, 1-6. fort hievon alſo zu handeln, daß er zeiget, daß und wie die Glaͤubigen vom Geſetze befreyet wor-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/112>, abgerufen am 23.11.2024.