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Lange, Helene: Die Frauen und das politische Leben. Berlin, 1909.

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solche Macht müssen sie auch auf beruflichem Gebiet immer im
Hintertreffen bleiben und in der Folge, d. h. im Laufe einer
Entwicklung, die die einzelnen Jnteressengruppen unseres Volkes
die Ausnutzung politischer Machtmittel mehr und mehr lehren
wird, in steigendem Maße ins Hintertreffen geraten.

So stellt sich uns das Problem "die Frauen und das
politische Leben" vom Standpunkt der erwerbenden berufstätigen
Frau aus dar. Die ungeheuren Zahlen, die uns die Berufs-
statistik gezeigt hat, berechtigen, diese wirtschaftliche Begründung
unserer Forderungen in den Vordergrund zu rücken. Sie wirkt
unabhängig von geistig sittlichen Momenten unmittelbar auf
jeden, der nicht den unbestreitbaren Tatsachen sein tel est mon
plaisir
entgegensetzt, eine Praxis, die wir ja allerdings auch bei
unsern politischen Parteien nicht selten finden und die uns
immer wieder zeigen kann, mit wie wenig Weisheit und wie
viel Vorurteil und Willkür die Welt regiert wird.

Aber die Frage "die Frauen und das politische Leben"
muß doch noch von einer höheren Warte aus behandelt werden
als von der der rein wirtschaftlichen Jnteressenvertretung. Auf
diese höhere Warte werden mir alle folgen, denen Politik und
nationales Leben nicht aufgeht in wirtschaftlichen Machtkämpfen,
die in der Geschichte auch die geistigen Werte für wirksame
Kräfte halten. Haben wir auf dem Gebiete des wirtschaftlichen
Lebens gesehen, wie die Politik ein immer vollkommenerer Aus-
druck des Widerstreits und der Vereinigung aller vorhandenen
Jnteressen wird, so gilt das gleiche auch für das ganze Gebiet
der eigentlichen Kulturarbeit. Auch die Kulturströmungen
drängen im modernen Volksleben immer mehr dazu, sich zu
politischen Mächten zu verdichten. Die Kämpfe um Schule und
Kirche, um Kunst und Wissenschaft, um Fragen der öffentlichen
Moral, der Familie, der Ehe, um Autorität und Selbst-
bestimmung, die sich auf dem Forum unserer Parlamente ab-
spielen, zeigen uns, wie in steigendem Maße aus der privaten,
spontanen Kulturarbeit bewußte Kulturpolitik wird, wie man

solche Macht müssen sie auch auf beruflichem Gebiet immer im
Hintertreffen bleiben und in der Folge, d. h. im Laufe einer
Entwicklung, die die einzelnen Jnteressengruppen unseres Volkes
die Ausnutzung politischer Machtmittel mehr und mehr lehren
wird, in steigendem Maße ins Hintertreffen geraten.

So stellt sich uns das Problem „die Frauen und das
politische Leben“ vom Standpunkt der erwerbenden berufstätigen
Frau aus dar. Die ungeheuren Zahlen, die uns die Berufs-
statistik gezeigt hat, berechtigen, diese wirtschaftliche Begründung
unserer Forderungen in den Vordergrund zu rücken. Sie wirkt
unabhängig von geistig sittlichen Momenten unmittelbar auf
jeden, der nicht den unbestreitbaren Tatsachen sein tel est mon
plaisir
entgegensetzt, eine Praxis, die wir ja allerdings auch bei
unsern politischen Parteien nicht selten finden und die uns
immer wieder zeigen kann, mit wie wenig Weisheit und wie
viel Vorurteil und Willkür die Welt regiert wird.

Aber die Frage „die Frauen und das politische Leben“
muß doch noch von einer höheren Warte aus behandelt werden
als von der der rein wirtschaftlichen Jnteressenvertretung. Auf
diese höhere Warte werden mir alle folgen, denen Politik und
nationales Leben nicht aufgeht in wirtschaftlichen Machtkämpfen,
die in der Geschichte auch die geistigen Werte für wirksame
Kräfte halten. Haben wir auf dem Gebiete des wirtschaftlichen
Lebens gesehen, wie die Politik ein immer vollkommenerer Aus-
druck des Widerstreits und der Vereinigung aller vorhandenen
Jnteressen wird, so gilt das gleiche auch für das ganze Gebiet
der eigentlichen Kulturarbeit. Auch die Kulturströmungen
drängen im modernen Volksleben immer mehr dazu, sich zu
politischen Mächten zu verdichten. Die Kämpfe um Schule und
Kirche, um Kunst und Wissenschaft, um Fragen der öffentlichen
Moral, der Familie, der Ehe, um Autorität und Selbst-
bestimmung, die sich auf dem Forum unserer Parlamente ab-
spielen, zeigen uns, wie in steigendem Maße aus der privaten,
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[12/0018] solche Macht müssen sie auch auf beruflichem Gebiet immer im Hintertreffen bleiben und in der Folge, d. h. im Laufe einer Entwicklung, die die einzelnen Jnteressengruppen unseres Volkes die Ausnutzung politischer Machtmittel mehr und mehr lehren wird, in steigendem Maße ins Hintertreffen geraten. So stellt sich uns das Problem „die Frauen und das politische Leben“ vom Standpunkt der erwerbenden berufstätigen Frau aus dar. Die ungeheuren Zahlen, die uns die Berufs- statistik gezeigt hat, berechtigen, diese wirtschaftliche Begründung unserer Forderungen in den Vordergrund zu rücken. Sie wirkt unabhängig von geistig sittlichen Momenten unmittelbar auf jeden, der nicht den unbestreitbaren Tatsachen sein tel est mon plaisir entgegensetzt, eine Praxis, die wir ja allerdings auch bei unsern politischen Parteien nicht selten finden und die uns immer wieder zeigen kann, mit wie wenig Weisheit und wie viel Vorurteil und Willkür die Welt regiert wird. Aber die Frage „die Frauen und das politische Leben“ muß doch noch von einer höheren Warte aus behandelt werden als von der der rein wirtschaftlichen Jnteressenvertretung. Auf diese höhere Warte werden mir alle folgen, denen Politik und nationales Leben nicht aufgeht in wirtschaftlichen Machtkämpfen, die in der Geschichte auch die geistigen Werte für wirksame Kräfte halten. Haben wir auf dem Gebiete des wirtschaftlichen Lebens gesehen, wie die Politik ein immer vollkommenerer Aus- druck des Widerstreits und der Vereinigung aller vorhandenen Jnteressen wird, so gilt das gleiche auch für das ganze Gebiet der eigentlichen Kulturarbeit. Auch die Kulturströmungen drängen im modernen Volksleben immer mehr dazu, sich zu politischen Mächten zu verdichten. Die Kämpfe um Schule und Kirche, um Kunst und Wissenschaft, um Fragen der öffentlichen Moral, der Familie, der Ehe, um Autorität und Selbst- bestimmung, die sich auf dem Forum unserer Parlamente ab- spielen, zeigen uns, wie in steigendem Maße aus der privaten, spontanen Kulturarbeit bewußte Kulturpolitik wird, wie man

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2022-03-24T10:53:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Dennis Dietrich: Bearbeitung der digitalen Edition. (2022-03-24T10:53:44Z)

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Zitationshilfe: Lange, Helene: Die Frauen und das politische Leben. Berlin, 1909, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_frauen_1909/18>, abgerufen am 27.11.2024.