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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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Von den Zeitwörtern.

§. 160. Diese Ableitungstheilchen dienen über-
haupt, die Zeitwörter, denen sie beygefügt, vorgesetzt
oder eingeschoben werden, bestimmter, bedeutender und
nachdrücklicher zu machen, weil sie dem Begriffe der
Handlungen mehrere Bestimmungen geben. So fern
sich aber dadurch das Wort nur da gebrauchen läßt,
wo eben diese Bestimmungen wirklich vorkommen, so
wird der Gebrauch desselben seltener und schwerer. Er-
steres, weil seine Bedeutung durch die Zusammenset-
zung individualer wird; letzteres aber, weil man sich da,
wo das Wort gebraucht werden solle, vorerst versichern
muß, ob es auf die erheblichen Umstände der Sache ge-
nau passe? Jn der Fertigkeit dieser Auswahl der Wör-
ter liegt ein großer Theil dessen, was man: einer
Sprache mächtig seyn,
heißt.

§. 161. Die Ableitungstheilchen, wodurch ein Zeit-
wort bestimmter wird, müssen daher auch wegbleiben,
und mit andern verwechselt werden können, damit sich
das Wort nach jeden abgeänderten Umständen richten
lasse. Wir merken zu diesem Ende, und zugleich zum
Behufe der oben (§. 129.) erwähnten Theorie der deut-
schen Sprache an, daß diese Sprache auch hierinn noch
eines großen Wachsthums fähig ist. Sie hat noch ei-
ne Menge abgeleiteter Zeitwörter, deren Wurzelwörter
mehr aus Nachläßigkeit als tüchtigen Gründen in Ab-
gang gekommen, und die man dermalen, da die deut-
sche Sprache zur gelehrten Sprache wird, mit Vor-
theil wiederum hervor suchen könnte, nicht nur um die-
se Wurzelwörter selbsten, sondern mit denselben zugleich
noch mehrere abgeleitete zu haben. Als Beyspiele wol-
len wir nur die Wörter: erstaunen, bewahren,
drängen, genesen, befremden, erhellen, erquik-
ken, genügen, gelingen
etc. anführen, von deren
Wurzelwörtern eine Menge anderer abgeleitet und in
Aufnahme gebracht werden können (§. 130.).

§. 162.
Von den Zeitwoͤrtern.

§. 160. Dieſe Ableitungstheilchen dienen uͤber-
haupt, die Zeitwoͤrter, denen ſie beygefuͤgt, vorgeſetzt
oder eingeſchoben werden, beſtimmter, bedeutender und
nachdruͤcklicher zu machen, weil ſie dem Begriffe der
Handlungen mehrere Beſtimmungen geben. So fern
ſich aber dadurch das Wort nur da gebrauchen laͤßt,
wo eben dieſe Beſtimmungen wirklich vorkommen, ſo
wird der Gebrauch deſſelben ſeltener und ſchwerer. Er-
ſteres, weil ſeine Bedeutung durch die Zuſammenſet-
zung individualer wird; letzteres aber, weil man ſich da,
wo das Wort gebraucht werden ſolle, vorerſt verſichern
muß, ob es auf die erheblichen Umſtaͤnde der Sache ge-
nau paſſe? Jn der Fertigkeit dieſer Auswahl der Woͤr-
ter liegt ein großer Theil deſſen, was man: einer
Sprache maͤchtig ſeyn,
heißt.

§. 161. Die Ableitungstheilchen, wodurch ein Zeit-
wort beſtimmter wird, muͤſſen daher auch wegbleiben,
und mit andern verwechſelt werden koͤnnen, damit ſich
das Wort nach jeden abgeaͤnderten Umſtaͤnden richten
laſſe. Wir merken zu dieſem Ende, und zugleich zum
Behufe der oben (§. 129.) erwaͤhnten Theorie der deut-
ſchen Sprache an, daß dieſe Sprache auch hierinn noch
eines großen Wachsthums faͤhig iſt. Sie hat noch ei-
ne Menge abgeleiteter Zeitwoͤrter, deren Wurzelwoͤrter
mehr aus Nachlaͤßigkeit als tuͤchtigen Gruͤnden in Ab-
gang gekommen, und die man dermalen, da die deut-
ſche Sprache zur gelehrten Sprache wird, mit Vor-
theil wiederum hervor ſuchen koͤnnte, nicht nur um die-
ſe Wurzelwoͤrter ſelbſten, ſondern mit denſelben zugleich
noch mehrere abgeleitete zu haben. Als Beyſpiele wol-
len wir nur die Woͤrter: erſtaunen, bewahren,
draͤngen, geneſen, befremden, erhellen, erquik-
ken, genuͤgen, gelingen
ꝛc. anfuͤhren, von deren
Wurzelwoͤrtern eine Menge anderer abgeleitet und in
Aufnahme gebracht werden koͤnnen (§. 130.).

§. 162.
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[93/0099] Von den Zeitwoͤrtern. §. 160. Dieſe Ableitungstheilchen dienen uͤber- haupt, die Zeitwoͤrter, denen ſie beygefuͤgt, vorgeſetzt oder eingeſchoben werden, beſtimmter, bedeutender und nachdruͤcklicher zu machen, weil ſie dem Begriffe der Handlungen mehrere Beſtimmungen geben. So fern ſich aber dadurch das Wort nur da gebrauchen laͤßt, wo eben dieſe Beſtimmungen wirklich vorkommen, ſo wird der Gebrauch deſſelben ſeltener und ſchwerer. Er- ſteres, weil ſeine Bedeutung durch die Zuſammenſet- zung individualer wird; letzteres aber, weil man ſich da, wo das Wort gebraucht werden ſolle, vorerſt verſichern muß, ob es auf die erheblichen Umſtaͤnde der Sache ge- nau paſſe? Jn der Fertigkeit dieſer Auswahl der Woͤr- ter liegt ein großer Theil deſſen, was man: einer Sprache maͤchtig ſeyn, heißt. §. 161. Die Ableitungstheilchen, wodurch ein Zeit- wort beſtimmter wird, muͤſſen daher auch wegbleiben, und mit andern verwechſelt werden koͤnnen, damit ſich das Wort nach jeden abgeaͤnderten Umſtaͤnden richten laſſe. Wir merken zu dieſem Ende, und zugleich zum Behufe der oben (§. 129.) erwaͤhnten Theorie der deut- ſchen Sprache an, daß dieſe Sprache auch hierinn noch eines großen Wachsthums faͤhig iſt. Sie hat noch ei- ne Menge abgeleiteter Zeitwoͤrter, deren Wurzelwoͤrter mehr aus Nachlaͤßigkeit als tuͤchtigen Gruͤnden in Ab- gang gekommen, und die man dermalen, da die deut- ſche Sprache zur gelehrten Sprache wird, mit Vor- theil wiederum hervor ſuchen koͤnnte, nicht nur um die- ſe Wurzelwoͤrter ſelbſten, ſondern mit denſelben zugleich noch mehrere abgeleitete zu haben. Als Beyſpiele wol- len wir nur die Woͤrter: erſtaunen, bewahren, draͤngen, geneſen, befremden, erhellen, erquik- ken, genuͤgen, gelingen ꝛc. anfuͤhren, von deren Wurzelwoͤrtern eine Menge anderer abgeleitet und in Aufnahme gebracht werden koͤnnen (§. 130.). §. 162.

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/99>, abgerufen am 23.11.2024.