diese Art bringen wir, die Verdopplung eines gleichen Selbsilautes mitgerechnet, 17 mal 17, oder 289 Doppel- laute heraus, welche ebenfalls wiederum, jeder einen Begriff, vorstellen können, wie z. E. im Deutschen die Wörter au, je, ey, ja, etc. sind.
§. 88. Die Aussprache aller dieser Doppellaute setzt weiter nichts als die Aussprache aller Selbstlaute vor- aus, und man kann sich in der Jugend zu einer beson- dern Fertigkeit darinn gewöhnen. Das Aussprechen dreyer Selbstlauter in einer Sylbe ist allerdings an sich mühsamer, wenn man, ohne zwo Sylben daraus zu ma- chen, jeden vernehmlich aussprechen will. Die Welschen haben etwas dergleichen in den Worten gli uomini, wo sie das gliuo in eine Sylbe ziehen. Uebrigens wird bey der Aussprache solcher Triphtonge oder Dreylaute noch mehr als bey den Doppellauten erfordert, daß man es in der Jugend zur Fertigkeit bringe. Und da die Selbstlaute nur stufenweise von einander verschieden sind, so ist für sich klar, daß die Aussprache solcher Dreylaute leichter ist, wenn sie nach der Ordnung ihrer Stufen auf einander folgen. Die Anzahl solcher Drey- laute beläuft sich auf 17 mal 289 oder 4913, worunter aber die doppelt und dreyfach genommenen Selbstlaute mit begriffen sind. Denn ohne diese kommen nur 17 · 16 · 15 = 4080 heraus. Die Anzahl der Vier- laute ist noch 14 mal größer, so daß, wenn man sie noch als möglich und aussprechbar ansehen will, über die 60000 Laute herauskommen, die noch alle, und ohne Zuziehung eines Consonanten, in Form einer Sylbe aus- gesprochen werden, und Begriffe vorstellen können.
§. 88a. Wenn wir aber Consonanten mitnehmen, und ebenfalls nur bey den (§. 77.) angezeigten 13 einfa- chen bleiben, so wird die Anzahl der möglichen Sylben noch ungleich größer. Denn, um bey einem anzufan- gen, so kann jeder Consonant einem Selbstlaute, Dop-
pellaute,
II. Hauptſtuͤck.
dieſe Art bringen wir, die Verdopplung eines gleichen Selbſilautes mitgerechnet, 17 mal 17, oder 289 Doppel- laute heraus, welche ebenfalls wiederum, jeder einen Begriff, vorſtellen koͤnnen, wie z. E. im Deutſchen die Woͤrter au, je, ey, ja, ꝛc. ſind.
§. 88. Die Ausſprache aller dieſer Doppellaute ſetzt weiter nichts als die Ausſprache aller Selbſtlaute vor- aus, und man kann ſich in der Jugend zu einer beſon- dern Fertigkeit darinn gewoͤhnen. Das Ausſprechen dreyer Selbſtlauter in einer Sylbe iſt allerdings an ſich muͤhſamer, wenn man, ohne zwo Sylben daraus zu ma- chen, jeden vernehmlich ausſprechen will. Die Welſchen haben etwas dergleichen in den Worten gli uomini, wo ſie das gliuo in eine Sylbe ziehen. Uebrigens wird bey der Ausſprache ſolcher Triphtonge oder Dreylaute noch mehr als bey den Doppellauten erfordert, daß man es in der Jugend zur Fertigkeit bringe. Und da die Selbſtlaute nur ſtufenweiſe von einander verſchieden ſind, ſo iſt fuͤr ſich klar, daß die Ausſprache ſolcher Dreylaute leichter iſt, wenn ſie nach der Ordnung ihrer Stufen auf einander folgen. Die Anzahl ſolcher Drey- laute belaͤuft ſich auf 17 mal 289 oder 4913, worunter aber die doppelt und dreyfach genommenen Selbſtlaute mit begriffen ſind. Denn ohne dieſe kommen nur 17 · 16 · 15 = 4080 heraus. Die Anzahl der Vier- laute iſt noch 14 mal groͤßer, ſo daß, wenn man ſie noch als moͤglich und ausſprechbar anſehen will, uͤber die 60000 Laute herauskommen, die noch alle, und ohne Zuziehung eines Conſonanten, in Form einer Sylbe aus- geſprochen werden, und Begriffe vorſtellen koͤnnen.
§. 88a. Wenn wir aber Conſonanten mitnehmen, und ebenfalls nur bey den (§. 77.) angezeigten 13 einfa- chen bleiben, ſo wird die Anzahl der moͤglichen Sylben noch ungleich groͤßer. Denn, um bey einem anzufan- gen, ſo kann jeder Conſonant einem Selbſtlaute, Dop-
pellaute,
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[54/0060]
II. Hauptſtuͤck.
dieſe Art bringen wir, die Verdopplung eines gleichen
Selbſilautes mitgerechnet, 17 mal 17, oder 289 Doppel-
laute heraus, welche ebenfalls wiederum, jeder einen
Begriff, vorſtellen koͤnnen, wie z. E. im Deutſchen die
Woͤrter au, je, ey, ja, ꝛc. ſind.
§. 88. Die Ausſprache aller dieſer Doppellaute ſetzt
weiter nichts als die Ausſprache aller Selbſtlaute vor-
aus, und man kann ſich in der Jugend zu einer beſon-
dern Fertigkeit darinn gewoͤhnen. Das Ausſprechen
dreyer Selbſtlauter in einer Sylbe iſt allerdings an ſich
muͤhſamer, wenn man, ohne zwo Sylben daraus zu ma-
chen, jeden vernehmlich ausſprechen will. Die Welſchen
haben etwas dergleichen in den Worten gli uomini, wo
ſie das gliuo in eine Sylbe ziehen. Uebrigens wird
bey der Ausſprache ſolcher Triphtonge oder Dreylaute
noch mehr als bey den Doppellauten erfordert, daß
man es in der Jugend zur Fertigkeit bringe. Und da
die Selbſtlaute nur ſtufenweiſe von einander verſchieden
ſind, ſo iſt fuͤr ſich klar, daß die Ausſprache ſolcher
Dreylaute leichter iſt, wenn ſie nach der Ordnung ihrer
Stufen auf einander folgen. Die Anzahl ſolcher Drey-
laute belaͤuft ſich auf 17 mal 289 oder 4913, worunter
aber die doppelt und dreyfach genommenen Selbſtlaute
mit begriffen ſind. Denn ohne dieſe kommen nur
17 · 16 · 15 = 4080 heraus. Die Anzahl der Vier-
laute iſt noch 14 mal groͤßer, ſo daß, wenn man ſie noch
als moͤglich und ausſprechbar anſehen will, uͤber die
60000 Laute herauskommen, die noch alle, und ohne
Zuziehung eines Conſonanten, in Form einer Sylbe aus-
geſprochen werden, und Begriffe vorſtellen koͤnnen.
§. 88a. Wenn wir aber Conſonanten mitnehmen,
und ebenfalls nur bey den (§. 77.) angezeigten 13 einfa-
chen bleiben, ſo wird die Anzahl der moͤglichen Sylben
noch ungleich groͤßer. Denn, um bey einem anzufan-
gen, ſo kann jeder Conſonant einem Selbſtlaute, Dop-
pellaute,
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/60>, abgerufen am 23.11.2024.
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