5. Der Schlußsatz geht nun schlechthin auf die Fra- ge, ob man von 3/4 C sagen könne, daß sie 1/4 der Merkmale des B haben? Die Antwort, so der Schlußsatz angiebt, ist; die Wahrscheinlichkeit, diese Frage zu bejahen, sey , sie zu verneinen , sie dahingestellt seyn zu lassen .
§. 217. Wir werden nun noch einige Betrachtun- gen beyfügen, wie man in besondern Fällen die Lücken, so wahrscheinliche Schlüsse lassen, ausfüllen, und daher den Schlußsatz zur Gewißheit bringen könne, und wie es zugehe, daß man statt dessen sehr leicht bestimmtere Sätze in bloß wahrscheinliche verwandle, und sich da- durch den Weg zur Gewißheit schwerer mache. Ein- mal wird aus Sätzen von der Art,
alle A sind 3/4 B
sehr leicht und gleichsam unvermerkt,
alle A 3/4 sind B
gemacht, und dadurch die Merkmale des B, von denen man gewiß wußte, daß sie auch in A sind, mit denen vermengt, von welchen es unbestimmt ist, ob sie in A sind oder nicht. Man schließt, z. E. A hat die mei- sten Merkmale des B, demnach ist es wahrscheinlich B. Behält man nun hier den ersten Satz; so können Schlüsse von dieser Art vorkommen
alle A sind 3/4 B
alle C sind A
alle C sind 3/4 B.
Hier ist nun klar, daß, um den Schlußsatz,
alle C sind B
oder
kein C ist B
bestimmt zu machen, es darum zu thun sey, daß man sehe, ob die Merkmale des B, die man in A noch nicht gefunden, sich in C finden lassen, weil dieses öfters leich- ter ist. Findet man dieselben, so ist der Schlußsatz
alle
V. Hauptſtuͤck.
5. Der Schlußſatz geht nun ſchlechthin auf die Fra- ge, ob man von ¾ C ſagen koͤnne, daß ſie ¼ der Merkmale des B haben? Die Antwort, ſo der Schlußſatz angiebt, iſt; die Wahrſcheinlichkeit, dieſe Frage zu bejahen, ſey , ſie zu verneinen , ſie dahingeſtellt ſeyn zu laſſen .
§. 217. Wir werden nun noch einige Betrachtun- gen beyfuͤgen, wie man in beſondern Faͤllen die Luͤcken, ſo wahrſcheinliche Schluͤſſe laſſen, ausfuͤllen, und daher den Schlußſatz zur Gewißheit bringen koͤnne, und wie es zugehe, daß man ſtatt deſſen ſehr leicht beſtimmtere Saͤtze in bloß wahrſcheinliche verwandle, und ſich da- durch den Weg zur Gewißheit ſchwerer mache. Ein- mal wird aus Saͤtzen von der Art,
alle A ſind ¾ B
ſehr leicht und gleichſam unvermerkt,
alle A ¾ ſind B
gemacht, und dadurch die Merkmale des B, von denen man gewiß wußte, daß ſie auch in A ſind, mit denen vermengt, von welchen es unbeſtimmt iſt, ob ſie in A ſind oder nicht. Man ſchließt, z. E. A hat die mei- ſten Merkmale des B, demnach iſt es wahrſcheinlich B. Behaͤlt man nun hier den erſten Satz; ſo koͤnnen Schluͤſſe von dieſer Art vorkommen
alle A ſind ¾ B
alle C ſind A
alle C ſind ¾ B.
Hier iſt nun klar, daß, um den Schlußſatz,
alle C ſind B
oder
kein C iſt B
beſtimmt zu machen, es darum zu thun ſey, daß man ſehe, ob die Merkmale des B, die man in A noch nicht gefunden, ſich in C finden laſſen, weil dieſes oͤfters leich- ter iſt. Findet man dieſelben, ſo iſt der Schlußſatz
alle
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V. Hauptſtuͤck.
5. Der Schlußſatz geht nun ſchlechthin auf die Fra-
ge, ob man von ¾ C ſagen koͤnne, daß ſie ¼ der
Merkmale des B haben? Die Antwort, ſo der
Schlußſatz angiebt, iſt; die Wahrſcheinlichkeit,
dieſe Frage zu bejahen, ſey [FORMEL], ſie zu verneinen
[FORMEL], ſie dahingeſtellt ſeyn zu laſſen [FORMEL].
§. 217. Wir werden nun noch einige Betrachtun-
gen beyfuͤgen, wie man in beſondern Faͤllen die Luͤcken,
ſo wahrſcheinliche Schluͤſſe laſſen, ausfuͤllen, und daher
den Schlußſatz zur Gewißheit bringen koͤnne, und wie
es zugehe, daß man ſtatt deſſen ſehr leicht beſtimmtere
Saͤtze in bloß wahrſcheinliche verwandle, und ſich da-
durch den Weg zur Gewißheit ſchwerer mache. Ein-
mal wird aus Saͤtzen von der Art,
alle A ſind ¾ B
ſehr leicht und gleichſam unvermerkt,
alle A ¾ ſind B
gemacht, und dadurch die Merkmale des B, von denen
man gewiß wußte, daß ſie auch in A ſind, mit denen
vermengt, von welchen es unbeſtimmt iſt, ob ſie in A
ſind oder nicht. Man ſchließt, z. E. A hat die mei-
ſten Merkmale des B, demnach iſt es wahrſcheinlich B.
Behaͤlt man nun hier den erſten Satz; ſo koͤnnen
Schluͤſſe von dieſer Art vorkommen
alle A ſind ¾ B
alle C ſind A
alle C ſind ¾ B.
Hier iſt nun klar, daß, um den Schlußſatz,
alle C ſind B
oder
kein C iſt B
beſtimmt zu machen, es darum zu thun ſey, daß man
ſehe, ob die Merkmale des B, die man in A noch nicht
gefunden, ſich in C finden laſſen, weil dieſes oͤfters leich-
ter iſt. Findet man dieſelben, ſo iſt der Schlußſatz
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/386>, abgerufen am 18.06.2024.
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