Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
V. Hauptstück.

Von diesen Sätzen würden die beyden ersten eine sehr
unvollständige Jnduction geben. Und in Ansehung
des dritten Satzes erspart man sich die Mühe, den Be-
griff D von jeder der Arten P, Q, R etc. | besonders zu
verneinen, weil man vermittelst des ersten und eines der
beyden letzten Sätze, ohne solche Jnduction findet, daß
D dem B allein zukomme; und dieses ist genug, um so-
dann den Schluß zu ziehen, daß alle A, B seyn.

§. 179. Die Möglichkeit dieser beträchtlichen Ab-
kürzung, die uns statt der Wahrscheinlichkeit die Ge-
wißheit giebt, gründet sich schlechthin darauf, daß die
Eintheilung der Gattung C in ihre nächsten Arten B,
P, Q, R
etc. richtig gemacht sey. Diese Genauigkeit
vorausgesetzt, erstreckt sich ebenfalls auf die in der Dia-
noiologie angegebene Zeichnung, welche für gegenwär-
tigen Fall so ausfällt:

[Formel 1]

Man fängt nämlich bey der Gattung C an, und setzt
ihre Arten B, P, Q, R etc. unter dieselbe (Dianoiolog,
§. 188.). So dann folgt aus den Sätzen:

Alle B sind D
Etliche C sind nicht D

daß die Ausdehnung von D nicht kleiner als die von B,
aber auch nicht größer seyn könne (§. 177. No. 2, und
Dianoiol. §. 181.). Man macht sie demnach nicht nur
gleich, fondern setzt D gerade über B. Endlich aus dem
Satze:

Alle A sind D

folgt, daß A unter D zu stehen komme, und wenigstens
von nicht größerer Ausdehnung sey (Dianoiol. §. 181.).
Demnach wird A ganz unter D gesetzt. So sind nun
die beyden andern Sätze:

Alle
V. Hauptſtuͤck.

Von dieſen Saͤtzen wuͤrden die beyden erſten eine ſehr
unvollſtaͤndige Jnduction geben. Und in Anſehung
des dritten Satzes erſpart man ſich die Muͤhe, den Be-
griff D von jeder der Arten P, Q, R ꝛc. | beſonders zu
verneinen, weil man vermittelſt des erſten und eines der
beyden letzten Saͤtze, ohne ſolche Jnduction findet, daß
D dem B allein zukomme; und dieſes iſt genug, um ſo-
dann den Schluß zu ziehen, daß alle A, B ſeyn.

§. 179. Die Moͤglichkeit dieſer betraͤchtlichen Ab-
kuͤrzung, die uns ſtatt der Wahrſcheinlichkeit die Ge-
wißheit giebt, gruͤndet ſich ſchlechthin darauf, daß die
Eintheilung der Gattung C in ihre naͤchſten Arten B,
P, Q, R
ꝛc. richtig gemacht ſey. Dieſe Genauigkeit
vorausgeſetzt, erſtreckt ſich ebenfalls auf die in der Dia-
noiologie angegebene Zeichnung, welche fuͤr gegenwaͤr-
tigen Fall ſo ausfaͤllt:

[Formel 1]

Man faͤngt naͤmlich bey der Gattung C an, und ſetzt
ihre Arten B, P, Q, R ꝛc. unter dieſelbe (Dianoiolog,
§. 188.). So dann folgt aus den Saͤtzen:

Alle B ſind D
Etliche C ſind nicht D

daß die Ausdehnung von D nicht kleiner als die von B,
aber auch nicht groͤßer ſeyn koͤnne (§. 177. No. 2, und
Dianoiol. §. 181.). Man macht ſie demnach nicht nur
gleich, fondern ſetzt D gerade uͤber B. Endlich aus dem
Satze:

Alle A ſind D

folgt, daß A unter D zu ſtehen komme, und wenigſtens
von nicht groͤßerer Ausdehnung ſey (Dianoiol. §. 181.).
Demnach wird A ganz unter D geſetzt. So ſind nun
die beyden andern Saͤtze:

Alle
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0354" n="348"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi> </fw><lb/>
          <p>Von die&#x017F;en Sa&#x0364;tzen wu&#x0364;rden die beyden er&#x017F;ten eine &#x017F;ehr<lb/>
unvoll&#x017F;ta&#x0364;ndige Jnduction geben. Und in An&#x017F;ehung<lb/>
des dritten Satzes er&#x017F;part man &#x017F;ich die Mu&#x0364;he, den Be-<lb/>
griff <hi rendition="#aq">D</hi> von jeder der Arten <hi rendition="#aq">P, Q, R</hi> &#xA75B;c. | be&#x017F;onders zu<lb/>
verneinen, weil man vermittel&#x017F;t des er&#x017F;ten und eines der<lb/>
beyden letzten Sa&#x0364;tze, ohne &#x017F;olche Jnduction findet, daß<lb/><hi rendition="#aq">D</hi> dem <hi rendition="#aq">B</hi> allein zukomme; und die&#x017F;es i&#x017F;t genug, um &#x017F;o-<lb/>
dann den Schluß zu ziehen, daß alle <hi rendition="#aq">A, B</hi> &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>§. 179. Die Mo&#x0364;glichkeit die&#x017F;er betra&#x0364;chtlichen Ab-<lb/>
ku&#x0364;rzung, die uns &#x017F;tatt der Wahr&#x017F;cheinlichkeit die Ge-<lb/>
wißheit giebt, gru&#x0364;ndet &#x017F;ich &#x017F;chlechthin darauf, daß die<lb/>
Eintheilung der Gattung <hi rendition="#aq">C</hi> in ihre na&#x0364;ch&#x017F;ten Arten <hi rendition="#aq">B,<lb/>
P, Q, R</hi> &#xA75B;c. richtig gemacht &#x017F;ey. Die&#x017F;e Genauigkeit<lb/>
vorausge&#x017F;etzt, er&#x017F;treckt &#x017F;ich ebenfalls auf die in der Dia-<lb/>
noiologie angegebene Zeichnung, welche fu&#x0364;r gegenwa&#x0364;r-<lb/>
tigen Fall &#x017F;o ausfa&#x0364;llt:</p><lb/>
          <p>
            <formula/>
          </p>
          <p>Man fa&#x0364;ngt na&#x0364;mlich bey der Gattung <hi rendition="#aq">C</hi> an, und &#x017F;etzt<lb/>
ihre Arten <hi rendition="#aq">B, P, Q, R</hi> &#xA75B;c. unter die&#x017F;elbe (Dianoiolog,<lb/>
§. 188.). So dann folgt aus den Sa&#x0364;tzen:</p><lb/>
          <list>
            <item>Alle <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;ind <hi rendition="#aq">D</hi></item><lb/>
            <item>Etliche <hi rendition="#aq">C</hi> &#x017F;ind nicht <hi rendition="#aq">D</hi></item>
          </list><lb/>
          <p>daß die Ausdehnung von <hi rendition="#aq">D</hi> nicht kleiner als die von <hi rendition="#aq">B,</hi><lb/>
aber auch nicht gro&#x0364;ßer &#x017F;eyn ko&#x0364;nne (§. 177. <hi rendition="#aq">No.</hi> 2, und<lb/>
Dianoiol. §. 181.). Man macht &#x017F;ie demnach nicht nur<lb/>
gleich, fondern &#x017F;etzt <hi rendition="#aq">D</hi> gerade u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">B.</hi> Endlich aus dem<lb/>
Satze:</p><lb/>
          <list>
            <item>Alle <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind <hi rendition="#aq">D</hi></item>
          </list><lb/>
          <p>folgt, daß <hi rendition="#aq">A</hi> unter <hi rendition="#aq">D</hi> zu &#x017F;tehen komme, und wenig&#x017F;tens<lb/>
von nicht gro&#x0364;ßerer Ausdehnung &#x017F;ey (Dianoiol. §. 181.).<lb/>
Demnach wird <hi rendition="#aq">A</hi> ganz unter <hi rendition="#aq">D</hi> ge&#x017F;etzt. So &#x017F;ind nun<lb/>
die beyden andern Sa&#x0364;tze:</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Alle</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[348/0354] V. Hauptſtuͤck. Von dieſen Saͤtzen wuͤrden die beyden erſten eine ſehr unvollſtaͤndige Jnduction geben. Und in Anſehung des dritten Satzes erſpart man ſich die Muͤhe, den Be- griff D von jeder der Arten P, Q, R ꝛc. | beſonders zu verneinen, weil man vermittelſt des erſten und eines der beyden letzten Saͤtze, ohne ſolche Jnduction findet, daß D dem B allein zukomme; und dieſes iſt genug, um ſo- dann den Schluß zu ziehen, daß alle A, B ſeyn. §. 179. Die Moͤglichkeit dieſer betraͤchtlichen Ab- kuͤrzung, die uns ſtatt der Wahrſcheinlichkeit die Ge- wißheit giebt, gruͤndet ſich ſchlechthin darauf, daß die Eintheilung der Gattung C in ihre naͤchſten Arten B, P, Q, R ꝛc. richtig gemacht ſey. Dieſe Genauigkeit vorausgeſetzt, erſtreckt ſich ebenfalls auf die in der Dia- noiologie angegebene Zeichnung, welche fuͤr gegenwaͤr- tigen Fall ſo ausfaͤllt: [FORMEL] Man faͤngt naͤmlich bey der Gattung C an, und ſetzt ihre Arten B, P, Q, R ꝛc. unter dieſelbe (Dianoiolog, §. 188.). So dann folgt aus den Saͤtzen: Alle B ſind D Etliche C ſind nicht D daß die Ausdehnung von D nicht kleiner als die von B, aber auch nicht groͤßer ſeyn koͤnne (§. 177. No. 2, und Dianoiol. §. 181.). Man macht ſie demnach nicht nur gleich, fondern ſetzt D gerade uͤber B. Endlich aus dem Satze: Alle A ſind D folgt, daß A unter D zu ſtehen komme, und wenigſtens von nicht groͤßerer Ausdehnung ſey (Dianoiol. §. 181.). Demnach wird A ganz unter D geſetzt. So ſind nun die beyden andern Saͤtze: Alle

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/354
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/354>, abgerufen am 22.11.2024.