Von diesen Sätzen würden die beyden ersten eine sehr unvollständige Jnduction geben. Und in Ansehung des dritten Satzes erspart man sich die Mühe, den Be- griff D von jeder der Arten P, Q, R etc. | besonders zu verneinen, weil man vermittelst des ersten und eines der beyden letzten Sätze, ohne solche Jnduction findet, daß D dem B allein zukomme; und dieses ist genug, um so- dann den Schluß zu ziehen, daß alle A, B seyn.
§. 179. Die Möglichkeit dieser beträchtlichen Ab- kürzung, die uns statt der Wahrscheinlichkeit die Ge- wißheit giebt, gründet sich schlechthin darauf, daß die Eintheilung der Gattung C in ihre nächsten Arten B, P, Q, R etc. richtig gemacht sey. Diese Genauigkeit vorausgesetzt, erstreckt sich ebenfalls auf die in der Dia- noiologie angegebene Zeichnung, welche für gegenwär- tigen Fall so ausfällt:
[Formel 1]
Man fängt nämlich bey der Gattung C an, und setzt ihre Arten B, P, Q, R etc. unter dieselbe (Dianoiolog, §. 188.). So dann folgt aus den Sätzen:
Alle B sind D
Etliche C sind nicht D
daß die Ausdehnung von D nicht kleiner als die von B, aber auch nicht größer seyn könne (§. 177. No. 2, und Dianoiol. §. 181.). Man macht sie demnach nicht nur gleich, fondern setzt D gerade über B. Endlich aus dem Satze:
Alle A sind D
folgt, daß A unter D zu stehen komme, und wenigstens von nicht größerer Ausdehnung sey (Dianoiol. §. 181.). Demnach wird A ganz unter D gesetzt. So sind nun die beyden andern Sätze:
Alle
V. Hauptſtuͤck.
Von dieſen Saͤtzen wuͤrden die beyden erſten eine ſehr unvollſtaͤndige Jnduction geben. Und in Anſehung des dritten Satzes erſpart man ſich die Muͤhe, den Be- griff D von jeder der Arten P, Q, R ꝛc. | beſonders zu verneinen, weil man vermittelſt des erſten und eines der beyden letzten Saͤtze, ohne ſolche Jnduction findet, daß D dem B allein zukomme; und dieſes iſt genug, um ſo- dann den Schluß zu ziehen, daß alle A, B ſeyn.
§. 179. Die Moͤglichkeit dieſer betraͤchtlichen Ab- kuͤrzung, die uns ſtatt der Wahrſcheinlichkeit die Ge- wißheit giebt, gruͤndet ſich ſchlechthin darauf, daß die Eintheilung der Gattung C in ihre naͤchſten Arten B, P, Q, R ꝛc. richtig gemacht ſey. Dieſe Genauigkeit vorausgeſetzt, erſtreckt ſich ebenfalls auf die in der Dia- noiologie angegebene Zeichnung, welche fuͤr gegenwaͤr- tigen Fall ſo ausfaͤllt:
[Formel 1]
Man faͤngt naͤmlich bey der Gattung C an, und ſetzt ihre Arten B, P, Q, R ꝛc. unter dieſelbe (Dianoiolog, §. 188.). So dann folgt aus den Saͤtzen:
Alle B ſind D
Etliche C ſind nicht D
daß die Ausdehnung von D nicht kleiner als die von B, aber auch nicht groͤßer ſeyn koͤnne (§. 177. No. 2, und Dianoiol. §. 181.). Man macht ſie demnach nicht nur gleich, fondern ſetzt D gerade uͤber B. Endlich aus dem Satze:
Alle A ſind D
folgt, daß A unter D zu ſtehen komme, und wenigſtens von nicht groͤßerer Ausdehnung ſey (Dianoiol. §. 181.). Demnach wird A ganz unter D geſetzt. So ſind nun die beyden andern Saͤtze:
Alle
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V. Hauptſtuͤck.
Von dieſen Saͤtzen wuͤrden die beyden erſten eine ſehr
unvollſtaͤndige Jnduction geben. Und in Anſehung
des dritten Satzes erſpart man ſich die Muͤhe, den Be-
griff D von jeder der Arten P, Q, R ꝛc. | beſonders zu
verneinen, weil man vermittelſt des erſten und eines der
beyden letzten Saͤtze, ohne ſolche Jnduction findet, daß
D dem B allein zukomme; und dieſes iſt genug, um ſo-
dann den Schluß zu ziehen, daß alle A, B ſeyn.
§. 179. Die Moͤglichkeit dieſer betraͤchtlichen Ab-
kuͤrzung, die uns ſtatt der Wahrſcheinlichkeit die Ge-
wißheit giebt, gruͤndet ſich ſchlechthin darauf, daß die
Eintheilung der Gattung C in ihre naͤchſten Arten B,
P, Q, R ꝛc. richtig gemacht ſey. Dieſe Genauigkeit
vorausgeſetzt, erſtreckt ſich ebenfalls auf die in der Dia-
noiologie angegebene Zeichnung, welche fuͤr gegenwaͤr-
tigen Fall ſo ausfaͤllt:
[FORMEL]
Man faͤngt naͤmlich bey der Gattung C an, und ſetzt
ihre Arten B, P, Q, R ꝛc. unter dieſelbe (Dianoiolog,
§. 188.). So dann folgt aus den Saͤtzen:
Alle B ſind D
Etliche C ſind nicht D
daß die Ausdehnung von D nicht kleiner als die von B,
aber auch nicht groͤßer ſeyn koͤnne (§. 177. No. 2, und
Dianoiol. §. 181.). Man macht ſie demnach nicht nur
gleich, fondern ſetzt D gerade uͤber B. Endlich aus dem
Satze:
Alle A ſind D
folgt, daß A unter D zu ſtehen komme, und wenigſtens
von nicht groͤßerer Ausdehnung ſey (Dianoiol. §. 181.).
Demnach wird A ganz unter D geſetzt. So ſind nun
die beyden andern Saͤtze:
Alle
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/354>, abgerufen am 16.07.2024.
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