Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.Von dem sinnlichen Schein. Sinnen und ihren Nerven herrührende Vorstellungenmit einmengen, die das Bild der Sache ändern, und mehr hinzusetzen, oder die Empfindung derselben ganz verdunkeln, oder, wie bey dem durchaus organischen Schein, ganz allein sind. Wir haben diese Vermi- schung der beyden Arten des Scheins, so von den Sin- nen herrührt, bereits schon (§. 20.) angemerkt. §. 45. Bey der Beurtheilung des physischen §. 46. Sodann merken wir an, daß wir in erstan- druck Q 2
Von dem ſinnlichen Schein. Sinnen und ihren Nerven herruͤhrende Vorſtellungenmit einmengen, die das Bild der Sache aͤndern, und mehr hinzuſetzen, oder die Empfindung derſelben ganz verdunkeln, oder, wie bey dem durchaus organiſchen Schein, ganz allein ſind. Wir haben dieſe Vermi- ſchung der beyden Arten des Scheins, ſo von den Sin- nen herruͤhrt, bereits ſchon (§. 20.) angemerkt. §. 45. Bey der Beurtheilung des phyſiſchen §. 46. Sodann merken wir an, daß wir in erſtan- druck Q 2
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Von dem ſinnlichen Schein.
Sinnen und ihren Nerven herruͤhrende Vorſtellungen
mit einmengen, die das Bild der Sache aͤndern, und
mehr hinzuſetzen, oder die Empfindung derſelben ganz
verdunkeln, oder, wie bey dem durchaus organiſchen
Schein, ganz allein ſind. Wir haben dieſe Vermi-
ſchung der beyden Arten des Scheins, ſo von den Sin-
nen herruͤhrt, bereits ſchon (§. 20.) angemerkt.
§. 45. Bey der Beurtheilung des phyſiſchen
Scheins werden wir den vorhin ſchon (§. 3.) aus der
Optik entliehenen und allgemeinen vorgetragenen Grund-
ſatz gebrauchen: daß naͤmlich einerley Empfin-
dung entſtehe, wenn eben der Sinn einerley
Eindruck leidet. Was dieſes ſagen will, muͤſſen
wir umſtaͤndlicher anzeigen, und den Nachdruck eines
jeden Wortes beſtimmen. Einmal iſt hier von Em-
pfindungen und nicht von dem Bewußtſeyn deſſen,
was ſie in ſich faſſen, die Rede. Es giebt ungemein
zuſammengeſetzte Empfindungen, wovon wir uns lange
nicht aller einzelnen Theile bewußt ſind, weil ſich die
Aufmerkſamkeit nicht immer ſo weit ausbreitet, ſondern
faſt immer vorzuͤglicher auf einige Theile als auf andere
geht, und zuweilen ganz wegbleibt, oder durch die Ge-
wohnheit unmerklich wird. Jndeſſen wirkt die Em-
pfindung immer ganz in die Gliedmaßen und Ner-
ven des Sinnes, und bringt das Bild der Sache theils
klar, theils auch dunkel in die Gedanken. Der Unter-
ſchied beſteht darinn, daß wir uns des Klaren bewußt
ſind, und uns deſſen leichter errinnern, da hingegen die
dunkeln Theile des Bildes nachgehends in uns aufleben
koͤnnen, und uns etwas neuer und fremder vorkommen,
oder daß wir ſie gar als eigene Einfaͤlle anſehen, weil
wir uns nicht errinnern, daß ſie Theile einer ehmaligen
Empfindung waren (§. 12.).
§. 46. Sodann merken wir an, daß wir in erſtan-
gefuͤhrtem Grundſatze unbeſtimmt laſſen, ob der Ein-
druck
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