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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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VIII. Hauptstück.
sonders in den Sprachen nothwendig, wo man nicht
daran gebunden ist, das Beywort dem Hauptworte, zu
welchem es gehört, unmittelbar vorgehen oder folgen zu
lassen, und überdieß werden dadurch Zuwörter und Bey-
wörter leichter von einander unterschieden, weil auch ihre
Bedeutung unterschieden ist (§. 224.).

§. 293. Der Unterschied der einzeln oder mehrern
Zahl, welcher sowohl in den Nennwörtern als Zeitwör-
tern vorkömmt, fordert auch eine Zusammenrichtung
der veränderlichen Redetheile. Die Beywörter richten
sich darinn schlechthin nach den Hauptwörtern, denen sie
als Bestimmungen beygefügt werden, damit das Be-
ziehende darinn auch dadurch noch kenntlicher werde.
Hingegen richtet sich die Zahl des Zeitworts nach der
Zahl des Hauptworts, welches den Thuenden oder Lei-
denden vorstellt, und von dem eigentlich die Rede ist.
Da der Unterschied der Zahl an sich leicht zu bestim-
men ist, und überdieß etwas Geometrisches hat, so ist
es auch nur den Anomalien des Gebrauches zuzuschrei-
ben, wenn die Zahl verwechselt wird (§. 165.).

§. 294. Die Bestimmung der Zeit liegt schlechthin
nur in den Zeitwörtern, so fern man nämlich sich mit
dem Unterschiede des Vergangenen, Gegenwärtigen
und Zukünftigen begnügt. Denn sonst läßt sie sich so-
wohl durch Zuwörter als auch durch ganze Redensar-
ten genauer angeben. Jndessen gehen dabey verschie-
dene Verwechslungen vor. Z. E. eine Erzählung von
bereits geschehenen Dingen kann und sollte ganz in der
vergangenen Zeit vorgestellt werden. Man findet sie
aber öfters bey den Geschichtschreibern und besonders
bey Rednern und Dichtern in der gegenwärtigen Zeit
vorgetragen, und zwar, um die Vorstellung davon leb-
hafter zu machen. Der Vortrag allgemeiner Sätze
und Wahrheiten, die nicht an die Zeit gebunden sind,
sondern immer bleiben, ist auch in der gegenwärtigen

Zeit,

VIII. Hauptſtuͤck.
ſonders in den Sprachen nothwendig, wo man nicht
daran gebunden iſt, das Beywort dem Hauptworte, zu
welchem es gehoͤrt, unmittelbar vorgehen oder folgen zu
laſſen, und uͤberdieß werden dadurch Zuwoͤrter und Bey-
woͤrter leichter von einander unterſchieden, weil auch ihre
Bedeutung unterſchieden iſt (§. 224.).

§. 293. Der Unterſchied der einzeln oder mehrern
Zahl, welcher ſowohl in den Nennwoͤrtern als Zeitwoͤr-
tern vorkoͤmmt, fordert auch eine Zuſammenrichtung
der veraͤnderlichen Redetheile. Die Beywoͤrter richten
ſich darinn ſchlechthin nach den Hauptwoͤrtern, denen ſie
als Beſtimmungen beygefuͤgt werden, damit das Be-
ziehende darinn auch dadurch noch kenntlicher werde.
Hingegen richtet ſich die Zahl des Zeitworts nach der
Zahl des Hauptworts, welches den Thuenden oder Lei-
denden vorſtellt, und von dem eigentlich die Rede iſt.
Da der Unterſchied der Zahl an ſich leicht zu beſtim-
men iſt, und uͤberdieß etwas Geometriſches hat, ſo iſt
es auch nur den Anomalien des Gebrauches zuzuſchrei-
ben, wenn die Zahl verwechſelt wird (§. 165.).

§. 294. Die Beſtimmung der Zeit liegt ſchlechthin
nur in den Zeitwoͤrtern, ſo fern man naͤmlich ſich mit
dem Unterſchiede des Vergangenen, Gegenwaͤrtigen
und Zukuͤnftigen begnuͤgt. Denn ſonſt laͤßt ſie ſich ſo-
wohl durch Zuwoͤrter als auch durch ganze Redensar-
ten genauer angeben. Jndeſſen gehen dabey verſchie-
dene Verwechslungen vor. Z. E. eine Erzaͤhlung von
bereits geſchehenen Dingen kann und ſollte ganz in der
vergangenen Zeit vorgeſtellt werden. Man findet ſie
aber oͤfters bey den Geſchichtſchreibern und beſonders
bey Rednern und Dichtern in der gegenwaͤrtigen Zeit
vorgetragen, und zwar, um die Vorſtellung davon leb-
hafter zu machen. Der Vortrag allgemeiner Saͤtze
und Wahrheiten, die nicht an die Zeit gebunden ſind,
ſondern immer bleiben, iſt auch in der gegenwaͤrtigen

Zeit,
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[174/0180] VIII. Hauptſtuͤck. ſonders in den Sprachen nothwendig, wo man nicht daran gebunden iſt, das Beywort dem Hauptworte, zu welchem es gehoͤrt, unmittelbar vorgehen oder folgen zu laſſen, und uͤberdieß werden dadurch Zuwoͤrter und Bey- woͤrter leichter von einander unterſchieden, weil auch ihre Bedeutung unterſchieden iſt (§. 224.). §. 293. Der Unterſchied der einzeln oder mehrern Zahl, welcher ſowohl in den Nennwoͤrtern als Zeitwoͤr- tern vorkoͤmmt, fordert auch eine Zuſammenrichtung der veraͤnderlichen Redetheile. Die Beywoͤrter richten ſich darinn ſchlechthin nach den Hauptwoͤrtern, denen ſie als Beſtimmungen beygefuͤgt werden, damit das Be- ziehende darinn auch dadurch noch kenntlicher werde. Hingegen richtet ſich die Zahl des Zeitworts nach der Zahl des Hauptworts, welches den Thuenden oder Lei- denden vorſtellt, und von dem eigentlich die Rede iſt. Da der Unterſchied der Zahl an ſich leicht zu beſtim- men iſt, und uͤberdieß etwas Geometriſches hat, ſo iſt es auch nur den Anomalien des Gebrauches zuzuſchrei- ben, wenn die Zahl verwechſelt wird (§. 165.). §. 294. Die Beſtimmung der Zeit liegt ſchlechthin nur in den Zeitwoͤrtern, ſo fern man naͤmlich ſich mit dem Unterſchiede des Vergangenen, Gegenwaͤrtigen und Zukuͤnftigen begnuͤgt. Denn ſonſt laͤßt ſie ſich ſo- wohl durch Zuwoͤrter als auch durch ganze Redensar- ten genauer angeben. Jndeſſen gehen dabey verſchie- dene Verwechslungen vor. Z. E. eine Erzaͤhlung von bereits geſchehenen Dingen kann und ſollte ganz in der vergangenen Zeit vorgeſtellt werden. Man findet ſie aber oͤfters bey den Geſchichtſchreibern und beſonders bey Rednern und Dichtern in der gegenwaͤrtigen Zeit vorgetragen, und zwar, um die Vorſtellung davon leb- hafter zu machen. Der Vortrag allgemeiner Saͤtze und Wahrheiten, die nicht an die Zeit gebunden ſind, ſondern immer bleiben, iſt auch in der gegenwaͤrtigen Zeit,

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/180>, abgerufen am 23.11.2024.