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Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.

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Cosmologische Briefe
ser, wenn ein Körper von einer Sonne zu einer andern
fortgehet, und wird sich durch unsere Jahre nicht mehr
füglich ausdrücken lassen, wenn wir die Veränderung
ganzer Sonnensystemen dadurch bestimmen sollen.

Für die Beschaffenheit der Einwohner jeder Welt-
körper ware ich nicht besorgt, weil ich überhaupt an-
nehmen konnte, daß jeder derselben zu der Stelle, wo
er sich befindet, werde eingerichtet seyn. Was wir auf
der Erde finden, richtet sich ohne Ausnahme nach diesem
Gesetze. Wir finden Thiere, so für die Polarländer,
andere, die für die heißen Erdstriche, wieder andere, so
für die höchsten Alpen, und noch andere, die für die
Tiefen der Erde gemacht sind. Jedes findet an seinem
Wohnorte seine angemessene Wärme, Luft und Nah-
rung, und jedes ist nach allen seinen Gliedmassen dazu
eingerichtet. Die Betrachtung wird augenscheinlicher,
wenn wir Erde, Wasser und Luft miteinander verglei-
chen. Wer würde an die Bewohnbarkeit des Wassers
denken, wenn die Fische und andere Wasserthiere uns
nicht von Kindheit auf bekannt wären? Wir würden
es aus ähnlichen Gründen für unmöglich halten, aus
denen wir dem Feuer die Bewohnbarkeit absprechen,
und der Unterschied würde nur auf das verbrennen und
ersäufen ankommen. Es ist wahr, das Feuer auf un-
serer Erdfläche ist nicht so ausgebreitet, wie das Was-
ser, daß es einen beständigen Wohnort abgeben sollte.
Allein, wenn es unter der Erde seinen fortdaurenden
Sitz hätte, wie viele Naturlehrer behaupten, so fiele
dieser Grund weg. Vielleicht sind die Einwohner des

Feuers

Coſmologiſche Briefe
ſer, wenn ein Koͤrper von einer Sonne zu einer andern
fortgehet, und wird ſich durch unſere Jahre nicht mehr
fuͤglich ausdruͤcken laſſen, wenn wir die Veraͤnderung
ganzer Sonnenſyſtemen dadurch beſtimmen ſollen.

Fuͤr die Beſchaffenheit der Einwohner jeder Welt-
koͤrper ware ich nicht beſorgt, weil ich uͤberhaupt an-
nehmen konnte, daß jeder derſelben zu der Stelle, wo
er ſich befindet, werde eingerichtet ſeyn. Was wir auf
der Erde finden, richtet ſich ohne Ausnahme nach dieſem
Geſetze. Wir finden Thiere, ſo fuͤr die Polarlaͤnder,
andere, die fuͤr die heißen Erdſtriche, wieder andere, ſo
fuͤr die hoͤchſten Alpen, und noch andere, die fuͤr die
Tiefen der Erde gemacht ſind. Jedes findet an ſeinem
Wohnorte ſeine angemeſſene Waͤrme, Luft und Nah-
rung, und jedes iſt nach allen ſeinen Gliedmaſſen dazu
eingerichtet. Die Betrachtung wird augenſcheinlicher,
wenn wir Erde, Waſſer und Luft miteinander verglei-
chen. Wer wuͤrde an die Bewohnbarkeit des Waſſers
denken, wenn die Fiſche und andere Waſſerthiere uns
nicht von Kindheit auf bekannt waͤren? Wir wuͤrden
es aus aͤhnlichen Gruͤnden fuͤr unmoͤglich halten, aus
denen wir dem Feuer die Bewohnbarkeit abſprechen,
und der Unterſchied wuͤrde nur auf das verbrennen und
erſaͤufen ankommen. Es iſt wahr, das Feuer auf un-
ſerer Erdflaͤche iſt nicht ſo ausgebreitet, wie das Waſ-
ſer, daß es einen beſtaͤndigen Wohnort abgeben ſollte.
Allein, wenn es unter der Erde ſeinen fortdaurenden
Sitz haͤtte, wie viele Naturlehrer behaupten, ſo fiele
dieſer Grund weg. Vielleicht ſind die Einwohner des

Feuers
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[64/0097] Coſmologiſche Briefe ſer, wenn ein Koͤrper von einer Sonne zu einer andern fortgehet, und wird ſich durch unſere Jahre nicht mehr fuͤglich ausdruͤcken laſſen, wenn wir die Veraͤnderung ganzer Sonnenſyſtemen dadurch beſtimmen ſollen. Fuͤr die Beſchaffenheit der Einwohner jeder Welt- koͤrper ware ich nicht beſorgt, weil ich uͤberhaupt an- nehmen konnte, daß jeder derſelben zu der Stelle, wo er ſich befindet, werde eingerichtet ſeyn. Was wir auf der Erde finden, richtet ſich ohne Ausnahme nach dieſem Geſetze. Wir finden Thiere, ſo fuͤr die Polarlaͤnder, andere, die fuͤr die heißen Erdſtriche, wieder andere, ſo fuͤr die hoͤchſten Alpen, und noch andere, die fuͤr die Tiefen der Erde gemacht ſind. Jedes findet an ſeinem Wohnorte ſeine angemeſſene Waͤrme, Luft und Nah- rung, und jedes iſt nach allen ſeinen Gliedmaſſen dazu eingerichtet. Die Betrachtung wird augenſcheinlicher, wenn wir Erde, Waſſer und Luft miteinander verglei- chen. Wer wuͤrde an die Bewohnbarkeit des Waſſers denken, wenn die Fiſche und andere Waſſerthiere uns nicht von Kindheit auf bekannt waͤren? Wir wuͤrden es aus aͤhnlichen Gruͤnden fuͤr unmoͤglich halten, aus denen wir dem Feuer die Bewohnbarkeit abſprechen, und der Unterſchied wuͤrde nur auf das verbrennen und erſaͤufen ankommen. Es iſt wahr, das Feuer auf un- ſerer Erdflaͤche iſt nicht ſo ausgebreitet, wie das Waſ- ſer, daß es einen beſtaͤndigen Wohnort abgeben ſollte. Allein, wenn es unter der Erde ſeinen fortdaurenden Sitz haͤtte, wie viele Naturlehrer behaupten, ſo fiele dieſer Grund weg. Vielleicht ſind die Einwohner des Feuers

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/97>, abgerufen am 24.11.2024.