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Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Hoffnung, auf der Rückreise besseres Glück zu haben, und das Gleichgewicht seines Gemüths war bald wieder so vollkommen hergestellt, daß sämmtliche Staaten des Continents, besonders diejenigen, welche so eben auf dem Wege von Laibach nach Verona waren, ihn um dasselbe hätten beneiden dürfen.

"Ich werde ihn sehen, aber jetzt nicht, ich werde ihn schauen, aber nicht von nahe", sagte er zu Wilhelms ausnehmendem Ergötzen mit den Worten jenes wunderlichen Propheten, dessen Eselin unfehlbarer war als ihr Herr.

Heute jedoch kam das A . . . bergische Gleichgewicht abermals ein wenig ins Schwanken, so daß unser untersetzter Freund sich genöthigt sah, seinen Schwerpunkt in die Zehen zu verlegen. Sein Sohn Wilhelm erschien nämlich im Portale des Gymnasiums, und da von dort ein paar Stufen herunterführten, so mußte er ihn unter der Menge im Auge zu behalten suchen. Vater und Sohn lächelten sich von Weitem an, wie ein Mond den andern anlächeln würde, und der Sohn glich auch dem Vater, wie ein Ei dem andern. Auf der hohen weißen Cravatte ruhte behaglich dasselbe rothbackige Gesicht, rund und voll wie sein Ascendent, nur in verjüngtem Maßstabe, und die schneeweißen Vatermörder, die es einrahmten, beeinträchtigten so wenig, als bei dem Vater die weiße Halsbinde, das gesunde Roth der Wangen. Mit ruhiger Sicherheit, keinen Schritt beeilend, lavirte der Junge durch das Gewühl auf den Alten zu, der ihm die kurzen Arme

Hoffnung, auf der Rückreise besseres Glück zu haben, und das Gleichgewicht seines Gemüths war bald wieder so vollkommen hergestellt, daß sämmtliche Staaten des Continents, besonders diejenigen, welche so eben auf dem Wege von Laibach nach Verona waren, ihn um dasselbe hätten beneiden dürfen.

„Ich werde ihn sehen, aber jetzt nicht, ich werde ihn schauen, aber nicht von nahe“, sagte er zu Wilhelms ausnehmendem Ergötzen mit den Worten jenes wunderlichen Propheten, dessen Eselin unfehlbarer war als ihr Herr.

Heute jedoch kam das A . . . bergische Gleichgewicht abermals ein wenig ins Schwanken, so daß unser untersetzter Freund sich genöthigt sah, seinen Schwerpunkt in die Zehen zu verlegen. Sein Sohn Wilhelm erschien nämlich im Portale des Gymnasiums, und da von dort ein paar Stufen herunterführten, so mußte er ihn unter der Menge im Auge zu behalten suchen. Vater und Sohn lächelten sich von Weitem an, wie ein Mond den andern anlächeln würde, und der Sohn glich auch dem Vater, wie ein Ei dem andern. Auf der hohen weißen Cravatte ruhte behaglich dasselbe rothbackige Gesicht, rund und voll wie sein Ascendent, nur in verjüngtem Maßstabe, und die schneeweißen Vatermörder, die es einrahmten, beeinträchtigten so wenig, als bei dem Vater die weiße Halsbinde, das gesunde Roth der Wangen. Mit ruhiger Sicherheit, keinen Schritt beeilend, lavirte der Junge durch das Gewühl auf den Alten zu, der ihm die kurzen Arme

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[0071] Hoffnung, auf der Rückreise besseres Glück zu haben, und das Gleichgewicht seines Gemüths war bald wieder so vollkommen hergestellt, daß sämmtliche Staaten des Continents, besonders diejenigen, welche so eben auf dem Wege von Laibach nach Verona waren, ihn um dasselbe hätten beneiden dürfen. „Ich werde ihn sehen, aber jetzt nicht, ich werde ihn schauen, aber nicht von nahe“, sagte er zu Wilhelms ausnehmendem Ergötzen mit den Worten jenes wunderlichen Propheten, dessen Eselin unfehlbarer war als ihr Herr. Heute jedoch kam das A . . . bergische Gleichgewicht abermals ein wenig ins Schwanken, so daß unser untersetzter Freund sich genöthigt sah, seinen Schwerpunkt in die Zehen zu verlegen. Sein Sohn Wilhelm erschien nämlich im Portale des Gymnasiums, und da von dort ein paar Stufen herunterführten, so mußte er ihn unter der Menge im Auge zu behalten suchen. Vater und Sohn lächelten sich von Weitem an, wie ein Mond den andern anlächeln würde, und der Sohn glich auch dem Vater, wie ein Ei dem andern. Auf der hohen weißen Cravatte ruhte behaglich dasselbe rothbackige Gesicht, rund und voll wie sein Ascendent, nur in verjüngtem Maßstabe, und die schneeweißen Vatermörder, die es einrahmten, beeinträchtigten so wenig, als bei dem Vater die weiße Halsbinde, das gesunde Roth der Wangen. Mit ruhiger Sicherheit, keinen Schritt beeilend, lavirte der Junge durch das Gewühl auf den Alten zu, der ihm die kurzen Arme

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:08:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910/71>, abgerufen am 23.11.2024.