bringen können. Ich wär' auch eingekehrt und hätt' mich zum Spaß berauben lassen, pur aus Fürwitz.
Es ist doch eine gefährliche Uebung, sagte der Fischer. Wenn die Katze das Mausen verschmeckt hat, so läßt sie nicht mehr davon, und was eine Distel werden will, das fängt zeitig an zu brennen. Es ist nicht lang angestanden, daß er seine G'studirtheit an einer Geldkiste ausgelassen hat.
Was? rief der Knecht. Ist er im Ernst eingebrochen?
Pst, Peter, schrei leis! erwiderte sein Herr. Ja, aber nur bei seinem Vater, und der hat's ja.
Vierhundert und dreißig Gulden sind doch keine Kleinigkeit, sagte der Fischer.
Vierhundert und dreißig Gulden! rief der Knecht. Da wundert's mich nicht, daß er im Zuchthaus sitzt. Und sein eigener Vater hat ihn hineinsperren lassen?
Er konnte es nicht vertuschen, wenn er auch gewollt hätte. Uebrigens ist's nicht seine diesmalige Zuchthausstrafe, denn das ist schon die zweite. Damals aber war er erst vierzehn Jahr' alt.
Das ist aber doch auch hart, meinte der Knecht, einen vierzehn¬ jährigen Buben ins Zuchthaus zu schicken.
Laßt mich reden, ihr Mannen! sagte der jüngere Müller: ich kann am besten erzählen, wie die Sach' zugegangen ist, ich hab' ja auch einen Spieß in selbigem Krieg getragen. Wahr ist's, und was wahr ist, das muß wahr sein, dem Frieder hat sich das Blättlein übel gewendet, wie ihm Gott seine Mutter nahm. Von der Stund' an hatte Alles was er that eine andere Farbe.
Das ist eben der Unterschied, fiel der ältere Müller ein, ob man etwas mit Liebe ansieht oder mit Haß. Und den Haß, den hat das Ripp, die jetzige Frau, ins Haus gebracht; die Liebe aber ist mit der ersten ins Grab gegangen.
Verzogen war er, das ist richtig, fuhr der Jüngere fort. Aber es kommt nur drauf an, was man dem Kind für einen Namen gibt. Vormals hieß man's artig, witzig, aufgeräumt; nachher hieß man's übermüthig, tückisch, boshaft. Und wo man früher Anzeichen von Mannhaftigkeit gelobt hatte, da sah man jetzund nichts mehr als den hellen lautern Teufelstrotz.
bringen können. Ich wär' auch eingekehrt und hätt' mich zum Spaß berauben laſſen, pur aus Fürwitz.
Es iſt doch eine gefährliche Uebung, ſagte der Fiſcher. Wenn die Katze das Mauſen verſchmeckt hat, ſo läßt ſie nicht mehr davon, und was eine Diſtel werden will, das fängt zeitig an zu brennen. Es iſt nicht lang angeſtanden, daß er ſeine G'ſtudirtheit an einer Geldkiſte ausgelaſſen hat.
Was? rief der Knecht. Iſt er im Ernſt eingebrochen?
Pſt, Peter, ſchrei leis! erwiderte ſein Herr. Ja, aber nur bei ſeinem Vater, und der hat's ja.
Vierhundert und dreißig Gulden ſind doch keine Kleinigkeit, ſagte der Fiſcher.
Vierhundert und dreißig Gulden! rief der Knecht. Da wundert's mich nicht, daß er im Zuchthaus ſitzt. Und ſein eigener Vater hat ihn hineinſperren laſſen?
Er konnte es nicht vertuſchen, wenn er auch gewollt hätte. Uebrigens iſt's nicht ſeine diesmalige Zuchthausſtrafe, denn das iſt ſchon die zweite. Damals aber war er erſt vierzehn Jahr' alt.
Das iſt aber doch auch hart, meinte der Knecht, einen vierzehn¬ jährigen Buben ins Zuchthaus zu ſchicken.
Laßt mich reden, ihr Mannen! ſagte der jüngere Müller: ich kann am beſten erzählen, wie die Sach' zugegangen iſt, ich hab' ja auch einen Spieß in ſelbigem Krieg getragen. Wahr iſt's, und was wahr iſt, das muß wahr ſein, dem Frieder hat ſich das Blättlein übel gewendet, wie ihm Gott ſeine Mutter nahm. Von der Stund' an hatte Alles was er that eine andere Farbe.
Das iſt eben der Unterſchied, fiel der ältere Müller ein, ob man etwas mit Liebe anſieht oder mit Haß. Und den Haß, den hat das Ripp, die jetzige Frau, ins Haus gebracht; die Liebe aber iſt mit der erſten ins Grab gegangen.
Verzogen war er, das iſt richtig, fuhr der Jüngere fort. Aber es kommt nur drauf an, was man dem Kind für einen Namen gibt. Vormals hieß man's artig, witzig, aufgeräumt; nachher hieß man's übermüthig, tückiſch, boshaft. Und wo man früher Anzeichen von Mannhaftigkeit gelobt hatte, da ſah man jetzund nichts mehr als den hellen lautern Teufelstrotz.
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Es iſt doch eine gefährliche Uebung, ſagte der Fiſcher. Wenn die
Katze das Mauſen verſchmeckt hat, ſo läßt ſie nicht mehr davon, und
was eine Diſtel werden will, das fängt zeitig an zu brennen. Es iſt
nicht lang angeſtanden, daß er ſeine G'ſtudirtheit an einer Geldkiſte
ausgelaſſen hat.
Was? rief der Knecht. Iſt er im Ernſt eingebrochen?
Pſt, Peter, ſchrei leis! erwiderte ſein Herr. Ja, aber nur bei
ſeinem Vater, und der hat's ja.
Vierhundert und dreißig Gulden ſind doch keine Kleinigkeit, ſagte
der Fiſcher.
Vierhundert und dreißig Gulden! rief der Knecht. Da wundert's
mich nicht, daß er im Zuchthaus ſitzt. Und ſein eigener Vater hat
ihn hineinſperren laſſen?
Er konnte es nicht vertuſchen, wenn er auch gewollt hätte.
Uebrigens iſt's nicht ſeine diesmalige Zuchthausſtrafe, denn das iſt
ſchon die zweite. Damals aber war er erſt vierzehn Jahr' alt.
Das iſt aber doch auch hart, meinte der Knecht, einen vierzehn¬
jährigen Buben ins Zuchthaus zu ſchicken.
Laßt mich reden, ihr Mannen! ſagte der jüngere Müller: ich
kann am beſten erzählen, wie die Sach' zugegangen iſt, ich hab' ja
auch einen Spieß in ſelbigem Krieg getragen. Wahr iſt's, und was
wahr iſt, das muß wahr ſein, dem Frieder hat ſich das Blättlein
übel gewendet, wie ihm Gott ſeine Mutter nahm. Von der Stund'
an hatte Alles was er that eine andere Farbe.
Das iſt eben der Unterſchied, fiel der ältere Müller ein, ob man
etwas mit Liebe anſieht oder mit Haß. Und den Haß, den hat das
Ripp, die jetzige Frau, ins Haus gebracht; die Liebe aber iſt mit der
erſten ins Grab gegangen.
Verzogen war er, das iſt richtig, fuhr der Jüngere fort. Aber es
kommt nur drauf an, was man dem Kind für einen Namen gibt.
Vormals hieß man's artig, witzig, aufgeräumt; nachher hieß man's
übermüthig, tückiſch, boshaft. Und wo man früher Anzeichen von
Mannhaftigkeit gelobt hatte, da ſah man jetzund nichts mehr als den
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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/43>, abgerufen am 23.11.2024.
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